Rockabilly Wedding - A. A. Reichelt - E-Book

Rockabilly Wedding E-Book

A. A. Reichelt

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Beschreibung

Wieder eine skurrile Komödie vom Autor des Jahres 2016 (Planet Awards): Eine Rockabilly-Themenhochzeit, ein 54er Chevy als Brautauto und ein Elvisimitator auf der Bühne. Dazu alte Schulfreunde, ein Sträfling auf Freigang und die zwielichtige Geldübergabe mit einer dubiosen Gestalt. Die Hochzeit des Joe von Scharffenlow mit der schönen Brunhilde verläuft anders als geplant. Besser, schräger, lustiger ... oder um es mit den Worten des Bräutigams zu sagen: »Ihr habt alle ein Rad ab, aber trotzdem: bestes Hochzeitsgeschenk aller Zeiten!« »Lebensnahe Charaktere treffen auf einer außergewöhnlichen Hochzeit zusammen. Ein Hochgenuss.« (Bücherelefant) »Rockabilly Wedding, eine Hochzeit, wie sie geheimnisvoller, skurriler und lustiger nicht sein kann.« (Unsere kleine Bücherwelt)

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Seitenzahl: 67

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Meiner Karin

Inhaltsverzeichnis

Anreise

Alte Freunde

Aller Anfang

An der Bar

Hochzeitsfotos

Erneut an der Bar

Die Trauung

Wedding Lunch

Wedding Party

Trouble

Also sprach Zarathustra

Jede Menge Motive

Wedding Mystery

Seltsame Typen

Verschwörung

Hinterhalt

Großes Finale

Über die Entstehung dieses Romans

Danksagung

Anreise

»Was für ein Auto!«

Ferdinand Kratzmannsperger hatte seinen Traumwagen gefunden. Einen Ford Mustang von 1966 mit 4,7 Litern Hubraum und 275 Pferdestärken. Bereits beim Einsteigen in den Boliden glaubte er, einen Testosteronschub zu verspüren, ja, seine Haare standen ihm nicht nur zu Berge, sondern schienen in Sekundenschnelle einen weiteren Zentimeter gewachsen zu sein. Vor allem im Gesicht. Dort also, wo das männliche Sexualhormon die größte Wirkung auf den Haarfollikel zu entfalten versprach. In seinem speziellen Fall war dies sogar der einzige Ort, wo noch hinreichender Bewuchs vorhanden war, den Kopf zierte eine spiegelblanke Glatze.

Doch die enorme Anziehungskraft dieses fahrbaren Untersatzes hatte seine Frau Waltraud nicht begeistern können. Sie hatte sich nur über die fehlende Sonnenblende beschwert. Um genau zu sein: über den deswegen nicht vorhandenen Schminkspiegel.

Als sie an einer Ampel in einem kleinen Kuhdorf mitten in Oberbayern standen und auf Grün warteten, brabbelte der V8-Motor unregelmäßig vor sich hin.

»Hörst du das? Das ist der Klang eines männlichen Motors!«

Die Begeisterung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er zu seiner Traudl hinüberschaute, die nur erwiderte: »Motoren sind immer männlich, schließlich sagt man ja auch nicht ›die Motor‹, sondern ›der Motor‹. Pf.«

Ferdinand verdrehte die Augen. Von seiner Ehefrau, die als Lehrerin den vollkommenen Prototyp eines Beamten abgab, war er nichts anderes gewöhnt. Schön war sie, zweifelsohne. Aber zuweilen hatte sie sehr anstrengende Charakterzüge an sich, die ihn oft eine weitere Konversation verweigern ließen. Doch diesmal würde er nicht aufgeben.

»Ja, aber es heißt auch ›die Maschine‹. Und sie ist trotzdem männlich!«

Bang! Das hatte gesessen.

Während Waltraud versuchte, sich unter Zuhilfenahme der Kamera ihres Handys den Lippenstift zu erneuern, betrachtete Ferdinand das Holz des Lenkrads und musste zugeben: Amerikaner wussten einfach, wie man Autos baut. Schon damals.

