Fort Aldamo - Folge 010 - Bill Murphy - E-Book

Fort Aldamo - Folge 010 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Ein neuer Wind wehte durch die Mauern des alten spanischen Forts Aldamo, das der US-Kavallerie seit dem Ende des Bürgerkriegs als Standort diente. Doch war es auch ein frischer Wind, der da durch das alte Gemäuer blies?

Captain Link B. Mortimer hatte das Fort übernommen, und Finnewacker, ein großer und massiger Mann von vierzig Jahren, seines Zeichens Master Sergeant und bis zum Eintreffen des Captains allgewaltiger Herrscher über das Fort, war in das zweite Glied zurückgetreten ...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Die Deserteure von Fort Aldamo

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2784-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Deserteure von Fort Aldamo

von Bill Murphy

Ein neuer Wind wehte durch die Mauern des alten spanischen Forts Aldamo, das der US-Kavallerie seit dem Ende des Bürgerkriegs als Standort diente. Doch war es auch ein frischer Wind, der da durch das alte Gemäuer blies?

Captain Link B. Mortimer hatte das Fort übernommen, und Finnewacker, ein großer und massiger Mann von vierzig Jahren, seines Zeichens Master Sergeant und bis zum Eintreffen des Captains allgewaltiger Herrscher über das Fort, war in das zweite Glied zurückgetreten …

Aus den Räumen der Kommandantur war er in das enge Verlies der Schreibstube umgesiedelt.

Etwas breitbeinig, die Hände auf dem Rücken verschränkt, die Brust vorgereckt, das Notizbuch zwei Inches weit aus der Knopfleiste des sauber gebürsteten Feldrockes ragend, stand er im Schatten des Torbogens und sah dem Betrieb im Hof missmutig zu.

Nicht Sträflinge schienen da mehr Dienst zu schieben, sondern Rekruten, die eben eingerückt waren. Der zweite Zug übte Grüßen und Marschieren. Der dritte Zug war mit Gewehrdrill beschäftigt. Und die Männer des vierten Zuges standen, knieten oder lagen vor Sandsackbarrikaden, auf denen Gewehre lagen, und übten Zielen.

Allein der erste Zug war in kleinere Arbeitskommandos aufgeteilt worden, die Ställe und Schuppen reinigten, Küchendienst taten, Wache am Tor und auf den Mauern schoben oder damit beschäftigt waren, vor der alten Schmiede Pappkameraden herzustellen, auf die demnächst scharf geschossen werden sollte – trotz des bis dahin eisern eingehaltenen Gebotes, nur im Falle drohender Gefahr Munition an die Sträflinge auszugeben.

Sergeant Fitzgerald, bislang sein erster Stellvertreter, nun wieder gewöhnlicher Zugführer, trat aus der Wachstube und gesellte sich zu ihm.

Finnewacker maß den kraushaarigen Sergeant mit einem flüchtigen Blick.

Fitzgerald griente und hörte dem Geschrei der Chargierten eine Weile zu.

»So etwas hat es hier lange nicht mehr gegeben«, meinte er nach einer Weile.

»So etwas hat es hier in Aldamo noch nie gegeben!«, korrigierte Finnewacker den kleinen Sergeant knirschend. »Schießen und marschieren können die Kerle doch alle. Sogar reiten! Fehlt bloß noch, dass er auch noch Reitunterricht geben lässt, obwohl die Männer da alle wahre Meister sind. Aber deswegen sind diese Hundesöhne doch auch nicht hier. Diese Männer hat man uns geschickt, weil sie nicht gehorchen und nicht parieren können. Und viele sind hier, weil ihnen der Sinn abhandengekommen ist, mein von dein zu unterscheiden. Das muss denen wieder beigebracht werden, aber nicht, wie man eine Knarre präsentiert.«

»Er hat eben seine eigene Methode«, sagte Fitzgerald.

»Schliff wird er damit backen!«, versetzte Finnewacker. »Na, ich sehe mir das in Ruhe an.«

Beide beobachteten zwei Männer in grauem Sträflingsdrillich, die gemächlich einen fertiggestellten Pappkameraden quer über den Festungshof zu dem alten Pulverturm trugen, wo der Schießstand eingerichtet werden sollte.

