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Forgotten Dreams - Emilia & Adriano E-Book

Lina Doe

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Beschreibung

Verliebe dich nie in deinen Boss - nie wieder! Als die Gärtnerin Emilia von ihrem Ex-Freund eine Einladung zu seiner Hochzeit erhält, ist für sie klar: Da geht sie nicht hin! Hals über Kopf nimmt sie eine Stelle als Haushaltshilfe in Italien an und glaubt, vor Liebesdingen sicher zu sein. Doch ihr unnahbarer Chef entpuppt sich als attraktiver Mann, dessen Charme sie immer mehr verfällt. Dumm nur, dass er ihr Boss ist und sie ihre eigenen Prinzipien nicht verraten will.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Einladung

Piemont

Misslungenes Abendessen

Umwerfendes Lächeln

Eiskaltes Wasser

Geheimnisse

Giulia

Allüren

Geschenk

Frühstück

Entschuldigung

Allein baden

Cantuccini

Überraschender Besuch

Beichte

Verschmäht

Familienfest

Das Schlimmste am Apéro

Nicht nur ein Kuss

Herzenswunsch

Danksagung

Lina Doe

Forgotten Dreams – Emilia & Adriano

erotischer Liebesroman

Impressum

© Juni 2022, Lina Doe

Lina Doe c/o Autorenservice Patchwork Schlossweg 6 A-9020 [email protected]

Lektorat und Korrektorat: LibriMelior – Michael Weyer Cover Design: Giusy Ame / Magicalcover

Bildquelle: Depositphoto

Lina Doe

Forgotten

Dreams

Emilia & Adriano

Einladung

»So ein Arsch.« Kraftlos ließ sich Emilia auf einen Stuhl am Esstisch sinken und starrte auf die Einladungskarte. Sie war in Weiß gehalten. Eine Prägung aus vergoldeten Schnörkeln zog sich am Rand entlang, und eine Schleife aus edlem Samt verdeckte das Geheimnis, das diese Karte wahrte: Wer die Einladung verschickt hatte.

Unschuldig wirkte sie, die Karte, und rein. Doch Emilia wusste, dass die beiden, die sie geschickt hatten, nicht rein und unschuldig waren, ganz im Gegenteil. Jedenfalls nicht in dem Sinne, in dem die Kirche diese Worte verstand. Sie konnte es mit eigenen Augen bezeugen. Nicht, dass das erstrebenswert war.

Für einen Moment schloss Emilia die Augen, konzentrierte sich auf die Luft, die durch ihre Nase in die Lunge strömte und wieder zurück. Noch einmal.

Das Poltern an der Tür holte sie in die Gegenwart zurück. »Ich bin dahaaaa!«, rief Zoe durch die Wohnung.

Ein erleichtertes Lächeln huschte Emilia über das Gesicht. Ihre beste Freundin kam genau zur rechten Zeit. Heute hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie so früh von der Arbeit kam, doch das machte nichts.

Nachdem sie die Schuhe ausgezogen hatte, trat Zoe mit einer riesigen Einkaufstasche in die Küche, schenkte ihr ein strahlendes Grinsen und beförderte ein riesiges Glas Haselnuss-Schoko-Aufstrich ans Tageslicht. »Sieh nur«, frohlockte sie. »War gerade im Angebot. Ich habe drei davon gekauft.«

Von ihren Sorgen abgelenkt, lachte Emilia erheitert auf. »Wohin packst du nur die ganzen Kalorien?«

Unbeeindruckt zuckte Zoe mit den Schultern. »Ich gebe mir ja Mühe, die in meine A-Körbchen zu investieren, aber so richtig klappt es nicht. Wie hast du es geschafft?« Ihr Blick traf auf Emilias Oberweite, die sich deutlicher unter dem Shirt abzeichnete als ihre.

»Ach, hör schon auf.« Leise lachte Emilia. »An deiner Stelle würde ich mir jeden Abend den Wanst vollschlagen. Aber wie es nun mal so ist, die einen können das und bleiben dünn wie eine Bohnenstange, die anderen kämpfen damit, dass sich nicht jedes Kaloriechen in ein Pfund Speck umwandelt.«

»Na, beklagen musst du dich deswegen ja auch nicht.« Zoe griff abermals in die Tasche und brachte einen riesigen, goldbraunen Butterzopf zum Vorschein. Sie schnitt sich ein dickes Stück ab, schmierte beinahe so viel Aufstrich darauf und biss herzhaft hinein. »Dich plagt etwas anderes.«

Zoes Treffsicherheit war besorgniserregend. Unheimlich. Und irgendwie angsteinflößend. Sie kannten sich schon ihr ganzes Leben, hatten im Sandkasten miteinander gespielt und sich über ihre ersten Küsse ausgetauscht. Sie waren wie Schwestern, nur dass sie sich nicht so oft gestritten hatten.

