Fort Aldamo - Folge 004 - Bill Murphy - E-Book

Fort Aldamo - Folge 004 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

In Fort Aldamo ist wieder Ruhe eingekehrt. Appelle, Exerzieren, Dienst nach Plan. Und wer aus der Reihe tanzt, bekommt einen Job beim Festungserweiterungskommando. Doch der friedliche Schein trügt. Da gibt es ein paar Kanaillen, die auf raffinierte Weise aus der Festung in der Wüste verschwinden! Aber sie haben die Rechnung ohne Finnewacker gemacht. Weder Bandoleros oder Indianer, noch mexikanische Polizei können ihn stoppen, als er ganz allein auf der blutigen Fährte der Ausbrecher bis nach Mexiko reitet und ihnen zeigt, was es heißt, sich mit Master Sergeant Finnewacker anzulegen...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Finnewackers großer Alleingang

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2498-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Finnewackers großer Alleingang

von Bill Murphy

In Fort Aldamo ist wieder Ruhe eingekehrt. Appelle, Exerzieren, Dienst nach Plan. Und wer aus der Reihe tanzt, bekommt einen Job beim Festungserweiterungskommando. Doch der friedliche Schein trügt. Da gibt es ein paar Kanaillen, die auf raffinierte Weise aus der Festung in der Wüste verschwinden! Aber sie haben die Rechnung ohne Finnewacker gemacht. Weder Bandoleros oder Indianer, noch mexikanische Polizei können ihn stoppen, als er ganz allein auf der blutigen Fährte der Ausbrecher bis nach Mexiko reitet und ihnen zeigt, was es heißt, sich mit Master Sergeant Finnewacker anzulegen …

Stahlblau und wolkenlos war der Himmel, und die Sonne schien ein riesiger weißglühender Fleck zu sein. Die Temperatur zwischen den zehn Meter hohen Mauern der alten spanischen Festung erinnerte an das Innere eines Backofens.

Seit dem Kriegsende diente die von den Konquistadoren erbaute Festung Aldamo der Strafkompanie der Unions-Kavallerie als Standort.

Mitten in der Wüste, hundert Meilen von der mexikanischen Grenze entfernt, in einer weiten sandigen Ebene, die von zwei gewaltigen Gebirgszügen begrenzt wurde, hatten die Spanier diese Festung errichtet, um ihre Handelswege nach Norden zu schützen.

Vielleicht war das Leben für Hernando Cortez’ Soldaten in diesen Mauern damals lustig gewesen.

Für die Männer der Strafkompanie war Aldamo die Hölle!

Exerzieren – stand auf dem Dienstplan.

Zwei Stunden schon marschierte die in grauen Drillich gekleidete Phalanx der hundertdreißig Sträflinge im Geviert der gewaltigen Mauern hin und her, die Karabiner geschultert und die Tornister vollgepackt auf den Rücken.

Fitzgerald, der kleine, kraushaarige Sergeant führte das Kommando. Von der Ostmauer bis zum Küchenhaus an der Westmauer ließ er die Kompanie marschieren. Hundertfünfzig Meter hin und hundertfünfzig Meter zurück.

Bevor die Männer im ersten Glied mit der Brust gegen die Ostmauer oder gegen die Backsteinwand des Küchenhauses stießen, befahl er: »Kehrt euch!«

Dann ruckten die Männer auf dem linken Fuß herum, vollführten eine Wendung von hundertachtzig Grad und marschierten zurück, nur dass die Letzten dann immer die Ersten waren.

Commander von Fort Aldamo und Kompanie-Chef war Captain Sayer. Ein kleiner schwarzhaariger Mann, den das Leben in Fort Aldamo zum Alkoholiker hatte werden lassen.

Die Männer, Sträflinge wie Chargierte, bekamen ihn kaum noch zu Gesicht.

Der allgewaltige Herrscher von Fort Aldamo war seit Monaten Master Sergeant Finnewacker. Der Spieß der Kompanie:

Er stand im Schatten unter dem wuchtigen Gewölbe des mehrstöckigen Torhauses wie ein Schießhund auf der Lauer und sah der Kompanie zu.

