Fort Aldamo - Folge 007 - Bill Murphy - E-Book

Fort Aldamo - Folge 007 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Finnewacker, der eisenharte und unerbittliche Master Sergeant des Höllenforts Aldamo, steht weiterhin wie ein Fels in der Brandung von Hass und Gewalt. Die Männer der Strafkompanie sind eine wilde, zügellose Horde von verurteilten Dieben, Deserteuren und brutalen Schlägern, die allesamt nichts mehr zu verlieren haben.

Acht von ihnen planen den Ausbruch. Vor keiner Hinterlist, keiner Gemeinheit schrecken sie zurück. Und ganz plötzlich schlagen sie zu...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Finnewackers Höllenritt

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2501-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Finnewackers Höllenritt

von Bill Murphy

Finnewacker, der eisenharte, unerbittliche Master Sergeant des Höllenforts Aldamo, steht weiterhin wie ein Fels in einer Brandung von Hass und Gewalt. Die Männer der Strafkompanie sind eine wilde, zügellose Horde von verurteilten Dieben, Deserteuren und brutalen Schlägern, die allesamt nichts mehr zu verlieren haben.

Acht von ihnen planen den Ausbruch. Vor keiner Hinterlist, keiner Gemeinheit schrecken sie zurück. Und ganz plötzlich schlagen sie hart und brutal zu …

Der Himmel schien ein einziger greller Fetzen Sonnenlicht zu sein. Brütende Hitze lastete zwischen den hohen Steinmauern des alten spanischen Forts, das seit dem Ende des Bürgerkrieges der Strafkompanie der US-Kavallerie als Standort diente.

Schlaff hing die Fahne der Union am Flaggenmast hoch über dem Turm. Nicht der geringste Luftzug wehte, der den Männern hätte Kühlung bringen können.

Die Posten auf dem Turm und den Wehrgängen standen im Schatten der Sonnendächer und schauten in das glühende Geviert der hohen Mauern hinab, froh, gerade an diesem Tag zum Wachdienst eingeteilt zu sein.

Die Kompanie exerzierte!

Das gleichmäßige harte Schlagen der Stiefel auf dem Pflaster des Innenhofes erfüllte die Luft. Die hundert Männer marschierten in Viererreihen mit geschulterten Karabinern, deren Kammern offenstanden – wie es der Vorschrift entsprach. Hin und her marschierte die sich im monotonen Takt wiegende Phalanx der Kompanie, der das triste Grau der Sträflingsdrilliche einen geradezu ehern geschlossenen Anblick verlieh. Eingehüllt in eine Wolke von Mief, die sich aus den Gerüchen von Schweiß, Lederzeug und Waffenöl gebildet hatte, zogen die Männer an den Unterkünften und den Pferdeställen entlang bis zur Mauer. Dann kam der Befehl: »Kehrt marsch!« Und der gepeinigte Haufen stapfte zurück, nur dass die Ersten nun die Letzten waren und umgekehrt. Bis die Männer des nun ersten Gliedes mit der Brust fast die Mauer des Küchenhauses berührten.

»Kehrt marsch!«, tönte dann abermals die Stimme des kleinen Sergeanten. Auf den Fuß genau kamen seine Kommandos. Und die Kompanie marschierte zurück.

Seit zwei Stunden nun!

Inzwischen waren acht Mann zusammengebrochen und von den Sanitätern, die im Schatten des großen Torbogens unter dem Torhaus bereitstanden, weggetragen worden.

Wieder stürzte einer inmitten der Kompanie krachend zu Boden und rührte sich nicht mehr. Die nachfolgenden Männer stiegen über den Kameraden hinweg, und die Phalanx drohte aus der monotonen Gleichmäßigkeit zu geraten.

Sergeant Fitzgerald reckte sich. »Links, zwei, drei, vier; links, zwei, drei, vier!«, hallte seine Stimme von den Mauern wider, bis die Männer wieder Tritt gefasst hatten.

