Geschichte der jO: Teil 4. Schmerzherz - Johanna Koltai - E-Book

Geschichte der jO: Teil 4. Schmerzherz E-Book

Johanna Koltai

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Beschreibung

Geschichte der jO. Teil 4. Schmerzherz. Meine abenteuerliche Reise durch die Welt des SM. Es kommt zur lang ersehnten Begegnung zwischen jO und ihrer Ex-Herrin, Lady Svenja. jO ist entschlossen, Lady Svenja zurückzuerobern. Aber ihre jetzige Herrin, Lady Inka, verfolgt schon lange einen Plan, wie sie das verhindern will. Als Escort wird jO zum ersten Mal von einem Paar gebucht. Ein Stammfreier, Herr A., macht seine Besitzansprüche an sie deutlich. Und Lady Inka treibt es mit einem Spiel so weit, dass jO völlig verzweifelt. Doch das alles ist noch gar nichts gegen die Herausforderung, der sich jO bei einer neuen Buchung stellt: Der Zirkel der O Berlin engagiert die Sub als „O“ und devote Sexsklavin für einen Kaminabend.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Ein Plan geht auf

Das Paar

Sari, Engel und Rotwein

Gefühlskämpfe

Das Geschenk des Herrn A.

Zirkel der O Berlin

Eine zweite Chance

Tagträume am Ku’damm

Vorschau auf Teil 5.

Kontakt & Feedback.

Weitere Bücher von Johanna Koltai.

Hurensprech

Glossar

Impressum

Geschichte der jO: Teil 4. Schmerzherz

Meine abenteuerliche Reise durch die Welt des SM.

Von Johanna Koltai

Berlin im November 2016, überarbeitet 2025.

Ein Plan geht auf

Berlin im Juni 2015. Ich kauere über dem Sofa in Lady Inkas Wohnung und versuche nachzudenken, aber mein Kopf ist leer. Ein Holzpaddel landet wieder und wieder krachend auf meinem Hintern und reißt mich für Sekundenbruchteile aus meiner Erstarrung. Der Schmerz klopft an die Türe meines Bewusstseins, aber ich lasse ihn nicht herein. Ich weiß, dass er da ist, aber er erreicht mich nicht. In meinen Augen haben sich Tränen gesammelt, die nun langsam über meine Wangen kullern. Mit dem Paddel haben die Tränen nichts zu tun.

„Glaube ja nicht, dass das schon deine Bestrafung wäre, jO“, sagt Lady Inka. Sie spricht nicht laut und wütend, sondern ruhig und kühl. „Das ist nur ein kleines Ritual, damit du nicht aus der Übung kommst.“ Ihre Rache, das ist mir klar, wird eher über die Psyche laufen. Lady Inka ist viel zu anspruchsvoll, als dass sie sich mit ein paar Schlägen zufrieden geben würde. Sie ist schlau. Viel schlauer als ich. Ihr Plan, den sie von langer Hand vorbereitet hat, ist aufgegangen. Einerseits bewundere ich sie dafür, andererseits macht es mich wütend, dass ich ihr so einfach auf den Leim gegangen bin. Lady Inka mache ich keinen Vorwurf, mir selbst schon. Ich bin einfach zu naiv, zu dämlich und zu ungeschickt.

Ich weiß, dass ich die maximale Strafe verdient habe. Es ist ganz klar, dass Lady Inka so ein Verhalten nicht auf sich sitzen lassen kann. Trotzdem bereue ich nichts. Ich musste es tun. Es gab keine Alternative.

Während das Paddel meinen Po rot färbt, schießen mir immer wieder Bilder des Abends durch den Kopf. Ich sehe Lady Svenja vor mir auf dem Sofa sitzen – und neben ihr Lady Inka. Ihre brünetten, gelockten Haare, die einmal so schön lang waren, hat sie abgeschnitten. Ich weiß, wie die Haare duften, wie weich sie sind und wie sie glänzen, wenn die Sonnenstrahlen darin spielen.

Klar: Wenn sich eine Frau die Haare abschneidet, dann meistens, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. So ist es auch bei Lady Svenja. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt, mit dem sie eigentlich Kinder und ein klassisches Familienleben haben wollte. Um diesen Traum zu leben, hatte sie mit mir Schluss gemacht. Noch nicht einmal persönlich, sondern per E-Mail. Ich finde es schade, dass viele Menschen verlernt haben, solche Dinge von Angesicht zu Angesicht zu klären. Sicher ist es einfacher, eine Mail oder SMS zu schicken und der Verzweiflung und Ohnmacht des Ex-Partners aus dem Weg zu gehen. Aber ist es auch angemessen und respektvoll? Ich liebe zwar die Rolle der Sklavin, aber ich bin auch ein Mensch mit Gefühlen. Es hat mir weh getan, so einfach von ihr abserviert zu werden.

