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Geschichte der jO. Teil 5. Alles mit allen. Meine abenteuerliche Reise durch die Welt des SM. jO erlebt zum ersten Mal Ponyplay und wird von einem strengen Rittmeister zur Stute ausgebildet. Klar, dass dabei auch eine Besamung der devoten Stute nicht fehlen darf. Als Escort-Sklavin verbringt jO eine Nacht in einem Berliner Luxushotel am Bahnhof Zoo. Sie wird extrem gefordert, denn der Herr ist nicht gerade klein gebaut. Doch das ist nur der Auftakt zu einer bizarren Geburtstagsparty der außergewöhnlichen Art. jO steht den Partygästen zur Verfügung. Immer, wenn sie erleichtert denkt, dass die Session nun vorbei sein müsste, geht es weiter. Noch härter, noch extremer. Eine Langzeit-Session, in der jO bis zur Erschöpfung benutzt wird. Dabei bringt jOs Herrin, Lady Inka, das gemeinsame Spiel mit Lady Lena und Herrin Alex auf eine ganz besondere Idee.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Mein Leben als Stute
Parship und fremde Federn
O-vernight
Alles Geile zum Geburtstag
Erste Geschenke für jO
6 Männer. Nr. 4 hat mich überrascht.
Das rote Bett und die junge Hexe
Die FemDom-Runde
King Kongs Beute
Geburtstagstorte & Planschbecken
Nachts unterwegs in Berlin
Der nächste Schritt
Vorschau auf Teil 6
Kontakt & Feedback.
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Hurensprech
Glossar
Impressum
Geschichte der jO: Teil 5. Alles mit allen
Meine abenteuerliche Reise durch die Welt des SM.
Von Johanna Koltai
Berlin im Dezember 2016, überarbeitet 2025.
Die menschliche Phantasie gehört zu den faszinierendsten Dingen überhaupt. Gerade, wenn es um das Sexuelle geht, gibt es immer wieder Fetische und Neigungen, die mich überraschen. Ich komme mir manchmal vor, wie eine Mischung aus Alice im Wunderland und dumme Gänsemagd, die mit großen Augen auf der Reise durch die sonderbarsten Ecken der SM- und Paysex-Traumwelt ist und sich staunend umschaut.
Um in dieser Welt mitspielen zu können, muss man sich seine kindliche Phantasie bewahrt haben – zumindest teilweise. Früher haben wir Mädchen gespielt, dass wir Prinzessinnen sind, obwohl wir natürlich gar keine waren. Wir haben uns in eine Rolle hineinversetzt. Im Prinzip sehr ähnlich geht es bei Rollenspielen im Erwachsenenbereich zu. Die Sklavin, die Zofe, der Herr – das sind ebenfalls Rollen, in die man abtaucht.
Im Moment bin ich eine Stute, also ein Pferd. Und mein Kunde hat die Rolle des Rittmeisters angenommen. Soweit, so klar. Etwas verwirrend kann es allerdings werden, wenn nun ein Mitspieler seine Rolle tauscht. So wie Rittmeister von Lacroix (Name aus Diskretionsgründen verändert). Gerade noch hat mich der Herr Rittmeister als Stute erzogen, nun ist er in die Rolle eines Hengstes geschlüpft, der tut, was Hengste eben tun, wenn sie eine Stute sehen, auf die sie Lust haben.
Mir ist egal, wie er das nennen will, solange er dabei wie abgesprochen ein Kondom benutzt. Ich liege mit dem Bauch über einem Holzbalken und halte meine gespreizten Beine mit den Händen fest. Von hinten bespringt mich der Hengst – manchmal so stark, dass ich denke, jeden Moment könnte der Holzbalken umfallen. Ich lasse mich aus Sicherheitsgründen beim ersten Date nicht fesseln, sonst wäre ich jetzt sicher formschön verschnürt.
Der Mannhengst bäumt sich auf, reißt mich an den Hüften zu sich heran, ist einen Moment wie erstarrt und lässt sich dann keuchend auf meinen Rücken sinken. Uff, ganz schön schwer, so ein Hengst.
