Geh nicht so schnell in diese dunkle Nacht - António Lobo Antunes - E-Book

Geh nicht so schnell in diese dunkle Nacht E-Book

António Lobo Antunes

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Beschreibung

Clara ist sich sicher: Ihr Vater hat sie nie geliebt. Doch als er dann nach einem Herzinfarkt todkrank im Krankenhaus liegt, zieht sie sich heimlich auf den Dachboden zurück und stöbert in seinen alten Sachen, um ihm ein letztes Mal nahe zu kommen. Sie findet eine Truhe, die dem Vater gehört, angefüllt mit Erinnerungsstücken, Fotos, kleinen Zettelchen und kitschigen Figürchen. Langsam nähert sie sich der Familiengeschichte, die ja auch ihre eigene ist.

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Buch

Clara ist sich sicher: Ihr Vater hat sie nie geliebt. Doch als er nach einem Herzinfarkt todkrank im Krankenhaus liegt, zieht sie sich heimlich auf den Dachboden zurück und stöbert in seinen alten Sachen, um ihm ein letztes Mal nahe zu kommen. Sie findet eine Truhe, die dem Vater gehört, angefüllt mit Erinnerungsstücken, Fotos, kleinen Zettelchen und kitschigen Figürchen. Sie versenkt sich anhand dieser Dinge in die Geschichte ihres Vaters, die ja auch ihre eigene ist. Sie erfindet sich eine aufregende, exotische Familie voller Freude und seltsamer Begebenheiten.

Ein großer Familienroman und ein Sittenbild portugiesischer Gegenwart. »Antunes folgt den Lebensspuren einer jungen, von den Gespenstern der Familie gejagten Frau. Er beschreibt das so verführerisch, wie Pan flötet.«

Verena Auffermann, Süddeutsche Zeitung.

Autor

António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissaboner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt.

Inhaltsverzeichnis

BuchAutorWidmungErstes KapitelZweites KapitelDrittes KapitelViertes KapitelFünftes KapitelSechstes KapitelSiebtes KapitelAchtes KapitelNeuntes KapitelZehntes KapitelElftes KapitelZwölftes KapitelDreizehntes KapitelVierzehntes KapitelFünfzehntes KapitelSechzehntes KapitelSiebzehntes KapitelAchtzehntes KapitelNeunzehntes KapitelZwanzigstes KapitelEinundzwanzigstes KapitelZweiundzwanzigstes KapitelDreiundzwanzigstes KapitelVierundzwanzigstes KapitelFünfundzwanzigstes KapitelSechsundzwanzigstes KapitelSiebenundzwanzigstes KapitelAchtundzwanzigstes KapitelNeunundzwanzigstes KapitelDreißigstes KapitelEinunddreißigstes KapitelZweiunddreißigstes KapitelDreiunddreißigstes KapitelVierunddreißigstes KapitelFünfunddreißigstes KapitelCopyright

Treffen im Winter mit António Lobo Antunes

Sterben lernt man von den Vögeln. Auch die Januarkälte lehrt uns in die Zweige verstrickt nichts anderes, sagtest du und schautest zu den ins Licht eilenden Palmen. Daß es zu Ende ging. Und wie mit ihr auch mit den Worten. Ich suchte deine Augen, in die sich unschuldig das Blau geflüchtet hatte. In der Kindheit verscheuchte das Leinenherz die Schattentiere. Morgen werde nicht ich dich sehen, wie du auf die weißen Pappeln steigst. Unvergänglich das Strahlen der Hände.

Foz do Douro, 18.1.2000Eugénio de Andrade

Die Irren bewegen sich frei durch Säle und über Korridore oder durch die Zimmer der Menschen, ohne daß diese auch nur im geringsten befürchten, jene könnten fliehen oder Unordnung hervorrufen. Einige, die vornehmen Familien angehören, begleiten sogar die Besucher, übernehmen Pflichten eines Hausherrn. Sie weisen weiterhin die sanftesten Umgangsformen voller Höflichkeit und Wohlerzogenheit auf.

Ullesperger, »Geschichte der Psychologie und der Psychiatrie in Spanien«, 1854

Für Zé, die schon eine Möglichkeit finden wird, dieses Buch zu lesen.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Erstes Kapitel

Mein Vater hat mir nie erlaubt, hier einzutreten. Er wird sich in den Schaukelstuhl gesetzt und aus der Dachluke hinunter in den Garten, auf das Tor, auf die Straße, auf mich als kleines Mädchen geschaut haben, wie ich am Ufer des Teiches mit meiner Schwester spielte, wir seien Feen. Sonntags zog er die Kommodenschublade auf, wühlte in Papieren, bis wir das Klingeln des Ringes hörten, stieg, zwischen allen andern Schlüsseln nach dem Schlüssel suchend, die Dachbodentreppe hinauf

(wie ich heute, wo es mir niemand mehr verbietet, die Schublade aufgezogen, die Papiere durchwühlt habe, bis ich das Klingeln des Ringes hörte und, den Schlüssel zwischen den anderen Schlüsseln suchend, die Treppe hinaufgestiegen bin)

und blieb stundenlang im Schaukelstuhl sitzen

(in diesem Augenblick wird mir am Geräusch der Sprungfedern klar, daß es der Schaukelstuhl war)

und schaute aus der Dachluke in den Garten hinunter, auf das Tor, auf die Straße, auf mich, wie ich am Ufer des Teiches mit meiner Schwester spielte, wir seien Feen

nein, ich glaube nicht, daß er sich für die Straße oder für uns interessierte, für die Straße hat er sich nie interessiert, und was uns betraf, schenkte er uns allenfalls stummes Mißfallen, meine Mutter zeigte ihm unsere Zeugnisse, und er wies sie mit dem Handrücken von sich, wir stellten ihm Fragen, und er kaute weiter, wir änderten unsere Frisur, und er bemerkte es nicht einmal, eines nachmittags während der Klavierstunde

die Lehrerin blätterte gerade die Noten um

da spürte ich etwas hinter mir, drehte mich auf dem Klavierhocker um, auf dem ein Wörterbuch lag, damit ich an die Töne reichte, und sah plötzlich ihn auf der Schwelle, sein Gesicht wurde sofort ernst, und er verschwand so eilig auf dem Flur, daß er eine Vase auf dem Konsoltischchen umstieß

ich erinnere mich an die ängstlichen Finger, die die Vase wieder aufrichteten, an das verrutschte Deckchen, an sein auf sich selbst ärgerliches Trotten zum Arbeitszimmer, daran, wie er mit dem Rechtsanwalt schalt, der ihn, die Handflächen unter respektvollen Verbeugungen einseifend, erwartete

– Haben Sie für das viele Geld das ich Ihnen bezahle nichts zu tun oder was?

tagelang schien es mir so, als schämte er sich vor mir, so wie er sich vor den Besuchern im Krankenhaus schämte, wo er mit all diesen Apparaten und Schläuchen lag, niemandem Befehle erteilen konnte, meine Mutter entschuldigte sich am Fahrstuhl bei den Besuchern, nahm die Nelkensträuße, die Pralinenschachteln, die Bildbände über Malerei entgegen, die er mit dem Handrücken ablehnte

es waren keine Zeugnisse, Vater

– Er ist wegen all dieser Behandlungen ungeduldig der Arme nehmen Sie es ihm nicht übel

meine Mutter entschuldigte sich noch beim geschlossenen Fahrstuhl weiter, an dem die Stockwerke vier drei zwei eins abnahmen, während der Rufknopf lautlos an- und ausging

– Ich bin sicher er freut sich wahnsinnig über die Pralinen er ist so ein Leckermaul

die Sträuße und die Bücher rutschten ihr aus den Armen, sie hob das Knie, um zu verhindern, daß eine Pralinenschachtel zu Boden fiel

– Was mache ich bloß damit

plötzlich so alt, zweiundvierzig oder dreiundvierzig Jahre alt, glaube ich, die sich vervielfältigten, während sie die Päckchen festhielt, die ein Eigenleben besaßen und nicht aufhörten, abwärts zu streben

– Mein Gott Maria Clara Ana Maria

und sie flutschten auch uns weg, idiotisch und weich, die Stationsangestellte kippte sie in eine Plastiktüte

– Hier bitte

der Kranke in Morgenmantel und Krücken, der heimlich in der Stationsküche rauchte, kam hustend, erstickend, scharlachrot heraus, steckte in einem blauen Nebel die Pfeife ein, hielt inne, um uns zu betrachten, wäre ich eine Fee, würde ich ihn mit dem Stab berühren, und hopp, mein Vater war nicht in jenem Zimmer, er schob den Vorhang zur Seite, der die Bodentreppe verdeckte, und setzte sich inmitten des Staubes, der Schränke und Truhen manchmal eine Stunde, manchmal zwei, manchmal den ganzen Nachmittag lang in den Schaukelstuhl, Uniformen, Fotos von Militärs zu Pferde, Hüte meiner Großmutter in runden Schachteln mit französischen Etiketten

elegante Damen auf malvenfarbenem Hintergrund

meine Großmutter ging jeden Tag nach dem Mittagessen heimlich aus dem Haus, das lächerliche Hütchen oben auf dem Kopf, mit Perlentasche und ihrem unechten Schmuck, um im Casino Roulette zu spielen, ihre echten Ohrringe und Ketten hatte sie an den Pfandleiher verkauft

eine Art Meeraal hinter einem vergitterten Schalter, die von Rheuma krummen Finger warteten ewig, während der Mund redete, meine Großmutter

