Haus der Löcher - Nicholson Baker - E-Book

Haus der Löcher E-Book

Nicholson Baker

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Beschreibung

Das Haus der Löcher ist prickelnd erotisch: Wo sonst spielt Rimski-Korsakow eine Symphonie direkt auf unserem sensiblen Oberschenkel? Wo treiben wir es, umsprungen von Bergzebras, auf luftigen Felsspitzen? Oder werden, sanft gebettet, durch eine Peniswaschanlage geschoben? Was ist das Haus der Löcher für ein Ort? Nicholson Baker, Spezialist für ungewöhnliche Erotik («Vox», «Die Fermate»), hat ihn entdeckt. Es ist ein Resort, küstennah, sonnenbeschienen, luxuriös, mit angeschlossenem Vergnügungspark, ein Ort, wie wir ihn uns erträumen, ein Ort, an dem unsere geheimsten sexuellen Wünsche erfüllt werden, sogar solche, die wir nie zu wünschen wagten. Und wie kommen wir hin? Na, so ähnlich wie Alice ins Wunderland: etwa durch das Loch im dritten Trockner von links im Waschsalon um die Ecke; durch das im Trinkhalm unseres Cocktails – oder einfach, indem wir dieses Buch aufschlagen und kopfüber eintauchen.

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Seitenzahl: 333

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Nicholson Baker

Haus der Löcher

Roman

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

Shandee findet Daves ArmNed wird beschnuppertLuna geht in ein KonzertPendle geht zu einem VorstellungsgesprächShandee lernt, wie man einen Penis wäschtCardell trinkt einen Sherry CobblerMarcela bewundert Koizumis SkulpturShandee trägt die SchwammhandschuheRhumpa knöpft sich die Bluse aufCardell geht in den WaschsalonDie Geschichte von König Bohuslaws BartRhumpa macht ihr Komm-VideoWade erfährt vom Tuch des Ka-ChiangCardell kauft einen GelrollerJessica lässt sich Tätowierungen entfernenWade drückt die Sex-jetzt-Taste, und Koizumi kommt zu BesuchHenriette surft auf dem SeeDennis erforscht Mindys HandtaschePolly besucht den PenissaalPendle kauft sich eine BadehoseHenriette wählt die BackenpumpeDave übertritt eine GrenzeDune besucht den MittelwegChilli geht mit Dave in den PornodekaederNed unterzieht sich einer freiwilligen KopfabtrennungReese besucht ein KopflosenschlafzimmerCardell trifft Betsy am StrandLuna fickt einen PenisbaumHenriette macht einen SpaziergangDune erzählt Mindy, wie er seinen Penis verlorRhumpa besucht das PornomonsterDie Klitdiebin entschuldigt sichShandee geht zum FestivalDave erhält seinen alten Schwanz zurückLila sagt, es ist fast Zeit zum GehenDas silberne Ei bricht auf
[zur Inhaltsübersicht]

Shandee findet Daves Arm

Shandee bekam von ihrer Schwester ihr ganzes Make-up, weil die nach Guatemala ging. Abends verbrachte Shandee dann ungefähr zwei Stunden damit, Lippenstift auszuprobieren. Am nächsten Morgen ging sie mit ihrem Geologiekurs 101 in einen Steinbruch. Der Steinbruch hieß «Fels des Heils». Er war riesig, und man schlug dort Granit, vor allem für Grabsteine. Der Steinbruchführer war ganz süß, auch wenn seine Haare nicht gut kamen – er war vielleicht siebenundzwanzig. Trotzdem, ziemlich dolle süß, dachte sie. Sie standen am Rand einer Weite, die wie von einem anderen Stern aussah, und er sagte: «Hier ist so viel Granit, dass er noch viereinhalbtausend Jahre reicht.» Herr du meine Güte, dachte Shandee, das sind eine Menge Grabsteine. Sie trat von der Kante zurück, und in dem Moment sah sie hinter einem Stein eine Hand herausstehen.

Während die anderen dem Führer zuhörten, ging sie zu der Hand. Die Hand steckte am Unterarm, und um dessen Ende war ein sauberes abgerissenes Stück Stoff gewickelt, das wohl am Rest des Arms gehangen hatte. Auf dem Stoff war kein Blut. Shandee zog die Hand heraus und befühlte sie. Sie war warm, die Finger bewegten sich ein wenig. Die Hand zeigte eindringlich auf ihre Tasche, also stopfte sie sie hinein, ging wieder zur Gruppe und hörte sich den Rest der Führung an.

Zu Hause zog sie dann den Unterarm heraus und legte ihn aufs Bett. Er war kräftig, hatte empfindsame Finger, und an der Unterseite lief eine blaue Ader den Muskel entlang. Sie hob ihn hoch und flüsterte: «Arm, kannst du mich hören?»

Als Antwort streichelte der Arm ihr mit zwei Fingern die Wange. Er war zärtlich.

Shandee sagte: «Hast du’s bequem? Brauchst du etwas?» Der Arm machte eine Schreibgeste. Shandee fand einen Füller und reichte ihn ihm. Die Hand schrieb: «Bitte wickle den Lappen ab und gib mir zermanschtes Fischfutter in einer Elektrolytlösung.»

«Wo?», fragte Shandee.

«Fülle es in das kleine Loch mit dem grünen Rand», schrieb der Arm. Und dann: «Ich bin froh, dass du mich gefunden hast.»

Sie wickelte das Tuch ab und sah, dass auf dem Arm eine Art Versorgungseinheit aus schwarzem Gummi steckte. Offenbar gab es auch Raum für eine Batterie, eine Stelle für die Abfallentsorgung und eine, wo Nährstoffe hineinkamen.

Sie hatte eine Eingebung. «Bist du Italiener?»

«Halb Italiener, halb Waliser», schrieb der Arm. «Man kennt mich als Daves Arm.»

«Na, Daves Arm, freut mich sehr, dich kennenzulernen.» Sie gaben sich die Hand. Dann fiel ihr Bick auf die Uhr. «Oje. Kannst du dich eine Stunde hier gedulden?», sagte sie. «Ich habe jemandem versprochen, zu seiner Party zu kommen, und ich würde ihn nur sehr ungern kränken.»

Daves Arm schrieb schnell etwas hin. «Gern, aber – ich möchte dir den Lippenstift auftragen», schrieb er.

