Glühweineis zum Frühstück - Ute Jäckle - E-Book
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Glühweineis zum Frühstück E-Book

Ute Jäckle

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Beschreibung

Als Ivy am Nikolaustag von ihrem Freund wegen einer anderen verlassen wird, hat sie die Nase von Weihnachten und Männern gestrichen voll. Sie setzt sich gemeinsam mit ihrer Schwester in einen Flieger nach Baltimore, um vor dem nervigen Weihnachtstrubel daheim zu entfliehen. Doch schon im Flugzeug wartet der nächste Ärger in Form eines fiesen aber ebenso sexy Kerls auf sie, der ausgerechnet den Sitz neben ihrem gebucht hat. Schlimmer kann es nicht mehr kommen, denkt sie. Bis unvorhergesehene Turbulenzen hoch in der Luft alles auf den Kopf stellen.

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Glühweineis zum Frühstück

Ein prickelnder Weihnachtsroman

Ute Jäckle

Über den Autor

Ute Jäckle wurde in Stuttgart geboren. Sie studierte BWL in Nürnberg und verbrachte einige Jahre in den USA. Nach dem Studium arbeitete sie für die Industrie. Schon immer war ihre ganz große Leidenschaft das Lesen, aber mit dem Schreiben begann sie erst vor ein paar Jahren. Seitdem kann sie aber nicht mehr davon lassen und widmet sich voll Hingabe dem Verfassen von Liebesromanen. Unter dem Pseudonym Lena Marten schreibt sie humorvolle und sexy New Adult Romane für den LYX Verlag.

Weitere Bücher:

Kidnapper Dearest

Kidnapper Mine

Im Feuerkreis der Liebe

Steel - Stolen Heart

Steel - Broken Heart

Liebeschaos – Mitbewohner gratis abzugeben

Liebeschaos – Das Universum muss verrückt sein

Liebeschaos – Süß wie Cherry Cola

Liebeschaos – Es muss doch nicht gleich Liebe sein

Copyright © 2021, Ute Jäckle

c/o Barbara’s Autorenservice

Tüttendorfer Weg 3

24214 Gettorf

Email: [email protected]

all rights reserved

Cover: D-Design Cover Art

Sämtliche Charaktere, Handlungen und Gegenstände dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Leseprobe

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel Eins

»Ho ho ho.«

Ich starrte Erin entgeistert an, als sie die Wohnungstür öffnete. Sie trug ein rotes Kleid im Stil eines Nikolauskostüms mit schwarz aufgemaltem, breitem Gürtel, dazu hatte sie die farblich passende Wollmütze auf dem Kopf. Der dunkle Wollmantel hing trotz fröstelnder Temperaturen, nebst Handtasche, über ihrem Arm.

»Du willst nicht ernsthaft in diesem Aufzug in ein Flugzeug steigen«, keuchte ich entsetzt. Meine Schwester sah einfach nur grotesk aus.

Sie schenkte mir ein amüsiertes Grinsen, während sie mit einer Hand über ihre beachtliche Babykugel strich. Sie war im achten Monat. Ein schwangerer Nikolaus! In meinen Augen war sie schon viel zu weit, um auf einen anderen Kontinent zu fliegen, aber leider hatte sich in den letzten Wochen noch eine üble Schwangerschaftssturheit in ihr festgesetzt. Ich vermutete ja, ihre Dickköpfigkeit lag vor allem daran, dass sich ihr Mann Simon zu ihrem persönlichen Leibeigenen degradiert hatte, als er von seiner anstehenden Vaterschaft erfuhr. Als hätte er jeglichen Respekt vor sich selbst und seinen Stolz verloren, las er ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Erst kürzlich war er während eines eisigen Schneesturms nach München gefahren, um seiner Angebeteten in der dortigen Markthalle Flugananas zu besorgen, auf die meine Schwester morgens um sieben unglaubliche Gelüste verspürte, und sie meinte, tot umfallen zu müssen, falls sie nicht umgehend welche bekam. Als er schließlich gegen Spätnachmittag, nachdem die Vollsperrung der Autobahn aufgehoben worden war, bei seiner Angebeteten eintrudelte, hatte die ihm ohne mit der Wimper zu zucken erklärt, sie könne den penetranten Geruch der gewünschten Frucht nicht ertragen und müsse sich übergeben, sollte er die vollreife Ananas nicht umgehend aus ihrem Sichtfeld entfernen. Selbstverständlich hatte er auch das getan, anstatt ihr das Ding an den Kopf zu schmettern.