Master Sergeant Finnewacker, der allgewaltige Herrscher nicht nur über das Fort und die Männer, sondern auch über deren Leben und Sterben, stand in der Tür der Kommandantur. Die Sanitäter warteten gespannt auf sein Zeichen. Aber das gab er erst, nachdem die Kompanie fast die Mauer erreicht hatte und der arme Teufel allein in der prallen Sonne auf dem Pflaster lag – neben ihm sein Karabiner.

Alle Männer, gleich, welchen Rang sie besessen hatten, waren vor der Versetzung nach Fort Aldamo aus der glorreichen US-Kavallerie ausgeschlossen und zu Infanteristen degradiert worden. Und das schlimmste Vergehen, dessen sich ein Infanterist schuldig machen konnte, war, dass er sein Gewehr fallen ließ.

Die beiden Sanis spritzten aus dem Schatten, hoben den Mann und dessen Karabiner eiligst auf, denn die Kompanie hatte schon kehrtgemacht und stapfte wieder heran und trugen ihn reimend weg. Im Laufschritt, wie es Master Sergeant Finnewackers neuster Vorschrift entsprach. In Fort Aldamo hatte sich jeder Mann im Laufschritt zu bewegen, und dabei spielte es keine Rolle, ob er sich auf dem Weg zu seiner Unterkunft oder zur Latrine befand.

Der Küchenbulle, ein Sergeant in blauem Tuch, trat an Finnewackers Seite.

»Du musst mir das sagen, wenn du den Dienstplan änderst, Finnewacker«, sagte er. »Das Futter ist fertig. Es wird mir bei dieser Hitze sauer.«

Finnewacker musterte den Sergeant mit einem schrägen Blick. »Die Männer sind so hungrig, die würgen gleich alles in sich hinein. In zehn Minuten wird der Fraß ja nicht gleich restlos verdorben sein.«

Der Sergeant, der wie alle Chargierten des Forts zum Stammpersonal gehörte, entfernte sich wortlos, stapfte über den Platz und verschwand im Küchenhaus, in dem sich auch der Brunnen befand, der die Wasserversorgung der Fortbesatzung sicherstellte.

Der Master Sergeant trat in den Sonnenglast, groß und massig, wie er war, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Das dicke Notizbuch, das von den Männern genauso gefürchtet wurde wie er selbst, ragte ihm einen Inch weit vorn aus der Knopfleiste seiner sauber gebürsteten blauen Feldbluse.

Ein Ruck lief durch die Reihen der Männer. Der Schlussakt, das Ende der Tortur – die Erlösung nahte. Und jeder riss sich noch einmal zusammen, damit er vor den Augen des bulligen Master Sergeants Gnade fand.

Sergeant Fitzgerald hatte den Master Sergeant in den Sonnenschein treten sehen und zog sich in den Schatten zurück.

Da tönte auch schon die Stimme des Master Sergeants über die Männer hinweg: »Kompaniiiie – hört auf mein Kommando!«

Er zählte mit, um in den Takt zu kommen. Die Stiefel schlugen härter und klarer, wie es schien.

»Kompaniiie – halt!«

Das Halt kam nach drei Schritten und genau auf dem linken Fuß. Ein Schlag noch, und die Kompanie stand wie ein Mann.

Finnewacker lächelte eitel und zufrieden. Wenn er vor der Front stand, dann klappte es, da gab es kein Nachschlagen – nichts.

»Rechts um! Richtet euch!«, befahl er mit schneidender Stimme.

Stiefelscharren erfüllte die Luft. Er wartete, bis es verstummte.

»Augen geradeee-aus!«, bellte er scharf. Dann schritt er schnell zur Seite und musterte mit kritischen Blicken die Richtungen der vier Reihen. Wie an einer Schnur ausgerichtet standen die hundert Sträflinge da. Nein! Es gab nichts auszusetzen.

Zufrieden trat er vor die Front und ließ den Blick schweifen. Restlos erledigt, nass geschwitzt und pulsierenden Blutdruck in den Köpfen standen die Männer wie Zinnsoldaten in Reih und Glied in dieser brütenden Hitze und blickten ihm ängstlich entgegen. Und diese Welle von Respekt und Furcht genoss er.