Finnewacker verzog angewidert das Gesicht. »Bewegt euch mal ein bisschen schneller, ihr lahmen Tüten!«, rief er knurrend. – Viel Erfolg hatte er damit nicht.

Unter seinem Kommando war hier alles im Laufschritt vonstattengegangen. Selbst auf dem Weg von der Unterkunft zur Latrine hatten sich die Männer im Laufschritt bewegen müssen.

Captain Link B. Mortimer hatte das sofort abgestellt. Doch solche Kleinigkeiten nahm Finnewacker dem neuen Commander nicht übel. Was ihn wirklich grämte, war die Tatsache, dass der Neue als erste Handlung wort- und kommentarlos das Festungserweiterungskommando vom Dienstplan gestrichen hatte.

Das Festungserweiterungskommando war Finnewackers Erfindung und sein Steckenpferd gewesen. In dem Bemühen, diese Kompanie gestrauchelter Männer zu Anstand und Redlichkeit zu erziehen, war er auf die Idee verfallen, die flachen Hänge des karstigen Hügels, auf dem das Fort stand, abtragen und steile Steinmauern errichten zu lassen, sodass sich feindliche Reiterei dem Fort nicht einmal auf Steinwurfweite nähern konnte.

Mit Spaten und Hacken hatten die Männer schuften müssen. Die Steine zu den Mauern hatten sie aus den Bergen herangetragen, wo sie mit Hammer und Meißel aus dem Fels gebrochen worden waren.

Harter, knochenharter Dienst war Finnewackers Devise gewesen, und er hatte Erfolg damit gehabt. Solange er kommissarischer Kommandeur von Fort Aldamo gewesen war, war nicht ein Mann vor dem Tor erschienen, der schon mal da gewesen war.

Was in zivilen Gefängnissen und Zuchthäusern glatt an der Tagesordnung war, nämlich, dass gewisse Typen in schönster Regelmäßigkeit immer wieder eingeliefert wurden, hatte es in Fort Aldamo, dem Standort der Strafkompanie der US-Kavallerie, nicht einmal als Ausnahme gegeben.

Finnewacker war davon überzeugt, dass es auch damit nun in Zukunft vorbei sein würde. Wie mit so vielem.

Der Feldscher kam über den Platz zu Finnewacker und Fitzgerald. Er war Sergeant und trug blaue Kavallerieuniform wie das gesamte Stammpersonal, das nur aus Diensträngen bestand.

»Himmel Herrgott, Finnewacker!«, stöhnte der Sergeant. »Willst du mir nicht endlich einen zweiten Gehilfen zuteilen? Meine acht Betten sind vollständig belegt, und ich habe nur einen einzigen Mann zur Verfügung, um die Kranken zu versorgen.«

Finnewacker starrte zum Krankenrevier hinüber. Acht Sträflinge lagen dort faul in den Betten – als Kranke! Dabei hatte er jede Art von Drückebergerei vollständig ausgemerzt. Kranke hatte es während seiner Zeit als Commander nur alle Jubeljahre mal gegeben. Im Krankenrevier hatten höchstens Männer gelegen, die sich beim Festungserweiterungskommando verletzt hatten.

»Hast du mir gar nicht zugehört, Finnewacker?«, fragte der Feldscher verärgert.

Finnewacker senkte die fleischigen Lider und streifte den Feldscher mit trägem Blick. »Ich dachte, es hat sich inzwischen auch bis in deine Bude herumgesprochen, dass ich so etwas nicht mehr zu bestimmen habe. Geh doch zum Captain, aber fall mir nicht damit auf die Nerven!«

»Du meinst, ich soll …?« Der Feldscher sah unschlüssig von einem zum andern.

Finnewacker hatte seine Meinung kundgetan und blickte starr geradeaus. Fitzgerald nickte dem Feldscher aufmunternd zu.

Der Feldscher machte zur Kommandantur hin Front, rückte den Hut gerade und zog den Feldrock glatt. »Dann werde ich dem Alten mal auf die Bude rücken!«, sagte er, zog die Nase kräftig hoch und marschierte los.