»Nur zu deiner Information, Ivy. Hierbei handelt es sich um ein Umstandskleid, und ich finde es witzig. Mit meinem Riesenbauch mache ich Santa sowieso problemlos Konkurrenz. Hol mal diesen Riesenstock aus deinem Hintern und werde ein bisschen lockerer. Du bist fünfundzwanzig und nicht fünfundfünfzig.«

Manchmal beneidete ich meine Schwester um ihr sonniges Gemüt. Ich wollte nichts weniger, als in einer großen Menschenmenge aufzufallen, Erin hingegen blühte durch die Aufmerksamkeit fremder Leute erst richtig auf. Wir waren grundverschieden, auch äußerlich. Erin kam ganz nach unserer Mutter. Sie war groß, blond und mit ihren strahlend blauen Augen ein wandelndes Klischee. Ich hingegen reichte ihr gerade mal bis zum Kinn, hatte eine Oberweite, die selbst zwei große Männerhände nicht richtig zu packen bekamen, und trug mein hellbraunes Haar in einem lockeren Zopf, der mir bis zu den Schulterblättern reichte. Neben Erin verblasste ich zu einem farblosen Nebelgebilde. Als wäre meine Schwester eine seltene Blüte, für die Leute kilometerweit reisten, nur um sie einmal in voller Schönheit bewundern zu dürfen, während ich zu einem eingetrockneten Kaktus mutierte. Ich meine, selbst in einem lächerlichen Santakleid und mit aufgedunsenem Bauch stahl sie mir immer noch die Show.

Seufzend schnappte ich ihre beiden Koffer, die sie auf dem Treppenabsatz hatte stehenlassen, und zerrte die schweren Dinger zum Taxi, während sie, eine Hand theatralisch ins Kreuz gestemmt, voranstolzierte. Ich tat das wohlgemerkt nur, weil sie schwanger war.

»Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Dad uns eingeladen hat, nachdem wir sechzehn Jahre keinen Kontakt hatten«, sagte sie über die Schulter, und ich merkte ihr die leichte Nervosität an der vibrierenden Stimme an.

»Warum musstest du auch sofort zusagen?«, keuchte ich und warf dem Taxifahrer einen wütenden Blick zu.

Der Mann lümmelte auf dem Fahrersitz und tat so, als würde er mich nicht bemerken. Als Erin gegen die Scheibe klopfte, schrak er hoch und sprang aus dem Auto. Endlich.

Ächzend stellte ich die Koffer ab. Was hatte Erin eingepackt? Eine Ladung Steine?

Mit einer galanten Verbeugung hielt der Fahrer meiner Schwester die Tür auf, weswegen sie ihm während des Einsteigens ein umwerfendes Lächeln schenkte.

»Vielen Dank, das ist aber nett von Ihnen.«

»Gehört zum Service.« Ein seliger Ausdruck erschien auf seinem bärtigen Gesicht, bevor er die Tür vorsichtig hinter ihr schloss und sich – ich traute meinen Augen kaum – zurück in sein Auto setzte.

Super. Der Trip fing ja schon gut an. Nicht nur, dass ich keinerlei Lust verspürte, mit meinem verräterischen Vater das Weihnachtsfest zu verbringen, der uns vor sechzehn Jahren von jetzt auf gleich im Stich gelassen hatte und zurück in die Staaten abgehauen war. Obendrein nagte meine Trennung von Silas noch an mir. Der hatte mir zum Nikolaustag – statt einer Überraschung im Stiefel – eine Überraschung in Form einer anderen Frau präsentiert, die laut seinen Worten eine Granate im Bett war. Was sie über Mister One Minute dachte, würde ich glücklicherweise niemals erfahren. Okay, meine Zeitangabe war übertrieben, aber er verkörperte definitiv keinen Ausdauerläufer in dieser Disziplin. Drauf geschissen. Auf Silas und auf Weihnachten.

