Fürsten-Roman 2651 - Roma Lentz - E-Book

Fürsten-Roman 2651 E-Book

Roma Lentz

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Beschreibung

Prinzessin Arabella ist bildhübsch und bezaubernd, sie ist eine hilfsbereite, moderne junge Frau, die im Geschäftsleben ihren Mann steht. Was bleibt ihr auch anderes übrig? Die Firma, die sie seit dem Tod ihres Mannes leitet, verlangt vollen Einsatz. Dabei glaubt jeder, der der engelszarten Prinzessin begegnet, er müsse ihr alle Steine aus dem Weg räumen. Davon ist auch Alexander Prinz von Oybin überzeugt. Doch schon bald muss er erkennen, wie viel Durchsetzungskraft und Mut in der zierlichen und wunderschönen Prinzessin steckt - es ist kein Wunder, dass der Prinz sein Herz an Arabella verliert ...


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Inhalt

Cover

Arabella – schön und sanft wie ein Engel

Vorschau

Impressum

Arabella – schön und sanft wie ein Engel

Doch man sollte die Prinzessin niemals unterschätzen

Von Roma Lentz

Prinzessin Arabella ist bildhübsch und bezaubernd, sie ist eine hilfsbereite, moderne junge Frau, die im Geschäftsleben ihren Mann steht. Was bleibt ihr auch anderes übrig? Die Firma, die sie seit dem Tod ihres Mannes leitet, verlangt vollen Einsatz. Dabei glaubt jeder, der der engelszarten Prinzessin begegnet, er müsse ihr alle Steine aus dem Weg räumen. Davon ist auch Alexander Prinz von Oybin überzeugt. Doch schon bald muss er erkennen, wie viel Durchsetzungskraft und Mut in der zierlichen und wunderschönen Prinzessin steckt – es ist kein Wunder, dass der Prinz sein Herz an Arabella verliert ...

Das hätte Raoul sehen sollen, dachte Arabella von Lengsdorf, als die Autobahnbrücke vor ihr auftauchte. Die Verspannung der Stahltrosse dieser Hängebrücke erinnerten sie an San Francisco, nur dass hier das tiefe Ahrtal unter der Brücke lag und nicht das blaue Wasser der Bucht. Raoul war Arabellas Mann gewesen, und er hatte Brücken gebaut. Wenn andere Menschen beim Anblick eines echten van Gogh oder einer Marmorstatue Tränen in die Augen bekamen, so hatte Raouls Liebe jeder Art von Brücken gegolten ... Sie waren dann auch sein Tod geworden.

Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände hatte sich die Verspannung einer der stählernen Tragkabel bei der Montage gelöst –Raoul Prinz von Lengsdorf und drei seiner Mitarbeiter waren von dem wie eine wütende Schlange ausschlagenden Stahlseil erschlagen worden.

Das war drei Jahre her, und Arabella hatte um Raoul und ihre Liebe aufrichtig getrauert. Aber der Schmerz ließ allmählich nach, und sie konnte jetzt an ihren Mann wie an einen guten Freund denken, der in einem anderen, fernen Land lebte. Dennoch blieb Raoul für sie immer gegenwärtig. Jetzt zum Beispiel, weil sie ihm gern diese neue Brücke gezeigt hätte. Oder seine Meinung zu dieser Konstruktion erfahren hätte.

Arabella fuhr zügig zum Zubringer auf die Autobahnbrücke hoch. Sie hatte es heute eilig, nach Köln zu kommen. Das war auch der Grund, weshalb sie zum ersten Mal diesen neuen Autobahnabschnitt statt der kürzeren Landstraße benutzte.

Die Konstruktion hätte dir gefallen, Raoul, dachte Arabella wieder und drosselte ihre Fahrgeschwindigkeit. Über ihr zogen die Stahltrossen wie in einer Zirkuskuppel in die Höhe, neben ihr ließ ein Brückengeländer aus durchsichtigem Material den Blick auf die grüne Landschaft und das Tal zu. Tiefer unten tauchte jetzt die alte steinerne Bogenbrücke auf, über die der Verkehr bis vor Kurzem geleitet worden war.

»Aber um Himmels willen!«, rief Arabella aus und bremste scharf ab.

Dort drüben hockte, oder kauerte, eine dunkle Gestalt auf dem breiten Geländer und blickte nach unten!

Ein Selbstmörder, schoss es Arabella durch den Kopf, als sie durch wütendes Hupen zum Weiterfahren gezwungen wurde. Oder ein jugendlicher Idiot, überlegte sie fieberhaft. Einer jener Typen, die auf den Dächern von Zügen und U-Bahnen ihren Mut erproben ... Ein Bungee-Springer, kam ihr als Nächstes in den Sinn. Jawohl, ein Bungee-Springer, versuchte sie, sich zu beruhigen und drückte wieder aufs Gas.

