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Lars Maring dachte, er hätte alles: einen Traumjob, ein großes Haus und eine rundum funktionierende Familie. Doch als seine glänzende Karriere abrupt endet, muss der Geschäftsmann zu Hause das Kommando übernehmen, während seine Frau Marina nach Jahren wieder in ihren Beruf zurückkehrt. Statt morgens im schicken Designeranzug ins Büro zu flüchten, startet Lars nun seinen Tag mitten im Pausenbrot-Chaos - und statt wichtige Geschäftsmeetings zu leiten, kämpft er nun täglich mit Wäschebergen und dem Staubwedel. Doch schon bald merkt Lars, dass ihm sein perfektes Zeitmanagement und sein eiserner Ehrgeiz im Familienalltag mit drei Kindern herzlich wenig helfen. Während Lars zunehmend unter der unsichtbaren Last des Alltags leidet, wächst Marinas Misstrauen, ob Lars den Aufgaben wirklich gewachsen ist - und alte Konflikte flammen wieder auf. Plötzlich steht nicht nur der Familienfrieden, sondern auch ihre Liebe auf dem Spiel ...
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Das bisschen Haushalt ...
Vorschau
Impressum
Das bisschen Haushalt ...
Ein Topmanager zwischen Wäschebergen und vollen Windeln
Von Carolin von Campen
Lars Maring dachte, er hätte alles: einen Traumjob, ein großes Haus und eine rundum funktionierende Familie. Doch als seine glänzende Karriere abrupt endet, muss der Geschäftsmann zu Hause das Kommando übernehmen, während seine Frau Marina nach Jahren wieder in ihren Beruf zurückkehrt.
Statt morgens im schicken Designeranzug ins Büro zu flüchten, startet Lars nun seinen Tag mitten im Pausenbrot-Chaos – und statt wichtige Geschäftsmeetings zu leiten, kämpft er nun täglich mit Wäschebergen und dem Staubwedel. Doch schon bald merkt Lars, dass ihm sein perfektes Zeitmanagement und sein eiserner Ehrgeiz im Familienalltag mit drei Kindern herzlich wenig helfen.
Während Lars zunehmend unter der unsichtbaren Last des Alltags leidet, wächst Marinas Misstrauen, ob Lars den Aufgaben wirklich gewachsen ist – und alte Konflikte flammen wieder auf. Plötzlich steht nicht nur der Familienfrieden, sondern auch ihre einst so innige Liebe auf dem Spiel ...
Warum ließ man ihn warten? Lars Maring, Sales-Manager der international erfolgreichen Softsolution AG und Vater von drei Kindern, grub die Hände in die Hosentaschen seines dunkelblauen maßgeschneiderten Anzugs und trat an das Panoramafenster, als könnte er draußen den Grund für die Verspätung seines Chefs entdecken.
Ungeduldig wippte er mit den Füßen auf und ab. Bereits vor über einer halben Stunde hatte das adrett uniformierte Dienstmädchen ihn in den Salon der hanseatischen Villa am Elbufer geführt.
»Einen kleinen Moment dauert es noch«, hatte sie mit einem Lächeln verkündet und war seither verschwunden, ohne ihm mehr als ein fades Mineralwasser anzubieten.
Vom elegant eingerichteten Salon im Erdgeschoss der prächtigen Villa hatte man einen schönen Blick über den gepflegten Park. Aber weder für das Meer aus weißen Hyazinthen, durch das der frische Frühlingswind wehte, noch für das helle Grün der Weiden unten am Fluss hatte Lars jetzt einen Sinn.
Er vermutete, dass Dr. Ulrich Breitling, der Konzernchef, ihm eine neue, noch verantwortungsvollere Aufgabe bei Softsolution anbieten würde. Oder ging es um die saftige Erhöhung seines Gehalts? Oder gar um beides? Er war gespannt!
Wenn der CEO jemanden zu sich nach Hause einlud, bedeutete das stets Außerordentliches. Beim Gedanken an seinen ersten Besuch hier, musste Lars unwillkürlich grinsen.
Damals war er noch eine kleine Nummer in der Firma gewesen, hatte aber durch seine selbstbewusste Art auf sich aufmerksam gemacht, und der Chef hatte ihn zu sich bestellt.