Emilias Blick richtete sich auf die edle Karte mit den Schnörkeln. Wäre es die Einladung zu ihrer eigenen Hochzeit gewesen, hätte sie das Design geliebt. So aber … Sie seufzte. Es führte sowieso kein Weg daran vorbei, Zoe und später auch Liana von der Einladung zu berichten. Da konnten sie sie genauso gut auch lesen. »Hier.« Sie streckte den Arm und reichte Zoe die Einladung.

»Eine Einladung? Das ist doch nicht so schlimm«, murmelte sie, ehe sie die Schleife zur Seite schob und die Karte neugierig öffnete. »Ach du Scheiße! Ben und Tina? Die heiraten?« Ihre aufgerissenen Augen richteten sich abwechselnd auf Emilia und die Einladung, als sie auf einem Stuhl ihr gegenüber Platz nahm.

Tief holte Emilia Luft. »Ich weiß. Es ist ja nur eine Einladung. Ist ja auch nicht schlimm. Ich gehe da einfach hin, spiele mit und komme am Abend wieder nach Hause. Wo ist das Problem?« Emilia wusste ganz genau, wo das Problem lag.

Zoe ebenso. »Schätzchen, die beiden haben es in eurem Bett und hinter deinem Rücken miteinander getrieben.«

Seufzend wandte Emilia den Blick ab. Die schlechten Erinnerungen verdrängte sie in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins, doch sie wehrten sich. In den letzten neun Monaten hatte es wunderbar funktioniert, doch nun von der Hochzeit zu erfahren, warf sie Wochen zurück. Und schmerzte. Ihm war die Affäre wirklich wichtiger als sie. Dabei hatten Ben und sie schon von Hochzeit und Kindern gesprochen, davon, gemeinsam ihre eigene Gärtnerei zu führen. Obwohl er damals ihr Chef gewesen war, hatten sie bei der Arbeit und privat harmoniert. Er hatte ihr versprochen, die erhoffte eigene Gärtnerei mit ihr zusammen als seine Stellvertretung zu führen, und sie hatte den Traum mit ihm geträumt. Klar, es war nicht wirklich geplant gewesen, aber es hatte sich so richtig angefühlt.

Sie langte über den Tisch und eroberte die Einladungskarte zurück. »Genau. Und es ist neun Monate her. Ich bin darüber hinweg.«

Zoe schwieg. Das war ein schlechtes Zeichen. Ihre Freundin sagte, was ihr auf der Zunge lag, ob das nun von Vorteil war oder nicht. Schließlich atmete sie hörbar aus, die Spannung zwischen ihnen wich. »Ich weiß, dass du über Ben hinweg bist. Du willst den Typen nicht mehr. Aber dass sie dich einladen, ist erstens moralisch verwerflich, zweitens nur dafür da, um dich bloßzustellen, und drittens um dir zu beweisen, dass sie es besser haben als du.«

Emilia rollte mit den Augen. »Und ich soll einfach absagen? Ganz ehrlich, am liebsten täte ich das.«

Lianas Schritte näherten sich, mit wirren Haaren trat sie in die Küche. Ihre Augen schienen noch etwas kleiner als normalerweise, aber Emilia glaubte, dass ihre Schwester aufnahmefähig war.

»Was sollst du absagen?« Liana schlurfte zum Wasserhahn und drehte das Wasser auf, bis es kühl in das Waschbecken rauschte. In aller Seelenruhe füllte sie ein Glas und trank einen Schluck. Die kurzen Shorts und das Schlabbershirt wollten nicht so recht zur Uhrzeit passen. Sie war also hellwach und hatte sogar zugehört.

Emilia zog die Augenbrauen zusammen. »Was genau machst du um sieben Uhr abends in diesem Outfit?«

»Wasser trinken?« Demonstrativ leerte sie das Wasserglas und stellte es neben die Spüle. »Was willst du absagen?«

»Die Hochzeit von Ben und Tina«, antwortete Zoe freundlicherweise.

Unwillig brummte Emilia. »Nicht die Hochzeit an sich. Nur meine Anwesenheit da«, erwiderte sie. Wann hatten sich ihre Freundin und Schwester verbündet und sich gegen sie verschworen? Unfairer konnte das nicht sein. Sie tippte auf die Karte. »Sie haben mich eingeladen. Wenn ich ohne triftigen Grund absage, denken sie, dass ich kalte Füße habe und nicht damit klarkomme, dass sie nun ein Paar sind. Ich will mir die Blöße nicht geben. Aber seine ganze Familie wiederzutreffen und ihnen zu erklären, wie laut sie in meinem Bett gestöhnt hat, will ich auch nicht.« Sie zog die Füße auf den Stuhl und die Knie nah an ihren Oberkörper.

