Hard & Heart 6: Die Auster in der Löwengrube - Sara-Maria Lukas - E-Book

Hard & Heart 6: Die Auster in der Löwengrube E-Book

Sara-Maria Lukas

5,0

Beschreibung

Doreen fühlt nichts. Egal, ob sie Romane liest, die andere Frauen zu Tränen rühren, oder den spektakulärsten Männern begegnet, bei denen sie ein nasses Höschen bekommen sollte - sie bleibt kalt. Sie weiß, dass sie der Ursache auf den Grund gehen sollte, wagt sich jedoch nicht. Als ihre Freundin Pia sich keine besondere Mühe gibt, zu verstecken, dass ihre Beziehung zu Finn BDSM-Spiele enthält, wird Doreen eifersüchtig. Sie will fühlen, und wenn es nur Schmerz ist. Die Sehnsucht wird übermächtig. In Pias Zimmer findet sie die Visitenkarte eines BDSM-Clubs. Im Rosenclub, Henrys exklusivem BDSM-Resort, taucht eine junge Frau auf und möchte Mitglied werden. Ihr Wunsch ist jedoch nicht das lustvolle Spiel mit gleichgesinnten Partnern, sondern sie will geschlagen und anschließend alleine eingesperrt werden. Henry ist fasziniert von dieser jungen Frau, aber auch misstrauisch. Er bittet seinen Freund Pascal Engel, Nachforschungen über Doreen anzustellen. Doch was er erfährt, lässt ihm keine Ruhe ... Teil 6 der romantischen BDSM-Reihe "Hard & Heart".

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Sara-Maria Lukas

HARD & HEART 6: DIE AUSTER IN DER LÖWENGRUBE

Erotischer Roman

© 2018 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Mia Schulte

© Coverfoto: Istockphotos.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-322-4

ISBN eBook: 978-3-86495-323-1

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Epilog

Autorin

Kapitel 1

Mit einem Seufzen tippt Doreen auf die Entertaste, und die E-Mail geht auf Reisen. „Fertig. Gibt’s sonst noch was zu tun?“

Pia sieht auf. „Nein, hau ab, du bist doch schon wieder seit zehn Stunden hier, oder?“

Doreen zuckt mit den Schultern. „Es gibt ungemütlichere Orte als unser kleines Verlagsbüro.“

„Stimmt. Mach trotzdem Feierabend. Wenn ich verreist bin, hast du hier sowieso genug zu tun, und ich weiß jetzt schon nicht, wovon ich die tausend Überstunden bezahlen soll, die du bereits angesammelt hast.“

„Vergiss es. Ich brauche nicht viel Geld, und es ist eine sinnvolle Arbeit, die wir hier machen. Du verdienst doch selbst kaum daran. Viel wichtiger ist, dass wir Freundinnen sind. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich so dämlich war, dir die Polizei auf den Hals zu hetzen.“

Pia winkt ab. „Längst vergeben und vergessen. Es ist Monate her und ich will jetzt endlich nichts mehr davon hören, kapiert?“ Sie macht eine fließende Wischbewegung mit der Hand. „Verschwinde!“

Doreen schüttelt den Kopf. „Du bist die beste Freundin, die man nur haben kann.“

Sie klappt den Laptop zu, steht auf und packt ihn in die Tasche. An der Tür zieht sie sich die Jacke an. „Seid ihr nachher noch in der WG oder düst ihr direkt los?“

„Finn holt mich hier ab, dann kommen wir gemeinsam zur WG, um meine Klamotten im Wohnmobil zu verstauen. Anschließend fahren wir. Spätabends sind die Autobahnen so herrlich leer.“

Doreen zieht seufzend die Augenbrauen hoch. „Hoffentlich geht alles gut. Versprich mir, bei deinen Recherchen vorsichtig zu sein. Mit rechtsextremen Arschlöchern ist nicht zu spaßen.“

Pia grinst. „Schätzchen, ich hab den besten Bodyguard der Welt dabei, was soll mir passieren?“

Im Geiste sieht Doreen Pias Freund vor sich. Finn ist groß, breitschultrig und muskelbepackt wie ein olympischer Zehnkämpfer im alten Griechenland. „Finn wird dich mit Argusaugen bewachen. Aber gegen Heimtücke kommt auch er nicht an.“

„Hör auf, dir Sorgen zu machen. Er wird mich davon abhalten, Risiken einzugehen. Du kennst ihn doch.“

Die Tür des Kellerbüros knirscht, als Doreen sie hinter sich zuzieht. Das Holz ist seit Jahren verzogen, und man muss das alte Ding kräftig ranziehen, damit das Schloss einrastet. Sie steigt die wenigen ausgetretenen Stufen nach oben und steht auf dem Gehweg. Eisiger Wind treibt Nieselregen in ihr Gesicht und animiert sie dazu, die Schultern hochzuziehen und den Kragen ihrer Jacke aufzustellen. Anscheinend entwickelt sich der erste Herbststurm des Jahres. Buntes Laub flattert auf die Hamburger Straßen. Es dämmert bereits, und in unzähligen Pfützen spiegelt sich das Licht der Laternen.

