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Sie verfolgt ihn. Sie ist einfach überall. Ihre Lieder laufen im Radio und Fernsehen rauf und runter, ihr Gesicht ist auf Plakaten und Titelseiten, ihre Konzerte begeistern Millionen Zuschauer. Und jetzt macht sie sich auch noch an seinen jüngeren Bruder heran! Christian Baron von Bernsee steht wie unter Schock, als er erfährt, dass der Superstar Nova Ray ausgerechnet Constantin, einen aufstrebenden, aber gewiss noch nicht allzu bekannten DJ, als Support Act für ihren nächsten großen Auftritt gebucht hat. Was keiner aus der Familie des Barons ahnt: Christian verbindet weit mehr mit Nova Ray als nur deren Musik, die er zugegebenermaßen sehr mag. Und deshalb glaubt er auch nicht an Zufall, als die Einladung für Constantin kommt. Denn Nova hat mit dem Baron noch eine Rechnung offen - und ist fest entschlossen, herauszufinden, ob diese aufgeht. Auch wenn sie damit so einige Menschen ins Chaos stürzen wird - sich selbst eingeschlossen ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Die ganze Welt liebt Nova Ray
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
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Sie ist ein Popstar. Er ein Baron. Und das Chaos ist perfekt.
Von Carolin von Campen
Sie verfolgt ihn. Sie ist einfach überall. Ihre Lieder laufen im Radio und Fernsehen rauf und runter, ihr Gesicht ist auf Plakaten und Titelseiten, ihre Konzerte begeistern Millionen Zuschauer. Und jetzt macht sie sich auch noch an seinen jüngeren Bruder heran! Christian Baron von Bernsee steht wie unter Schock, als er erfährt, dass der Superstar Nova Ray ausgerechnet Constantin, einen aufstrebenden, aber gewiss noch nicht allzu bekannten DJ, als Support Act für ihren nächsten großen Auftritt gebucht hat. Was keiner aus der Familie des Barons ahnt: Christian verbindet weit mehr mit Nova Ray als nur deren Musik, die er zugegebenermaßen sehr mag. Und deshalb glaubt er auch nicht an Zufall, als die Einladung für Constantin kommt. Denn Nova hat mit dem Baron noch eine Rechnung offen – und ist fest entschlossen, herauszufinden, ob diese aufgeht. Auch wenn sie damit so einige Menschen ins Chaos stürzen wird – sich selbst eingeschlossen ...
Sie verfolgte ihn. Ständig liefen ihre Songs im Radio, sogar seine Kollegen in der Klinik schwärmten von ihr, und auf dem Nachhauseweg hatte sie ihm von einigen großformatigen Plakaten aus zugelächelt. Und jetzt war sie auch noch hier. Betroffen hielt Christian von Bernsee einen Moment auf den Stufen seines Hauses inne. Der Baron hatte den Song, der von der rückwärtigen Terrasse dröhnte, sofort erkannt. Es war ein origineller Mix aus Country-Pop und Elektro und trug den passenden Titel I am here.
Das war sie tatsächlich. Sie war da und doch unerreichbar, dachte Christian. Er fuhr sich durch das dichte schwarze Haar und seufzte. Warum war er nirgends vor ihr sicher?
Als er die Tür aufgeschlossen hatte und die helle, schwarz-weiß geflieste Eingangshalle betrat, war die Musik noch lauter – offenbar wurde eine kleine Party gefeiert. Er stieß auf das nächste Indiz, das seiner Laune einen Dämpfer verpasste. Wie er befürchtet hatte, waren sie alle da: seine Frau Rike, natürlich sein Bruder und, den rosa Sneakers nach zu urteilen, auch dessen Freundin Kaja.
Wieder seufzte der Baron und spielte nachdenklich mit dem Schlüsselbund in seiner Hand. Ob er sich wieder wegschleichen sollte? Er sah zur Tür. Noch hatten sie ihn nicht bemerkt, und im Tennisclub könnte er sich wahrscheinlich besser entspannen als hier. Er war kein leidenschaftlicher Spieler, aber Rike würde bestimmt mehr wollen als einen gemütlichen Fernsehabend, wenn es schon so losging.