Zoe lachte hart auf und schob ihre kurzen Haare auf die linke Seite, sodass ihr Sidecut wieder besser zur Geltung kam. Emilia neigte den Kopf zur Seite, wollte etwas sagen, doch ihre Freundin kam ihr zuvor: »Da möchte ich dabei sein! Kann ich mich als dein lesbisches Date ausgeben?« Ihre Augen leuchteten erschreckend begeistert auf.

Emilia grinste. »Wenn ich mich lesbisch outen würde, könnte ich nicht einmal mehr von ihrem Stöhnen erzählen. Sie würden uns vorher rausschmeißen.« Bei der Vorstellung daran lockerte sich die Enge in ihrer Brust. Es tat unheimlich gut, sich mit ihren Freundinnen zu besprechen und sich die unmöglichsten Szenarien auszumalen. »Aber notfalls machen wir das und stehlen den beiden die Show.«

Leise gluckste Liana. »Das könnten wir nur noch toppen, wenn wir sagen, dass wir alle drei miteinander ins Bett steigen.«

Die Vorstellung von Bens Tanten, die noch immer die Frau hinter dem Herd mit einem halben Dutzend Kinder an der Schürze als Idealbild einer Familie sahen, entlockte Emilia ein erheitertes Lachen. »Das dürfen wir nicht, Liana, das wäre Inzest.«

Unbeeindruckt wedelte diese mit der Hand vor dem Gesicht. »Papperlapapp. Geht in Ordnung. Wir sind Frauen.« Sie griff nach der Einladung, rümpfte die Nase, als sie die Schleife zur Seite schob, und öffnete sie schließlich.

Emilia wusste, was darin lag: ein Foto. Beide hatten es unterschrieben, ein Herz rahmte ihre Namen ein.

Zum Kotzen.

»Du, die ist schwanger.«

Emilia erstarrte. »Nein.« Ihr Herz klopfte so laut, dass die beiden anderen es nicht überhören konnten. Es war unmöglich, dass diese Schläge nicht so heftig durch den Raum drangen wie durch ihren Körper.

Tina war schwanger.

Alles, was sie mit Ben hatte erreichen wollen, hatte nun Tina.

Tina, Tina, Tina.

Sie durfte nicht zu dieser Hochzeit, koste es, was es wolle.

Emilia räusperte sich. »Wie kommt man von hier weg?«

Lustlos scrollte Emilia weiter. Wenn sie nicht zur Hochzeit ihres Ex-Freundes und seiner Affäre wollte, dann musste sie eine Arbeit oder eine andere Aufgabe weit weg von hier finden. Etwas Bindendes. Doch die Suche gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Sie seufzte, trank einen Schluck des italienischen Weins, den Zoe freundlicherweise zu dem faulen Abend auf Lianas breitem Bett beigesteuert hatte, und besah sich die nächste Anzeige. »Mädchen für alles gesucht. Stockholm. Tagsüber bist du frei, nachts gehörst du mir«, las sie vor.

Zoe verschluckte sich beinahe am Wein. »Nimm das Angebot an. Nacht ist es in Stockholm im Moment nie. Bleib einfach nicht bis zum Winter.« Sie hustete, lachte und trank einen weiteren Schluck.

Liana schenkte sich Wein nach, musterte die leere Flasche, als es nur noch für ein halbes Glas reichte, und stellte sie auf den Nachttisch. »Wieso nicht Italien?«, fragte sie. »Da kannst du wenigstens die Sprache.«

Emilia legte den Kopf etwas schief, schürzte die Lippen, neigte den Kopf auf die andere Seite. »Italien ist zu nah. Ich könnte für ein Wochenende zurückkommen. Also kann ich den beiden zusehen, wie sie sich gegenseitig einen Finger an den Ring stecken.« Sie hob das Glas und leerte es in einem Zug, ehe sie den Fehler bemerkte. »Entschuldigt, Ring an den Finger stecken.«

Liana gluckste. »Das wäre wenigstens nicht das Schlimmste, bei dem du die beiden beobachtet hast.«

Das war es nicht. Doch die Entdeckung letzten Herbst hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen und sie in eine Tiefe gestürzt, die sie nur dank Liana und Zoe hinter sich gelassen hatte. Dunkel war es in dem Loch gewesen, in dem sie gelandet war. Und Rachegeister mussten dort hausen, denn sie hatte sich ständig überlegt, was sie Ben und seiner Flamme antun konnte.

Emilia seufzte und strich sich die dunkelbraunen Locken aus dem Gesicht. »Ich will die nicht mit Babybauch sehen.« Es würde zwar nur noch gut zwei Monate dauern, bis die Hochzeit stattfand, doch bis dahin konnte auch ein kleiner Babybauch schon riesig erscheinen – besonders wenn man stets damit gerechnet hatte, selbst die Frau in seinen Armen zu sein, die so aussah.