An der Ecke ist ein kleiner Supermarkt. Dort wird sie einige Kleinigkeiten einkaufen und es sich dann zu Hause gemütlich machen. Die nächsten Abende werden still. Pia fährt mit Finn auf Recherchetour für ihr neues Buch, und Toby ist letzten Monat ausgezogen. Zum Glück hat Finn das marode Schloss der Wohnungstür ausgewechselt, sodass sie keine Angst haben muss, nachts allein zu sein.

Ein leises Seufzen entweicht ihren Lippen, während sie sich im Strom der anderen Fußgänger Richtung Supermarkt bewegt. Finn und Pia sind so glücklich miteinander, dass man sie nur beneiden kann, dabei bilden sie ein total gegensätzliches Paar: Sie die politisch engagierte Inhaberin eines Kleinverlages, er der Personenschützer mit Lese- und Rechtschreibschwäche. Zu allem Überfluss liebt die im Alltag emanzipierte Pia es, sich von ihrem Lover übers Knie legen zu lassen. Um genau zu sein, nicht nur das, sie lässt sich auf viel heftigere Spielereien ein. Doreen hat schon manchmal fiese Striemen auf Pias Oberschenkelrückseiten gesehen, wenn sie nach dem Duschen in Unterwäsche aus dem Bad kam. Über Doreens schreckgeweitete Augen hat Pia nur gelacht. Sie macht kein Geheimnis daraus, dass sie es genießt, mit ihrem Lover BDSM auszuleben.

Bevor Doreen Finn besser kannte, glaubte sie, Pia wäre ihm hörig und müsste vor ihm gerettet werden. Deshalb hat sie damals auch die Polizei angerufen, was ihr immer noch peinlich ist.

Doreen würde es niemals vor einem anderen Menschen zugeben, aber die Wahrheit ist, sie beneidet Pia um ihr Glück und ihren Mut, stets zu tun, was sie will, egal, was die Leute sagen. Und um die Gefühle, die sie jeden Tag mit Finn erlebt. Fuck. Ja, verdammt, um die am meisten.

Sie erreicht den Supermarkt. Drinnen herrscht Gedränge und es müffelt nach nassen Klamotten. Grrr. Doreen schnappt sich einen Einkaufswagen und läuft los. Sie braucht nicht viel und steuert schnell mit wenigen Waren auf eine Kasse zu. In einem Regal im Gang davor stehen die ersten Weihnachtsknabbereien. Ihr Blick fällt auf eine dunkelrote Lebkuchenpackung und sie stutzt.

Bilder zucken durch ihr Gehirn. Diese Packung, das Gesicht ihrer Mutter, ein Fleck auf einer weißen Tischdecke. Kerzengeflacker, ein wutverzerrter Mund. Ein seltsamer, kaum wahrnehmbarer Geruch schwebt ihr in die Nase. Ihre Kopfhaut zieht sich zusammen und in ihrer Brust wird es immer enger. Atemnot. Fuck.

Sie unterdrückt den Reiz, mit allen zehn Fingern an ihren Haaren zu zerren und sich zusammenzukrümmen, sondern wendet sich energisch von dem Regal ab. Ihr Blick irrt kurz durch den Raum, dann findet sie einen Fixpunkt, auf den sie sich konzentrieren kann: das Schild „Nur für Personal“. Es ist weiß mit einem schwarzen Rand und hängt an der grauen Metalltür hinter den Kassenreihen. Die Schrift ist rot, dunkelrot, wie Kirschen. Kirschrot. Kirschen schmecken gut.

„Ich bin in Hamburg und alles ist in Ordnung. Ich kaufe Saft, Eier und Marmelade. Und Paprikachips für heute Abend zum Knabbern beim Fernsehen. Ich werde einen lustigen Film ansehen. Das Wetter ist doof, aber mir geht es gut“, murmelt sie streng, aber so leise, dass es niemand außer ihr hört. Routiniert, wie sie es gelernt hat, zwingt sie ihre Gedanken auf das Alltägliche, bis sie spürt, dass sich die Beklemmung löst und sie wieder frei atmen kann. Es ist lange her, dass eins dieser seltsamen Déjà-vus zu einer Panikattacke geführt hat. Seit Jahren kann sie mit den aufzuckenden Bildern aus dem Dunkel ihrer Vergangenheit souverän umgehen.