Jetzt sitzt sie vor mir auf dem Sofa, hat die schlanken Beine übereinander geschlagen und hält sich an ihrer Handtasche fest. Die sonst so souveräne Lady Svenja ist nervös. Ich merke das. Wahrscheinlich hat sie ein schlechtes Gewissen. Ich knie vor den beiden in der O-Stellung. Beine leicht gespreizt, Oberkörper aufrecht, Blick devot gesenkt, Hände mit den Handinnenflächen nach oben. Bis auf meine schwarzen Strümpfe und mein Lederhalsband bin ich nackt. Es ist ein bisschen wie in alten Zeiten, denke ich und muss lächeln.

Mein Blick gleitet heimlich bewundernd über die schicken weißen Pumps von Lady Svenja, ihre weiße Strumpfhose, den weißen Bleistiftrock und die cremefarbene Bluse, die farblich zur Handtasche passt. Ja, Weiß ist ihre Farbe. Sie liebt Weiß. Unwillkürlich muss ich an die Raffaello Werbung denken, in der ebenfalls eine elegante, weiß gekleidete Dame auftritt.

Lady Inka dagegen würde ich eher in einem Film von Quentin Tarantino verorten. Sie ist eine kleine giftige Bitch. Anfang 40, 1.60 Meter, hellbond-gefärbter Pagenschnitt, strahlend-weiße Zähne – was kein Wunder ist, denn Lady Inka ist Zahnärztin. Im Gegensatz zur weiß gekleideten Svenja gibt sie heute die schwarze Witwe. Sie trägt ein schickes schwarzes Kostüm, schwarze lange Lederstiefel und schwarze Strümpfe. Die Stiefel haben rote Sohlen und einen Metallabsatz. Todschick.

Lady Inka gießt ihrer Besucherin ein Gläschen Sekt ein und lächelt zufrieden. Es muss ein Triumph für sie sein, dass die Ex-Sklavin von Lady Svenja jetzt ihre Sklavin ist. Während die Beziehung von Lady Svenja gescheitert ist, läuft es bei ihr offensichtlich harmonisch. Schließlich knie ich brav in der O-Grundstellung nachdem ich Lady Svenja angemessen begrüßt habe. Ich höre, wie die beiden mit den Sektgläsern anstoßen, aber der Klang der Gläser ist seltsam dumpf und wirkt etwas verunglückt.

Nervös wippt Lady Svenja mit dem Fuß. Als ich aufblicke, begegnen sich unsere Augen für einen Moment. Ihre grünen Augen üben noch immer einen Zauber auf mich aus, dem ich mich nicht entziehen kann. Man mag das ja eigentlich nicht glauben, aber Gefühle können tatsächlich stärker sein als Ketten. Als ich in diese grünen Augen sehe, kommt alles wieder in mir hoch. All die Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen, die ich so energisch und mühsam beiseite geschoben hatte. Ein kurzer Schauer jagd über meinen Rücken und schnell blicke ich wieder zu Boden.

Ich bin etwas verwirrt, als sich Lady Svenja und Lady Inka zunächst über ein Cafe in Kreuzberg austauschen. Hallo?! Gibt es jetzt nichts Wichtigeres zu besprechen als in welchem Cafe man am Wochenende gut brunchen kann?

Die beiden ignorieren mich und tun so, als wäre ich gar nicht da. Ohne Überleitung kommt Lady Inka dann plötzlich doch auf mich zu sprechen.

„jO hat übrigens Fortschritte gemacht“, sagt sie mit kaum verschleiertem Besitzerstolz und der unausgesprochene Subtext ist, dass diese Fortschritte nur unter ihren Führung möglich waren.

„Tatsächlich?“, sagt Lady Svenja interessiert und sie wippt nun noch schneller mit dem Fuß.

„Oh ja!“, meint Lady Inka und zückt ihr Smartphone.

„Momentchen, ich zeig’ dir mal was.“

Ich ahne, was kommen wird.

Und tatsächlich: Kurz darauf ertönt meine Stimme.

