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Persönliche Erlebnisse, Analysen, Berichte zur türkischen Zivilgesellschaft. Der Gezi-Park in Istanbul ist im Sommer 2013, vorerst, gerettet. Aber was bleibt? Es bleibt ein kultureller und politischer Einschnitt, den diese Solidaritätsanthologie von nicht-türkischen Augenzeugen der Proteste beleuchtet. Dieser mikrotext-shot schaut auf die türkische „Elektrisierung“ (Moritz Rinke) und versammelt individuelle Positionen. Die Politikerin Claudia Roth etwa wünscht sich die Aufhebung der Selbstblockade der politischen Klasse, die Journalistin Sabine Küper-Büsch analysiert die kreative Ästhetik des Widerstands und die neuen Protestformen in der Türkei, der britische Autor Tariq Ali sendet einen revolutionären Gruß an die Protestgeneration, eine Touristin erzählt von ihren Erlebnissen zwischen Blauer Moschee und Straßenblockaden und eine Erasmus-Studentin beschreibt die Stimmung unter Studierenden.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Die Textsammlung „Gezi bleibt“ lässt unterschiedliche Stimmen zum Aufbruch in der Türkei zu Wort kommen. Nicht-türkische Augenzeugen, die vor Ort waren und sind, lassen das Geschehen von Mai und Juni 2013 noch einmal Revue passieren und formulieren politische, gesellschaftliche und kulturelle Perspektiven aus ihrer subjektiven Erfahrung heraus. Sehr deutlich wird in allen Texten auf den kulturellen Wandel in der Türkei hingewiesen, der mit den Protesten begonnen hat – und der ohne die hohe Beteiligung von kreativen Protestformen und künstlerischen Gruppen nicht denkbar wäre.
Die Politikerin Claudia Roth, die sich vor Ort ein Bild der Lage machen wollte und bei der Räumung des Platzes mit Tränengas angegriffen wurde, trägt Wünsche an die politische Klasse in der Türkei heran. Der internationale Aktivist und Philosoph Tariq Ali, der in Ankara mit Demonstranten sprach, sendet einen revolutionären Gruß. Der Autor Moritz Rinke, der sich für einige Monate in der Istanbuler Villa Tarabya mit einem Stipendium aufhielt, spürt der befreienden Elektrisierung nach, die die türkischen Bürgerinnen und Bürger ergriffen hat, und die Studentin Lea Heim, per Erasmus-Austausch eigentlich zum Studieren an die Marmara Üniversitesi gekommen war, erzählt von ihrer türkischen WG, an deren Garderobe nun wie selbstverständlich Gasmasken hängen. Den größten Bogen schlägt die schon seit mehr als 20 Jahren am Bosporus lebende Journalistin Sabine Küper-Büsch, die einen Überblick über die Ästhetik des Widerstands und ihre Verortung in der türkischen Kultur und Gesellschaft gibt. Da die Türkei für Deutschland (und viele andere Länder) ein beliebtes Reiseziel ist, darf auch der touristische Blick nicht fehlen. Er kommt von Anke Oßwald, sonst PR-Managerin in Berlin, die von ihrem Urlaub zwischen Schlangestehen vor der Hagia Sophia und Yoga auf dem Taksim-Platz berichtet.
Liebe Freunde in der Türkei, junge und alte!
Diejenigen unter uns, die euren Kampf von außerhalb der Türkei verfolgt haben oder, wie in meinem Fall, ein paar Tage in Ankara waren, möchte ich wissen lassen, dass ihr wieder einmal Hoffnung in ganz Europa geweckt habt. Was ihr getan habt, ist extrem wichtig, weil es zeigt, dass die jungen Türkinnen und Türken genauso dazu in der Lage sind, sich der Unterdrückung durch autoritäre demokratische Regierungen zu widersetzen, wie die Griechen, Spanier, Portugiesen, Italiener, wie jeder. Der Mut, den ihr bewiesen habt, hat auch die türkische Politik transformiert. Wir werden die Veränderungen höchstwahrscheinlich erst in ein paar Jahren bemerken, aber was eure Generation gezeigt hat, indem sie auf die Straße gegangen ist und sichtbar gemacht hat, dass sie den politischen Stil einer autoritären Regierung nicht toleriert, ist für jeden von uns von Bedeutung. Gebt nicht auf!