– So wenig?

und dann schoben sie sich plötzlich vor und packten die Perlen

es gab unendlich viele Uhren im Laden, die glücklichere Stunden verhießen, billige Eheringe und Regale voller Gegenstände, deren Farbe abgeblättert war, Vergoldetes oder Kupfernes, wie es die Dienstmädchen lieben, und zwischen ihnen führte eine heimliche Katze verächtlich die Genauigkeit ihrer Pfoten spazieren

das lächerliche Hütchen kam am Casino an, noch bevor es öffnete, lehnte sich an die Palme und zog einige zerknüllte Geldscheine aus der Perlentasche, die Möwen, nicht sehr viele, die vom Anfang der Welt, kamen und gingen zwischen dem Café Tamariz und den Schiffen, der Portier rief sie mit zum Haken gebeugtem Finger spottend heran

– Bitte sehr Frau Gräfin

meine Großmutter hockte sich mit ein paar geizigen Jetons an die Ecke eines Tisches unter die riesigen Lüster, notierte die Zahlen in der Handfläche, versuchte zu setzen, machte einen Rückzieher, faßte sich ein Herz, machte wieder einen Rückzieher

vielleicht konnte mein Vater vom Dachbodenfenster, nicht aus diesem, aus dem seitlichen, dieses Wesen sehen, das, sobald das Geld aufgebraucht war, mit den Fingern kämpfend, die unechten Schmuckstücke am Schalter einzutauschen versuchte

– Amethyste Rubine

warum ein abgewetztes Kleid, wo wir doch nicht arm waren, warum die Brosche am Fuchspelzkragen, der schon keinen Fuchs mehr hatte, mit ausgerupften Brillanten, wenn Besuch kam, schickten sie sie zum Essen in die Küche des Hauses, das sie von ihrem Vater geerbt hatte und in dem sie nun im Nähzimmer gleich hinter der Anrichte bei einer kaputten Maschine und zerlöcherten Körben schlief, die nach Chlorbleiche rochen, eines Samstags, in dem Monat, in dem sie eine Embolie bekam, gewann sie im Casino, wechselte das Hütchen gegen einen scharlachroten, mit den Jahren verblichenen Umhang, den sie wahrscheinlich in der Hoffnung auf einen ähnlichen Triumph unter dem Bett verwahrte, als wir ins Eßzimmer kamen, fanden wir sie am Kopfende am Platz meines Vaters vor

am Platz ihres Vaters

ohne unechten Schmuck, ohne Brosche, ohne Fuchs, wo sie von der Höhe ihrer wiedererlangten Autorität die Plätze zuwies

– Du hier links von mir und du hinter meinem Schwiegersohn du vor Maria Clara

die Gespräche bestimmte, Benehmen tadelte, verlangte, das Fleisch besser durchzubraten und die Salatsauce nachzuwürzen, das Personal mit der keinen Widerspruch duldenden Augenbraue herumkommandierte, meine Mutter wanderte im Versuch zu begreifen von Gesicht zu Gesicht und fand nur gehorsam in die Teller vertiefte Nasen vor, meinen gezähmten Vater, der keinerlei Einspruch erhob

– Mama

das Foto des Herrn General wurde wieder an die Wand gehängt, die Glocke zum Dienstmädchenrufen war wieder da

eine Bäuerin mit Haube und dem Glockenschwengel im Rock

läutete Ungeduld, meine Großmutter, ohne meiner Mutter den gebieterischen Umhang zuzuwenden

– Die Schultern zurück und zwar ordentlich Amélia

die Orden des Herrn General auf dem Bord wurden größer, das Bord

Verzeihung, das Bild mit dem Präsidenten Krüger, mit dem englischen Herzog, mein Vater nicht mehr am Kopfende, unbedeutend zwischen Ana Maria und dem Obstkorb

– Du hättest wirklich einen präsentableren Mann heiraten können Amélia

und am Ende des Abendessens Walnüsse, Portwein, einen Kuchen mit Kerzen, mein Großvater, der von der Militärschule kam, überquerte, um ihr seine Liebe zu zeigen, den Bürgersteig, geschützt vom Ellenbogen aus Furcht, der Herr General könnte ihn im Dunkeln erkennen, an ihn erinnere ich mich nur als an einen Blinden, der mit meinem Vetter, dem Oberleutnant, Schach spielte, wenn es im Arbeitszimmer dunkel wurde, machte er das Licht nicht an, wir bedienten den Schalter und machten vor Schrecken einen Satz

ein Gespenst

wenn wir ihn sahen, ein regloses Ding zwischen reglosen Dingen, der Arzt horchte meinen Vater ab

– Wir müssen Sie am Herzen operieren Herr Doktor

und mein Vater, der sich veränderte, ohne sich zu verändern, was sich änderte, waren die Dinge ringsum, das heißt, die Gebäude in Estoril wurden feierlicher, die Geräusche schwerer, ein merkwürdiger Ernst lag in den Bäumen, meine Mutter mit einer Art Schreckensschluchzer, und mein Vater, ohne daß seine Lippen auch nur gezittert hätten

– Warte auf dem Flur Amélia

genau wie mein Großvater im Arbeitszimmer ohne Licht, das gleiche Kinn, vorgestreckt, um die Finsternis zu erkunden, die wir nicht kannten, die gleichen Nasenlöcher auf der Suche nach Gerüchen

– Wer ist da reingekommen?

die gleiche gerunzelte Stirn, die wer weiß was hörte, mein Vater genau wie mein Großvater vor seinen unsichtbaren Schachfiguren zu Ana Maria, zu mir

– Ihr auch

ein Schmutzfleck an einem Absatz, die Bügel der Brille flohen die Ohren, meine Großmutter schnitt den beleuchteten Kuchen an und schüttelte, verärgert über den Fleck, den Kopf

– Du hättest dir wirklich einen präsentableren Mann anschaffen können Amélia

präsentabel wie der Kadett der Militärschule, der den Bürgersteig überquerte, bevor er in Spanien erblindete, alles stand still, und da ein Schrei im ersten Stock

– Schach matt Tomás

der fehlende Turm war durch einen Pyjamaknopf ersetzt worden, in dessen Löchern noch Fadenreste hingen, sobald einer der Türme aus dem Spiel war, wurde der Knopf in einem Kästchen verwahrt, ein Fingerhut anstelle des weißen Königs, der Oberleutnantsvetter überlegte, wie er absichtlich einen Fehler machen könnte, mein Großvater zu niemandem, während er mit Händen, die den Pfoten der Katze vom Pfandhaus ähnelten, die Bauern und Läufer umrundete, ohne sie umzuwerfen

– Wird’s heute noch was Tomás?

ich glaube, mein Vetter starb zuerst, er lebte in einer kleinen Wohnung in Birre, sie führten Ana und mich in ein Zimmer mit schweigenden Leuten und Blumen auf einer Fahne, die als Überdecke diente, aber wann das mit meinem Großvater war, daran erinnere ich mich nicht, ich erinnere mich nicht einmal daran, daß das Schachbrett fehlte, das ich heute auf dem Dachboden gefunden habe, heute morgen haben die Krankenpfleger meinem Vater ein rosa Hemd gegeben und ihn aus dem Zimmer geholt

– Ich bin kein Invalide ich muß nicht auf der Bahre liegen

meine Mutter gab ihm das Kästchen für sein Gebiß, mein Vater empört, als er merkte, daß wir es mitbekommen hatten, die Anästhesistin zwinkerte meiner Mutter zu, und das Kästchen verschwand in ihrer Handtasche

– Dummes Ding

bevor es heimlich in die Tasche der Ärztin wanderte, wenn ich so alt bin wie er, werde

ich mich dann auch widerlich finden, herabgewürdigt, grauenhaft?

ich mich vor mir selber ekeln und dennoch nicht aufhören, Aufgedunsenes, Mängel, Fett zu verbergen, mich mehr schminken, erblonden, Haarlack benutzen und BHs mit Drahtbügel anziehen, den Preis der Dinge ohne Brille zu entziffern versuchen und dabei die Etiketten im Abstand von einer Armlänge halten

– Sie drucken die Zahlen immer so undeutlich versuch du es mal Maria Clara ist das nun eine Acht oder eine Neun?

mein Vater ging barfuß neben der Krankenbahre her, die Fahrstuhltür schloß sich mit einem Seufzer, meine Großmutter verteilte eine Scheibe Kuchen an jeden, hob grüßend mit einem Blick in die Runde das Portweinglas, die Angestellte, die sie mit gnädiges Fräulein ansprach und schon, bevor ich geboren wurde, bei uns lebte, nickte von der Schwelle her zustimmend, eines Morgens nahm sie mich zur Seite und zeigte mir den Schatz, der aus einem zerbrochenen Bilderrahmen bestand, in dem die beiden ganz jung waren, oder zumindest die, von denen die Angestellte schwor, daß sie beide es seien, die da verschwommen in einem braunen Fleck zu sehen waren