«Ist gut, versuch’s mal.» Shandee ergriff den Arm und hielt ihn so, dass die Hand vor ihrem Mund war. Er betastete den ganzen Bereich ihrer Lippen, erfühlte ihre genaue Form, dann trug er mit sehr feinen, fast vibrierenden Bewegungen den Lippenstift auf. Er war extrem rot, von einer Farbe namens Terranova.

«Klasse», sagte Shandee. «Du bist gut. Und die Farbe ist auch toll.» Ihre Lippen sahen richtig sinnlich aus. «Danke, Daves Arm.»

Er ließ die Hand ein wenig nicken und erinnerte Shandee, indem er den Kuli hob, daran, dass er etwas von dem Fischfutterbrei brauchte und dass seine Chemieabfälle abgezapft werden mussten. Sie ging mit ihm auf die Toilette und öffnete an der Kappe ein kleines Ventil. Ein kleines Rinnsal grauen Wassers lief heraus. Dann fütterte sie ihn mit ein wenig Fischfutterbrei, worauf er ganz erfrischt schien. Er bat sie, ihn aufs Fensterbrett zu legen, denn er hatte als Energiequelle ein Solarmodul. Sie tat es, dann ging sie auf die Party und tanzte und amüsierte sich prächtig, kehrte aber früh nach Hause zurück, weil sie das Gefühl hatte, einen neuen Freund zu haben, um den sie sich kümmern musste.

Als sie zurückkam, war ihre Zimmergenossin Rianne da. Riannes Lippen waren sehr rot – wahrscheinlich hatte sie die neuen Lippenstifte ausprobiert –, und sie hielt Daves Arm. Das Handende steckte in ihrer Bluse, wo es mit einer ihrer Brüste offensichtlich etwas Zärtliches machte. Rasch zog Rianne es heraus. Wo sie auf dem Bett ausgestreckt lag, war ein Papierblock, auf dem alles Mögliche hastig hingeschrieben stand.

«Dann hast du also meinen Arm entdeckt», sagte Shandee mit einer gewissen Schärfe.

Rianne nickte. «Er fühlt sich schön an.»

«Allerdings», pflichtete Shandee ihr bei.

Rianne sagte, sie habe einiges über den Arm in Erfahrung gebracht und darüber, wo er herkomme. «Er gehört einem gewissen Dave», sagte sie.

«Das wusste ich auch schon», blaffte Shandee.

«Dave ging ins sogenannte Haus der Löcher. Dort hatte er um einen dickeren Penis gebeten. Anscheinend geht das. Aber es kostet. Die Direktorin, eine Frau namens Lila, sagte zu ihm: ‹Wären Sie bereit, für einen größeren Penis Ihren rechten Arm zu geben?› Dave lehnte erst ab, weil er seinen rechten Arm für seine Illustrationen brauchte. Aber Lila meinte, das sei nur vorübergehend – nur so lange, bis jemand den Arm fand, ihn zurückbrachte und wieder an ihm befestigte. Dave sagte: ‹Na, wenn es nur vorübergehend ist, dann gern.› Also unterzog er sich einer freiwilligen Amputation nahe am Ellbogen, und sein Arm kriegte die netzunabhängige Überlebenseinheit draufgesteckt.»

«Da hast du ja einiges rausgefunden», sagte Shandee.

«Ich muss schon sagen, seine Berührung ist extrem zärtlich», fuhr Rianne fort. Sie warf sich wieder aufs Bett und legte sich den Arm auf die Brust.

Shandee sah zu, wie die Hand Riannes Hemd auseinanderschob und wieder ihre Brust fand.

«Hmm», sagte Shandee. «Ich weiß ja nicht. Ich habe ihn doch gefunden, nicht du.» Sie verspürte fingerschnippende Eifersucht.

Riannes Lippen teilten sich. «O Gott, seine Finger wissen wirklich, was zu tun ist», sagte sie und errötete. Die Hand rollte sanft ihre Brustwarze wie eine zarte runde Erbse. Und dann umfasste sie ihre ganze Brust und schüttelte sie einmal. Daraufhin machte sie kehrt und kroch über ihren Bauch in Richtung Schlafanzughose.

«Und das lässt du einfach so geschehen?», sagte Shandee fasziniert.

«Mm, ja», sagte sie. «Könntest du wohl das Licht dämpfen?»

Shandee knipste das Deckenlicht aus und sah zu, wie der Arm den Knoten von Riannes Schlafanzughose löste. Er verschwand. Rianne machte «Fuuuuuh».

Shandee wandte sich ab. «Er hat’s gefunden», sagte Rianne, «O Mann, das ist wahre Könnerschaft.» Dann veränderte sich ihre Stimme, und sie sagte: «O Gott, zwei Finger. Haa. Haa.» Shandee sah zu ihr hin. Riannes Knie waren auseinandergeklappt und ihre Augen zu Schlitzen geschlossen. «Anscheinend will er mich kommen lassen, o Gott, o Scheiße.» Dann: «Ham, ham, uh, uh, uh, uh, uh, uh, ham, ham, HAA!»

Sie lag still und hielt den Arm hoch. Er machte mit den Fingern, die von ihren Sexsäften schimmerten, ein O.

«Ich soll mit dir gehen?», sagte Rianne. «Okay, ich komme mit. Tschüs, Shandee, ich gehe!» Und sogleich verschwammen ihr Gesicht und ihr Körper, und sie wuschte zu einer langen dünnen Form zusammen, die durch das Finger-O von Daves Hand davonglitt.

Weg war sie. Die Hand lag auf dem Bett. Sie kroch auf Shandee zu. Sie erreichte ihren Schenkel.

Shandee gab ihr einen Kuli und blätterte auf dem gelben Block ein neues Blatt um. «Wo ist meine Zimmergenossin hin?», fragte sie.

«Zum Haus der Löcher», schrieb der Arm. «Möchtest du da auch hin?»

«Vielleicht», sagte Shandee. «Und wie?»

«Wenn ich dich berühren darf», schrieb er.

«Wo denn?», sagte Shandee.

«Wo es wehtut.»

«Mir tut der Kopf weh», sagte sie. «Nie genug Schlaf.»

«Komm, ich helfe dir», kritzelte der Arm.

Sie nahm ihn, und dann fuhr die Hand ihr durch die Haare, und als sie sie nach hinten in den Nacken führte, massierte sie ihr die Steifheit weg.

