Fürsten-Roman 2736 - Carolin von Campen - E-Book

Fürsten-Roman 2736 E-Book

Carolin von Campen

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Beschreibung

Nach Jahren fernab des Rampenlichts bekommt Schauspielerin Janine Jacobi endlich ihre große Chance für ihr Comeback: die Hauptrolle in einem historischen Kinofilm - vorausgesetzt, sie spielt nicht nur vor der Kamera, sondern auch im wahren Leben eine Rolle. Um mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen, soll sie eine öffentliche Beziehung mit Adrian Erbprinz von Ehrenfels vortäuschen. Eine ausgeklügelte PR-Strategie ihres Agenten. Für ihr Comeback nimmt Janine den Deal an. Pflichtbewusst spielt Janine die Verliebte. Doch während sie sich durch Interviews und Premieren lächelt, trifft sie auf Schloss Ehrenfels, fernab den Trubels, einen Mann, der ihr Herz schneller schlagen lässt. Ben, wie er sich vorstellt, hilft ihr aus einer Notlage - und berührt sie mehr, als sie sich eingestehen will. Was Janine nicht weiß: Ben ist niemand anderes als Benedict von Ehrenfels, Adrians jüngerer Bruder - und ausgerechnet der Mann, der den Mythos hinter dem Film zu zerstören droht ...

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

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Rückkehr auf den roten Teppich

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Rückkehr auf den roten Teppich

Adelsroman um das Comeback des Jahres

Von Carolin von Campen

Nach Jahren fernab des Rampenlichts bekommt Schauspielerin Janine Jacobi endlich ihre große Chance für ihr Comeback: die Hauptrolle in einem historischen Kinofilm – vorausgesetzt, sie spielt nicht nur vor der Kamera, sondern auch im wahren Leben eine Rolle. Um mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen, soll sie eine öffentliche Beziehung mit Adrian Erbprinz von Ehrenfels vortäuschen. Eine ausgeklügelte PR-Strategie ihres Agenten. Für ihr Comeback nimmt Janine den Deal an. Pflichtbewusst spielt sie die Verliebte.

Doch während sie sich durch Interviews und Premieren lächelt, trifft sie auf Schloss Ehrenfels, fernab des Trubels, einen Mann, der ihr Herz schneller schlagen lässt. Ben, wie er sich vorstellt, hilft ihr aus einer Notlage – und berührt sie mehr, als sie sich eingestehen will. Was Janine nicht weiß: Ben ist niemand anderes als Benedict von Ehrenfels, Adrians jüngerer Bruder – und ausgerechnet der Mann, der den Mythos hinter dem Film zu zerstören droht ...

Wie erstarrt verharrte Janine Jacobi mitten auf der Bühne in ihrer Pose. Der Blick der dreißigjährigen Schauspielerin war konzentriert ins Leere gerichtet. Dann erloschen die Scheinwerfer, und für wenige Sekunden herrschte in der zur Theaterbühne umfunktionierten Turnhalle der Goethe-Gesamtschule dramatische Finsternis.

Das Herz der hochgewachsenen jungen Frau, die mit ihrem ebenholzfarbenen langen Haar, der hellen Haut und dem klassisch schönen Gesicht ein wenig an ein modernes Schneewittchen erinnerte, schlug jedoch ruhig und gleichmäßig, und ihr war völlig undramatisch zumute.

Früher war Janine in den wenigen Augenblicken vor dem Schlussapplaus immer elektrisiert und aufgeregt gewesen. Heute war sie eher erleichtert.

Zum letzten Mal hatte sie die weibliche Hauptrolle in einem miserablen Stück namens Vier Herzen im Büro gegeben. Der Regisseur hatte darauf verzichtet, zur Dernière in die Kreisstadt Reeskow im südlichen Brandenburg zu reisen. Und man konnte es ihm nicht verdenken. Vier Herzen im Büro war weder ein Kassenschlager noch besonders witzig. Doch auch wenn Janine wenig von der Inszenierung hielt, hatte sie ihre Aufgabe trotzdem sehr ernst genommen. Denn sie war ein Profi, spielte seit ihrer Jugend hingebungsvoll Theater, hatte auf der Schauspielschule ein Diplom erworben und gab immer ihr Bestes.

