Fort Aldamo - Folge 038 - Bill Murphy - E-Book

Fort Aldamo - Folge 038 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Beim Brückenbau macht eine Pioniereinheit einen unglaublichen Fund: Juwelen aus der Kriegskasse der Konföderierten im Wert von zwanzig Millionen Dollar! Colonel Brook kennt nur einen Mann, dem er es zutraut, sich mit diesem Schatz durch den Sperrriegel skrupelloser Banditenhorden zu schlagen, die sich in und um Camp Lowell zusammengerottet haben: Master Sergeant Finnewacker! Und Finnewacker hat auch schon einen verwegenen Plan, den Geheimauftrag des Colonels zu erfüllen - allein mit seiner Freundin Vivienne. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der Auftrag nicht geheim geblieben ist...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Impressum

Geheimauftrag des Colonels

Vorschau

Titelliste Fort Aldamo

Über diese Serie

Liebe Western-Freunde!

Mit FORT ALDAMO bringt Bastei die erweiterte Neuauflage eines Klassikers von Bill Murphy und Frank Callahan, der in den Jahren 1982 bis 1987 schon einmal gedruckt wurde – allerdings in geteilter Form. Erst erschienen 1982 in der Reihe WESTERN-HIT (WH) 14 Romane, dann startete – parallel zu CAPTAIN CONCHO, wo ein um 15 Jahre jüngerer Sergeant Finnewacker mitwirkt – die eigene Serie mit 44 Heften (1984/85), deren erste vier Bände noch vor den WH-Ausgaben spielten. Anschließend folgten noch einmal fünf Romane im WH (1986/87). Und als die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker dann eingestellt wurden, blieben weitere fünf bereits verfasste Manuskripte unveröffentlicht.

In dieser Sammler-Ausgabe vereinen wir nun alle FORT-ALDAMO-Romane – insgesamt 68 Stück – in chronologischer Reihenfolge! Und illustrieren sie einheitlich mit den Covern des Malers Günter König, der damals etwa zwei Drittel aller Titelbilder beigesteuert hat.

Noch ein Wort zur recht derben, manchmal auch »politisch inkorrekten« Sprache in den Romanen: FORT ALDAMO ist eine Western-Militärserie, die in einem Gefangenenfort weitab der Zivilisation spielt. Die Ausdrucksweise der Soldaten ist dementsprechend zotig und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden; im Gegenteil macht sie einen Teil des Flairs aus, das FORT ALDAMO auszeichnet. Jeder Leser, der seine Zeit beim Bund absolviert hat, wird uns da zustimmen.

Genießen Sie also die Abenteuer des Haudegens Finnewacker und seiner »Mannschaft«. Wir wünschen viel Lesespaß!

Die ALDAMO-Redaktion

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Günther König / Hertha König

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4641-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Geheimauftrag des Colonels

von Bill Murphy

Beim Brückenbau macht eine Pioniereinheit einen unglaublichen Fund: Juwelen aus der Kriegskasse der Konföderierten im Wert von zwanzig Millionen Dollar! Colonel Brook kennt nur einen Mann, dem er es zutraut, sich mit diesem Schatz durch den Sperrriegel skrupelloser Banditenhorden zu schlagen, die sich in und um Camp Lowell zusammengerottet haben: Master Sergeant Finnewacker! Und Finnewacker hat auch schon einen verwegenen Plan, den Geheimauftrag des Colonels zu erfüllen – allein mit seiner Freundin Vivienne. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der Auftrag nicht geheim geblieben ist …

Es war noch früh am Morgen. Der Wachhabende lief an den Unterkünften der Sträflinge entlang und blies die Trillerpfeife.

»Kaffeeholer rrraustreten! Kaffeeholer rrraustreten!«, tönte seine Stimme und hallte im Geviert der hohen Festungsmauern wider.

Master Sergeant Finnewacker, groß und massig wie er nun mal war, trat aus seiner Unterkunft und schritt zur Kommandantur. Die Kaffeeholer traten am Flaggenmast an und trabten dann geschlossen zum Küchenhaus.

Noch hatte der Master Sergeant keinen Blick für die Männer übrig. Er betrat die Kommandantur. Sergeant Fitzgerald, sein Freund und Stellvertreter, saß schon am langen Tisch über seine Strichlisten und Kladden gebeugt, die er zu führen hatte.

»Was hast du denn schon hier zu suchen?«, fragte Finnewacker verwundert.