Nur Fitzgerald sah ihm nach.

Vor der Tür zur Kommandantur stand der Feldscher stramm und klopfte an. Nach einer Weile trat er ein.

»Will der Captain auf die Pappkameraden wirklich scharf schießen lassen?«, fragte Fitzgerald.

»Bis er selbst ein Loch im Kopf hat!«, versetzte Finnewacker brummig. »Der Kerl hat keine Ahnung, was es bedeutet, den Gefangenen geladene Waffen in die Pfoten zu geben.«

»Hast du ihm nicht berichtet, welchen Ärger wir hier mit Meutereien und Aufständen schon hatten?«, fragte der kraushaarige Sergeant.

»Er soll seine Erfahrung mal gefälligst selbst sammeln! Er hat mich heute schon zweimal angepfiffen, dass ich gefälligst erst reden soll, wenn er mich gefragt hat. Soll ich mir’s Maul verbrennen?«

Der Feldscher kam zurück, ein frohes Grinsen in den Zügen.

»Na, hat er dir einen zweiten Mann bewilligt?«, fragte Fitzgerald und lachte.

Finnewackers Blick zeigte nur mäßiges Interesse.

»Hat er!«, sagte der Feldscher und blieb vor den beiden stehen. »Meinen ersten Mann hat er zum Heilgehilfen ernannt, und ihm zur Seite hat er mir einen Hilfsheilgehilfen bewilligt, den ich mir selbst aussuchen kann.« Er salutierte spöttelnd. »Zack zack! Alles immer klar und verständlich, oder der Laden bricht zusammen.« Er machte in übertriebener Manier kehrt, ruderte kurz und zackig mit den Armen und schritt auf den vierten Zug zu, da er schon einen Mann ins Auge gefasst hatte.

»Hilfsheilgehilfe!«, sagte Fitzgerald trocken.

»Dieser Armleuchter!«, sagte Finnewacker und grinste sauer, und es war klar, dass er damit nicht den Hilfsheilgehilfen oder den Feldscher meinte.

Da krachte auf der Ostmauer ein Schuss! Der gesamte Dienstbetrieb stockte. Alles sah hinauf zur Mauer, wo der Kopf des Postens über der Mauerkrone erschien, die Hände als Trichter am Mund.

»Eine Taube fällt ein!«, rief der Mann.

Da sahen die Männer der drei Züge den Vogel schon hoch über dem Fort seinen Kreis ziehen. Der Korbmeister, ein Sergeant, kam aus seiner Unterkunft gestürzt und rannte zu dem alten Pulverturm hinüber, an dem die Taubenschläge angebracht waren.

Die graue Brieftaube sank herab und flatterte dann tief über den Köpfen der Männer des dritten Zuges zu den Schlägen hinüber. Kurz darauf rannte der Korbmeister mit der Meldung über den Hof zur Kommandantur, und alle Männer, Chargierte wie Sträflinge, sahen ihm nach.

Darüber musste Finnewacker den Kopf schütteln. Aber war das noch sein Bier? Sollte er die Gruppen- und Zugführer zusammenstauchen!

»Du hast keine Ahnung, Fitzgerald, wie sehr mir Fort Aldamo noch immer am Herzen liegt«, sagte er grollend. »Aber es wäre mir recht, wenn der Vogel meine Versetzung zum Regiment gebracht hat.«

Fitzgerald musterte ihn besorgt. »Menschenskind, Finnewacker! Bist du so sauer?«

Finnewacker platzte der Kragen. Er trat zwei Schritte nach vorn. »Weitermachen!«, rief er mit Stentorstimme. »Wer hat befohlen, den Dienstbetrieb zu unterbrechen?«

Sträflinge und Chargierte starrten ihn an. Kurz nur. Dann hallten die Kommandos wieder über den Platz.

Wütend kehrte Finnewacker an seinen Platz zurück. Sein Gesicht hatte sich nicht gerötet. Blass war er vor Zorn geworden.