Seine Finger waren jetzt agil und bebten. Sie gab ihm den Kuli zurück. «Tut es dir nicht noch irgendwo anders weh?», schrieb er.

«Doch», sagte sie.

Er schrieb: «MÖSE?»

«M-hm», sagte Shandee. «Aber ich glaube wirklich, bevor du das tust, muss ich dich besser kennen. Du musst für mich mehr als nur ein Arm sein.»

«Nimm mich morgen mit ins Seminar», schrieb er.

Am nächsten Morgen fütterte sie ihn dann mit Fischpaste, ließ seinen Abfall ab, wickelte das Tuch um seine Überlebenseinheit und steckte ihn in ihre Tasche. Mitten im Seminar über den Roman des 19. Jahrhunderts spürte sie dann seine Finger, die ihr sehr sanft über die Wade strichen.

Sie langte nach unten, hielt seine Hand und fand, dass es sich schön anfühlte.

Als sie am Nachmittag nach Hause kam, wusch sie die Hand sorgfältig in der Spüle, ging dann mit ihr auf ihr Zimmer, dämpfte das Licht und legte «When Are We Going (To Do It)» von Appleseed auf. Sie sagte: «Jetzt bin ich bereit, dass du mich hältst, wie immer du willst.»

Seine Hand strich ihr über die Lippen – sie trug wieder den Terranova –, und sie öffnete den Mund und kostete seine Finger, und er umkreiste ihre Zunge und kniff sie, und als sie ihn dann festhielt, kroch er nach unten. Sie legte die Füße aneinander und ließ die Knie auseinanderfallen. Seine Hand fand ihre Dose, und sie schaute hinab und sah, dass seine Finger halb in ihren Falten vergraben waren, und dann spürte sie etwas Warmes, Erfüllendes, als erst einer, dann zwei von Daves Fingern in sie hineinglitten.

Sie hielt seinen Arm und half ihm, die Finger hineinzuwinkeln und herauszuziehen. Dann hob sie ihn zu ihrer Klitti hoch, und er umkreiste sie. «Oh, das ist schön», sagte sie. Kurz bevor sie kam, hörte er auf und hielt ihr die Hand an den Mund.

«Was ist los, Baby?», sagte sie.

Seine Finger machten ein O, dann drückte er ihr das O gegen den Mund. Sie schob die Zunge hindurch, und dann streckten sich ihr Inneres, ihr Nacken und ihr Körper, bis er sehr lang war, und er strömte durch seine Finger, und dann strömten seine Finger mit. Sie wurde in einen Wusch von Flaumigkeit gesogen, und dann landete sie und kondensierte, und vor ihr im Gras war ein Schild: «Willkommen im Haus der Löcher.»

Sie blickte auf ihre Hände. Die hielten noch immer Daves Arm.

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Ned wird beschnuppert

Ned schlug den Ball leicht mit seinem neuen Teryllium-Putter über das siebte Grün. Der Ball lief in einem merkwürdigen, engen Kreis um das Loch und fiel dann hinein. «Habt ihr gesehen, wie komisch der lief?», sagte Ned und sah sich nach seinen Golffreunden um. Aber die unterhielten sich und hatten es nicht gesehen. Egal. Ned bückte sich, um den Ball herauszuholen, und hörte seltsame Geräusche aus dem Loch. Eine Frauenstimme sagte: «Hi, Ned, ich heiße Tendresse. Komm und rede mit mir im Haus der Löcher.»

«Ist gut», sagte Ned. Sofort wurde sein Kopf herumgerissen, gestreckt, verdreht und atomisiert, dann wurde er kräftig in das siebte Loch gesaugt. Und eine Minute später materialisierte er sich wieder auf einem Hang voller Klee und wilden Möhren, noch immer die Golfkappe auf dem Kopf und den Teryllium-Putter in der Hand, nun aber ohne Hose, nur in seiner dunkelblauen Eddie-Bauer-Unterhose. Ein diskretes kleines Schild im Gras sagte «Alles auf Anfang». In der Ferne stand ein gelbes Cape-Cod-Haus mit einer umlaufenden Veranda, ringsum sanft sich wiegende hellgrüne Bäume. Dahinter waren andere massige, merkwürdig geformte Gebäude zu sehen – überhaupt schien es ein ganzer Komplex zu sein, darunter eine Art Vergnügungspark. In der Ferne hing rauchig eine Gebirgskette.

Ned hörte, wie er so in den duftenden Wicken stand, Schritte nahen. «Hi, willkommen im Haus der Löcher, ich bin Tendresse», sagte eine freundliche Frau mit einer ausgeprägten Adlernase. Ihre kurzen braunen Haare waren mit einem schlichten Clip fixiert, und sie trug einen weißen Leinenrock, der um die Hüfte mit einem Schal festgebunden war. Sie hielt Händchen mit einem kleinen, verwirrt dreinschauenden Bodybuilder, der einen Squashschläger trug. Sie war oben ohne und hatte interessante spitze Brustwarzen. «Wie war die Reise?», fragte sie.

«Schnell», sagte Ned. «Ich war mitten in einer Runde Golf, und schon bin ich hier.»

«Anscheinend haben es deine Bermudashorts nicht durch das Erste Rätsel geschafft. Das kann passieren. Ist das dein Putter, du herrlich attraktiver Mann?»

«Ja, er ist neu.»

«Ist er biegsam?», sagte Tendresse.

«Ja, sehr», sagte Ned.

«Gut. Das ist Woo Ha, auch ein Neuankömmling. Er spielt Squash.»

Ned nickte Woo Ha zu, und Woo Ha nickte misstrauisch zurück. Auch Woo trug nur eine Unterhose.

«Was tun wir hier?», fragte Ned.

«Ich werde euch am Genital riechen, dann gehen wir auf dem Weg da zum Haus, wo ihr Lila kennenlernt. Lila ist die Direktorin. Sie wird mit euch reden, und ihr könnt ihr detailliert eure Wünsche beschreiben, wenn ihr wollt.» Sie nahm Ned an der Hand, dann gingen sie den gepflasterten Weg entlang. «Aber ich warne euch beide – das ist hier sehr, sehr kostspielig.»

«Ich besitze eine Reifenfabrik», sagte Woo.

Ned lachte kurz auf. «Ich möchte bezweifeln, dass es schlimmer als Golf ist – die Beiträge bluten mich aus.»

