Haderlump - A. A. Reichelt - E-Book

Haderlump E-Book

A. A. Reichelt

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Beschreibung

Zurück zur Natur – das ist sein Vorsatz. Vor allem jetzt, wo das niederbayerische Pfarrkirchen von einer Einbruchserie heimgesucht wird, erscheint die Anschaffung eines Hundes als das geeignete Mittel. Doch anstatt für Sicherheit zu sorgen, bringt Boxerhündin Inara das Leben der ganzen Familie erst einmal gehörig durcheinander. Mit dem 'Haderlump', wie sie schon bald genannt wird, ist Chaos vorprogrammiert. Doch auch die Einbrecher ruhen nicht. Und plötzlich sieht es so aus, als ob Haderlumps Herrchen ohne Gegenwehr durch eine Kugel sterben müsste – und das gehört nun wirklich nicht zu seinem Plan. Sprachlos, bewegungslos und hoffnungslos sitzt er da und sieht dem Tod ins Auge. A.A. Reichelt wurde bei den Planet Awards als Autor des Jahres 2016 ausgezeichnet.

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Seitenzahl: 158

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A. A. Reichelt

Haderlump

Eine Bayernkomödie

Reichelt, A. A.: Haderlump. Eine Bayernkomödie, Hamburg, acabus Verlag 2017

Überarbeitete Neuausgabe

PDF-eBook: ISBN 978-3-86282-510-3

ePub-eBook: ISBN 978-3-86282-511-0

Print: ISBN 978-3-86282-509-7

Lektorat: Lisa Reim, acabus Verlag

Cover: © Michaela Adler

Covermotiv: © Zerbor – Fotolia.com; ComicVector – Fotolia. com; DoraZett – Fotolia.com; andreusK – Fotolia.com

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Die Erzählung ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit wirklichen Personen oder Ereignissen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Der acabus Verlag ist ein Imprint der Diplomica Verlag GmbH, Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.

© acabus Verlag, Hamburg 2017

Alle Rechte vorbehalten.

http://www.acabus-verlag.de

Für meine über alles geliebte Familie

Inhalt

Der Haderlump

Nur ein einz’ges Mal

Prolog

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Epilog

Über die Recherche

Anhang

Rezept für bayerischen Entenbraten

Der Haderlump

1. pfiffiger, frecher Mensch. Synonyme: Spitzbube, Schlitzohr, Schelm, Bazi.

Findet mit liebevollem Unterton auch auf Kinder oder Jungtiere Anwendung: „Du bist aber ein kleiner Haderlump!“

2. ein Kleinkrimineller. Synonyme: Missetäter, Schurke, Taugenichts.

Nur ein einz’ges Mal

Dieses eine Mal

werde ich nicht nachgeben.

Dieses eine Mal

werde für mich selbst ich leben.

Dieses eine Mal

werde ich mein Nächster sein.

Nur dieses eine Mal

gehe ich meinen Weg allein.

Ein einz’ges Mal im Leben

möcht ich meines Glückes Schmied gern sein.

Nur um schließlich zuzugeben:

Gut schmieden sollt gelernt auch sein.

Dieses eine Mal

hab ich mich durchgesetzt.

Den Dreck im Schachterl

hab ich jetzt.

Das ätzt!

Prolog

Er würde sterben, ohne dass es jemand bemerkte, Hilfe holte oder wenigstens versuchte, sein Leben zu retten.

Kämpfend wollte er dahinscheiden, wie diese Weltenretter aus amerikanischen Actionfilmen, auch wenn seine jüngsten figürlichen Veränderungen eher den Tod durch Herzkranzverfettung nahelegten.

Ohne Gegenwehr durch eine Kugel zu sterben, hatte er jedenfalls nicht auf dem Plan.

Er wollte reagieren, aber es gab nichts, was er unternehmen konnte. Sprachlos, bewegungslos und hoffnungslos saß er da und sah dem Tod ins Auge.

Man hörte ja oft, dass Menschen nach lebensgefährlichen Situationen erzählten, keine Angst empfunden zu haben.

ER hatte nicht nur Angst, nein, er war in Panik.