»Kann ich verstehen.« Liana fuhr ihr über die Haare und kuschelte sich noch näher. »Aber eben. Italien. Was hältst du davon?«

»Italiener sollen tolle Liebhaber sein«, warf Zoe ein.

Synchron wandten sich Liana und Emilia zu Zoe um, deren Gedanken irgendwo weit südlich verweilten und einen schönen Südländer am Strand vernaschten.

Kopfschüttelnd tippte Emilia Italien in das Suchfeld der Jobbörse ein. Mit ihrem Gehalt als Gärtnerin konnte sie nicht einfach auf eine Weltreise gehen. Außerdem war sie nie eine gewesen, die jede Gelegenheit genutzt hatte, um eine andere Ecke der Welt zu sehen. Diese Ausrede hätte ihr nun niemand abgekauft, erst recht nicht Ben und Tina, die vermutlich nur darauf warteten, dass sie sich wie die eifersüchtige Ex verhielt, als die sie sie sahen. Deshalb hatten sie sie doch erst eingeladen. Dass Emilia zufälligerweise so kurz vor der Hochzeit einen neuen Job im Ausland hatte, vermutlich auch nicht. Doch das war ihr egal. Neben der Aussicht, eine gute Ausrede für das Fehlen zu haben, überkam sie bei der Vorstellung ein leises Kribbeln. Weg von Bern, von ihrer Heimat, irgendwo Erfahrungen sammeln. Das hatte sie noch nie gemacht. Dort kannte sie niemand. Niemand urteilte aufgrund ihrer Vergangenheit über sie. Es wäre wie ein Neuanfang.

Sie scrollte langsam durch die Ergebnisliste. Einige Angebote schienen so verlockend wie zwielichtig, anderen erkannte man die Laien am anderen Ende der Leitung jetzt schon an.

»Hey, der ist süß!«, brach Liana die Stille und zeigte auf das Foto eines Mannes mittleren Alters. Seine schwarzen Haare waren ordentlich frisiert, der Blick streng und wenig motiviert. Wahrscheinlich war er von seiner Frau gezwungen worden, eine Haushaltshilfe zu organisieren oder so.

Emilia rümpfte die Nase. »Süß?« Wenn, dann war er attraktiv. »Ich gehe doch nicht wegen eines Mannes irgendwohin.«

Zoe räusperte sich geräuschvoll, Liana bedachte sie mit einem vielsagenden Blick.

»Na gut«, lenkte sie ein. »Aber nicht, weil ich zu einem hinwill, sondern weil ich vor einem davonlaufe.« Besser war das nicht. Wieso hatten die beiden auch immer recht? Sie verdrehte die Augen und scrollte weiter.

Ein wenig zu heftig berührte Zoe ihren Unterarm, als sie sich zu ihr hinüberbeugte, um etwas zu sagen. Aus Versehen klickte Emilia auf die Anzeige.

»Oh«, entfuhr es Zoe, »der wartet nur noch bis Mitternacht.«

Emilia checkte die Uhrzeit an ihrem Laptop. Elf Uhr sechsunddreißig. Vierundzwanzig Minuten blieben, um sich bei ihm zu bewerben. Auch wenn sie Liana nur ungern recht gab, der Mann war ihr sympathisch, auch wenn er einen abweisenden Eindruck machte. Als wäre ihm nicht wohl dabei, weltweit nach jemandem zu suchen, der seinen Haushalt in Schuss hielt. Er hatte ein Bild von seinem Haus eingestellt, das einen Teil eines wunderschönen, wildromantischen Gartens zeigte. Dieser lockte sie deutlich mehr als der Mann mit den zusammengekniffenen Augen.

Sie vergrößerte das Bild. »Der Garten ist hübsch.« Sie versuchte, ihre spontane Begeisterung hinter einer gleichgültigen Fassade zu verbergen.

Liana lachte leise in sich hinein.

Theatralisch seufzte Zoe. »Ach du meine Güte. Da steht ein heißer Italiener, und Emilia denkt nur an den Garten. Typisch!«

Erleichtert lachte Emilia auf. »Komm, wir versuchen es. Es gibt schon sechsundvierzig Bewerbungen. Da habe ich keine Chance. Das Einzige, das ich kann, ist, seine Büsche zu stutzen. Auf seine …«

»Büsche stutzen?« Zoe und Liana kreischten synchron auf und lachten los.

Kinder!

»Auf seine Kinder achtgeben und den Haushalt schmeißen wird nicht meine Stärke sein«, fuhr Emilia möglichst unbeeindruckt fort. Sie zuckte mit den Schultern. »Aber ein bisschen schummeln ja alle.« Ein breites, dem Wein geschuldetes Grinsen eroberte ihr Gesicht.