«O doch, mein Lieber, viel schlimmer. Allerdings gibt es hier Stipendien und Praktikantenprogramme. Hat zum Beispiel dein Sperma magische Heilkräfte, bekommst du ein volles Stipendium. Hat es die?»

Ned überlegte. «Weiß nicht. Vielleicht.»

«Ich überprüfe das mal. Dazu muss ich eure Eier beschnuppern und befühlen. Ist nur eine Formalität. Dauert eine halbe Sekunde.»

«Okay.»

«Woo, macht’s dir was aus, wenn ich dich zuerst nehme?»

«Ist mir gleich», sagte Woo.

«Schön.» Tendresse kniete nieder und band sich ihren Schal um die Augen. Woo schob den Hosenbund hinunter und ballte erwartungsvoll die Fäuste. «Wenn du bitte nur deinen Penis weghältst, Woo.»

Ned sah zu, wie Woo seinen Schwanz hochhob. Tendresse zog sich seinen baumelnden, unbehaarten Ranzen ans Gesicht und befingerte dessen Inhalt. «Hübsche Größe, hübsche Bewegung», sagte sie. Sie schloss die Augen und schnupperte. «Mmmmm, ja. Ruinen im Regen. Frösche. Zementstatuen. Gonge. Traktorreifen. Pilze.»

Erfreut sagte Woo: «Dann habe ich also magisches Sperma?»

«Nein, leider nicht», sagte Tendresse. «Aber deine Eier sind schön geformt. Sehr hübsches Paar. Ganz herzlichen Dank. Du kannst die Boxershorts wieder hochziehen.»

Woo war enttäuscht. «Manchmal mache ich ja abartige Sachen», sagte er abwehrend. «Einmal habe ich mir von einer Freundin eine Gurke in den Hintern stecken lassen. Es war eine lange britische Gurke. Die sind in einer Plastikhülle, wir fanden das sicherer.»

«Und wie war das für dich?», fragte Tendresse.

«Gut, aber hinterher musste ich auf die Toilette.»

«Bitte», sagte Ned.

«Jetzt du», sagte Tendresse, an Ned gewandt. Ned hielt sich den Schwanz an den Bauch und stellte sich ein bisschen breitbeinig hin, damit Tendresse, die noch immer den Schal um die Augen hatte, an seinen Eiern riechen konnte. Sie machte mehrere lange Schnüffelgeräusche. «Mmmm, warmer Granit, Lagerfeuer, Fängerhandschuhe, Knetmasse, wattierte Umschläge. Sehr subtil. Ich glaube, ich weiß eine gute Frau für dich. Ich habe Hunderte Genitale gerochen, bei Männern wie Frauen. Ein Paar, das ich gerochen und zusammengebracht habe, hat geheiratet. Darf ich kosten?»

«Was soll das denn?», sagte Woo empört.

«Aber gewiss», sagte Ned.

Tendresse fuhr mit der Zunge über Neds runzlige Sackigkeit, dann sog sie das ganze linke Ei wie eine neue Kartoffel in den Mund. «Hoo!», sagte Ned. Sein Schwanz reagierte enthusiastisch, obwohl er erst am Morgen unter der Dusche einen hübschen Orgasmus gehabt hatte. Sie nuckelte an seinem anderen Ei. Dann warf sie den Kopf zurück und öffnete weit den Mund. «Jetzt beide zusammen», sagte sie. «Füll meinen Mund mit der männlichen Wärme deines Eiersacks.»

«Na schön», sagte Ned. Er führte seinen männlichen Eiersack in ihren Mund ein, worauf sie gedämpfte Würg- und Gurgelgeräusche machte.

«Ist das abstoßend», sagte Woo und beugte sich vor, um besser sehen zu können.

«Und nun lass den Schwanz fallen», sagte sie. «Lass ihn mir aufs Gesicht fallen, Ned. Ich will ihn.»

Ned schob die Hüften vor und ließ seinen Schwanz sanft auf ihre Nase fallen.

«Mmmmmmmm», machte Tendresse und atmete tief ein. «Das magische Sperma hast du zwar nicht, aber ich weiß mehrere Frauen für dich. Komm, wir gehen jetzt zu Lila.»

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Luna geht in ein Konzert

Luna lernte in der Suppenküche einen Mann namens Chuck kennen. Er stand an der Spüle, sie räumte den Geschirrspüler aus, was wegen des heißen Dampfes nicht einfach war. Gemeinsam entwickelten sie einen hübschen, wortlosen Rhythmus aus Ausräumen, Abtrocknen und Stapeln. Nachdem Chuck den Rand der Spüle mit einem sauberen Geschirrtuch abgewischt hatte, richtete er seine ruhelosen blauen Augen direkt auf sie und fragte sie, ob sie Lust habe, mit ihm zu den Masturbooten zu gehen.

Einfach so, ganz plötzlich: «Hast du Lust, mit mir zu den Masturbooten zu gehen?»

«Ich weiß nicht recht, ob ich dafür schon offen bin», erwiderte Luna lachend, wobei sie gar nicht genau wusste, was die Masturboote waren. Aber insgeheim sagte sie sich: Warum eigentlich nicht? Denn sie wusste, dass so ein lockerer Blick wie von ihm keineswegs üblich war. Wenn Männer acht-, neununddreißig wurden, war es, als dämpfte jemand die Lichter. Wenn sie jung sind, sind sie lustig, quirlig und jungenhaft. Und schlecht. Ganz schlecht. Wenn sie alt sind, sind sie platt, dumm und öde. Sie beobachtete sie an Flughäfen mit ihren Frauen: meistens hirntot. Dieser Mann aber, Chuck, der war wahrscheinlich mindestens fünfundvierzig. Er hatte sich noch Humor bewahrt. Er machte Witze darüber, wie heiß die Teller waren. Keine irgendwie bohrenden Witze, sondern fröhliche. Er hatte einen Haarschopf wie Jimmy Stewart, den er umherschwang. In mancher Hinsicht ein schöner Mann, mit einem rauen Charme. Warum hatte sie sein höfliches Angebot abgelehnt? Natürlich hätte sie zu den Masturbooten ja sagen sollen, egal, was sie waren. Aber sie wollte nun mal nicht.

Chuck war unbeirrt. «Hättest du denn dann Lust, mit mir zu einem intimen Konzert mit russischer Klaviermusik zu gehen und im Samtzimmer zu sitzen, und ich spiele mit deinem Haar?»