Statt darauf zu antworten, schob ihm der kleine, kraushaarige Sergeant einen Zettel zu. »Hier! Vom Regiment!

Gestern spät abends eingeflogen. Der Wachhabende wollte dich wecken.

Doch ich bin der Meinung gewesen, dass es genügt, wenn du die Meldung heute Morgen liest.«

»Vom Regiment?«, fragte Finnewacker argwöhnisch, blieb am Tisch stehen und nahm den Zettel zur Hand.

»Mein lieber Finnewacker!«, las der Master Sergeant und ließ den Zettel sinken. »Verdammt, Fitzgerald!«, polterte er. »Vom Colonel persönlich an mich gerichtet.« Schlagartig besserte sich seine Laune.

Fitzgerald sah grinsend auf. »Ja! Er will dich sehen, der große Kriegsheld! – War doch besser so. Du hättest vor lauter Aufregung die ganze Nacht nicht geschlafen.«

Finnewacker las schnell weiter: »Mein lieber Finnewacker!« – selbstverständlich las er das noch einmal – »Ich bitte Sie, umgehend mit einer Corporalschaft ausgesuchter Männer nach Camp Lowell zu kommen. Es ist äußerst dringend.«

»Fitzgerald, du Tüte! Hier steht: Es ist äußerst dringend, Mensch!«

»Lies nur weiter!«, erwiderte Fitzgerald.

»Es ist äußerst dringend. Aber es ist wichtig, dass Sie und die Männer ausgeruht hier ankommen, da Ihr Einsatz stante pede erforderlich ist.«

»Du, stante pede schreibt er!«, sagte Finnewacker. »Unser Einsatz ist stante pede erforderlich.«

»Stante pede – stehenden Fußes!«, grinste Fitzgerald. »Sofort! Ihr müsst also wahrscheinlich umgehend weiter und könnt nicht erst eine Fünfzehn in Camp Lowell machen.«

»Wusste gar nicht, dass der Colonel chinesisch kann!«, brummte Finnewacker.

»Nicht chinesisch!«, erwiderte Fitzgerald vorsichtig. »Lateinisch!«

»Soso! Von denen gibt es also immer noch welche. Ich dachte, die sind alle schon lange tot.«

»Mit kameradschaftlichen Grüßen! Ihr alter Brook.«

Das haute Finnewacker fast um. »Mit kameradschaftlichen Grüßen, Ihr alter Brook!«, las er noch einmal laut. »Du, hast du das gelesen? Mit kameradschaftlichen Grüßen, Mann! Der Alte zu mir!« Er war richtig gerührt.

Wie Finnewacker war der Regimentskommandeur in Camp Lowell ein alter Kriegsveteran. General war er gewesen. Auf der Seite der Konföderierten, auf der Finnewacker ebenfalls gekämpft hatte. Finnewacker hatte zu Captain Conchos Reitern gehört. Kurz vor Kriegsende, in der Nähe von Appomattox, hatte der alte Brook mit seinen Männern in der Tinte gesessen. Da waren Captain Conchos Reiter gekommen und hatten ihn und seine Leute herausgehauen.

Zehn Jahre danach hatten sie sich in Camp Lowell wiedergesehen. Der ehemalige General und einer von Captain Conchos Reitern: Finnewacker!

Jahre nach Kriegsende war Brook als Colonel reaktiviert worden.

Finnewacker schwelgte in Erinnerungen.

Fitzgerald erhob sich. »Ich pfeife jetzt die Kompanie zum Appell heraus. Da kannst du dir die Leute ja aussuchen. Wenn du meinen Rat hören willst, nimm nur Blaue mit.«

Blaue – das waren in Fort Aldamo die Chargierten der Stammbesatzung. Im Gegensatz zu ihnen trugen die Männer der Strafkompanie grauen Drillich.

Finnewacker legte die Brieftaubenmeldung auf den Tisch und strich sie glatt.

»Die Meldung wird mir schön und akkurat auf einen weißen Bogen geklebt, säuberlich gelocht und abgeheftet. Ins Tagebuch von Fort Aldamo schreibst du das Datum von gestern Abend und die genaue Uhrzeit! Eingetroffen Brieftaubenmeldung mit Einsatzbefehl von Colonel Brook an Master Sergeant Finnewacker persönlich! Kaporus? Persönlich!«

»Wird erledigt!«

»Das ist leichtes Papier! Dass mir diese Meldung nicht verschütt’ geht!«, grollte Finnewacker warnend.

