Fünf Minuten Verspätung - Stefan Murr - E-Book

Fünf Minuten Verspätung E-Book

Stefan Murr

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Beschreibung

Fünf Minuten Verspätung hat die Maschine, die am 9. September 1949 von Québec aus startet: fünf Minuten, in denen Bess Desmond ihren Platz einer Hebamme überläßt – und damit ihr eigenes Leben rettet. Denn das Flugzeug stürzt ab und niemand überlebt. Zufall oder Verbrechen? Diese Frage läßt René, dem Verlobten von Bess, keine Ruhe. Bei seinen Nachforschungen kommt er einem minutiös geplanten Verbrechen auf die Spur ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

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Stefan Murr

Fünf Minuten Verspätung

Thriller

FISCHER E-Books

Inhalt

Fünf Minuten Verspätung [Teil 1]Fünf Minuten Verspätung [Teil 2]Nachwort

Jeanne Blycks erfuhr die Wahrheit an einem Tag Anfang Juni. Sie lebte in der schönen, alten norwegischen Stadt Bergen und bewohnte dort in dem Vorort Mathopen ein an einen felsigen Kiefernhang gelehntes Haus. Das Haus war nicht üppig und luxuriös wie manches andere Haus in diesem noblen Vorort, denn sowohl Jeanne als auch ihr Mann Arne Blycks liebten die gediegene Anspruchslosigkeit norwegischen Patrizierlebens. Das Haus der Blycks war in seinem Unter- und Hauptgeschoß gemauert und blendendweiß verputzt. Das Obergeschoß bestand aus dunklen Holzbalken mit eingezogenen Altanen, von deren Rändern in den kurzen Sommermonaten Kaskaden von Blumen fluteten. Darüber lag ein schweres, schützendes Dach. Das Haus stand in einem zwischen gewachsenem Fels steil angelegten Garten, der mit seinem unteren Rand an eine schmale geteerte Küstenstraße stieß. Unterhalb dieser Straße zogen sich Kiefern und anderes Nadelgehölz bis hinunter an das felsige Ufer des Raunefjords. Dort lag das Bootshaus mit der Segelyacht und den Ruderbooten, denn fast jede norwegische Familie, die an einem Gewässer wohnt, hat mindestens ein Boot zu ihrer Verfügung. Von dem Haus der Blycks aus hatte man direkt nach Süden einen unvergleichlichen Ausblick über den Fjord und die bewaldeten, flachen Felsenufer, die ihn säumen, bis sie sich in der Ferne verlieren. In diesem Haus führte Jeanne Blycks seit fünfzehn Jahren das Leben einer Frau und Mutter zweier Mädchen von neun und dreizehn Jahren. Sie selbst war an dem Tage, an dem Arne aus Oslo anrief, knapp über siebenunddreißig und dachte mit keinem Gedanken daran, daß sich mit diesem Anruf ihres Mannes ihr Leben innerhalb eines einzigen Tages ändern könnte. Ihre Eltern aus Kanada waren, wie fast jedes Jahr um diese Zeit, zu Besuch in Mathopen. Pa lag in einem Liegestuhl irgendwo im Garten und las die Morgenzeitung. Ma klapperte in der Küche mit dem Frühstücksgeschirr und ließ anschließend die Spülmaschine brausen. Sie war es auch, die das Läuten des Telefons hörte und nach Jeanne rief, die oben in den Schlafzimmern und Bädern nach dem rechten sah. Jeanne lief nach unten. Sie trug, wie meist bei der Hausarbeit, Jeans, und das lange dunkle Haar war hochgesteckt. Die Ärmel ihrer einfachen weißen Leinenbluse hatte sie ein wenig aufgekrempelt. Die Augen waren sehr dunkel, zwischen braun und schwarz. Ihr Gesicht war oval, die Nase schmal und sie hatte einen zu großen Mund, den sie selten schminkte. Dennoch war sie sehr hübsch, allerdings von einem seltsam fremdartigen Reiz, der ihr, bevor die Leute in Mathopen sie näher gekannt hatten, den Namen »die Fremde« eingetragen hatte. Man hatte sie für eine Französin gehalten, bevor sich herumgesprochen hatte, daß das nicht stimmte. Näheres war über sie nicht bekannt geworden. Jeanne hatte immer ein Hauch von Geheimnis umgeben, der ihr selbst jedoch wenig bewußt geworden war. Ihren Eltern sah sie kein bißchen ähnlich.