– Schauen Sie ich bin die die dem gnädigen Fräulein den Regenschirm hält

Gestalten in dem braunen Fleck, etwas wie eine Bluse oder ein Haarknoten oder eine Wolke, die Angestellte wickelte den Rahmen in ein Blatt Zeitungspapier und starrte mich furchtsam an, als könnte ich ihn ihr wegnehmen, beugte sich mit ihrer Wirbelsäule schimpfend vor, um ihn unter den Bettüchern zu verstekken, sie lieh meiner Großmutter Geld, folgte ihr zutiefst besorgt bis zur Palme beim Casino, hockte sich hinter die Autos, tat so, als wäre sie zufällig da, um sie nach Hause zu begleiten

– Ich kam gerade vorbei und sah Sie

versuchte, die Perlen am vergitterten Schalter mit einer Goldkette, die ihre eigene war, loszukaufen

– Nehmen Sie die Goldkette als Anzahlung ich schreibe in mein Dorf und meine Neffen und Nichten schicken mir den Rest es ist die Kette vom Fräulein Margarida wenn Sie sie seit zwanzig Jahren kennen würden könnten Sie es verstehen

die Katze umrundete eine geschnitzte Heilige, reckte sich und schaute sie gelangweilt-friedlich an, stellte den Schwanz auf und verschwand schließlich inmitten der stehengebliebenen Uhren, von denen bei einer ein Kuckuck mit geöffnetem Schnabel am Ende einer Sprungfeder hing, der Meeraal schob ihr die Goldkette über den Tresen zurück

– Das ist nichts wert das ist Blech

ich war mir fast sicher, daß sie an ihren freien Tagen bettelte, um die Perlen zurückzukaufen

und die anderen Ketten und Ohrringe und das Achatarmband

bis Ana mir lachend erzählt hat, sie habe im Café Tamariz den Touristen die Hand hingestreckt und Reden über den Herrn General und das gnädige Fräulein gehalten, den Herrn General, der Eisenbahnen in Afrika gebaut habe, und das reizende Fräulein, mit jeder Menge Sklaven, das wie eine Marquise erzogen worden sei, in dem Augenblick, als sie sich anschickte, den zerbrochenen Rahmen zu erklären

– Das bin ich wie ich ihren Regenschirm halte schauen Sie mal

hatte sie der Kellner mit dem Tablett, auf dem er den Kaffee brachte, bedroht

– Geh am Bahnhof betteln Tantchen

sie war es, die die Ritzen im Schlafzimmer mit Stoffetzen zustopfte, das Damastviereck auf das eiserne Bett legte, ihr die Kleider mit Nadeln feststeckte, den kleinen Hut bürstete, ihre Eitelkeit beruhigte

– Ich bin doch noch schlank oder?

den Daumen dem Zeigefinger näherte, bis sie sich fast berührten

– Sie haben sich nicht so viel verändert gnädiges Fräulein

ihr fünf oder sechs Münzen in die Tasche steckte, meine Mutter oben von der Treppe her

– Adelaide

zu deren beiden Seiten unter dem Vordach Töpfe mit Begonien standen, vom Schaukelstuhl auf dem Dachboden aus kann man weder die Treppe noch das Vordach sehen, nur den Garten auf der dem Meer abgewandten Seite, warum sich dort hinsetzen und inmitten der Schränke und Truhen in Papieren stöbern, im Krankenhaus der Parkplatz und die Autobahnüberführung, die die Lamellenrollos schüttelte, wenn ein Lastwagen darüberfuhr, Ana und ich warteten am leeren Bett darauf, daß der Arzt zurückkam, Ana schaute in einer Bluse, die sie mir aus der Kommode geklaut hatte, einen Film im Fernseher unter der Zimmerdecke an, meine Mutter fischte den Rosenkranz aus der Handtasche und küßte das kleine Kreuz

– Schämst du dich nicht ihre Sucht noch zu unterstützen Adelaide?

die Leibwächter, die auf meinen Vater aufpaßten, rauchten an den Wagen gelehnt, der Oberleutnantsvetter stellte die Figuren für das nächste Spiel auf, Ana machte den Fernseher lauter, während meine Mutter abermals das Kreuzchen vom Rosenkranz küßte

– Gehört diese Bluse nicht deiner Schwester Ana Maria?

ein Kleiderschrank mit zwei oder drei Bügeln auf der Stange, ein geblümtes Sofa, das man zu einer Liege ausklappen konnte, die Angestellte mit einem letzten Bürstenstrich

(die stolzen Augen betrachteten das Hütchen, würde man es ihr erlauben, dann würde sie den Regenschirm über meiner Großmutter aufspannen, um sie vor dem Herbst zu schützen, würde sie ihr das Schlafzimmer im ersten Stock mit dem Baldachin und dem Spiegel mit der Bronzefassung wiedergeben, das meine Eltern jetzt belegten, sie würde den Herrn General wiederauferstehen lassen, und niemand mehr würde sie demütigen)

– Gehen Sie gnädiges Fräulein nun gehen Sie schon

meine Großmutter trabte über den kleinen Platz, die Tasche schlenkerte nach rechts und nach links, Ana wechselte den Sender, und ein Löwe riß ein Zebra, schaltete weiter und ein russisches Ballett, meine Mutter streichelte derweil das Kreuzchen vom Rosenkranz

– Dein Vater wird operiert und du hast den Fernseher auf voller Lautstärke

Infusionsflaschen, Sauerstoffflaschen, die gegeneinanderstießen, jemand, der rief

– Die Klingel von Nummer siebenundzwanzig Helena

eine Haube öffnete die Tür, spähte herein, schloß die Tür

– Verzeihung

Ana schaltete den Fernseher ab, ging ans Fenster, einer der ans Auto gelehnten Leibwächter winkte mit der Zigarette, und der Busen meiner Schwester wuchs in meiner Bluse, das Hütchen verschwand wackelnd auf dem kleinen Platz, schämst du dich nicht, ihre Sucht noch zu unterstützen, Adelaide, sie zu zwingen, die Kette zu verpfänden, die Bluse stand meiner Schwester besser als mir, sie war blonder, üppiger, mein Großvater, der den Pyjamaknopf auf dem Schachbrett verschob

– Und was sagst du jetzt Tomás?

wenn wir versuchten, ihm beim Gehen zu helfen, schüttelte er unseren Arm ab, bewegte sich vorsichtig wie ein Käfer, der sich die Vibrationen der Möbel aneignet, auf dem Teppich vorwärts, wenn wir ihn morgens küßten

– Hallo Großvater

machte er einen kleinen, unangenehm berührten Satz zurück, verteidigte die Wange mit den Fühlern

– Na na na na

zuckte noch in abebbendem Erschauern auf dem Sessel, wenn wir aber an Angina erkrankten und Spritzen in einem Topf ausgekocht wurden, dann hörten wir seine bleiernen Schuhe im Fiebernebel, das Knie, wie es gegen eine Truhe stieß, die nicht an ihrem Platz stand, das unruhige Seufzen

– Die Kleinen?

dann stand er da, schnuppernd, stocksteif, nutzlos an den Türrahmen gestützt, den Mund zittrig von stummen Worten, die toten Augenlider Ängste blinzelnd, es gab kein Foto von ihm in Uniform, keine Medaille in einer Vitrine, er aß, eine Serviette um den Hals, nach uns allein im Eßzimmer, damit wir nicht sahen, wie er sich bekleckerte, Reis und Fleischstücke verteilte, wenn er ahnte, daß wir heimlich guckten, vergaß er den Löffel, drehte den Kopf in die falsche Richtung

– Na na na na

eines Nachmittags schloß er sich in das Kabuff ein, das vom Arbeitszimmer abging, und wollte sich mit entladener Pistole erschießen, drückt unzählige Male auf den Hahn und nichts, der Oberleutnantsvetter fand ihn vor, wie er den Lademechanismus mit steifen Fingern und einer Art Hauchen untersuchte

– Die funktioniert nicht

meine Großmutter verbrauchte unechten Schmuck im Casino, meine Mutter und mein Vater reglos im Schatten der sich auf der Terrasse verbeugenden Fische, Starenfrüchte im Laub, die Augen des Oberleutnantsvetters seltsam gerötet, wie er meine Eltern bat, sie mögen weggehen, die freudlose Begeisterung

– Hast du etwa vergessen daß wir noch eine Partie Schach zu Ende spielen müssen Hernâni?

die von Rost schwere Pistole auf dem Sekretär mit den Papieren vom Metzger, den durchgebrannten Birnen und den Porzellantürknäufen, meine Mutter, die Perlen des Rosenkranzes übersprang, bemerkte die Leibwächter auf dem Parkplatz, zog die Gardine zu, und der Busen meiner Schwester wurde kleiner, wir müssen ihn am Herzen operieren, gnädige Frau

– Warte nur ab bis es deinem Vater besser geht Ana Maria

und er sich, anstatt mit dir zu schelten, sonntags mitten in den Staub zwischen die Schränke und die Truhen setzt, während wir an der Decke das Quietschen der Sprungfedern hören, der Schmutzfleck machte ihn verletzlicher, im Elend meiner Großmutter ähnlicher, vielleicht war das Leiden ja nichts als ein komisches Hütchen auf dem Weg zum Roulette, ein dreckiger Absatz oder ein Krankenhausbett ohne jemanden darin, bald würden die Anästhesistin und der Chirurg kommen und der Busen meiner Schwester sich wieder weiten, die Bilder im Zimmer unvermittelt feierlich, die Treppe zum Dachboden hinaufklettern, bevor die Besucher kommen, und mit niemandem sprechen, als das mit der Embolie meiner Großmutter war, riefen sie uns aus dem Casino an