Sie holte tief Luft und überlegte. «Ich mag russische Musik», sagte sie schließlich. «Das klingt gut. Gern.»

Aber davor musste sie noch zu den Bräunmagiern. Sie wollte keine weißen Schultern haben, wenn sie ihr schwarzes Kleid mit den Spaghettiträgern trug. Sie wollte nicht so ein blinzelndes Wesen sein, das seinen nächtlichen Bau wegen eines großen Musikabenteuers verließ. Sie wollte aus einer Position der Stärke heraus agieren, mit zimtfarbenen Schultern, die verlockend zuckten und bebten.

Also ging sie zu den Bräunmagiern und meldete sich an. Das Mädchen fragte sie, welches Zimmer sie gern hätte, Zimmer 1, 2 oder 3.

«Welches empfehlen Sie für sehr schnelle Ergebnisse?», fragte Luna.

«Die besten Lampen sind in Zimmer 3», sagte das Mädchen und zwinkerte ihr zu. «Und ich empfehle diesen Bräuner hier. Den haben wir im Angebot, heute Abend nur siebenundzwanzig Dollar.»

«Leos-Tanlord-Bräuner?»

«Ja, der ist phantastisch, der macht Sie unwiderstehlich.»

Also ging Luna in Zimmer 3 und schloss die Tür. Die Steh-Bräunkabine mit der gerundeten blauen Tür nahm fast das ganze Zimmer ein. Drin stand ein Hocker mit einem Handtuch und einer Schutzbrille darauf, am Türpfosten gab es einen Kleiderhaken. Die Wände waren tiefrot, und an einer klebte ein ekliges Poster von einem Auge mit einem Tumor im Tränenkanal, damit man auch den Augenschutz aufsetzte. Neben dem Tumorbild war dann noch ein großes Poster von einem Pfarrer mit einer Bibel in der Hand, der einen Talar trug, aber stark gebräunt war. Auf dem Poster stand ein Zitat von ihm, dem zufolge ihm das Bräunen geholfen hatte, ein besserer Pfarrer zu werden. Vor dem Augentumor und dem gebräunten Pfarrer zog sich Luna aus. Drei Augen starrten sie an, während sie den Tanlord-Bräuner auftrug. Sie umfuhr die Brustwarzen damit, die darauf in einer merkwürdigen Art Braille zu ihr sprachen.

Sie setzte die Schutzbrille auf, drückte den Ein-Knopf und trat in die warme Intimsphäre der Kabine. Es war laut, denn über ihr zog ihr ein kräftiger Ventilator die Haare hoch. Sie kam sich vor wie Botticellis Venus. Nackt stand sie da, beide Brustwarzen auf Schock, und hinter sich hörte sie eine leise Stimme – fast eine metallische, aber vertrauliche –, und auf der Schulter spürte sie eine lokalbegrenzte Wärme. Sie sagte: «Wer bist du?»

«Ich bin Leo, der Herr der Bräune», sagte die Stimme.

Sie blickte sich um, und da, hinter ihr, stand eine Art längliches Leuchtwesen, das aus ultravioletten Glühbirnen bestand. Es ähnelte einer Ballonskulptur, nur dass man es kaum ansehen konnte, so blendend hell war es.

«Warum bist du hier mit mir in der Kabine?», fragte sie.

«Ich gebe dir eine unwiderstehliche Ganzkörperbräune», sagte Leo, der Herr der Bräune, «und wenn ich dir eine Ganzkörperbräune gegeben habe, bringe ich dich zum Haus der Löcher, damit du mit deinem neuen Freund Chuck zu einem intimen Konzert mit russischer Klaviermusik kannst.»

«Dieses Haus der Löcher», sagte sie. «Ist das auch sicher?»

«Man wird dort beim Reingehen auf siebzehn Arten gescannt. Chuck ist Anwerber, und er mag dich, also bekommst du ein Stipendium. Ups, hier ist es ja doch ziemlich eng. Du hast mir leider eine große Fluoreszenz gemacht.»

Luna sah hin und musste die blendende Wattleistung von Leos langen, blauen Birnen einfach bewundern. Sie hatte das Gefühl, sie müsste sich von seiner endlosen Wärme einhüllen lassen. Also schloss sie die Augen und ließ Leo das machen, was er so gut konnte. Der Ventilator war wunderbar laut, und Leos summende Birnen fühlten sich gut an auf ihrer Haut, und dann murmelte er: «Öffne dich, lass dich von mir zum Haus der Löcher bringen.» Sie spürte einen langen, stetigen Druck, dann erhellte er sie von innen. Auf einmal verflüssigte sie sich zu reinem Blau.

Als das Licht wegging, stand sie vor dem Konzertsaal des Hauses der Löcher in ihrem schwarzen Kleid und schwarzen Strümpfen, noch ganz außer Atem von den Anstrengungen kurz davor. Sie schaute auf ihre Schultern – sie waren perfekt gebräunt, nicht zu dunkel, genau richtig. Chuck kam; er trug einen zerknautschten Blazer und hielt schlaffe Tickets in der Hand. Sein Haarschopf erregte sie.

«Hallo, hallo», sagte er. «Du sieht hinreißend aus. Ich habe uns das Samtzimmer besorgt.»

Sie gingen hinein, vorbei an der Bar und die breite rote Treppe hinauf zu den Rängen. Es war sehr warm, und es gab goldene Wandleuchter in Gestalt von Meerjungfrauen.

«Wo ist denn das übrige Publikum?», fragte Luna.

«Es ist ein ganz besonderes Konzert», sagte Chuck. Sie kamen zu Zimmer 28L. An der Tür stand «Samtzimmer». Sie gingen hinein. Es war sehr still und sehr intim, und in der Wand waren zwei Löcher. Vor den zwei Löchern war ein merkwürdig geformter niedriger Stuhl aufgestellt.

«Hübsch hier, aber ich sehe ja gar nicht die Bühne», sagte Luna.

«Im Samtzimmer sieht man die Bühne nicht. Sehen ist hier nicht wichtig.» Chuck lächelte und strich ihr sanft über die Haare. Seine Augen hatten eine zweite Ebene, hinter der Iris – es war, als blickte sie eine Wendeltreppe hinab. «Jetzt musst du die Schuhe und deine schwarzen Strümpfe ausziehen, obwohl sie sehr hübsch sind, und dich auf den Stuhl setzen.»

