Fort Aldamo - Folge 005 - Bill Murphy - E-Book

Fort Aldamo - Folge 005 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Einige sagten, Fort Aldamo sei das Tor zur Hölle. Doch das stimmte nicht. Die dorthin strafversetzten und verurteilten Soldaten wussten es besser: Fort Aldamo war die Hölle! Jeder war sich klar darüber, dass es nicht an der öden, kochend heißen Gegend lag, in der es außer Klapperschlangen und Skorpionen kaum Lebewesen gab. Ein einziger Mann machte für sie Aldamo zur Hölle: Master Sergeant Finnewacker. Im Dienst war er ein Schinder ohne Gnade - und Finnewacker war immer im Dienst...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Aldamo — Fort der Verdammten

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2499-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Aldamo – Fort der Verdammten

von Bill Murphy

Einige sagten, Fort Aldamo sei das Tor zur Hölle. Doch das stimmte nicht. Die strafversetzten und verurteilten Soldaten von Fort Aldamo wussten es besser: Fort Aldamowardie Hölle! Jeder war sich klar darüber, dass es nicht an der öden, kochend heißen Gegend lag, in der es außer Klapperschlangen und Skorpionen kaum Lebewesen gab. Ein einziger Mann machte Fort Aldamo zur Hölle: Master Sergeant Finnewacker. Im Dienst war Finnewacker ohne Gnade – und Finnewacker war immer im Dienst …

Der heiße Todesatem der Wüste trieb den Staub durch das unendlich weite Becken. Der Reiter, der den Bagagewagen kutschierte, und der Sergeant, der neben ihm saß und die hinten im Wagenkasten untergebrachten Sträflinge in das abgelegene Wüstenfort überstellen musste, hatten sich die gelben Halstücher vor Nase und Mund gebunden, um die Atemwege zu schützen.

»Eine Fata Morgana ist das nicht, Sergeant«, meinte der altgediente Reiter und verzog das von Wetter und Sonne gebräunte Oldtimergesicht, während der Sergeant nach dem Sattelkarabiner griff und den Sicherungsflügel umlegte.

Reiter kamen ihnen entgegen geritten. In den flirrenden Hitzewellen erschienen sie mal nah und mal fern.

Schienen sie nah, konnten die beiden deutlich sehen, dass es Weiße und Rote waren. Lumpenpack, jeder ein Auswurf seiner Rasse. Comancheros, die raubend und plündernd das Grenzgebiet zu beiden Seiten verunsicherten.

Sergeant Mac Holder stieg vom Wagen, schritt durch den knöcheltiefen Sand nach vorn und blieb neben dem rechten Führpferd des Viererzuges stehen. Er war groß und schlank, durchtrainiert und sehnig von Gestalt. Dreißig Jahre war er alt, und seit seinem siebzehnten Lebensjahr diente er in der Armee.

Schon als er dieses verdammte Kommando übertragen bekommen hatte, war ihm klar gewesen, dass er an der Reihe war, und zwar unwiderruflich. Er sah sich spähend um. Klippen, Sand und in der Ferne Berge. Manchmal gaukelte die heiße Luft grüne Büsche und Wasserlöcher vor, wo es doch nichts anderes gab als karstige Hügel, kahle Felsen und Flugsandfelder.

Nein! Dieser Platz war zum Kämpfen so gut und so schlecht wie jeder andere.

Die Gefangenen rumorten. Sie klopften gegen die Wagenwand. »Weiterfahren! Wasser!«, riefen sie durcheinander. In dem engen Wagenkasten war es unerträglich heiß und stickig.

Die wenigen Luftschlitze reichten kaum aus, um Abhilfe oder wenigstens Linderung zu verschaffen. Die sechs Sträflinge waren gefesselt. Sie trugen Handschellen.

Bewaffnet waren nur der Sergeant und der Kutscher.