Ein Alarmschuss wegen einer Brieftaube! Seit Fort Aldamo Standort der Strafkompanie war, hatte nur ein einziger Posten ständig einen scharfen Schuss in der Kammer seines Sattelkarabiners gehabt. Das war der Mann auf dem Turm. Captain Link B. Mortimer aber hatte befohlen, dass das ganze Wachkommando, das bis auf den Wachhabenden aus Sträflingen bestand, scharfe Munition fasste. Zwölf Schuss pro Mann!

Das musste nach Finnewackers Meinung ins Auge gehen. In beide Augen, und das bald schon.

Eine Ordonnanz trat aus der Kommandantur. »Alle Zugführer sofort zum Kommandeur!«, rief der Sträfling mit schriller Stimme.

Fitzgerald und Finnewacker sahen sich an. Finnewacker rückte den Feldhut gerade.

»Na, dann wollen wir mal sehen, was es Neues gibt!«

Seite an Seite schritt er mit Fitzgerald zur Kommandantur. Hinter ihnen kamen die Sergeants Gammer, Ellison und Wallowa eiligst angetrabt.

***

Captain Link B. Mortimer – das B stand für Buster –, war ein mittelgroßer, drahtig wirkender Mann von vierzig Jahren, der ständig darauf bedacht war, den geborenen Kavallerie-Offizier und den erfahrenen Haudegen und Draufgänger herauszukehren. Er hatte an einem einzigen Indianerfeldzug teilgenommen, und das nur aus Zufall. Sonst hatte er nur bei Stäben gedient.

Er war ein eleganter Mann, ein wenig salopp in der Art, wie sich das für einen Kavallerie-Offizier durchaus geziemte. Er stammte aus einer alten Offiziersfamilie, und das pflegte er breitzustreichen wie Butter aufs Brot.

Vom Äußeren her war er durchaus sympathisch, und als Finnewacker nach vorn trat, die Sporen aneinanderschlug und ihm die Zugführer angetreten meldete, stand er auf und lächelte gewinnend.

»Ich danke Ihnen, Master Sergeant!«, sagte er. »Danke!« Er nickte. »Danke! Danke! Danke!«

Finnewacker reckte sich und griente verwirrt.

Die Miene des Captains verschloss sich.

»Ich hatte die Zugführer gerufen!«

Da erst kapierte Finnewacker. Er schlug die Sporen aneinander und salutierte. »Master Sergeant Finnewacker meldet sich zur Schreibstube ab, Sir!«

Der Captain nickte gnädig. Finnewacker machte schneidig kehrt, ohne sich um die Blicke der Sergeants zu kümmern, die ihn mit hämischen, aber auch mit nachdenklich-mitleidigen Blicken betrachteten, und schritt zur Schreibstube.

»Finnewacker!«, rief der Captain, als er die Tür öffnete.

Finnewacker machte kehrt und stand stramm.

»Sir!«

»Ich bin die Bestandslisten durchgegangen«, sagte der Captain und schob die rechte Hand in die Hosentasche. »Haben wir wirklich nur einen einzigen Hosenträger auf der Kleiderkammer in Reserve? Prüfen Sie das mal nach!«

»Aye, Sir! Zu Befehl, Sir! Ich kontrolliere das sofort!«, rasselte Finnewacker in strammer Haltung herunter und betrat die enge Schreibstube.

Die beiden Schreiber, Sträflinge in grauem Drillich, ruckten von den Stühlen.

»Weitermachen!«, sagte Finnewacker und nahm an seinem schmalen Tisch Platz, wollte nach einer Zigarre greifen, unterließ das aber.

»Ein Mief herrscht hier! Öffnet mal das Fenster!«

Einer der Schreiber sprang sofort wieder auf, trat an das schmale Fenster und öffnete es.