«Okay», sagte Luna. Sie streifte die Strümpfe ab und reichte sie ihm. Er faltete sie zusammen und legte sie auf ein Beistelltischchen.

«Gut», sagte er.

«Und jetzt setze ich mich?»

Chuck nickte. «Mach’s dir bequem.»

Sie setzte sich, sah zu ihm hoch und gab sich noch einen Blick aus seinen Augen. Der Stuhl war niedrig, und ihr Kleid rutschte hoch. «Entschuldige, das ist hier ein bisschen ungehörig», sagte sie und zog daran herum, damit man ihr rotes Höschen nicht sah.

«Keine Sorge. Gleich steckst du die Beine durch die Löcher.»

«Jetzt sofort?»

Chuck nickte.

Sie machte den rechten Fuß spitz und steckte ihn durch das Loch. Dann den linken.

«Gut», sagte Chuck. «Und jetzt ganz durch.»

Luna rutschte auf dem Stuhl vor.

«Ein bisschen weiter», sagte Chuck und stellte sich hinter sie. Luna spürte, wie ihre Beine im Freien baumelten, und dann spürte sie, wie ein Mann sie berührte und ihre rechte Ferse mit der Hand umschloss. «Ich glaube, da hält jemand meinen Fuß», sagte sie.

«Das ist Alexander», sagte Chuck.

Die Berührung war sanft, und Luna spürte, dass Alexander vielleicht einen kleinen Ziegenbart wie ein Franzose hatte. Sie hörte ihn murmeln. Ihr Hauptgedanke war: Mann, bin ich froh, dass ich mir heute die Beine rasiert habe.

«Was sagt er?», fragte sie Chuck.

Chuck drehte an einem Lautstärkeknopf. «Du kannst mit ihm sprechen, wenn du willst», sagte er.

«Darf ich fragen, wer Sie sind?», fragte sie höflich.

Die Hände verharrten still. «Ich bin Alexander Borodin, der sehr berühmte russische Komponist», sagte die Stimme.

Luna sah wieder Chuck an, der inzwischen mit ihren Haaren spielte. «Aber Alex», sagte sie, «haben Sie nicht vor rund hundertzwanzig, hundertdreißig Jahren die Polowetzer Tänze komponiert?»

«Ja, aber jetzt bin ich hier, um Ihr Bein wie die Tasten einer Klaviatur zu bespielen», sagte er.

Chuck küsste sie auf die Stirn. «Genieß es einfach.»

«Okay, machen Sie weiter», sagte Luna.

Alexander begann zu spielen. Ihr ganzes Bein hinauf und hinunter, auf ihrem Schenkel, trillerte auf ihrer Kniescheibe, glissandierte auf ihrer Wade. Sie lehnte sich zurück, stieß einen leisen, gurgelnden Seufzer aus und ließ den Kopf in Chucks Schoß fallen. «Oh, entschuldige», sagte sie, als sie dort einen harten Klumpen spürte.

«Darf ich dir das Ding da aus den Haaren lösen?», fragte Chuck.

Lunas Augen waren geschlossen. Sie nickte. Chuck nahm die Spange heraus, beugte sich vor und küsste sie aufs Ohr. Dann, als Luna von der Musik auf ihrem rechten Bein beinahe davongeblasen wurde – sie konnte die Musik perfekt hören –, spürte sie plötzlich die Hände eines anderen Mannes auf dem linken.

«Moment, wer sind denn Sie?», fragte sie.

Die Hände hielten ihr Bein sehr selbstgewiss fest. «Ich bin Nikolai.»

«Welcher Nikolai?»

«Nikolai Rimski-Korsakow, der berühmte russische Komponist», sagte die Stimme. «Ich spiele gleich eine Klavier-Transkription meiner sehr berühmten Scheherazade.»

«Wo?»

«Auf Ihrem nackten linken Bein. Jetzt.»

Die beiden Komponisten befingerten und drückten ihre Beine nun mit großer Intensität, und dann griffen sie, wie in stillschweigender Übereinkunft, beide zu und zogen kräftig, aber sanft daran, wodurch Luna auf ihrem Stuhl noch weiter nach vorn rutschte. «Holla», sagte sie.

«Keine Sorge», sagte Chuck leise. «Die ziehen dich bloß vor, damit du so richtig auf der Muschiwiege sitzt.»

«Richtig, die Muschiwiege», sagte Luna, als ihre Muschi festen und nicht unangenehmen Kontakt mit etwas Gerundetem schloss, das mit schwarzem Leder überzogen und ein bisschen wie ein Fahrradsattel geformt war. Es passte genau, und die beiden Komponisten zogen und strichen nun sanft in einem drängenden Rhythmus.

Luna wiegte sich hinein, und dann gab Chuck ein leichtes Grollen von sich, wobei er ihr mit den Fingerspitzen über den Hals fuhr.

«Chuck», sagte sie, «mal im Ernst, was geht hier vor? Das geht jetzt wirklich ans Eingemachte.»

Chuck lachte. «Das passiert im Haus der Löcher nun mal.»

Luna dachte: Warum nicht? Wieder ließ sie den Kopf nach hinten fallen, bis sie Chucks interessantes Lendenbündel durch seine schwarze Hose spürte. Es stieß seitlich gegen ihren Kopf. Aber da wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas Steifem und Warmem abgelenkt, das die Krümmung ihres Fußgewölbes nachzog.

«Mr.Borodin, sind Sie das?», sagte sie.

«Ja, das ist mein Schwanz», sagte Alexander Borodin. «Er ist sehr hart und sehr berühmt.»

«Aha», sagte sie. «Er kitzelt ein wenig. Und Sie, Mr.Rimski-Korsakow?»

«Einen Moment!», sagte Rimski. «Jetzt auch mein Schwanz!»

Noch etwas elastisch Steifes war an ihren Zehen. Luna drückte mit beiden Füßen dagegen und spürte, wie die Schwänze fest an den straffen Bäuchen der Komponisten standen. Für Musiker wirkten beide überraschend fit.

«Wie ist die Musik?», murmelte Chuck ihr in die Haare.

«Es ist schön, wenn zwei steife Russen gegen meine Fußsohlen drücken», sagte Luna und lächelte zu ihm hinauf.

