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Andy hat ein Problem. Er ist tiefgläubig, und mindestens genau so schwul. Schon vor dem Abi spürt er in sich die Berufung, Priester zu werden. Nach vielen Überlegungen startet er in München mit seinem Theologiestudium. Doch auch das ändert nichts an dem Verlangen, mit Männern intim zu werden. Nach einigen Abenteuern in der Münchener Szene fühlt er plötzlich Gefühle für einen jungen Priester. Die beiden landen im Bett, leben plötzlich in einer Welt voller Kontraste. Hier das Zölibat, da wilder Sex. Stefan versucht Andy davon zu überzeugen, dass dieses doppelte Spiel mit dazu gehört. Doch Andy sieht das anders, es kommt zum Bruch. Kurz danach fühlt der Theologiestudent, ein Semester später, dass er wieder einen Mann für mehr als nur schnellen Sex will. Als Jochen in sein Leben tritt, fordert der Andy auf, sich von der Kirche und all seinen Plänen los zu sagen. Doch Andys Wunsch, Priester zu werden, ist stärker. Bis er Michael kennen lernt. Und der möchte Andys Berufung nicht im Weg stehen. Andy, ein Kampf mit sich, gegen seine Gefühle, dem Bedürfnis nach Sex und der Berufung, der Kirche und den Menschen zu dienen.
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Seitenzahl: 298
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Marc Förster
Gefühle tabu
Von Marc Förster bisher im Himmelstürmer Verlag erschienen:
Kölner Jungs, auch zu viert keiner zu viel ISBN 978-3-940818-44-7
Sex around the clock ISBN 978-3-940818-16-4
Kölner Jungs, auch in Hamburg zu Haus ISBN 978-3-86361-293-1
Ibiza – heiße Dates und coole Jungs ISBN 978-3-86361-052-4
Priester gesucht – Lover gefunden ISBN 978-3-86361-035-7
Zerrissenes Herz ISBN 978-3-86361-169-9
Beachboys auf heißer Jagd ISBN 978-3-86361-116-3
Blaues Blut und heiße Küsse ISBN 978-3-86361-340-2
Sehnsucht nach mehr ISBN 978-3-86361-361-7
Sehnsucht nach dir ISBN 978-3-86361-485-0
Eurovision Heroes ISBN 978-3-86361-533-8
Alle Bücher auch als E-book erhältlich.
Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg,
Himmelstürmer is part of Production House GmbH
www.himmelstuermer.de
E-mail: [email protected]
Originalausgabe, Juni 2016
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages
Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage.
Covermotiv: istock.de
Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD,
Hamburg. www.olafwelling.de
E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH
ISBN print 978-3-86361-530-7
ISBN epub 978-3-86361-531-4
ISBN pdf 978-3-86361-532-1
Die Handlung und alle Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen wären rein zufällig.
Meine Gedanken schweiften ab, während ich, neben meinen Großeltern sitzend, Richtung Altar schaute. Der Pfarrer hielt eine beeindruckende Predigt, in der er Papst Benedikt zitierte.
Es gibt so viele Wege zu Christus, wie es Menschen gibt, sagte der.
Ich schloss die Augen. So viele Wege? Aber was war mein Weg? Meine Bestimmung? Tief in mir fühlte ich es. Christus rief. Meine Berufung war es, Priester zu werden. Den Menschen zu helfen, ihnen beizustehen und sie im Glauben zu bestärken.
Ich faltete die Hände. Eine innere Ruhe umschloss mich. Schon so oft hatte ich hier in Altötting gebetet. Der bayerische Wallfahrtsort, nur wenige Kilometer von meinem Heimatdorf, hatte mich schon als Kind angezogen. Damals waren es die mechanischen Krippen und die Geschichten meiner Oma über Jesus und Weihnachten. Heute aber war es etwas anderes. Das tiefe Gefühl, Jesus würde mich rufen, auf mich bauen. Und ich wollte diesem Ruf folgen. Noch zwei Monate waren es bis zum Abitur, schon im Herbst könnte ich mit dem Theologiestudium in München beginnen.
Wie zur Bestätigung nickte meine Oma mir in dem Augenblick zu. Ich lächelte zurück, um dann wieder nach vorne zu schauen.
Die Stiftskirche war an dem Sonntagmorgen, drei Tage vor Beginn der Fastenzeit, nur mäßig gefüllt.
Drei Reihen vor mir fiel mir da ein junger Mann auf. Sicher zehn Jahre älter als ich, fühlte ich plötzlich Zuneigung. Ja, mehr noch. Lust, diesen Mann zu berühren. Ihn aus seinen Klamotten zu pellen.
Ich schloss die Augen, fühlte aber meine wachsende Erregung zwischen meinen Oberschenkeln. So stark wie ich meine Berufung fühlte, ebenso hatte ich das Verlangen, Sex mit einem Mann zu haben.
Die dunkle Seite in meinem Leben. Erst wirklich, seit ich schwach geworden war. Dreimal schon hatte ich mich mit anderen Jungs eingelassen. Mit einem bereits mehrfach. Ich versuchte, mich aufs beten zu konzentrieren. Betete, dass ich stärker sein könnte als dieses Verlangen nach Sex mit einem Mann.
Meine Erregung verflog, ich konnte mich wieder auf die Predigt und den Rest der Messe konzentrieren.
Nach dem Gottesdienst bummelte ich mit meinen Großeltern über den Kappellplatz.
„Ich hab dafür gebetet, dass du ein gutes Abitur machst“, raunte meine Oma mir dabei zu.
„Das macht der Andy schon“, nickte mein Opa mir zustimmend zu.
„Danke für euer Vertrauen. Glaubt ihr, meint ihr, ich könnte danach Theologie studieren?“
So, nun war es raus.
Meine Oma fiel mir spontan um den Hals.