Zoes fieses Lächeln war selten so breit wie in diesem Moment. »Und Büsche stutzen kannst du ja.«

Piemont

Aufgeregt strich sich Emilia die Haare aus dem Gesicht, die der warme Wind zerzauste. Sie sah sich auf dem einsamen Platz um, der vorgab, eine Bushaltestelle zu sein. Bis auf eine Handvoll Häuser aus Stein und ein paar Stromleitungen sah sie nichts. Keinen Mann, keine Frau, kein Nichts.

Sie hatte den Job bei diesem Italiener bekommen. Als sie die Nachricht erhalten hatte, hatte sie gedacht, falsch zu lesen. Sie hatte die Antwort an Liana weitergeleitet, die ihr nur mit Herzchenaugen und einem überraschten Emoji geantwortet hatte. Zoe hatte ihr die Google-Übersetzung geschickt. Alle drei waren der Meinung gewesen, dass es eine Zusage war.

Adriano Caruso, so hieß der Mann, hatte ihr mitgeteilt, wann sie hier aufkreuzen sollte. Der Kontakt war zwar freundlich gewesen, aber auch distanziert. Zur Sicherheit hatte sie genügend Bargeld eingepackt, damit sie direkt ein Ticket zurück nach Hause kaufen konnte. Vermutlich würde heute kein Bus mehr bis nach Domodossola fahren, so verschlafen, wie sich das Kaff darstellte.

Verunsichert drehte sie sich zum Schild um, das ihr bewies, am richtigen Ort zu sein: Pontemaglio im Piemont. Ein verschlafenes Dorf, in dem es nicht viel mehr gab als eine Kirche, eine Bushaltestelle, ein paar Großeltern und ihre Weinreben. Wenn wenigstens der Wein schmeckte.

Emilia bereute es, zugesagt zu haben. Genau wie bei der Bewerbung wusste sie nicht so recht, welches Pferd sie geritten hatte. Immer waren eine Flasche Wein und Zoe und Liana im Spiel gewesen. Vielleicht hätte sie ihre Antworten ohne die beiden schreiben sollen. Oder nachdem sie zwei Nächte darüber geschlafen hatte. So aber hatte sie einen Vertrag unterzeichnet, von dem sie sicher war, ihn nicht erfüllen zu können. Familien- und Haushaltshilfe … Wer wusste denn schon, was alles dazugehörte.

Die Sonne brannte auf ihre dunkelbraunen Haare. Sie setzte sich in das Wartehäuschen der Haltestelle und holte die Mappe mit den Unterlagen hervor, um die Informationen noch einmal durchzugehen. Die Zeit stimmte, sie war pünktlich. Sogar der Bus hatte sich nicht verspätet, obwohl man dem italienischen öffentlichen Verkehr keine große Zuverlässigkeit nachsagte.

Was, wenn Signore Caruso sie vergessen hatte?

Sie warf einen Blick auf die leere Straße. Kein Auto fuhr vorbei. Nur das Rauschen des Flusses hinter ihr durchdrang das beruhigende Murmeln des Windes. Am liebsten hätte sie sich auf die andere Straßenseite gesetzt, auf den nächsten Bus gewartet und wäre abgehauen. Nur die Aussicht auf Bens Hochzeit mit seiner Tina hielt sie davon ab. Wie sie ihren Namen hasste. Und seinen.

Emilia holte tief Luft und zwang sich, das hübsche, von geraden, glänzenden Haaren eingerahmte Gesicht von Tina zu vergessen. Diese Frau hatte all ihre Träume zerstört und war schuld daran, dass sie irgendwo in der italienischen Pampa saß. Wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn sie die Aktion absagen und umdrehen würde.

Nach einer halben Stunde stand sie auf. Sie hatte genug vom Warten. Hinter der Bushaltestelle führte eine alte Steinbrücke über den Fluss, das Dorf dahinter wirkte unheimlich idyllisch und einladend. Wenn sich Emilia richtig erinnerte, wohnte Signore Caruso irgendwo dort oben.

»Signora?«, fragte eine Frauenstimme hinter ihr.

Emilia wirbelte herum und hob die Hand über die Augen, um sie gegen die starke Sonne zu schützen. In dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite schüttelte eine italienische Mama, wie sie im Buche stand, eine Bettdecke und legte sie über den Fenstersims, um sie auszulüften. »Guten Tag«, antwortete sie auf Italienisch.

Die Frau zögerte einen Moment. »Suchen Sie jemanden?«

Erleichtert lächelte Emilia. »Ja. Adriano Caruso. Eigentlich wollte er mich abholen.« Noch nie war sie so glücklich gewesen, dass ihre Mutter, die aus Italien stammte, immer darauf bestanden hatte, mit Liana und ihr italienisch zu sprechen.

