Fort Aldamo - Folge 012 - Bill Murphy - E-Book

Fort Aldamo - Folge 012 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Im Höllenfort Aldamo fliegen die Fetzen. Wieder einmal ist es der mexikanische Bandenboss Asesino, der dem wackeren, raubeinigen Master Sergeant Finnewacker die Hölle heißmachen will. Er hat über ein Dutzend Männer des Forts gefangen genommen und einen von ihnen bereits köpfen lassen. Und noch mehr Köpfe sollen rollen - falls Finnewacker nicht spurt. Denn Asesino will das günstig gelegene Fort als Festung für sich und seine Banditen. Aber darauf gibt es für Finnewacker nur eine knallharte Antwort: "Jetzt jagen wir Asesino ...!"

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Jetzt jagen wir Asesino

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2886-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Jetzt jagen wir Asesino!

von Bill Murphy

Im Höllenfort Aldamo fliegen die Fetzen. Wieder einmal ist es der mexikanische Bandenboss Asesino, der dem wackeren, raubeinigen Master Sergeant Finnewacker die Hölle heißmachen will. Er hat über ein Dutzend Männer des Forts gefangen genommen und einen von ihnen bereits köpfen lassen. Und noch mehr Köpfe sollen rollen – falls Finnewacker nicht spurt. Denn Asesino will das günstig gelegene Fort als Festung für sich und seine Banditen. Aber darauf gibt es für Finnewacker nur eine knallharte Antwort: »Jetzt jagen wir Asesino …!«

»Ist das nicht der Fall, gibt es einen Maskenball!«, hatte Master Sergeant Finnewacker versprochen.

Und es war nicht der Fall gewesen. Mehr als drei Minuten hatte die Strafkompanie der US Kavallerie, die seit Kriegsende in Fort Aldamo stationiert war, das gesetzte Limit überschritten, ehe sie feldmarschmäßig angetreten stand.

Nun war der Maskenball voll im Gange. In Fort Aldamo ging es rund, da flogen die Fetzen.

Sergeant Fitzgerald, der kraushaarige altgediente Haudegen, in Fort Aldamo Finnewackers Stellvertreter, hatte die Kompanie in die Unterkünfte wegtreten lassen und dann den Maskenball eröffnet, indem er die Kompanie im Nachtzeug herausgepfiffen hatte.

Danach hatte er die Männer im Drillich antreten lassen, sie zurückgescheucht und sie mit zusammengerolltem Strohsack unter dem rechten Arm erneut zum Appell befohlen.

Nun stand die Kompanie abermals feldmarschmäßig, jedoch mit vollem Gepäck angetreten.

Groß und massig, wie er nun mal war, stand Master Sergeant Finnewacker im Schatten des Torhauses, die Hände auf dem Rücken verschränkt und mit vorgewölbter Brust, dass ihm das große Notizbuch einen vollen Inch weit aus der Knopfleiste seines tadellos gebürstet und gebügelten blauen Feldrockes ragte.

Mit der Zeit, die die Männer gebraucht hatten, war er zufrieden gewesen. Aber diese Zeit hatten die Männer geschunden. Mit einem Blick hatte er das gesehen. Denn seinen Argusaugen entging einfach nichts in Fort Aldamo. Schließlich kannte er seine Pappenheimer.

Da hatten etliche Männer die Ersatzstiefel in der Unterkunft liegen lassen, deren Sohlen seitlich aus dem Tornister zu ragen hatten, Spitzen nach unten. Andere hatten die Decke nicht um den Tornister geschnallt. Er hatte auch eine ganze Reihe Tornister entdeckt, die viel zu schlaff gepackt waren, weil die Männer die Hälfte der Sachen in den Spinden hatten liegen lassen, um schnell genug auf dem Appellplatz zu sein.

Nun rasten im Hintergrund vier Chargierte durch die Stuben und warfen alles aus Türen und Fenstern, was die Männer zurückgelassen hatten.

Finnewacker wartete mit einem genüsslichen Lächeln in den Zügen, bis die Sergeants und Corporals aus der letzten Unterkunft des vierten Zuges traten, nass geschwitzt und mit vor Eifer roten Köpfen.