»Mac!«, rief der altgediente Reiter mit krächzender Stimme. »Auf unserer Seite bist du der Feldherr. Fahren wir weiter oder geben wir Fersengeld?«

Mac Holder stapfte zurück. »Zieh die Stockbremse fest an und binde die Zügel um die Runge. Dann nimm die Knarre in die Hand.«

Die Gefangenen im Wagen veranstalten mit ihren Fäusten ein wahres Trommelfeuer. »Wasser! Wir wollen Wasser, du verdammter Leuteschinder!«, riefen sie im Chor.

Er schlug mit dem Karabinerkolben gegen die Wagenwand. »Schnauze halten da drin!«

»Mach wenigstens die Tür auf, du Bastard!«, rief einer mit schriller und sich überschlagender Stimme.

Mac Holder stieg auf den Sitz. Der alte Reiter musterte ihn gespannt. »Es sind zu viele für uns, du Held!«

»Abhauen ist nicht drin«, knirschte Mac Holder. »Du wartest, bis sie ran sind, dann ab durch die Mitte!«

Beide schauten wieder angestrengt nach vorn. Wie viele es waren, konnten sie noch immer nicht richtig erkennen.

»Sie treiben ihre Pferde ganz schön«, meinte der Reiter. »Und das bei dieser Hitze!«

Das war es, worauf Mac Holder setzte. Er nickte. »Eben! Unsere Braunen stehen.«

Hin und wieder spiegelte sich die Comancherohorde in den flirrenden Hitzeschleiern wie in glattem Wasser. Der Staub, den die wirbelnden Hufe ihrer Pferde emporrissen, schien das Land hinter ihnen einzunebeln.

»Dreißig Mann!«, sagte der alte Reiter.

Mac Holder glaubte gerade, nur zehn zu sehen. Trotzdem schlug ihm das Herz für eine Weile bis zum Hals.

Ein Geier schwebte hoch über ihnen am blassblauen und wolkenlosen Arizonahimmel. Die Sonne erschien als ein riesiger weißglühender Fleck. Wie ein verkohlter Fetzen Papier segelte er darunter her.

Der Reiter fuhr mit der Hand in die Uniform und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken. Es war so heiß, dass der Schweiß wie Bachwasser aus den Poren trat, auch wenn man sich nicht bewegte.

Die Gefangenen im Wagen, die alle wegen verschiedener Vergehen zu mehreren Jahren Dienst in der Strafkompanie der US-Kavallerie verurteilt worden waren, schlugen wieder Lärm.

Der Reiter ruckte herum. »He, Muchachos! Haltet die Schnauzen, da kommen …«

Schnell legte ihm Mac Holder die Hand auf den Arm und schüttelte energisch den Kopf. Er wollte vermeiden, dass unter den in diesen engen und stickigen Wagenkasten eingepferchten Männern eine Panik ausbrach. »In zehn Minuten wird Wasser ausgeteilt!«, rief er nach hinten.

»Warum erst in zehn Minuten?«, brüllte einer wütend. »Weshalb nicht sofort, du Aas!«

»Binder, ich werde Sie im Fort bei unserer Ankunft zur Meldung bringen!«, rief Mac Holder.

»Dann drehe ich dir irgendwann mal den Hals um, du Schinder!«, brüllte der Mann zurück.

Stille herrschte danach. Der Reiter und Mac Holder schauten wieder nach vorn, angestrengter als zuvor, und jeder versuchte wieder und wieder auszumachen, wie viele sie waren.

»Dreißig sind es!«, krächzte der Reiter nach einer Weile wieder.

»Zehn!«, knirschte Mac Holder. »Sehe ich jedenfalls. Aber die verdammten Hitzeschleier können das Bild ebenfalls verdoppelt haben.«

»Nehmen wir das Mittel! Zwanzig.« Der Reiter sah ihn an. Furcht keimte in seinen Augen. »Das sind für jeden von uns zehn. So viele Hände habe ich gar nicht.«

Mac Holder schlug ihm auf die Schulter und grinste. »Behalte die Nerven, alter Sack! Jammern kannst du hinterher noch. Aber lassen wir sie erst einmal herankommen.«

Der Oldtimer schluckte.