Wie enge Freunde hatten Dr. Breitling und er schließlich bei Nieselregen nebeneinander unten auf dem Steg am Fluss gesessen. Beide in Wachsjacken, hatten sie aus einer Feldflasche französischen Cognac getrunken und die Angelschnüre ausgeworfen, obwohl Lars diesen »Sport« insgeheim hasste.
Doch es hatte sich für ihn ausgezahlt, das zu verschweigen, und sein jungenhafter Charme und Mut hatten ihm ebenfalls geholfen.
Als am Ende des Besuchs die Flasche leer gewesen war und einige Fische im Eimer neben ihnen zappelten, hatte Dr. Breitling ihn einen »Prachtkerl« genannt. »Für dich bin ich Ulrich«, hatte er gesagt und ihm die Leitung der innerdeutschen Verkaufsabteilung übertragen.
Das war vier Jahre her, und heute lebte Lars – dank des fürstlichen Gehalts bei Softsolution – mit seiner Frau Marina und seinen drei Kindern in einem schicken Architektenhaus in einem feinen Viertel der Hansestadt.
Plötzlich erblickte er unten auf dem Rasen die kräftige Gestalt des Unternehmers, die über den Hügel herankam. Zu Lars' Erstaunen trug der dynamische Mittfünfziger mit dem grau melierten Haar lässige Golfkleidung – und er war nicht allein.
Ein dunkelhaariger junger Mann mit Schnurrbart war bei ihm. Lars erkannte ihn sofort und runzelte irritiert die Stirn. Es war Rolf Krieger. Ein sehr ehrgeiziger Kollege, der in der Firma seit Kurzem unter anderem für das Controlling zuständig war. Innerhalb weniger Monate war er in der Hierarchie nach oben geklettert, was Lars bereits unangenehm aufgefallen war.
Rolf war mit anderen Kollegen auf einer Party bei Marina und ihm eingeladen gewesen, und Lars erinnerte sich, dass er seine Bewunderung für ihr Haus nicht hatte verbergen können. Sein offensichtlicher Neid hatte in Lars ein Gefühl von Triumph entfacht, daran erinnerte er sich jetzt genau.
Was aber machte Rolf hier?
Fünf Minuten später wurde die Tür geöffnet, und Dr. Breitling und Rolf Krieger betraten den Raum. Hände wurden geschüttelt und Schultern geklopft.
»Setzen Sie sich, Herrschaften, setzen Sie sich«, sagte Dr. Breitling geschäftig und nahm selbst in der schwarzen Ledergarnitur Platz. Auf die Idee, sich für die Verspätung zu entschuldigen, kam der Firmenboss natürlich nicht.
»Wir haben ein paar Abschläge gemacht«, erklärte er bloß und nickte seinem Begleiter anerkennend zu. »Du bist ein ernst zu nehmender Gegner, Rolf.«
Der Angesprochene lächelte geschmeichelt und fuhr sich durch das lockige schwarze Haar. Seine dunklen Augen hatten einen eigenartigen Glanz.
Ein Hauch von Nervosität überkam Lars. Es gab gewisse subtile Codes in der Geschäftswelt. Ulrich hatte ihn warten lassen und ihm noch immer keinen echten Drink angeboten. Doch er wischte den Gedanken beiseite. Schließlich war er doch der erklärte Liebling des Chefs.
»Danke, dass Sie mich eingeladen haben, Ulrich«, schlug er den alten kameradschaftlichen Ton an. »Ich gehe davon aus, dass es um die glänzenden Verkaufszahlen geht?« Er schenkte dem CEO sein charmantestes Lächeln, doch seine Anspielung ging zu seiner Verwunderung ins Leere.
»Dieses Mal nicht, Lars«, erwiderte Breitling und sah ihn ernst an. »Es gibt ein anderes Thema, das wir besprechen müssen.«
Lars blinzelte. Jetzt war er wirklich irritiert. Er blickte zu Rolf. Der Kollege wirkte völlig entspannt, ja sogar überaus zufrieden.