Hinter ihm, noch tiefer im Schatten und in der Kühle des mächtigen Gewölbes, standen die Sanis – Sträflinge – mit der Tragbahre bereit. Faul, uninteressiert lehnten die beiden Sträflinge an der Mauer und warteten darauf, dass die Zeit verging.

Ein Mann, der zusammengeklappt war, den die Hitze und die harte Tortur des Exerzierens zu Boden geschmettert hatten, war von ihnen schon weggetragen worden. Doch keineswegs ins Lazarett.

Der arme Teufel war nach vorn lang aufs Gesicht gefallen, und sein Karabiner war über das Kopfsteinpflaster geschlittert.

Der Karabiner war also in den Dreck gefallen!

Damit gehörte der Mann für drei Tage in den Karzer, in dem er jedoch nur die Nächte verbrachte. Tagsüber war er automatisch dem Festungserweiterungskommando zugeteilt. Und das bedeutete harte und knochenschwere Arbeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in glühender Hitze.

Doch davon wusste er im Moment noch nichts. Er war noch bewusstlos.

Nach dem Exerzierdienst würde sich der Feldscher um ihn kümmern, ihn mit etwas Riechsalz ins Leben zurückrufen und ihm bescheinigen, dass er weiterhin voll diensttauglich war.

Danach erst würde er sein Elend erkennen und sich und Gott und die Welt und vor allen Dingen Finnewacker verfluchen, diesen erbarmungslosen Master Sergeant.

Sergeant Fitzgerald, der immer ein Stück mitmarschierte, ließ vor der Ostmauer wenden und rief: »Links, links, links, zwo, drei, vier, links!«, damit ihm die Kompanie nicht außer Tritt geriet.

Finnewacker zog die Uhr, eine Bewegung, von der die Sanis aus der Lethargie geschreckt wurden, warf einen Blick aufs Zifferblatt und trat in den Sonnenglast.

»Exerzierdienst beenden! Kompanie zum Essenempfang wegtreten lassen!«, rasselte er und schritt rasch zur Kommandantur.

Der kraushaarige Sergeant schwenkte sofort zur Seite weg und baute sich auf.

»Kompanie – halt!«, bellte er mit befehlsgewohnter Stimme.

Das Kommando kam klar und exakt und genau auf dem linken Fuß. Ein letzter Schlag noch, und die Kompanie stand wie ein Mann.

»Links um! Richt euch!«

Die Tortur war beendet, und da wollte keiner der Männer Anlass geben, sie zu verlängern. Jeder nahm sich zusammen, um vor Sergeant Fitzgeralds Augen Gnade zu finden und ihn nicht zu provozieren, eine Extraeinlage hinzuzugeben. Extraeinlagen waren schließlich gefürchtet. Je nach Laune des Vorgesetzten konnten die sich über eine volle Stunde hinziehen. Das hatten die Männer schließlich schon erlebt. Da rissen sie sich lieber zusammen und gaben sich Mühe, es dem Sergeant recht zu machen.

Sergeant Fitzgerald war nicht zufrieden. Keineswegs! Aber er hatte Mitleid mit den geschundenen Männern. Er schaute sich kurz nach dem Master Sergeant um. Doch der hatte die Kommandantur schon betreten und nichts gesehen. So ließ Fitzgerald die Kompanie wegtreten und schritt zur Kommandantur.

Die Chargierten, das Stammpersonal von Aldamo, die Sergeanten und Corporale, die als Corporalschaftsführer und Zugführer Dienst taten, kamen aus ihren Unterkünften und begaben sich zu ihren Einheiten, um sie zum Essen zu führen.

Sergeant Kleiber, der Küchenbulle, der schon einige Zeit auf das Ende des Exerzierdienstes gewartet hatte, läutete bereits zum Essenempfang.

Als Fitzgerald die Kommandantur betrat, stand Finnewacker hinten am Regal und steckte sich gerade eine Zigarre an.