Heute hätte sie es sich wohl sparen können. Man wusste es hier nicht zu schätzen. Als die Saalbeleuchtung wieder eingeschaltet wurde, war der Beifall in der ohnehin nur zur Hälfte ausverkauften Halle äußerst zurückhaltend, und während Janine, ihre hübsche blonde Kollegin Heidi und die beiden männlichen Darsteller sich verbeugten, standen die ersten Zuschauer schon wieder von ihren Sitzen auf, griffen eilig nach Anoraks und Regenschirmen oder kramten in ihren Handtaschen. Stühle wurden gerückt, und ungeniert wurden Gespräche begonnen.

Wie so oft hatte Janine den Verdacht, dass einige der Leute sowieso nur gekommen waren, um sich an ihrem Abstieg zu weiden. Vielleicht fanden manche Menschen es faszinierend, sie, die ehemals so berühmte Janine Jacobi, in einem viertklassigen Stück zu sehen? Vielleicht war sie aber auch bloß paranoid, räumte sie im Stillen selbstkritisch ein.

Wie auch immer. Sie konnte es nicht ändern. Die Zeit der anspruchsvollen Rollen war wohl für immer vorbei, und sie musste froh sein, wenn man sie überhaupt besetzte.

»Weg hier«, zischte Heidi ihr zu.

Nur noch ein harter Kern klatschte, darunter die Assistentin und der Mitarbeiter am Lichtpult.

Im Laufschritt eilte Janine hinter ihrer Freundin her, die nun fluchtartig von der Bühne in die Kulissen lief. Für Schauspieler gab es kaum etwas Erniedrigenderes, als auf der Bühne zu sein, wenn der Applaus schon verebbt war.

An einen zweiten Vorhang war gar nicht zu denken, deshalb pellten sich Janine und Heidi, sobald sie in ihrer Garderobe waren, die in Wirklichkeit eine Mädchen-Umkleide war, aus den Kostümen.

»Ein Segen, dass es vorbei ist!«, stöhnte Heidi und riss sich die rote Perücke vom Kopf, unter der ihre kurzen hellblonden Locken zum Vorschein kamen, und pfefferte sie in eine Ecke. Dann stieg sie aus dem biederen karierten Hosenanzug, ließ ihn achtlos liegen und schlüpfte in ihre engen schwarzen Jeans. »Ich würde echt durchdrehen, wenn ich diesen Stuss noch einmal aufsagen müsste«, behauptete sie.

»Hmm«, stimmte Janine ihr zu und fischte die Haarnadeln aus ihrer Frisur. Doch ihre schönen dunkelgrünen Augen blickten nachdenklich.

Sie konnte sich natürlich auch Besseres vorstellen, als durch die Mehrzweckhallen des Landes zu tingeln, aber leider musste sie auch an ihren Teil der Miete denken, die bezahlte sich nämlich nicht von selbst. Früher hatte sie allein in der schönen Wohnung gelebt. Das konnte sie sich schon lange nicht mehr leisten, deshalb hatte sie Heidi als Mitbewohnerin aufgenommen. Seitdem war es bei ihr nicht mehr sehr ordentlich. Seufzend zog sie den hässlichen grauen Faltenrock aus und hängte ihn auf einen Bügel.

»Hast du eigentlich bei dem Verkaufssender zugesagt?«, fragte Heidi, während sie sich ein knallenges T-Shirt über den Kopf zog, das ihren fülligen Busen betonte. Offenbar hatte sie die Gedanken ihrer Freundin gelesen.

Janine schüttelte den Kopf.

»Ich bringe es nicht über mich, irgendwelchen armen Leuten wertlose Münzen und Porzellanpuppen für Unsummen anzudrehen. Ich glaube, ich muss mich dieses Mal wirklich arbeitslos melden.«

Heidi, die weniger wählerisch war und sich bereits einen Job als Unterwäsche-Model gesichert hatte, hob kritisch eine Braue.