„Mein Andy wird Priester. Ja, wenn der Herrgott dich dazu beruft. Dann folge dem.“
Auch Opa nickte erneut und signalisierte wieder Zustimmung.
„Mein Onkel, der war auch Pfarrer. Er hat ein gutes Leben geführt. Unseren Papst wird es auch freuen. Ein neuer Pfarrer aus seiner Heimat.“
Ich dachte an Papst Benedikt, der unweit von meinem Heimatdorf, in Markt geboren war. Aber Papst werden wollte ich nun wirklich nicht.
„Erst einmal studieren und es meinen Eltern erzählen“, lachte ich zu meinem Opa rüber.
Meine Großeltern hinter mich wissend, erfuhren schon am gleichen Abend meine Eltern von dem Wunsch. Sie waren nicht wirklich überrascht, hatten keine Einwände und ich war froh, noch einen drei Jahre jüngeren Bruder zu haben, der sicher für den Fortbestand unserer Familie sorgen würde. Außerdem gab es auch noch meine Schwester, die bereits in München studierte und einen Freund hatte.
Am Faschingsmontag durfte ich mich in der Schule mit zwei Stunden Deutsch und anschließend Mathe rumquälen. Als Ausgleich danach gab es Sport. Hallenfußball war angesagt. Ich hatte echt Bock drauf.
Auch wenn ich Theologie studieren wollte, war ich durchaus sportlich und daher auch bei meinen Jungs in der Klasse in der jeweiligen Mannschaft immer beliebt. Stürmer, das war ich.
Gleichzeitig aber waren diese Stunden für mich immer auch Versuchung. Denn hier sah ich meine Mitschüler, alle 18 oder 19, nicht nur in kurzen Shorts, sondern unter der Dusche natürlich nackt.
Auch wenn ich nicht wollte, die Bilder gingen mir selten aus dem Kopf. Und bestimmt zweimal die Woche wichste ich, während ich in Gedanken meine Schulkumpel unter der Dusche sah. Besonders einen. Chris. Seit der fünften Klasse waren wir zusammen. Freunde vom ersten Tag an und immer stärker hatte er mich in den vergangenen Monaten sexuell angezogen. Chris kam aus Altötting und war nicht nur unser Klassensprecher, sondern auch im Sport ein Ass.
„Andy“, wählte er dann auch sofort mich, als es darum ging, zwei Mannschaften für unser Fußballspiel zu bilden.
Ich sprang auf, um mich hinter ihn zu hocken. Dabei konnte ich nicht anders, als einen Blick auf seine Oberschenkel und ja, auch auf seinen Hintern, zu werfen. Chris bevorzugte schon immer kurze Shorts, die viel Haut zeigten. Außerdem war er auf der Brust und an den Beinen leicht behaart, was ich irre männlich fand. Auch wenn er erst 19 war, mir kam er immer schon reifer als die meisten anderen Jungs aus unserer Jahrgangsstufe vor.
Ich senkte den Blick. Niemand durfte bemerken, dass ich scharf auf meinen Kumpel war. Auch wenn ich es mir nur ungern eingestand, aber so war es.
Stattdessen aber tobte ich mich dann im anschließenden Spiel aus. So sehr, dass ich sogar ein Tor schoss und uns damit den Sieg sicherte. Spontan flog mir Chris um den Hals.
„Super, Andy. Du bist unsere schärfste Waffe.“
Er drückte mich fest an sich. So fest, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde sein bestes Stück ganz deutlich, fest gepresst an meinem Oberschenkel, spüren konnte.
„Das lag an deiner tollen Vorlage“, gab ich das Kompliment zurück.
„Quatsch. Du bist einfach gut. Studier doch Sport nach dem Abi.“
Er ließ mich wieder los, damit auch die anderen mir kurz anerkennend auf die Schulter klopfen konnten.
Schon ging es weiter, noch eh ich die Umarmung verarbeitet hatte.
Ganz schlimm fand ich inzwischen das anschließende Duschen nach dem Sport.
Dabei versuchte ich immer, nur keinen Blick zu viel auf die nackten Bodies der anderen zu werfen.
Chris verhielt sich dabei ähnlich. Während die anderen ihre Blicke teilweise deutlich kreisen ließen. Sicher steckte Neugierde dahinter, dachte ich nur, um mir als erster ein Handtuch zu schnappen.
„Ich hab es eilig“, warf ich dabei zu Chris rüber, der neben mir stand.
Diesmal konnte ich auch nicht anders, ich warf einen Blick runter, zwischen seine Oberschenkel.
Puh, blitzschnell band ich mir das Handtuch um die Hüften.
„Streber“, grinste Chris nur.
„Von wegen. Bin mit dem Auto da und muss noch Peter mitnehmen.“
Peter war mein kleiner Bruder, der in der neunten Klasse unseres Gymnasiums war.
„Okay. Du, morgen Abend fahren wir aber zu der Faschingsparty nach Burghausen. Keine Widerrede.“
„Klar. Hatten wir doch abgemacht.“
Ich warf einen letzten Blick auf seine nackte Brust, eh ich mich drehte.
So erregt hatte Chris mich noch nie. Ich fühlte meinen Dicken, der immer härter wurde.
„Cool, dann hau ab. Grüß Peter.“
Er drückte mir nun auch noch kurz seine Hand auf die Schulter, eh ich davon eilte.
Ich hatte voll eine Beule, nur gut, dass ich der erste in der Umkleidekabine war. Noch nicht ganz trocken, zwängte ich mich blitzschnell in meine Jeans. Für einen Slip war keine Zeit mehr. Keine Sekunde zu früh, denn nun kamen auch schon Oliver und Martin in den Raum.