Die Frau erstarrte kaum merklich, ehe sie betont gelassen weiterarbeitete. Nach einigen Augenblicken nickte sie in Richtung des hübschen Dörfchens auf der anderen Talseite. »Er wohnt dort. Scheint aber ein merkwürdiger Mann zu sein. An Ihrer Stelle würde ich nach Hause gehen.«

Emilia kam nicht umhin, den abwägenden Blick auf ihre beiden Koffer zu bemerken. Offenbar war die Frau keine Freundin ihres neuen Arbeitgebers. Vielleicht sollte sie ihrem Rat folgen und fliehen, bevor sie in einem eiskalten Keller landete. Nur Liana und Zoe wussten, wo genau sie war. Wobei, wenn Emilia das Haus schon nicht fand, würden die anderen beiden es noch viel weniger finden.

»Grazie.« Sie warf einen kurzen Blick zum Dorf. Auch wenn es klein war, müsste sie an einigen Türen klingeln, bis sie Signore Caruso fand. Außer sie hatte Glück und er lebte im ersten Haus, das infrage kam. Immerhin wusste sie ungefähr, wie der Garten aussah. »Wo genau wohnt er denn?« Sie musste diesen Job als Haushaltshilfe und Kindermädchen antreten, wenn sie nicht zur Hochzeit ihres Ex-Freundes wollte. Und das würde sie, wenn irgend möglich, verhindern.

Die Frau schnaubte und schüttelte den Kopf, als hätte sie beschlossen, dass es für das junge Ding auf der Straße sowieso zu spät war. »Gehen Sie einfach den Weg da hoch. An der Kirche links vorbei und dann bis zum Haus zuoberst am Hügel.«

Das klang nach einer schönen Aussicht und einem anstrengenden Weg. Emilia bedankte sich und verabschiedete sich von der Frau. Über den Fluss Toce schwang sich eine schmale, wunderschöne Steinbrücke. Zwischen den Fugen reckten sich Gras und kleine Blumen der Sonne entgegen. Hätte sie nicht zwei Rollkoffer dabeigehabt, hätte sie sich mit einem Freudenschrei auf die Brücke gestürzt und all die kleinen Details bewundert.

Missmutig zog Emilia ihre Habseligkeiten hinter sich her. Die Rollen blieben zwischen den Steinen immer wieder stecken. Obwohl der Wind über ihr Gesicht strich, rollten ihr schon bald die ersten Schweißperlen über die Stirn. Was für ein Schlamassel. Sollte sich herausstellen, dass ihr Vertrag ein Fake war, würden heute Köpfe rollen. Und zwar genau diesen Hang hinab, der sich vor ihr aufbaute.

Mit einem Stöhnen hob sie den kleinen Rollkoffer und zerrte am großen, um ihn über die unruhigen Pflastersteine zu ziehen. Waren die Italiener eigentlich nicht fähig, einen ordentlichen Weg zu bauen? Gras und Steine waren zwar schön anzusehen, aber Nutzen brachten sie keinen. Fluchend erklomm sie den Hügel, während die Sonne in aller Ruhe auf sie herabbrannte.

Wieso genau hatte sie sich auf diesen irrwitzigen Job eingelassen, obwohl sie zu Hause in ihrer Traumgärtnerei arbeiten konnte? Ach ja, um auf fremde Kinder aufzupassen und denen hinterherzuräumen. Genervt rollte sie mit den Augen. In ihrem Leben gab es durchaus doofe Momente, doch das war mit Abstand der doofste. Oder zumindest der zweitdoofste.

Als sie die Straße erreichte, blieb sie völlig verschwitzt und außer Atem stehen. Eine ältere Frau warf ihr einen mitleidigen Blick zu, den sie sofort abwandte, als Emilia sie entdeckte.

Wenigstens stach die Kirche direkt heraus. Sie folgte der Straße um die Häuser herum, die die Kirche vor ihr zu schützen versuchten, bis sie einen hübschen, gepflasterten Weg erreichte. Allzu weit konnte es nicht mehr sein. Mit neuem Mut sah sie sich um. Noch verdeckten einige Häuser diejenigen weiter oben, aber da musste es liegen.

Zwei verwinkelte Gassen später fand sie sich mitsamt ihren beiden Koffern vor einem rustikalen, aber großen Haus wieder. Der Eingang wurde von einem steinernen Bogen beschattet. Links am Haus vorbei führte ein schmaler Weg, der zwischen einem Feigenbaum und einer Kletterrose verschwand. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an das Stück Garten auf dem einen Foto dachte. Das könnte passen.