Steine aus der nahen Wüste lagen auf dem Tisch, die als Briefbeschwerer benutzt wurden. Fitzgerald nahm einen davon und legte ihn auf die Meldung.

»Zufrieden?«

Finnewacker nickte gnädig.

Der kraushaarige Sergeant verließ die Kommandantur und rief die Kompanie zum Appell heraus.

Der Master Sergeant trat ans Fenster. Eine Corporalschaft ausgesuchter Männer, hatte der Colonel geschrieben. Nimm nur Blaue!, hatte Fitzgerald ihm geraten.

Finnewacker wippte auf den Stiefelsohlen. Nur Blaue! Das war ihm zu einfach. Da fühlte er sich nicht genug gefordert. Nur Sträflinge würde er nehmen! Damit sich der Colonel davon überzeugen konnte, dass er die Männer hier auf Vordermann gebracht und die Kompanie und das Fort im Griff hatte.

»Das wäre ja noch schöner!«, sagte er tönend.

Die Kompanie war zum Morgenappell angetreten. Finnewacker wölbte die Brust. Weit ragte ihm das dicke Notizbuch vorn aus der Knopfleiste.

Er ging zur Tür, öffnete sie und trat ins Freie.

»Kompaniiie – stillgestanden!«, brüllte Fitzgerald. »Zur Meldung Augen – rechts!«

Gemessenen Schrittes, die Hände auf dem Rücken verschränkt, stapfte Finnewacker über den kopfsteingepflasterten Innenhof der alten spanischen Festung, die seit Kriegsende der Strafkompanie der US Kavallerie als Standort diente.

Fitzgerald kam ihm entgegen und baute sich vor ihm auf, salutierte in strammer Haltung und rasselte die Meldung herunter.

Finnewacker grüßte ebenso exakt. »Danke dir! – Tritt ins Glied, du Nulpe!«, sagte er gemütlich.

Schneidig machte Fitzgerald kehrt und wandte sich den Männern zu. »Guten Morgen, Kompanie!«, röhrte er.

»Guten Morgen, Master Sergeant!«, riefen die Männer im Chor.

Er nahm die Hände an die Hosennaht. »Augen geradeeee-aus! Rührt euch!«

Wie ein einziger lauter Knall klang das, als die Männer den linken Fuß vorsetzten. In Finnewackers Ohren war so etwas Musik!

Er begann die Front abzuschreiten. Vor Fitzgerald blieb er stehen. Prompt schlug der kraushaarige Sergeant die Absätze zusammen.

»Dich juckt es, was?«, fragte Finnewacker grinsend.

»Aye!«

»Na, das überlege ich mir noch«, grollte der Master Sergeant, klopfte ihm auf die Schulter und ging weiter.

Wen er ansah, der hatte die Absätze zusammenzuschlagen und Haltung anzunehmen. Und er sah jeden an!

Zack, zack, zack … ging das in pausenloser Folge.

Vor einem untersetzten Burschen mit schwarzen Haaren und flammendem Blick hielt er inne. »Name!«

»Infanterist Morante, Master Sergeant!«

»Letzte Schießergebnisse?«

»Letzte … ich weiß nicht … wir haben …«

Finnewacker winkte ab. »Rauche deine letzten Schießergebnisse in der Pfeife.«

Er sah den Nebenmann an, einen kräftigen, jungen Kerl mit blonden Haaren.

»Letzte Schießergebnisse?«

Der Mann reckte sich und schlug die Hacken zusammen. »Infanterist O’Hara, Master Sergeant. – Alle Bedingungen erfüllt!«

Finnewacker wies mit dem Daumen über die linke Schulter. »Leiste der Fahnenstange Gesellschaft.«

Der Strafsoldat trabte aus dem Glied.

Finnewacker ging weiter. Bis zum zweiten Zug, da ihm im ersten nicht ein Mann mehr gefiel.

Vor dem rechten Flügelmann des zweiten Zuges blieb er stehen.

»Name!«

»Infanterist Andrews, Master Sergeant!«, antwortete der Sträfling in strammer Haltung. Ein hagergesichtiger Typ war das, mit pechschwarzen Haaren und dunklen Augen.

Finnewacker musterte ihn von oben bis unten. Ruhig hielt der Mann seinem Blick stand.

»Fahnenstange!«, rasselte der Master Sergeant und ging schnell weiter. »Du, du und du!«, sagte er und stieß den nächsten Männern den rechten Zeigefinger vor die Brust. Die Strafsoldaten flitzten über den Platz.

Der zweite Zug – das waren Burschen, die er kannte.