– Wir haben hier eine Alte die bei Ihnen wohnt

als ich klein war, ließen sie mich mit ihr im Bett mit dem Baldachin schlafen, Adelaide brachte uns heißen Tee mit einem Tropfen Anislikör, kaum hatte ich ihn getrunken, hitzige Erregung, Hustenreiz, Erstickungsanfälle, Gekicher, das nicht zu mir gehörte, der Körper unscharf in einem Strudel von Bettlaken, Adelaide verhinderte, daß ich fiel, und half meiner Großmutter, das Haar mit dem Kamm mit dem Silbergriff zu bändigen, der durch ein Holzstück ersetzt worden war, würde man uns nebeneinander vor den Spiegel setzen, hätten wir die gleiche Größe, aber der Spiegel tanzte ebenfalls, ein Stück Garten tauchte auf und verschwand wieder, der Waschtrog hörte nicht auf zu tropfen, bildete an der Wand eine kleine Pfütze, in der sich leere Parfümflakons, leere Rougeverpackungen, leere Lippenstifte spiegelten, alles in meiner Reichweite, und dennoch konnte ich es nicht berühren, Adelaide formte aus den Haarsträhnen meiner Großmutter einen Knoten

– Sie haben sich nicht so viel verändert gnädiges Fräulein

Wergfäden, die an den Fingern klebenblieben, künstliches Puppenhaar, eine Atmosphäre wie tief in der Speisekammer, aus sauren und süßen Gerüchen ferner Dinge gemacht, die Wohnung des Oberleutnantsvetters über dem Café von Birre war so, keine Möwe, nur Störche und Orangen im März, meine Mutter blickte auf den vom Telefonbuch gestützten Sessel und wagte nicht, sich hinzusetzen

– Entschuldigen Sie wir sind wahnsinnig spät dran

die Augenbrauen des Oberleutnantsvetters rutschten enttäuscht herunter, das Tablett mit den Erfrischungsgetränken in den Armen, sah er uns hinausgehen, der Geschäftsführer des Casinos

– Hier hat eine Alte den Löffel abgegeben die bei Ihnen wohnt

über den Spieltisch gekrümmt, das Hütchen auf dem Kopf, die unechten Juwelen übertriebener denn je, meine Mutter suchte nach ihrer Brille und beugte sich dann zu meiner Großmutter hinunter, als habe sie Mühe, sie zu erkennen

– Auf den ersten Blick kommt sie mir wie eine kleine Alte vor die wir aus Barmherzigkeit bei uns aufgenommen haben

wobei sie Adelaide mit grimmigen Seitenblicken zum Schweigen brachte, Ana zupfte ihren Pony zurecht, und der Rock rutschte hoch, jetzt waren da eine Bahre und Feuerwehrleute, die meine Großmutter auf die Bahre legten, das Hütchen rollte auf den Teppichboden, der Oberleutnantsvetter in Birre mit seinen unberührten Erfrischungsgetränken tat eine halbe Zitrone in jedes Glas, und die Zuckerpaste häufte sich auf dem Grund, die Angestellte machte einen kopflosen Schritt vorwärts, und meine Mutter versteinerte sie mit einem Murmeln

– Adelaide

wenn einer der Fußknöchel nicht unter der Decke hervorgeschaut hätte, wäre das nicht meine Großmutter, wäre es ein Stück grauer Stoff mit etwas darunter gewesen, sie trugen sie durch den von Getränkekisten verstellten Lieferanteneingang, als der Fahrer der Feuerwehr herankam, um zu helfen, und zwei Hunde sich im Hof in die Haare gerieten, wurden die Kleider meiner Schwester eine Handbreit kleiner, der Geschäftsführer kam mir auf der Straße älter vor

Falten am Hals, Falten am Nacken

ohne den nachsichtigen Schleier des Glanzes, der Kummerbund vom Smoking brauchte Stärke, meine Mutter, indem sie auf das Hütchen zeigte

– Ich hätte nie gedacht daß sie solche Leute das Casino besuchen lassen

die Beerdigung heimlich in einem an den Hang von Sintra gepreßten Dorf, der Priester, meine Mutter und wir, ein halbes Dutzend Grabstätten, ein halbes Dutzend zwischen den Grabsteinen umgetriebene Bäuerinnen, ein Junge, der in einer Mauerecke Kohl anpflanzte, der Karren rüttelte auf den Steinen des Weges, Herden, Disteln, Mühlen, das Meer weit in der Ferne an den Dünen des Guincho, mein Vater das erste Mal in der Dachluke, wo er uns zuschaute, als ich meine Mutter rief, war die Luke verlassen, wir schwenkten die Mittagessensglocke, und er kam nicht die Treppe herunter, nur Schritte auf der Zimmerdecke, ich befürchtete, meine Großmutter könnte an jeder Ecke im Haus auftauchen und zerknitterte Banknoten aus der Perlentasche ziehen

– Soviel du möchtest Clarinha tu dir keinen Zwang an

ich nehme an, Adelaide besuchte sie auf dem Friedhof, weil sie das Gartentor ganz sachte schloß, nachdem sie durch den Garten gegangen war und Levkojen abgerissen hatte, wir sahen sie mit dem geöffneten Regenschirm des gnädigen Fräuleins an der Bushaltestelle, wo sie sich nicht vor dem Herbst schützte, sondern eine Person bedeckte, die es nicht gab, Monate später überreichte sie meiner Mutter die Perlenkette

– Ich habe sie zurückgekauft gnädige Frau hier nehmen Sie sie

nicht gnädiges Fräulein, gnädige Frau, die Kette in einem Seidenpapierumschlag

– Da nehmen Sie

nicht aus Freundschaft oder Hochachtung, aus Rache

(sagte meine Mutter)

damit sie das gnädige Fräulein am Leben hielt

(glaube ich)

die Tochter des in Afrika so bedeutenden Generals, die Erinnerung an den englischen Herzog beim fünfzehnten Geburtstag des gnädigen Fräuleins, die Gemahlin des Herrn General, die gerührt vor seiner Hoheit in die Knie ging  – Hoheit

Adelaide muß Ewigkeiten gebraucht haben, bis sie das Geld zusammenhatte

– Da nehmen Sie

den Verwandten geschrieben haben, im Café gebettelt haben, wo sie sie zum Bahnhof jagten

– Tantchen

wo sie sie zum Bahnhof scheuchten

– Stör die Touristen nicht Tantchen

die zweireihige Kette mit einem Verschluß aus Koralle, meine Mutter, ohne sie zu berühren

– Was ist das denn?

nicht gnädiges Fräulein, gnädige Frau, ich habe in ihren Augen noch nie soviel Schrecken gesehen

– Was ist das denn?

der Schrecken verflog, während sie den Umschlag untersuchte, ihn wog, mit dem Fingernagel darauf entlangfuhr

– Sie haben dich betrogen Adelaide das ist eine schlechte Imitation

mein Vater vom Sofa aus über das Buch hinweg, ich dachte, er würde etwas sagen, aber er sagte nichts, dachte, er würde meine Mutter hassen, aber ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, da in diesem Augenblick der Arzt ins Zimmer trat, der grüne Kittel, den ich erwartet hatte, der Ernst, den ich erwartet hatte, Ana wurde jetzt kleiner, auch ihr Schrecken, Adelaide nannte uns weder gnädiges Fräulein noch gnädige Frau, sie sagte überhaupt nichts zu uns, wenn sie es schaffte, uns zu übersehen, wenn sie es schaffte, daß wir nicht existierten, meine Mutter küßte das kleine Kreuz des Rosenkranzes, ich konnte den Gesichtsausdruck meines Vaters nicht sehen, weil der Arzt meiner Mutter versicherte, Ihrem Mann geht es großartig, meinen Glückwunsch, in spätestens einer Woche haben Sie ihn brandneu wieder zu Hause, der Mund hob sich vom Kreuzchen des Rosenkranzes, das Bett war kein Sarg mehr, da waren Kissen und Betttücher, die warteten, meine Mutter gab Adelaide die Perlen zurück, und das Seidenpapier raschelte in der Schürzentasche, ich weiß nicht, warum ich dachte, ich würde gleich weinen, aber ich habe nicht geweint, der Schaukelstuhl schaukelte wieder über dem Deckenanstrich, meine Schwester und ich spielten Feen am Ufer des Teiches, und es war lustig, wie

(sogar ohne Zauberworte)

bei der ersten Bewegung des Zauberstabes

(ein Stück Bambus mit einem Stern an der Spitze)

Krankheiten, Agonien, Krankenhäuser, Tode aufhörten zu existieren, alles war wieder gut, alles wieder gut, alles wieder gut, Gott sei Dank war alles wieder für immer gut.

