Halb Mensch und Anderswesen - Topaz Hauyn - E-Book

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Topaz Hauyn

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Beschreibung

Fünf fantastische Kurzgeschichten von Topaz Hauyn. Fünf Gestaltwandler und ihre Abenteuer in vier verschiedenen Welten. Verlassener Museumsplatz Ein neuer Silberschuppendrache Auf der Flucht durch die Luft Hexe im Wolfsfell Kontrabass und Killerwal Fantastische Unterhaltung. Atemberaubende Spannung. Überraschende Wendungen.

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Halb Mensch und Anderswesen

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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Welt der Fantasie ist unendlich. Genauso unendlich wie die Zahl der Wesen, welche eine menschliche und eine andere Gestalt haben. Der Grund für diese große Anzahl liegt, nach meiner Meinung, in ihrer Faszination. Genau aus diesem Grund habe ich in dieser Kurzgeschichtensammlung verschiedene Gestaltwandler versammelt. Manche ganz klassisch und bekannt, andere, für den aktuellen Buchmarkt besehen, eher selten und unerwartet.

Tritt ein, blättere um und tauche ein in die Welt der Anderswesen.

Verlassener Museumsplatz spielt in der Gegenwart mit einem Detektiv und einem Drachen im Museum. Einem Drachen, der dort gar nicht sein sollte und trotzdem für unglaubliches Chaos sorgt. Portale inklusive.

Die beiden folgenden Texte spielen in der gleichen Welte und begleiten einen Drachengestaltwandler auf seinem ersten Flug. Ein neuer Silberschuppendrache und Auf der Flucht durch die Luft. Mit dabei ist nicht nur ein erwachsener Drachengestaltwandler, sondern auch ein Kind, das die Gestalt wechseln kann.

Zählen Hexen zu den Gestaltwandlern? Meiner Meinung nach nicht. Sie zählen eher zur Kategorie der magischen Wesen. Aber wenn so eine Hexe sich, als Wolf getarnt, durch die Nacht bewegen kann, dann zählt sie doch zu den Gestaltwandlern. Wohin die Hexe des Nächtens unterwegs ist? Das erfährst du in Hexe im Wolfsfell.

Den Abschluss dieser Collection macht die Geschichte Kontrabass und Killerwal, in der die Protagonistin musikalisch auf einem Schiff unterwegs ist. Ein Schiff, das sie nicht für die Heimfahrt benutzen wird. Dafür lernt sie die Schönheit der schwarz-weißen Killerwale nicht nur zu schätzen, sondern auch in ihrer eigenen Verwandlung zu begrüßen.

Selbstverständlich gibt es noch viel mehr Wesen, in die sich Menschen verwandeln können. Zumindest in unserer Fantasie. Oder sind es eher andere Wesen, welche sich mit einer menschlichen Form tarnen und unter uns mischen? Fragen für eine weitere Kurzgeschichtensammlung in der Zukunft.

Für heute wünsche ich dir viel Freude beim Lesen dieser Sammlung. Kürzlich war Halloween. Vielleicht hast du dort selbst, ohne es zu ahnen, ein Anderswesen kennengelernt.

Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen.

Deine

Topaz Hauyn

November 2023

Verlassener Museumsplatz

Der Motor des Elektroautos summte leise. Die Räder rollten über den Asphalt. Das Funkgerät rauschte auf Empfang. Auf dem Beifahrersitz leuchtete schwach das e-Ink Display der neuesten Smartphonegeneration.

Die Nacht war alt. Noch wenige Stunden bis zum Morgen. Bis zum Ende der Nachtschicht. Bis er in sein Bett fallen und träumen konnte.

Rudolf Merks betrachtete die Straße vor sich. Links kam das Museum für Geschichte und Archäologie. Einem alten Bau mit Säulengang zur Straße und Bäumen zwischen Säulen und Straße. Zurückgesetzt von der Straße, so wie man früher die Schlösser gebaut hatte, für die Könige, Herzöge und Fürsten. Jetzt wirkte es, selbst nachts, fehl am Platz, zwischen all den Stahl-Glas-Bauten links, rechts und gegenüber.

Die Stadtreinigung war bereits durchgefahren.

Die Mülleimer, die sonst freitagnachts überquollen von leeren Flaschen, Fast Food Packungen und sonstigem Müll, waren leer. Genauso leer wie die Straße. Beides war untypisch. Normalerweise leerte die Stadtreinigung erst samstags in diesem Bezirk.

Rudolf fuhr an den Straßenrand und hielt den Streifenwagen an. Direkt vor dem Museum.

David Müller, sein Partner, schaute von seinem Smartphone auf. Schaute aus dem Fenster und überflog, genau wie Rudolf zuvor, den leeren Platz, die leere Straße und schaute dann im dunklen Auto zu ihm herüber.

»Ist was?«, fragte David.

Rudolf schüttelte den Kopf, ließ das Fenster herunter und atmete die eisige Nachtluft ein.