Fitzgerald schritt zum Wassereimer, der auf Finnewackers Anordnung hin ständig frisch gefüllt hinter der Tür zur Schreibstube an der Wand stand, schöpfte eine Kelle heraus und trank.

»He! Was ist denn das?«, fragte Finnewacker und hielt ein großes dickes Notizbuch hoch, das er im Regal zwischen Akten, Ordnern und Büchern entdeckt hatte.

Fitzgerald warf den Feldhut auf den Tisch, wischte den Mund trocken und kam zu ihm.

Finnewacker blätterte in dem dicken Notizbuch. Er fand nur leere Seiten.

»Weiß nicht! Habe ich hier noch nie gesehen«, erwiderte der Sergeant und zuckte mit den Schultern. »Wird wohl Sayer gehören.«

»Braucht der Captain doch gar nicht!«, sagte Finnewacker grinsend, klappte das Buch zu, öffnete zwei Knöpfe seiner Feldbluse und schob es hinein, sodass es ein paar Zentimeter weit herausragte.

»Was sagst du dazu?«, fragte er und klopfte auf das Notizbuch. »Steht mir doch zu Gesicht, oder?«

Fitzgerald zog die Lider zusammen. »Hm! Und was willst du damit?«

»Eintragungen machen, Menschenskind!« Finnewacker klopfte wieder auf die Feldbluse, die vom Notizbuch ausgebeult wurde. »Da schreibe ich alle Kerle auf, die aus der Reihe tanzen, die Klappe zu weit aufreißen oder sich irgendetwas anderes zuschulden kommen lassen. Wer hier drin steht – Festungserweiterungskommando. Klar?«

»Ich habe doch einen Zettel!«

»Ein Fetzen Papier! Der kann verloren gehen. Zeig mal her! Wie viele Männer hast du für morgen schon aufgeschrieben?«

Fitzgerald kramte den Zettel aus der Tasche. »Vierundzwanzig Mann!«

Grinsend nahm Finnewacker das Notizbuch zur Hand, griff nach einem Bleistift und schrieb die Namen genussvoll ins Buch. Danach knüllte er Fitzgeralds Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb. »In Zukunft werden mir alle Leute sofort mündlich gemeldet, die aufgefallen sind, damit ich sie sofort eintragen kann!«

Er schob das Notizbuch wieder vorn in die Feldbluse, strich den Rock glatt und steckte den Bleistift in die Brusttasche.

»Vierundzwanzig Mann sind für morgen aber ein bisschen wenig. Ein Kommando muss raus in den Steinbruch, damit wir dort mal wieder weiterkommen.«

»Die Steine, die wir vor einer Woche mit der ganzen Kompanie durch die Wüste geschleppt haben, sind doch noch gar nicht vermauert.«

»Macht nichts! Was steht heute noch auf dem Dienstplan? An Appellen, meine ich?«

»Waffenreinigen! Von vier bis fünf.«

Finnewacker griente zufrieden. »Werde ich selber abnehmen.« Wieder klopfte er auf das Notizbuch. »Danach haben wir für morgen genügend Leute für das Festungserweiterungskommando.«

Das Festungserweiterungskommando war Finnewackers Erfindung und nun sein Steckenpferd. Er war auf diese Idee gekommen, um die Männer der Strafkompanie sinnvoll zu beschäftigen. Bis er nach Aldamo gekommen war, hatte es nur Gammeldienst und fortgesetzt Revierreinigen gegeben. Damit hatte er Schluss gemacht.

Fort Aldamo, diese alte, von den Konquistadoren erbaute Festung, stand inmitten einer weiten sandigen Ebene auf einem Hügel mit sehr lang gezogenen flachen Hängen. Diese flachen Hügel wurden nun abgetragen, um eine steile, mindestens zehn Meter hohe Mauer rings um den Hügel errichten zu können, damit feindliche Reiterei schon dort aufgehalten wurde und an die eigentlichen Festungsmauern gar nicht erst herankommen konnte.