„Das war gut“, stöhnt der Hengst bzw. der Herr Rittmeister von Lacroix erschöpft. Ich nehme es dankbar zur Kenntnis. Ich habe mir große Mühe gegeben und ich kann sagen, dass dieser Termin eine echte Herausforderung ist. Sicher, ich hatte schon einmal ein Erlebnis im Petplay-Bereich. Da war ich eine Hündin. Im Vergleich zur Erziehung damals war die heutige Erziehung als Stute deutlich schwerer und anstrengender.
Der Herr Rittmeister verfügt über ein großes Areal in Berlin Reinickendorf und ist bestens ausgerüstet. So bekam ich als Stute einen Riemenanzug angelegt. Wie man sich denken kann, war ich damit trotzdem so gut wie nackt. An meine Brustwarzen brachte der Herr kleine Glöckchen an. Ich bekam Zaumzeug um den Kopf gelegt und musste sogar auf etwas draufbeißen. Ich glaube, dieses Teil nennt man Trense. Der Herr Rittmeister hat mir zwar alles erklärt, aber das waren so viele Fachbegriffe auf einmal, dass ich mir unmöglich etwas davon habe merken können. Oh, und falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: Ich bin blond.
Ich musste spezielle Huf-Schuhe tragen, gegen die das Laufen auf High-Heels der reinste Kindergeburtstag ist. Und dann ging’s los! Die gute Stute musste lernen, beim Gehen die Oberschenkel so weit wie möglich nach oben zu werfen und mich kerzengerade zu halten. Mit der langen Longierpeitsche wurde ich korrigiert und bekam etwas von „Schritt, Trab und Galopp“ zu hören. Immer und immer wieder musste ich an einer langen Leine Kreise um den Herrn Rittmeister drehen. Ich mache Fitness, ich bin durchaus ausdauernd, aber dieses Training war schon heftig.
Ich weiß nicht mehr genau, was ich alles trainiert habe, aber am Ende war ich durchgeschwitzt und hatte einige neue Striemen am Po.
Der Höhepunkt, „die Besamung der Stute“, ist abgeschlossen. Der Hengst wird wieder zum Rittmeister. Zu meiner großen Freude werde ich nicht in den Stall geführt, sondern auf die Terrasse. Hier darf ich – endlich, endlich, endlich! – die Hufschuhe ausziehen, ebenso mein Stutenoutfit.
Mein Gebiss schmerz, als mir der Herr vorsichtig das Zaumzeug abnimmt. Oh, Himmel, es tut so gut, das alles endlich los zu sein! Ich habe drei Stunden Stutenerziehung hinter mir und bin mir ganz sicher, morgen Muskelkater zu haben. Erst Stute, dann Kater – das wird ja immer besser.
Ich mustere den Herrn Rittmeister genau. Er macht einen gelösten, zufriedenen Eindruck und lächelt spöttisch. Wahrscheinlich gebe ich ein ziemlich armseliges Bild ab. Zerzauste Haare, überall Dreckspritzer, Striemen auf dem Po. Ein kleiner blonder Schmutzfink eben.
Das Auffälligste an Herrn Rittmeister von Lacroix sind seine dunklen, dichten Augenbrauen. Sie beschreiben in der Mitte eine Spitze nach oben, wie ein Berg in den Alpen. Und das sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite. Sein dunkles Haar hat eine Föhnfrisur angenommen wie ich sie von Tennislehrern kenne, die modisch irgendwo in den 80ern stehen geblieben sind. Ich schätze ihn auf Ende 50. In seinem schwarz-weißen Reiteroutfit gibt er eine tadellose Figur ab. Ich finde ihn attraktiv und hätte durchaus nichts dagegen gehabt, wenn er mich im Heu hätte vernaschen wollen. Wollte er aber nicht. Er wollte mich in der Rolle einer Stute „besamen und decken“, so nennt man das. Dieses Spiel ist etwas seltsam für mich. Er gab keinen Kuss, es gab kein Vorspiel, kein Fummeln, kein Abgreifen, nichts. Es gab nur den Akt. Aber das ist in Ordnung, für solche Rollenspiele bin ich ja da. Und der Job wird gut bezahlt, also alles bestens.