Sergeant Wollcram grinste stolz, weil Finnewacker gleich vier Männer aus seinem. Zug genommen hatte, der unbestritten der beste in Fort Aldamo war.

Finnewacker fischte sich noch zwei Leute aus dem zweiten Glied von Wollcrams Zug heraus. Dann schritt er gemessen weiter, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Wieder knallten die Absätze.

Zehn Männer wollte er mitnehmen. Das schien ihm ausreichend zu sein. Achtzehn bis zwanzig Mann stark waren nur die Corporalschaften in der Strafkompanie.

Im hinteren Glied stand ein hagerer Kerl – die Mütze schräg auf dem Kopf, das Koppel schief um den Leib und sämtliche Knöpfe des Drillichs offen.

Finnewacker blieb stehen, und der Mann riss die Absätze zusammen.

»Wie hängst denn du in der Wäsche?«

Dem Sträfling schoss das Blut ins Gesicht. Er bog die Schultern zurück und zog das Kinn an die Brust, den Blick starr geradeaus gerichtet.

»Name!«

»Infanterist Younger, Master Sergeant!«

Finnewacker zückte das Notizbuch.

Da wusste jeder, was jetzt fällig war. Festungserweiterungskommando! »Liegst du allein auf deiner Bude?«

»Nein, Master Sergeant!«

»Dachte ich es mir!«, brummte Finnewacker, schlug das Buch auf und leckte den Bleistift an. »So etwas nenne ich Kameradschaft. Mütze nicht gerade, sämtliche Knopflöcher auf Durchzug und – kehrt!«

Der Mann ruckte auf dem linken Absatz herum. Das Koppel war auch noch verdreht.

»Front!«, bellte Finnewacker.

Der Mann drehte sich noch einmal auf dem linken Absatz und sah Finnewacker an.

»Schießbudenfigur!«, tönte Finnewacker drohend. »Das Koppel schief und verdreht und die Stiefel nicht geputzt! So etwas liegt auf einer Bude mit einer ganzen Corporalschaft. Und keiner sieht das! Keiner ist dem Lurch behilflich, sich richtig anzuziehen! Machen wir es rund. Die gesamte siebte Corporalschaft – drei Tage!«

Er notierte sich das und ging weiter, blieb nach zwei Schritten wieder stehen und fixierte einen Mann im ersten Glied, der wie ein Honigkuchenpferd grinste.

»Was ist denn mit dir los, du Otto? Beneidest du die Siebte etwa?«

»Nein, Master Sergeant! Das tue ich nicht«, erwiderte der Mann mit verschlossener Miene.

»Mein lieber Scholli! Reiß dich bloß am Riemen!«

Finnewacker musterte seinen Nebenmann freundlich. »Na, und du, Kunibert? Stehst schon auf der Liste, was?«

»Aye, Master Sergeant!«, rief der Sträfling grienend.

Er war einer von den Männern, die nie unangenehm aufgefallen waren und dafür bekannt waren, dass sie ihren Dienst ordentlich versahen. Drei Jahre hatte der Kerl herunterzureißen gehabt. Nun stand er zur Entlassung an. Mit dem nächsten Verpflegungstransport würde er die Festung verlassen.

Finnewacker klopfte ihm auf die Schulter und ging weiter.

Im vorderen Glied des dritten Zuges standen am Ende zwei Sträflinge, die der Personalakte zufolge als schwere Jungs galten, sich aber stets ordentlich geführt hatten. Runde vier Jahre hatten sie noch in Aldamo abzudienen.

Und solchen Männern bot Finnewacker immer eine Chance, sich zu bewähren. War das dann auch der Fall, strich er, je nach Leistung und Lage der Dinge, mitunter das Strafmaß rigoros zusammen. Das war seine Art, die Strafkompanie der US Kavallerie zu führen. Das hatte er sich ausbedungen, und der alte Brook in Camp Lowell deckte ihn dabei.

»Wo zuletzt stationiert gewesen?«, wandte er sich an den ersten Sträfling.

Der Mann stand stramm und bekam einen roten Kopf, gewiss vor Scham und Angst, sein Strafmaß und seine Verfehlung nun vor versammelter Mannschaft ausposaunen zu müssen. Doch das tat Finnewacker fast nie. Es sei denn, es war als erzieherische Maßnahme in seinen Augen notwendig.

»In Fort Brack, Master Sergeant!«

»Aha! Direkt an der Grenze. An Indianerfeldzügen teilgenommen?«

»Viermal, Master Sergeant!« Finnewacker senkte die Lider.

