Fort Aldamo - Folge 006 - Bill Murphy - E-Book

Fort Aldamo - Folge 006 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Die Sonne sank, und die Schatten des Todes senkten sich über die Wüste. Drei Männer in den verschwitzten dunkelblauen Uniformen der US-Army kauerten in einem engen Felsenloch, die Karabiner an den Schultern, umzingelt von einem gnadenlosen Feind.

Noch war von den Apachen nichts zu sehen, aber die drei Eingeschlossenen wussten, dass die roten Teufel da waren. Sie lauerten überall zwischen den Felsen und ließen sich Zeit. Irgendwann würden sie plötzlich mit wildem Geheul angreifen. Die drei Männer aus Fort Aldamo hatten kaum noch Hoffnung...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Die Patrouille der Verzweifelten

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2500-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Patrouille der Verzweifelten

von Bill Murphy

Die Sonne sank, und die Schatten des Todes senkten sich über die Wüste. Drei Männer in den verschwitzten und verschmutzten dunkelblauen Uniformen der US-Armee kauerten in einem engen Felsenloch, die Karabiner an den Schultern, umzingelt von einem gnadenlosen Feind.

Noch war von den Apachen nichts zu sehen, aber die drei Umzingelten wussten, dass die roten Teufel da waren. Sie lauerten überall zwischen den Felsen und ließen sich Zeit. Irgendwann würden sie plötzlich mit wildem Geheul angreifen. Die drei Männer aus Fort Aldamo hatten kaum noch Hoffnung.

Vor fünf Tagen hatten sie Fort Aldamo verlassen, jenes Fort, das der Strafkompanie der US-Kavallerie als Standort diente. Ein Sergeant, ein Corporal und vier Sträflinge. Nun waren sie noch zu dritt. Der Sergeant und zwei Sträflinge. Der Corporal, die zwei anderen Sträflinge und alle Pferde waren den Apachen in die Hände gefallen.

Sie befanden sich längst auf dem Rückmarsch. Fünfzig Meilen trennten die drei Soldaten noch von Fort Aldamo. Aber die Apachenhorde, die sie so gnadenlos verfolgte, kannte ihr Ziel. Und so war es für die Roten nicht schwierig, den drei Blaujacken immer wieder den Weg zu verlegen, auch wenn sie die Fährte verloren.

Das Kommando war ausgezogen, um eine Wasserstelle zu suchen, da der Wasserspiegel des Brunnens im Fort seit vier Wochen bedrohlich sank, ohne dass es dafür eine Erklärung gab.

Schon vor dem Bürgerkrieg war diese alte, von den Konquistadoren, den spanischen Eroberern, erbaute Festung ein Stützpunkt der US-Armee gewesen. Seit dieser Zeit gab es fast lückenlose Aufzeichnungen und Kriegstagebücher. Kleinigkeiten, ja Belanglosigkeiten waren darin vermerkt, doch von einem solchen Fall, dass es der Besatzung der Festung an Wasser mangelte, war in den alten Annalen nichts zu lesen.

Der Sergeant stemmte sich auf die Ellenbogen und hielt den Feldstecher an die Augen. Langsam spähte er in die Runde. Doch das Glas gab nichts mehr her. Es war bereits zu dunkel.

»Siehst du etwas?«, fragte Fromberg und musterte den Sergeant von der Seite.

»Nein!«, erwiderte der Sergeant. »Übrigens bin ich nicht dein Kumpel, Fromberg! Wenn wir auch die Apachen im Nacken haben, sind wir immer noch im Dienst.«

»Aye, Sergeant! Sie entschuldigen!«, murmelte Fromberg, der ein kleiner stiller Mann war. Fünf Jahre Strafkompanie hatte er abzureißen, weil er gestohlen hatte – die Löhnung seiner Kameraden. Ein Jahr hatte er bereits abgedient. In der Hölle von Fort Aldamo!