„Ich bin jO, die gehorsame O von Lady Inka. Ich wurde eben von Lady Inka markiert, mit ihrem Natursekt – und ich bin Lady Inka unendlich dankbar dafür“, höre ich mich sagen und meine Stimme klingt mir seltsam fremd. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass sich die eigene Stimme immer etwas anders anhört, wenn man sie von einem Video auf einem Smartphone hört. Kein Zweifel, es ist das Video, auf dem ich in Lady Inkas Küche knie und von ihr angestrahlt werde.

Ich fühle, wie Hitze in mir aufsteigt und mein Kopf augenblicklich knallrot wird. Es kostet mich große Überwindung, ruhig zu bleiben.

Mir ist klar, dass Lady Inka nun die ganzen Videos vorspielen wird, die sie in den vergangenen Wochen von mir gemacht hat. Es ist eine Demonstration ihrer Macht über mich. SM ist im Kern ein Machtspiel. Die Sub gibt Macht ab, die Herrschaft nimmt sie sich.

„Ich bin jO, die gehorrsame O von Lady Inka“, höre ich wieder und wieder aus dem Handy.

Ich erkenne den Gangbang in Dresden, bei dem ich mit Sperma-verschmiertem Gesicht in die Handykamera sprechen musste.

„Ja, das hattet ihr mir geschickt“, bestätigt Lady Svenja, als die Gangbang-Szenen aus Dresden laufen. Ihre Stimme ist etwas brüchig. Sie räuspert sich und nimmt schnell einen großen Schluck aus ihrem Sektglas.

Dann ist da der Moment im Swingerclub, als ich – vollständig bekleidet, aber ohne Höschen – auf dem Gynstuhl meine Möse präsentieren musste.

„Das war im Club“, erläutert Lady Inka. „jO war ganz versessen darauf, sich den Gästen zu präsentieren. Sie ist unfassbar hemmungslos geworden. Und sehr exhibitionistisch.“

Bitte? Ich fasse es nicht, wie ungeniert Lady Inka lügen kann. In Wahrheit war es allein ihre Idee, dass ich mich so zeige.

„Hich hin ho, hie hehorhahe ho hon hehin hinha“, höre ich mich sagen.

„Ist das auf dem Strich?“, fragt Lady Svenja interessiert und sie wirkt nicht im geringsten überrascht.

„Ja“, bestätigt Lady Inka vergnügt, „jO kommt einfach nicht davon los, sie ist ganz wild darauf“. Das ist glatt gelogen und eine geballte Wut sammelt sich in meinem Magen. Ich balle die Fäuste und drücke sie so fest zu, wie ich nur kann. Dann gelingt es mir, mich wieder zu entspannen.

Vor meinem inneren Auge läuft die Szene noch einmal ab. Ich musste auf dem Straßenstrich Sperma besorgen und damit auf der Zunge in die Kamera sprechen, während ich vor Inka auf der Straße knie, die bequem im Auto sitzt. Es ist fies, mich so bloßzustellen.

Es gibt auch einige Aufnahmen, die ich nicht zuordnen kann. Wahrscheinlich hat Lady Inka sie heimlich aufgenommen. Oder sie hat es einfach nicht für nötig befunden, mich darüber zu informieren.

Ohnmächtig und seltsam erstarrt knie ich da. Mein Blick ist zu Boden auf die Schuhe von Lady Svenja gerichtet, aber ich sehe sie nicht bewusst, ich bin mit dem Kopf ganz woanders. Was wird Lady Svenja jetzt bloß über mich denken? Wie wird sie reagieren? Ist sie stolz auf mich? Oder entsetzt? Oder angewidert?

„Und hier hat sie nun wirklich alle Hemmungen abgelegt. Das gefällt mir eigentlich am besten.“

„Was macht sie da?“, will Lady Svenja neugierig wissen.

„Sie bietet sich als Hure an. Nicht auf dem Strich, sondern ganz öffentlich.“

„Ach was“, meint Lady Svenja und scheint nun doch überrascht. „Kann ich das nochmal sehen?“

Die Szene läuft ein zweites Mal ab und Lady Svenja hält sich vor Erstaunen die Hand vor den Mund. Ich habe das Video noch nie gesehen, aber ich nehme an, es zeigt, wie ich im Huren-Outfit in ein ganz normales Cafe gehe, in das mich Lady Inka geschickt hat, damit ich ihr ein Blaumbeer-Muffin besorge. Der Clou war damals, dass sie genau wusste, dass das Cafe soetwas gar nicht hat.