Als wäre nichts geschehen - verflixt, es IST ja auch nichts geschehen - stellt sie sich an der Kasse an, bezahlt und verlässt den Supermarkt. Noch ein paar Stationen mit der S-Bahn nach Altona und das Wochenende kann beginnen.

Als Doreen die Wohnung im obersten Stockwerk betritt, fällt ihr die Stille auf. Toby hörte gern laute Musik und hatte oft Besuch. Es war immer was los. Sie sollten sich doch einen neuen Mitbewohner suchen. Offiziell hat Finn Tobys Zimmer übernommen und zahlt den Mietanteil, aber er und Pia sind ja ständig unterwegs oder auf dem Hof, auf dem Finn seinen Hauptwohnsitz hat, weil er dort als Ausbilder für Personenschützer arbeitet. So ist Doreen immer öfter ganz allein in der großen Wohnung, was nicht angenehm ist.

Sie marschiert in die Küche, schaltet das antiquierte Radio auf der Fensterbank ein und verstaut ihre Einkäufe.

Ob Finn und Pia mit ihr essen wollen, bevor sie abfahren?

Das wäre nett.

Schnell tippt sie eine WhatsApp-Nachricht an die beiden und wartet gespannt auf Antwort. Yes, da piept es schon. Sie wollen. Fein, da lohnt es doch, einen großen Topf Spaghetti zu kochen.

Doreen hört das Klacken, als von außen die Wohnungstür aufgeschlossen wird, und lehnt sich zur Seite, um einen Blick in den Flur zu werfen, ohne dabei das Öffnen der Weinflasche zu unterbrechen.

„Wir sind’s“, ruft Pia und nickt ihr im gleichen Moment zu, da sich ihre Blicke begegnen.

„Schön. Ich mache gerade eine Flasche Rotwein auf. Mögt ihr auch ein Glas?“

Pia winkt ab. „Nachher zum Essen. Ich will erst schnell den Koffer packen.“

„Okay. Die Bolognese ist fast fertig, soll ich die Nudeln jetzt schon kochen oder noch warten?“

„Kochen“, brummt Finn, bevor Pia antworten kann. Er schlendert in die Küche. „Mein Magen ist so leer, dass er schrumpft, wenn nicht bald was reinkommt.“

Er legt den Arm um Doreen und zieht sie kurz freundschaftlich an seinen harten Körper. „Hi.“

„Hi.“ Sie gluckst. „Also nehme ich wohl lieber zwei Packungen Spaghetti, damit es auch reicht.“

Er nickt gefällig. „Du lernst schnell, kleines Doreenchen.“

„Dann deck schon mal den Tisch, großes Finnchen.“

Pia schreit leise auf, und Doreen kann gar nicht anders, als hinüberzusehen. Finn hat seine Freundin an die Wand gedrängt, sein Bein steht zwischen ihren, sodass sich sein Oberschenkel gegen ihren Venushügel und ihre Mitte presst. Er hält mit seiner linken Pranke lässig ihre beiden Hände über ihrem Kopf gefangen, während seine Rechte an ihrer Taille liegt, höher wandert und ihre Brust umfasst. Seine Lippen bewegen sich, er scheint ihr etwas zuzuflüstern, und seine Miene drückt Entschlossenheit aus. Sein Daumen reibt aufreizend fest über die durch die Bluse deutlich sichtbar aufgerichtete Brustwarze. Pia stöhnt und windet sich.

Das Bild wirkt wie aus einer erotischen Werbung oder von einem kitschigen Filmplakat, wie man sie schon viel zu oft gesehen hat. Trotzdem sticht es Doreen direkt ins Herz. Eifersucht. Neid. Sehnsucht. Sie möchte auch lieben. Schnell dreht sie sich weg und konzentriert sich darauf, die Nudeln in das Sieb zu gießen.

„Das Essen ist fertig, ihr Turteltäubchen.“

Sie hört Pia glucksen, bevor das verliebte Paar Arm in Arm in die Küche schlendert. Ihre Wangen sind leicht gerötet. Die beiden werden heute Nacht in Finns Maggie, seinem Wohnmobil, sicher nicht schlafen, wenn sie einen Rastplatz ansteuern.

Während sie sich an den Tisch setzen, spürt Doreen ihren Herzschmerz. Seit sie Finn und Pia so oft als glückliches Paar erlebt, kann sie die eigene Sehnsucht nach Zweisamkeit nicht mehr so gut verdrängen wie vorher. Immer häufiger liegt sie nachts wach und fragt sich, was sie tun könnte, um normal zu werden. Alle Hilfsangebote, die ihr einfallen, Ärzte, Therapeuten, Beratungsstellen und so weiter, hat sie bereits ausprobiert, doch keine Therapie durchgehalten. In den entscheidenden Momenten ist sie jedes Mal geflohen. Die Angst vor dem schwarzen Ungeheuer in ihrer Seele war immer größer als die Sehnsucht nach einem normalen Leben.