Da nickte er Sergeant Fitzgerald kurz zu.

Fitzgerald trat vor die Front, nahm Haltung an und reckte sich.

»Ich lasse jetzt zur Nachtruhe wegtreten!«, rief er mit gehobener Stimme.

»In fünf Minuten liegt alles in den Betten, und die Stubenältesten halten sich zur Stubenabnahme durch den Master Sergeant bereit.«

Er schaute zu Finnewacker, ob er mit den fünf Minuten einverstanden war. Finnewacker war es und gab das mit einem gnädigen Kopfnicken kund.

Fitzgerald knallte die Sporen aneinander und legte die Hände an die Hosennaht. »Kompaniiie – stillgestanden!«, brüllte er und holte dann tief Luft. »Kompaniiie – in die Unterkünfte wegtreten – marsch marsch!«

Die Männer rannten. Fitzgerald zog die Trillerpfeife und pfiff laut.

»In fünf Minuten Nachtruhe und Stubendurchgang!«, rief er den Sträflingen hinterher, drehte sich um und ging zufrieden grinsend zu Finnewacker. – Die Sonne wanderte gerade aus dem Zenit.

Fünf Minuten! Da hatten die Männer die Spinde einzuräumen, Ordnung in der Stube zu schaffen, sich zu entkleiden und im Nachthemd in die Betten zu kriechen. Gewiss lagen da noch in allen Stuben die Strohsäcke wie Kraut und Rüben durcheinander.

Vor den Türen und Fenstern hockten Männer in Trauben auf allen vieren und stießen und balgten sich, da jeder seine Sachen zuerst aus den Haufen zerren wollte, die von den Chargierten wie Lumpenzeug ins Freie geworfen worden waren. Diese Dinge, Hemden, Unterzeug, Schuhe, Strümpfe und anderer Kram mussten auch noch gesäubert werden.

Ohrenbetäubend war das Gebrüll der Chargierten in den blauen Uniformen der US Kavallerie. Rücksichtslos trieben die Zug- und Corporalschaftsführer ihre Männer an, weil sie unbedingt vor Finnewacker bestehen wollten.

Finnewacker zückte seine alte silberne Taschenuhr, warf einen Blick aufs Zifferblatt und steckte sie wieder weg.

»Denen werden wir die lahmen Hammelbeine langziehen!«, sagte er und wippte auf den Stiefelsohlen. »Der Laden ist ganz schön eingerissen durch den Captain. Mein lieber Mann! Aber ich bringe den Sauhaufen wieder auf Vordermann. Und gib noch mal bekannt, dass sich in Fort Aldamo jeder im Laufschritt zu bewegen hat, der die Unterkunft verlässt, egal, ob er zur Latrine muss oder sich beim Commander zu melden hat. Ich will die Männer spritzen sehen! Die Chargierten haben mit darauf zu achten und mir jeden Leisetreter und Schleicher unverzüglich zu melden. Drei Tage Festungserweiterungskommando – wer geschnappt wird. Das wird denen Feuer machen!«

Er wollte noch mehr sagen, verstummte aber, da der Captain aus seiner Unterkunft trat und zur Kommandantur ging, den Kopf gesenkt. Er reagierte auch nicht, als er an ihnen vorüberschritt und sie betont zackig die Sporen aneinanderschlugen und salutierten.

Forsch und schneidig hatte Captain Link B. Mortimer vor vier Monaten das Fort übernommen. Völlig neue Methoden hatte er eingeführt und Finnewacker, den erfahrenen Master Sergeant, der Fort Aldamo schon jahrelang kommissarisch befehligt hatte, auf eine recht überhebliche und für den Master Sergeant erniedrigende Art und Weise total kaltgestellt.

Finnewacker, der von den Chargierten teils bedauert, aber auch belächelt worden war, hatte gelassen auf seine Stunde gewartet, die einfach kommen musste, so wie der Captain mit den Sträflingen umgegangen war.

Seine weiche Tour, die er soldatisch-väterlich nannte, hatte nicht gezogen, sondern zu Laschheit, Aufsässigkeit und Desertion herausgefordert.