Ich setzte mich, warf einen Blick auf meine 501. Na ja, die Latte war schon zu sehen. Aber die beiden würden mir sicher nicht sofort in den Schritt schauen.
Im Auto musste ich erst einmal tief durchatmen. Die Lust, meinen Kumpel zu berühren, wurde immer stärker. In Gedanken zählte ich die bis zum Abi noch verbleibenden Sportstunden auf. Nur noch sechs Mal. Gleichzeitig aber dachte ich auch daran, dass ich danach nicht so einfach wieder Chris oder einen anderen Mann nackt sehen würde. Ein Gedanke, der mir auch nicht gefiel.
In dem Augenblick bestieg mein kleiner Bruder, immerhin auch schon sechzehn, den alten Polo.
„Hallo, Großer. Hast du schon gehört, Benedikt tritt zurück.“
Damit schwang er sich an meine Seite.
„Was? Du machst Witze?“
„Nein. Wir hatten grad Deutsch, da hat unser Teacher die Neuigkeit mit in die Klasse gebracht. Ich hab auf meinem Smartphone auch schon im Netz gegoogelt. Es stimmt.“
Ich glaubte es nicht, lenkte den Wagen trotzdem vom Parkplatz, um die wenigen Kilometer heim zu fahren.
Mein Bruder suchte dabei im Radio nach einem passenden Sender, um weitere Neuigkeiten zu erfahren.
Bereits vor unserem ehemaligen Bauernhof empfing uns meine Oma vor der Haustüre.
„Der Papst tritt zurück. Andy, hast du es schon gehört?“
„Peter hat das grad erzählt. Ich glaub es nicht.“
Ich rannte an ihr vorbei, durch den Flur ins Wohnzimmer. Dort hockte mein Großvater vor dem Fernseher.
„Der heilige Vater geht in Rente“, schaute auch er mich mit großen Augen an.
Ich sah auf die Mattscheibe, auf der bereits ein Sonderbericht aus Rom lief.
Immer noch ungläubig, hockte ich mich aufs Sofa.
Doch, es war wahr. Papst Benedikt hatte am Vormittag in Rom vor Kardinälen bekannt gegeben, in den Ruhestand gehen zu wollen. Unglaublich. Unwirklich. Mit so etwas hatte ich ja nie gerechnet.
Meine Oma schaute ins Zimmer.
„Das Essen ist fertig. Kommt ihr?“
Auch meine Mutter, Grundschullehrerin, kam in dem Moment mit dem Auto vorgefahren.
„Wisst ihr schon das Allerneueste?“, eilte sie zu uns in die Küche.
Beim anschließenden Mittagessen war der Rücktritt unseres bayerischen Papstes natürlich das alles beherrschende Thema. Glauben konnten wir das immer noch nicht.
Opa Gregor aber hatte Verständnis.
„Er ist bald achtzig. Dann all die Skandale der letzten Zeit. Vielleicht kommt er dann ja zurück nach Bayern.“
„Meinst du?“
Das erschien mir noch unglaubwürdiger.
Gleich nach dem Essen hockte ich mich natürlich erneut vor die Glotze. Aus aller Welt kam Zustimmung für den überraschenden Schritt des heiligen Vaters. Auch der Rest der Familie, außer meinem Vater, fand sich im Wohnzimmer ein.
„Wie geht es denn dann weiter?“
Peter schaute fragend in die Runde.
„Sie wählen einen neuen Papst. Was sonst.“
Oma dachte logisch.
Ich musste gestehen, soweit hatte ich noch überhaupt nicht gedacht.
„Aber zwei Päpste, wie soll das gehen?“
Peter hatte regelrecht Fragezeichen auf seiner Stirn.
„Dann wird der Ratzinger wohl wieder Kardinal und kann doch noch hier in Bayern seinen Lebensabend verbringen.“
Opa Gregor dachte schon wieder weiter.
An Lernen war an dem Tag überhaupt nicht mehr zu denken. Ich hockte nur ununterbrochen vor der Glotze, dachte an meine eigene Berufung und an die Ereignisse in Rom.
Auch abends, inzwischen war auch mein Vater aus der Zahnarztpraxis zurück, hockte die Familie vereint vor dem Fernseher.
„Ich gönne ihm den Ruhestand. Aber schade ist es schon. Diesmal wählen sie sicher keinen deutschen Papst.“
Sogar Marion, meine Schwester, die in München studierte, rief an. Fast eine Stunde quatschte sie mit meiner Mutter am Telefon. Ich aber hatte mir da längst meinen Laptop geschnappt, um auch im Internet die neuesten Infos zu überfliegen.
Das war echt der Hammer, dachte ich auch später im Bett noch über den vergangenen Tag nach.
Bis ich an Chris denken musste. Seine Umarmung nach meinem Tor. Ohne es zu wollen, hatte ich sofort wieder eine Latte.
Ohne es zu wollen, streichelte ich über meine Shorts. Wie gern hätte ich Chris noch einmal umarmt, fest an mich gedrückt und ja … mich nackt an ihn gedrückt.
Fast unbewusst schob ich die Bettdecke zur Seite, meine Shorts tiefer. Es tat gut, meinen Steifen zu massieren. Erst sanft, dann immer fester. In Gedanken drückte ich mich immer fester an meinen Kumpel, der nun auch nackt war. Ich sah ihn unter der Dusche, seinen Schwanz, der größer als meiner war. Bis ich fühlte, ich musste kommen.
Meine Gedanken wurden immer wilder, die Handbewegungen fester. Erleichtert fühlte ich meinen Höhepunkt, der sich voll auf meinem Bauch entlud.
Tat das gut und ich empfang noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Wusste ich doch, nur so würde ich den nächsten Tag ohne Beule in der Jeans überstehen können.
Am Faschingsdienstag war der Rücktritt von Papst Benedikt in den Zeitungen, aber auch an der Schule, das alles beherrschende Thema.