„Krass. Das finde ich jetzt aber echt krass. Das ist ja fast schon wie ein Outing, findest du nicht?“

„Absolut. Sehe ich genauso, aber jO war es wichtig, auch mal ganz öffentlich als Hure aufzutreten, damit es jeder sehen kann. Schau nur, jeder sieht ihr Gesicht. Und so läuft natürlich nur eine Hure herum, klar.“

„Klar“, bestätigt Lady Svenja. Ich merke, wie sie mir einen Blick zuwirft, aber ich schaffe es nicht, sie anzusehen. Statt dessen blicke ich weiter starr auf ihre Schuhe.

Was soll ich tun? Aufspringen und beteuern, dass das so gar nicht stimmt? Behaupten, es seien alles Lady Inkas Ideen und Befehle gewesen? Wenig glaubhaft. Und unpassend obendrein. Eine O widerspricht nicht. Selbst dann, wenn ihre Herrin die Unwahrheit sagt und sich die Wahrheit nach Belieben zurecht biegt. Außerdem wäre es kein Zeichen von Gehorsamkeit, wenn ich mich vor den Augen von Lady Svenja mit Lady Inka streiten würde. Ich weiß nicht mehr genau, was ich in dieser Situation dachte. Ich glaube rückblickend, ich dachte überhaupt nichts. Ich war wie betäubt, wie in Watte gepackt, unfähig, mich zu wehren oder zu reagieren. Kurzum: Ich ließ alles über mich ergehen und rührte mich nicht. Bis heute weiß ich nicht, ob das die richtige Entscheidung war.

„Wow!“, sagt Lady Svenja. „Das ist…“ Sie überlegt und sucht nach dem richtigen Wort. „Wow“, sagt sie erneut, als ihr nichts anderes einfällt.

Lady Inka lacht amüsiert. Es gefällt ihr, dass Lady Svenja so verlegen ist und gar nicht weiß, was sie dazu sagen soll.

„Sie hat einen ziemlichen Schritt gemacht, meinst du nicht auch?“

„Das hat sie“, stellt Lady Svenja nachdenklich fest und ich spüre wieder ihren Blick auf mir. „Das hat sie wirklich.“

Meine Lippe zittert einen Moment und ich glaube schon, dass gleich etwas aus mir herausplatzt – aber es kommt nichts. Meine Lippe beruhigt sich wieder und ich bleibe stumm vor den beiden knien.

„jO hat sich dagegen entschieden, wieder einen Bürojob anzunehmen und ist jetzt Hauptberuflich… nunja… Hure eben“, plaudert Lady Inka munter darauflos. Und als sie sagt „Hure eben“, lacht sie amüsiert, als habe sie einen guten Witz erzählt.

„Ehrlich jetzt? Ist das wirklich wahr, jO?“, fragt Lady Svenja und es ist das erste Mal, dass sie mir eine direkte Frage stellt.

Ich möchte antworten, aber meine Kehle ist wie zugeschnürt und so kann ich nur nicken.

„Erzähl’ Lady Svenja ruhig mal, wie du dein Geld verdienst, jO-Schätzchen“, meint Lady Inka. Sie nimmt ihr Sektglas, lehnt sich wohlig zurück und nippt daran.

Ich räuspere mich, knie mich so gerade hin wie ich kann und sage: „Ich arbeite als Escort und in einem SM-Studio.“

„Ja, ja, aber nicht als normales Escortmädchen, sondern als O versteht sich“, ergänzt Lady Inka.

„Wirklich?“, fragt Lady Svenja, „Das ist ja wirklich eine… interessante Entwicklung. Wow!“

Sie lacht verlegen und ihr Fuß wippt wieder schnell hin und her.

„Cheers! Auf jO“, sagt Lady Inka und die beiden stoßen miteinander an. Diesmal ist der Klag der Gläser hell und rund.

„Also ganz ehrlich: Ich hätte das nie für möglich gehalten. Nie!“, betont Lady Svenja. „Nie hätte ich gedacht, dass aus Johanna mal jO werden könnte. Ich hatte ja schon Gewissensbisse, als wir sie in den Club gebracht haben. Und als sie dann auch noch auf den Strich ging, nein, also, das war mir eigentlich schon alles viel zu viel.“

„Tja, stille Wasser sind tief“, meint Lady Inka und nun spüre ich auch ihre Blicke auf mir.