»Doch mit der Knarre in der Hand und nicht beim Tross, was?«

»Aye, Master Sergeant!«

»Was, aye, du Nashornvogel?«

»Nicht beim Tross, Master Sergeant!

Jedes Mal Vorhut und Patrouille.«

»Fahnenstange!«

Der Mann, der O’Toole hieß, trabte zufrieden grinsend davon.

Finnewacker fixierte den nächsten. »Bist du auch so ein Held gewesen wie dein Kamerad O’Toole?«

»Ich komme von der Dritten, Master Sergeant!«, antwortete der Sträfling wie aus der Pistole geschossen. »Sicherungsdienst beim Bau der Union Pacific Railway.«

»Saus zu deinem Kumpel!«

Hei! Wie der Mann zum Flaggenmast flitzte.

Finnewacker ging weiter. Zum vierten Zug, den Sergeant Larsen führte. Das waren die Neuen, die Männer, die zuletzt in Fort Aldamo eingetroffen waren. Inzwischen waren vier Monate vergangen. So neu waren die Neuen also nicht mehr.

Noch einen Mann brauchte er. Er wies auf einen großen, strammen Burschen. »Und du, Spiro? Das ist doch dein Name?«

Der Mann riss die Hacken zusammen und rief grinsend: »Aye, Master Sergeant! Infanterist Spiro.«

Finnewacker wies zum Flaggenmast. »Kratz die Kurve!«

Der Mann spritzte an der Kompanie vorbei zu den anderen und reihte sich dort ein.

Das war es!

Finnewacker nahm die Hände auf den Rücken und machte kehrt, blickte die Kompanie entlang und rief: »Krankmeldungen!«

Niemand rührte sich. Drückeberger gab es in Fort Aldamo nicht.

Zufrieden schritt er bis in Höhe des zweiten Zuges. »Festungserweiterungskommando – rechts rrraus!«

Marsch marsch brauchte er nicht zu kommandieren. In Fort Aldamo war Laufschritt befohlen, gleichgültig, wohin da ein Mann unterwegs war, ob zur Kleiderkammer oder zur Latrine. Er hatte sich im Laufschritt zu bewegen.

Die gesamte siebte Corporalschaft trat da mit an. Fünfundvierzig Mann war das Festungserweiterungskommando an diesem Morgen stark.

Finnewacker war zufrieden.

Das Festungserweiterungskommando war seine Erfindung und auch sein Steckenpferd. Als er den Dienst in Fort Aldamo angetreten hatte, hatte er es eingeführt, um die Sträflinge sinnvoll, wie er es nannte, zu beschäftigen.

Fort Aldamo, diese alte, eherne, von den Konquistadoren erbaute Feste, stand inmitten einer weiten, sandigen Ebene auf einem Hügel mit flach ansteigenden Hängen.

Diese Hänge ließ Finnewacker rund um das Fort, die breite Zufahrtsrampe ausgenommen, vom Festungserweiterungskommando abtragen und durch eine Mauer stützen, die ebenfalls zehn Meter hoch werden sollte – wie die Mauern der Festung, an die ein Angreifer dann zu Pferde gar nicht erst herankommen konnte.

Daher der Name: Festungserweiterungskommando.

Dieses Kommando war die Hölle. Schwer mussten die Männer in diesem Wüstenklima schuften. Mit Schaufeln und Hacken rückten sie dem Sand und dem Erdreich zu Leibe. Und was sie da an Sand und Erde abtrugen, mussten sie in Säcke packen und in der Wüste verstreuen, damit nicht neue Hügel entstanden, hinter denen der Feind dann Deckung nehmen konnte.

Die Steine für die Mauern wurden in dem ehemaligen Steinbruch der Konquistadoren gebrochen und zurechtgeschlagen, der sich in jenem Gebirgszug im Osten befand, welcher die weite Ebene in einer Entfernung von sieben Meilen von Süden nach Norden begrenzte.

Wer in Fort Aldamo auffiel, seinen Dienst nicht ordentlich versah oder sich sonst irgendetwas hatte zuschulden kommen lassen – dem war das Festungserweiterungskommando sicher. Das Mindeststrafmaß betrug drei Tage. Einem Todesurteil nahe kam das Strafmaß: Bis auf weiteres …

Es waren schon Männer weinend zusammengebrochen. Aber da kannte Master Sergeant Finnewacker keine Gnade. Umsonst sprach er dieses Strafmaß ja nicht aus.