Chris schlug mir vor der Deutschstunde auf die Schulter.
„Hey, Andy, in Rom wird ein Neuer gesucht. Dein Job?“
Ich schluckte. Nicht wegen der Frage, sondern wegen Chris’ Nähe.
„Aber heute Abend fahren wir nach Burghausen auf die Party. Du fährst?“
Ich nickte.
In einer Halle im Industrieviertel fand dort schon seit einigen Jahren eine riesige Faschingsparty statt. Die halbe Oberstufe fand sich dort natürlich ein. So auch Chris und ich.
Kostümmäßig hatte ich es mir einfach gemacht. Die Arztklamotten von meinem Vater kamen noch dazu an. Fast irritiert registrierte ich die Blicke verschiedener Mädchen. Klar, ich war dunkelblond, sportlich, aber ich wollte doch Theologie studieren. Priester werden. Okay, das wusste noch keiner und stand mir wohl auch nicht auf der Stirn geschrieben.
Jutta und Tanja aus meiner Jahrgangsstufe jedenfalls hatte ich fast den ganzen Abend an meiner Seite. Auch auf der Tanzfläche.
„Du kommst an“, raunte mir Chris nebenbei auch noch zu.
Wieder drückte er mich dazu kurz an sich. Bei ihm musste das am Weißbier liegen. Wobei er mir in seinem Polizisten Outfit irre gefiel. Die Klamotten waren noch dazu figurbetont und ich erwischte mich mehr als einmal, als ich einen Blick auf seinen Hintern warf.
Dass ich mir noch am Vorabend einen runter geholt hatte, war vergessen. Nur gut, dass die weiße Hose meines Vaters nicht so eng saß. Dennoch war mir nicht wohl, als ich meinen Steifen fühlte.
Als auf der Großleinwand auch noch Bilder vom Kölner Karneval gezeigt wurden, blickte ich viel zu oft hoch. Auf der Bühne rockte eine junge Band, von denen mir gleich zwei der Jungs gefielen.
„Da ist mehr Stimmung als hier. Karneval in Köln soll wohl der Wahnsinn sein. Vielleicht fahren wir da ja nächstes Jahr hin. Coole Idee, oder?“
Wieder drückte Chris mich an sich.
So nah, dass er sogar einen ärgerlichen Blick von Tanja abbekam. Sicher wäre sie gern an seiner Stelle gewesen.
„Nächstes Jahr, wer weiß, wo wir dann sind.“
Ich bemühte mich, unbeschwert zu klingen.
„Da studieren wir in München oder sonst einer geilen Stadt. Auf alle Fälle weg aus diesem Kaff“, grinste Chris, der mich immer noch an sich drückte.
Es war nach Mitternacht, die Faschingsparty zu Ende, als wir heimfuhren. Ich wollte Chris in Altötting absetzen, dann heim.
„Coole Party“, murmelte er im Auto.
„Du hast zu viel getrunken“, lachte ich.
„Quatsch. Ich bin voll nüchtern. Drei Weißbier über den ganzen Abend.“
Damit drückte er eine Hand fest auf meine Oberschenkel.
Mir wurde heiß.
Doch ich traute mich nicht, sie zur Seite zu schieben.
Nun begann er auch noch, mit seinen Fingern zu leichten Kraulbewegungen überzugehen.
„Fahr mal da vorne links in den Feldweg“, flüsterte er dann.
„Warum?“, verlangsamte ich.
„Ich muss mit dir reden. Dir etwas sagen.“
Er zwinkerte mir zu.
„Jetzt?“, bog ich dennoch vom Weg ab.
„Ja. Genau jetzt.“
Seine Hand blieb, wo sie war, während ich den Polo zum stehen brachte.
„Ist was passiert?“
Nun doch neugierig geworden, öffnete ich den Sicherheitsgurt.
Chris tat es mir nach.
„Nicht direkt. Nur, du Andy, ich steh auf Jungs.“
Ups.
Ich schluckte, während Chris fast Spaß an dem Satz zu haben schien.
„Du … was?“
Ich war wohl total irritiert.
„Bin schwul, gay, was auch immer. Jedenfalls turnen mich nur Männer an. Jungs. Keine Mädchen. Schon immer.“
„Das ist ja ein Ding“, murmelte ich.
Damit hatte ich ja nun überhaupt nicht gerechnet.
Dass mein Kumpel dabei immer noch seine Hand auf meinem Oberschenkel kreisen ließ, machte die Sache nicht einfacher.
„Ist so und davon geht die Welt nicht unter. Im Gegenteil.“
Chris grinste immer noch.
„Vielleicht so eine Phase. Wer hat die nicht mal“, murmelte ich.
Wobei das nun wirklich das falscheste war, was ich hätte sagen können.
„Hast du mal mit einem Typ was gemacht? Ich meine, nur so?“
Die Frage brachte mich total aus der Spur.
„Na ja“, wollte ich doch nicht sagen, dass es da drei Typen gegeben hatte.
„Du magst das“, fummelte Chris da an meiner Hose.
„Hey“, schaute ich zu ihm rüber.
Gleichzeitig fühlte ich aber meinen Harten, den mein Kumpel da auch schon ans Freie zog.
„Der gefällt mir“, streichelte er mir über meine Vorhaut.
Ich atmete schneller, mein Verstand setzte aus.
Blitzschnell hatte er sich da über mich gebeugt. Ich fühlte seine Zunge, meinen Steifen in seinem Mund. Es war der Wahnsinn. Noch nie hatte ich so eine Lust erlebt.
Ich glaubte, nur noch aus meinem Dicken zu bestehen. Alle Lust floss in meine Speerspitze.
Ohne es zu wollen, schob ich eine Hand rüber. Chris’ Hammer pochte unter der schwarzen Polizeihose. Ich drückte zu.