Zweites Kapitel

Ich stelle es mir so vor: Der Fahrstuhl öffnet sich in dem Stockwerk, wo die Operationssäle liegen, wie ich es in der Eingangshalle gelesen hatte

1. Stock: Externe Sprechstunden

2. Stock: Inten ivstation

3. Stock: Chirurgie

mein Vater, barfuß, im rosa Hemd, das ihm bis zu den Knien reichte, ging, ohne auf die Krankenpfleger zu achten, vor der Krankentrage her, durch die Schwingtür mit dem Schild Eintritt verboten, und dann stelle ich mir lieber überhaupt nichts vor, auch nicht die Anästhesistin, die ihm das Gebiß rausnimmt, und mein Vater, auf dem Untersuchungsbett liegend, aus dem Mundwinkel

(– Es ist etwas schwierig Ihnen die Herzklappe im Stehen auszuwechseln Herr Doktor)

mein Vater, der den Mund kräftig zukniff

– Lassen Sie mich los

schämte sich wegen des fehlenden Kinns und der Nacktheit der Kiefer

(ich sehe ohne das da wie mein eigener Tod aus)

so wie er jahrelang gegen die Kahlheit gekämpft hat, Lotionen, Cremes, Hoffnungen, Ampullen, Niedergeschlagenheit, der Scheitel, der Monat für Monat zum Ohr hinunterwandert, die Anästhesistin protestiert, nur Augen zwischen Haube und Maske

– Er hat mich gebissen

fleht

– Nun kommen Sie schon

im Schaukelstuhl auf dem Dachboden stelle ich mir lieber überhaupt nichts vor, ich habe weder seinen Vater noch seine Mutter kennengelernt, meine Mutter erklärte, um uns zum Schweigen zu bringen, immer, er habe keine Familie, und dennoch waren vielleicht Briefe, Fotos, Postkarten in diesen Kisten, ich habe nie den Mut aufgebracht, ihn zu fragen, er hat nie mit mir geredet, einmal oder zweimal, als wir beide allein im Haus waren, schien sich in ihm etwas zu regen, es kam mir so vor, als werde er sprechen, aber nichts, die Augen, die von einem Gegenstand zum anderen gingen, wurden leer, ich habe nie gehört, wie er Maria Clara sagte, und dennoch würde ich wetten, daß

und dennoch, auch wenn ich nur den Eindruck gehabt haben mochte, könnte ich wetten, daß ich ihm ein ganz klein bißchen weniger gleichgültig war als die anderen

und ich meine damit nicht Liebe oder so, nur weniger gleichgültig als die anderen, meine Mutter, Ana, diese Frauenstimme, die manchmal anruft und nur schweigend atmet, das Geräusch des Auflegens, sobald meine Mutter

– Ja bitte

vor vielen Jahren, bevor es den Wagen mit den Leibwächtern hinter seinem gab, habe ich meinen Vater mit einer Frau im Auto gesehen, ich habe die Zigarette in ihrer Hand nicht vergessen, als man mir in der Schule in der Pause das erste Mal eine angeboten hat, wurde meine Hand plötzlich die einer Erwachsenen, die Handfläche der Frau näherte sich meinem Vater, der kein Gebiß trug, der an eine Blutkonserve angeschlossen war, während sie ihm die Rippen auseinanderhielten, ich zertrat die Zigarette sofort, und noch heute trage ich keinen Ring und lasse nicht zu, daß die Maniküre

meine Mutter ja, Ana ja, meine Mutter beim Abendessen

– Maria Clara ist der Mann im Haus

ich hatte das Gefühl, mein Vater würde etwas sagen, weil er seine Bewegung abbrach, aber nichts, er zog den Kopf ein und hielt eine Gabel vor den Mund, er redete auch nicht über seine Arbeit oder von den Eltern, die er nicht hatte, im Hochzeitsalbum nur die Verwandten meiner Mutter und die Ausländer, die ins Arbeitszimmer kamen und wieder gingen, im Hochzeitsalbum, in dem meine Großmutter sich nicht mit unechten Juwelen schmückte und teures Gefunkel am Hals und an den Fingern glitzerte, auf den unwichtigeren Fotos kümmerte sich der Oberleutnantsvetter in Uniform um meinen Großvater, in einer Zeit, in der sich die Leute merkwürdig frisierten, reichte mein Vater, bereits ernst, abwesend, einem Wirbel aus Schleiern, in denen eine Nase auf der Höhe der Orangenblüten schmetterlingsgleich flatterte, den Arm, wenn mein Vater die Ausländer vom Büro zum Gartentor begleitete, hieß uns meine Mutter, die schon seit vielen, vielen Jahren kein Wirbel aus Schleiern mehr war, im Zimmer warten, Verbeugungen, Händeschütteln, Scheinwerfer zwischen den Palmen von Estoril, der Schaukelstuhl vor und zurück auf dem Dachboden, das, was, ich hätte es schwören können, der Deckel einer Truhe war

(dieser?)

widerstand in den Angeln, nicht diese, vielleicht diese, die Spuren von Fingern im Staub und einen zerbrochenen Verschluß hat, die neben dem Holzpferd, einem zu billigen Spielzeug, als daß es meiner Mutter gehört haben konnte, das Auge des Pferdes auf das Holz gemalt, mit Strahlen als Wimpern, sieht mich an

– Wage es ja nicht Clarinha

beugte sich vor und richtete sich auf, als ich den Griff des Spiegelschranks erreichte, als der Spiegel sich drehte, bis er mich nicht mehr sah, und

(alles alt, widerlich, wahllos angehäuft)

Dutzende von mit altmodischer Schönschrift gefüllten Heften, das Holzpferd fuchsteufelswild

– Lies das nicht Clarinha

das viel zu billige, viel zu häßliche Spielzeug drohte mit meinem Vater

– Du kannst Gift drauf nehmen daß ich es deinem Vater erzählen werde

der Strich des Mundes bereits ohne Trense, ohne Zügel, ich hörte noch

– Ach Clarinha

doch es war jemand im Garten oder der Wind in den Dachpfannen, es kann nicht sein, ich habe nichts gehört, ich dachte, ich hätte etwas gehört, als Kind nahm ich an, daß die Bilder

sogar heute noch denke ich an bestimmten Tagen immer noch, daß die Bilder

nehme ich an, daß die Bilder mit mir über andere Tote reden, sich sorgen, Einzelheiten wissen wollen, Adelaide, die alle gekannt hatte, antwortete an meiner Stelle und entschuldigte sich

– Sie weiß es nicht die Arme sie ist zu spät geboren

meine Mutter, für die Bilder nichts weiter als Erinnerungen waren, durch die Entfernung unklar gewordene Abwesenheiten, Andenken an im Gedächtnis gesichtslose Verwandte

– Was sind denn das für Gespräche Adelaide?

geschriebene Seiten und der Name meines Vaters auf der Adresse, ein Emaillemedaillon, das einen kleinen Jungen mit Brille zeigt, der mir unerwartet ähnlich sieht und auf einem Holzpferd sitzt, ich stelle mir vor, daß der Fotograf so angezogen ist wie die Verstorbenen im Album und die Eltern meines Vaters voller Angst vor den Schüssen des Apparats, einer der beiden

– Dein Vater hat keine Familie er hatte nie eine Familie

hält sich die Ohren mit den Handflächen zu

– Lächeln

sie in einem der Schränke finden, wo sie noch immer vor dem Fotografen erschrecken, noch mehr Postkarten, noch mehr Medaillons, Armeleutenippes in Weinkisten, ein ärmlicher Müll, den meine Mutter nicht im Haus duldete, Schwalben aus Gips, eine verchromte Sphinx, ich nehme an, als sie jung verheiratet waren, hat mein Vater verlangt, die Sphinx zwischen die silbernen Teekannen zu stellen, und meine Mutter hat sie angeekelt angefaßt wie ein verwestes Tier und sie ringsum gezeigt

– Wie gewöhnlich

mein Vater verteidigte im rosa Hemd, das ihm bis zu den Knien reichte, das Gebiß und sammelte die Schätze, die niemand wollte, auf dem Dachboden, meine Mutter, die mein Zimmer prüfend ansah

– Keine Sorge was den Geschmack betrifft ist klar nach wem du kommst

voller Panik, mein Vater könnte es hören, ein Mann ohne Familie, der seinen Mund fest zusammenkniff, kämpfte, um nicht einzuschlafen und um weiterzuleben

– Ich will ohne das da nicht wie mein eigener Tod aussehen

ein kleiner Junge ohne Familie oder von dem sich meine Mutter wünschte, er hätte keine, der im Sonntagsstaat auf einem Holzpferd sitzt, der Arzt reparierte ihm die Brust, und ich versuchte in den Schränken, den Truhen zu begreifen, in den Träumen ist alles so klar, aber wenn ich aufwache, habe ich es vergessen, mein Vater kämpfte und kämpfte, und da die Spritze in den Arm, die Augen erloschen, als hätte man sie ausgepustet, nur die kleine Rauchfahne des Dochtes, der auch verlischt, die untere Hälfte des Gesichts verschwindet mit dem Gebiß

– Haltet seine Zunge fest

wenn er stirbt, wird meine Mutter die Dienstmädchen anweisen, dies alles an der Stelle im Garten zu verbrennen, wo früher die Hühnerställe waren und die Hunde begraben werden, die Handwerker werden den Dachboden herrichten, und meine Mutter ist keine Witwe mehr, denn sie hat nie einen Mann gehabt, Ana ist weiß ich wo verheiratet, ich wohne in einem Zimmer in Lissabon, streite nicht um Erbangelegenheiten

– Ach Clarinha

oder zusammen mit einer Freundin in einer Wohnung wie die des Oberleutnantsvetters, Nächte, in denen ich trotz der Tabletten nicht sein will, löscht meine Augen und haltet meine Zunge fest, wenn ich Adelaide im Altersheim besuche, hält sie mich für meine Großmutter