Christian wusste, dass er griesgrämig und langweilig war, aber er konnte es nicht ändern. Nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag in der Klinik, in der er als leitender Internist angestellt war, wollte er am liebsten nur noch seine Ruhe. Doch daraus wurde nichts.
»Da bist du ja endlich!« Rike hatte in diesem Moment die Tür aufgerissen und sah ihn mit leichtem Vorwurf an. Sie war eine attraktive, schlanke Brünette mit scharf geschnittenen Zügen, kinnlangem Bob und einem festen Willen. »Warum kommst du denn nicht rein?«, rief sie schrill, um die Musik zu übertönen. »Wir warten schon eine Ewigkeit auf dich. Conni hat fantastische Neuigkeiten!«
Anstatt in seinen Tennisclub zu fliehen, wurde Christian also von ihr auf die Terrasse dirigiert, wo es nach Gegrilltem duftete.
Sein jüngerer Bruder Constantin, der auf den Spitznamen Conni hörte, war wie immer lässig modisch in Baggy-Jeans und Shirt gekleidet, hatte aber eine Schürze umgebunden. Um den Hals trug er seine sündhaft teuren Markenkopfhörer, die er nie abzulegen schien. Er war ein gut aussehender, etwas schlaksiger Achtzehnjähriger mit raspelkurzen dunklen Haaren und braunen Augen, und seine Freundin Kaja war eine hübsche Brünette mit kurz geschnittenen Locken und einem kessen Pony. Die beiden galten als Traumpaar in ihrer Klasse, und manchmal beneidete Christian sie darum.
Sie begrüßten ihn, doch Christian konnte kein Wort verstehen. Die Bässe dröhnten immer noch ohrenbetäubend, und über allem schwebte diese glasklare Stimme, die ihm eine Gänsehaut verursachte.
Rike legte ihm mit sanfter Gewalt die Hände auf die Schultern, drückte ihn in einen Stuhl am reich gedeckten Esstisch und schenkte ihm ein Glas Wein ein. Constantin stellte sich wieder an den modernen Gasgrill und wendete mit geschickten Bewegungen die knusprigen Fleischstücke. Dabei wippte er lässig zum Takt der Musik. Es duftete köstlich, doch Christian war der Appetit vergangen.
»Mach doch endlich diesen Lärm aus«, rief er seinem Bruder zu.
»Das ist Nova Ray, du Banause«, tadelte Rike ihn grinsend, ging aber zu den Turntables, die auf einem kleinen Podest aufgebaut worden waren.
Doch anstatt die Musik leiser zu machen, dröhnte es nun doppelt so laut aus den aufgebauten Boxen, sodass Christian fast vor Schreck vom Stuhl fiel. Rike lachte.
Constantin ließ die Grillzange liegen und sprang seiner Schwägerin bei. Zu Christians Erleichterung stellte der junge Mann die Musik nun auf ein erträgliches Maß.
Seufzend griff der Baron nach seinem Glas und trank einen Schluck. Kaja, die links neben ihm Platz nahm, lächelte.
»Ich dachte, du magst Musik?«, fragte sie. »Hast du nicht selbst mal eine Band gehabt? Conni meinte, du hättest Bass gespielt.«
Die junge Frau sah Christian unter ihrem lockigen Pony mitfühlend an.
»Das war einmal«, mischte Conni sich spottend ein. »Bevor er ein alter Spießer geworden ist.«
»Sei nicht ungerecht«, tadelte Rike. »Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Aus irgendeinem Grund scheint Christian der Einzige zu sein, der Nova Ray nicht fantastisch findet.«
Sie gab ihrem Mann einen Kuss auf die Wange und setzte sich neben ihn.
Christian kam sich plötzlich wirklich sehr alt vor, obwohl er erst dreiunddreißig war.
»Vielleicht können wir ihn ja jetzt endlich bekehren?«
Rike warf ihrem Schwager einen vielsagenden Blick zu, über den Christian noch besorgter war, als über die Tatsache, dass man hier offenbar mehr über als mit ihm sprach.