Als sie jetzt den Telefonhörer von ihres Mannes Schreibtisch hochhob und ans Ohr nahm, hörte sie seine Stimme. Er war der Direktor des staatlichen meereswissenschaftlichen Instituts der Stadt und vor zwei Stunden zu einer wichtigen Konferenz bei der Regierung nach Oslo geflogen, von wo aus er anrief. Er sagte, nachdem er sich nach dem Befinden seiner Schwiegereltern erkundigt hatte: »Jeanne, hast du jemals meinen Banksafe geöffnet? Ich glaube nicht.«

»Nein«, antwortete sie. »Das Fach, wo deine wissenschaftlichen Arbeiten liegen? Du hast mich nie darum gebeten.«

»Aber du hast die Vollmacht dafür«, sagte ihr Mann. »Hör zu: In der mittleren Schublade auf der rechten Seite des Schreibtisches, wo du stehst … hast du?«

Jeanne zog die Schublade heraus und sagte: »Ja, habe ich.«

»Dort liegt ein schwarzes Täschchen mit zwei Schlüsseln.« Jeanne öffnete das Täschchen und holte die beiden sonderbar geformten Schlüsseln heraus. »Die Safeschlüssel zweihundertdreiundvierzig«, sagte sie.

»Ja«, antwortete ihr Mann. »In dem Fach ist eine flache Blechschachtel, die du gar nicht herauszuziehen brauchst. Du hebst nur den Deckel ein wenig hoch. In der Blechschachtel ist ein maschinegeschriebenes Manuskript, das ich hätte mitnehmen sollen. Ich habe es vergessen. Es ist eine Doktorarbeit. Ich brauche nichts weiter als den Namen des Korreferenten und die genaue Seitenzahl, alles andere habe ich im Kopf. Bitte fahre in die Stadt, such das heraus und telefoniere es mir durch. Ich gebe dir die Nummer.«