»Wir möchten einiges umstrukturieren«, begann Dr. Breitling. »Ihre Abteilung verursacht zu hohe Kosten. Daher denke ich, dass es wichtig ist, mit gutem Beispiel voranzugehen. In den letzten Jahren haben Sie wesentlich vom Aufwind in der Branche profitiert ...«
»So wie das gesamte Unternehmen«, wagte Lars grinsend zu unterbrechen.
»Das ist richtig.« Dr. Breitling schaute ihn mit unbewegtem Gesichtsausdruck an. Dann strich er sich durch das volle Haar. »Aber die Zeiten sind schwierig. Sie wissen, dass Flexibilität alles ist, Lars. Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können lernen die Segel anders zu setzen.«
Lars wurde blass. Das war nicht die Sprache, die man benutzte, wenn man über Gehaltserhöhungen reden wollte. Sein Blick wanderte zu dem bedrohlich aussehenden Dokument, das Rolf nun aus seiner schmalen Ledermappe zog und auf den Tisch legte. Was zur Hölle lief hier?
Auf einen Wink von Dr. Breitling ergriff nun Rolf das Wort.
»Es ist dir sicher nicht entgangen, dass wir in den letzten Monaten einige Anpassungen vornehmen mussten, um den Shift zur digitalen Direktvermarktung aggressiver voranzutreiben. Die Konkurrenz aus den USA setzt uns zunehmend unter Druck,« erklärte Rolf, und seine Stimme klang kühl und sachlich. »Wir haben überlegt, welche Strukturen uns langfristig den größten Nutzen bringen, und sind zu dem Schluss gekommen, dass einige Veränderungen in der Führungsebene notwendig sind.«
Rolf schob ihm die Papiere über den Tisch zu. Lars' Finger krampften sich um die Blätter, und er überflog die ersten Zeilen. Erschrocken sah er auf.
»Neustrukturierung der Vertriebsleitung?« Er schluckte. Er konnte fühlen, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
»Wir sehen hier eine Möglichkeit, die Führungsebene zu verschlanken und effizienter zu gestalten. Sie haben großartige Arbeit geleistet, aber im nächsten Quartal können Sie wieder Teamplayer sein und werden gemeinsam mit Rolf den Vertrieb leiten.« Ulrich Breitling räusperte sich.
Jetzt dämmerte es Lars. Die Gespräche, die Rolf in den letzten Wochen mit dem CEO geführt hatte, die unvermittelt gestoppten Budget-Freigaben, bei denen er sonst das letzte Wort gehabt hatte. Dieser Mistkerl hatte ihn ausgebootet!
Dr. Breitling beugte sich leicht nach vorne, sein Gesichtsausdruck war nun milder. »Es ist uns wichtig, dass wir diesen Übergang so harmonisch wie möglich gestalten. Natürlich stehen Ihnen alle Optionen offen, falls Sie das Gefühl haben, dass ... nun ja ... diese Veränderung für Sie zu herausfordernd ist.«
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Es war ein absoluter Albtraum. Statt mehr Geld und Macht zu bekommen, war er degradiert worden. Lars schluckte und starrte in die wassergrünen Augen des Konzernchefs. Zum ersten Mal bemerkte er, wie kühl und berechnend dessen Blick sein konnte.
Trotz regte sich in Lars. Er würde ihnen nicht die Genugtuung lassen, sich an seiner Demütigung zu weiden. Er straffte die Schultern. »Ihr Vorschlag kommt für mich leider nicht infrage«, erklärte er betont ruhig. Lars war selbst erstaunt darüber, wie gelassen er klang.
»Was meinst du damit?«, fragte Rolf.
Lars ignorierte ihn und sah stattdessen den CEO an. »Ich habe schon länger etwas in Aussicht, was mich mehr fordert. Sie haben mir die Entscheidung abgenommen, Ulrich. Ich kündige. Fristlos.«
»Soll das heißen, Sie haben schon eine andere Position?« Der Firmenchef sah Lars ungläubig an.
»Allerdings.« Lars nickte. Dann stand er auf. »Sie haben recht. Man kann den Wind nicht ändern. Aber man kann in ein anderes Boot steigen.«
Das hatte gesessen. An dem Gesicht des Konzernchefs sah Lars, dass er damit nicht gerechnet hatte. Allerdings hatte er auch einen hohen Preis dafür bezahlt.
