Silvia-Gold 236 - Carolin von Campen - E-Book

Silvia-Gold 236 E-Book

Carolin von Campen

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Beschreibung

Die hübsche Leslie kann es kaum fassen, als sie sieht, wer sich mit ihr um das tolle Penthouse hoch über den Dächern der Stadt bewirbt: der blonde Cabrio-Schnösel, der sie schon auf der Anfahrt aus seinem Angeberschlitten immer wieder angemacht hat! Und mit seiner geballten Charmeoffensive hat er auch schon die Maklerin um den Finger gewickelt. Klar, dass er die Traumwohnung bekommt. Für Leslie bricht eine Welt zusammen, und sie kann die Tränen nicht zurückhalten. Doch wider Erwarten bekommt sie den Zuschlag. Für Marc Rothers, den Auto-Flirter, bleibt nur die wenig attraktive Nachbarwohnung. Als Marc einzieht, wendet sich das Blatt. Vom ersten Tag an fühlt sich Leslie zu ihrem gut aussehenden Nachbarn hingezogen - auch wenn sie tapfer gegen ihre Gefühle ankämpft. Als sie sich in einer tosenden Unwetternacht aussperrt und bei Marc Zuflucht sucht, übernimmt das Schicksal die Regie: Leslie findet sich in Marcs Armen wieder - und will dort für immer bleiben ...


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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die Liebe wohnt nebenan

Vorschau

Impressum

Die Liebe wohnt nebenan

Wie das Schicksal Leslie und Marc an die richtige Adresse führt

Von Carolin von Campen

Die hübsche Leslie kann es kaum fassen, als sie sieht, wer sich mit ihr um das tolle Penthouse hoch über den Dächern der Stadt bewirbt: der blonde Cabrio-Schnösel, der sie schon auf der Anfahrt aus seinem Angeberschlitten immer wieder angemacht hat! Und mit seiner geballten Charmeoffensive hat er auch schon die Maklerin um den Finger gewickelt. Klar, dass er die Traumwohnung bekommt. Für Leslie bricht eine Welt zusammen, und sie kann die Tränen nicht zurückhalten. Doch wider Erwarten bekommt sie den Zuschlag. Für Marc Rothers, den Auto-Flirter, bleibt nur die wenig attraktive Nachbarwohnung.

Als Leslie sich in einer tosenden Unwetternacht aussperrt ausgerechnet bei dem verhassten Nachbarn Zuflucht sucht, übernimmt das Schicksal die Regie: Leslie findet sich in Marcs Armen wieder ...

»Festhalten!«, warnte Leslie Lorenzen knapp, dann trat die Siebenundzwanzigjährige aufs Gaspedal und ließ ihren Mini nach rechts in die Lücke zwischen einem Geländewagen und einem Bus schnellen. Lautes Hupen ertönte. Ihre Beifahrerin und beste Freundin Regina Fischer stöhnte leise.

Es war zwar verkaufsoffener Samstag, und auch das Frühlingswetter lockte viele Besucher in die City der beschaulichen Kleinstadt, doch der Verkehr hielt sich in Grenzen. Daran lag es also nicht, dass die sonst so vernünftige Immobilienwirtin sich plötzlich wie ein Rowdy benahm.

»Tut mir leid, aber der Typ hinter uns mit seinem ach so charmanten Grinsen hat mich genervt«, war alles, was die hübsche Blondine mit dem kecken Pferdeschwanz jedoch dazu zu sagen hatte.

»Oh ja, schrecklich, diese freundlichen Menschen«, gab Regina ironisch zurück und strich sich durch ihre dunklen, kinnlangen Locken. Es war Leslies Fahrstil, der nervte, nicht das harmlose Lächeln eines Fremden.

Doch ihre Freundin sah das anders. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und nickte befriedigt. Das silberfarbene Cabrio mitsamt seinem Fahrer hatte sie abgehängt. Auf einseitige Flirts im Straßenverkehr konnte sie sehr gut verzichten. Entschlossen lenkte sie den Mini wieder aus der Lücke.