»Fromberg, du bist ein Clown«, brummte Garland, der zweite Sträfling, der zu zehn Jahren Strafkompanie verurteilt worden war. Er hatte im Streit und im betrunkenen Zustand einen Corporal mit dem Bajonett niedergestochen.

Er lachte glucksend. »Weshalb entschuldigst du dich? Wenn ihm die Apachen den Blaurock mit den schönen und feinen Sergeantenwinkeln herunterreißen, ist er so ein nackter Affe wie du und ich.«

»Garland, halt die Klappe!«, sagte der Sergeant ruhig. »Du weißt, wenn ich dich im Fort zur Meldung bringe, geht es dir dreckig. Also komm, bleib friedlich!«

»Du bringst niemand mehr zur Meldung!«, stieß Garland zischend hervor.

Der Sergeant, der ein großer und schlanker Mann von dreißig Jahren war, drehte sich nach ihm um.

Garland zeigte zu den Felsen hinüber. »Da drüben sitzen sie, und morgen früh werden sie uns zum Frühstück fressen!«, sagte er grollend. »Wo willst du dann die Meldung anbringen? In der Hölle, was?«

»Die Apachen haben uns noch nicht, und die kriegen uns auch nicht!«, sagte der Sergeant.

»Und was ist mit dem Corporal und den anderen beiden?«, knurrte Garland gereizt. »Die haben die roten Hunde wohl auch nicht gekriegt, was? Oder kannst du mir erklären, wo die sonst geblieben sind, he?«

»Infanterist Garland, wenn du mich noch einmal in dem Ton anquatschst, trete ich dir in den Hintern, und eine Meldung setzt es obendrein. Eine schriftliche! Und darin werde ich Finnewacker zwanzig Tage Festungserweiterungskommando vorschlagen, damit du klarsiehst. Zwanzig Tage!«

»Halte doch die Schnauze, Garland!«, sagte Fromberg. »Wenn der Sergeant zwanzig Tage empfiehlt, brummt dir Finnewacker glatt zwei Monate Festungserweiterungskommando auf. Und ich will wegen dir nicht mit angeschwärzt werden.«

»Ruhe jetzt, verdammt!«, raunte der Sergeant mit Schärfe in der Stimme. »Niemand schwärzt hier wen an, Fromberg. Ich verlange Disziplin, nichts weiter. Ihr wollt am Leben bleiben, und ich will das auch. Also kümmern wir uns gefälligst nur noch darum.«

»Wir verrecken so und so!«, stieß Garland hervor. Der große und bullig wirkende Mann war außer sich. »Entweder schnappen uns die Apachen, oder wir werden mit den anderen im Fort krepieren, weil der Brunnen kein Wasser mehr hergibt.«

»Der Brunnen wird nie versiegen«, meinte der Sergeant. »Wir werden ihn einfach tiefer graben. Ich wette, die sind schon dabei.«

»In dieser verdammten Wüste gibt es nirgendwo mehr Wasser!«, ereiferte sich Garland. Er geriet in Wut. »Auch unter dem Fort nicht mehr. Wenn wir dort ankommen, sind die vielleicht schon alle hin.«

»Garland, halt jetzt die Klappe!«, zischte der Sergeant verärgert. »Ich jage dich sonst zu den Roten hinüber, denn Formberg und ich wollen hier herauskommen!«

»Mich willst du zu den Roten jagen?«, heulte Garland förmlich auf. »Die wollen doch etwas von dir. Mir tun die nichts. Die wollen sich an dieser verdammten Armee reiben, die du vertrittst, aber nicht an mir. Ich brauche nur diese verdammte Blaujacke auszuziehen, und schon lassen die mich abhauen. Die haben uns nur angegriffen und verfolgen uns, weil wir diese verdammte Montur tragen, die sie so hassen. Keinem anderen tun die Roten etwas zuleide.«

Er warf das Gewehr weg, richtete sich auf die Knie, schnallte die Koppel ab, zog den Feldhut und schleuderte ihn zur Seite. Dann zog er die Feldbluse aus.