Und der Zusammenbruch jeglicher Disziplin war dann auch prompt eingetreten, als die Kompanie vom Regiment per Brieftaube den Befehl erhalten hatte, eine Waffenschmugglerbande dingfest zu machen.

Eine ganze Patrouille hatte draußen in der Wildnis ihren Sergeant niedergeschlagen und war desertiert. Und dann war auch noch Captain Link B. Mortimer mexikanischen Banditen durch eigenes Verschulden in die Hände gefallen. Asesino, der gefürchtete Bandolero-Jefe, hatte daraufhin das Fort zu erpressen versucht.

Aber Finnewacker hatte das Heft umgehend wieder in die Hand genommen und die Lage auf seine Weise bereinigt. Dann war er mit einem Trupp ausgesuchter Sträflinge losgezogen und hatte den Captain befreit. Mitten aus Asesinos großem Lager hatte er mit diesen Leuten den Captain geholt und nach Fort Aldamo zurückgebracht. Ein Kabinettstück und eine soldatische Glanzleistung obendrein war das gewesen, und Finnewackers Qualitäten als Soldat und Vorgesetzter waren voll zur Geltung gekommen.

Jeder Mann im Fort wusste das, sodass Finnewackers Name auch unter den Sträflingen in hohem Ansehen stand.

Der Captain hatte sein Fehlverhalten, die daraus resultierenden Niederlagen und die Gefangenschaft in Asesinos Lager nicht verkraftet. Die Bandoleros hatten ihn gefoltert und Hunger leiden lassen.

Schwermütig war er geworden, und er hatte inzwischen seinem Master Sergeant alles wieder überlassen, sogar den Platz hinter dem Schreibtisch in der Kommandantur, den Finnewacker von einem Augenblick zum anderen hatte räumen müssen, als der Captain in Fort Aldamo eingetroffen war.

Finnewacker und Fitzgerald sahen dem Captain nach, bis er die Kommandantur betrat.

»Du solltest dem Regiment endlich melden, dass er voll dienstuntauglich ist«, sagte Sergeant Fitzgerald.

»Nerve mich nicht! Das hat er mir erst gestern wieder ausdrücklich untersagt.«

Fitzgerald musterte ihn mit einem schrägen Blick.

»Ich setze mich doch nicht in die Nesseln!«, stieß Finnewacker gereizt hervor. »Stell dir vor, ich schreibe die Meldung auf eigene Kappe, und das Regiment schickt uns einen Neuen. Aber gerade in dieser Zeit erholt er sich. Dann stehe ich vielleicht da! Was glaubst du, wie der mich zur Schnecke macht, wenn er seine alte Form plötzlich wiederfindet. Der macht mir doch hier das Leben zur Hölle. Ich habe mit dem Feldscher gesprochen. Der Klugscheißer meint, dass Captain Mortimer durchaus wieder genesen kann – körperlich und geistig.«

»Das lass dir vom Feldscher aber schriftlich geben! Sonst sitzt du mal plötzlich zwischen den Stühlen, wenn hier unversehens eine Kommission auftaucht.«

Finnewacker grinste.

Fitzgerald verzog ungläubig das Gesicht. »Das hat der Feldscher gesagt? Von solchen Krankheiten hat der doch überhaupt keine Ahnung.«

»Ist er der Feldscher, oder ist er es nicht?« Finnewacker griente. »Oder haben wir vielleicht einen Truppenarzt, an den ich mich wenden kann? Ich habe ein schriftliches Gutachten vom Feldscher verlangt – so oder so.«

»Dass der da mal nicht eine auf den Deckel kriegt!«, meinte Fitzgerald.

»Ist es mein Deckel?« Finnewacker zog die Uhr. »Komm! Die Zeit ist um. Heute fangen wir mit der Kontrolle mal hinten an. Damit werden die Knilche dort nicht rechnen.«

Sie schritten Seite an Seite über den Appellplatz auf die Unterkünfte des vierten Zuges zu.

Lautstark stieß Fitzgerald dabei in die Trillerpfeife.