Ich hatte mich lediglich zu dieser Reise breitschlagen lassen, weil meine hochschwangere Schwester ansonsten allein geflogen wäre, da ihr beschäftigter Ehemann sie nicht begleiten konnte. Somit würde ich sie bei unserem Dad abladen. Sollte der doch die nächsten zehn Tage ihren Babysitter spielen, während ich mir das weihnachtliche Baltimore ansehen und lediglich zum Schlafen zurückkehren würde. Was immer unser Dad Wichtiges mit uns zu besprechen hatte, um sein schäbiges Gewissen zu erleichtern, sollte er meiner Schwester mitteilen.

»Willkommen an Bord von United Airlines.« Zwei Flugbegleiterinnen begrüßten jeden vorbeiziehenden Fluggast beim Boarding im selben Wortlaut, während sie uns fächerartig alle möglichen Zeitschriften präsentierten.

»Danke.« Ich nahm mir ein Frauenmagazin und bemerkte, wie ihre gelangweilten Gesichtszüge sich in ein strahlendes Lächeln verwandelten. Selbstverständlich galt es meiner Schwester hinter mir.

Wie es aussah, fanden alle um uns herum ihre Kostümierung toll und originell, was dazu geführt hatte, dass Erin schon im Terminal ununterbrochen in Gespräche mit wildfremden Menschen verwickelt worden war, denen sie wieder und wieder intime Details ihrer Schwangerschaft berichtete. Erin war voll in ihrem Element. Ich selbst war mittlerweile zu ihrem Mantel- und Taschenträger mutiert und schleppte zusätzlich noch meinen eigenen Kram, sodass Erin sich nun in voller Schönheit präsentieren konnte.

»Ist das Kleid entzückend«, rief die kleinere blonde Stewardess aus, in deren Gesicht sich unzählige Sommersprossen tummelten, die sich apart von der hellen Haut abhoben. »Wann ist es denn so weit?«

Und schon war Erin erneut in eine Unterhaltung vertieft und dabei war ihr egal, dass sie den gesamten Boarding-Verkehr aufhielt.

Ich ging weiter, um nach meinem Platz zu suchen. Mir war immer noch schlecht von der detaillierten Schilderung ihrer ausufernden Morgenübelkeit, über die sie sich im Wartebereich mit einer älteren Dame ausgetauscht hatte. Natürlich war Erin acht Monate lang schlecht, während sich andere Frauen mit dreien zufrieden gaben.

Sitz 27 B. Da war er ja. Wenigstens relativ weit vorn. Auch wenn ich mit viel Pech zwischen meiner Schwester und irgendeiner schwangerschaftsfanatischen Frau landete und mir zum zweihundertsten Mal Erins Erläuterungen anhören musste, war ich froh, mich setzen zu können. Egal. Ich würde die beiden einfach ausblenden und eine dieser fiesen Reisetabletten einwerfen, die einen Menschen für Stunden ausknocken.

»Die Leute sind alle so nett«, hörte ich Erin glückselig hinter mir sagen. Sie badete sichtlich in der geballten Ladung Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwurde. »Da möchte man glatt sein ganzes Leben lang schwanger bleiben.«

Nur das nicht. Ich streckte mich und verstaute unseren Kram oben im Gepäckfach, während Erin allen Leuten hinter uns den Weg versperrte, indem sie ihren Riesenbauch in die Gegend streckte. »Eine gruselige Vorstellung.«

»Dürfte ich mal vorbei?«, fragte eine tiefe Stimme hinter uns auf Englisch.

Ich drehte mich um und sah direkt in zwei blau-grüne Augen, die wirkten, als würde ich mich in einem klaren Gebirgssee bei strahlendem Sonnenschein spiegeln. Der Typ, zu dem diese gehörten, deutete leicht genervt an Erins Kugelbauch vorbei. Ein verwegener Dreitagebart stand ihm im Gesicht und betonte seine markanten Kinnlinien.

Oh, nein. Nichts hasste ich so sehr, als in völlig zerzaustem Zustand neben einem attraktiven Kerl zu stehen, dessen Aufmerksamkeit genervt auf mir lag.

Erin schenkte auch ihm ein breites Lächeln, ihre gute Laune ließ sich heute durch nichts trüben.