»Infanterist Garland!«, knurrte der Sergeant.

»Was hast du vor?«, fragte Fromberg entsetzt. »Du bist ja verrückt! Wenn du abhaust, sind wir nur noch zwei!«

Garland bekam die Ärmel nicht schnell genug herunter. Beide Arme hatte er hinten, als der Sergeant mit dem Karabiner zuschlug. Garland sah den Hieb kommen und duckte sich auch. Aber das reichte nicht. Bewusstlos kippte er nach vorn. Das Gesicht im Sand und auf den Knien, verharrte er eine Weile, dann fiel er langsam auf die Seite und rührte sich nicht mehr.

Fromberg sah den Sergeant erschrocken an, der sich den Felsen wieder zuwandte und den Karabiner auf die Deckung legte. Fromberg schluckte laut und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus.

»Mach’s Maul zu, Fromberg!«, sagte der Sergeant.

Formberg schloss den Mund.

»Danke!«, sagte der Sergeant trocken.

»Sie haben ihn erschlagen!«, keuchte Fromberg.

»Quatsch! Er kommt schon wieder zu sich.« Der Sergeant drehte den Kopf und sah ihn an. »Oder willst du auf sein Gewehr verzichten? Wenn wir es schaffen, dann nur zu dritt.«

Formberg legte sich auf die Deckung und nahm den Karabiner in die Fäuste, warf noch einen Blick auf Garland und schaute wieder nach vorn. Wild zuckte er zurück. Die Apachen griffen an! Zu Fuß! Geduckt kamen sie aus den Felsen gehuscht und rannten in Deckung. Große Steine und Quader bedeckten das Terrain.

»Achtung!«, raunte der Sergeant. »Karabiner durchladen und entsichern. Wir lassen sie rankommen, Formberg.«

Es handelte sich um ein Dutzend Krieger, die nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren, was sich nur im offenen Kampf als Nachteil herausstellte, dann, wenn sie von vorn kamen. Doch meist kamen sie von hinten oder von allen Seiten, und das auch noch lautlos, sodass sie erst wahrgenommen wurden, wenn ein Soldat getroffen zu Boden sank. Auf diese Weise war es ihnen gelungen, das kleine Kommando um die Hälfte zu dezimieren.

Auch dieses Mal kamen sie nicht nur von vorn. Von vorn zeigten sie sich bloß. Der Sergeant nahm die Angreifer in ihrem Rücken erst wahr, als ihm ein Pfeil in den Feldhut zackte und ihm die Kopfbedeckung ins Gesicht ruckte. »Fromberg, Achtung!«, rief er. »Jetzt schießen, los!«

Er warf sich herum und schoss nach hinten. Ihre Karabiner krachten dröhnend.

Von vorn und hinten stürmten die Gestalten aus der Dämmerung auf sie zu. Wie viele waren es eigentlich? Der Sergeant vermochte das nicht festzustellen. Er schoss wie rasend, schob einen neuen Patronenrahmen in die Kammer und feuerte weiter. Was hinter ihm geschah, musste er Fromberg überlassen.

Er traf fast mit jedem Schuss. Links und rechts von ihm zackten die Pfeile in den karstigen Wüstenboden. Die Tomahawks schwingend, um ihm damit den Schädel zu spalten, kamen zwei Krieger auf ihn zugestürmt, die er zuvor gar nicht gesehen hatte. Plötzlich waren sie da! Er ließ den Karabiner fallen, zückte den schweren Dienstrevolver und feuerte. Die Waffe blitzte und krachte. Nur einer kam dazu, seine Kriegsaxt nach ihm zu schleudern, aber da steckte ihm schon eine Kugel in der Brust. Der Sergeant duckte sich. Die Axt wischte ihm den Feldhut vom Kopf.

Danach sah er kein Ziel mehr, ließ sich auf die Knie fallen und wirbelte herum. Die Apachen zogen sich in die Felsen zurück. Fromberg lud den Karabiner nach und verharrte.