Eine kalte, ruhige Nacht.

Die Temperatur am Navigationsgerät zeigte ein Grad Celsius. Kalt, aber nicht übermäßig kalt. Kein Grund, weshalb er die ganze Nachtschicht über noch keinen Partygänger gesehen hatte. Die waren auch bei minus zehn Grad noch unterwegs. Teilweise in abenteuerlich luftigen Kleidern.

Die Ziffernanzeige der Uhr auf dem Navigationsgerät zeigte vier Uhr fünfundzwanzig. Das Museum lag im Dunkeln. Davor leuchteten die Straßenlaternen.

Er gähnte.

Egal, wo sie heute entlang gefahren waren, alles war ruhig. Kein Mensch weit und breit.

Genau das verursachte ein Jucken hinter seinem linken Ohr.

Rudolf traute dem Frieden nicht.

Es war Freitagnacht. Morgen war Samstag. Wo waren die jungen Erwachsenen, die die Nacht in den Clubs durchfeierten? Wo waren die Betrunkenen, die nach Hause torkelten?

Auf der Partymeile war es genauso totenstill gewesen, wie hier vor dem Museum, einem beliebten Treffpunkt, wegen der breiten Stufen, auf denen es sich bequem sitzen ließ. Auch Obdachlose fand er regelmäßig auf den Fliesen hinter den Steinsäulen. Es war trocken, ein bisschen windgeschützt und unter der Woche kam nachts niemand vorbei.

»Lass uns eine Runde zu Fuß drehen. Vielleicht haben sie sich im Garten hinter den Häusern versteckt«, sagte Rudolf nur, um etwas zu sagen. Die Leute, die er vermisste, versteckten sich kaum im Garten. Eher im Keller, um dort zu feiern.

Trotzdem. Es juckte hinter seinem Ohr und für David musste er keine weitere Begründung erfinden.

David zuckte die Schultern, klickte den Sicherheitsgurt los und stieg aus. Er ließ die Autotüre leise ins Schloss fallen.

»Kalt.« David hauchte in seine Hände. Weißer Nebel stieg auf, als sein warmer Atem sofort gefror.

Rudolf spürte die Kälte kaum. Er stieg aus, schloss das Auto ab und kam auf den Gehweg zu David. Hinter seinem Ohr juckte es stärker. Sein Gefühl sagte ihm, dass er der Ursache für die Stille auf der Spur war. Aber es sagte ihm nicht, worin sie bestand, und ob Gefahr drohte. Jedenfalls, die Richtung stimmte. Genau wie zu Schulzeiten. Jedes Jahr hatten sie einen Ausflug in das archäologische Museum gemacht. Jedes Jahr hatte es hinter seinem Ohr gejuckt, erinnerte er sich. Nach der Schule war er nicht mehr hingegangen. Nicht mehr, seit er wusste, dass das Jucken nicht an dem Museum lag, sondern an einer Straftat, die in seiner Nähe begangen wurde.

Was wurde in dem Haus seit so vielen Jahren verbrochen? Immer noch das Gleiche wie damals, oder jedes Jahr etwas anderes?

Rudolf blinzelte die Erinnerung weg. Heute Nacht würde er es herausfinden.

Seine Hand glitt an seinen Gürtel. Der Schlagstock war da. Das Funkgerät und die Handschellen. Genauso das Pfefferspray und seine Dienstwaffe. Nur für alle Fälle. Die Stabstaschenlampe zog er aus dem Gürtel und hielt sie in der Hand.

David betrachtete ihn aus hochgezogenen Augenbrauen. Schwieg aber ansonsten.

Das war eine Eigenschaft, die Rudolf an seinem Partner mochte. Er fragte nicht viel und diskutierte nicht. Meistens fanden sie bei seinen spontanen Ausflügen irgendeinen Straftäter. Noch öfter auf frischer Tat. David nahm das hin, ohne je zu fragen, warum Rudolf sie so zielsicher auf den richtigen Weg führen konnte.

Rudolf hätte es selbst nicht erklären können.

Während seiner Ausbildung hatte ihm ein Kommissar einmal einen Stapel Akten hingehalten. Er war mit dem Daumen darüber gefahren und hatte eine herausgezogen. Für Rudolf sah das willkürlich aus. Der Kommissar hatte gelacht und gesagt: »Wenn dein Daumen spürt, welche Akte heiß ist, dann hast du die Grundlagen unserer Arbeit gelernt. Vorher bist du immer ein Anfänger, egal in welchem Dienstgrad du stehst. Hier.« Er hatte die Akte bekommen und wirklich war etwas daran faul gewesen. Mit dem Daumen spürte er bis heute keine heißen Akten, aber auf Streife juckte es hinter seinen Ohren. Vielleicht war er nicht für den Schreibtisch geeignet und besser auf der Straße aufgehoben.

Er schaute sich um.

In welche Richtung sollte er gehen? Direkt ins Museum, oder war es ein Nachbargebäude? Eine Seitenstraße?

