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»War ja klar, dass es heute wieder regnet!« Steffi Anzinger saß an ihrem Platz im Esszimmer und frühstückte. »Ja, es könnte jetzt wirklich mal wieder aufhören«, antwortete ihr Vater Alfons. »Der Altbach steht schon ganz schön hoch.« Nur wenige Stunden später hatte er aufgrund der Flutkatastrophe in seinem Heimatort Triftern den Kontakt zu seiner Tochter verloren. Sie war sein Ein und Alles. Hatte er ihr heute überhaupt schon gesagt, wie sehr er sie liebte? Das Buch beschreibt eindrucksvoll, was die Flut in Süddeutschland angerichtet hat. Dabei geht es weniger um den großen Schaden, sondern stehen die Menschen im Vordergrund. Die Gefühle, die in einem hochkommen, wenn man einen geliebten Menschen vermisst, werden so gut beschrieben, dass mir selbst sofort die Tränen kamen. Die Schicksale berühren einen und lassen dich so schnell nicht wieder los. ... [Der Roman] beschreibt einen sehr aufregenden Tag, in dem viele Menschen ihr Zuhause verloren haben. Ein paar Stunden haben ein ganzes Dorf fast vernichtet. So schnell kann ein regnerischer Tag in einer Katastrophe enden." - Bookrecession
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Seitenzahl: 33
Veröffentlichungsjahr: 2016
Für Karin
Vorwort
Am Morgen
Am Mittag
Am Nachmittag - Die Welt entgleist
Am Nachmittag - Die Flut
Am Nachmittag - Im Wasser
Am frühen Abend - Im Trockenen
Am späten Abend - Dunkelheit
Am späten Abend - Hoffnung
Am späten Abend -Verzweiflung
Als ich am 1. Juni 2016 vom Hochwasser in Niederbayern erfuhr, nahm ich unverzüglich Kontakt zu meinen Freunden im Katastrophengebiet auf. Einige hatten tatsächlich ihren gesamten materiellen Besitz verloren. Wenige Stunden später riss der Kontakt aufgrund des Zusammenbruchs des Handy- und Telefonnetzes ab. Da mich große Sorge um das Wohlbefinden meiner Freunde plagte, machte ich mich mit Begleitung auf den Weg, sie zu besuchen und Hilfe zu leisten. Was ich auf meiner Odyssee durch die Flutregion alles sah, Emotionen, menschliche und dingliche Katastrophen, das setzte mir schwer zu. Meine Bekannten waren alle wohlauf, es war ›nur‹ Materielles verloren gegangen.
Als ich aber am nächsten Morgen beim Frühstück saß, kamen mir unvermittelt die Tränen. Ich hatte das Gesehene noch nicht verarbeitet. Also ging ich in mein Schreibzimmer und begann, die Flut in vorliegender Novelle zu thematisieren. Erst als alles aufgeschrieben war, erlangte ich mein emotionales Gleichgewicht zurück, wie wohl mich bis heute Alpträume plagen.
»Die Flutnovelle« ist natürlich erfunden - die Personen, die Details und die konkrete Handlung. Jedoch die Eindrücke sind wahr, real und echt.
Die Tage und Wochen danach waren geprägt von Wiederherstellungsarbeiten, emotionalem und tätigem Beistand, der überall geleistet wurde. Der Dank gilt allen, die zu helfen bereit waren.
Vielen Dank!
A. A. Reichelt
Juni 2016
»War ja klar, dass es heute wieder regnet!« Steffi Anzinger saß an ihrem Platz im Esszimmer und frühstückte.
»Ja, es könnte jetzt wirklich mal wieder aufhören«, antwortete ihr Vater Alfons. »Der Altbach steht schon ganz schön hoch.«
Seine Tochter drehte sich um und sah aus dem Fenster, während sie an ihren Cornflakes weiterkaute. Ein Tropfen Milch löste sich von ihrem Kinn und landete auf dem Ärmel ihres Lieblingsshirts.
»Na toll!«
Sie stand auf und versuchte, sich den Fleck mit dem Spüllappen abzutupfen.
»Zieh halt was anderes an.«
»Ich hab nix mehr. Ich müsste mal wieder bügeln.«
Seit dem Tod ihrer Mutter hatte die sechzehnjährige Tochter die Hausarbeiten übernommen. Sie mochte diese Arbeiten sogar, hatte aber gerade sehr wenig Zeit dafür, weil sie ein Praktikum in einem lokalen Betrieb absolvierte.
»Heute Nachmittag habe ich frei, weil die in der Firma eine neue Software bekommen. Da haben sie nicht einmal die üblichen Hilfsarbeiten für mich.« Damit standen ihre Aktivitäten für diesen Tag bereits fest: waschen, bügeln, putzen.
Alfons zog sich seine Regenjacke an, nahm einen Schirm und gab seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn. »Ich fahre jetzt auch ins Büro. Wir sehen uns um fünf Uhr. Ich bringe Döner mit.« Da er auf seinem täglichen Heimweg von Pfarrkirchen an einem Schnellimbiss vorbeikam, kaufte er dort häufig ein. Seine Abo-Karte füllte sich regelmäßig.
Zehn Minuten später verließ auch Steffi das Haus und ging zu Fuß Richtung Praktikumsplatz im Kern von Triftern.
Steffi hatte den Vormittag damit verbracht, Akten zu vernichten. Als sie sich nun auf dem kurzen Fußmarsch nach Hause befand, bemerkte sie einen leichten Tinnitus vom Geräusch des Reißwolfs. Die letzten Meter vor der Wohnung legte sie den Kopf in den Nacken, hielt sich die Nase zu und versuchte durch einen Druckausgleich, das Pfeifen aus den Ohren zu bekommen.
Sie genoss die Regentropfen im Gesicht. Frisch fühlten sie sich an.
Nachdem sie endlich den Schlüssel in ihrer Tasche gefunden hatte, sich in der Wohnung der nassen Schuhe und Jacke entledigt hatte, ließ sie sich auf das Sofa fallen. Sie sandte ihrem Vater noch kurz eine SMS mit der Nachricht, dass sie sich nun einen Mittagsschlaf gönnen würde, und schloss dann die Augen. Wie beruhigend das Rauschen des Wassers in der Dachrinne klingen konnte. Langsam sank sie in den Schlaf.
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