„Lecker, Doreen“, unterbricht Finn ihre Gedanken, nachdem er die ersten Gabeln mit Nudeln in den Mund geschoben hat. Er nickt ihr zu und lächelt.

„Danke.“

„Bist du eigentlich in Hamburg aufgewachsen?“

„Nein.“ Sie senkt den Kopf und dreht konzentriert Spaghetti auf ihre Gabel.

„Und von wo kommst du?“, hakt er nach.

„Hannover.“

Finn hebt die Hand. „Dann kennst du bestimmt diese urige Kneipe in der Altstadt, in der freitagabends immer neue Bands spielen, wie hieß die noch … ich glaube …“

„Nein, kenne ich nicht“, unterbricht sie ihn rüder, als sie es eigentlich will.

Er grinst. „Du weißt doch noch gar nicht, welche ich meine?“

„Doch.“ Sie stöhnt genervt. „Quatsch. Nein. Ich kenne keine Kneipen in Hannover. Ich kenne nur die medizinische Hochschule.“

„Ach, interessant. Ich wusste nicht, dass du studiert hast.“

„Hab ich auch nicht. Ich komme nicht … ich bin … ich war nur … ich …“

Er zieht die Augenbrauen hoch, doch bevor er nachfragen kann, schleudert sie ihm ein aggressives „Ich möchte nicht über meine Vergangenheit reden“ entgegen.

Seine Augen brennen Löcher in ihre Haut, aber er nickt langsam. „Okay. Kein Problem. Muss man ja nur wissen.“

Doreens Wangen glühen. Fuck! Sie hasst solche Situationen. Wenn sie darauf vorbereitet ist, fallen ihr plausible Antworten ein, aber eben hat er sie mit seiner beiläufigen Frage kalt erwischt.

„Wie sind eure Pläne für die nächsten Tage?“, fragt sie mit Blick auf Pia.

„Wir sind offiziell im Urlaub, treffen total zufällig Mitglieder der örtlichen Verbände und outen uns lautstark als Gleichgesinnte.“

„Was denkst du, wie lange ihr wegbleibt?“

„Maximal zwei Wochen, danach muss ich wieder arbeiten. Bei Pascal startet ein neuer Lehrgang, bei dem er mich als Trainer braucht“, antwortet Finn statt seiner Freundin.

Pia sieht auf. „Ich schicke dir jeden Abend das neue Material per Mail, damit das sicher ist, falls wir auffliegen und die Typen meinen Laptop klauen oder zerstören.

Doreen nickt. „Alles klar.

Was tu ich, wenn ich nichts von euch höre und mir Sorgen mache?“

Pia winkt lässig ab. „Finn ist ständig mit Pascal in Kontakt, der weiß jederzeit, wo wir sind, und wird aktiv, falls etwas schiefgeht.“

„Okay, dann bin ich beruhigt.“

Die plötzliche Stille in der Wohnung wirkt erdrückend. Seit Pia und Finn die WG verlassen haben, sitzt Doreen mit ihrem Weinglas am immer noch gedeckten Küchentisch. Das Bild, wie Finn seine Freundin gegen die Wand gedrängt und ihr jede Bewegungsfreiheit genommen hat, geht ihr nicht aus dem Kopf. Manchmal wünscht sie sich genau das. Wehrlos zu sein und zu Gefühlen gezwungen zu werden, egal was für welche. Fuck, nicht manchmal, immer öfter, täglich, stündlich, jede Nacht. Es ist zum Verrücktwerden. Sie sollte ausziehen, damit sie das glückliche Paar nicht ständig sehen muss. Entweder ist sie allein in der Wohnung oder die beiden sind zusammen da. Das ist nicht zum Aushalten!

Seufzend leert sie das Glas mit einem großen Schluck. Nein, sie will nicht ausziehen. Pia ist ihre einzige Freundin. Nicht nur Freundin, sie ist ihre Familie, sie ist der einzige Mensch, der ihr wirklich nahesteht, und Finn benimmt sich ebenfalls längst, als gehöre sie zu seiner Familie. In dieser Wohnung in Hamburg erlebt sie zum ersten Mal echte menschliche Nähe. Es ist schön, wenn Finn sie umarmt, so wie vorhin, rein freundschaftlich. Am Anfang ist sie immer zusammengezuckt, wenn er sie so begrüßt hat, weil sie es nicht gewohnt war, von einem Mann angefasst zu werden. Inzwischen kann sie es genießen und sich in diesen Momenten an ihn lehnen. Sie hätte schreckliche Sehnsucht danach, wenn sie ausziehen würde und niemand mehr da wäre außer dem schwarzen Ungeheuer, dem eisigen Loch, der Leere in ihrem Kopf.