»Ich würde ja gern den Bauch einziehen«, gluckste sie und rieb über ihre Kugel.

Er seufzte gequält. »Dann vielleicht wenigstens ein bisschen beeilen?«

Ich kämpfte mit unseren Mänteln, deren Ärmel sich jedes Mal verselbständigten, wenn ich das Klappfach schließen wollte. Mist! Zu meinem Entsetzen erkannte ich, dass ich diejenige war, die hier den Stau verursachte. Das lauter werdende Grummeln der Menschenschlange galt mir!

»Hab’s gleich.« Verdammter Klamottenberg.

Endlich hatte ich es geschafft und schob mich erlöst auf den mittleren Sitz, damit Erin sich neben mich setzen konnte. Sie ließ sich wohlig seufzend in den winzigen Sitz fallen, ihr Babybauch stand ab, als hätte sie einen Medizinball verschluckt. Der Kerl blieb wie versteinert neben uns stehen, sodass ich einen längeren Blick wagte.

Ich schätzte ihn auf höchstens Anfang dreißig. Bedächtig schälte er sich aus seiner grauen Wolljacke und verschaffte mir freien Ausblick auf seinen durchtrainierten Oberkörper, der durch das dunkelblaue enganliegende Langarmshirt extrem sexy betont wurde. Zeichnete sich unter dem dünnen Stoff tatsächlich ein Waschbrettbauch ab?

Er deutete auf den freien Fensterplatz neben mir und wirkte nicht sonderlich happy. »Schon wieder«, sagte er mit einem Seufzen. »Das da ist mein Sitz.«

Auch das noch.

Kapitel Zwei

Ich krallte beide Hände in die Lehnen, als das Flugzeug über die Piste rumpelte, und sprach ein leises Gebet, bevor es abhob. Konnte doch nicht schaden. Immerhin stand Weihnachten bevor. Standen in dieser Jahreszeit die Himmelstore nicht weit offen? Mein Herz trommelte in der Brust, während sich mein Magen zusammenzog. Ich wollte mit fünfundzwanzig nicht schon sterben. Warum war ich bloß in ein Flugzeug gestiegen? Ein feuchter Film legte sich über meine Handflächen, die über die Plastikverkleidung der Halterungen glitschten.

»Alles klar?«, kam es mürrisch von meinem Sitznachbarn, der mir einen fragenden Blick zuwarf, als ich meine zugekniffenen Lider öffnete. »Dir ist hoffentlich nicht schlecht.«

»Flugangst«, keuchte ich und zwang mich zu ruhigeren Atemzügen.

»Na, toll«, murmelte er vor sich hin und sah aus dem Fenster. »Ne kostümierte Schwangere und ‘ne kotzende Hysterische, das kann ja heiter werden.«

Was? Was hatte der unverschämte Kerl eben von sich gegeben?

Ich vergaß kurzzeitig meine Angst und wandte mich ihm zu. Glücklicherweise sprachen meine Schwester und ich dank meines Vaters fließend und akzentfrei Englisch, denn er war ganz eindeutig Amerikaner und redete in seiner Muttersprache. »Wenigstens musst du nicht neben einem Arschloch sitzen, so wie ich.«

Er wandte den Kopf, weshalb ich rasch wegsah und nach der Karte mit den Sicherheitshinweisen kramte.

Okay, meine Reaktion war einen Tick zu heftig ausgefallen. Aber seit meinem unvermittelten Beziehungsende, reagierte ich in puncto Männer ein wenig übersensibel. Außerdem, was bildete der Kerl sich überhaupt ein? Nur weil er wie Ian Somerhalder aussah, hatte er noch lange nicht das Recht, dermaßen unfreundlich zu sein.

»Meinst du mich mit dem Arschloch?«, kam es empört von Erin, die allem Anschein nach nur meinen letzten Satz mitbekommen hatte, da sie sich quer über den Gang mit einer Frau unterhielt.

Der Kerl neben mir prustete los. Blödmann.

»Nein«, ich deutete mit dem Daumen in Richtung Fenster. »Ihn.«

»Ihr kennt euch?« Erins Mund stand offen.

»Glücklicherweise nicht«, kam er mir zuvor.