Als ich fertig angezogen und wieder halbwegs hergerichtet aus dem Bad komme, führt mich der Herr Rittmeister ins Esszimmer und bietet mir neben einem Platz auch ein Glas Wein an. Vor Dates trinke ich nie Alkohol, aber jetzt habe ich wirklich einen nötig.
Andächtig höre ich zu, wie der Herr sein breites, umfangreiches Wissen über Stuten mit mir teilt. Offenbar nimmt er an, ich sei genauso fasziniert von diesem Thema wie er selbst. Sorry, das ist leider nicht der Fall, aber ich versuche mein Möglichstes, um interessiert zu wirken.
Ich erfahre alles über die „natürliche Besamung“, „Natursprünge“, die künstliche Besamung mit „Frischsamen“, „gekühlten Samen“ und „Tiefgefriersamen“, die in flüssigem Stickstoff gelagert werden.
Als es um die Spermamenge geht, schalte ich ab. Ich kann einfach nicht mehr. Ich nicke und mache große Augen, aber innerlich sehne ich mich einfach nur nach einer heißen Dusche und meinem Bett. Es wäre unhöflich, sofort zu verschwinden. Also lasse ich mich noch etwas belehren – und flüchte dann ins Taxi. Beim nächsten Mal, meint der Herr noch, werden wir das Schwierigkeitsniveau steigern, das wäre ja heute eigentlich alles viel zu einfach gewesen. Er hat leicht reden, er musste ja nur mit der Longierpeitsche in der Mitte stehen und zuschauen, wie ich die Oberschenkel hochwerfe, auf den Schuhen balanciere und Blut und Wasser schwitze.
Im Taxi beiße ich die Zähne zusammen. Erst, als ich meine Wohnung betrete, fällt die ganze Last von mir ab. Ich weine fast, so fertig bin ich. Fix und fertig ziehe ich mich aus und dusche. Oh ja! Und jetzt ein Eis! Völlig egal, wie viele Kalorien das sind, ich brauche das jetzt. Ich bin unsagbar froh, dass ich die Nacht nicht in einem Stall, sondern in meinem Bett verbringen darf.
Am nächsten Tag beschließe ich, mein Liebesleben nun selbst in die Hand zu nehmen. Der Sex gestern war nicht gerade erfüllend. Zumindest nicht für mich. Es war unbequem und anstrengend. Kein Wunder, wenn man von einem Herrn genommen wird, der den Sex als „Besamungsvorgang“ interpretiert.
Im Supermarkt habe ich einen Gutschein mitgenommen, mit dem man 50 Prozent Rabatt auf Parship bekommt. Das Angebot ist dann zwar immer noch teuer, aber Geld ist – dank der Escort-Aufträge der letzten Zeit – gerade nicht das Problem.
Ich denke mir, dass der hohe Preis auch Vorteile hat: Parship ist ja angeblich für Leute, die es ernst meinen, die wirklich eine feste Beziehung suchen, die also bereit sind, Zeit und Geld zu investieren. Nicht so wie Tinder, wo es eher um das kurze Vergnügen und den Nervenkitzel geht. Nichts gegen Tinder, die Smartphone-App hat mich immerhin zu Lady Svenja geführt. Ich scheine ein gewisses Händchen für solche Onlineangebote zu haben. Also: Einen Versuch ist es wert.
Natürlich ist es mir ein bisschen peinlich, jetzt auf Parship nach der großen Liebe zu suchen. Ist das nicht der Beweis dafür, dass ich es auf dem „normalen“ Weg, also draußen im Alltag, nicht geschafft habe? Andererseits: Früher war alles ein bisschen einfacher, glaube ich. Da gab’ es Tanzveranstaltungen, bei denen sich alle getroffen haben. Man tanzte miteinander, das eine Wort ergab das andere – und Schwupps war man verheiratet und schwanger, lebte bald mit Mann, Kindern und Hund in einem netten Häuschen und alles war gut. Friede, Freude, Eierkuchen.