– Gnädiges Fräulein

in das Umschlagtuch gewickelt zwischen Rentnerinnen im Umschlagtuch in einem Haus in Belas, ich nehme ihre Hand und sie, als sie aufwacht

– Gnädiges Fräulein

will aufstehen, mir das Hütchen geben, das es nicht gibt, mir Geld leihen, damit ich im Casino spiele, nicht zwei oder drei Münzen, sondern ein Bündelchen, das ruckartig unter den Kleidern hervorgezogen wird, jeden Monat ein anderes Bündelchen

– Holen Sie schnell Ihre Perlen gnädiges Fräulein bevor der Herzog kommt

glaubt, sie sei in Mosambik im Regierungspalast mit dem Herrn General und dem Präsidenten Krüger, dem meine Mutter auf der Säulenveranda die Hand küßte, indische Diener mit Portweingläsern, jeden Monat ein anderes Bündelchen in den Kleidern, Scheine, die sich aus ihrer Faust lösten, auf dem Boden verteilten

– Holen Sie Ihre Perlen gnädiges Fräulein

sorgt sich, ich sei nicht schön genug, um die Engländer zu empfangen, die verantwortliche Dame, die mir das Geld gibt

– Ein Herr in einem Wagen mit einem anderen Wagen dahinter der auf ihn aufpaßt bringt es ihr immer

ich lehne es ab

– Haltet seine Zunge fest

zögere, es anzunehmen, auf dem Heimweg verdunkelt ein Teil des Aquädukts den Hang, ich zeigte das Geld bei Tisch und starrte dabei meinen Vater an

– Adelaide ist reich

mein Vater, ohne mich zu sehen, ohne es zu sehen, die Leibwächter auf der Steinbank neben dem Gartentor, wenn ich hinausging, nichts, wenn es Ana war, aufgeregte Bewunderung, Pfiffe, Kommentare, das Haar meiner Schwester hüpfte auf ihren Schultern, ihr Gang anders, ich bin der Mann im Haus, nicht wahr, Mutter, ich bin der Mann im Haus

– Maria Clara ist der Mann im Haus

der Mann im Haus durchstöbert die Familie, die es niemals gegeben hat, in den Schränken, den Truhen, ein Ehepaar auf einem zweiten Emaillemedaillon, das mit Gouache retouchiert wurde, es sieht wegen des Alters der beiden wie Vater und Tochter aus, der Vater sitzt, und die Hand der Tochter liegt auf seinem Arm, die Tochter ist verheiratet, trägt einen silbernen Ehering, den die Farbe hervorhebt, der Vater mit dem gleichen Ehering, der Schatten meiner Mutter wanderte von einer Seite des Tisches zur anderen, bemächtigte sich des Geldes

– Gib her

bewegte beim Zählen der Scheine die Lippen, die Gabel meines Vater rauf und runter, und es war nicht mein Vater, der sie hob, es war die Gabel, die meinen Vater befehligte, der Gesichtsausdruck wie der, als sie ihm verkündeten

– Wir werden Sie operieren müssen

und draußen, nicht in uns, eine Feierlichkeit, der Arzt sagt weitere Worte, aber ich hatte nur gehört

– Wir werden Sie operieren müssen

sie beleuchteten die Beete, und die Levkojen strahlten, meine Mutter legte das Geld an den Platz der Serviette

– Das hat sie uns bestimmt gestohlen

die Gabel zog meinen Vater und zwang ihn zu essen, die Gabel meiner Mutter auf dem Teller, meine Gabel zog mich auch, indem sie über die Muster auf dem Porzellan kratzte

Anas Gabel trennte, uns überhaupt nicht wahrnehmend, die Haut vom Fisch, wenn zumindest die Gabel meiner Mutter ihr befehlen würde

– Nimm mich

und Kartoffeln und Salat und Mayonnaise und Stille anstatt dieser weinerlichen Stimme

– Sie hat uns immer gehaßt sie hat uns bestohlen

mein Vater nahm sich noch etwas aus der Schüssel, ohne zu bemerken, daß er sich etwas auf den Teller tat, als ich mir das Handgelenk gebrochen habe, hat er mich ins Krankenhaus gebracht, und als sie mir den Gips anlegten, ist ihm zufällig ein Staubkorn unter das Augenlid geraten, so daß er sich umdrehen mußte, um sich zu schneuzen und es besser reiben zu können, auf dem Rückweg nach Estoril hat er mir eine Katze aus Schokolade gekauft und sie mir wortlos in die Jackentasche gesteckt, als ich sie wieder herausholte, war die Katze von der Temperatur des Stoffes weich geworden, Ana riet

– Steck sie in den Kühlschrank

sie wurde wieder hart, aber es war keine Katze mehr, eine braune Masse zwischen gestreiftem Silber, meine Mutter schickte die Jacke zur Reinigung, und zwei Wochen lang mußte ich die andere tragen, die an den Ärmeln kniff, kaum hatte ich sie angezogen, ein Leidensjammern des zerreißenden Samts

– Nicht einmal eine Jacke kannst du anziehen mein Gott noch mal

in einer Gabelpause verbot ihr mein Vater, nach Belas zu gehen und mit Adelaide zu schimpfen

– Laß sie

morgen nehme ich, falls es einen Laden in der Nähe gibt, eine Schokoladenkatze mit in die Inten ivstation, auch wenn er sie nicht essen kann, kann er sie anschauen und sich daran erinnern, daß sie mein bestes Kleidungsstück verdorben hat

– Wissen Sie noch was Sie mir angetan haben als ich mein Handgelenk gebrochen habe wissen Sie es noch?

ohne daß ich mich schneuzen muß, ohne Staubkorn unter dem Augenlid, die kaputte Jacke, die nicht zuging und nach Wäschetruhe roch, die Grimassen meiner Schulkameradinnen, meine Wut, meine Scham, ich konnte die Beziehungen zu meinem Vater nicht abbrechen

– Sprechen Sie nicht mit mir

denn wir hatten nie miteinander geredet, die Ausländer waren den ganzen Tag bei ihm, Jugoslawen, Neger, Araber, vor allem Neger und Araber, der Rechtsanwalt und die Leibwächter begleiteten sie vom Gartentor zum Arbeitszimmer, ein drittes Medaillon nur mit der Tochter, der kleine Junge mit der Brille auf dem Holzpferd und das Datum unter einem Fleck auf dem Glas, mein Vater auf diesem Stuhl, während er in Papieren stöbert, zu beiden hingebeugt, die Tochter sitzt jetzt, und auf ihrem Schoß der kleine Junge, in Schrecken verloren, hinter dem Medaillon ein Kreis aus festem Papier und die Schleife, um es an die Wand zu hängen, zwei Drosseln tranken am Rand des Teiches, der Rasenmäher arbeitete unsichtbar und verstummte, Jugoslawen, Neger, Araber, vor allem Neger und Araber, meine Mutter spähte ärgerlich unters Vordach

– Jetzt holt er auch noch die ganzen Neger ins Haus

ging schnuppernd durch die Zimmer, öffnete das Fenster, um den Geruch hinauszulassen, der Rasenmäher, nun fast neben uns, machte uns beinahe taub, Araber und Neger im Haus meines Großvaters, Mädchen, stellt euch vor, die Araber und die Neger zusammen mit dem Präsidenten Krüger und dem englischen Herzog, hier sind nie Araber oder Neger reingekommen, es sei denn, um bei Tisch zu servieren oder im Garten zu graben, ich hob das feste Papier mit dem Fingernagel an, und auf der Rückseite des sitzenden Mädchens mit dem kleinen Jungen auf den Knien in derselben Schrift wie auf den Umschlägen, auf den Rändern der Zeitungen, in den Briefen

Adelaide mit Luís Filipe auf dem Schoß

und eine verschnörkelte Unterschrift darunter

Adelaide mit Luís Filipe auf dem Schoß

ich schloß das Fenster, und der Rasenmäher entfernte sich, ich habe meinen Vater gebeten, ihn ausprobieren zu dürfen, der Mäher befreite sich mit einem Ruck von mir, verschlang sofort die Hälfte der Levkojen, fuhr schwankend über den Kies und blieb unter Rauchgehuste, öltropfend vor der Garage stehen, meine Mutter

– Luís Filipe

der Mäher spuckte unter kreischendem Todesröcheln schlecht durchgekaute Erd- und Schotterstücke aus

– Nun guck doch bloß mal wie deine Tochter ihre Jacke mit einem dieser gräßlichen Schokoladendinger für ein paar Centavos verdorben hat

mein Vater reparierte in Hemdsärmeln mit einem Schraubenschlüssel und einem Hammer die Maschine, baute den Deckel und Pleuelstangen, Zylinder, den zerbeulten Benzintank ab, so ausgeweidet, schien sie unfähig zu solchem Appetit, mein Vater, nur dreckige Finger, bog das Blech, trat auf den Zündungshebel, drehte an Knöpfen, eine Spule löste sich in gewundene Flammen auf, der Mäher belebte sich, faßte Mut, wich mit grimmigem Blick auf die Levkojen, auf meine Schienbeine zurück, las erneut in den Levkojen verschiedene Speisekarten, mein Vater trat abermals auf die Zündung