Keine Viertelstunde später bereute er es schon zutiefst. Er saß in seinem Wagen, fuhr ziellos durch die Straßen des noblen Vororts, und trotz der laufenden Klimaanlage des Sportwagens schwitzte er.
Er hatte soeben seinen Job gekündigt, ohne etwas Neues zu haben und ohne über eine Abfindung zu verhandeln. Und das alles nur aus verletztem Stolz. Wie sollte er das Marina beibringen?
♥♥♥
Hatte sie die Tür zum Garten wirklich zugemacht? Marina Marings Nackenhaare stellten sich auf. Da waren doch eben Schritte in der Halle gewesen! Seitdem sie in dem mondänen Bungalow wohnten, schossen der Sechsunddreißigjährigen regelmäßig gruselige Meldungen von Einbrüchen und Überfällen in den Sinn.
Sie hatte keine Zeit und auch keine Lust, sich mit den komplizierten Smarthome-Einstellungen zu beschäftigen. Eine gute alte Alarmanlage oder noch besser – ein großer Hund. Das hätte ihr ein sicheres Gefühl gegeben. So aber jagte ihr jedes Geräusch, das sie nicht sofort zuordnen konnte, einen Mordsschrecken ein.
Marina war in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, und Lars und sie hatten, als Paula geboren wurde, in zwei Zimmern gelebt und waren glücklich gewesen. Nun bewohnten sie eine repräsentatives Haus in einer feinen Hamburger Gegend mit allem Chichi. Sie wollte nicht undankbar sein, aber sie hatte den Verdacht, dass es Lars dabei vor allem um Prestige ging. Er genoss es, dass man ihn um das Haus beneidete. Und doch fühlte sich Marina manchmal wie eine Gefangene in dem Neubau.
Sie tappte mit klopfendem Herzen auf Zehenspitzen über den Marmorboden und warf einen Blick ins Kinderzimmer. Ruhig und gleichmäßig waren die Atemzüge ihres jüngsten Sohnes Luis zu hören. Marina hatte ihn heute nicht in die Kita geschickt, weil er am Morgen eine Fieberstirn gehabt hatte. Normalerweise ein Albtraum für Marina, denn sie war diejenige, die sich dann natürlich auch krankmelden musste, um das Kind zu betreuen. Doch in weiser Voraussicht hatte sie sich diesen Montag in der Event-Agentur, in der sie als Büroassistentin arbeitete, freigenommen.
Metallisches Scheppern ließ Marina zusammenzucken. Das Geräusch war definitiv von unten gekommen. Instinktiv griff sie nach einer massiven Kristallschale, die auf einer Anrichte im Flur stand, und schlich die Treppe hinunter.
Die Tür zur Wohnküche stand weit offen, und sie hörte das Klappen von Schranktüren. Marinas Herz hämmerte wild. Weder ihre älteste Tochter Paula noch die siebenjährige Leontine konnten das sein. Sie waren in der Schule, und außerdem hätten sie geklingelt.
Bereit, zum Schlag auszuholen, näherte sie sich der Tür und spähte hinein.
»Hoppla!«, rief Lars und hob belustigt die Brauen. »Willst du mich umbringen?«
Mit seinem typischen jungenhaften Lächeln stand ihr gut aussehender Mann in Anzug und Krawatte vor ihr. Das dunkelblonde Haar fiel ihm lässig in die Stirn. In der Hand hielt er ein Buttermesser. Offensichtlich war er dabei, sich ein Sandwich zu machen.
Marina ließ erleichtert die Schale sinken. »Was machst du denn hier?«
»Ich wohne hier«, erwiderte Lars, und sein Grinsen wurde breiter.
Marina stieß hörbar die Luft aus. »Aber doch nicht um diese Uhrzeit! Du hast mich zu Tode erschreckt. Was ist denn los? Bist du krank?«
Ihre Fragen hingen schwer im Raum ...
»Äh ... nein.« Er bestrich sorgfältig seine Brotscheibe mit Butter und überlegte fieberhaft, wie er ihr die Neuigkeit beibringen sollte. Er war eigentlich nicht der Typ, der Geheimnisse vor seiner Frau hatte, doch jetzt verließ ihn der Mut. Er schämte sich und warf Marina einen unauffälligen Blick zu.