„Warte“, werkelte er an seiner Hose.
Dann plötzlich hatte ich seinen Steifen in der Hand. Ich wichste, während er mir meinen besten Kumpel mit der Zunge verwöhnte.
Ich konnte nur stöhnen, wichsen, alles vergessen. Minutenlang, dann schrie ich auf.
Chris wusste wohl, was Sache war. Plötzlich wichste er unsere beiden Schwänze, als ich auch schon kam.
„Aaah … ja. ja, ja.“
Ich schnappte nach Luft, eine mega Ladung Sperma spritzte überall hin. Sofort danach noch eine. Ungläubig schaute ich zu Chris rüber. Sein Sperma war auf den schwarzen Klamotten voll deutlich zu sehen.
„Hey, cool. Danke. Das wollte ich schon lang.“
Mein Kumpel hatte sich sofort wieder gefangen. Ich aber suchte neben dem Sitz nach einer Packung Taschentücher.
Wortlos machten wir uns sauber, warfen die Tempos aus dem Auto, eh ich Chris heimbrachte.
Daheim im Bett brauchte ich fast zwei Stunden, um die Szene im Auto zu verarbeiten.
Und nun hatte ich keine Ahnung, wie es weiter gehen würde.
Mit mulmigem Gefühl dann fuhr ich am nächsten Morgen zur Schule. Doch dort war alles wie immer. Auch Chris. Nur zweimal zwinkerte er mir verschwörerisch zu. Au Mann.
Der Rücktritt unseres Papstes, mein anstehendes Abi und die Aktion mit Chris, all das beschäftigte mich in den kommenden vier Wochen.
Ohne dass wir noch einmal ein Wort über unsere Nummer im Auto verloren hätten, trafen wir uns dennoch häufig zum Lernen.
So auch an einem verregneten Sonntag im März. Am nächsten Tag sollte das Konklave in Rom beginnen.
Gleich nach dem Mittagessen fuhr ich mit meinen Matheunterlagen zu Chris nach Altötting.
Nur in einer grauen Jogginghose und einer gelben Trainingsjacke, begrüßte er mich im Türeingang.
„Hallo, Chris. Hast du Sport gemacht?“
„Hi, Andy. Nein. Gammellock. Meine Alten sind nach Regensburg. Familientreffen. Wegen dem Abi hatte ich eine Ausrede. Komm rein. Mistwetter.“
Er zog mich ins Innere, wo ich ihm auf sein leicht chaotisch aussehendes Zimmer folgte.
Meine schwarze Jacke landete auf dem Bett, die Schulunterlagen auf dem Tisch am Fenster.
„Hast du schon gelernt?“
Ich schaute zu Chris rüber, der uns zwei Tassen Kaffee neben einen Stapel Bücher stellte.
„Hock dich hin“, gab er mir einen Schubs.
So plötzlich, dass ich beinahe aufs Sofa gefallen wäre. Auch hier stapelten sich seine Klamotten.
„Noch nicht. Aber gestern bis spät abends. Auch Deutsch und Geschichte.“
Zutraulich rutschte er an meine Seite. So nahe, dass ich sofort nervös wurde.
Verdammt, ich hätte doch morgens noch wichsen sollen.
„Vor vier Wochen, ich fand es geil“, wurde mein Kumpel plötzlich leise.
„War es auch“, flüsterte auch ich.
„Machst du so was öfter? Ich meine, wenn du auf Jungs stehst?“
„Viel zu selten. Aber wenn ich erst in München bin. Aber auch hier gibt es Chat Foren und eine Menge Typen in der Umgebung, die auf Männer stehen.“ Chris zwinkerte mir zu und wurde wieder laut.
„Glaub ich nicht.“
Ich hatte da echt Zweifel.
„Ich zeig es dir“, schnappte er sein Laptop.
Ohne meine Antwort abzuwarten, ging er ins Netz.
„Die Plattform heißt Gayromeo. Da kannst du ein Profil einrichten, auch mit Foto und deinen Standort. Ich hab aber nur ein Body Foto drin. Hier schau mal.“
Neugierig und nicht ohne Erregung, blickte ich auf die von Chris angeklickte Seite.
Das gab es nicht! Da waren allein unter dem Standort Altötting 34 Typen online, die alle gay waren.
Ich war echt verblüfft. Noch mehr, da Chris scheinbar täglich mit seinem Profil auf der Suche nach Männern war.
Fast eine Stunde lang ließ ich mir das ganz genau erklären. Bis er alle meine Fragen beantwortet hatte.
„Du, es gibt sogar in der Nähe zwei Cruisinggebiete. Eins liegt an der Alz. Da kannst du nicht nur im Sommer nackt liegen, nein, da ist fast immer etwas los. Ich hab da schon Kerle aus ganz Deutschland und halb Österreich kennengelernt.“
„Und da dann … Sex gemacht?“
Chris grinste.
„Meistens. Manche wollen nur kurz wichsen, aber die meisten schon mehr.“
Ich war echt sprachlos, wie locker mein Kumpel sein Schwulsein nahm. Gleichzeitig aber auch fühlte ich mich angezogen von dieser fremden Welt.
„Du bist mir einer“, murmelte ich.
Gleichzeitig fühlte ich wieder Chris’ Hände auf meinen Oberschenkeln. So wie schon vier Wochen zuvor im Auto. Aber das durfte ich nicht noch einmal zulassen. Ich wollte doch Priester werden.
„Dir gefällt es auch“, hockte Chris sich da hin, um mir seinen Mund auf die Lippen zu drücken.