Arne Blycks gab seiner Frau die Nummer und fügte hinzu, sie solle versuchen, ihn noch vor zwölf Uhr dort zu erreichen. Sie versprach es und legte auf. Sie ging zu ihrer Mutter in die Küche und sagte, daß die Vormittagspläne sich geändert hätten, weil sie für Arne etwas in der Stadt zu erledigen habe. Aber das hätte auch sein Gutes, denn sie brächte die Mädchen von der Schule mit dem Wagen nach Hause; sie bräuchten dann nicht den Bus zu benützen. Jeannes Mutter war weit über fünfzig, aber sie sah noch jugendlich aus. Das Auffallendste an ihr waren große veilchenblaue Augen von rascher Beweglichkeit und eine zierliche, gerade Nase. Das ganze Gesicht unter einer in die Stirn fallenden dunkelblonden Haartolle hatte etwas von einem zutraulichen Pony und gleichzeitig einer kecken und dennoch liebenswürdigen Puppe, die es liebte, Überraschungen zu bereiten. Natürlich würde sie einkaufen, natürlich würde sie das Mittagessen kochen und natürlich würde sie auch sonst das Haus in Ordnung bringen. Es war alles genau, wie Jeanne es an ihr kannte. Und dennoch ahnte auch sie nicht, daß am Abend dieses Tages nichts mehr so sein würde, wie es am Morgen gewesen war. Jeanne zog sich um, holte gegen halb elf den kleinen roten Wagen aus der in den Felsenhang hineingebauten Garage und fuhr in die Stadt. Die Bank residierte in einem großen Backsteingebäude aus der Gründerzeit in der Nähe des Vagen. Das Glück wollte es, daß Jeanne Blycks direkt am Strandkajen einen Parkplatz fand, was sonst so gut wie nie gelang. Sie stieg aus und verschloß das Auto. Die Sonne schien und glänzte hell, wie sie es nur im Norden kann, in den Fenstern der Häuser, die sich an den Hängen des Flöien hinaufzogen, und auf dem Wasser des Hafens. Gegenüber spreizte der alte »Staatsradet Lehmkuhl« seine grazilen weißen Masten in die klare Luft und Scharen von Möwen kreischten im Flug oder hockten auf den ausladenden Rahen. Jeanne Blycks genoß einige Sekunden das vertraute Bild der Holzgiebel der Bryggen in ihren Schattierungen von Braun, Rostrot, Ochsenblutton und Ocker. Weiter vorne krönte die Natursteinmasse des Bergenhus den Parkhügel am Festningskajen. Als sie das alles betrachtet hatte, betrat Jeanne die Bank. Im Gegensatz zu dem viktorianischen Äußeren des Gebäudes war die Schalterhalle hochmodern. Es gab, wie in den Schalterhallen aller Banken der Welt, auch einen Schalter, an dem die Formalitäten der Safebenützung erledigt wurden. Jeanne ging dorthin. Sie wies ihre Vollmacht und ihren Reisepaß vor, nannte das Kodewort und trug sich in das Benützerbuch ein, das der Angestellte vor sie hinlegte. Dann folgte sie dem jungen Mann über eine verborgene Wendeltreppe hinunter in die geheimen und durch raffinierte Anlagen gesicherten Tiefen des Tresorkellers. Vor der Stahlfachwand folgte das Zeremoniell mit den beiden Schlüsseln. Der Angestellte zog seinen wieder ab, verwahrte ihn würdevoll und ließ Jeanne in der tiefen Stille des unterirdischen Raumes allein. Sie zog das massive Türchen des Faches, in dessen Schloß ihr eigener Schlüssel noch steckte, auf und sah das flache Weißblechkästchen, von dem Arne gesprochen hatte. Den Deckel konnte sie wirklich ohne Schwierigkeiten so weit lüften, daß sie das oberste Dossier, das in dem Kästchen lag, herausziehen konnte. Sie erkannte auf den ersten Blick, daß es sich um das maschinegeschriebene Manuskript handelte, von dem Arne gesprochen hatte, schlug es auf und schrieb ab, worum ihr Mann sie gebeten hatte. Sie steckte den Zettel ein, legte das Dossier zurück in die Weißblechschachtel und wollte den flachen Deckel wieder darüberschieben. Jedoch klemmte der Rand des Deckels irgendwo im Hintergrund des Faches. Ungeduldig zog Jeanne nach einigen vergeblichen Versuchen die ganze Kassette heraus, um den Deckel ordentlich aufsetzen zu können. Als sie die Schachtel in der Hand hatte, sah sie einen flachen bräunlichen Umschlag in großem Format, der unter der Kassette auf dem Boden des Stahlfachs lag. Die Schachtel noch in der Hand, erinnerte Jeanne Blycks sich daran, wie betont Arne ihr am Telefon eingeschärft hatte, sie brauche die Schachtel gar nicht erst herauszuziehen, um an das Manuskript zu gelangen. Es lag auch für eine so auf gegenseitiges Vertrauen eingestellte Frau wie Jeanne offen auf der Hand, daß ihr Mann nicht wünschte, daß sie diesen geheimnisvollen Umschlag sah. Nur warum? Es gab nichts, was Jeanne sich als Grund vorstellen konnte, irgend etwas vor ihr geheimzuhalten. Eine Frauengeschichte schied ohne den geringsten Zweifel aus. Arne war reif und erwachsen genug, um den infantilen Anfechtungen der Neugier und der Selbstbestätigungspsychose nicht ausgesetzt zu sein. Sie waren miteinander in jeder Hinsicht glücklich und keiner von ihnen wäre jemals auf den absurden Gedanken gekommen, das lebendige Einverständnis ihrer Ehe durch eines jener albernen Abenteuer aufs Spiel zu setzen, die manche Kreise auch in diesem Lande für fortschrittlich zu halten begannen. Wenn jedoch derartiges ausschied, was war es dann? Obwohl es Jeanne Blycks klar war, daß Arne ihr den Inhalt des Umschlages vorzuenthalten wünschte, siegte rasch die natürliche Neugier. Sie legte die Weißblechkassette auf den Tisch in der Mitte des Raumes und holte den bräunlichen Umschlag aus seinem primitiven Versteck. Er war nicht zugeklebt und enthielt zwei weitere Briefumschläge in einem normalen Format, die beide an Jeanne Blycks adressiert, jedoch geöffnet waren. Nun erschien Jeanne ihr Interesse an diesen Schriftstücken sogar legitim. Sie zog die Briefe nacheinander aus ihren aufgeschlitzten Umschlägen und begann sie zu lesen. Der Absender war in beiden Fällen die Redaktion einer großen amerikanischen illustrierten Zeitschrift in Los Angeles. Der erste Brief, den sie las, trug ein Datum, das ungefähr drei Jahre alt war, war aber das zweite der beiden Schreiben. In ihm wurde auf den anderen, zeitlich vorangegangenen Brief Bezug genommen und bedauert, daß man auf diesen keine Antwort erhalten habe. Jeannes Spannung auf den Inhalt dieses Briefes wuchs. Sie zog ihn aus seinem Umschlag und las folgenden Text in englischer Sprache:

»Verehrte Mrs. Blycks, wir haben sehr lange recherchiert, um Ihre Identität und Ihren jetzigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Unsere Redaktion für spannendes Zeitgeschehen ist auf die Ihnen bekannten Ereignisse gestoßen, die am 9. September 1949 mit dem Absturz eines Verkehrsflugzeuges der Luftfahrtgesellschaft Quebec-Airways begannen und in die Ihre persönliche Lebensgeschichte sehr eng verwickelt ist. Wir möchten diese ebenso spannende wie dramatische Story unserer Leserschaft präsentieren. Infolge Ihrer unmittelbaren Beteiligung an den genannten Ereignissen sehen wir Sie als Inhaberin der Rechte an und bieten Ihnen für deren Erwerb einen pauschalen Betrag von

fünfundachtzigtausend US-Dollar.