Während der Autofahrer hinter ihr an ihr vorbeibrauste und ihr den Vogel zeigte und die steinerne Bogenbrücke längst ihrem Blick entschwunden war, ließ die kauernde dunkle Gestalt Arabella keine Ruhe. Konnte sie es sich leisten, Zeit zu vertrödeln? Sie hatte um halb zwölf Uhr eine Modenschau zu leiten – oder zumindest anwesend zu sein, wenn die Presse kam, um später ein paar freundliche Worte über die Herbst- und Winter-Moden im neuen »Modehaus Lengsdorf« zu schreiben. Und da sie, Arabella Prinzessin von Lengsdorf, die Geschäftsführerin dieses vierstöckigen neu eröffneten Bekleidungshauses war, und die Familie des Fürsten von Lengsdorf großes Vertrauen in sie setzten, und ihr damit ein Millionenprojekt anvertrauten, war ihre Anwesenheit in Köln bestimmt wichtiger als ihre Beunruhigung wegen eines jugendlichen Narren!

Und wenn es sich doch um einen Selbstmörder handelte?

Als Arabella vor der Brückenabsperrung hielt, sah sie schon von Weitem die dunkle Gestalt auf dem Geländer hocken. Trotz ihrer beginnenden Panik durchfuhr sie unwillkürlich der Vergleich mit einem Geier. Der Kopf der mageren, jugendlich großen Gestalt war mutlos zwischen die Schultern gezogen, während der Blick gebannt nach unten gerichtet schien.

Mit Erleichterung nahm Arabella ein Seil wahr, das an das Geländer geknüpft und wahrscheinlich auch am Körper dieses Wagemutigen – oder eben doch nicht allzu Wagemutigen – angebracht war.

Obwohl der Junge nicht taub sein konnte und das Heranbrausen ihres Wagens gehört haben musste, versuchte sie, sich der Gestalt so lautlos wie möglich zu nähern. Der Fall von hier musste dreißig Meter sein, und sie wollte nicht, dass er jetzt hinunterfiel, nur weil ihn jemand erschreckte.

»Hey«, sagte sie zwar etwas atemlos, aber mit ihrer Stimme für besondere Krisenfälle. »Ich habe dich von der Autobahn dort drüben gesehen. Springst du oder springst du nicht?«

Der Junge wandte ihr langsam das Gesicht zu. Was Arabella zuerst auffiel, waren die vor Schreck geweiteten Pupillen. Dunkle Augen beherrschten ein blasses, fast zu schön zu nennendes Gesicht, wie man es manchmal in französischen Filmen bei den jugendlichen Helden zu sehen bekam. Die Haut war makellos, das dunkle Haar vom Wind verweht. Kalte Schweißperlen standen dem Jugendlichen auf der sehr hellen, hohen Stirn. Er mochte sechzehn oder siebzehn Jahre alt und auf jeden Fall ein Stubenhocker sein. Die Sonne hatte in diesem Jahr reichlich genug geschienen.

Raoul hatte einen jüngeren Bruder in demselben Alter, und Arabella fühlte eine spontane Zuneigung zu diesem Jungen, der offenbar nicht wusste, was er da tat.

»Das scheint nicht dein Lieblingssport zu sein«, fuhr sie bewusst cool fort. Sie war neunundzwanzig und wusste noch, wie man mit Jugendlichen umging. Mütterliche Ermahnungen oder Erwachsenenschelte waren hier bestimmt nicht angebracht.

Der Junge antwortete nicht, vielleicht auch deshalb, weil er Angst hatte, dass seine Zähne klapperten. Er wandte den Kopf wieder nach vorn, und diese Bewegung erschien so mechanisch, als sei er gedopt oder in Trance. Dann versuchte er, wieder nach unten zu blicken. Ein kleiner Schauder durchlief seinen Körper, die Knöchel der Hände schimmerten weiß von der Anstrengung, sich am Geländer festzuhalten.

»Komm sofort da runter!«, herrschte Arabella ihn jetzt doch an.

Sie griff nach seiner Schulter und überlegte, ob sie den Jungen einfach vom Geländer reißen sollte. Doch der hatte die heute übliche Übergröße, während sie mit hohen Schuhen auf einen Meter siebzig kam. Und dann war ihre elegante Garderobe weder für eine Lebensrettung noch für einen eventuellen Ringkampf gedacht. Sie trug ein modisches Etuikleid. Und die raffiniert schlichte Form der Schuhe mit halbhohem Absatz machten schöne Beine – eine Eigenschaft, die hier auf der Brücke nicht gerade gefragt war.