»Die Männer, die heute schlappgemacht haben und ihre Gewehre haben in den Dreck fallen lassen, sind für die nächsten vierzehn Tage zum Festungserweiterungskommando eingeteilt!«, rief er mit gehobener Stimme. »Wie steht ein Infanterist der ruhmreichen US-Armee vor dem Feind da, wenn er nicht gelernt hat, sein Gewehr, mit dem er das eigene Leben und das seiner Kameraden verteidigen soll, festzuhalten!« Er trat einen Schritt zurück und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Zugführer Kommando übernehmen! – Essenempfang!«

Er machte auf dem linken Absatz kehrt und schritt schnell in die Kommandantur zurück. Hinter seinem Rücken ging ein Aufatmen durch die Reihen. Bis auf jene neun unglücklichen Teufel, die von der Hitze zu Boden geschmettert worden waren, waren sie alle davongekommen.

Fort Aldamo war die Hölle! Doch das Festungserweiterungskommando war die Hölle in der Hölle. Keiner dieser Männer hatte vor seiner Versetzung nach Fort Aldamo auch nur geahnt, dass es so etwas gab.

Das Festungserweiterungskommando war Finnewackers Erfindung und zugleich sein Steckenpferd. Das alte spanische Fort stand in einer weiten Ebene mitten auf einem Hügel mit flachen Hängen, und diese flachen Hänge ließ er vom Festungserweiterungskommando abtragen, um dann steile Mauern errichten zu lassen. Mit Spaten und Hacke mussten die Männer dem karstigen Erdreich zu Leibe rücken, es in Säcke füllen und in der weiten Ebene breittragen. Steine zu den Mauern wurden aus den Bergen im Osten herangetragen, die dort mit Hammer, Meißel und Brechstangen aus den Felsen gebrochen werden mussten.

Die Verwendung von Sprengstoff war verpönt. Finnewacker betrachtete das als Verschwendung von Eigentum der amerikanischen Nation. Sergeant Fitzgerald betrat hinter ihm die Kommandantur. Er war Finnewackers Stellvertreter. Der kleine kraushaarige Mann nahm den Hut ab, warf ihn auf den Tisch und schritt zum Wassereimer, schöpfte eine Kelle heraus und trank.

»Ist dir der Hals trocken geworden?«, spöttelte Finnewacker.

»Eine Stunde exerzieren bei dieser Hitze hätte völlig gereicht«, meinte der kleine Mann vorwurfsvoll.

»Du hast das Wohl der Leute im Auge«, erwiderte Finnewacker. »Ich weiß. Aber ich denke auch an das Wohl der Männer. Umsonst sind die Kerle alle nicht hier, und für manchen ist die Zeit viel zu kurz bemessen, um einen anständigen Soldaten aus ihm zu machen. Ich aber trage die Verantwortung, dass jeder Mann, der seine Strafzeit hier abgedient hat, als vollwertiger und verlässlicher Soldat in die US-Kavallerie zurückkehrt.«

Fitzgerald setzte sich zu ihm an den Tisch. »Ich habe nicht das Wohl der Männer im Auge, Finnewacker, sondern die Stimmung in der Kompanie. Und die ist auf dem Nullpunkt.«

Finnewacker senkte die Lider. »Meuterei? Bislang sind wir mit jeder Meuterei hier fertig geworden. Und zwar ich ganz persönlich, mein Lieber!«

»Irgendetwas braut sich zusammen!«, sagte Fitzgerald. »Ich habe mit den Zug- und Gruppenführern gesprochen. Die spüren das auch alle. Nur lässt sich nicht ermitteln, wo die Unruhestifter sitzen.«

»Nur Gemach! Unruhestifter gibt es immer und überall. Lass die Ratten mal aus den Löchern kommen, dann können wir sie sehen und dann schlagen wir ihnen die Köpfe ab.« Nacheinander traten alle Dienstränge ein und nahmen am Tisch Platz. Sergeant Kleiber, der Küchenbulle, erschien mit seinen Leuten, und die deckten rasch den Tisch. Es gab Bohnensuppe mit Hammelfleisch. Flink schöpften die sieben Sträflinge, die zu diesem Dienst eingeteilt waren, den Chargierten die Teller voll.