„Ich dachte: Okay, das ist so eine Phase von ihr. Sie will sich eben mal ausprobieren und Sklavin spielen“, sagt Lady Svenja. „Aber wenn sie das jetzt Hauptberuflich macht, also dann… wow!“

Sie nimmt einen Schluck aus ihrem Sektglas und schaut mich nachdenklich an.

„Wie kommt ihr denn so zurecht miteinander?“, fragt Lady Svenja.

„Oh, sehr gut, sehr gut. Sie ist ein Goldstück“, erklärt Lady Inka. „jO-Schätzchen, zeig Lady Svenja, wie sehr du deine Herrin verehrst“, befielt sie und schlägt lässig die Beine übereinander.

Ich krieche ein Stück vor und bedecke den Stiefel von Lady Inka, der auf dem Boden steht, mit Küssen. Ich denke nicht darüber nach, ich gehorche einfach. Es ist ein Automatismus, der in mir abläuft.

„Na, gratuliere, Inka! Du kannst stolz auf dich sein“, stellt Lady Svenja fest. „Du hast sie richtig gut abgerichtet, Glückwunsch!“

„Danke“, sagt Lady Inka und ich spüre, wie viel ihr dieses Lob bedeutet.

„Das genügt, jO“, sagt sie und macht mit der Hand eine Bewegung, als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen.

Ich knie mich wieder auf meinen Platz.

Unglücklicherweise merke ich, wie ich Lust dabei empfinde, so vorgeführt und bloßgestellt zu werden – gerade, weil es vor Lady Svenja ist.

„Was hast du nun mit ihr vor?“, fragt Lady Svenja neugierig.

Lady Inka überlegt einen Moment.

„jO kann noch mehr. Noch viel, viel mehr“, meint sie.

„Sie ist unglaublich schamlos, die ganzen Videos, meine Güte!“, nickt Lady Svenja und fährt sich mit einer Hand durchs Haar, als wäre sie in einen Sturm geraten und müsste sich wieder zurecht machen.

„Es ist ja nicht so, dass ich sie zu irgendetwas zwingen würde“, beteuert Lady Inka. „Gut, ich ermutige und führe sie, aber gezwungen wird sie natürlich zu gar nichts. Sie macht alles freiwillig. Ist es nicht so, jO-Schätzchen?“

„Ja, Lady Inka“, bestätige ich mit leiser Stimme und ich ärgere mich sofort, dass ich nicht laut und mit fester Stimme sprechen kann.

„Komm, zeig’ Lady Svenja mal, wie fein du es dir am Stiefel deiner Herrin machen kannst.“

Sie streckt ihr rechtes Bein aus. Einerseits möchte ich das nicht. Ich bin kein Zirkuspferdchen, das auf Kommando Kunststücke zeigt. Andererseits bin ich eh gerade erregt und würde dieses Gefühl gern auf die Spitze treiben. Wie immer folge ich meiner Lust. Meine Pussy hat einfach zu viel Macht über mich. Man sagt ja, dass es Kopf- und Bauchmenschen gibt. Also Menschen, die entweder ihrem Kopf oder ihrem Gefühl folgen. Ich gehöre wohl zu einer seltenen dritten Art: Ich folge meiner Lust.

Wie in Trance nehme ich Lady Inkas langen schwarzen Lederstiefel zwischen meine Schenkel, bewege mein Becken rhythmisch hin und her und reibe meine Möse am Stiefel.

„Du stöhnst ja gar nicht. Gefällt es dir etwa nicht?“, kritisiert Lady Inka. Also spiele ich etwas Theater, stöhne und schließe die Augen, als wäre ich schon kurz davor.

„Sehr unterhaltsam“, bestätigt Lady Svenja, aber ich glaube, insgeheim findet sie, dass Lady Inka es übertreibt.

Dummerweise reagiert meine Möse tatsächlich und ich werde feucht. Jetzt ist das Stöhnen echt.

„Mund auf!“, herrscht mich Lady Inka an und schiebt mir zwei Finger in den Mund. Ich weiß, was sie von mir erwartet und liebkose ihre Finger mit Lippen und Zunge.

Sie wechselt die Finger und schiebt mir einen Daumen in den Mund. Intuitiv lutsche ich daran, als wäre es ein Penis.

„So ein geiles Stück“, stellt Lady Inka fest.