Kapitel II

Am nächsten Morgen regierte Schweigen.

Geschlossene Fenster bei heruntergelassenen Jalousien hielten das Vogelzwitschern draußen.

Die Kinder hatten wohl auch nicht gut geschlafen und waren am Frühstückstisch eher schweigsam. Er war nicht sicher, ob er das schon mal erlebt hatte.

Aber sie spiegelten den Bewusstseinszustand ihrer Eltern: sterbensmüde.

Die Atmosphäre hätte jederzeit für eine perfekte Definition des bayerischen „Goaßgschaus“2 herhalten können.

Selbst Kaffee konnte diesen Zustand nicht beheben.

Er hätte auch gerne mit seinem Schatz über die Ereignisse der Nacht gesprochen, aber die Kinder sollten davon erst einmal nichts erfahren. Mit fünf und sieben Jahren waren sie in einem Alter, wo die Schlechtigkeit der heutigen Welt sie noch nicht belasten sollte.

Es reichte durchaus, wenn er selbst damit zu kämpfen hatte.

Dann war da noch der dammische Obermeier.

Sollte er sich bei ihm entschuldigen? Eigentlich sah er dafür keine wirkliche Veranlassung, bloß dass bei jeder Begegnung seine Worte der letzten Nacht zwischen ihnen stehen würden. Klar, eine gepflegte Trennwand zwischen Menschen, die sich nicht leiden konnten, würde zuweilen recht gute Dienste leisten können. Aber das für seinen Geschmack übersteigerte Harmoniebedürfnis seiner Frau stand dem natürlich entgegen.

Er würde die nächsten Tage noch etwas darüber nachdenken müssen.

Als die Kinder aus dem Haus waren – die Große in der Schule, die Kleine im Kindergarten – konnten die Ereignisse der Nacht erörtert werden.

Beim dritten Haferl Kaffee bot sich dazu eine wunderbar entspannte Gelegenheit.

Seine Frau war damit beschäftigt, den Tisch abzuräumen.

„Mir geht das mit dem Einbruch einfach nicht aus dem Kopf. Der Wahnsinn, ha?“, eröffnete er den Dialog.

„Mir auch nicht. Wie kannst du den Obermeier so blöd anreden?!“

Mist! Schon lief das Gespräch in eine völlig falsche Richtung.

„Ja mei, was schaut der auch bei unserem Fenster eini?“

„Ja schon. Aber das kann man auch anders formulieren!“

„Vielleicht hat er es ja nicht gehört?“ Er hoffte, damit beschwichtigen zu können.

„Ja genau! So hat es ausgeschaut!“

Sein Schatz war immer darum bemüht, es allen recht zu machen. Grundsätzlich handelte es sich dabei um eine gute Eigenschaft, war es demgemäß ja auch ihr Ziel, ihn selbst glücklich zu wissen. Aber es führte auch zu Konflikten, da es ihm wiederum völlig egal war, wie Menschen, die er nicht mochte, über ihn dachten.

„Mal schauen, wie er sich beim nächsten Mal verhält, wenn wir uns begegnen. Dann kann ich ja immer noch mit ihm reden.“

Problem vertagt.

Nur dass nun auch der Gesprächsfaden gerissen war. Heute würde er seine Bedenken über die kriminalistische Sicherheitslage am Rande Pfarrkirchens nicht mehr thematisieren können. Dachte er zumindest.

Eine halbe Stunde später trat er aus dem Haus und begab sich auf den Weg in die Arbeit.

Die Vögel zwitscherten und die Bienen summten. Er nahm einen tiefen Atemzug der Frühlingsluft. Es schien ein Tag zum Heldenzeugen. Und zum Felderdüngen. Er hatte den Güllegeruch so tief inhaliert, dass er husten musste.