Sie verstärkte den Druck ihrer Hand. »Willst du da runterspringen?«

»Nein«, antwortete er mit gepresster Stimme.

»Und warum tust du es dann?«

»Ich tue es ja nicht, das sehen Sie doch!«

»Verdammt! Dann komm da runter!«

»Ich kann nicht! Und ich darf nicht.«

»Und wer will dich daran hindern?«

»Die anderen! Sie sitzen dort drüben im Wald und beobachten mich. Es ist eine Mutprobe.«

»Was? Hier sitzen und nach unten starren?«

»Ich muss innerhalb einer Stunde gesprungen sein.«

»Soso«, kommentierte Arabella, die jetzt wieder von Skrupeln hin- und hergerissen wurde. Was für ein Unsinn war das, für den sie ihre kostbare Zeit opferte? War ihrem Hang, sich überall einmischen und helfen zu wollen, heute nicht durch eine gewisse Modenschau in Köln Grenzen gesetzt? »Wie lang sitzt du schon auf diesem Geländer?«

»Ich weiß es nicht«, murmelte er gequält. »Ich kann schlecht auf die Uhr schauen, wenn ich hier mein Gleichgewicht halten will.« Jetzt hörte man es deutlich, dass seine Zähne aufeinander schlugen.

»Möchtest du, dass ich gehe?«, fragte Arabella.

»Ja ... Nein!«, stieß er dann aus.

»Vor wem hast du mehr Angst? Vor dem Sprung oder vor deinen Freunden?«

»Vor beidem ...«

»Du bist dir doch darüber im Klaren, dass das hier irgendwie schwachsinnig ist und es viel mutiger wäre, jetzt vom Geländer zu klettern und mit diesem ganzen Quatsch aufzuhören?«

»Ja ... Aber wohin – soll ich denn gehen? Ich trau mich nicht ins Internat zurück. Die können sich die gemeinsten Dinge ausdenken und ...«

»Na gut, dann spring!«

»Nein!«, schrie er entsetzt.

»Dann komm mit mir nach Köln!«, schlug sie spontan vor. »Ich habe dort jetzt eine Modenschau und nehme dich mit. Wir können später darüber reden, wie es mit dir weitergehen soll.«

Er schien zu zögern. »Okay«, sagte er dann leise und ließ sich – vielleicht vor Erleichterung – einfach vom Geländer hintenüber kippen. Er rollte so geschickt ab, als sei er ein Judo- oder Taekwondo-Kämpfer, oder was immer die jungen Leute heute betrieben. Dann begann er, sich vorsichtig abzutasten, als müsse er überprüfen, ob er trotz der ausgestandenen Angst und Not noch heil ist.

»Wie heißt du eigentlich?«, fragte sie und sah dem Jüngling zu, wie er sich vom Bungee-Geschirr befreite.

»Leander. Leander von Oybin.«

Arabella schloss kurz die Augen, weil ihr die Zusammenhänge so merkwürdig vorkamen. Anscheinend hatte sie gerade Prinz Alexanders jüngeren Bruder vor dem Sprung in die Tiefe bewahrt.

Es war sieben Uhr abends, die Tore des »Modehauses Lengsdorf« waren geschlossen, und Arabella hatte sich in ihr ausgesprochen weiblich anmutendes Chefzimmer zurückgezogen. Sie fühlte sich so erledigt, als habe sie an der Seite eines ihrer Ahnen gegen die Hunnen gekämpft. Und dabei war es nur um eine simple Herbst- und Wintermoden-Schau gegangen, deren Ablauf sich allerdings für sie zu einem privaten Fiasko entwickelt hatte!

Da sie ein Neuling war und im Grunde von der Branche noch nicht viel wusste, hatte sie mit dieser Modenschau im Haus ihr Entree machen wollen. Sie hatte auf einen reibungslosen Ablauf größten Wert gelegt und wenig Rücksicht auf Kosten genommen. Fünf Topmodels waren von ihr engagiert worden und dazu ein absolutes Starmodel aus Paris. Der Beleuchter war vom hiesigen Theater gekommen, und die Musikakzente sollten von dem bekanntesten und teuersten Diskjockey der Stadt gemacht werden. Bei mehreren Proben war alles aufeinander abgestimmt worden. Theoretisch hätte es wie am Schnürchen klappen müssen.