Ich bemerke, wie ich mein Becken immer schneller bewege und wie meine Möse immer heftiger pocht. Ich reibe mich am Stiefel der Herrin und nehme nur noch verschwommen wahr, wie Lady Inka und Lady Svenja sich über mich lustig machen.

„Darf ich kommen, Herrin?“, frage ich schließlich und ich muss zugeben, dass ich tatsächlich jede Scham verloren habe und einfach nur einen Orgasmus haben möchte.

„Ja!“, ruft Lady Inka nun laut.

„Komm für mich!“

Ich spüre zwei kurze brennende Ohrfeigen, dann verliere ich die Kontrolle über meinen Körper und beginne wild zu zucken. Ein heftiger Orgasmus peitscht durch mich hindurch. Mit beiden Händen umklammere ich den Stiefel der Herrin – etwa so, wie sich ein Schiffbrüchiger an ein Stück Holz klammert. Ich höre mich laut aufstöhnen und Lady Inka „Brav! Sehr brav!“ rufen.

Mein Herz klopft wie verrückt und Schweißtropfen rinnen mir den Hals herunter, als ich wieder zu mir komme. Der Orgasmus war wirklich intensiv.

„Sie ist ja ganz verschwitzt“, stellt Lady Svenja fest.

Ich atme schnell, bin aber wieder bei mir. Ja, das war gut. Sehr gut sogar. Ich fühle mich befreit und kann wieder klar denken.

„Das arme Schätzchen“, meint Lady Inka, befreit ihr Bein aus meiner Umklammerung und steht auf. „Ich hol’ dir ein Handtuch, jO.“

Kaum ist sie aus dem Raum, wittere ich meine Chance.

„Bitte, Lady Svenja, nehmen Sie mich zurück!“, flüstere ich ihr schnell und eindringlich zu.

„Was?“, flüstert sie überrascht zurück und sieht mich mit großen Augen perplex an. „Du spinnst wohl!“

Ihre heftige Reaktion wirft mich innerlich um. Es ist wie ein K.O.-Schlag im Boxring.

BAAAAAM! Ich gehe innerlich zu Boden wie ein nasser Sack.

Nicht das kleinste Zögern und Überlegen ist zu erkennen. Kein Zweifel: Es scheint für sie völlig ausgeschlossen zu sein, dass wir wieder zusammen kommen. Eine Welt bricht für mich zusammen.

Noch ehe ich mich von diesem verbalen Tiefschlag erholen und etwas sagen kann, ist Lady Inka auch schon wieder zurück. Sie reicht mir ein kleines weißes Handtuch.

„Ist ja nicht zu fassen“, meint Lady Svenja, lehnt sich weit zurück, fasst sich betroffen an den Kopf und atmet tief durch.

„Was ist denn los?“, fragt Lady Inka.

„Halt dich fest. jO hat mich gerade gebeten, sie ‚wieder zurück zu nehmen‘“, berichtet Lady Svenja mit geschlossenen Augen und massiert ihre Nasenwurzel als hätte sie Kopfschmerzen.

„Oh“, sagt Lady Inka und muss sich erstmal aufs Sofa setzen.

Eine peinliche Stille erfüllt den Raum.

„Ich… ich habe das natürlich sofort abgelehnt“, führt Lady Svenja weiter aus.

Von beiden Seiten spüre ich die Blicke auf mir. Ich bin wie erstarrt und halte mich an dem weißen Handtuch fest ohne es benutzt zu haben.

„Sie ist…“, beginnt Lady Inka eine Erklärung, setzt dann aber wieder ab und greift statt dessen zu ihrem Sektglas. Sie leert es mit einem Zug.

„jO ist manchmal etwas gierig, weißt du. Ich meine: Du hast die Videos ja gesehen. Sie braucht ständig neue Kicks“, sagt Lady Inka.

„Ja, das scheint mir auch so“, bestätigt Lady Svenja.

„Aber um das noch mal ganz, ganz klar zu sagen, jO: Mir ist das alles viel zu extrem. Verstehst du? Ich möchte das nicht. Ich… ich bin da einfach überfordert. Nein, nicht überfordert, aber… es macht mir einfach keinen Spaß. Das bin ich nicht. Ich kann dir nicht geben, was du suchst. Inka schon. Also sei dankbar, dass du sie hast. Außerdem möchte ich jetzt wirklich eine Beziehung mit Perspektive.

---ENDE DER LESEPROBE---