»Geh mal rüber in die Kleiderkammer und zähle die Hosenträger nach«, sagte Finnewacker. »Da scheint irgendetwas nicht zu stimmen.«

Der Mann am Fenster nahm Haltung an. »Aye, Master Sergeant! Melde mich ab!«

Finnewacker nickte, und der Mann verließ den kleinen Raum. Finnewacker stützte den Kopf in die Hände und dachte darüber nach, was dieser Captain wohl für ein Mann war. Der Kerl wollte ihn kleinmachen. Das hatte er vom ersten Augenblick an gewittert. Aber wieso hatte er das nötig? Er war schließlich Captain. Offizier! Er hingegen begleitete nur einen Mannschaftsdienstgrad, wenn auch den höchsten. Wieso fühlte sich da Mortimer aufgerufen, sich mit ihm zu messen. Das begriff er nicht.

Der Schreiber kam zurück, einen Hosenträger in der Hand. Den warf er Finnewacker auf den Tisch.

»Der einzige Hosenträger, der in der Kleiderkammer zu finden ist. Ich habe ihn gleich mitgebracht.«

Finnewacker nickte, und der Schreiber nahm wieder Platz.

Hosenträger! Dieses ganze verdammte Fort hatte er befehligt. Wieso hatte er sich jetzt mit Hosenträgern abzugeben? Master Sergeant war er schließlich immer noch! Wütend schlug er die Faust auf den Tisch, dass sich die Schreiber erschrocken duckten.

Nebenan war die Besprechung zu Ende. Die Zugführer verließen die Kommandantur. Finnewacker sah Fitzgerald am Fenster vorbeigehen und erhob sich, überlegte es sich aber und nahm wieder Platz.

Wenn der Captain wollte, dass er ihm am Morgen bloß die Kompanie meldete und sich sonst nur um Hosenträger und ähnlichen Kram zu kümmern hatte, wollte er sich auch um alles andere nicht scheren.

Er griff nach einer Mappe und schlug sie auf. Es handelte sich um eine Kladde, die Fitzgerald geführt hatte. Es war die Bestandsliste der Waffenkammer. Finnewacker leckte die Bleistiftspitze an. Nun, wenn der Captain wollte, dass er sich jetzt darum kümmerte, weshalb nicht.

Die Ordonnanz des Captains betrat die Schreibstube. »Der Commander möchte Sie sprechen, Master Sergeant!

Nicht einmal die Hacken schlug der Kerl zusammen, und Mortimer musste das drüben doch sehen.

Finnewacker nahm den Hosenträger gleich mit.

»Ach! Sie haben das schon geklärt!«, empfing ihn der Captain, als er den Hosenträger in Finnewackers Hand sah.

Finnewacker baute sich vor dem Schreibtisch auf, hinter dem er lange Zeit selbst gesessen hatte.

»Melde gehorsamst, Sir, die Kladde stimmt. Es ist tatsächlich nur ein Hosenträger vorhanden. Dieser hier!«

Captain Link B. Mortimer winkte. Finnewacker trat um den Schreibtisch und reichte ihm den Hosenträger.

Der Captain betrachtete den Hosenträger sachkundig und drehte ihn dabei hin und her, zog ihn straff und warf ihn Finnewacker wieder zu.

»Älteres Modell!«, sagte der Captain. »Infanterie, aber vor dem Krieg. Fordern Sie mal hundertundfünfzig neue an. Zum Drillich gehören Hosenträger. Nur mit Koppelzeug, da laufen ja manche Männer herum, als steckten sie in Säcken.«

»Haben Sie sonst noch Befehle, Sir?«

»Danke!«

Finnewacker reckte sich und schlug die Sporen krachend gegeneinander, machte kehrt und ging zur Schreibstube zurück.

»Finnewacker!«

Finnewacker hielt an der Tür ein und machte Front. »Sir!«

»Als Sie hier Kommissarischer waren, haben sich da die Männer oft über das Essen beschwert?«, wollte der Captain wissen.

»Nein, Sir!«, erwiderte er. – Das wäre ja auch noch schöner gewesen. Er hatte stets dafür gesorgt, dass die Männer den nötigen Hunger hatten. Aber er hatte auch Kleiber, den Küchenbullen, ständig kontrolliert, damit er das, was zugeteilt war, auch ordentlich kochte und die Portionen genau bemessen ausgegeben hatte. Er war davon überzeugt, dass sich auch das demnächst ändern würde. Gründlich!

»Danke!«, sagte der Captain wieder knapp.