»Ich hätte es dir doch nicht erzählen sollen«, murmelte Regina und seufzte. Ihr rundliches Gesicht mit den freundlichen braunen Augen hatte einen besorgten Ausdruck angenommen. »Du stehst, glaube ich, unter Schock.«

»Unsinn.« Leslie schüttelte energisch den Kopf, und ihre Finger umklammerten das Steuer. »Heiko ist Vergangenheit. Er kann schwängern, wen er will.«

Das stimmte zwar, und außerdem liebte sie ihren Ex-Freund Heiko Becker schon lange nicht mehr, aber trotzdem war sie wie benommen von der Neuigkeit, dass er nach nur sechs Monaten einen gebärfreudigen Ersatz für sie gefunden hatte. Sie war nicht halb so abgebrüht, wie sie es sich und Regina gerne weismachen wollte.

»Er ist einfach der Beweis dafür, dass man Männern generell nicht trauen kann«, knurrte sie und nahm so knapp eine dunkelorange Ampel, dass Regina die Augen schloss und ein Stoßgebet zum Himmel schickte. »Deshalb werde ich mich auch nie wieder verlieben«, fuhr Leslie grimmig fort. »Ich werde nur noch an meine Karriere denken.«

Wie zur Bekräftigung dieser Worte fuhr Leslie nun über ein Kopfsteinpflaster, und Regina wurde arg durchgeschüttelt.

»Hier ist Tempo dreißig!«, japste sie und atmete erleichtert auf, als Leslie endlich vom Gas ging.

Es war nett von ihrer Freundin, sie nach dem gemeinsamen Frühstück noch ein Stück mitzunehmen, aber so, wie sie fuhr, wäre sie tausend Mal lieber zu Fuß gegangen. Natürlich wusste Regina, dass die Neuigkeit der Freundin viel mehr zusetzte, als sie zugab, aber sie wusste auch, dass es besser war, Leslie jetzt damit in Ruhe zu lassen. Sie brauchte Zeit.

Ein Thema, das sie sicher aufmuntern würde, wäre die Wohnungsbesichtigung, zu der Leslie eigentlich unterwegs war, überlegte Regina. Schon während des Frühstücks hatte sie ihr von dem Penthouse vorgeschwärmt und ihr Fotos im Internet auf ihrem Handy gezeigt.

»Kennst du den Makler gut, der die Wohnung vermittelt?«, fragte sie daher.

Tatsächlich hellte sich Leslies Gesicht ein wenig auf. »Ein bisschen. Ich glaube, er mag mich. Bis auf einen weiteren Interessenten hat er schon allen anderen abgesagt, weil ich ihn so angebettelt habe.«

Regina lächelte und musterte das schicke, cremeweiße Kostüm ihrer Freundin. Der Rock war recht kurz und zeigte viel von Leslies schönen Beinen. Regina konnte sich gut vorstellen, dass der Makler hingerissen von ihrer Freundin sein würde.

Genau das hoffte Leslie auch. Wenn sie erst die piefige Zwei-Zimmer-Wohnung, in der sie viel zu lange mit Heiko gewohnt hatte, verlassen würde und hoch über den Dächern der Stadt lebte, wäre sicher alles besser.

Sie fuhren nun wieder auf der Hauptstraße, und an der nächsten Kreuzung stand die Ampel auf Rot. Leslie warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel.

»Das gibt's doch nicht«, murmelte sie, und ihre Brauen zogen sich ärgerlich zusammen. »Da ist dieser aufdringliche Typ ja schon wieder. Verfolgt der uns?«

Regina sah sich um und musterte den Fahrer lächelnd. Gegen diesen Verfolger hätte sie persönlich nichts einzuwenden. »Hübscher Kerl«, sagte sie.

Leslie machte eine kleine Grimasse und konzentrierte sich auf die Ampel. Doch auch als sie grün wurde, ging es in ihrer Spur trotzdem nicht weiter, und sie drückte mit voller Wucht auf die Hupe.

»Du kannst mich doch da vorne rauslassen.« Reginas Nerven waren mittlerweile sehr strapaziert. Hoffnungsvoll zeigte sie auf die Bushaltestelle rechts neben ihnen. Leslie sah jedoch in die andere Richtung, denn das silberne Oldtimer-Cabrio fuhr langsam an ihnen vorbei.

Der Fahrer trug eine Sonnenbrille, und sein dichtes dunkelblondes Haar war vom Wind zerzaust. Regina hatte recht. Er war hübsch. Als er jedoch ihren Blick bemerkte und sie wieder anlächelte – ein sehr charmantes Lächeln wie sie sich eingestehen musste – wandte Leslie sich peinlich berührt ab und fuhr nach rechts, ohne zu blinken.