«Schön», sagte Chuck. Dann flüsterte er ihr krampfhaft etwas in die Haare, was sie nicht mitbekam.

«Wie bitte?»

«Nichts.»

«Nein, Chuck, bitte sag mir, was du gesagt hast.»

«Ich sagte, ‹Könnte ich dich doch nur mit meinem Schwanz in den Mund ficken und auf deine schönen Lippen kommen.›»

«Huu, Chucky.» Luna bekam ein schmelziges Gefühl in den Schultern. Sie drehte den Kopf und presste das Gesicht in seinen Schoß, sog durch seine Anzughose den warmen Kakaobohnengeruch ein. Der Geruch fuhr ihr sofort in den Kopf. «Beeil dich aber, denn diese Muschiwiege ist viel zu gut.»

Schon kam die Gewaltigkeit von Chucks Dödel herausgeschnellt und ragte steif zwischen den weißen Hemdschößen hervor. Er legte sich auf ihre Lippen.

«Gott, ist das ein schöner Schwanz, Chuck. Mein Gott. Rimski, Alex, nicht aufhören!» Sie drückte sich gegen den Muschibecher. «Nnnnnng! Das ist ja viel zu gut!»

Sie warf den Kopf zurück und öffnete den Mund für Chucks Schwanzheit. «Fick mich da rein!», sagte sie.

Borodin und Rimski-Korsakow walkten ihre Waden und machten an ihren Zehen irrwitzige Schwanzsachen. «Mein Penis kommt gleich!», ächzte Borodin. «Meiner kommt auch!», sagte Rimski-Korsakow. «O Gott, Chuck, lange kann ich das nicht mehr aufhalten», sagte Luna. «Stopf mir dein Fickvieh in den Mund!» Sie rieb ihre Muschipflaume an dem Mösending und hob die Hüften an, um die Spannung zu halten. «Nnnnng-aaaaa!» Sie ließ die Orgasmuswelle über sich niederbrechen, und da spürte sie auch schon zwei heiße Stöße weißen russischen Samens an ihre Zehen nieseln.

«Puuh», sagte sie schwer atmend, aber sie wollte mehr. Sie zog die Beine aus den Löchern. «Jetzt fick mich aber richtig, Chuck. Keine Muschiwiege. Ich will dich in mir haben.»

Chuck drehte den Stuhl herum. «Bereit?» Sie nickte und merkte dabei, wie das russische Sperma auf ihren Füßen abkühlte. Chucks Donnerrohr von Dödelfleisch schob sich in sie hinein. Es stieß die Rüschendeckchen ihres Lippenfleischs beiseite und drang so lange vor, bis es nicht mehr weiter ging. Sie packte ihn an den Hüften und stieß ihn hinein, er zog ihn heraus, ließ sie leer und erwartungsvoll zurück, dann rammte er ihn wieder in ihren Kopfbahnhof. Sein Schwanzzug pendelte in ihrem Muschiloch, füllte und leerte es im Wechsel, und sie war hin und weg.

Sie hörte ihn fast wimmernd «Jetzt kommt’s, oh, jetzt kommt’s» sagen, und dann stieß er einen merkwürdigen gutturalen Schrei aus wie das Krachen eines Baumes, bevor er fällt, und dann ein Geräusch wie ein Monster aus einem japanischen Monsterfilm, und dann spürte sie, wie eine tiefe Wärme in ihr erblühte und heißes Sperma den Bug seines noch immer zustoßenden Dödelpintschwanzes umfloss.

«Danke für das wunderbare Konzert mit russischer Klaviermusik», sagte Luna.

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Pendle geht zu einem Vorstellungsgespräch

Pendle las in The Rooster über Atommüll, während er darauf wartete, dass die Frau in dem Burrito-Laden seinen Burrito machte, ihn in Alufolie wickelte und in eine Papiertüte steckte, damit er ihn zu Hause essen und sich dabei den Rest eines Podcast des Scientific American über die Physiologie des Liebesabenteuers anhören konnte. In den Kontaktanzeigen im Rooster fiel ihm eine ins Auge. Sie lautete: «KÖNNEN SIE ein alternatives Universum betreten? SIND SIE freundlich? KÖNNEN SIE Menschen über ihre sexuellen Erlebnisse interviewen? Guter Verdienst, angenehme Räumlichkeiten, Toleranz gegenüber Nacktheit und Bereitschaft umzuziehen erforderlich.» Ganz unten auf der Anzeige war ein kleiner runder schwarzer Kreis – aber weder Adresse noch Telefon.

Pendle schaute die Anzeige genauer an, und plötzlich spürte er einen kräftigen Luftstrom, der ihm die Haare und den ganzen Kopf nach unten zog. Er wurde in den kleinen schwarzen Kreis gesaugt. Einen Moment lang verlor er das Bewusstsein, und als er wieder zu sich kam, war er in Lilas Büro. Lila war Direktorin im Haus der Löcher. Füllig und hübsch mit ihrer Bifokalbrille, circa fünfzig und mit einem Schwall hellbrauner Haare. Er sagte ihr, er sei wegen des Jobs im Rooster da.

«Ah, die Stelle haben wir gestern besetzt», sagte Lila. «Aber einfach mal so, geben Sie mir doch ein Beispiel Ihrer Interviewtechnik.»

«Wahrscheinlich würde ich nur sagen: ‹Dann erzählen Sie mir mal, was passiert ist.› Irgendwie öffnen sich mir die Leute. Das ist schon mein ganzes Leben so. Warum, weiß ich nicht genau.»

«Ich glaube, das liegt an Ihren Augenbrauen», sagte Lila. «Ich sehe darin Nachsicht und eine gewisse Direktheit. Und wenn Sie jetzt ein Kunde wären und ich Sie interviewen würde? Wenn ich nun sagen würde: ‹Ganz ehrlich, warum sind Sie hier?›»

«Wahrscheinlich bin ich hier, weil ich nackte Frauen sehen will.»

«Es ist ein ungewöhnlicher Ort, und es wird Sie richtig Geld kosten, Pendle», sagte Lila. «Und zwar richtig richtig richtig viel Geld.»

«Das ist aber schade», sagte Pendle, «denn momentan habe ich gar nicht richtig viel Geld.»

«Dann kommen Sie vielleicht wieder, wenn Sie welches haben», sagte Lila.

«Wie viel Geld brauche ich denn?»