»Zapfenstreich!«, brüllte er etliche Male. »Zapfenstreich und Stubendurchgang.«

Eine Sekunde nach dem letzten lang gezogenen Pfiff standen Finnewacker und er schon in der Unterkunft der achten Corporalschaft.

Corporal Hardman, der vor der Tür gewartet hatte, trat hinter ihnen ein. Er hatte das Unheil schon über seine Corporalschaft hereinbrechen sehen, die Männer aber nicht mehr warnen können.

Die Sträflinge räumten noch Sachen weg, als der Master Sergeant die Tür aufriss, verharrten erschrocken und verschwanden dann mit mehr oder weniger flinken Hechtsprüngen in den Betten.

Der Stubenälteste trat neben sein Bett, war aber so überrascht und erschrocken, dass er zwar salutierte, aber kein Wort hervorbrachte.

Finnewacker schritt stapfend zu ihm, verschränkte die Hände auf dem Rücken und neigte den Kopf angespannt lauschend vor.

»Na! Höre ich etwas, oder höre ich nichts? Wenn du ein komischer Vogel bist, dann zwitschere mir doch wenigstens etwas ins Ohr.«

»Achte Corporalschaft!«, rasselte der Sträfling da los. »Stubenältester Infantrist Taylor! Stube belegt mit zwölf Mann, Master Sergeant.«

Finnewacker richtete sich auf, nahm die Hand kurz an den Feldhut und wandte sich den Spinden zu. Dabei streifte er den Corporal mit einem flüchtigen, aber nichts Gutes verkündenden Blick.

Da standen Spinde noch offen, Schuhe lagen auf dem Boden, eine Mütze lag auf dem Tisch und auch auf den Hockern lag noch Zeug herum, das die Männer nicht hatten verstauen können, da die Zeit einfach zu kurz war.

Er trat einen Tornister zur Seite, der, statt akkurat auf dem Spind, aufgeklappt und mit wirren Riemen auf dem Boden lag.

»Saustall!«, knurrte er und öffnete den ersten Spind. Wortlos kippte er ihn an, dass die Sachen herausfielen und auf dem Boden einen wirren Haufen bildeten. Dann ließ er den Spind zurückfallen, dass es nur so krachte, und öffnete den nächsten. Drei Spinde leerte er.

»Deine Corporalschaft sammelt vielleicht Punkte, Hardman!«, sagte er drohend, während er schnell zur Tür schritt. Fitzgerald folgte ihm.

»Alles bleibt in den Betten!«, tönte Finnewacker, als er die Unterkunft verließ.

In der nächsten Unterkunft spielte sich das Drama ähnlich ab. Aber Finnewacker und Fitzgerald hielten sich nicht einmal eine halbe Minute darin auf, um den nachfolgenden Corporalschaften nicht unnötige zusätzliche Zeit zuzuschanzen.

Von Unterkunft zu Unterkunft eilten sie. In keiner Stube war alles in Ordnung. Den zweiten Zug übergingen sie. Im Sturmschritt liefen sie an den Unterkünften entlang zur ersten Corporalschaft und stürzten hinein.

Die Überraschung gelang. Die Stube war zwar in Ordnung. Aber statt in den Betten zu liegen, standen die Männer beisammen und unterhielten sich. Die Männer wollten in die Betten flitzen. Aber Finnewacker brüllte lautstark: »Achtung!«

Jede Bewegung erstarb. Die vierzehn Sträflinge standen in ihren langen Nachthemden stramm.

Finnewacker grinste und verschränkte die Hände auf dem Rücken.

»Aha! Obwohl schon vor Minuten Nachtruhe befohlen worden ist, findet hier noch eine Versammlung statt.«

Er wippte auf den Stiefelsohlen und ließ den Blick schweifen.

»Meldung!«, bellte er.

Der Stubenälteste ruckte nach vorn und nahm die Hand an die Stirn.

»Erste Corporalschaft! Stubenältester Infanterist Bottom. Stube belegt mit vierzehn Mann.«

Infanterist war jeder Sträfling, der von der Kavallerie nach Fort Aldamo versetzt wurde, gleich, welchen Rang er in der Kavallerie zuvor innegehabt hatte. Eine Versetzung zur Strafkompanie schloss eine Degradierung zum einfachen Reiter ein und die Versetzung zur Infanterie.