Mit laufendem Motor ließ sie Regina, die darüber heilfroh war, endlich aussteigen, und die beiden verabschiedeten sich. Lange würden sie einander nicht missen müssen, da sie für dieselbe Immobilienfirma tätig waren. Regina arbeitete halbtags als Assistentin im Marketing, Leslie war im Verkaufsteam. Schon am Montag würden sie sich wiedersehen.

Trösten konnte es Leslie jedoch nicht. Sie fühlte sich noch elender, als sie allein war, und schaltete das Radio an. Als der Sender ein trauriges Liebeslied spielte und sie auf dem Wagen vor ihr auch noch einen Aufkleber mit der Aufschrift Baby an Bord entdeckte, schossen ihr die Tränen in die Augen.

Doch sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an, so verbissen, als könnte sie damit auch die Gefühle von sich fernhalten. Reiß dich zusammen, Leslie!, sagte sie sich und drückte die Schultern durch. Es ging jetzt nicht um Babys und nicht um Männer, es ging nur um die Wohnung und um ihre Zukunft!

♥♥♥

Marc Rothers war nicht nur neu in der Stadt, er war auch die Arglosigkeit in Person. Die Sonne schien, der Himmel war blau, es war warm genug, um offen zu fahren, und er freute sich auf die Wohnungsbesichtigung und seine Zukunft – kurzum, er war bester Laune.

Langsam schlossen sich die Türen des Fahrstuhls, als er eilige Schritte im Treppenhaus hörte. Gutmütig betätigte er den Knopf, und die Türen glitten wieder auseinander.

Als er aufsah, hoben sich seine Mundwinkel. Das war doch die Frau, die er auf der Fahrt hierher gesehen hatte!

Zuerst hatte er den originellen Wagen bemerkt. Ein echter britischer Mini in Grün. Winzig, aber sehr schnell. Die Fahrerin, die nun vor ihm stand, war ihm ebenfalls aufgefallen. Ihr blondes Haar war zu einem dicken Zopf gebunden, und sie hatte ein ausdrucksstarkes, sehr anziehendes Gesicht. Etwas schräg stehende, hellgrüne Augen und einen eigenwilligen, sinnlichen Mund.

»So schnell sieht man sich wieder«, sagte er lächelnd und trat zur Seite, um ihr Platz zu machen. »Möchten Sie sich auch die Wohnung ansehen?«, fragte er vergnügt. »Ich komme immer eine Viertelstunde früher zu Besichtigungen, um mit dem Makler allein zu sprechen«, ergänzte er rasch und zwinkerte. »Sie kennen den Trick wohl?«

»Hmm«, machte Leslie und rückte den Schultergurt ihrer Ledertasche zurecht. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein! Ausgerechnet der Cabrio-Typ war scharf auf ihr Penthouse!

Demonstrativ blickte sie in die entgegengesetzte Richtung, während sich die Türen schlossen und der Fahrstuhl nach oben schwebte.

Marc hingegen musterte sie interessiert von der Seite. Alles an ihr scheint zu strahlen, dachte er fasziniert. Das goldblonde Haar, die helle Haut, das matt weiße Kostüm. Und sie duftete fantastisch. Er überlegte, woran ihn das Parfüm erinnerte ... an einen warmen Abend in der Provence?

Du liebe Güte, dachte er plötzlich verwirrt und wippte verlegen mit den Fußspitzen. Was war denn mit ihm los? Das konnte ja wohl nur am Frühling liegen.

Leider ließ es sich nicht zu hundert Prozent auf die Jahreszeit schieben, dass er sich auch noch zu einem Scherz hinreißen ließ. »Da wir Konkurrenten sind«, begann er übermütig mit einem Blick auf ihre Beine, »erlauben Sie mir die Bemerkung, dass Ihre Methoden der Beeinflussung schwer zu überbieten sind.«

Es hatte eigentlich ein Kompliment sein sollen, doch Leslie fuhr ärgerlich herum. Ihre grünen Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt. »Wie bitte?«

»Na ja, also wenn ich Makler wäre, würde ich Ihnen die Wohnung sofort, ... äh ... Entschuldigung.« Er verstummte. Schlagartig war ihm bewusst geworden, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte.