Heute mühen wir uns durch den Großstadtjungle und sind so verwirrt und verängstigt, dass wir irgendwie gar nichts mehr gebacken kriegen. Die Gesellschaft sagt uns, wir müssen selbstständige, starke Frauen sein, die auf eigenen Beinen stehen, ihr eigenes Geld verdienen und um Himmels Willen nicht abhängig von einem Mann sind. Es ist alles ziemlich schwierig, undurchschaubar und anstrengend geworden, glaube ich. Nun gut, diesen Zirkus habe ich zumindest weitgehend verlassen. Ich arbeite nicht mehr brav im Büro, sondern als Hure. Ich habe mein bürgerliches Leben gegen ein geheimes Leben im Graubereich der Gesellschaft getauscht. Sicher, es erfüllt mich sexuell – meistens jedenfalls – und es ist aufregend sowie lukrativ. Aber es hindert mich auch daran, einen festen Freund zu finden. Denn natürlich habe ich Angst vor der Frage: Sag’ mal, was machst du eigentlich beruflich?
Händeringend suche ich nach geeigneten Fotos für mein Parship-Profil. Die von der Escortwebsite kann ich ja kaum nehmen. Mist! Kein Foto, kein Interesse. Ich schieße einige Selfies mit meinem Handy, finde alle Bilder schrecklich künstlich sowie mein Haar furchtbar und versinke im Selbstmitleid. Warum ist das alles so schwierig? Warum kann mich nicht einfach Mr Right im Supermarkt vor dem Käseregal ansprechen? Warum kann er nicht aus Versehen im Park in mich hineinlaufen, mir aufhelfen, mich anlächeln und mir dann einfach einen romantischen Kuss geben? Ich würde die Augen schließen, seine sanften Lippen… ups, eine SMS poppt auf und reißt mich aus meinem Tagtraum:
Heute Abend 20 Uhr bei mir. Lady Inka
Der herzliche und liebevolle Schreibstil meiner Herrin, da kommt Freude auf.
Als ich abends bei Lady Inka in Berlin Mitte in der Wohnung knie, ist sie sichtlich begeistert.
„Na, sieh’ mal einer an, jO-Schätzchen. Was hast du denn gemacht? Du hast da ja wirklich einige fabelhafte Spuren!“
Ich muss mich über das Sofa beugen und während ich Lady Inka nun von meinen Abenteuern beim „Zirkel der O Berlin“ und meinen Erlebnissen als Stute berichte, fährt sie mit den Händen über die Striemen. Schauen reicht ihr nicht, sie muss alles anfassen, genau wie Männer, die gucken auch immer mit den Händen.
„Wunderbar sieht das aus, ganz wunderbar. Ach… da hab’ ich doch gleich eine schöne Idee.“
Sie springt auf und stolziert aus dem Raum.
Kurz darauf kommt sie mit einer Singletail-Peitsche zurück.
Doch da hat sie schon wieder eine neue Eingebung und verschwindet erneut. Diesmal bleibt sie länger weg.
Ich ahne Schlimmes. Ob die Spuren Lady Inka dazu inspirieren, das Kunstwerk auf meinem Rücken und auf meinem Po noch weiter auszumalen?
Während ich darüber nachdenke, drängt sich mir eine zweite, ganz praktische Frage auf: Welche Haltung soll ich einnehmen, während ich auf meine Herrin warte? Soll ich weiter über das Sofa gebeugt bleiben? Oder soll ich die O-Stellung einnehmen (hinknien, Rücken gerade, Blick gesenkt, Beine leicht gespreizt und Hände mit den Handinnenflächen nach oben auf die Oberschenkel)?
Ich entscheide mich für die Sofa-Variante, schließe die Augen und ruhe ein Weilchen aus.
Schritte wecken mich aus meinem Halbschlaf.
Ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigt mir, dass Lady Inka sich umgezogen hat. Sie trägt ein Lederkleid, das ihre Knie umspielt. Dazu schwarze, hochhackige Stiefel und schwarze Strümpfe.
„Bleib so“, sagt sie streng, während sie mir routiniert Hand- und Fußmanschetten anlegt. Die beiden Fußmannschetten verbindet sie mit einer silbern glänzenden Spreizstange. Die Handmanschetten will Lady Inka erst ebenfalls an der Spreizstange anbringen, aber das erweist sich als schwierig.