»Gesegnete Mahlzeit!«, brummte Finnewacker dann laut, und alle griffen zu.

Sergeant Kleiber setzte sich mit an den Tisch. Die Sträflinge nahmen an der Wand Aufstellung und ließen die Teller nicht aus den Augen, um sofort zur Stelle zu sein, wenn einer der Corporals oder Sergeants nachgelegt haben wollte. Es ging zu wie in einer Offiziersmesse. Nur die weißen Tischtücher, Servietten und das Tafelsilber fehlten.

Die Kommandantur war der kühlste Raum im Fort. Deshalb hatte sich Finnewacker breitschlagen lassen und zugestimmt, dass das Stammpersonal während der heißen Jahreszeit hier das Essen einnahm.

Trotz seiner Fülle war Finnewacker kein allzu starker Esser. Ein Teller Bohnensuppe genügte ihm. Als er damit fertig war, brannte er sich eine seiner dicken Zigarren an.

»Ich bitte mal ums Gehör!«, sagte er mit rauchiger Stimme.

Am Tisch herrschte sofort Ruhe. Alle sahen ihn in gespannter Erwartung an.

Finnewacker schaute zur Wand … »Raus vor die Tür mit euch!«, rief er den Sträflingen zu, die sich sofort in Bewegung setzten und zur Tür hasteten.

Finnewacker genoss noch einen Zug, ehe er den Blick hob.

»Herrscht Unruhe unter den Leuten?«, fragte er und ließ den Blick schweifen.

Keiner sagte etwas. Die Männer tauschten Blicke und sahen den Master Sergeant wieder an.

»Ich habe Finnewacker davon unterrichtet, dass es irgendwo gärt«, ergriff da Fitzgerald das Wort. »Ihr alle habt schon irgendwelche Beobachtungen gemacht und seid mir damit auf die Nerven gefallen. Nun tragt es gefälligst Finnewacker vor!«

Finnewacker fixierte einen jungen Corporal aus dem dritten Zug.

»Was hast du beobachtet?«

»Die Leute meckern über den harten Dienst«, erwiderte der Corporal. »Und in gewisser Weise muss ich ihnen da recht geben. Es ist …«

Finnewacker unterbrach ihn, indem er die flache Hand auf den Tisch schlug.

»Hör mal zu, du Pfeifenwischer!«, sagte er scharf. »Du scheinst nicht zu wissen, wo du dich hier befindest. Fort Aldamo ist kein Erholungsheim für Nonnen. Das wäre für uns alle ein lustiges Leben. Wir tun hier Dienst in einem Fort, in das Soldaten der glorreichen US-Kavallerie versetzt werden, die das Ansehen der Kavallerie besudelt und beschmutzt haben. Banditen und Verbrecher sind das. Ein Bediensteter zum Beispiel, der in einem Grenzfort Militärdecken und Unterwäsche an Siedler verscheuert, nur damit er sich zusätzlichen Whisky kaufen kann, der ist genauso ein Bandit, wie jemand, der im Suff einen Kameraden erschlagen hat. Der einzige Unterschied zwischen solchen Halunken besteht darin, wie viel Jahre jedem aufgebrummt sind. Und solche Leute müssen hart angefasst werden und schweren Dienst verrichten. Denn sie sollen bestraft und erzogen werden, so erzogen, dass sie als vollwertige Männer in die Kavallerie wieder eingegliedert werden können. Und ich leite dieses Fort, weil ich eine besondere Methode habe, um gestrauchelten Burschen wieder in den richtigen Sattel zu helfen. Wer dieses Fort als freier Mann verlässt, den habe ich zurechtgestutzt, der kommt nicht wieder – dafür garantiere ich. Wer durch die Hölle von Fort Aldamo gegangen ist, der findet sich in der Zivilisation wieder zurecht. Und darauf bin ich stolz. In zivilen Gefängnissen ist es an der Tagesordnung, dass da Pappenheimer in einer Regelmäßigkeit ohnegleichen alle Jubeljahre immer wieder eingeliefert werden. So etwas gibt es hier nicht!«

Er klopfte hart auf den Tisch.