Plötzlich war der Hufschlag zu hören. Es war ein dumpfes, brodelndes Geräusch, das rasch anschwoll.

Der Reiter und Mac Holder umklammerten die Karabiner fester.

Die Comancheros ritten im gestreckten Galopp. Bald war nicht nur der Hufschlag zu vernehmen, sondern auch das harte Keuchen der Pferde und die schrillen Schreie der Männer, mit denen sie die Tiere durch den Sonnenglast hetzten.

»Stockbremse lösen!«, sagte Mac Holder raunend.

Der Veteran griff zu, rein mechanisch, und nickte.

»Zügel aufknoten und lose bereitlegen!«

Der Reiter hantierte schnell und geschickt und nickte wieder.

»Sitzt die Peitsche locker?«

Der Oldtimer zog den Stiel ein Stück aus der Halterung und ließ ihn wieder fallen. Dann nickte er abermals.

»Karabiner durchladen und entsichern!«, raunte Mac Holder.

Der Sattelkarabiner des Alten knackte metallisch, und auch Mac Holder lud die Waffe durch.

»Willst du nicht mit ihnen reden?«

»Mit denen kann man nicht reden«, versetzte Mac Holder heiser.

In Keilformation jagten die Comancheros heran, Gewehre, Macheten oder Lanzen in den Fäusten schwingend. Mac Holder schätzte die Entfernung, und als er das Weiße in den Augen der Männer erkannte, schnellte er hoch.

»Auf die Mitte halten!«, knirschte er. »Und ‘raus mit dem Blei!«

Auch der Oldtimer schnellte vom Sitz. Sie feuerten beide wie rasend. Fünfzehn Comancheros waren sie. Als der Oldtimer den Karabiner aus den Fäusten legte und nach Zügel und Peitsche griff, hatten sie schon vier Tote, und der Pulk brach auseinander. Offenbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass die beiden Männer auf dem Wagen Widerstand leisten würden. Fluchend und wild schreiend warfen sie die Pferde zur Seite und schossen zurück.

Der Oldtimer brüllte, als stecke er am Spieß, und schlug dem Viererzug das Leder um die Ohren, dass die vier Braunen aus dem Stand heraus losrasten. Schon nach einer Pferdelänge befanden sich die Braunen im gestreckten Galopp. Staub stieg hinter dem Wagen empor. Einen Augenblick später keilte sich das Gespann durch reiterlose Pferde und Männer, die am Boden lagen.

Mac Holder feuerte mit dem Revolver weiter.

Über Stock und Stein ging die Jagd. Krachend rollten die Räder über Buckel und Felsleisten hinweg. Den großen Hindernissen wich der Oldtimer geschickt aus, obwohl der Wagen dabei manchmal bedrohlich auf zwei Rädern karriolte. Doch er krachte immer wieder auf alle vier zurück. Die Delinquenten wurden wild durcheinander geworfen und schrien entsetzlich.

Mac Holder nahm den Karabiner wieder in die Faust. Sechs Reiter galoppierten schießend hinter dem Wagen her. Mac Holder stemmte die Ellenbogen auf das Wagendach. Gleich mit dem ersten Schuss holte er noch einen Comanchero aus dem Sattel. Einen schrillen Todesschrei ausstoßend, warf der Kerl die Arme empor und kippte hintenüber vom jagenden Pferd.

Rasch fielen die anderen Verfolger zurück. Nun zeigte es sich, dass die Comancheros ihre Pferde vorher zu hart gefordert hatten.

»Wir sind durch!«, rief Mac Holder und klopfte dem Veteranen auf die Schulter.

»Jiippiih!«, brüllte der Alte.

»Nimm die Pferde auf!«, rief Mac Holder nach einer Weile, da die Comancheros aufgaben und zum Kampfplatz zurückritten.

Der Oldtimer ließ die Braunen noch ein Stück traben. Nach einer Meile fielen sie von selbst in Schritt.