Mit beiden Händen wehrte ich ihn ab. Doch er war stärker. Oder schien mir das nur so. Plötzlich setzte mein Verstand aus. Ich drückte ihn an mich, öffnete meine Lippen und fühlte seine Zunge in meinem Mund. Es war, als würden tausend Raketen explodieren. Ich streichelte über seinen Rücken, er hockte sich auf mich. Seine Latte war deutlich zu fühlen. Frech drückte er sie mir gegen meine Brust. Immer fester wurde dabei das, was wir mit den Zungen machten.
Ich war es, der, wie von Sinnen, seine Jogginghose runterzog. Eh ich richtig begriff, hatte Chris sich noch höher gehockt und ich nun seinen Steifen im Mund.
„Nicht beißen. Lutschen, einfach lutschen. So ist gut. Mensch, Andy.“
In dem Augenblick war es einfach befreiend, sein bestes Stück zu lutschen und ihn fest an mich zu drücken. Klare Gedanken konnte ich keine mehr fassen.
Wie im Rausch zogen wir uns aus, knutschten und rubbelten unsere nackten Körper aneinander.
Früher wäre man dafür auf dem Scheiterhaufen gelandet, dachte ich ganz kurz, eh meine Lust siegte.
Ich fühlte ein unglaubliches Verlangen nach Chris’ Körper, nach seinen Händen, seiner Lust und seinem harten Schwanz.
Fast eine Stunde lang ging das so. Bis er sich auf mich hockte, beide Schwänze wichste und ich nicht anders konnte.
„Ich komme … ich komme, ich wirklich, ich komme“, spritzte ich mit wieder nie gekannter Lust ab.
Chris ging es ähnlich. Vorsichtig säuberte er mich danach mit Taschentüchern, eh er an meine Seite rutschte.
„Spaß macht dir das aber auch“, zwinkerte er mir dabei zu.
Ich konnte nur nicken.
„Chris, ich will Theologie studieren. Priester werden. Du, wir dürfen das nicht mehr machen. Hörst du?“
„Meinst du, du kannst für immer auf das verzichten? Egal ob mit Mann oder Frau? Hey Andy, das Zölibat gilt erst in Jahren. Studier erst mal.“
Hatte er recht?
Aber richtig war es dennoch nicht, was wir gemacht hatten. Trotzdem blieb bei mir so ein befreiendes Gefühl.
Entspannt konnten wir danach arbeiten und Mathe pauken. Am kommenden Tag stand die letzte Arbeit vor den Abi-Klausuren auf dem Programm.
Gleich nach der Schule schaltete ich den Fernseher daheim an. In Rom hatte das Konklave begonnen. Die Kardinäle waren nun in der sixtinischen Kapelle, von der Welt abgeschlossen, dabei, einen Nachfolger für Benedikt, den Sechzehnten, zu wählen.
„Da tut sich heut eh noch nichts“, kam mein Opa ins Wohnzimmer.
„Denke ich auch. Aber spannend ist es allemal.“
„Wer weiß. Eines Tages kannst du dabei sein“, nickte er zu mir rüber.
Doch ich schüttelte den Kopf.
„Ich möchte Theologie studieren, vielleicht Priester werden. Mehr nicht.“
Meine Worte klangen bescheiden. Aber seitdem ich Sex mit Chris gemacht hatte, war ich mir meiner Berufung nicht mehr sicher.
Ob ich wirklich zum Priester geeignet war?
Opa aber nickte erneut.
„Kommst du zum Mittagessen? Oma wartet schon. Deine Mutter ist noch in der Schule.“
Am Nachmittag schaute ich mir im Internet die Favoriten der Papstwahl an. Es war voll schwierig, mir einen der Kardinäle nun als Nachfolger unseres bayerischen Papstes vorzustellen.
Einen Tag gedulden musste ich mich zudem noch.
Am nächsten Nachmittag hockte ich vor meinen Büchern, als es meine Oma war, die quer durchs Haus schrie.
„Weißer Rauch. Sie haben einen neuen Papst gewählt. Opa, wo bist du?“
Ich sprang auf, um nach unten zu rennen. Mein Bruder folgte und auch meine Mutter tauchte aus ihrem Arbeitszimmer auf.
„Das ging ja schnell“, murmelte sie.
Nur mein Vater war natürlich noch in seiner Praxis in Burghausen. Der Rest der Familie aber hockte sich vor die Glotze. Natürlich musste in dem Augenblick das Telefon läuten.
„Andy Honisch“, nahm ich ab.
„Hallo, Bruderherz. Hier ist Marion. Du, sie haben einen neuen Papst.“
„Wir hängen schon vor der Glotze“, murmelte ich.
„Dann ist gut. Nur nicht, dass ihr es verpasst.“
Weg war sie.
Wir aber schauten gebannt Richtung Rom.
Schier endlos schien es zu dauern, bis sich endlich der Vorhang hob und ein alter Kardinal ins Mikro stotterte. Dann aber war seine Stimme deutlich zu hören.
„Kardinal wer?“
Oma runzelte die Stirn.
„Vielleicht ein Neger“, warf Peter ein.
In dem Augenblick erschien Kardinal Bergolio, der neue Papst Franziskus, auf der Logia.
Wir waren sicher alle genau so überrascht, wie die Menschenmenge auf dem Petersplatz.
„Der schaut aber schlicht aus“, war auch meine Oma überrascht.
„Wie der freundliche Nachbar. So ganz ohne Pomp“, wunderte sich auch meine Mutter.
„Der sorgt bestimmt für Überraschungen“, saugte ich die Bilder auf.
Schweigend hörten wir ihm dann zu, bis er den ersten Segen vornahm.
„Andy, sicher bist du eh nicht vom Bildschirm weg zu bekommen. Ich deck den Tisch gleich hier. Dein Vater hat sicher Hunger, wenn er aus der Praxis kommt. Es gibt Gulaschsuppe“, erhob Omi sich schließlich als erste.