Finnewacker musterte den Stubenältesten.

»Ich träume doch nicht!«, dröhnte er. »Du hast eben eine Falschmeldung gemacht. Nachtruhe und Stubenabnahme sind befohlen gewesen. Aber hier hat eine Versammlung stattgefunden. – Wieso meldest du das nicht?«

Der Sträfling starrte ihn an. Corporal Boulder machte ihm hinter Fitzgeralds Rücken Zeichen und bewegte den Mund hoch und breit und wollte ihm damit sagen, dass er eine dienstliche Besprechung melden sollte. Aber der Stubenälteste verstand das nicht.

Doch Finnewacker kam dem Corporal mithilfe des Blickes von Infanterist Bottom auf die Schliche und ruckte herum.

Corporal Boulder schloss den Mund, nahm die Hände an die Hosennaht und bekam einen roten Kopf.

»Ich wusste gar nicht, dass du das Maul so weit aufreißen kannst, Boulder«, sagte Finnewacker betont trocken und wandte sich den Männern wieder zu.

»Alles unter die Betten – marsch marsch!«

Auch in der Stube der ersten Corporalschaft wurden wahre Hechtsprünge vollführt. Kurzes Gepolter war zu vernehmen, dann herrschte Stille.

»Alles auf die Hocker!«, bellte Finnewacker. »Marsch marsch!«

Die vierzehn Sträflinge rannten mit den nackten Füßen laut stapfend durch die Stube, stiegen auf die Hocker und nahmen Haltung an.

Finnewacker nickte zufrieden. »Alles unter die Betten weg marsch marsch!«

Hin und her scheuchte er die Männer. Immer wieder. Dann ließ er sie unter den Betten etwas verschnaufen.

»Ein Lied!«, befahl er.

Corporal Boulder bewegte wieder Mund und Hände. »Schornsteinfeger! Schornsteinfeger!«, sagte er lautlos.

Die Männer, die vorn unter den Betten lagen, verstanden ihn, waren sich aber nicht schnell genug schlüssig, wer das Lied vom wackeren Schornsteinfeger anstimmen sollte. Das war Finnewackers Lieblingslied. Und damit wäre es gewiss gut gewesen.

Doch da stach einen irgendwo hinten der Hafer.

»Im finsteren Keller sitz ich hier …«, begann er laut dröhnend und auch noch falsch zu singen, und die gesamte Corporalschaft ließ sich hinreißen und stimmte ein.

Fitzgerald lächelte erheitert. Corporal Boulder grinste reichlich gezwungen.

Finnewacker aber verzog keine Miene. Und das war in Fort Aldamo schon immer gefährlich. Jedenfalls in solchen Situationen.

»Lied aus!«, bellte er.

Die Männer verstummten.

»Achtung!«

Wie die Wiesel kamen die Männer unter den Pritschen hervorgekrochen und nahmen Haltung an, die Gesichter ernst und verschlossen.

Finnewacker reckte sich. »Die gesamte erste Corporalschaft tritt am Sonntagvormittag nach Dienstschluss punkt elf Uhr zum Nachschwenken an, das ich persönlich kommandiere. Und da, Gentlemen, singen wir weiter. Und ich singe mit!« Er ließ den Blick schweifen. »Zweistimmig!«, brüllte er, dass die Bude wackelte, machte kehrt und stürzte hinaus. Fitzgerald folgte ihm.

Peng! Da hatte die erste Corporalschaft ihr Fett weg.

Nachschwenken – das war das gefürchtete Strafexerzieren, das noch schlimmer war als die Arbeit beim sogenannten Festungserweiterungskommando, das nicht nur eine Knochenschinderei, sondern bereits die reinste Hölle darstellte.

Betreten sahen sich die Männer an. Selbst Corporal Boulder ließ die Schultern hängen.

Da war kein Mucks in der Unterkunft der ersten Corporalschaft zu hören.

***

»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Fitzgerald wissen, als sie die Unterkunft der ersten Corporalschaft verlassen hatten.