Rudolf drehte sich um seine eigene Achse. Das Polizeiauto stand ausgeschaltet am Straßenrand. Die Glasfassaden des Hochhauses gegenüber waren dunkel. Die Büromenschen alle zu Hause. Auch der Imbiss im Erdgeschoss war dunkel. Dort hatte er sich schon manches Mal Mittagessen geholt, wenn er tagsüber Streife gefahren war. Pommes und Falafel. Eine mehr oder minder gesunde Kombination, würde seine Ex sagen. Aber dafür war sie seine Ex. Sie sagte nichts mehr über seinen Speiseplan. Dort hatte es nie gejuckt.

Beide Richtungen der Straße waren unverdächtig und leer.

Schließlich schaute er zwischen den steinernen Säulen hindurch, die nur als schwarze Schemen im Licht der Straßenlaternen erkennbar waren und im Himmel scheinbar verschwanden, direkt auf die Eingangstüre des Museums. Die Glastüre stand offen. Sie schwang leicht hin und her und warf eine unregelmäßige Reflexion des weißen Laternenlichtes in alle Richtungen. Wie die Discokugeln auf der Partymeile, deren Krach er heute Nacht vermisst hatte.

Rudolf lauschte.

Nichts zu hören.

Nichts zu sehen.

Nichts zu riechen.

Nur eine ganz leichte Luftbewegung, die kalt über seine Handrücken strich. Weil David neben ihm auf und abging, um sich warmzuhalten.

Rudolf marschierte auf die offene Tür zu. Seine Taschenlampe schaltete er ein, um mehr zu sehen.

David schritt hinter ihm her.

Ihre Schritte waren auf den Steinfliesen gut zu hören.

Es bewegte sich weiter nichts. Niemand rannte. Niemand brüllte. Nichts explodierte.

Er stieg die Treppen hinauf.

Er leuchtete an den dunklen Säulen mit seiner Stabstaschenlampe vorbei. Das weiße Licht brach sich in den Wellen der Steinsäule, fuhren über den Boden und die Wand. Alles leer. Genauso in der anderen Richtung.

Rudolf ging weiter.

An der Türe blieb er stehen.

Es roch leicht vermodert. So als hätte irgendein Kleidungsstück zu lange im Wasser gelegen. Er rümpfte die Nase und schnupperte. Nein, nur feuchte Kleidung. Mehr fiel ihm nicht auf.

»Was meinst du?«, fragte Rudolf und drehte sich zu David um.

Irgendwo schlug etwas zu. Es klang wie eine Türe und es kam aus dem Museum.

Rudolf drehte sich zurück und sah in das dunkle Gebäude hinein.

Hinten links leuchtete ein gelbes Licht auf.

»Endlich. Ich dachte schon, Sie kämen gar nicht mehr«, rief eine alte Männerstimme.

Schritte hallten in dem großen Vorraum wieder und zu Rudolf und David heraus.

»Was glauben Sie, wie lange ich den Dieb im Museum einsperren kann? Stunden? Wo ist der Rest?«, fragte der Mann, der inzwischen an der Tür angekommen war und an ihnen vorbei spähte.

»David, ruf Verstärkung. Herr«, sagte Rudolf, stoppte und sah den Mann vor sich an.

»Dr. Rainer Felswart, Leiter des archäologischen Museums«, sagte der Mann, richtete sich auf und strich sein helles Hemd glatt. »In den Saal mit den versteinerten Dracheneiern, Verzeihung, Kuriositätensammlungen, ist eingebrochen worden. Der Dieb ist darin eingesperrt«, fügte er hinzu.

Rudolf lauschte kurz, bis er das Funkgerät von David knacken und ihn sprechen hörte. Dann wandte er sich an Dr. Felswart.

»Wo ist der Saal? Gibt es weitere Wege hinaus?«, fragte Rudolf.

»Innen, kommen Sie.«

Der Leiter drehte sich um und eilte durch die Eingangshalle zurück zu dem gelben Licht an der Seite, von der er gekommen war.

Rudolf folgte. Hinter sich hörte er das leise Rauschen des Funkgerätes. David war hinter ihm.

»Das Kuriositätenkabinett hat nur eine Türe und keine Fenster. Für Besucher ist es nicht zugänglich, da darin wertvolle Exponate ausgestellt werden«, sagte Dr. Felswart.

»Dracheneier?«, fragte Rudolf.

»Versteinerte Eier, vermutlich von Dinosauriern. Die Presse nennt sie Dracheneier, seit sie eine Assistentin behauptet hat, sie würden sich bewegen. Natürlich haben wir sie umgehend entlassen. Wir sind ein ehrbares Museum, das anständige Archäologen beschäftigt. Keine Gerüchteküche für fantastische Märchen.«

Rudolf fragte nicht weiter nach. Ihn interessierte weniger, ob das Drachenei sich bewegt hatte, oder ein Steinklotz war.

---ENDE DER LESEPROBE---