Wenig später, beim Essen, erfuhren wir Näheres über den neuen Papst, über seine Herkunft und es gab auch Interviews mit verschiedenen Kardinälen. Sie alle bezeichneten ihn als offen und einfach.
„Ein Mann, den die Welt heute braucht. Etwas mehr Bescheidenheit und mehr Tatkraft“, fasste mein Vater nach dem Essen zusammen.
Chris und ich lagen faul am Badesee, der am Rand unseres kleinen Dorfes lag und an dem wir groß geworden waren.
Es war ein Sonntag, Ende Juli und wir hatten das Abi in der Tasche. Mehr noch. Chris konnte ab Herbst in München BWL studieren und ich hatte die Zulassung zum Priesterseminar, ebenfalls in München. Bewaffnet mit einem Schreiben meines Heimatpfarrers, war es super einfach gewesen, sogar ein Gespräch mit dem Erzbischof zu führen.
„Die brauchen Nachwuchs, nehmen eh jeden“, grinste Chris, als ich ihm davon erzählte.
Ich biss mir auf die Lippen.
„Sorry. So war das nicht gemeint. Aber Andy, wer will heute noch Priester werden. Meinen Segen hast du. Und wir beide in München, cool.“
Zufrieden zwinkerte er mir zu.
„Ob wir uns aber so oft sehen können? Ich hab ein Zimmer im Priesterseminar.“
„Das in der Nähe vom englischen Garten liegt. Du, die halten euch da sicher nicht wie Gefangene. Wirst sehen, wir können uns da häufig auf ein Weißbier treffen. Übrigens gibt es da auch ein Cruisinggebiet. Da ist sicher viel mehr Aktion als hier in der Umgebung.“
Zufrieden reckte mein Kumpel sich.
Ich aber schluckte schon wieder. Hätte er bloß den Mund gehalten. Schon hier war die Versuchung groß, da einmal hin zu fahren. Die vergangenen Wochen hatte ich mich nur aufs Lernen konzentriert, aber nun? Außerdem war Sommer, ich bald 20 und meine Lust auf Sex ließ sich halt nicht so einfach abschalten. Auch wenn ich es mit Sport versuchte und mir häufig einen runter holte.
Vielleicht würde ich im Priesterseminar ja lernen, mich unter Kontrolle zu halten.
Mit Chris hatte ich nichts mehr gehabt. Ich hatte das Gefühl, dass er mich ganz bewusst in Ruhe gelassen hatte.
„Ich werde Priester“, murmelte ich. Als sei das Entschuldigung für alles.
„Aber du kannst mir nicht erzählen, dass du seitdem keinen Steifen mehr bekommst. Hast du mal mit einer Frau?“
Chris war selten zurückhaltend, was diese Fragen betraf.
„Nein. Wenn schon ...“ Ich schluckte, was sagte ich da nur.
„Dann mit einem Mann?“
Diesmal war mein Kumpel wohl echt überrascht.
„Ist egal, da Sex und Gefühle für mich tabu sind.“ Voller Überzeugung meine Worte.
„Wenn du dennoch Lust hast? Ich fand es voll geil mit dir. Oder wir cruisen wo zusammen. Hey, du bist mir einer.“
Von da war für Chris klar, ich war schwul, so wie er.
Was die Sache nicht einfacher machte.
Schweigend schauten wir dann auf den See hinaus. Auch die kleine Badeinsel wurde von vielen Sonnenhungrigen angeschwommen.
„Schau mal da. Der ist doch süß, oder?“
Ein junger Mann, ich schätzte ihn auf Ende Zwanzig, stieg grad die Stufen zu der Holzinsel hoch. Die rote, nasse Badehose wirkte sexy und auch aus der Ferne war zu erkennen, der Mann hatte Sex-Appeal.
„Ach, Chris.“
Ich folgte natürlich dennoch seinem Blick und fühlte, ja auch mich machte der Kerl heiß.
Nicht nur der. Wir waren umgeben von lauter jungen Menschen und alle nur in Badehose.
Ganz zu schweigen von Chris, dessen Outfit schon seit Monaten immer gewagter wurde.
Seine blaue Badehose mit rot weißen Sternchen war äußerst knapp geschnitten und betonte den darunter liegenden Lümmel extrem deutlich. Meine roten Badeshorts wirkten dagegen richtig brav. Ich musste mich glatt auf den Bauch legen. Heaven, mein Kleiner wurde hart.
„Ich bin im Wasser“, sprang Chris da auf.
Mit Blicken folgte ich ihm. Mein Kumpel schwamm ohne Umwege zu der Holzinsel, mitten auf dem Badesee. Das gab es ja wohl nicht. Er schien den jungen Mann da sogar anzuquatschen.
Mein Lümmel wurde immer härter. Ich schoss die Augen. Mein Kumpel hatte Spaß mit Männern und ich Lust, es ihm gleich zu tun.
Leise vor mich hin betend, bat ich darum, dieser Lust zu widerstehen. Bis sich mein Dicker beruhigte. Doch ich fühlte, das würde nur von kurzer Dauer sein.
Mittwoch würde in Altötting ein fünftägiges Kirchenforum stattfinden. Ich freute mich schon voll da drauf. Auch um neue Menschen kennenzulernen. Theologiestudenten vielleicht, mit ähnlichen Problemen, wie ich sie hatte.
Oder auch junge Priester, mit denen ich mich austauschen konnte. Wobei ich vorsichtig sein musste. Sie waren sicher alle hetero oder aber viel stärker als ich. War ich wirklich in der Lage, ein guter Priester zu werden? Wieder fühlte ich diese Berufung in mir.
Fast eine Stunde dauerte es, bis Chris zu mir zurückkehrte.