Adelaide mit Luís Filipe auf dem Schoß

dieselbe Schrift wie in den Heften, vielleicht

womöglich

ich bin sicher, daß der Besitzer des Armeleutemülls, der den Dachboden verstellte, meine Mutter, als sie das Fenster öffnete, um den Geruch hinauszulassen

– Jetzt reichen ihm die Araber und die Neger schon nicht mehr und er holt sich auch noch diese Proleten ins Haus mein Gott

mein Vater trat wieder auf den Zündungshebel, der Rasenmäher konzentrierte sich, schwoll mit einem Seufzer an, nahm Schwung, bleckte die Zähne, sabberte Levkojenreste und dunkle Flüssigkeiten, ich erinnere mich an den Mund meines Vaters in einer Art Schrei, eine Maiwolke glitt auf der Oberfläche des Teiches nach Osten

– Hatten Sie einen Bruder der wie mein Vater hieß Mutter

– Unsinn ich wäre glücklich gewesen wenn ich einen Bruder gehabt hätte

langsam, weiß, hoch oben am Himmel, bevor sie sich über den Bogengängen des Kellers verflüchtigte, in dem die Fahrräder mit durchlöcherten Reifen aus der Grundschulzeit, das Damenrad von Ana und meins

Maria Clara ist der im Haus

mit Männersattel, ich konnte eher Achten fahren als sie

– Guckt mal

ich fuhr, die Füße auf dem Rahmen, die Auffahrt hinunter, hoffentlich schaute mein Vater, der sich nie um uns kümmerte, aus dem Dachbodenfenster, ich bremste erst direkt vor dem Gitter, ich habe mich nie verletzt, der Mäher bewegte sich einen Meter, zweieinhalb Meter vorwärts, zermalmte den Schraubenschlüssel und verschwand im Buchsbaum

– Hatten Sie einen Bruder Mutter?

die Eschen erschrocken, das Wasser im Teich der Teil der Welt, der den Himmel berührte, alles sonst unendlich fern, auch die Störche, die Masch

– Nun hör endlich auf wie kommst du auf diesen Unsinn?

die Maschine kletterte Tonerde gurgelnd eine Backsteinecke hinauf, neigte sich zur Seite, fiel mit einem welken Knall, einem zweiten Knall, einem letzten Abschiedspfeifen um

– Clarinha

diese Resignation, dieser ernste Ausdruck der Toten, sie packten mich unsanft, denn ich spürte die Kälte eines Griffs, hoben mich über die Kerzen, zwangen mich, meinen Großvater auf die Stirn zu küssen, eines seiner Augenlider war in schielendem Spott stärker geschlossen als das andere

– Hatte Adelaide Kinder Mutter?

sie stellten mich wieder auf den Boden zu den Wachstropfen, die Kerzenleuchter gehörten nicht uns, sondern den Besitzern des Bestattungsunternehmens, die verhängten Spiegel, ich hätte schwören mögen, als sie mich ansahen, als ich mich in ihnen sah, sah nicht ich mich, ich sehe nicht so aus, wir stellten den Rasenmäher zu den Reifenschläuchen in die Garage, mein Vater schaute ihn, die Hände in den Taschen an, beunruhi

– Hatte Adelaide Kinder Mutter?

wir beide im kleinen Zimmer mit dem Fernseher und den Modezeitschriften, Mannequins in langen Kleidern versicherten mir, du bist häßlich, uns in ihren Sessel zu setzen war das schlimmste Verbrechen

– Raus da

das es gab, im Frühling half mir der Duft der Beete beim Einschlafen, ich beugte mich über die Fensterbrüstung, und die Levkojen beruhigten meine Haut unter dem Pyjama, ich spürte, wie sie verständnisvolle Süße atmeten, hin und wieder ein grüßendes Glitzern oder ein Abschiedswogen, die Gärten von Estoril zogen sich durch die Nacht zum Meer hin, wenn ein Zug beim Tamariz ankam, hörte man die winzigsten Geräusche, die Scheinwerfer erfanden Palmen und Büsche, die wir sonst nicht bemerkten, überraschende Veranden, den Bettler mit dem vorsintflutlichen Bart, der den Schriftstellern in den Schulbüchern ähnelte und auf dem Weg zur Schule um Almosen bat, die feste Überzeugung, daß man den Duft der Beete in ein Glas gießen und trinken konnte, mein Vater, die Hände in den Taschen, der beunruhi

– Hatte Adelaide Kinder Mutter?

der beunruhigt den Mäher in der Garage betrachtete, trotzig den Hebel bediente

– Ich habe ihn doch repariert ich habe ihn doch repariert

ließ mich an Anas Trotz denken, wie sie an der Kette der toten Meerkatze zog

– Komm spielen César

überzeugt, daß es Faulheit oder Müdigkeit war, die Fliegen kochten in der Wunde am Rücken, wo der Bus sie erfaßt hatte, eines der Augenlider war in schielendem Spott stärker geschlossen als das andere, aber da waren keine Kränze und Kerzen, Ana kämpfte mit den Fliegen, während sie an der Kette zog

– Komm spielen César

Zähne, die dem Rasenmäher ähnlich waren und die gleiche dunkle Flüssigkeit absonderten, die Wirbel verrutscht, als habe mein Vater sie auseinandergebaut und dann in einer andern Reihenfolge wieder zusammengeschraubt

– Adelaide hat keine Männer gekannt sogar darin hatte die Halunkin Glück

außerstande, ihr wegen des Geldes zu verzeihen, das sie ihr gestohlen hatte, aber meine Mutter fand weder heraus wie noch wo, zählte die Vasen, die Silberlöffel, die Handtücher im Wäscheschrank, drohte dem Meeraal vom Pfandhaus mit der Polizei, und der Meeraal klopfte mit der Handfläche Empörungen auf die Brust

– Ich will tot sein Madame

meine Mutter, die Schubladen aufzog und zuschob, Stolen, Schärpen, Porzellan, den Koffer überprüfte, den Adelaide in der Speisekammer stehengelassen hatte

– Halunkin

mit dem Foto des Regenschirms und des gnädigen Fräuleins, ich spähte meinen Vater und die Dinge aus, die sich um ihn herum veränderten, ohne daß mein Vater sich veränderte

– Wir müssen Sie am Herzen operieren Herr Doktor

ohne Mitleid mit meiner Mutter oder mit uns zu haben, der Schmutzfleck

riesig

am Schuh

– Warte draußen Amélia

mein Vater, die Hände auf den Knien, nicht zum Kupferstich an der Wand, sondern zu etwas jenseits der Wand

es gab keine Wand, es gab keinen Kupferstich, es gab nicht den Herrn General mit dem Präsidenten Krüger auf der Veranda des Palastes und eine wartende Kutsche und Inder und Windhunde

– Hör mit dem Gejammer auf Amélia

da waren das Krankenhaus, das Viadukt, das Kreuzchen am Rosenkranz, um die durch unsere Angst riesig gewordenen Bettlaken herum wir, die nicht den Mut hatten, sie zu berühren, der Schaukelstuhl irgendwo über der Decke, Schritte, Papiergeraschel

– Er wird nicht da oben auf dem Dachboden operiert

er ist da oben auf dem Emaillemedaillon, ein kleiner schmollender Junge auf dem Schoß von

– Adelaide hat keine Männer gekannt

ein kleiner schmollender Junge auf dem Schoß einer Frau, die auch Adelaide hieß, unbeholfen, steif, im Sonntagsstaat, könnte sie eine Köchin sein, könnte sie ein Dienstmädchen sein, die Umrisse ihres Vaters, und wenn es nun nicht ihr Vater war, wenn es

– Sie hat keine Männer gekannt sogar darin hatte diese Halunkin Glück

wenn ein Kranker stirbt, reinigen sie das, was übrigbleibt, desinfizieren sie das Zimmer und beziehen das Bett frisch für den nächsten Sterbenden, mein Vater im rosa Hemd, barfuß, wie er den Flur entlang vor der Bahre hergeht, kleine, frischgepflanzte Bäume, Erlen oder so, stützen sich auf der Straße an Pfähle, der Arzt klopfte an die Tür, die er währenddessen schon öffnete, Ana kämpfte mit den Fliegen, während sie an der Kette der Meerkatze zog

– Komm spielen César

hielt die Schaufel des Chauffeurs fest, um ihm zu verbieten, eine Grube zu schaufeln, bat meinen Vater um Hilfe, aber mein Vater schwieg, sie rannte zwischen Schaufel und Tier hin und her

– Komm spielen César

der Arzt befreite sich von der Stoffmütze, seine Hände wie die vom Chauffeur mit der Schaufel über der Grube, wie er den Körper des Tieres mit der Sohle schob, und das Tier war drin, das heißt, es rutschte langsam, unwillig zu verschwinden, wie er auch die Kette schob und die kleine Blutpfütze, die nicht rot war, schwarz, schwarze, glänzende Kristalle, der Arzt schob meinen Vater mit der Sohle, Ana in weißen Strümpfen und Faltenrock, versuchte ihn daran zu hindern, ich

– Wenn Sie möchten können Sie ihn eine Minute auf der Inten ivstation sehen

ich ruhig, Ana ruhig, meine Mutter steckte den Rosenkranz in die Handtasche, keine Grube, keine Fliegen, keine Schuhsohle, die meinen Vater schob, was wohl aus den Faltenröcken geworden war, mit denen sie uns wie Zwillinge anzogen, ein Kuß, mit dem ich weggeschickt wurde, ein Kuß und eine Liebkosung für sie, ein langanhaltendes Lächeln