»Und das ist eine Frage der Methode und Erziehung! Das System, das ich entwickelt habe, formt auch aus dem windigsten Schlawiner einen anständigen Kerl. Von hartem Dienst will ich also nichts mehr hören! – Weitermachen!«

Emsig neigten sich die Chargierten wieder über die Teller. Jener junge Corporal mit rotem Kopf.

***

Die Männer der zweiten Gruppe des dritten Zuges rannten im Laufschritt über den Hof, stürzten in ihre Unterkunft und ließen sich auf die Pritschen fallen.

Der Stubenälteste hieß Moneta. Er war ein großer blonder Kerl aus Texas. Er hatte in der fünften Kavallerie in Arizona als Sergeant gedient. Über zehn Jahre lang. Bis er sich hatte hinreißen lassen, einen jungen Offizier nach Strich und Faden zu verprügeln, dass der nach einem wochenlangen Krankenhausaufenthalt den Dienst aus gesundheitlichen Gründen quittieren musste.

Ein Großmaul war der Lieutenant gewesen, ein Leuteschinder noch dazu und seinen Untergebenen gegenüber so gemein und hinterhältig, dass ihm selbst die Offizierskameraden mieden.

Fünf Jahre Fort Aldamo hatte sich Moneta damit eingehandelt, und von diesen fünf Jahren hatte er erst fünf Monate abgedient.

Von seinen Kameraden war er förmlich gefeiert worden, nachdem er den Lieutenant verdroschen hatte. Erst recht hatten ihn die Männer hochleben lassen. Selbst sein Schwadronchef hatte ihm auf die Schulter geschlagen. Doch nur unter vier Augen. Wie ein Held hatte sich Moneta gefühlt. Davon war nichts geblieben. Wie ein armseliger Köter kam er sich in Fort Aldamo vor.

Der letzte Mann hatte die Tür offengelassen. Moneta richtete sich auf die Ellenbogen. »Verdammt, ihr sollt die Bude schließen!« Niemand rührte sich. Die Männer hatten gegessen. Bohnensuppe, in die mehr Augen hinein, als Fettaugen herausgeblickt hatten. Der harte Exerzierdienst steckte allen noch in den Knochen.

»Wer ist zuletzt hereingekommen?«, bellte Moneta. »Der soll die Tür schließen. Ich habe nicht die geringste Lust, mich wegen des Kerls von Finnewacker fertigmachen zu lassen.«

Wieder rührte sich niemand. Nach einer Weile stand ein älterer Mann auf und stapfte wütend zur Tür. »Ich bin zwar nicht der Letzte gewesen. Aber ich will nicht, dass wir schon wieder auffallen!«

Er knallte die Tür zu, stapfte zu seiner Pritsche zurück, hielt aber plötzlich ein.

»Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen? Inzwischen schuften wir doch alle in diesem verdammten Festungserweiterungskommando!«

Ein junger Kerl, dessen hageres Gesicht von Sommersprossen übersät war, setzte sich auf. »Ihr redet alle nur von Meuterei, Ausbruch und von ›Finnewacker erschlagen‹. Wisst ihr was? Ihr kotzt mich an! Ich kann das nicht mehr hören!«

»Es ist alles nicht so einfach!«, sagte einer in der Ecke.

»Was uns fehlt, ist Munition«, meinte ein anderer. »Die halten diese blauberockten Hurensöhne doch unter Verschluss. Beschaff mal den Schlüssel zur Munitionskammer, Jungchen! Dann bin ich sofort dabei.«