»Hättest du damals einfach den Mund gehalten.«

»Danke, dass du mich daran erinnerst.« Janine presste verärgert die Lippen zusammen und hob Heidis Kleider auf.

»Mich ärgert einfach diese Verschwendung von Talent«, verteidigte sich Heidi. Dann griff sie nach einer Packung Feuchttücher und begann, sich energisch die Schminke aus dem Gesicht zu reiben. »Du bist so eine gute Schauspielerin. Du könntest die tollsten Rollen spielen und in Geld schwimmen.«

Janine schwieg und zog energisch den Reißverschluss des Kleidersacks zu. Sie mochte nicht über die Sache reden, die vor vier Jahren passiert war. Schließlich hatte es sie ihre Karriere gekostet. Zu ihrer Erleichterung klopfte es in diesem Moment an der Tür.

»Bestimmt die Autogrammjäger«, scherzte Heidi.

»Oder man bringt uns Rosen und Pralinen«, fügte Janine schmunzelnd hinzu.

In der Tür stand natürlich kein Fan und auch kein Blumenbote, sondern nur ein müder Hausmeister, den man unschwer an seinem grauen Kittel erkennen konnte.

»Können Sie sich bitte beeilen?«, bat er. »Ich muss hier abschließen.«

Die Freundinnen sahen sich an. Nein, ihr Leben war alles andere als glamourös.

Janine und Heidi taten dem Mann den Gefallen und verließen schon nach wenigen Minuten die Garderobe, verabschiedeten sich schnell vom Team und traten hinaus in die milde Abendluft.

Im Schein einer Laterne, unweit des Eingangs, parkte am Straßenrand ein roter Porsche 911. Ein Mann mit voluminösem braunen Lockenkopf, ähnlich einem frisch geföhnten Pudel, lehnte in lässiger Sportjacke und abgewetzten Jeans am Wagen und rauchte.

Heidi boxte ihre Freundin unsanft in die Seite. »Ist das nicht dieser ...?«

»Maxi«, vollendete Janine und schluckte. Sie starrte den Mann, der früher ihr Agent gewesen war, verwundert an. Was machte er denn hier?

Heidi gab neben ihr ein wohliges Schnurren von sich. Offenbar fand sie ihn attraktiv. Männer generell und das Brechen ihrer Herzen speziell waren so etwas wie Heidis Hobbys.

Der Mittdreißiger schlenderte betont lässig auf die beiden Frauen zu und schnippte seine Zigarette beiseite.

»Tolle Vorstellung, Mädels«, sagte er mit einem spöttischen Lächeln. Dann musterte er Heidi. »Schönes Shirt.«

Heidi grinste. »Schöner Wagen«, gab sie zurück, und in Maxis grünen Augen blitzte es amüsiert auf.

Bevor ihre Freundin den Flirt ausweiten konnte, ging Janine dazwischen. Heidi hatte die unangenehme Eigenschaft, ständig Männer mit nach Hause zu bringen, und sie konnte auf dieses Exemplar in ihren vier Wänden gut verzichten. Die Vorstellung, dass Maxi von Stein sie in diesem bescheuerten Stück gesehen hatte, war schon unangenehm genug.

»Was willst du?«, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

Maxi legte den Kopf schief. »Ich würde dich gern sprechen. Allein.«

»Dass es Handys gibt, hast du aber schon mitgekriegt?«, warf Heidi ein.

»Erstens war es ausgestellt. Zweitens besteht eine gewisse Dringlichkeit«, sagte er lächelnd zu ihr, »und drittens war ich sowieso gerade auf dem Land.«

Zwei Minuten später saß Janine in seinem Sportwagen. Ihre Knie stießen fast ans Handschuhfach.

Sie runzelte verärgert die Stirn und blickte nach draußen, wo Heidi auf einer niedrigen Mauer saß und mit den Beinen baumelte.