Sie wird nicht im Selbstmitleid zerfließen, sondern es sich gemütlich machen, sich einen netten Film im Fernsehen ansehen und dabei Paprikachips knabbern. Entschlossen steht sie auf und beginnt, den Tisch abzuräumen.

Als sie wenig später auf dem alten ausladenden Sessel in ihrem Zimmer sitzt und die Wolldecke über sich ausbreitet, um sich dem gemütlichen Fernsehabend zu widmen, klingelt das Telefon.

Fuck, hätte das nicht eine Minute eher bimmeln können? Brummend wickelt sie sich aus der Decke heraus und läuft in den Flur, wo das Telefon auf der Station steckt.

Sie meldet sich mit einem knappen „Vogt“, während sie es an ihr Ohr hält und damit zurück in ihr Zimmer schlendert.

„Sorry, mit wem spreche ich?“, fragt eine tiefe, sonore Stimme, die ihr auf Anhieb sympathisch ist.

„Mit wem wollen Sie denn sprechen?“

„Finn Lorenz oder Pia Krüger.“

„Die sind beide nicht da.“

„Dann musst du Doreen sein. Freut mich, dich kennenzulernen.“

Ein kribbeliges Erschauern, fast wie bei einem Schreck, fährt durch ihre Nervenbahnen, als er ihren Namen sagt, aber es ist nicht beängstigend, eher auf eine positive Art aufregend, vermutlich weil er eine so angenehme Stimme hat. Mit ihm zu sprechen fühlt sich auf seltsame Art abenteuerlich spannend an.

„Äh … wer …“

Er lacht leise, mit einer sanften Nuance in der Stimme. „Sorry, wie unhöflich von mir. Henry Faitard, ich bin ein Freund von Finn und Pia.“

Faitard. Der Name erzeugt einen echten Schreck. Sie sieht ihn vor ihrem inneren Auge in goldfarbener kursiver Schrift auf einer grauen, edlen Visitenkarte geschrieben, die Pia mal in der Küche liegen gelassen hat. Henry Faitard ist der Inhaber des BDSM-Clubs, den Finn und Pia regelmäßig besuchen.

Ein unbedachtes „Oh“ rutscht ihr über die Lippen.

Wieder dieses leise Lachen, das jetzt leicht und belustigt klingt. Nein, eher spöttisch, aber nett, nicht gemein. Nett spöttisch? Was für einen Blödsinn denkt sie da?

„Du weißt, wer ich bin, stimmt’s?“

„Ähm. Ja.“

„Keine Angst, ich plane nicht, peitschenschwingend durchs Telefon zu klettern.“

Glucksend lehnt sie sich zurück. „Nein? Das erleichtert mich jetzt über alle Maßen.“ Sein Humor lässt das Misstrauen, das sie normalerweise jedem Fremden gegenüber empfindet, gar nicht erst aufkommen. Sie kann völlig entspannt mit ihm herumwitzeln. Ob es allen Frauen so geht, die seine Stimme hören?

„Finn und Pia sind mit dem Wohnmobil unterwegs. Du erreichst sie übers Handy.“

„Das habe ich probiert, aber die sind beide ausgeschaltet.“

Sie kichert. „Dann sind sie vermutlich auf einen Parkplatz gefahren, um sich unsittlich miteinander zu beschäftigen. Sie konnten vorhin schon nicht die Hände voneinander lassen.“

Er lacht. „Ja, vermutlich.“

Während sie einen Schluck Wein trinkt, hört sie ein schabendes Geräusch, als ob er es sich auch gerade auf einem Sessel oder einer Couch gemütlich macht, und irgendwie gefällt ihr die Idee, noch etwas länger mit ihm zu plaudern.

„Wie lange wollen die beiden wegbleiben?“, fragt er.

„Geplant sind zwei Wochen.“

„Dann bist du jetzt allein in der großen Wohnung, oder habt ihr noch mehr Mitbewohner?“

„Nein, haben wir nicht. Aber das macht nichts, ich kann gut allein sein.“

„Interessant. Ich bin auch einer dieser Menschen, die gut allein sein können. Wie verbringst du deine Abende?“

„Ach, da bin ich so gewöhnlich wie tausend andere. Ich sehe Serien oder amüsante Filme im Fernsehen.“

„Gewöhnlich bist du ganz sicher nicht, zumindest deine Stimme ist es nicht.“

Wow. Doreen spürt Hitze in den Ohren. Sie konnte noch nie gut mit Komplimenten umgehen. „Doch, bin ich“, antwortet sie ruppig. „Du guckst bestimmt keine seichten Serien.“

Etwas klirrt, als ob er aus einem Glas mit Eiswürfeln trinkt. Dann räuspert er sich. „Ich höre zur Entspannung gerne klassische Musik.“

Sie prustet los. „Das kann ich mir vorstellen, das passt zu deiner Stimme.“

Er lacht auch. „Zu meiner Stimme? Das hast du jetzt falsch verstanden. Ich singe keine Arien, ich höre sie mir nur an.“

Nun muss sie erst recht albern kichern. „So meinte ich das doch nicht.“

„Nein?“, neckt er sie.