„Egal“, meint sie leichthin und fixiert sie an meinem O-Ring am Halsband.
Lady Inka stöckelt sie in die Küche – und wieder zurück. Ich spüre einige kühle Tropfen auf Po und Rücken. Wasser?
„Damit es etwas lebendiger aussieht“, erklärt Lady Inka, aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, was das Ganze werden soll.
„Du kennst das ja schon, jO-Schätzchen“, sagt Lady Inka und hält mir ihr Smartphone hin. In der Tat: An Videos von mir hat sie ihre Freude.
„Also, ich mache erst einen kurzen Schwenk über deinen Rücken und die Peitsche – und dann schaust du in die Kamera und sagst dein Sprüchlein. Alles klar?“
Ich nicke.
„Ok, dann los. Uuuuund: Action!“
Ich komme mir vor wie auf einem Hollywoodset für Arme. Jetzt verstehe ich: Lady Inka möchte das Video so inszenieren, dass man den Eindruck bekommt, meine Spuren wären von ihrer Peitsche. Na toll, ein Lügenvideo mehr, das sie an Lady Svenja schicken kann.
Mein Sprüchlein, wie Lady Inka es nennt, muss mir niemand mehr vorsagen. Ich kann es in- und auswendig. Und so sage ich dann auch brav, als die Handykamera auf mich gerichtet ist: „Ich bin jO, die gehorsame O von Lady Inka.“
Die Herrin nickt zufrieden und schaut auf ihr Display.
„Nee, nee, so wird das nichts“, murmelt sie.
Sie nimmt die Wasserflasche, träufelt etwas davon in ihre Hände und fährt mir damit durch die Haare und über Gesicht.
„Du musst das angestrengter rüberbringen, jO. Stell’ dir vor, ich hätte dir gerade einige ordentliche Hiebe versetzt.“
Lady Inka klingt wie ein Regisseur, der einer Schauspielerin Anweisungen gibt. Ich finde das sehr seltsam, versuche aber, mein Bestes zu geben, damit die Herrin zufrieden ist.
„Unnnnnd… Action!“
Diesmal beginnt Lady Inka bei sich selbst. Sie lächelt in die Kamera und schwenkt dann über meinen Rücken und über die Peitsche.
„Ich bin jO…“, keuche ich atemlos, „die gehorsame O von Lady Inka.“
„Das war besser, aber immer noch nicht perfekt“, kritisiert Lady Inka, kaum, dass ich das letzte Wort ausgesprochen habe.
„Wir machen es so: Ich packe deinen Kopf und drehe ihn in die Kamera. Uuuuund Action!“
Wieder schaut sie in die Kamera und lächelt, dann schwenkt Lady Inka erneut über meinen Körper und die Peitsche. Mit der Linken packt sie mich grob am Kinn und zieht mein Gesicht zur Kamera.
„Ich bin jO“, sage ich und spüre, wie Lady Inkas Finger energisch in mein Gesicht drücken. „Die gehorsame O von Lady Inka.“ Ihre Hand lässt mich los und knallt mir eine saftige Ohrfeige auf die Wange.
„Das war gut! Das war jetzt richtig gut!“, freut sich die Herrin. Sie schaut sich die Szene dreimal hintereinander an. Und zwar so konzentriert und fixiert, als ginge es um einen Film, mit dem sie einen Oskar gewinnen will.
„Super“, sagt sie und tippt auf ihrem Handy herum.
Kurz darauf höre ich, wie sie eine SMS abschickt. Jede Wette, dass die SMS an Lady Svenja geht, meine Ex-Herrin. Lady Inka liebt es, ihr vor Augen zu führen, wie extrem sie mich abrichtet und welche Macht und Kontrolle sie über mich ausübt.