Leslie warf mit einer wütenden Bewegung ihren Pferdeschwanz in den Nacken. »Unverschämtheit.« In Wirklichkeit fühlte sie sich ertappt, und jetzt ärgerte sie sich noch mehr über ihn.

Marc blickte betreten auf seine Schuhspitzen. Na, das hatte er vorbildlich versemmelt.

Als der Fahrstuhl sich mit einem leisen »Pling« öffnete, wehte sie an ihm vorbei, und die Absätze ihrer schicken Pumps klackerten auf dem mit hellen Fliesen ausgelegten Flur.

Lavendel, dachte Marc, der noch ganz benommen in der Kabine stand. Sie duftete wie ein Lavendelfeld.

»Hallo?«, rief Leslie und klopfte energisch gegen den Türrahmen. Die zweiflügelige Tür zum Penthouse stand weit offen.

Herannahende Schritte waren zu hören, und einen Moment später erschien eine kleine Frau mit kecker Ponyfrisur und veilchenblauen Augen, aus denen sie besonders Marc mit Interesse ansah. Sie trug einen giftgrünen Hosenanzug, und um ihren Hals hatte sie ein passendes Seidentuch geknotet.

Leslie schluckte. Mit einer weiblichen Verkaufsperson hatte sie nicht gerechnet. Sie holte tief Luft, lächelte tapfer und streckte ihr die Hand hin. »Leslie Lorenzen. Ich bin etwas zu früh.«

»Britta Wegener«, stellte die Maklerin sich vor, und sie tauschten einen kurzen Händedruck.

»Ist Herr Riedel nicht da?«, fragte Leslie vorsichtig.

»Nein. Ich habe den Termin kurzfristig von ihm übernehmen müssen«, erklärte die junge Frau und strich ihren Pony zur Seite. »Er hat eine Pollenallergie«, fügte sie mit einem vielsagenden Lächeln hinzu.

»Eine Plage«, mischte sich nun Marc Rothers ein und reichte der Dame nun ebenfalls die Hand. »Und das Einzige, was am Frühling nicht wundervoll ist.« Er stellte sich vor. »Schönes Halstuch«, ergänzte er und zwinkerte.

»Danke, Herr Rothers.« Die junge Frau errötete leicht und trat mit einer verlegenen Geste zurück. »Sie sind etwas früh, aber bitte kommen Sie herein.«

»Sie hatten an einem so schönen Samstagvormittag bestimmt andere Pläne?«, startete Marc eine Konversation, und die Maklerin nickte und sah ihn überrascht an. »Ich wollte eigentlich essen gehen.«

»Kann man das hier gut?«, fragte Marc. »Ich bin neu in der Stadt und koche miserabel«, erklärte er vertrauensselig, »vielleicht haben Sie ja ein paar Restaurant-Tipps?«

»Gleich um die Ecke gibt es einen guten Italiener«, verriet Britta Wegener und lächelte.

»Schickimicki oder normal?«, fragte Marc.

Die Frau kicherte. »Normal.«

Leslie umklammerte den Gurt ihrer Tasche, als wollte sie ihn erwürgen. Dieser gut gelaunte Sonnyboy würde sie ausbooten und mit ihren eigenen Waffen schlagen! Mit grimmiger Miene folgte sie den beiden.

Während der folgenden Besichtigung bestätigte sich ihre Befürchtung. Leslie war begeistert von der Wohnung, aber die Maklerin war begeistert von Marc Rothers.

So reizend plauderte der, dass selbst Leslie ein paar Mal lächeln musste, bis sie sich erinnerte, dass er ihr Konkurrent war. Mit jungenhaftem Grinsen ging er darüber hinweg, dass seine Unterlagen nicht komplett waren, und die Maklerin kicherte wieder nur.

»Und nun kommen wir zum Highlight«, sagte sie und öffnete die gläserne Schiebetür zur Terrasse. »Sie kennen sie ja von den Fotos. Aber in natura ist sie noch schöner. Sie sind hier vollkommen ungestört. Nur an der linken Seite gibt es einen direkten Nachbarn. Aber die Wohnung ist ein Leerstand.«

Leslie sah sich um. Die große, mit Dielen ausgelegte Dachterrasse ging in südwestliche Richtung und war mit edlen hellen Markisen und Gartenmöbeln im italienischen Stil ausgestattet. Große Pflanzkübel mit Oliven- und Zitronenbäumen und kleine Terrakottakästen mit wildem Thymian und Lavendel zauberten eine mediterrane Atmosphäre. Leslie seufzte auf, als sie die gemütliche Couch aus Bambusgeflecht entdeckte, die unter einem Sonnensegel geradezu einlud, sich mit einem Schmöker dort niederzulassen.