Obwohl sie ein weites Sweatshirt und Jeans trug, sah sie zierlich und zerbrechlich aus. Der weizenblonde Zopf reichte ihr bis über die Schulter. Sie sah mit ihren sechsunddreißig Jahren noch immer ein wenig wie ein kleines Mädchen aus, dabei steckten in ihr so viel Kraft und Ausdauer. Das bemerkte man auf den zweiten Blick: An den dunklen, scharf geschnittenen Brauen, die sich gerade skeptisch über nebelgrauen Augen zusammenzogen, und dem hübschen, entschlossen wirkenden Mund, dem man ansah, dass diese Frau sich auch durchsetzen konnte, wenn es sein musste.
Da hatte er einen Geistesblitz.
Hatte Marina ihm nicht in letzter Zeit ständig damit in den Ohren gelegen, dass sie sich als Teilzeitbürokraft unterfordert fühlte und ihren alten Job als Event-Managerin vermisste?
»Es ist vielleicht etwas überraschend«, begann er, »aber ich finde, es ist an der Zeit, dass ich mich um die Kinder kümmere. Du hast so lange zurückgesteckt.«
Marina starrte ihn entgeistert an.
Lars räusperte sich und fuhr fort: »Außerdem möchte ich mit den Kindern zusammen sein. Paula ist bald eine junge Dame ...«
»Sie ist dreizehn.« Marina sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Ja, ja, das weiß ich doch«, erwiderte er schnell. »Aber du weißt doch, was ich meine. Sie werden so schnell groß! Jedes Mal, wenn ich Luis sehe, erschrecke ich mich. Es kommt mir vor, als wäre er gestern noch ein Baby gewesen. Und ehe ich mich's versehe, macht er den Führerschein und ist aus dem Haus ...«
»Was ist passiert?« Marina fand diese unvorhergesehene Rede ziemlich eigenartig. Mit besorgtem Gesichtsausdruck kam sie auf ihn zu und berührte seinen Arm.
Lars wurde ein wenig schwindlig. Es war anstrengend, so zu tun, als wäre er sorglos. Eigentlich wäre jetzt die Gelegenheit, ihr die Wahrheit zu sagen. Aber welche Wahrheit? Dass ausgerechnet dieser Rolf ihn vom Thron gestürzt hatte?
Er hatte es immer genossen, dass Marina sich voll und ganz auf ihn verlassen konnte. Lars könnte nicht ertragen, wenn sie an ihm zweifeln würde. »Ich weiß, dass ich das mit dir vorher hätte besprechen müssen«, begann er. »Aber es war ein spontaner Entschluss. Irgendwie wusste ich, dass sich etwas ändern muss, deshalb habe ich gekündigt.«
»Was?« Nun war sie ehrlich entsetzt. »Du hast mir erzählt, dass Breitling dein Gehalt erhöhen will. Und jetzt das? Da stimmt doch etwas nicht.«
Lars entschloss sich, ihr eine geschönte Variante des Gesprächs zu geben. »Ich gebe zu, dass es auch einen Anstoß vonseiten der Firma gegeben hat. Ulrich möchte eine neue Ebene in der Firmenhierarchie. Ich wäre nicht weitergekommen.«
Das war nicht völlig gelogen. »In dem Moment ist mir dein Wunsch eingefallen, und ich dachte, das ist die perfekte Lösung. Du kannst endlich wieder in deinen alten Job zurück und in Vollzeit arbeiten.«
»Liebe Güte«, flüsterte Marina und knabberte nervös an ihrem Daumennagel. »Ist das wirklich dein Ernst? Du willst zu Hause bleiben?«
Lars nickte eifrig. »Und ob. Ich bin doch ein guter Hausmann. Denk an die Elternzeit mit Paula.«
Marinas Miene blieb skeptisch. »Das ist Ewigkeiten her, und da hatten wir nur ein Kind.« Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht, Lars ... Luis ist noch nicht mal drei ...« Sie sah ihn sorgenvoll an.
»Willst du etwa andeuten, dass ich das nicht schaffe?«
»Ich deute an, dass du überhaupt keine Ahnung hast, auf was du dich da einlässt«, erwiderte sie.