Maxi räusperte sich. »Ich habe gerade einen alten Freund vom Internat besucht, und wir haben ein bisschen geplaudert. Er ist ein großer Filmfan, und er schätzt deine Arbeit.«

»Und das ist so dringend?«, entgegnete Janine gereizt. Sie hatte seit damals nichts mehr von ihm gehört. Wie alle anderen hatte er sich von ihr abgewandt, und sie traute ihm nicht.

Er räusperte sich. »Ich hätte da was für dich«, sagte er und sah sie mit einem treuherzigen Blick an. »Es ist nur eine Nebenrolle in einem Film, und die Dreharbeiten haben auch bereits begonnen, aber es wäre eine echte Chance.«

»Und wie komme ich plötzlich zu der Ehre?«, fragte sie.

Maxi seufzte. »Nimm es als eine Art Entschuldigung wegen damals.« Er lächelte. »Als kleine Wiedergutmachung.«

Janine runzelte skeptisch die Stirn. »Und was genau ist das für ein Film?«

»Johann in Love«, erwiderte Maxi und strich sich durch die Locken. »Es ist ein Biopic über Goethe und seine Liebhaberinnen. Du sollst eine von ihnen spielen.«

Janine sah ihn verblüfft an. Sie hatte über das Projekt gelesen. Es war hochkarätig besetzt und wurde jetzt schon von Kritikern herbeigesehnt.

»Führt da nicht Ole Grünberg die Regie?«, fragte sie, und Maxi nickte. »Exakt.«

Janine schwieg beeindruckt. Der junge Regisseur war von der Hochschule direkt in der ersten Liga der Filmemacher gelandet und wurde für seine Arbeit gefeiert. Alles, was Grünberg anfasste, wurde zu Gold, einschließlich seiner Darsteller, hieß es in der Branche.

»Die Rolle ist kurzfristig frei geworden«, fuhr Maxi fort. Er nannte den Namen einer Schauspielerin, die ausgestiegen war.

»Oh.« Janine hatte natürlich von ihr gehört. Sie war ungeheuer talentiert und schon ein Star, galt aber als nicht sehr belastbar.

Maxi ließ das Fenster herunter und zündete sich eine Zigarette an.

»Ich könnte dich vorschlagen«, sagte er und pustete den Rauch hinaus. »Es wird nicht so leicht sein, aber ich mache es, wenn du mir auch einen Gefallen tust.«

Aha! Janine spannte sich innerlich an. Jetzt kam also doch noch der Haken. Von wegen Wiedergutmachung.

»Es geht um den Freund, von dem ich dir eben erzählt habe«, sprach Maxi weiter.

Schweigend hörte sie zu, während er ihr sein Vorhaben erklärte. Die Falte über ihrer Nasenwurzel wurde währenddessen von Minute zu Minute tiefer.

»Ich weiß, es ist keine Kleinigkeit, und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie«, sagte Maxi, als er fertig war. »Aber ob sich dir so eine Gelegenheit noch mal bietet, ist sehr unwahrscheinlich. Schließlich bist du auch keine zwanzig mehr.«

Für diese Bemerkung bedachte Janine ihn mit einem tödlichen Blick, doch dann wurde ihre Miene nachdenklich, und sie knetete die Lippen. Eigentlich sollte sie sofort ablehnen.

Doch dann tauchten vor ihrem inneren Auge zuerst die schreckliche TV-Show und danach das Arbeitsamt auf. Sie schüttelte sich fast bei der Vorstellung.

Der Film wäre nicht nur eine Möglichkeit, gutes Geld zu verdienen, sondern die Rolle würde sie vielleicht wieder dahin zurückbringen, wo sie vor vier Jahren gewesen war.

»Na, was sagst du?« Maxi legte den Kopf schief und sah sie gespannt an.

Janines Herz pochte aufgeregt in ihrer Brust. Ob es die richtige Entscheidung war, wusste sie nicht, aber sie vermutete, dass sie es sich ewig vorwerfen würde, wenn sie diese Chance nicht nutzte.

