Gegen Judenhass - Oliver Polak - E-Book

Gegen Judenhass E-Book

Oliver Polak

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Beschreibung

Ein alarmierender Appell gegen Menschenhass und den erstarkenden Antisemitismus in Deutschland.

»Wenn du heute wieder nicht lustig bist, landest du im Aschenbecher!«
»Mein Vater ist auch im KZ gestorben, besoffen vom Wachturm gekippt.«
»Musst du nicht weg? Der letzte Zug nach Auschwitz fährt doch gleich.«
»Juden wollen immer Mitleid!«

Das sind nur ein paar der Sätze, die der Autor dieses Buches tagtäglich in Deutschland zu hören bekommt. Andere Menschen werden auf offener Straße angegriffen, weil sie eine Kippa tragen. Jüdische Schüler werden beschimpft. Antisemitische Rapper hingegen bekommen Preise. Einem jüdischen Restaurantbesitzer wird seine bloße Anwesenheit vorgeworfen: »Wir wollen euch hier nicht in Deutschland.« »Euch«, das meint die Juden. All das zeigt: Deutschland hat ein Problem mit ihnen. In eindringlichen Worten appelliert Oliver Polak für eine klare Haltung: Wenn wir eine liberale Gesellschaft sein wollen, müssen wir uns endgültig von unseren Ressentiments befreien!

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Seitenzahl: 43

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Oliver Polak

Gegen Judenhass

Suhrkamp

Für Mireille Knoll

»Run to the hills, run for your lives.«

Iron Maiden

Magst du Juden?

Interessant, und warum?

Gibt es »die« Juden?

Kennst du einen Juden?

Was weißt du über Juden?

Sind das Fakten, Vorurteile oder Aufgeschnapptes?

Hast du schon einmal im echten Leben Erfahrungen mit einem Juden gemacht?

Wenn nein, blättere eine Seite weiter.

Wenn ja, was waren das für Erfahrungen?

Bist du tolerant?

Wem kann man am ehesten vertrauen?

a) Juden

b) ISIS

c) Katzen

Du kannst niemandem vertrauen!

Sind Juden ein Volk oder eine Religion?

Beides stimmt.

Wer ist Israeli?

Nicht jeder Jude ist Israeli. Israelis können auch Christen, Muslime oder Eichhörnchen sein. Aber jeder Jude hat das Recht, israelischer Staatsbürger zu sein, da Israel nach dem Zweiten Weltkrieg als Panic Room für die übrig gebliebenen Juden gegründet wurde.

Findest du Juden sympathisch?

Wenn deine Antwort auf die Frage nicht »Mir egal« ist, dann stimmt etwas nicht mit dir.

Was unterscheidet das Wort »Jude« von Christ, Moslem oder Buddhist?

Es kann Beschreibung und Beleidigung zugleich sein.

Wie viele Länder gibt es auf der Welt?

Es gibt über 194 Länder auf der Welt.

Warum denkst du über Israel nach?

Sind Juden geldgierig?

Warum werden Juden oft mit Geld assoziiert?

Im Mittelalter durften sie weder Land besitzen noch verkaufen noch christliche Berufe ausüben. Somit war ihre Tätigkeit auf das Geldleihgeschäft beschränkt.

Gibt es auch Juden, die nicht wohlhabend sind?

Wie sieht ein Jude aus?

Juden haben große Nasen.

Juden sind geldgierig.

Juden haben Jesus ermordet.

Juden beherrschen die Medien und Hollywood.

Juden kontrollieren die Börsen, die Zeitungen, die Immobilien.

Juden gehört die Welt.

Wie viele der aufgelisteten Aussagen stimmen?

Trag deine Ziffer ein: ___

Sollte die Ziffer, die du eingetragen hast, nicht Null sein, hast du ein ernsthaftes Problem.

Warum können Juden nicht ohne negative Klischees wahrgenommen werden?

Wie religiös bist du?

Was kannst du mir über deine Religion erzählen?

Falls du eine hast: Ist sie besser oder richtiger als andere Religionen?