„Nein. Es passt zu deinem Typ, so wie ich dich anhand deiner Stimme einschätze.“ Oh Mann, sie sollte aufpassen, was sie sagt, um sich nicht total lächerlich zu machen. Sie trinkt einen Schluck Wein und zwingt sich, den Reiz, zu kichern, mit hinunterzuschlucken.

„Arbeitest du mit Pia zusammen? Mir ist, als hätte sie das erwähnt“, sagt Henry.

„Ja, das stimmt. Offiziell bin ich ihre Angestellte, aber wir sind vor allem Freundinnen. Soll ich was ausrichten?“

„Nein. Einer unserer neuen Überwachungsmonitore funktioniert nicht reibungslos. Pascal muss ihn bei seinem Lieferanten reklamieren. Da ich morgen in Hamburg bin, wollte ich ihn Finn bringen, dann muss ich das Teil nicht extra schicken. Ist es dir recht, wenn ich um die Mittagszeit kurz komme, um es für ihn in eurer Wohnung zu deponieren?“

„Ich bin tagsüber nicht hier.“ Enttäuschung will sich in ihrem Verstand ausbreiten, und ohne nachzudenken, plappert sie weiter. „Aber wir können uns in meiner Mittagspause treffen. Unser Verlagsbüro ist in der Altstadt.“

„Das wäre klasse. Wie lang hast du Pause?“

„Ähm … warum?“

„Wenn wir uns schon kennenlernen und du dir die Mühe machst, meinen Monitor an Finn weiterzugeben, möchte ich dich natürlich zu einem Kaffee einladen. Dafür reicht die Zeit hoffentlich.“

Ein freudiger Schauer läuft ihr über den Rücken. Oh Mann. „Ich kann mir selbst einteilen, wie lange ich Pause mache. Aber … ähm … das ist nicht nötig.“ Wieso stammelt sie plötzlich wie ein schüchternes Äffchen? Er muss sie für völlig bescheuert halten.

„Das weiß ich.“ Er schweigt kurz. „Ist es dir unangenehm, einen BDSMler zu treffen?“

„Nein, quatsch, es ist nur, also, ich versteh nicht ganz, wieso du …“

„Es ist nett, mit dir zu telefonieren, und ich möchte dich kennenlernen.“

Er sagt das mit einer dermaßen selbstsicheren, freundlichen Ruhe, als ob ihm noch nie eine Frau eine Abfuhr erteilt hätte.

„Okay.“ Ups. Hat sie gerade zugesagt, sich von dem Besitzer eines BDSM-Clubs zum Kaffee einladen zu lassen?

„Das freut mich. Wir können uns am Jungfernstieg treffen, wäre das in Ordnung?“

„Klar.“

„Sag mir, wie du aussiehst!“

„Warum?“

Er lacht wieder leise und warm. „Damit ich dich erkenne.“

„Ach so. Ja, klar. Ich habe kurze blonde Haare und bin schlank. Wie Ellen … äh, Pia sagt immer, ich hätte Ähnlichkeit mit Ellen DeGeneres, der amerikanischen Fernsehtalkerin.“

„Die kenne ich. Fein. Ich freue mich.“

„Und du?“

„Ich bin der mit dem Monitor unter dem Arm. Moment! Wie blöd! Warum sollten wir das Teil mit uns rumschleppen? Vergiss den Jungfernstieg, ich hole dich in eurem Büro ab. So gegen zwölf, okay? Die Adresse habe ich.“

„Okay.“

„Fein, bis morgen.“

„Ja. Bis morgen.“

Nachdem er aufgelegt hat, hört sie ihr Herz hämmern. Sie hat ein Date mit Henry Faitard. Meine Güte!

Sie rappelt sich auf und geht zum Bett, um die Schublade des kleinen Nachtschranks zu öffnen. Nach einigem Kramen hat sie gefunden, was sie sucht: die kleine Visitenkarte. Sie nimmt sie mit und kuschelt sich wieder auf ihrem Sessel unter die Decke. Mindestens zehnmal dreht sie das Kärtchen hin und her. Rosenclub steht auf der Vorderseite neben einem winzigen Paar goldener Handschellen. Keine Erklärung, kein weiteres Bild. Nur Rosenclub in goldener Schrift, passend zu den Handschellen, und auf der Rückseite sein Name, Henry Faitard, die Adresse, eine Telefonnummer und die Website. Sein Name klingt nicht nur französisch, er scheint wirklich Franzose zu sein. Im Geiste hört sie seine Stimme, dunkel, einnehmend, gefühlvoll, lässig. Sie gluckst. Was für bescheuerte Gedanken.