»Folgen Sie uns?«, wollte der Oldtimer wissen, reckte den Hals und schaute selbst zurück.

»Nein!«, versetzte Mac Holder und ließ sich auf den Sitz gleiten. »Noch nicht! Aber es wird nicht lange dauern, da haben wir diese Hurensöhne und gewiss auch noch andere wieder auf dem Hals.«

Der Oldtimer ließ die Peitsche krachen.

Die Gefangenen, die nur Schüsse gehört hatten und nicht wussten, was geschehen war, protestierten wieder. Sie verlangten Wasser.

»Habt ihr die Schüsse gehört!«, rief Mac Holder durch einen der Luftschlitze. »Das sind Comancheros gewesen. Jetzt müssen wir erst einmal sehen, dass wir wegkommen.«

Da waren die Männer ruhig.

Die Sonne sank, als sie die Wasserstelle in den Ausläufern der Growler-Berge erreichten.

Holpernd und rasselnd fuhr der Wagen in die Mulde hinab, die von Felsschultern und Klippen umgeben war.

Der Oldtimer hielt. Er und Mac Holder sprangen ab. Während der Oldtimer die Pferde auszuschirren begann, ging Mac Holder nach hinten und schloss auf.

»In Linie antreten!«, rief er und trat zurück, den Karabiner in der Faust.

Nacheinander sprangen die Männer heraus. Sie befanden sich in einem Zustand, dass man hätte glauben können, sie wären die letzten hundert Meilen zu Fuß gegangen, und das auch noch ohne einen Tropfen Wasser.

Die Kerle taten Mac leid. Aber er hatte schließlich ihre Straftaten nicht begangen, und er war auch nicht derjenige gewesen, der sie zur Verbüßung der Strafe in das Grenzfort kommandiert hatte.

Sie stellten sich auf, die Blicke schmachtend auf den Tümpel gerichtet.

»Wegtreten!«, schnarrte Mac Holder. »Aber trinkt nicht zu gierig. Ich lasse euch genug Zeit.«

Sie rannten, als wäre eine Furie hinter ihnen her, warfen sich zu Boden und tauchten die Köpfe ins Wasser, dass es nur so rauschte und spritzte.

Mac Holder nahm den Karabiner in den Arm, stieg auf eine der Felsschultern und nahm darauf Platz. Dämmerschatten sanken über das weite Land. Von den Comancheros war nichts zu sehen.

Der Oldtimer führte die Pferde ans Wasser und ließ sie saufen. Dann stapfte er zum Wagen und zog die Proviantkiste unter dem Sitz hervor, um die Portionen vorzubereiten.

»Wenn ihr euch satt getrunken habt, dann verschafft euch Bewegung!«, rief Mac Holder den Männern zu. »Geht vor meiner Nase ein bisschen hin und her.«

Nacheinander standen die Männer auf und kamen seiner Anordnung nach. Sie stapften vor der Wasserstelle auf und ab, bis sie der Oldtimer zum Essenempfang rief. Die Portionen bestanden aus einem Kanten Brot und einem Stück Hartwurst. Der Oldtimer legte Mac Holders und seine Portion auf die Sitzbank, verschloss und verstaute die Kiste wieder.

Binder, ein großer starker Bursche von fünfundzwanzig Jahren, kam zu Mac Holder an den Felsen.

»Wir bleiben die Nacht über hier.«

»Und die Comancheros, verdammt noch mal! Wie viele sind das gewesen? Ihr seid nur zu zweit. Du und der alte Knochen! Wenn uns diese Hurensöhne erwischen, schneiden sie uns allen die Hälse durch.«

»Ich habe den Befehl, euch nach Fort Aldamo zu bringen, und ich führe meine Befehle aus«, erwiderte Mac Holder.

»Die Comancheros fragen nicht nach deinem Scheißbefehl!«, bellte Binder wild. »Die bringen uns um. Und dich mit! Dass du ein Scheißsergeant bist, schert die einen Dreck. Einen Scheißdreck, verstehst du?«

»Binder! Mäßigen Sie sich im Ton!«, sagte Mac Holder ruhig.