Wir werden diese Summe sofort nach Eingang Ihrer Einverständniserklärung auf jedes uns genannte Bankkonto überweisen. Der Kontrakt gilt erst dann als geschlossen, wenn uns Ihre Bestätigung vorliegt, daß Sie das Lizenzhonorar in Händen haben. Wir hoffen, daß das bald der Fall sein wird. Getreulich ihre …«

Es folgten der Titel der Zeitschrift und die Namen der beiden unterzeichnenden Bevollmächtigten. Jeanne ließ sich, das Schreiben in der Hand, auf dem Sessel nieder, der vor dem Tisch in der Mitte des Raumes stand und las den Text ein zweites und auch noch ein drittes Mal. Fünfundachtzigtausend Dollar war eine Summe, die Jeanne aus dem Handgelenk gar nicht in norwegische Kronen umzurechnen vermochte. Briefe, in denen von einem so großen Betrag die Rede war, hatte Arne ihr einfach unterschlagen und ganz offensichtlich auch seinerseits nicht einmal darauf geantwortet. Dafür mußte Dr. Arne Blycks, der die Rechtschaffenheit und Korrektheit in Person war, sehr wichtige Gründe haben. Welche konnten das sein? Was waren das für dramatische Ereignisse, die am 9. September 1949 ihren Anfang genommen hatten und von denen sie nichts wußte, obwohl, wie die Zeitschrift schrieb, ihre persönliche Lebensgeschichte in sie sehr eng verwickelt war? Es mußte so sein, daß Arne nicht wünschte, daß seine Frau über diese Ereignisse etwas erfuhr und daß ihm dieser Wunsch sogar einen Betrag von 85000 Dollar wert war. Sich ein Bild über die Natur seiner Gründe zu machen, war ihr vollkommen unmöglich.

Ratlos ließ Jeanne den Brief sinken und starrte resigniert vor sich hin. Da sie aber in jeder Hinsicht eine praktische Natur war, dauerte ihre Ratlosigkeit nicht sehr lange. Sie beschloß, sich zunächst so zu verhalten, als sei nichts geschehen und als liege der Schleier des Geheimnisses, wie es ihres Mannes Absicht war, noch immer über den Briefen unter der Weißblechkassette. Sie schob die Schreiben in ihre Kuverts zurück, diese in den großen Umschlag und brachte alles in die Lage, in der es auch vorher gewesen war. Sie verschloß das Fach, zog den Schlüssel ab und stieg die Wendeltreppe wieder nach oben. Sie fragte nach dem Kundentelefon und fand es in einer intimen Ecke der Schalterhalle. Von dort aus rief sie Arne unter der Nummer an, die er ihr am Morgen durchgegeben hatte. Sie sah auf die Uhr im Hintergrund der Halle. Es war zwanzig Minuten vor zwölf. Jeanne Blycks erreichte ihren Mann sofort. Er schien sich in einer Konferenz zu befinden und verhielt sich am Telefon knapp und sachlich. Jeanne gab ihm die Daten durch, die er erbeten hatte, und sagte ihm, sie habe es zeitlich so eingerichtet, daß sie die Mädchen von der Schule abholen und im Wagen mit nach Hause nehmen könne. Schließlich bat sie um seine Bestätigung, daß er mit der Sieben-Uhr-zwanzig-Maschine in Flesland ankommen werde, und versprach ihm, ihn dort abzuholen. Er war wie sonst. Aber Jeanne war sich nicht sicher, ob auch sie gewesen war wie sonst. Der Gedanke an die sonderbare Sache, der sie auf die Spur gekommen war, ließ sie den ganzen Tag über nicht mehr los. Ohne echtes Interesse hörte sie sich das Geplauder der beiden blonden Mädchen an, die sie auf die Rücksitze gepackt hatte und die von ihren Schulerlebnissen erzählten und sich dabei an Lautstärke überboten. Äußerlich waren sie beide ihrem Vater nachgeraten. Die sonderbare und bedrückende Stimmung dieses Tages verstärkte sich noch, als sie mit den Kindern aus der Garage kam und ihre Mutter ihr sagte, daß Arne vor einer Viertelstunde noch einmal aus Oslo angerufen und gebeten habe, daß nicht Jeanne, sondern René ihn am Flughafen abholen sollte. René, das war Pa, Jeannes eigener Vater. Einen Grund hatte Arne nicht angegeben, aber Jeanne wurde das Gefühl nicht los, daß auch diese unerwartete Bitte mit den beiden Briefen unter der Weißblechkassette in Arnes Stahlfach zusammenhing. Beim Mittagessen saßen die Erwachsenen in ungewohnter Schweigsamkeit um den Tisch und nur die beiden Kinder schwätzten. Manchmal hielten sie inne, erstaunt, daß kaum jemand antwortete oder etwas fragte. Während Jeanne dies alles auf sich einwirken ließ, wurde ihr klar: Eine Verschwörung! Das war eine Verschwörung, die sich gegen sie richtete oder in unmittelbarem Zusammenhang mit ihr stand. Es überkam sie, ihrem Temperament entsprechend, die Lust, zum Frontalangriff überzugehen. Aber es war ihr auch bewußt, daß ihre Eltern wahrscheinlich das falsche Ziel eines solchen Angriffs waren. Das richtige Ziel war ihr Mann Arne. Sie würde warten, bis sie ihn im Visier hatte. So verging der Nachmittag. Ma brachte Brit zur Klavierstunde und Jeanne mühte sich mit Solveig um ihre kniffligen Mathematikaufgaben. Um fünf traf man sich auf der Steinterrasse zu einer einsilbigen Teestunde und gegen sechs holte Pa den Volvo aus der Garage, um die große Runde um die Fjordspitze und über Troldhaugen zum Flughafen Flesland zu machen.