„Schläfst du? Bock, oben an der Strandbude einen Wurstsalat zu essen?“
„War es interessant?“ Ich reckte mich.
„Der Typ? Ja. Glaub, der ist zumindest bi.“
„Hast du ihn einfach angesprochen?“
Ich wunderte mich echt.
„Ja. Das ist nie ein Problem. Und dann merkst du schnell, was Sache ist. Wetten, den treffe ich beim cruisen an der Alz die Tage wieder?“
„Du bist unmöglich.“
Ich hockte mich hin.
„Nein. Nur jung und geil auf Sex.“
Chris grinste und ich fühlte, er meinte das auch so.
„Also Wurstsalat und Spezi?“
Er sprang auf und für eine Sekunde hatte ich die Ausbuchtung seiner Badehose voll vor meinen Augen.
Wollte der Himmel mich prüfen?
Auch ich erhob mich, schnappte meine Geldbörse und ein weißes Shirt.
Mein Kumpel dagegen dachte überhaupt nicht daran, sich Shorts oder ein T-Shirt überzustreifen.
Was ihm vor der Bude natürlich mehr als nur einen Blick einbrachte. Die Girls schienen ihn anzuhimmeln. Doch er machte sich nichts draus. Anscheinend echt voll gay.
Und ich?
Ich wurde immer unzufriedener. Die kommenden beiden Tage fühlte ich, nur wichsen reichte nicht.
Bis ich mich Dienstagmittag mit dem Fahrrad auf den Weg zur Alz machte. Chris hatte mir genau beschrieben, wo die Cruisingstellen waren. Offiziell wollte ich nur irgendwo sonnen und mich zur Abkühlung in den Fluss werfen.
Doch insgeheim war ich darauf aus, einen Typen am Wasser zu treffen. Bereits fast einen halben Kilometer vor der besagten Stelle, versteckte ich mein Rad in einem Waldstück.
Je näher ich dem Fluss kam, desto größer wurde dann meine Nervosität. Was, wenn mich dort wer kennen würde? Aus dem Dorf, oder aus der ehemaligen Klasse.
Chris war auf alle Fälle nicht da. Mein Kumpel war für ein paar Tage nach München gefahren, um nach einer Studentenbude zu suchen. Ein Problem, das ich nicht hatte. Im Priesterseminar warteten genügend leere Apartments darauf, dass ich Ende September einziehen würde. Auch finanziell brauchte ich mir keine Gedanken machen. Ich sollte und konnte mich ganz auf meine Berufung konzentrieren. Für alles andere würde die katholische Kirche für den Rest meines Lebens sorgen.
Als ich oberhalb der Brücke stand, die den Fluss Richtung Altötting überquerte, sah ich an beiden Ufern mehrere Autos stehen. Fast alle mit einem Kennzeichen aus der Umgebung.
Unten am Wasser und auf einer Flusszunge lagen verstreut Männer und Frauen. Sogar zwei Kinder konnte ich im kniehohen Wasser spielen sehen.
Doch ich wusste, die Jungs lagen weiter oberhalb. So zumindest hatte Chris mir erzählt. Vielleicht ist ja heute keiner da, sagte mir eine innere Stimme. Ich will ja nur sonnen, hielt ich dabei mein Badetuch fest umklammert.
Nicht cruisen, keinen Typ, keinen Sex, machte ich mir beim Abstieg etwas vor.
Als ich dann durch einen Waldweg, am Wasser entlang, weiter weg von den Menschen lief, wurde ich ruhiger. Nach etwa fünfzig Metern kam mir ein Mann entgegen. Sicher fast fünfzig, aber sportlich und nur in weißen Shorts. Sein Blick war eindeutig. Sofort wurde ich wieder nervös. Er blieb stehen, doch ich beschleunigte meine Schritte.
Zweihundert Meter weiter gab es einen Abstieg zum Wasser und zu einer weiteren, geschützten Landzunge. Durch die Büsche schaute ich runter. Dort lagen sieben Männer unterschiedlichen Alters. Nur zwei von ihnen zusammen auf einem Handtuch. Die übrigen verteilten sich und alle waren nackt.
Lange stand ich so da, um die Gruppe zu beobachten. Bis ich beschloss, mich ebenfalls dort niederzulassen.
Todesmutig bewegte ich mich auf die Männer zu. Doch nur einer warf einen Blick hoch. Die übrigen schienen alle in der Sonne zu dösen. Am Rand, in einer Ecke, legte ich mein Handtuch zurecht. Ausziehen, auf den Bauch legen und die Augen schließen, gab ich mir selber Kommandos.
Als ich die Augen wieder öffnete, schien immer noch keiner der Typen Notiz von mir genommen zu haben.
Langsam beruhigten sich meine Nerven wieder. Nun war ich also da. Mitten in einem Cruisinggebiet unter lauter Schwulen. Doch halt, vielleicht waren die auch nicht gay. Sie konnten doch einfach nur so hier zum Sonnen liegen.
Das Paar, welches zusammen auf einer Decke lag, küsste sich nun auch noch. Okay, das war eindeutig. Sie waren um die dreißig und ich fasziniert. Die knutschen hier einfach so in der Öffentlichkeit.
Sofort hatte ich wieder eine Latte. Nur gut, dass ich auf dem Bauch lag. Fünf Meter weiter lag ein Typ, der mich an Chris erinnerte. Nur älter. Vielleicht 26 oder 27. Aber ähnlich behaart und auch die braunen Haare mit Gel modisch gestylt. Ich versuchte einen Blick auf seinen Lümmel zu werfen. Was mir nicht wirklich gelang, da er an einem Laptop arbeitete.
Wenig später warf er mir einen kurzen Blick zu. Ich wäre beinahe im Boden versunken. Nun lächelte er auch noch, um sich dann auf den Bauch zu legen und seine Augen zu schließen.