»Ich schätze, er wird begeistert sein«, erwiderte Constantin knapp.
Er hatte einen Teller mit gebratenem Fleisch und vegetarischem Grillgut auf den Tisch gestellt und ließ sich nun auf den Stuhl neben seiner Freundin fallen.
Christian hatte die Ironie in der Stimme seines Bruders natürlich bemerkt und sah ihn mit skeptisch zusammengekniffenen Augen an. In den letzten Monaten hatte es zwischen ihnen regelmäßig Konflikte gegeben. Constantin stand kurz vor dem Abitur, doch anstatt zu lernen, verbrachte er seine Freizeit mit Partys, auf denen er Musik auflegte. Dass er seine Leidenschaft für die Turntables und seine Auftritte als DJ als »Arbeit« bezeichnete, fand Christian, bei aller Liebe, mehr als lächerlich. Er hatte früher wenigstens ein richtiges Instrument gespielt, anstatt nur auf irgendwelche Knöpfe zu drücken.
»Es ist etwas Sensationelles passiert«, behauptete Kaja und sah Christian strahlend an.
»Ach ja?« Christian seufzte müde.
»Allerdings«, bestätigte Constantin. »Con-T ist zum Somerset-Spring-Festival eingeladen worden.«
Er tippte mit dem Finger auf seine Brust.
Christian blickte seinen Bruder ungläubig an. Das konnte doch nur ein Scherz sein. Con-T war der Name, den Constantin sich als DJ gegeben hatte. Der Baron hatte von dem Musikevent in der englischen Grafschaft Somerset natürlich schon gehört. Es war ein legendäres Festival, bei dem an mehreren Tagen im Frühjahr fast rund um die Uhr viele der berühmtesten Künstler der Welt unter freiem Himmel auftraten.
»Aber nicht als Gast«, erklärte Constantin. »Ich bin als ›Support-Act‹ dabei. Auf der großen Bühne.«
Conni lächelte stolz und legte Kaja nebenbei ein vegetarisches Kotelett auf den Teller.
»Stell dir vor«, platzte Rike nun heraus. Ihre Wangen hatten sich vor Aufregung gerötet, was ihrer vornehmen Art gar nicht entsprach. »Er wird mit Nova auftreten!«
Christians Blick schnellte zu seinem Bruder.
»Sie hat mir auf Instagram geschrieben«, erzählte Conni und grinste über das entsetzte Gesicht seines Bruders. »Meine Sets und Videos haben ihr so gefallen, dass sie will, dass ich mit ihr auftrete. Ist das nicht absolut irre? Ich trete mit einem Weltstar auf!«
Christian war blass geworden.
»Was ist mit der Schule?«, ächzte er. »Bald beginnen die Abi-Klausuren, und ich habe nicht das Gefühl, dass du besonders viel dafür tust.«
»Fängst du jetzt ernsthaft damit an?« Conni schüttelte verärgert den Kopf.
Die beiden Frauen sahen besorgt zwischen den beiden Brüdern hin und her.
»Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass diese DJ-Sache dich nicht ablenken darf«, erklärte Christian, fast tat er es nur, um seinen Schock zu überspielen. »Du brauchst das Abitur, wenn du Jura studieren willst.«
»Meine Güte!« Conni verdrehte genervt die Augen. »Jeder normale Mensch würde ausflippen. Ein Auftritt mit Nova ist der absolute Wahnsinn. Einen krasseren Karrierekick gibt es gar nicht. Weißt du eigentlich, was los ist? Ich werde auf einen Schlag berühmt sein.«
»Hervorragend«, ätzte Christian. »Als ob das der Sinn des Lebens ist.«
Er wusste, dass er ungerecht war, aber seine Nerven lagen blank.
»Es muss ja nicht jeder Arzt oder Anwalt werden«, wehrte Constantin sich.