Kapitel 2

„Oh Mann!“ Fluchend liest Doreen die Seite noch einmal. Wie soll man einen Text über Gesetzeslücken in Bezug auf Massentierhaltung lektorieren, wenn einem die Verabredung mit einem dominanten Sadisten bevorsteht, bei dem ein Sorry wie ein erotisches Versprechen klingt? Vielleicht ist er ja gar nicht dominant oder sadistisch, sondern devot und masochistisch. Nur weil er der Inhaber des Clubs ist, heißt das ja nicht, dass er auch gerne den Chef in einer Session spielt. Möglicherweise lässt er sich von einer Domina … Nein. Niemals. Dann würde er anders reden. Diese ruhige und fast arrogant wirkende Selbstsicherheit, die aus jedem Wort von ihm herauszuhören ist … nein, nicht arrogant, das ist der falsche Begriff. Er hörte sich geerdet an, als ob es nichts gibt, was ihn aus der Ruhe bringen könnte, als ob er genau so ist, wie er sein will. Bei der Erinnerung an seine sanfte Stimme wird ihr schon wieder ganz warm. „Meine Güte! Da kann man sich ja nicht konzentrieren.“

Sie nimmt alle Kraft zusammen, um ihre Arbeit sorgfältig zu erledigen, doch ihre Gedanken schweifen unweigerlich erneut ab. Wie er wohl aussieht? Seiner Stimme nach ist er jedenfalls keiner dieser jungen Studententypen, mit denen sie im Job vorwiegend zu tun hat, sondern ein gestandener Mann, vermutlich viel älter als sie. Ständig muss sie auf die Uhr glotzen, dabei wird es noch mindestens zwei Stunden dauern, bis er kommt. Falls er es sich nicht noch überlegt und absagt.

Unwillig steckt sie einen Kugelschreiber zu den anderen in den alten Kaffeepott ohne Henkel, der ihr seit Jahren als Schreibtischaccessoire dient. Warum ist sie bloß so aufgeregt? Sie werden zusammen einen Kaffee trinken, etwas Small Talk halten und dann fährt er wieder. Normalerweise tritt sie Fremden gegenüber doch souverän auf, nicht schüchtern. Sie ist zwar misstrauisch, hat aber keine Berührungsängste. Im Gegenteil, sie kann richtig witzig und schlagfertig sein.

 Nur wenn ihr jemand auf privater Ebene näherkommen will, wird sie vorsichtig.

Es passiert häufig, dass ein Typ mit ihr flirten will. Dann ist es für sie schwierig, ihn abzuwehren, ohne unhöflich zu werden. Oft tut es ihr leid, weil die meisten ja wirklich nett sind. Und die haben schließlich keine Ahnung, warum sie niemanden an sich heranlässt, dass es nicht an ihnen liegt. Heute muss sie keine Abfuhr erteilen, denn Henry Faitard ist kein flirtwilliger junger Typ. Er kommt lediglich, um einen Monitor für Finn abzugeben. Also kein Grund, nervös zu sein. Wirklich nicht.

Das altmodische Türglöckchen bimmelt und die Tür poltert, als sie aufgedrückt wird. Doreens Herz setzt einen Schlag lang aus und sie starrt nach vorn.

Steffen und Linda. Die Aushilfen. Sie atmet erleichtert aus und ihre Schultern sacken herab. „Hi.“

„Hi.“ Linda grinst. „Wie guckst du uns denn an?“

„Wieso?“

„Als dachtest du, der Gerichtsvollzieher käme herein.“

Doreen verdreht die Augen. Oh Mann!

Nachdem Henry den Wagen geparkt hat, steigt er aus und schlendert über die Straße. Es ist eine schmale, ruhige Einbahnstraße, obwohl die Lage sehr zentral ist. Neugierig betrachtet er das kleine Schaufenster von Pias Miniverlag, in dem sie vor allem Bücher unbekannter junger Autoren über politisch relevante Themen veröffentlicht. Er befindet sich im Kellergeschoss eines der typischen mehrgeschossigen Hamburger Wohnhäuser. Vom Bürgersteig aus geht man vier schief ausgetretene Stufen abwärts in eine Souterrainwohnung, die ihr als Büro dient.