Keinen Steinwurf weit vor ihm lagen vier Gestalten am Boden.

»Gut gemacht, Fromberg«, sagte der Sergeant. »Damit haben wir uns eine Fahrkarte geschossen, aber eine nach Hause!«

»Fort Aldamo ist nicht mein Zuhause, Sergeant!«, erwiderte Fromberg. »Aber der Weg dorthin führt über Fort Aldamo«, erwiderte der Sergeant. Die Dämmerung war fortgeschritten. Es wurde dunkel.

Der Sergeant setzte den Feldhut auf und lud dann den Karabiner.

»Weck mal Garland!«, sagte er. »Vielleicht kriegst du ihn wach. Auf diesem Friedhof möchte ich nicht bleiben.«

»Aye, Sergeant!«, raunte Fromberg und legte den Karabiner aus den Händen. Scheu sah er sich um. Rings um ihre Stellung lagen tote Krieger.

***

Fort Aldamo lag auf einem flachen Hügel in der weiten Senke zwischen zwei mächtigen, sich von Norden nach Süden erstreckenden Gebirgszügen. Sterbende Gebirge waren das. Sie waren seit Jahrtausenden durch eisige Winterstürme, glühend heiße Sommer und sintflutartige Regenfälle dazu verurteilt. Eisstürme und Regenfälle hatte es seit Hunderten von Jahren nicht mehr gegeben. Trotzdem bröckelte das Gestein weiter und weiter, und der Wind trieb den Steinstaub von den Bergen in die riesige Ebene hinab und ließ sie mehr und mehr versanden.

Außerhalb des Forts konnte ein Mensch nicht existieren, und deshalb war auch an Flucht gar nicht zu denken. Trotzdem gab es immer wieder Männer, die es versuchten, der Hölle dieses Fort zu entkommen, von nackter Verzweiflung getrieben. Doch die Chargierten hatten bislang jeden Ausreißer auf ihren Pferden eingeholt und zurückgebracht. Außerhalb der gewaltigen Festungsmauern lag ein kleiner Friedhof. Die schlichten Holzkreuze dort waren Zeugnisse jener Verzweifelten, die es gewagt hatten, den unmenschlichen Torturen, denen die Männer der Strafkompanie ausgesetzt waren, zu entfliehen.

Geschafft hatte es noch keiner!

Seit Capt’n Sayers Tod, einem Offizier, den das Leben in Fort Aldamo hatte zum Alkoholiker werden lassen, war Master Sergeant Finnewacker kommissarische Commander des Forts. Schon unter dem Kommando des Captains hatte er gewaltet und geschaltet, wie er wollte. Nun aber war er der unumschränkte Herrscher über das Fort und damit über das Leben und Sterben der Männer, die aufgrund irgendwelcher Vergehen oder Verbrechen zur Strafkompanie der US-Kavallerie versetzt worden waren.

Finnewacker war ein großer und massiger Mann von vierzig Jahren, verschrien als gnadenloser Leuteschinder, wenn ihm auch gewisse soldatische Qualitäten, Erfahrung und Mut nicht abzusprechen waren. Trotzdem wurde er weder geachtet noch respektiert, sondern einzig und allein gefürchtet, selbst von den Chargierten, die alle keine Sträflinge waren, sich höchstens die Ungnade eines Vorgesetzten und mithin die Kommandierung als Ausbilder nach Fort Aldamo eingehandelt hatten.

Die Kompanie war auf dem Appellplatz angetreten. Die Sträflinge im grau-weißen Drillich. Dazwischen standen die Gruppen- und Zugführer in ihren blauen Monturen.

Breitbeinig, die Hände auf dem Rücken verschränkt, trat Finnewacker aus dem Schatten des Torbogens in den Sonnenglast, in dem die Kompanie stand. Das dicke Notizbuch, das noch mehr gefürchtet war als er selbst, ragte ihm inchweit vorn aus der Knopfleiste seiner Feldbluse.