Mit Spaten, Schaufeln und Hacken mussten die Männer dem Erdreich zu Leibe rücken, es in Säcke füllen und in der Ebene breittragen, damit keine neuen Hügel entstanden, hinter denen der Feind Deckung nehmen konnte.

Die Steine zu den Mauern wurden seit einiger Zeit aus dem Gebirgszug östlich von Aldamo herangetragen. Dort befand sich der Steinbruch der Konquistadoren, und im gleichen Steinbruch schlugen nun die Männer des Festungserweiterungskommandos die Steine aus dem Fels. Aber keinesfalls mithilfe von Sprengstoff. Mit Hammer, Meißel und Brechstange brachen die Männer das Gestein und schlugen die Steine zurecht, mit akkuraten und sauberen, geraden Kanten. Wehe nicht!

Die Verwendung von Sprengstoff betrachtete Master Sergeant Finnewacker als Verschwendung von Steuergeldern. Er hatte genügend Männer zur Verfügung, die alle Zeit hatten, die seiner Meinung nach sinnvoll genutzt werden sollte.

Aldamo war schließlich kein Kloster, sondern der Standort der Strafkompanie, und jeder der nach Aldamo versetzt wurde, wusste warum. Ein Militärgericht hatte ihn wegen einer groben Verfehlung dazu verurteilt und degradiert. Gleich welchen Rang er zuvor innegehabt hatte, er war jetzt einfacher Infanterist. Das galt nur für die Zeit in Aldamo, wo er statt der blauen Uniform grauen Drillich tragen musste. Wer seine Zeit, seine Monate oder Jahre heruntergerissen hatte, kehrte in die Kavallerie zurück und erhielt auch seinen früheren Rang wieder.

***

Infanterist Lemmon, seit Monaten Sträfling in Aldamo, und inzwischen zum ersten Zug versetzt, weil er kein Neuer mehr war, fluchte entsetzlich und starrte den Stubenältesten wütend an, der ebenso grauen Drillich trug wie er.

»Mein Karabiner ist sauber!«, bellte er gereizt. »Weshalb soll ich damit die Zeit vertrödeln? Mir steckt das Exerzieren von heute Morgen noch in den Knochen. Deshalb lege ich mich jetzt auf den Sack.«

Piccard musterte ihn wütend. Er und Lemmon waren mit dem gleichen Schub nach Aldamo gekommen. Schon als sie noch zum vierten Zug gehört hatten, hatte es ständig Reibereien zwischen ihnen gegeben. Das lag an zwei fehlgeschlagenen Ausbruchsversuchen, zu denen Lemmon und ein paar andere die Kameraden überredet hatten. Kläglich waren diese Versuche gescheitert, weil sie weder geplant noch vorbereitet gewesen waren. Beim Festungserweiterungskommando und im Steinbruch hatten sie schuften müssen. Mehr hatte ihnen das nicht eingebracht.

Es war gerade acht Tage her, dass sie zum letzten Mal mit dem Festungserweiterungskommando hatten ausrücken müssen.

»Du kennst Finnewacker! Wenn nur einer von uns ausfällt, sind wir wieder alle dran. Und deinetwegen sind wir schon genug aufgefallen. Also putz deinen Karabiner!«

Achtzehn Mann waren sie auf der Stube der zweiten Corporalschaft. Und fast alle dachten so wie Piccard.

Lemmon lächelte wütend und ließ sich auf die Pritsche fallen.

»Das ist ein Befehl!«, bellte Piccard.

»Du kannst mich mal!«, versetzte Lemmon aufsässig und verschränkte die Arme unter dem Kopf.

Piccard neigte sich vor und packte ihn am Kragen. »Willst du, dass wir dir eine Abreibung verpassen?«

»Darauf warte ich!«, erwiderte Lemmon gelassen.

Sie waren beide große und starke Männer um die dreißig. Piccard aber war nicht allein. Sein Anhang stand schon bereit.