Er ist gespannt auf Doreen. Pia und Finn haben nie viel von ihr erzählt, aber ihre Stimme und die burschikose, dabei gleichzeitig vorsichtige, fast misstrauische Art am Telefon haben ihn neugierig gemacht. Durch das kleine Fenster in der Holztür sieht er sie vor einem Laptop sitzen. Blond und kurzhaarig, das muss sie sein, denn auf die anderen Personen im Raum, eine junge Frau und einen jungen Mann, die vor einem langen Tisch stehen und Bücherpakete packen, passt die Beschreibung nicht.

Er öffnet die Tür und schlendert hinein. Als die altmodische Türglocke bimmelt, sieht sie auf und ihre Augen zucken. Er nickt allen zu. „Guten Tag.“

Die beiden anderen drehen sich kurz um und grüßen formlos, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwenden. Doreen springt auf. „Hallo.“

Sie ist sehr schlank, wirkt wenig weiblich, sondern eher wie ein großer Junge und ist auch so angezogen: Jeans, Sneakers, grauer Hoody mit dem Spruch Achtung Frauenpower auf der Brust. Die strohblonden Haare trägt sie so kurz geschnitten, dass die Ohren und der Nacken frei sind. Sie lächelt freundlich und offen, doch ihre halb angewinkelten Arme zucken kaum sichtbar. Die rechte Hand schiebt eine Mappe auf dem Rand ihres Schreibtisches hin und her, während die Linke eine Faust formt. Sie ist sich dieser Handlungen nicht bewusst, doch Henry registriert sie alle, genauso wie die „Mitteilung“ durch ihre Kleiderwahl. Gelernt ist gelernt. Außerdem hat er in seinem Leben so viele unterschiedliche Menschen getroffen, dass er in wenigen Sekunden ihre Mimik und Körpersprache interpretieren kann. Doreen ist augenscheinlich hin- und hergerissen. Sie möchte ihn kennenlernen und hat gleichzeitig Angst, er könnte sie wirklich kennenlernen.

Ihr Blick irrt um ihn herum, sie traut sich nicht, ihm in die Augen zu sehen, will aber vermeiden, dass er das merkt. Was ihn nicht stört, er sieht ihr gelassen so lange ins Gesicht, bis er ihren Blick einfängt, bis sie dem Augenkontakt nicht mehr ausweichen kann. Sie räuspert sich und hält ihm die Hand hin. „Ich bin Doreen Vogt.“

Er greift zu. „Angenehm. Henry Faitard.“

Seine Finger umschließen warm ihre und halten sie einen Moment fest, als wäre es kein beiläufiges höfliches Ritual, sondern hätte eine echte Bedeutung. Das fühlt sich gut an und verunsichert sie erst recht. Ärgerlich strafft sie sich und schiebt die Schultern zurück. „Ich hoffe, Sie haben einen Parkplatz in der Nähe gefunden?“, fragt sie mit Blick auf den nicht sehr großen Flachbildschirm, den er unter dem linken Arm trägt.

„Direkt hier vor der Tür“, antwortet er, beugt sich etwas vor und deutet eine Verschwörermiene an. „Am Telefon haben wir uns geduzt.“

Doreen spürt, dass ihre Wangen heiß werden. Er hat recht, am Telefon haben sie sich ganz selbstverständlich geduzt, aber jetzt, wo er vor ihr steht, hat sie ihn automatisch gesiezt. Obwohl er lässige Freizeitkleidung trägt, wirkt er wie einer dieser mächtigen Manager von großen Konzernen. So einen Typen duzt man nicht einfach. Seine schwarzen Haare sind an den Schläfen von silbrig grauen Fäden durchzogen. Er trägt eine Kurzhaarfrisur mit Seitenscheitel. Ein paar Strähnen fallen ihm in die Stirn. Seine Haut ist leicht gebräunt und seine Augen schimmern unter dichten Augenbrauen in einem warmen Dunkelbraun. Er könnte auch Spanier oder Italiener sein, doch vermutlich stammt seine Familie aus Südfrankreich. Seine Gesichtszüge wirken ernst, aber freundlich. Trotzdem strahlt er Respekt einflößende Autorität aus, als ob er es gewohnt ist, Verantwortung zu tragen – definitiv ein Typ für eine Führungsposition.

„Bleiben wir doch dabei, ja?“, bittet er mit einem verschmitzten Augenzwinkern.

„Äh … ja, klar. Natürlich. Gern.“ Was stottert sie denn da rum wie ein schüchternes Mäuschen? Das ist doch wohl nicht wahr! Sie schluckt. Jetzt aber Schluss damit!

Sie dreht sich schnell und läuft nach hinten, um die Tür zum Lager zu öffnen. „Stell den Monitor einfach hier in eine freie Ecke.“

Henry nickt und schlendert an ihr vorbei. Sein Duft weht ihr in die Nase. Er erinnert sie an einen Mix aus Holz, Whisky und Tabak. Intensiv, dominant, aber trotzdem nicht zu aufdringlich.