– Selbst wenn du das gleiche anhast wie deine Schwester sieht man gleich daß du Ana Maria bist du bist so hübsch

mir die Sachen extra zerknittern, mich extra schmutzig machen, mich extra noch ungenießbarer geben, wenn man mir befahl, jemanden zu begrüßen, grüßte ich nicht

– Wo steckt Maria Clara nun bloß wieder

als mir ein Junge, damals war ich elf oder zwölf, zum erstenmal einen Brief schrieb, habe ich ihn zerrissen, ohne ihn zu lesen, weil ich mir sicher war, daß man mir einen Streich gespielt hatte, als der Blonde aus der anderen Klasse mich küssen wollte, habe ich ihm mit der Schultasche eins übergezogen und bin weinend weggerannt, die Lehrerin hat ihn dazu verdonnert, siebenmal einen Text abzuschreiben, der Blonde wollte mich in der Pause kneifen und noch einmal zur Strafe siebenmal einen Text abschreiben, selbst heute wird ein Pulli von mir auf Anas Körper gleich französischer, ich ziehe ihn am Tag darauf mit einem Silberschmuck an, und er ist keinen Centavo mehr wert, vielleicht sollte ich den Friseur wechseln, ein paar Kilo abnehmen, ich sehe der Tochter auf dem Medaillon ähnlich, die den kleinen Jungen hält, das Mal auf der Stirn, wie das von Adelaide, das habe ich auch

das kann nicht sein, so ein Unsinn, ich glaube das nicht, das würden doch alle schon seit Ewigkeiten wissen

in den Schränken, in den Truhen suchen, das Holzpferd mit Versprechungen einwickeln und es fragen, aber ich möchte wetten, daß, wenn ich das Holzpferd frage, es sich in einer Woche bei meinem brandneuen Vater auf dem Dachboden beklagt

– Wer ist Ihr Vater wer ist Ihre Mutter?

– Dein Vater hat keine Familie als wir uns kennengelernt haben hatte er schon keine Familie

– Nerv deinen Vater nicht er ist ja noch nicht einmal von der Operation aufgewacht

die Sonntagmorgen, vor allem im Winter, wenn die Palmen gerupft sind und das Wasser die Blätter an die Scheiben klebt, ich wollte mich immer so gern zu ihnen legen, über den Flur gehen, durch das Zimmer, in dem meine Mutter sich schminkte und scharlachrote Flecken auf Papiertaschentüchern hinterließ, die Matratze finden, mich zwischen beiden ausstrecken, während meine Mutter mit dem Atmen größer und kleiner wurde, mein Vater am anderen Ende der Decke, und ich hätte keine Angst mehr vor dem Donner, hörte die Tropfen an den Fensterscheiben und im Inneren der Tropfen den Nebel wachsen, die Hand meines Vater fährt am Kopfkissenbezug entlang, nimmt meine, ich drükke seine Finger, und er drückt meine Finger, ich krümme mich zu ihm hin, und er weist mich nicht ab, ich nehme an, ich bin eingeschlafen oder nicht aufgewacht, denn ich erinnere mich daran, daß ich im Bett in meinem Zimmer neben dem Bett von Ana lag, daß meine Hand geöffnet war, die mein Vater nicht berührte, und daß meine Mutter von der Tür her schwor, sie werde mit dem Pantoffel kommen, wenn wir in fünf Minuten nicht angezogen wären, es sei eine Schande, wie spät wir zur Messe kommen würden.

Drittes Kapitel

Der Arzt rief nicht den Fahrstuhl: er stieß die Schwingtür auf, an der auf einem Blatt aus einem Rezeptblock in Großbuchstaben

PRIVAT

stand und das mit Pflastern ans Holz geheftet war, von einem Fenster im Treppenhaus sah man Hotels, den Radar vom Flughafen, der sich über den Gebäuden drehte

wenn man hier wenigstens herauskommen, den Bus nach Hause nehmen, vergessen könnte, wenn mir jemand zeigen würde, daß dies alles nicht wahr ist, nicht geschehen kann, nicht geschehen ist, ich mich geirrt habe, mein Vater ist nicht krank, er ist im Arbeitszimmer mit den Jugoslawen, den Arabern, den Negern, sie reden über Kanonen und Gewehre, als ich aus dem Kino kam, bin ich im Flur vorbeigekommen und habe sie gehört, meine Großmutter, bitte sehr, der Oberleutnantsvetter, bitte sehr, nur alte Leute sterben

von einem Fenster im Treppenhaus sah man Hotels und den Radar vom Flughafen, der sich über den Gebäuden drehte, unsere Schritte machten auf dem Marmor der Stufen einen solchen Lärm, daß ich erschrak, an der Schwingtür im Stockwerk darunter auch das Blatt

PRIVAT

und ein Pflaster lose, eine kleine Halle mit Gasflaschen und dann eine kleine Halle mit Büros, Zimmern, Frauen mit Besen, die die Welt in Eimer kippten, der Saal der Inten ivstation, in dem nur zwei Betten belegt waren, Maschinen, Bildschirme und Lämpchen wie bei Spielautomaten, diesen amerikanischen Sachen, die mit wirrer Fröhlichkeit klingeln, wenn man Punkte gewonnen hat, im ersten Bett ein einsamer Arm auf dem Bettlaken, der Unrat, den die Abwasserrohre erbrechen, wartet am Strand auf das Steigen der Flut, wenn die Welle kommt, dann auf Wiedersehen Arm, am zweiten Bett, bei dem die Spielautomaten weniger klingelten, meine Mutter, Ana, der Arzt, den eine orangefarbene Birne zeigte und verbarg, ich erinnere mich an die Frage

– Warum zum Teufel geben Sie ihm nicht das Gebiß zurück?

ich erinnere mich nicht an meinen Vater, an Anas Augen, die sich veränderten, an ein paar Wachsknöpfe oder zittrige Tröpfchen, an meine Mutter, die Segnungen aufs Kissen zeichnete, der Arzt überprüfte die Bildschirme und entzifferte einen Streifen mit Strichen darauf

– In spätestens einer Stunde wacht er auf

die nicht zu meinem Vater gehörten, mein Vater ist nicht krank geworden, nicht mein Vater, ich erinnere mich an meine Stimme, die etwas sagte, wozu weiß ich nicht, die böse war, aber warum, mit wem

– Warum zum Teufel geben Sie ihm nicht das Gebiß zurück?

Ana war um eine Kreatur besorgt, die ich nicht kannte, die weder ein Kinn noch eine Brille hatte, dafür einen Gummischlauch im Mund, um einen dieser uralten Menschen, die sterben, der Oberleutnantsvetter, meine Großmutter, Adelaide eines Tages in Belas, wir nicht, mit Adelaide reden, ihr sagen, daß ich es wissen will, daß ich es wissen muß, sie zwingen, mit mir zu reden, die Kreatur ohne Brille, die nicht mein Vater war, bewegte sich etwas und sagte

– Maria Clara

sagte im Schlaf

– Maria Clara

in den Gummischlauch, sagte, glaube ich

– Maria Clara

inmitten der Glöckchen der Maschinen, im Tonfall, wie nachts manchmal

– Maria Clara

in den Eschen oder im Teich manchmal

– Maria Clara

in dem Moment, in dem ein Blatt das Wasser streift, Adelaide zwingen, mit mir zu reden, meine Mutter unterbrach ihre Segnungen

– Hast du den Herrn Doktor gehört?

Neontafeln die ganze Decke entlang, unsere Schatten ohne Kopf und Beine auf den Boden ausgegossen, Ana

– Seid still

sie beugte sich zum Schlauch, um die Eschen und das Wasser des Teiches zu hören, der Arm, der auf die Flut wartete, hob sich vom Bettlaken, ein Teil des Arztes schenkte meiner Mutter Aufmerksamkeit, während der Rest die Knöchel meiner Schwester heraufspazierte, neben dem Schlauch Ana, die nicht wußte, daß sie ausgezogen wurde

– Ich verstehe nichts

Schenkel, Hinterbacken, der Beginn der Nieren, ein Geruch nach feuchtem Stroh im Stall, der Arzt hakte ihren Büstenhalter auf, verweilte bei der Brust, und meine Mutter merkte es nicht, schauen Sie, was er mit ihr macht, Mutter, die offenen Augen der Kreatur bemerkten es auch, wanderten von Ana zum Arzt, gaben auf, schlossen sich wieder, dankt Gott dafür, daß mein Vater nicht

– Er wird nichts gesagt haben er ist wieder eingeschlafen

eine Krankenschwester kam, um den Sauerstoff zu regulieren, und der Teil des Arztes, der meine Schwester ausgezogen hatte, machte einer neutralen Kompetenz Platz, wenngleich der Geruch nach feuchtem Stroh noch immer da war, ich nahm den Bus nach Belas, das Aquädukt, Straßen, die asphaltiert werden mußten, Neger, die keine Waffen kauften, wenn ich das meiner Mutter erzählen würde

– Was für Waffen?

eine Truhe mit Rechnungen auf dem Dachboden, Mörser, Bazookas, Revolver, Minen, wenn ich das meiner Mutter erzählen würde

(keine Angst, Vater, ich erzähle es nicht)