»Nein«, gab Christian zu. »Aber man darf das Leben auch nicht mit einer Party verwechseln. Du wolltest selbst Jura studieren, und jetzt hast du nur noch diesen Unsinn im Kopf.«
Rike legte beschwichtigend ihre Hand auf seinen Unterarm.
»Es ist doch wirklich eine unglaubliche Chance, Liebling. Und Nova Ray ist so fantastisch.«
Christian sah nun sie wütend an. Immer mischte sie sich ein.
»Ich bin für Conni verantwortlich«, knurrte er. »Und ich will nicht, dass er seine Zeit verplempert.«
»Oh nein!«, protestierte der Jüngere nun, und seine Augen funkelten ärgerlich. »Ich bin für mich selbst verantwortlich und brauche keinen überbesorgten Bruder, der keine Ahnung von meinem Leben hat. Ich bin nicht so wie du.«
»Stimmt«, versetzte Christian. »Du bist unreif und denkst nur an dich. Wenn Mutter und Vater wüssten ...«
»Lass sie aus dem Spiel!« Conni sprang auf. Seine Lippen zitterten jetzt.
»Im Gegenteil«, erwiderte Christian erregt und sah seinen Bruder scharf an. »Ich werde meine Pflicht tun und dich an deine erinnern. Das Abi hat Priorität. Und du wirst nicht auf dieses Festival fahren. Basta!«
»Du kannst mir gar nichts verbieten!«, rief Conni erregt. »Ich bin volljährig.«
»Oh doch, mein Freund. Das kann ich«, entgegnete sein Bruder. »Du wohnst in meinem Haus. Und ich bezahle deine Rechnungen.«
Connis Lippen zitterten, und einen Moment glaubte Christian, er würde ihm den Inhalt seines Glases ins Gesicht schütten, doch er tat es nicht. Er holte tief Luft und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
»Komm, Kaja«, sagte er ruhig. »Wir gehen.«
Mit einem betroffenen Blick erhob sich das junge Mädchen, und beide verließen die Terrasse. Kurz darauf hörte man den lauten Knall der ins Schloss fallenden Haustür.
»Na, das hast du ja toll hingekriegt.« Rike sah ihren Mann kopfschüttelnd an. »Verstehst du nicht, was das für ihn bedeutet? Wie kannst du so kleinlich sein, wenn dein Bruder eine solche Chance bekommt? Warum hast du bloß immer so schlechte Laune?«
Christian fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und stöhnte. Er wusste selbst, dass er völlig überreagiert hatte.
»Ich habe keine schlechte Laune«, behauptete er. »Ich mache mir einfach Sorgen um Constantin, das weißt du. Ich bin ...«
»Ja, ja«, unterbrach Rike ihn und verzog den Mund. »Du bist für ihn verantwortlich. Aber er ist erwachsen, Christian, und du bist viel zu streng. Lass doch mal locker.« Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Oder ist noch irgendwas anderes?«
Sie sah ihm in die Augen, und Christian schluckte.
»Was soll denn sein?« Gereizt löste er seine Hand aus ihrer. »Ich habe einfach viel Stress in der Klinik.«
Rike stand beleidigt auf.
»Ich dachte, wir machen uns einen schönen Abend. Schließlich haben wir beide jetzt zwei Wochen Urlaub.«
»Ich bin zu müde«, beendete Christian das Thema. »Und ich habe Kopfschmerzen. Mach jetzt bitte endlich diese Musik aus.«
Zwei Stunden später saß Rike mit angezogenen Beinen auf der Couch im großen Wohnzimmer. Es war bis auf das flackernde Licht des Fernsehers dunkel in dem hohen, mit Stuck verzierten Raum. Vor den Fenstern der Gründerzeitvilla prasselte der Regen. Und auch in den Räumen war es kühl geworden.
Rike hatte sich in eine Wolldecke gekuschelt. Gebannt starrte sie auf den großen Flachbildfernseher. In der Hand hielt sie ein Glas Wein. Sie hatte sich eine Dokumentation über das Somerset-Spring-Festival auf einem Streaming-Dienst herausgesucht. Gerade schwenkte die Kamera über die riesige Menschenmenge – es waren vor allem Leute in den Zwanzigern, die ausgelassen zur Musik tanzten und feierten.