Jeannes Vater, ein schwerer behäbiger Mann von Ende Sechzig, mit großflächigem, ein wenig gerötetem Gesicht, vorne etwas gelichtetem Haar, von dem man nicht recht wußte, ob es noch blond oder schon grau war, und mit durchdringenden blaugrauen Augen, zog es vor, nicht zum Gateway zu gehen, sondern wartete im Wagen auf dem Parkplatz. Und es hatte wirklich etwas von einer Verschwörung an sich, als Arne Blycks, im hellgrauen Flanell mit gelber Krawatte, eine flache Aktentasche in der Hand und einen hellen Regenmantel über dem Arm, auf den Wagen zukam, die Fondtür öffnete, Mantel und Mappe auf die Rücksitze warf und dann vorne zu seinem Schwiegervater einstieg.

»Möchtest du nicht selbst fahren?«

»Nein, nein, laß nur«, sagte Blycks und zurrte seinen Gurt fest. »Ich möchte mit dir reden.«

Der Wagen verließ den Parkplatz. Die Schranke hob sich. Jeannes Vater war im Begriff, sich auf floskelhafte Fragen einzulassen: Ob alles erfolgreich gewesen war, wie der Flug verlaufen sei, was für Wetter über dem Fjell geherrscht habe.

»Laß das«, sagte Blycks. »Es gibt etwas viel Wichtigeres. Ist dir an Jeanne heute irgend etwas aufgefallen?«

»Sie war verändert«, kam die Antwort. »Zerstreut und nervös. Aber erst seit sie heute mittag mit den Kindern aus der Stadt nach Hause kam. Ist das der Grund, warum ich dich abholen sollte und nicht sie?«

»Ja«, sagte Blycks. »Wir müssen damit rechnen, daß sie heute die Frage nach ihrer Herkunft stellen wird. Und wir müssen uns, bevor es soweit ist, schlüssig werden, was wir dann tun.«

»Wie kommst du auf so etwas, mein Junge? Ausgerechnet heute?«

Arne sagte: »Weil ich sie über alles liebe. Und weil ich jede Regung an Jeanne kenne. Auch ihre Stimme. Und ihre Stimme war befangen, als sie mich heute mittag in Oslo anrief.«

»Aber das muß doch einen Grund haben.«

Arne erklärte es seinem Schwiegervater. »Weil ich ein Esel bin, René. Ich habe ein Dokument vergessen, aus dem ich für die Regierung ein paar Daten brauchte. Ich habe Jeanne gebeten, sie mir herauszuschreiben und erst im letzten Moment daran gedacht, daß in dem gleichen Stahlfach auch die Anfragen aus den USA liegen. Ich habe Grund zu der Vermutung, daß sie diese Briefe gelesen hat. Sie wäre ein Übermensch, wenn sie es nicht getan hätte. Wenn sie es getan hat, wird sie fragen. Und wir können sie nicht mehr belügen. Das wollte ich mit dir besprechen, bevor ich sie sehe.«

Es folgte ein ziemlich langes Schweigen. Dann hörte Blycks seinen Schwiegervater murmeln: »Ja, du bist in der Tat ein Esel, Junge. Es ist über Jahrzehnte gutgegangen. Und jetzt steht die Vergangenheit auf. Nur wegen deines lächerlichen Bankfachs. Warum hast du die Briefe nicht verbrannt?«

»Irgendwann wäre es ohnehin passiert«, sagte Arne. »Wir hätten uns rechtzeitig darauf vorbereiten sollen.«

»Ich war zu feige«, sagte der schwere Mann am Steuer neben Arne Blycks. »Ich gebe es zu. Ich habe es verdrängt und vor mir hergeschoben. Und jetzt ist sie fast achtunddreißig. Hat sie dir jemals eine Frage gestellt oder eine Andeutung gemacht?«

»Nein«, sagte Arne. »Niemals. Ihr Vertrauen ist unbegrenzt. Und sie konnte ja auch nicht ahnen, daß ich etwas weiß, das du selbst ihr verschwiegen hast. Es ist schwer, vorauszusagen, wie sie es aufnehmen wird. Ihr Verhältnis zu euch wird sich ändern, soviel ist sicher.«

»Aber nicht zu dir und den Kindern, Junge. Du stehst doch hinter ihr und fängst sie auf?«

Arne Blycks ging auf die Frage gar nicht ein, denn sie konnte nur rhetorisch sein. Jeannes Vater wußte genau, wie sehr Arne seine Frau liebte.