„Pfui Deifi!“3, entfuhr es ihm zwischen zwei Hustenattacken. „Seit wann odelt der Kerl mitten unter der Woche?“

Als er gerade weitergehen wollte, fuhr der Bauer mit seiner atmosphärischen Todesmaschine an seinem Grundstück vorbei und winkte recht freundlich. Er lächelte zurück, winkte und presste kaum hörbar zwischen den Zähnen hindurch: „Griasdi, vielleicht fahrst deinen Gestank woandershin!“ Den ganzen Tag würde er nun so eine Nuance von Jauche in der Nase haben. Trotz alledem genoss er seinen Weg in die Arbeit. Er führte ihn jeden Tag ein ganzes Stück weit mitten durch die eigene Kindheit, folgte er doch partiell seinem früheren Schulweg. Damit verband er die schönsten Erinnerungen an seine Freunde, seine Zeit in der Basketballmannschaft der Schule und nicht zuletzt an die vielen Ferien. Zu viel an die Vergangenheit zu denken, machte ihn aber manchmal traurig.

„Vergangenem nachtrauern heißt Gegenwärtiges versäumen“, hatte er einmal gelesen.

Dieser Satz hatte es in sich.

Die gute alte Zeit war meistens nur alt und selten gut.

Und sich übermäßig damit zu beschäftigen, war nicht immer vorteilhaft.

Natürlich dachte er trotzdem gerne daran zurück. Da sein Arbeitsweg in wenigen Minuten zu bewältigen war, wurde er eher zu früh als zu spät in die Gegenwart zurückgeholt.

Die hatte sich vor Kurzem gravierend verändert. Auch beruflich. Die Praxis, in der er nun arbeitete, hatte komplett andere Gegebenheiten. Es war keine Praxis für kurortspezifische Heilmittel, sondern eine Osteopathiepraxis. Es gab also weder Thermalbad noch Krankengymnastik.

Dafür aber eine Stunde Zeit pro Patient.

Also mehr Zeit und weniger Menschen zum Tratschen.

Die Patienten reisten auch nicht mehr nach einer Woche ab. Meist blieben sie ihrem Therapeuten über Jahre treu. Daran musste er sich noch gewöhnen.

Aber welch ein Vorteil: Nun konnte er endlich die Früchte seiner Arbeit sehen. Zuvor war schlichtweg der Urlaub der meisten Gäste zu kurz, um wirklich etwas zu bewirken.

Ein weiterer Bonus bestand darin, dass er nun über Pfarrkirchen immer blendend im Bilde war. Er behandelte zwar nicht nur Einheimische, aber doch ausreichend viele, um den gesamten Klatsch des Ortes zuzüglich wahrer Ereignisse erzählt zu bekommen. Natürlich mit dem Stille-Post-Bonus.

Schon seine erste Patientin gehörte zu dieser Gruppe von Menschen.

Auf Frau Bernreuther war er schon ein paarmal hereingefallen. Sie pflegte frühmorgens die Zeitung zu lesen. Oder zumindest die Überschriften eines Käseblattes, das eher als Comic zu verstehen war. Diese Schlagzeilen hatten aber im Durchschnitt wenig mit dem tatsächlich Geschehenen zu tun.

Frau Bernreuther nun hatte eine Gabe: Sie konnte die Lücken, die sich durch Konzentration auf die großen Buchstaben unter Weglassung des Kleingedruckten ergaben, wunderbar logisch und gleichermaßen spektakulär füllen. Die Realität blieb dagegen eher blass und unbedeutend.

Als er darauf beim ersten Mal noch hereingefallen war, hatte er eine völlig abstruse Geschichte auch noch weitererzählt. Und sich schrecklich blamiert, als er am selben Tag zum ersten Mal auf jemanden traf, der den Artikel wirklich gelesen hatte.

Trotz dieser Schwäche mochte er Frau Bernreuther recht gerne, hatte er doch seit jeher ein Faible für fantasievoll ersonnene Geschichten.

Heute jedoch war er es, der mit einem beeindruckenden Geschehnis punkten konnte. Ein Einbruch in Pfarrkirchen – natürlich ohne den dammischen Obermeier, seine Unterhosenparade und die Todesangst im Angesicht eines Kinderspringseils. Als daher die Begrüßung und das Erheben des aktuellen Befundes abgeschlossen waren, ging er in die Offensive. „Heute Nacht ist was Übles passiert. Bei meinem Nachbarn wurde eingebrochen. Richtig mit Polizeieinsatz und Schaulustigen.“

Weiter kam er nicht.