„Sehr schön, jO-Schätzchen. Und weil das so gut geklappt hat, darfst du mich jetzt ein bisschen verwöhnen. Ganz wundervoll siehst du aus.“
Als ich Lady Inka oral befriedige, fällt mir ein, dass ich eigentlich auch gern mal selbst geleckt werden würde. Ich habe nichts dagegen, andere zu verwöhnen. Aber immer nur geben, geben, geben und nichts bekommen, das ist auf Dauer doof. Klar, von meinen Kunden bekomme ich Geld und von Lady Inka Erziehung – trotzdem fehlt da etwas. Ich glaube, man nennt es Liebe.
Meine Kollegin Sari ist begeistert von meiner Entscheidung, mich bei Parship anzumelden, um Mr. Right zu finden. Sie macht einige Handyfotos von mir und dank ihres Geschicks bin ich eigentlich ziemlich happy damit. Endlich kann ich mein Profil fertig ausfüllen. Vorher muss man sich durch eine lange Liste von Fragen quälen, mit denen Psychologen die Herzen paarweise sortieren wollen. Das sind teilweise klassische Psychoaufgaben wie „Welches Bild spricht dich an?“ oder „Wie beurteilst du es, wenn…“. In Frauenzeitschriften mag ich das teilweise ja ganz gern, aber hier dauert mir diese Fragerunde eindeutig zu lange.
Es gibt eine Sucheinstellung, über die man festlegen kann, wie weit der Partner zum Beispiel maximal entfernt wohnen darf. Man kann auch einstellen, welchen Bildungsabschluss er mindestens haben muss und welches Einkommen. Kurzum: Die ganzen Daten, die hier abgefragt werden, kann man wirklich praktisch nutzen. Irgendwie empfinde ich das Ganze ziemlich brutal. Als ob man die Liebe vermessen könnte.
Eigentlich hatte ich erwartet, mich in einem großen Supermarkt wiederzufinden, in dem man nach Herzenslust auf Partner-Shoppingtour gehen kann. „Parshippen“ erinnert mich immer an „shoppen“. Aber: So ist es nicht. Das Entscheidende, nämlich die Profilphotos, sind so stark verwischt, dass man die Männer nicht erkennen kann. Man muss erst Kontakt aufnehmen und sich die Bilder frei geben lassen, bevor man etwas sieht. Jeder entscheidet selbst, wem er seine Fotos freigibt und wem nicht.
Um den ersten Kontakt etwas einfacher zu machen, gibt es Spiele und Funktionen. Man kann jemandem zum Beispiel eine Frage mit vorgefertigten Antworten zuschicken. Wenn beide die gleichen Antworten ankreuzen, gewinnt der andere etwas – zum Beispiel ein Date oder die Freigabe der Profilbilder. Klingt kompliziert, ist es aber im Grunde nicht.
Mitten in meinen Herzensangelegenheiten ruft Herr Ludger an, der Chef des Escort-Services, bei dem ich arbeite. Er erinnert mich daran, dass ich ja auch noch einsame Herzen der etwas anderen Art versorgen muss. Nämlich Herren, die weniger nach Liebe suchen und dafür mehr nach Lust und dem Ausleben ihrer Phantasien.
Ich staune nicht schlecht, als er mir berichtet, Sir J. habe mich für einen Overnight gebucht. Wow, ein Overnight! Das ist die Umschreibung für ein 12-Stunden-Vergnügen (mindestens). Das Escort-Mädchen bleibt über Nacht. Es ist ein Vertrauensbeweis und natürlich sehr lukrativ. Aber Sir J. leidet nicht gerade an Armut. Vor Kurzem habe ich ihn und seine Frau Susanne in Potsdam besucht. Meistens ist es ja so, dass der Mann dominant und die Frau devot ist. In diesem Fall ist das aber anders: Hier sind beide dominant. Deshalb hatten sie vereinbart, meine Buchungszeit zu teilen. Susanne hat ordentlich überzogen und nun wundert es mich nicht, dass Sir J. etwas nachholen möchte. Aber dass er dafür gleich einen Overnight bucht, das ist schon überraschend.
Lustig war, dass mich beide unabhängig voneinander nach Folgetreffen gefragt haben. Ich habe beide an meine Escortagentur verwiesen, weil ich Ärger bekomme, wenn ich eigene Deals mache, an denen die Agentur nicht mitverdient. So etwas mache ich nicht. Das kann nur nach hinten losgehen.