Mutig trat sie zum Eingang. Kein Schild, keine Klingel. Etwas verwirrt hielt sie inne, ehe sie die Hand hob, um anzuklopfen. Die Tür schwang auf, bevor sie das Holz auch nur berührt hatte. Dahinter stand ein Mann. Ein heißer Mann. Seine vollen, schwarzen Haare waren ordentlich zurechtgemacht, der Bart gestutzt. Erste Fältchen zauberten Charakter in seine Züge. Er trug ein weißes Hemd und dazu eine Jeans. Braungebrannte Füße rundeten den Anblick ab.

Er wirkte nicht sehr erfreut, Emilia zu sehen. Mit verengten Augen musterte er sie von oben bis unten und dann noch einmal von unten bis oben. Für einen Moment bereute sie es, sich nicht schicker angezogen zu haben. Doch dann verwarf sie den Gedanken gleich wieder. Sie hatte den ganzen Tag damit verbracht, im Zug und im Bus zu sitzen. Bei ihrer Dorfbesichtigung gerade eben waren Hosen auch von Vorteil.

»Sie sind zu spät.« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verschwand im kühlen Gang.

Verdutzt blieb Emilia stehen. Sie hatte mit einer Entschuldigung gerechnet, mit Überraschung, dass er sie vergessen hatte. Konnte ja schon mal passieren, mit Kindern und so. Da hatte man bestimmt viele andere Dinge im Kopf. Doch seine Reaktion deutete eher darauf hin, dass er sich noch daran erinnerte, dass sie heute hier ankommen sollte.

Kurz entschlossen folgte sie ihm ins Innere des Hauses. Die Steinmauern hielten die Luft kühl und frisch. Die Koffer ließ sie stehen, um ihm hinterherzueilen. »Ich habe eine halbe Ewigkeit da unten auf Sie gewartet! Sie wollten mich abholen«, verteidigte sie sich noch im Gehen.

An seinem Hemdsärmel herumfummelnd, eilte er die Treppe hoch in den ersten Stock und bog nach links ab. Als Emilia ihn endlich erreichte, atmete sie schon wieder schneller. Wie brachte dieser Ort sie nur immer außer Atem? Die Vorstellung, wie Zoe und Liana auf ihre Frage reagieren würden, ließ sie mit den Augen rollen.

Signore Caruso stand im Badezimmer und band eine Krawatte. Seine Bewegungen wirkten gehetzt, sogar etwas fahrig. Er stieß einen herzhaften Fluch zwischen den Zähnen aus. Dann hob er seinen Blick und begegnete dem ihren im Spiegel.

Seine Augenbrauen wanderten abfällig in die Höhe. »Genug gegafft? Mögen Sie es, fremden Männern im Bad zuzusehen?«

»Ich bevorzuge es, wenn sie nackt sind.« Selbst erstaunt von ihrem Mut, schluckte sie und zwang sich, den Blickkontakt nicht zu unterbrechen.

Einen Moment hielt er inne, betrachtete sie, als würde er sich zum ersten Mal wirklich für sie interessieren, dann drehte er sich mit einem Seufzen um. »Ich habe einen wichtigen Termin.«

Emilia stutzte. »Es ist Samstag.«

Genervt stieß er die Luft aus. »Ja, es ist Samstag und ich habe einen wichtigen Termin. Haben Sie ein Problem damit?«

Emilia schluckte. Sie hatte eher ein Problem damit, direkt nach ihrer Ankunft so angefahren zu werden. Dabei hatte sie auf eine gute Zeit in Italien gehofft. Mit jeder Sekunde verzogen sich ihre Träume weiter dorthin, wo sie hingehörten: weit weg. Sie war hier, weil sie der Hochzeit ihres Ex-Freundes ausweichen musste und nicht, weil sie mit einem Mann Freundschaft schließen wollte. Obwohl es durchaus seine Vorzüge hatte, mit dem Chef gut auszukommen.

Sie hob ihre Hände zu seiner schlecht gebundenen Krawatte. Stumm öffnete sie den Knoten und band ihn neu. Sein Atem strich über ihre Arme, doch er blieb ruhig, und sie konzentrierte sich auf die Krawatte. Nicht auszudenken, wenn seine Frau sie so entdeckte.

Als der Schlips ordentlich saß, trat sie zur Seite, seinen intensiven Blick erwidernd. »Dann viel Glück bei Ihrem Termin.«

Er hielt den Blick noch einen Moment auf sie gerichtet, dann wandte er sich ab und hastete davon.

»Ein Danke hätte auch gereicht«, murmelte sie.

»Eine Entschuldigung fürs Zuspätkommen auch«, rief er von unten.

Als die Tür ins Schloss fiel, atmete Emilia erleichtert aus. Die Spannung, die von ihr Besitz ergriffen hatte, seit sie aus dem Bus gestiegen war, ließ Stück für Stück nach. Was für ein Tag! Sie wünschte, sie könnte ihrem früheren Ich, das angetrunken und im Beisein ihrer Freundinnen auf diese Anzeige reagiert hatte, eine E-Mail schicken. Sie hätte mit allen Mitteln versucht, sich von dieser Dummheit abzuhalten.