Vielleicht bist auch du Jude, denn Jude kann jeder sein. Jeder kann jeder werden, aber nur du kannst du sein.

Können wir uns darauf einigen, dass der lustige Osterhase, der rot angezogene Weihnachtsmann und der raffgierige Jude Erfindungen aus dem Magic Wonderland sind?

Appell

Dieser Text ist keine Anklage. Keine Meinung. Und nicht verhandelbar. Er ist die Abbildung von einem – meinem – Hier und Jetzt. Eine Aufforderung an dich, an euch: Stoppt den Hass, den Rassismus, Rapeculture, Flüchtlingsabscheu, Missbrauch, Mobbing, Vergewaltigung, Homophobie, den Rechtsextremismus.

Ich habe mich dazu entschlossen, das Wort zum Thema Antisemitismus zu ergreifen, da die Aktualität es mir nicht ermöglicht, nicht darüber zu schreiben. Und weil er mich schon sehr lange begleitet.

#

Ich sitze am Abendbrottisch einer befreundeten Familie in Papenburg im Emsland. Ich bin etwa sieben Jahre alt, der Familienvater ist schon alkoholisiert und wiederholt immer wieder, dass »ihr am Tod von Jesus die volle Schuld tragt«. Mit »ihr« meint er nicht uns Emsländer, sondern »die Juden«.

Ich sacke immer mehr in meinem Stuhl zusammen und unterdrücke meine Tränen. Ich habe nicht einmal wirklich Ahnung davon, wer Jesus war, warum er gestorben ist. Aber offensichtlich trage ich die Schuld daran. Ich bin beschämt wie ein Hund, der etwas ausgefressen hat, und starre auf den Esstisch aus Holz. Titus und Ronald, meine beiden Freunde und in etwa gleichaltrig, sagen auch nichts mehr. Es ist still. Die Mutter kommt herein und fragt, warum es so still geworden ist. Der Familienvater wiederholt, dass die Juden Jesus umgebracht haben. Die Mutter verdreht die Augen.

Es klingelt, es ist mein Vater, der mich abholen will. Er wartet unten im Flur und ruft nach mir. Ich stürme aus der Küche, durch den Flur, die Treppen hinunter. Schnell ins Auto, auf die Rückbank der goldenen Mercedes S-Klasse. Mein Papa vorn.

Schweigend fahren wir nach Hause, wo ich direkt in mein Zimmer renne, mich umziehe, das Licht ausknipse und mich in meiner Monchichi-Frotteebettwäsche verstecke. Verstecken, ja verstecken vor der Welt. Zumindest vor dieser Welt, die mir immer wieder begegnen würde. 

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Auch wenn bewiesen ist, dass die Römer Jesus umgebracht haben, gibt es immer noch Millionen Menschen da draußen, denen beigebracht wurde, dass die Juden Jesus umgebracht haben. Und auch wenn sie mittlerweile realisiert haben, dass das eine Fehlinformation ist, fällt es ihnen schwer, sie zu löschen. 

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Ich bin in der fünften Klasse, in der Orientierungsstufe. Ich renne über den Schulhof, ich renne und renne, sie rennen hinter mir her. Sie schreien und grölen: »Hast du ihn angefasst?« »Hast du ihn berührt?« »Ihhhh«, schreien andere, »du hast Juden-Aids.« Ich stolpere über meine eigenen Füße, stürze, die Hose reißt auf, Blut, ich kann mich nicht mehr bewegen. Ich sterbe innerlich vor Angst. Ich höre nur lautes Lachen. Einer der Jungen spuckt noch auf mich drauf.

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»Verpiss dich!« »Sagt mal, habt ihr ihm die Hand gegeben?« So hallt es mir zwanzig Jahre nach meiner Schulzeit wieder hinterher. Ich stehe mit meinem Stand-up-Act auf einer Bühne in NRW. Ein kontroverser Kabarettist findet es witzig, mich zusammen mit einem Musikfernsehmoderator »ironisch« von der Bühne zu jagen, vorher hatte er während meines Auftritts schon reingerufen: »Juden schinden immer Zeit, damit sie hinterher wieder Forderungen stellen können.«