»Grün!«

»Was?«

»Es ist grün!«, murmelte sie am Lippenstift vorbei.

Er drückte das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Der Lärm war ohrenbetäubend und süchtigmachend zugleich. Voller Begeisterung sah er nochmals zu seiner Beifahrerin hinüber.

Sie hatte sich aufgrund der Beschleunigung einen fetten roten Strich von den Lippen bis zum linken Ohr gezogen.

Es blieb dabei: Amis wussten eben, wie man Autos baut. Autos für Männer. Autos für Männer mit nervigen Frauen.

Einhundertzwanzig Kilometer in westlicher Richtung entfernt lenkte Franz Xaver Folter-Knecht einen »Buckelvolvo« und versuchte, all die Fahrzeuge zu ignorieren, die ihn ständig überholten. Im Grunde waren alte Autos nicht gerade nach seinem Geschmack, aber nachdem sein alter Schulfreund Joe ihn zur Hochzeit eingeladen und extra angerufen hatte, um ihn um eine stilgemäße Anreise zur Rockabilly-Hochzeit zu bitten, hatte er sich diese automobile Legende geliehen. An die Mietkosten wollte er gar nicht denken, ganz zu schweigen von der Demütigung, wenn ihn japanische Kleinwagen überholten.

Im Innern des Fahrzeuges roch es nach Leder und Abgasen. Entweder war der Auspuff undicht, oder aber es war der gewöhnliche Geruch ungewöhnlicher Gefährte. Das Lenkrad schien nach heutigem Ermessen viel zu groß und zu dünn zu sein, sodass es sich unangenehm greifen ließ. Die Sitze waren unbequem und boten keinen Seitenhalt. Wenngleich ein nostalgischer Mensch in diesem Fahrzeug das Nonplusultra sehen konnte, so vermochte Franz Xaver nur den mangelnden Fortschritt wahrzunehmen. Wenigstens war im Handschuhfach des Wagens ein modernes Radio installiert worden.

Auch um angemessene Kleidung hatte Joe gebeten. Er hatte sich wohl keine Gedanken darum gemacht, dass Franz Xaver mit den neuen Lackschuhen schlecht kuppeln konnte. Ganz zu schweigen von dem altmodischen Anzug, den er sich für die Veranstaltung gemietet hatte. Und was für ein Aufwand es war, die Kleidungsstücke in einer seine gesamte Körperfülle bedeckenden Größe zu finden. »Untersetzte Größe« hatte auf dem Ständer gestanden, dem er diesen Fünfzigerjahre-Zwirn entnommen hatte. Untersetzt.

Ja, so war es wohl.

Von nun an war er ein Untersetzer. Oder war das korrekte Wort »Untersetzter«?

Egal, in jedem Fall war es schrecklich.

»Überhol halt dann, du Volldepp!«, brüllte er völlig entnervt den Rückspiegel an, in dem er einen Golffahrer wild gestikulierend schimpfen sehen konnte, der ihm Stoßstange an Stoßstange folgte.

»Das habe ich jetzt von dem ganzen Mist hier.« Mit Schulkameraden schien er einfach kein Glück zu haben.

Joe war schon immer ein schräger Vogel gewesen. Dass er nun eine Themenhochzeit anberaumt hatte, schien daher nur konsequent zu sein. In die gemeinsame Vergangenheit am Pfarrkirchener Gymnasium vertieft, tuckerte er weiter Richtung Bennigsbach.

Auf der Autobahn 3 in Richtung Würzburg war ein weiteres Relikt vergangener Zeiten zu bestaunen. Luitpold von Scharffenlow cruiste mit offenem Verdeck in seinem rosafarbenen Cadillac auf der linken Spur und genoss die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer. Mit stilecht nach hinten gegelten Haaren – Pomade sei dank – und hochgestelltem Hemdkragen ging er als moderne James-Dean-Adaption durch.