»Wundervoll!« Auch Marc Rothers strahlte. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blickte sich um. »Ein eigenes privates Sonnenplätzchen hoch über den Dächern der Stadt. Traumhaft.«

Leslie sah grimmig zu, wie die Maklerin mit ihm in den hinteren Bereich der Terrasse ging, wo hinter einem Sichtschutz aus Bambus der kleine Balkon der Nachbarwohnung angrenzte.

»Und die Wohnung wäre sofort frei?«, hörte Leslie ihn noch fragen, während sie sich resigniert umwandte.

»Der Standort ist ideal für mich, wissen Sie? Ich bin Architekt und liebe es, mit viel natürlichem Licht zu arbeiten, wenn ich zeichne. Ich mache es noch ganz altmodisch am Zeichenbrett.«

»Wie spannend«, erwiderte die Maklerin.

Mit vor Enttäuschung bebenden Lippen wandte Leslie sich ab. Diese beiden hatten offenbar schon Freundschaft geschlossen. Es kam ihr vor, als hätte die ganze Welt sich gegen sie verschworen. Sie schritt noch einmal allein durch die hellen Räume, blieb schließlich in der großzügigen Wohnküche stehen und ließ den Blick über die exquisite Einrichtung schweifen. Sogar hier war alles haargenau so, wie sie es liebte. Metro-Fliesen in hellem Creme. Eine schlichte, aber hochwertige Einbauküche.

Wie glücklich man wäre, wenn man hier für einen geliebten Menschen oder sogar für eine Familie kochen könnte! Die Enttäuschung schwappte wie ein meterhohe Welle über Leslie hinweg, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie würde die Wohnung nicht bekommen. Und sie würde auch niemals für Mann oder Kinder kochen.

Sie lehnte die Stirn gegen den Kühlschrank. Sie hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Lautlos kullerte eine Träne über ihre Wange und weitere folgten.

In diesem Moment betrat Marc Rothers die Küche. Er war eigentlich auf dem Weg nach unten gewesen, um seine Unterlagen aus dem Wagen zu holen, doch er hatte sich schon gefragt, wo seine Konkurrentin geblieben war.

Erschrocken blickte Leslie auf und wischte sich die Tränen von den Wangen.

»Verzeihung«, sagte Marc betroffen. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« Sein Blick war so ehrlich besorgt, dass Leslie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Jetzt hatte er auch noch gesehen, dass sie weinte!

»Nein, nein«, wehrte sie heftig ab. »Es ist nichts.«

Sie hob das Kinn. »Glückwunsch zur Wohnung«, sagte sie finster, und sie sahen sich einen Moment lang in die Augen.

Dann zwängte sie sich an ihm vorbei, ging zur Eingangstür und verließ die Wohnung.

Nachdenklich blickte Marc ihr hinterher. Ob sie wirklich geweint hatte, weil sie glaubte, dass sie keine Chance mehr hatte, die Wohnung zu bekommen? Aber das wäre ja absurd. Er war doch nur nett gewesen. Die Maklerin würde dem Vermieter die Entscheidung überlassen, da war er sicher.

Doch wenig später wurde ihm klar, dass diese Frau Lorenzen mit ihrer Befürchtung absolut richtiggelegen hatte.

Als Britta Wegener lächelnd seine Unterlagen entgegennahm, zwinkerte sie ihm zu und sagte: »Ich glaube, ich habe den perfekten Mieter schon gefunden, Herr Rothers.«

♥♥♥

Vor Leslies Fenster in der Erdgeschosswohnung des grauen Mietshauses rauschte am nächsten Tag der Regen. Leslie saß in ihrem Jogginganzug unter einer Decke auf ihrem Sofa und blickte hinaus. Sie war beinahe froh über das schlechte Wetter. Nichts war schwerer zu ertragen als ein strahlender, warmer Sonntag im Frühling, wenn man Single und unglücklich war.