»Das Ganze ist eine riesige Party«, erklärte der Sprecher. »Und vom Studenten bis zum Tech-Millionär ist alles dabei. Ob Glamping im Luxuszelt oder einfach eine Isomatte auf der Wiese – das Festival bietet Romantik und Abenteuer für jeden Geschmack.«
Klingt gar nicht so schlecht, dachte Rike lächelnd. Sie war noch nie auf einem Festival gewesen. Hastig leerte sie ihr Glas, griff zur Flasche und schenkte sich nach. Sie neigte als Ärztin überhaupt nicht dazu, viel Alkohol zu sich zu nehmen, aber nach diesem Abend verspürte sie regelrecht Lust dazu.
Aus der Zimmerecke drang ein Schnarchton. Mit genervtem Blick sah sie zum anderen Ende des weitläufigen Raumes. Auf einem mit blauem Samt bezogenen Sofa lag Christian. Das Buch, das er gelesen hatte, war ihm aus der Hand gefallen, und er schlief tief und fest. Das schöne schwarz glänzende Haar fiel ihm in die Stirn, und seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig.
Ärgerlich presste Rike die Lippen zusammen. Sie hatte sich so auf einen harmonischen Abend gefreut. Und auf mehr gehofft. Doch schon wieder war nichts daraus geworden. Sie seufzte. Es war Ewigkeiten her, seit sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Sie war noch nicht mal dreißig und kaum zwei Jahre verheiratet und fühlte sich schon wie eine alte Frau.
Ganz bestimmt hatte Christian zu viel Stress. Es ärgerte sie sowieso, dass er so viel arbeitete, vor allem, weil er es gar nicht nötig hatte. Nach dem Verlust seiner Eltern hatte er sich um Conni gekümmert und gleichzeitig unermüdlich an seiner Karriere gearbeitet. Sie hatten deshalb sogar auf eine standesgemäße große Hochzeit verzichtet, weswegen ihre Eltern, die sehr großen Wert auf Tradition legten, noch immer verärgert waren. Ganz davon abgesehen, dass sie ihren Schwiegersohn nicht so perfekt fanden wie Rike.
Natürlich war Christian wohlhabend und als Baron nicht unpassend für die gebürtige Komtess von Lengen, die Rike war. Aber er lebte so bourgeois und teilte die Vorliebe seiner Schwiegereltern für das gepflegte Großgrundbesitzerdasein nicht.
Rike seufzte. Und in letzter Zeit war Christian immer nur müde. An Kinder war auch nicht zu denken. Ob er unglücklich war? Sie lehnte den Kopf zurück und überlegte.
Sie hatte es satt, dass die beiden Brüder ständig stritten. Und Christians schlechte Laune hatte sie auch satt. Natürlich hatte Conni noch Flausen im Kopf. Aber er war ja auch erst achtzehn. Dass er in diesem Alter als DJ überhaupt schon so viel Erfolg hatte, dass man ihm eine derartige Chance bot, war doch allerhand, fand sie. Und Nova Ray – also, das war doch phänomenal!
Komisch, dass Christian derart wenig Verständnis hatte. Er war richtig ungerecht gewesen. Dabei hätte es ihn doch freuen müssen. Und dann Nova Ray. Sie lächelte verträumt. Rike von Bernsee war eine sehr traditionsbewusste Frau, praktisch veranlagt und selbstbewusst. Aber bei der Künstlerin erlaubte sie sich, zu schwärmen. Sie besaß alle ihre Alben und hätte sie zu gerne endlich in einem Konzert gesehen. Bisher hatte es zeitlich nie gepasst.
Vielleicht lag es am Wein oder am Gewitter, an der interessanten Dokumentation oder an allem zusammen. Als Rike von Bernsee aufstand, um zu Bett zu gehen, hatte sie einen Entschluss gefasst. Gleich morgen würde sie Flugtickets und ein Hotel in Somerset buchen.