»Wir verlangen, dass du uns freilässt, dass du uns die Handschellen abnimmst, damit wir uns wehren können!«, schrie Binder, und seine Gefährten rotteten sich am Wagen zusammen. »Was Sie verlangen, interessiert mich nicht, Binder!«, erwiderte Mac Holder. »Ich handle nach meinen Befehlen.«

»Ich hole dich von da oben herunter!«, rief Binder zornig.

Mac Holder legte den Karabiner auf ihn an. »Versuchen Sie es!«

Binder winkte seinen Kameraden. »Wir holen dich alle von da oben herunter!«, schrillte er.

Da trat der Oldtimer um den Wagen, den Karabiner an der Hüfte. Gelassen lud er durch.

Binders Blick zuckte wild hin und her. »Diese Scheißarmee! Diese verdammte Scheißarmee!«, schrie er, machte kehrt, rannte zum Wagen und kroch hinein.

»Ihr auch!«, sagte der Oldtimer zu den anderen. »Der Sergeant und ich haben ebenfalls Durst und Hunger.« Ohne ein Wort zu verlieren, kletterten die fünf Männer in den Wagenkasten, und der Oldtimer schloss ab.

Mac Holder sprang von der Felsschulter herunter und trat mit dem Oldtimer ans Wasserloch. Sie wuschen sich die Gesichter und tranken sich satt. Danach setzten sie sich auf die Deichsel und verzehrten ihre Rationen.

Pechschwarz war die Nacht, obwohl sich das Sternenzelt von einem Horizont bis zum anderen spannte. Um den Wagen herum schien die Dunkelheit absolut zu sein. In dem Tümpel spiegelten sich nicht einmal die Sterne.

Der Oldtimer übernahm die erste Wache. Als er Mac Holder weckte, war es nach Mitternacht.

»Alles ruhig?«, raunte Holder und stieg vom Wagen.

Der Oldtimer zögerte mit der Antwort. Mac Holder erkannte, dass er irgendwann die vier Braunen vor den Wagen geschirrt hatte.

»Ich habe jedenfalls nichts gehört und nichts gesehen«, sagte der Oldtimer leise.

»Aber?«

»Mein Gefühl sagt mir, dass sie da sind«, raunte der Oldtimer. »Ich werde mit wachbleiben.«

»Quatsch nicht! Wir haben noch volle zwei Tage vor uns.«

»Ein alter Mann benötigt weniger Schlaf als andere.«

»Leg dich auf die Fahrerbank. Das ist ein Befehl. Und schlaf! Das ist auch ein Befehl.«

Der Oldtimer stieg auf den Wagen. Mac Holder nahm den Karabiner an die Hüfte und stapfte langsam um das Gespann. Hin und wieder blieb er stehen und lauschte gebannt.

Es war nicht ruhig. Tausend Geräusche hatte die Nacht. Doch das waren alles Geräusche, die er kannte, die er im Krieg und danach während etlicher Feldzüge gegen die Indianer kennengelernt hatte, sodass sie ihm vertraut waren, und er wusste auch, dass er nichts zu befürchten hatte, solange er sie hörte.

Eine Stunde vor Tagesanbruch wurde die Nacht noch einmal so schwarz, wie sie die ganze Zeit zuvor nicht gewesen war. Und plötzlich vermisste Mac Holder etliche der natürlichen Geräusche. Da jagte plötzlich kein Nachtvogel mehr, strich kein Salamander mehr über Gestein.

Mac Holder verharrte. Angestrengt spähte er in die Runde und versuchte, das Dunkel mit dem Blick zu durchdringen. Auf einmal lag ihm der Magen wie ein Stein im Leib, und ein Ring umspannte seine Brust und erschwerte ihm das Atmen.

»Mac!«, raunte der Oldtimer leise.

Mac Holder ging zu ihm. Der Gewehrlauf des Oldtimers schimmerte in der Dunkelheit.

»Sie sind hier!«, flüsterte der alte Mann.