Nach einigen Minuten Ruhe ging sie zu ihren Koffern. Unschlüssig, was sie nun tun konnte, warf sie einen vorsichtigen Blick durch einen Türspalt. Ein riesiger Holztisch mit einer Tasse und einem Blumenstrauß darauf. Das konnte ein Esszimmer oder die Küche sein. Beruhigt, nicht in ein fremdes Zimmer hineinzustolpern, stieß sie die Tür auf.

Eine riesige Küche erwartete sie. Große Fenster gingen zum Innenhof hinaus und fluteten den Raum mit Licht. Ihr Herz machte trotz der frostigen Begrüßung von Signore Caruso einen freudigen Satz. Wie gebannt ging sie zum Fenster und betrachtete den Garten.

Blumen blühten überall. Weinreben schmückten den Hang bis zum Wald hinauf, ein kleines Gartenhäuschen aus Stein stand links. Der größte Teil der Mauer war von einem Birnbaum bedeckt, der übervoll mit kleinen Früchten behangen war. Kieswege führten zwischen Gemüsebeeten und mit Blumen bewachsenen Mauern hindurch. Der Sommer fing den Charme des wildromantischen Gartens ein.

Unwillkürlich lächelte Emilia. Das war so viel mehr, als das Foto hatte erahnen lassen. Ein Traum aus Blumen, Bäumen und Gemüse. Ein Garten wie in ihren kühnsten Vorstellungen.

Sie trat aus der Küche in den Garten und sog die vom Blütenduft süße Luft tief in ihre Lunge. Ein Vordach schützte die Hauswand vor direkter Sonne, sodass die Hitze mit wenig Aufwand draußen blieb. Ein riesiger Marmortisch dominierte den Sitzplatz in einer Ecke. Davor glitzerte Wasser in einem Schwimmteich und lud sie zum Entspannen ein. Die runden Formen fügten sich wunderbar zu einem Gesamtbild mit dem geplant ungeplanten Teil des Gartens.

Emilia streifte zwischen den Pflanzen und Beeten hindurch. Dieser Mann lebte ihren Traum und war dennoch so angespannt. Sanft schüttelte sie den Kopf. Vielleicht arbeitete er zu viel, um die Ruhe hier zu genießen. Dann hätte sie mehr vom Garten, und er würde sie nicht ständig zurechtweisen, solange sie ihre Arbeit machte.

Der Gedanke an ihren Auftrag verführte sie zu einem letzten, sehnsüchtigen Blick durch den Garten. Wenn sie das, was sie an Hausarbeit entdeckte, erledigt hatte, konnte sie sich mit einem Buch in den Garten setzen. Aber zuerst wollte sie ihren neuen Arbeitsort etwas besser kennenlernen.

Misslungenes Abendessen

Eifrig werkelte Emilia in der Küche. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Essen fertig war. Nervös warf sie einen Blick auf die Uhr an der Wand. Zehn vor acht. Mit ein wenig Glück wurde sie fertig, bevor Signore Caruso oder seine Frau mit den Kindern nach Hause kam. Als sie mit dem Kochen angefangen hatte, war ihr aufgefallen, dass sie nicht einmal wusste, wie viele Kinder die beiden hatten. Außerdem wirkte das Haus viel zu aufgeräumt. Wenn sie an die Haushalte mit Kindern dachte, die sie kannte, hatte sie ganz andere Bilder im Kopf.

Sie goss das Nudelwasser ab, rührte die Bolognesesoße um und warf erneut einen Blick auf die Uhr. Fünf vor acht. So langsam dürften sie kommen. Trotz ihrer Ungeduld war sie auch unendlich nervös. Als Nicht-Italienerin wagte sie es, gleich Bolognese auf den Tisch zu bringen. Doch das Familienrezept ihrer Mutter hatte sich vor ihrem geistigen Auge geformt, als sie einen Blick in den Kühlschrank geworfen hatte. Sie hatte die Gelegenheit genutzt, gleich auch die Reste zu verwerten. So gab es zum Salat noch Melonenschnitze. Sie hoffte bloß, niemand hatte eine Allergie. Selbst wenn, hoffte sie, dass niemand ihr einen Vorwurf machen würde, immerhin hatte sie nichts davon gewusst und es war ihr erster Tag.

Mit geübten Handgriffen räumte sie die Spülmaschine ein und putzte die Arbeitsfläche. Am liebsten hätte sie auch schon aufgetischt, aber dafür hätte sie wissen müssen, wie groß die Rasselbande der Carusos war.

Als sie hörte, wie die Eingangstür ins Schloss fiel, zog sie die Schürze aus und hängte sie an den Haken, von dem sie sie genommen hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---