Vor zwei Jahren hatte er sehr intensive Träume über Zeitreisen, nun fühlte es sich tatsächlich so an, als würde er sich auf dem Sprung in eine andere Epoche befinden. Die wilden 50er. Wenngleich er noch nicht einmal vierzig Jahre alt war, hatte er doch eine große Affinität zu längst vergangenen Zeitaltern; die 50er standen auf dieser Liste seit jeher ganz oben. Und nun hatte er seinem Onkel Joe aus Bayern auch noch eine geniale Fahrt in einem Cadillac Cabrio zu verdanken, durfte sich wie Elvis ausstaffieren und ein hoffentlich schönes Wochenende auf einem Schloss verbringen.

Im Radio lief gerade der Jailhouse Rocki!

»Yeah!«, brüllte Poldi in den Fahrtwind. »Hell yeah!«

Joe von Scharffenlow saß auf seiner Bettkante und besah sich den Ehering, den er seiner über alles geliebten Bruni heute anstecken würde. War es überhaupt schon ein Ehering, so viele Stunden vor der Hochzeit? Oder wurde es erst durch die tatsächliche Bestimmungsübergabe zu dem wichtigsten Objekt eines Liebenden? Frühmorgendliche Überlegungen mit solchem Tiefgang waren eigentlich nicht sein Fall, doch der Bedeutsamkeit der heutigen Ereignisse, ja, dem wichtigsten Schritt seines Lebens gebührte doch eine gewisse Weihe.

Er atmete tief durch, so als könnte er den Druck von seiner Seele blasen. Tatsächlich lenkte ihn dies ab, wurde er sich doch der Qualität seines eigenen Atems bewusst.

»So kann ich jedenfalls nicht heiraten. Erst mal Zähne putzen«, instruierte er sich selbst. »Gründlich!«

Brunhilde Meiereder, oder besser gesagt »Noch-Meiereder«, hingegen plagten ganz andere Probleme. Seit fünfundzwanzig Minuten versuchte sie, den Reißverschluss ihres Brautkleides zu schließen. Seit Joe ihr vor drei Monaten seine Liebe gestanden hatte und drei Wochen später bereits um ihre Hand angehalten hatte, waren stolze fünf Kilogramm dazugekommen – überwiegend an Hüften und Bauch. Wobei mindestens drei Kilo auf Joes ständige Einladungen in sein Lieblingscafé zurückzuführen waren. Die ersten Tränen kullerten ihr bereits über die Wangen, als sie ihr Smartphone zur Hand nahm und ihre Mutter anrief. Als diese den Anruf in Empfang nahm, brach es aus der Tochter heraus: »Ich bin zu fett!« Das letzte Wort erstickte in einem stoßartigen Weinkrampf.

»Aber Schatzi. Du bist nicht zu fett. Du bist sehr hübsch.«

»Ich bekomme das Kleid nicht zu.«

»Oh. Du bist trotzdem nicht zu fett. Du bist zu viel ... schlank ... Also ich komme vorbei und wir sehen, ob wir das Kleid anpassen können.«

Doch Brunhilde hatte das Telefon bereits auf ihr Bett geworfen und das Gesicht schluchzend in die Bettdecke vergraben. Der glücklichste Tag in ihrem Leben – und sie war zu fett.

Alte Freunde

Als Ferdinand und Waltraud mit ihrem Mustang in den Parkplatz von Schloss Bennigsbach einbogen und neben dem Brautauto parkten – einem 54er Chevy 210 –, waren sie die ersten Gäste. Bevor sie jedoch aussteigen konnten, erreichte auch Franz Xaver in seinem Buckelvolvo den Ort der Hochzeitsfeier.

»DAS ist ein schnuckeliges Auto!«, erfreute sich Waltraud an dem kompakten Oldtimer, als er neben ihr zum Stehen kam.

»Na, Fix, du schaffst es sogar, bei einem Oldtimer ein Frauenauto auszusuchen.«