»Wer soll es ihr sagen?« fragte Arne. »Ich?«

Die Antwort kam wieder erst nach einer ganzen Weile: »Nein, mein Junge, ich muß das tun. Es ist meine letzte verdammte Pflicht und Schuldigkeit.«

»In einer Sache, die ein halbes Menschenalter zurückliegt«, sagte Arne, und sein Schwiegervater schwieg.

Sie schwiegen, bis sie zu Hause ankamen. Arne spürte sofort die Spannung, von der die Atmosphäre erfüllt war. Das Abendbrot und das Zubettgehen der beiden Mädchen verliefen fast wie sonst. Dafür sorgte schon das Temperament der Kinder. Zur Sache kam Jeanne, als die Mädchen verschwunden waren und die Küche aufgeräumt war. Sie saßen in tiefen Finnlandsesseln auf der natursteingepflasterten Terrasse. René rauchte seine Pfeife. Ma hatte ein Windlicht entzündet, obwohl die Sommernacht hell bleiben würde, wie es in diesen Breiten üblich ist. Sie sahen eine Weile auf die spiegelglatte Fläche des Fjords, die sich im Süden in einer tintigen Bläue verlor. Jeanne sagte: »Was sind das eigentlich für Ereignisse, die am 9. September 1949 ihren Anfang genommen haben?«

»Du hast die Briefe also gelesen?« fragte Arne.

»Ja«, antwortete Jeanne. »Sie waren schließlich an mich adressiert.«

Arne sagte: »Und nun möchtest du wissen, was es ist, das den Amerikanern fünfundachtzigtausend Dollar wert ist?«

»Nein«, sagte Jeanne. »Nein, das ist wirklich nicht das Wichtigste. Aber ich will wissen, was mein Mann vor mir für Geheimnisse hat.«

Es war zu ihrer Überraschung aber nicht Arne, der es ihr erzählte. Es war ihr eigener Vater, der die Pfeife aus dem Mund nahm und begann.

 

Der Mann im sandfarbenen Trenchcoat, der am Vormittag des neunten September 1949 das damals noch keineswegs pompöse Abfertigungsgebäude des Flughafens Ancienne-Lorette nahe bei Quebec-City betrat, war einsdreiundachtzig groß und einunddreißig Jahre alt. Er hieß René Bélèc. Er war blond, hatte ein glatt rasiertes, breitflächiges Gesicht, das Zuverlässigkeit ausstrahlte, und blaugraue Augen. Er trug in der linken Hand einen nicht allzu großen und auch nicht allzu schweren, dafür aber leidlich eleganten Handkoffer und in der rechten eine jener würfelförmigen, geräumigen Lederschachteln, wie sie von Damen zur Unterbringung ihrer kosmetischen Gebrauchsgegenstände benützt werden. Er trat mit dem Fuß gegen die Schwingtür, die in die Abfertigungshalle führte, und ließ seine Begleiterin vorangehen. Sie war einundzwanzig Jahre alt, hieß Bess Desmond und galt als Bélècs Verlobte. Sie war nicht besonders hübsch und auch nicht sehr groß, aber sie hatte eine reizende Stupsnase und lebhafte veilchenfarbene Augen. Sie trug ein großkariertes Homespun-Kostüm, einen flaschengrünen, lose geschlungenen Kaschmirschal und eine flotte Baskenmütze aus gleichem Material und von gleicher Farbe. Der Abfertigungsschalter der Quebec-Airways befand sich an der rechten Schmalwand der Halle. Bélèc und seine Begleiterin wandten sich dorthin und durchquerten den Raum. In der Nähe des Schalters stand eine kleine Gruppe von Menschen. Einige sahen ihnen entgegen. Bélèc war von ihrem Verhalten sonderbar berührt.

»Sieh dir das an«, sagte er zu Bess. »Sieht so aus, als ob sie auf uns warten.«

»Es ist ja auch schon viertel vor elf«, sagte Bess, nachdem sie einen Blick auf die elektrische Uhr an der Stirnwand der Halle geworfen hatte.