Hayden und Morosco, den beiden Freunden von Lemmon, war klar, dass Lemmon bei einer Prügelei den Kürzeren ziehen würde. Auch wenn sie ihm zur Seite standen. Dann würden sie zu dritt gegen die anderen den Kürzeren ziehen.

Morosco, hager und klein und schon um die fünfzig, steckte den Kopf unter die Doppelpritsche und zwinkerte Piccard zu. »Lass mich mal!«

Piccard wusste, dass Lemmon auf den Oldtimer hörte, ließ Lemmon los und trat zurück. »Aber beeil dich! Er hat nicht mehr viel Zeit, seine Knarre zu reinigen. Und Finnewacker, der Dreckskerl, geht heute selber durch.«

Er zog sich zurück und begab sich nach vorn zu den anderen.

Morosco, der die Pritsche neben Lemmon hatte, kniete sich auf sein Bett und musterte Lemmon mit beschwörenden Blicken.

»Lass mich in Ruhe!«, raunzte Lemmon.

Hayden, der seinen Schlafplatz über den beiden hatte, gesellte sich zu ihnen. »Ist doch verrückt, Lemmon!«, flüsterte er. »Wir haben uns zu dritt geschworen, dass wir bei der ersten besten Gelegenheit gemeinsam die Fliege machen. Aber da ist erst einmal oberster Grundsatz, dass wir nicht auffallen.«

»Sage ich doch!«, brummte Morosco. »Ich habe die Schnauze voll! Hier gibt es keine Chance.«

»Seit vierzehn Tagen stehen im Stall zwanzig Pferde!«, gab Morosco zu bedenken, und Hayden nickte bekräftigend.

»Du sagst es!«, knirschte Lemmon. »Seit vierzehn Tagen! Ich habe die Tiere noch nicht einmal gesehen. Da kommt doch keiner hin. Gar nicht daran zu denken, dass wir mit einem Pferd aus der Festung gelangen würden.«

Morosco boxte ihm vor die Schulter. »Weil Stalldienst ein Privileg ist. Dazu werden nur Leute eingeteilt, die sich tadellos führen. Und wir müssen uns tadellos führen, damit uns Finnewacker nicht mehr auf dem Zug hat.«

Hayden nickte.

»Stalldienst! Da bin ich aber noch lange nicht hier draußen!«, maulte Lemmon.

»Mensch, in ein paar Tagen ist unsere Corporalschaft mit dem Wachdienst dran!«, raunte Hayden. »Da schieben wir beide vielleicht Wache am Tor!«

»Das wäre doch eine Möglichkeit!«, sagte Morosco leise und dabei leuchteten seine Augen hoffnungsvoll. »Wir schlagen den Corporal nieder. Öffnen die Pforte im Tor! Drei Pferde, und wir sind nicht nur draußen, sondern – weg!«

»So einfach geht es bestimmt nicht!«, murrte Lemmon, aber schon nicht mehr so gereizt.

»Natürlich nicht!«, erwiderte Morosco leise. »Genau durchdacht werden muss das. Organisiert will so etwas sein.«

»Deshalb dürfen wir drei nicht auseinandergerissen werden«, sagte Hayden eindringlich. »Wenn du in den Arrest oder auf Festungserweiterungskommando gehst, ist doch damit zunächst wieder Essig.«

»Wir dürfen nur nicht auffallen«, sagte Morosco. »Wir müssen glänzen, damit wenigstens einer von uns mal einen Druckposten erwischt. Denn wir benötigen ja nicht nur Pferde, sondern auch Proviant und Wasser.«

Lemmon war überzeugt. Er schob Hayden zur Seite, richtete sich auf und schwang die Beine von der Pritsche. »Also in Ordnung! Ich nehme mir meine Knarre vor.«

»Aber picobello!«, raunte Hayden erleichtert. »Finnewacker geht die Buden durch und hält selbst Appell.«

In Lemmons Augen blitzte es. »Den Schweinehund kaufe ich mir noch. Den Bastard nehmen wir nach Mexiko mit.«