Sie sah ihn an und nickte. »Gut. Ich mache es.«

Zwei Wochen später, auf dem Land, nur zwei Stunden Autofahrt entfernt von Berlin, sprach Adrian Erbprinz von Ehrenfels, ein gut aussehender dunkelhaariger Mann Mitte dreißig, im Salon des Familienschlosses ebenfalls von dem Film.

»Wir sind natürlich zur Premiere eingeladen«, berichtete er seiner Mutter, Fürstin Cornelia. »Als Entschädigung sozusagen.«

Der elegant in einen hellgrauen Flanellanzug gekleidete Erbprinz sah so begeistert aus, dass die Fürstin ihren Ärger über die zertrampelten Rabatten, die das Filmteam im Schlosspark hinterlassen hatte, ruhen ließ.

In dem Film ging es um die Beziehung des Dichterfürsten mit ihrer Urahnin Sidonie von Ehrenfels, und Adrian hatte dafür gesorgt, dass einige Außenaufnahmen an den hiesigen Originalschauplätzen gedreht wurden.

Fürstin Cornelia war heilfroh darüber, dass diese Leute nun wieder verschwunden waren. Dass ihr Ältester sich so für die Dreharbeiten interessierte, konnte sie jedenfalls als gutes Zeichen werten. Zumindest ging er nicht mehr ins Casino.

Sie musterte ihren Sohn mit einem leisen Seufzer. Dass er plötzlich so stolz auf Ehrenfels war, freute und wunderte sie gleichermaßen.

Als Erstgeborenem kam ihm eigentlich die Aufgabe der Verwaltung zu, doch seit Jahren lebte er ein unstetes Leben und erfüllte seine Pflichten kaum. Und wenn er es tat, dann musste Cornelia stets nachbessern. Doch sie ging sehr taktvoll damit um, denn sie wusste, wie sensibel ihr Ältester war.

Dass er sich nun für die Schlossgeschichte interessierte, war umso erstaunlicher, weil das eigentlich das Fachgebiet seines jüngeren Bruders Benedict war. Hoffentlich, dachte sie und nahm einen Schluck Tee aus der mit zarten Rosenmustern bemalten Tasse, führte das nicht wieder zu Streit.

In diesem Moment öffnete sich die hohe Eichenholztür zum Salon, und Benedict trat ein.

Mit seinem dunkelblonden welligen Haar, der geraden Nase und dem schön geschwungenen Mund war auch er äußerst attraktiv, aber ein ganz anderer Typ als Adrian. Dass sie Geschwister waren, konnte man allerdings leicht erraten, denn sie hatten beide Cornelias tiefblaue Augen geerbt.

»Entschuldige«, sagte Benedict zu seiner Mutter und setzte sich. »Ich bin in der Uni aufgehalten worden.«

Ehrenfels war nur wenige Stunden von der Hauptstadt entfernt, und als Historiker hatte Benedict hin und wieder – nach Cornelias Geschmack jedoch viel zu selten – in Berlin an der Technischen Universität zu tun.

»Stellt euch vor, man hat schon einen der Briefe entschlüsseln können.«

»Ach wirklich?« Die Fürstin sah ihn überrascht an. Die uralten Papiere, die noch von Sidonie von Ehrenfels erhalten waren, hatte sie verloren geglaubt. Sie waren vergilbt und unleserlich. Doch Benedict nickte, griff vergnügt nach einer Tasse, und Cornelia schenkte ihm Tee ein.

»Und? Was steht darin?«, fragte sie.

Adrian fuhr sich unterdessen betont gelangweilt durchs Haar. Es ärgerte ihn, dass seine Mutter sich so für diese alten Fetzen interessierte. Eine echte Filmcrew war auf Ehrenfels gewesen, und zwar durch seine guten Kontakte, und nun redete sein Bruder von irgendwelchem Plunder, und seine Mutter war sofort hingerissen.

»Ich hatte doch recht mit meiner Vermutung«, bemerkte Benedict zufrieden.

Adrian sah ihn böse an. »Hast du an einem Wochenende widerlegt, was Forscher jahrzehntelang erarbeitet haben?«, ätzte er.