»Nein, nein, das ist es nicht«, knurrte Bélèc. »Irgendwas ist da nicht normal. Aber sie wird es uns sagen.«

»Sie«, das war Lucile Lésvêques, die an dem Schalter der Fluggesellschaft ihren Dienst versah, vierundzwanzig Jahre alt, auffallend hübsch und auffallend ernsthaft, als sie jetzt Bélèc und seiner Begleiterin entgegenblickte. Bélèc stellte die beiden Gepäckstücke vor dem Schalter ab. Bess Desmond holte ihre Riementasche, die sie über die Schulter gehängt hatte, nach vorn und entnahm ihr das Ticket nach Sept-Isles, für die DC-3 die vor wenigen Minuten aus Montreal gekommen war und pünktlich um elf Uhr wieder starten sollte, um über die Weiten des sich von hier aus stark verbreiternden St.-Lorenz-Stromes hinauf in den Norden des Landes zu fliegen. Man sah das Flugzeug, zweimotorig, eine kleine Flagge während der Zwischenlandung lustig flatternd an das Cockpit gesteckt, mit geöffneter Tür und herangeschobener Gangway durch das große Panoramafenster draußen auf dem Rollfeld stehen, wo sein Frachtraum ent- und neu beladen wurde. Monteure überprüften auf Aluminiumleitern die mächtigen Triebwerke.

»Miss Desmond«, sagte Lucile Lésvêques, als sie Bess Desmonds Ticket geprüft hatte.

»Ja«, antwortete an ihrer Stelle Bélèc. »Sind wir etwa doch zu spät? Ich hoffe nicht, daß …«

»Nein, nein«, sagte Lucile und erhob sich von ihrem Drehsessel. »Sind Sie … ich meine …«

»Monsieur Bélèc ist mein Verlobter«, sagte Bess und lächelte über die ihrer Meinung nach unbegründete Verlegenheit des Mädchens. Lucile überlegte noch eine oder zwei Sekunden lang und sagte dann zu Bess und Bélèc: »Würden Sie für eine Minute mit in mein Büro kommen, Messieursdames? Ich habe Ihnen eine Bitte unserer Geschäftsleitung vorzutragen.«

Na, was habe ich dir gesagt, sollte der Blick Bélècs bedeuten, den er seiner Begleiterin zuwarf, als er ihre Gepäckstücke vom Fliesenboden hochnahm und Bess folgte, die ein Türchen durchschritt, das Lucile Lésvêques in der Deskverkleidung geöffnet hatte. Während das Mädchen dieses Türchen wieder schloß und die beiden Passagiere in den glasverkleideten Büroraum bat, bemerkte Bélèc, daß ein junger Flughafenangestellter das Gateway geöffnet hatte und die wartenden Fluggäste hinaus auf das Rollfeld treten ließ, wo sie einzeln und ohne allzugroße Hast hinüber zu der Gangway schritten, die an den Rumpf des Flugzeugs geschoben war. Bélèc beobachtete diesen Vorgang ohne großes Interesse. Später sollte er sich deshalb nur noch an unwesentliche Einzelheiten erinnern, unter anderem daran, daß sich unter diesen elf Personen auch vier Kinder befunden hatten.

»Miss Desmond«, sagte drinnen Lucile. »Unsere Geschäftsleitung läßt Sie fragen, ob es Ihnen nicht möglich wäre, Ihren Flug nach Sept-Iles auf Dienstag zu verschieben, wo wir schon vorsorglich in der gleichen Maschine einen Platz für Sie reserviert haben?«

In Bess Desmond wehrte sich etwas gegen dieses Ansinnen. »Können Sie mir sagen, warum um Himmels willen ich das tun soll?« fragte sie.

Lucile sagte: »Blicken Sie einmal da hinaus in die Halle, Mademoiselle. Die übrigen Passagiere hinauf in den Norden sind bereits in der Maschine. Sehen Sie die einzelne Frau da draußen, die noch wartet?«

Bess Desmond und Bélèc sahen diese Frau. Sie war vielleicht dreißig und trug trotz der trügerischen Wärme des Indian-Summer-Tages eine rosa Wollmütze auf dem Kopf. Ihr Gesicht war von Sommersprossen übersät. In der Hand hielt sie ein wenig krampfhaft eine abgescheuerte lederne Bügeltasche. Sie blickte erwartungsvoll durch die kreisrunden Gläser einer Nickelbrille zu ihnen herüber. Bélèc hätte Lucile gar nicht weitersprechen zu hören brauchen, um zu wissen, was für eine Art von Frau er vor sich hatte.