Hey! Das hatte ich gerade sagen wollen!

Ich warf ihm ein sarkastisches Lächeln zu. »Na da hatte aber heute jemand eine große Portion Charme zum Frühstück.«

Erin wandte sich kopfschüttelnd von uns ab. Wie es aussah, hatte sie nicht vor – ganz im Gegensatz zu mir – sich von einem völlig Fremden den Tag vermiesen zu lassen.

Mittlerweile hatten wir Flughöhe erreicht, zumindest stand das auf dem kleinen Monitor über uns. Ich sah an ihm vorbei nach draußen, erhaschte mit dem Blick jedoch nur ein winziges Stückchen Sichtfeld, da seine breiten Schultern den Großteil des Minifensters verdeckten. Ignorant. Sein leicht herbes Aftershave wehte mir in die Nase, und da war noch etwas, irgendein aufregender Duft, den ich nicht zuordnen konnte. Möglichst unauffällig holte ich tief Luft, lehnte mich noch etwas in seine Richtung. Verdammt, der Blödmann roch richtig gut.

Erneut wandte er ruckartig den Kopf, mit einem Blick, als würde er einen geisteskranken Wurm betrachten. »Warum beschnüffelst du mich?«

Shit. Hastig lehnte ich mich zurück. »Eigentlich wollte ich nur einen Blick aus dem Fenster werfen, das du in Beschlag genommen hast, aber dann stach mir dieser komische Geruch in die Nase, und ich hätte schwören können, der kam aus deiner Richtung«, warf ich ihm abfällig an den Kopf und schnupperte übertrieben in der Luft herum. »Ja, eindeutig, etwas ganz Fieses strömt von dir aus.«

»Man sieht nichts außer einer geschlossenen Wolkendecke.« Lax deutete er nach draußen, als ein gerissener Ausdruck auf seinem Gesicht erschien. »Das bedeutet normalerweise schwere Turbulenzen über dem Atlantik, hoffentlich stürzen wir nicht ab.« Er beobachtete mich interessiert.

Im Bruchteil einer Sekunde hatte die Flugangst mich wieder voll im Klammergriff. Was für ein Mistkerl. Nur mühsam riss ich mich zusammen, um mir nichts anmerken zu lassen, obwohl meine Hände erneut feucht wurden. Diesen Triumpf wollte ich ihm nicht gönnen. »Dann sterben wir wenigstens zusammen«, konterte ich zuckersüß.

»Eine tolle Vorstellung« Er klang höhnisch. »Das Letzte, was ich in meinem Leben zu sehen bekomme, bist du.«

Ich beschloss, ihn zu ignorieren, schnitt ihm noch kurz eine Grimasse und widmete meine Aufmerksamkeit der Flugbegleiterin, die mit dem Getränkewagen durchratterte.

Meine Nervosität rüttelte an mir, sein Gerede nagte heftiger an meinen Eingeweiden, als ich mir eingestehen wollte. Statt einer Reisetablette brauchte ich nun etwas Stärkeres und orderte einen doppelten Wodka pur, sowie Sekt, während der Fiesling und Erin einfach nur Kaffee bestellten.

Nachdem ich den Sekt im Plastikbecher heruntergekippt hatte, schraubte ich den Deckel des Schnapsfläschchens ab und setzte es an meine Lippen.

»Keine Angst«, flüsterte er mir leise lachend zu. »Runter kommt man immer.«

»Ich habe keine Angst.« Hastig stürzte ich den Inhalt in meine Kehle, der hochprozentige Alkohol wärmte wohlig meinen Brustkorb. »Manchmal muss man sich die Dinge einfach nur schöntrinken. Und in deinem Fall«, ich hob das zweite volle Fläschchen in die Höhe und nickte ihm zu, damit er auch ja verstand, »braucht es einiges mehr.«

Er prustete. »Hoffentlich schläfst du bald ein.«

»Kann schon passieren. Deine Gegenwart wirkt sehr ermüdend.« Ich gähnte theatralisch hinter der vorgehaltenen Hand, obwohl ich innerlich kochte. Noch nie hatte ich mich mit einem völlig Fremden derart in die Wolle gekriegt.

---ENDE DER LESEPROBE---