Und dann? Arabella stöhnte leise auf und erhob sich aus ihrem Drehsessel, um an der kleinen Bar einen Sherry einzugießen – dann war ihre perfekte Planung wie ein Kartenhaus zusammengefallen. Während draußen in der zu einem Modesalon umfunktionierten Cafeteria zukünftige Kunden und eine wohlwollende Lokalpresse an kleinen Tischchen bedient worden waren, hatte sich hinter dem Vorhang ein Chaos angebahnt. Ein Teil der Mädchen, die beim Umkleiden helfen sollten, war nicht erschienen! Als Arabella die Stylistinnen um Mithilfe gebeten hatte und selbst beim An- und Ausziehen Hand angelegt hatte, hatte ihnen allen natürlich die Routine gefehlt. Woher sollte man wissen, wo welche Knöpfe waren, ob die Reißverschlüsse hinten oder vorne saßen? Und das bei einer Herbst- und Wintermode, die sich »Lagen-Look« nannte! Wo über einem Pulli ein kariertes oder seidenes Hemd saß, dazu eine Weste, ein Schal und eine englische Tweedjacke.

Und wie hatte der Diskjockey mit seiner perfekten Regie darauf reagiert? Überhaupt nicht! Da seine fast auf die Sekunde eingestellte Musikmischung vom Band nicht klappen konnte, hätte er auf Improvisation schalten und mit zwei Plattentellern die Musikakzente mischen müssen. Unvorstellbar, aber wahr: einer der Plattenspieler hatte einen Defekt. Woraufhin man mit dem teuersten Diskjockey bei einer biederen Dauerberieselung gelandet war!

Dass alle guten und bösen Dinge drei waren, hatte sich in dem Moment herausgestellt, als das Starmodel Tina, das bisher den legeren Look vorgeführt hatte, jetzt in die Abendkleider schlüpfen sollte. Tina, die aus dem Urlaub gekommen war, musste drei oder vier Pfund zugenommen haben! Jedenfalls hatten die Nähte des roten Atlaskleides bedenklich gekracht. Da das schwarze Chiffonkleid etwas weiter gearbeitet war, hatte Arabella es Tina überlassen, während sie selbst kurzentschlossen in das weiße Seidenkleid mit dem Paillettenoberteil geschlüpft war. Sie hatte gewusst, dass dieses Kleid ihr wie angegossen saß und hatte es sich sogar für den Modeball in Düsseldorf vorgemerkt.

Sie war also ins Scheinwerferlicht hinausgetreten und hatte sich dort allerdings nur auf der vorderen Bühne bewegt, während Tina mit dem schwarzen Kleid auf ihren langen Beinen wie eine Gazelle über den Laufsteg geschritten war.

Als Arabella jetzt zu ihrem Schreibtisch zurückkehrte, überlegte sie, ob dies heute ihr persönlicher schwarzer Freitag gewesen sei. War es die Quittung dafür, dass sie sich zu siegesgewiss gefühlt hatte?

Es klopfte, und ihre junge Sekretärin steckte den Kopf durch die Tür.

»Die Sicherheitsbeamten schließen die Ausgänge, Durchlaucht. Sie können das Haus dann nur noch durch die Tiefgarage verlassen. Und dann ...«, Louisa Heck zögerte eine Sekunde, »dann wäre da noch der junge Mann.«

»Welcher junge Mann?«

»Ihr Leander – ich meine diesen Leander von Oybin, den Sie von der Brücke gerettet haben.«

Arabella, die ihren Weltenschmerz eigentlich lieber mit sich selbst ausgemacht hätte, richtete sich im Sessel auf.

»Woher wissen Sie, dass ich ihn gerettet habe?«

Louisa Heck lachte auf. »Er hat es mir erzählt. Er hat es allen erzählt.«

»Ein recht geschwätziger Junge«, murmelte Arabella, aus Müdigkeit humorlos geworden. »Schicken Sie ihn bitte rein.«

Leander erschien und hatte sich inzwischen gewaltig verändert. Der Prinz muss heute Morgen sein Scheckbuch dabei gehabt haben, dachte Arabella nun doch amüsiert. Jedenfalls hatte er sich in der Exklusiv-Herrenabteilung des Modehauses neu eingekleidet und sah viel belebter und eleganter aus. Wenn er auf seiner Brücke eine eher schmale, düstere Gestalt gewesen war, so schwelgte er jetzt in Braun- und Beigetönen. Da war der Unterpulli zu sehen, das Hemd, das man über der Hose trug, die Lederweste, eine Jacke, ein Schal, braune Hosen ... Nur die Schuhe waren noch dieselben. Während sie heute Federn gelassen hatte, schien der Tag zu Leander freundlicher gewesen zu sein.