»Sie ist Hebamme«, fuhr Lucile fort. »Und sie muß hinauf nach Sept-Iles. Die dortige Hebamme ist gestern mit dem Motorrad tödlich gestürzt. Man hat hier über die Provinzverwaltung dringlichst baldigen Ersatz erbeten. Die Provinz hat bei uns rückgefragt, ob wir eine Möglichkeit sehen, Madame St. George mit diesem Flugzeug hinauf in den Norden zu bringen. Monsieur McConanchie hat versprochen, alles zu versuchen.«

»Der Boß der Quebec-Airways«, sagte Bélèc erklärend zu Bess gewandt. »Kann man ja alles verstehen. Aber es interessiert mich, wie Sie ausgerechnet dazu kommen, Miss Desmond danach zu fragen.«

»Nun, wir haben natürlich alle Voranmeldungen überprüft, um herauszufinden, wem wir diese Anfrage überhaupt zumuten können«, antwortete Lucile. »Bei einer Anzahl von Passagieren war es schon auf den ersten Blick ausgeschlossen, daß sie uns ihre Zustimmung geben würden. Andere haben wir in der Kürze der Zeit gar nicht erreicht. Wieder bei anderen haben wir einfach nach dem Zweck ihrer Reise rückgefragt und bei Mademoiselle Desmonds Firma erfahren, daß sie direkt in Quebec-City wohnt und daß sie in einen dreiwöchigen Urlaub hinauf in den Norden fliegt. Und da dachten wir uns, daß wir wenigstens fragen …«

»Das ist ja …«, wollte Bess auffahren, aber dann hielt sie ein Blick Bélècs durch die Glasscheiben hinaus in die Halle davon ab. Dort stand noch immer völlig unbeweglich die Hebamme Henny St. Georges und starrte durch ihre kreisrunde altmodische Nickelbrille unter der rosaroten Wollmütze erwartungsvoll zu ihnen herein. Ein zweiter Blick hinaus auf das Rollfeld zeigte Bélèc, daß das Fähnchen vom Cockpit der DC-3 bereits abgenommen war und daß die beiden Flughafenbediensteten an die rollbare Gangway gelehnt darauf warteten, diese von dem Rumpf des Flugzeuges wegzufahren. Die langsam rotierenden Propeller beschrieben in der Sonne glitzernde Scheiben vor den Mäulern der beiden riesigen Motoren.

»Es kann natürlich auch alles gutgehen«, sagte Lucile.

»Aber es wäre besser, wenn die Hebamme zur Verfügung stünde.«

Der vorwurfsvolle Blick ihres Verlobten, die betuliche Geschäftigkeit der Angestellten und die glotzende Unbeweglichkeit der Frau dort draußen mit ihrer lehrerinnenhaften Nickelbrille und der unpassenden rosa Wollmütze reizten Bess Desmond zum Widerspruch.

»Ich bin absolut sicher, daß alles gutgeht«, sagte sie. »Dort oben weiß man doch, wenn eine Niederkunft bevorsteht. Und wenn es so wäre, hätte man es Ihnen gesagt.«

»Bess«, sagte Bélèc in einem gleichzeitig mahnenden und bittenden Ton, als hätte er zum Ausdruck bringen wollen, daß sie sich wegen einer solchen Kleinigkeit doch nicht anstellen solle.

»Ich sehe das gar nicht ein, René«, erwiderte sie aufsässiger, als ihr eigentlich zumute war. »Die sollen sich rechtzeitig kümmern, dann findet sich schon ein Weg.«

»Hör mal«, sagte Bélèc. »Für dich ist es doch wirklich gleichgültig, ob du heute nach Sept-Iles kommst oder erst am Dienstag.« Bélèc wandte sich der Angestellten zu. »Und in der Dienstagmaschine haben Sie doch einen Platz für Miss Desmond, sagten Sie?«

Lucile schlug ihre Buchungskladde auf und überprüfte sie vorsorglich ein weiteres Mal. »Natürlich«, sagte sie. »Sie könnten dann zusammen reisen. Wir hofften sehr, Ihre Zustimmung zu bekommen«, fügte sie mit einem flehenden Blick auf Bélèc hinzu, dem sie den notwendigen Einfluß auf Bess anscheinend zutraute. Danach sah sie auf ihre Armbanduhr und rückte sie am Handgelenk zurecht.

»Es ist mir wirklich überhaupt nicht recht«, sagte Bess zu Bélèc gewandt. »Erstens toben sich in meiner Wohnung schon die Tüncher aus, zweitens läuft mein Urlaub bereits seit heute und drittens habe ich Sally telegrafiert, daß sie mich abholt, mit mir Vorräte einkauft und mich dann hinauf zum Blockhaus fährt, wo ich alles wohnlich machen will, bis du am Dienstag nachkommst.«

»Ich bin auch mit ein bißchen mehr Unbequemlichkeiten zufrieden«, sagte Bélèc. »Wenn tatsächlich da oben etwas schiefgeht, würdest du das wirklich verantworten wollen?«

Lucile Lésvêques blickte von einem zum anderen.

»Nein, das will ich natürlich nicht«, sagte Bess. »Das weißt du genau.«

»Eben«, antwortete der Mann. »Und außerdem hat Lucile recht. Wir könnten dann zusammen reisen. Ich hätte absolut nichts gegen eine solche Lösung.«

»Also, von mir aus«, sagte Bess. »Wenn du mir so kommst, kann ich schließlich nicht anders.«