Sergeant Fitzgerald stand vor der Front. Er riss die Hacken zusammen und nahm die Hände an die Hosennaht.

»Kompanie stillgestanden!«, bellte er.

Ein Ruck ging durch die vier Züge.

»Zur Meldung – Augen rechts!«, brüllte er, machte schneidig kehrt und kam Finnewacker entgegengestapft.

Finnewacker blieb sofort stehen, ein genüssliches Lächeln in den massigen Zügen.

Fitzgerald schlug vor ihm die Hacken zusammen und salutierte. »Commander, ich melde Ihnen die Strafkompanie von Fort Aldamo mit acht Sergeanten, zwanzig Corporalen und sechsundneunzig Sträflingen zum Appell angetreten.«

Finnewacker dankte. »Treten Sie ins Glied, Sergeant!«

Fitzgerald rannte, und Master Sergeant Finnewacker trat vor die Front. Er genoss das jeden Morgen aufs Neue. Es war eine Welle von Angst, die ihm da entgegenschlug.

Er reckte sich und nahm die Mittelfinger an die Hosennähte. »Augen geradeeee-aus!«

Die Worte hallten zwischen den hohen Festungsmauern. Das war eine Melodie, der Finnewacker genussvoll lauschte.

»Rührt euch!«, schnarrte er dann, und die Kompanie rührte wie ein Mann. Wenn er vor der Front stand, gab es kein Nachklappen. Da reagierten die Männer wie aufgezogene Uhrwerke.

Dann schritt er die Front ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt, mit gemessenen Schritten, und wen er ansah, der riss die Hacken zusammen, dass es knallte, reckte sich, zog das Kinn an und reckte die Brust heraus. Und er sah jeden an. Das Hackenschlagen war Musik in seinen Ohren. Ein dünnes Lächeln kerbte ihm die Mundwinkel.

In der Mitte des zweiten Zuges hielt er ein. »Krankmeldungen?«, hallte seine Stimme über die Kompanie hinweg.

Niemand rührte sich, und sein salziges Lächeln verstärkte sich ein wenig. Drückebergerei gab es unter seinem Kommando nicht. Aber das nicht erst in Fort Aldamo.

»Ich sehe, ihr habt begriffen, dass der Soldat dazu da ist, seine Pflicht zu tun«, sagte er tönend und schritt langsam weiter. »Allzeit! Und insbesondere, wenn er dazu aufgerufen ist, sich zu bewähren. So wie ihr.«

Er hielt ein und ließ den Blick schweifen, vom ersten Zug bis zum vierten.

»Jedes anständigen Soldaten oberstes Gebot ist die Liebe zum Vaterland!«, dröhnte seine Stimme weiter. Er sprach betont langsam, machte nach jedem Satz eine Pause und ließ die Echos wirken. Dreimal war jeder Satz zu hören und auch zu verstehen, bis sich die Echos überlappten. »Aber ihr seid keine anständigen Soldaten gewesen. Jeder von euch mag in sich gehen, und wer noch einen Funken von Anständigkeit in sich spürt, sollte sich schämen, dass er eine Kanaille gewesen ist und sein liebes Vaterland enttäuschte. Doch das Vaterland hat euch nicht verstoßen. Es hat euch eine Chance gegeben. So habt ihr eure Ehre verloren, aber nicht die Hoffnung. Lernt also neu zu lieben. Nehmt eure Chance wahr. Hier in Fort Aldamo. Solange ihr hier seid, ist Fort Aldamo für euch das Vaterland. Und von hier weg kommt nur, wer es lieben gelernt hat.«

Er trat einen Schritt zurück. Den Männern schlugen die Herzen schneller, jeder spürte deutlich, dass es mit der Ansprache etwas auf sich hatte. Niemals konnte das etwas Gutes bedeuten.

»Festungserweiterungskommando rechts raustreten!«, rief er da schon mit Stentorstimme.

Hastig traten Männer aus allen drei Gliedern, rannten quer über den Platz und traten am Ende der Kompanie in Doppelreihe an.