«Wie viel Nacktheit wollen Sie? Seien Sie ehrlich. So wenige sind imstande, die Wahrheit zu sagen.»

«Mal sehen.» Pendle holte tief Luft und prustete sie auf einmal hinaus. «Ich glaube, ich brauche vierundzwanzig geile nackte Frauen zugleich.»

«Vierundzwanzig?», sagte Lila. «Oft sage ich das nicht, aber wissen Sie, ein Mann schafft immer nur eine geile nackte Frau. Vielleicht zwei. Selbst mit zweien ist es wie mit dem Trick, bei dem man sich auf den Kopf tippen und zugleich den Bauch reiben muss. Möchten Sie es sich noch einmal überlegen? Dann tun Sie’s.»

Pendle schloss die Augen und stellte sich seinen Lusttraum bildlich vor. Er erkannte, dass er keine vierundzwanzig Frauen brauchte, sondern nur acht. Einige sollten fröhliche kleine Brüste haben, andere einen riesigen weichen schweren traurigen Hängebusen, einige sollten ziemlich alt sein, andere ziemlich jung, und einige sollten eine raue Brünettenstimme haben, andere eine zerbrechliche piepsig blonde. Alle sollten sie auf einem Sofa oder Sessel knien, bereitwillig den Arsch recken und ihren schlippigen schluppigen Fickbrunnen darbieten. Er würde vor ihnen herumgehen, seinen großzügig freundlich-nachsichtigen Pimmel in der Hand, und sagen: «Wollt ihr dieses Schinkensteak von einem Dr. Dödel, der so voller Saft ist, dass ich kurz davor bin, euch alle mit dieser aufgeblähten Sackladung zu besprengen?» Und alle würden sie sagen: «Ja, du Fickgenie, wir wollen diesen soßensatten Fleischklops von einem Schinkensteak von einem Dödel.»

Das alles erklärte Pendle Lila, so gut er konnte. «Sie wären mit einer Überdosis Geilheit aufgeladen», sagte er, «denn in den acht Tagen davor hätte sich jede von ihnen vorgestellt, dass acht Typen vor ihr stehen, sie anstarren und dabei ihren Fleischkolben abpumpen, und jeder Typ, der seinen Fleischkolben abpumpt, hätte sich acht Tage lang vorgestellt, er wäre in einem Zimmer mit acht süßen, megageilen Frauen, und diese Frauen stellten sich vor, sie wären in einem Zimmer mit acht megageilen Fleischkolben, und so weiter.»

«Mann Mann Mann.» Lila nahm einen Taschenrechner. «Bis jetzt umfasst Ihr Traum gut viertausend Leute.»

«Es ist, wie es ist», erwiderte Pendle. «Eigentlich umfasst mein Traum jede Frau auf der Welt.»

«Ach ja?»

«Ja. Ich will, dass jede Frau auf der Welt meinen Schwanz sieht. Zum Beispiel will ich auch, dass Sie ihn sehen.»

«Aber nicht jetzt», sagte Lila.

«Sie könnten einen Film davon machen, wie ich meinen Schwanz halte, und ihn dann auf den Mond projizieren. Das fände ich gut.»

«Das ist eher nicht unser Stil», sagte Lila, «aber Ihr Ehrgeiz gefällt mir. Passen Sie auf. Daggett! Daggett macht mit Ihnen jetzt eine zwanzigminütige Kurzführung, damit Sie einen Eindruck davon bekommen, was Sie hier erwartet, und dann ziehen Sie los und verdienen irgendwie, sagen wir, dreieinhalbtausend Dollar und kommen wieder, und dann geben wir Ihnen eine Praktikantenstelle. Das wäre dann ein Riesenrabatt. Wie finden Sie das?»

«Gut.»

Daggett gab Pendle eine Kurzführung durch das Haus der Löcher, und danach ging Pendle wieder dahin, wo er lebte. Er verdiente drei Wochen bei einer Landschaftsgärtnerei Geld, verstreute schwarzen Mulch, grub Löcher und legte Soden aus. Manchmal kam eine Frau in einem Lieferwagen voller Saatkisten mit violetten Blumen vorbei. Sie verbrachte den ganzen Vormittag damit, die violetten Blumen einzupflanzen, danach wusch sie sich die Erde von den Händen und ruhte sich aus. Sie hieß Loxie.

«Warum arbeitest du hier?», fragte Loxie Pendle eines Tages. «Du siehst aus, als wärst du mit den Gedanken woanders.»

«Ich verdiene mir Geld, um ins Haus der Löcher zu kommen», sagte Pendle. «Das ist so ein unglaublicher, besonderer Ort, wo sexuelle Sachen passieren und man nackte Frauen sehen kann. Aber das kostet richtig richtig richtig viel Geld. Also spare ich dafür.»

Loxie war verblüfft. «Du musst zu einem besonderen Haus gehen, um nackte Frauen zu sehen?», sagte sie. «Kannst du nicht einfach zu einer Frau hin und sagen: ‹Ich möchte Sie gern nackt sehen?›»

Pendle war empört. «Nein, das wäre unhöflich. Außerdem würde es nicht funktionieren. Und überhaupt würde ich es nur dann tun, wenn ich mit ihr befreundet sein wollte, und das führt ja manchmal auf einen langen, kurvenreichen Weg, wenn du weißt, was ich meine.»

Loxie schüttelte den Kopf. «Ha, wem sagst du das.» Dann sagte sie: «Gehen Frauen auch zum Haus der Löcher, nicht, um dort als Nackte zu arbeiten, sondern einfach so? Um einen Mann kennenzulernen?»

«Klar», sagte Pendle. «Das ist für alle da. Für alle, die in dieser nächtlichen New Yorker Gemütslage sind. Und jeder, der eine Frau mitbringt, bekommt fünfzig Prozent Rabatt.»

Loxie dachte einen Augenblick nach. Dann schniefte sie. «Erzählst du mir, was so im Haus der Löcher passiert ist, damit ich weiß, was ich da zu erwarten habe? Ich meine, falls ich da überhaupt hingehe?»

«Mal überlegen», sagte Pendle. «Die haben mich nur kurz herumgeführt. Zum einen kann man da eine Arschkneifer-Lizenz kriegen, das ist ein Stück Papier, das einem gestattet, zu jeder Frau, die einem gefällt, hinzugehen und zu sagen: «Hallo, ich habe eine Arschkneifer-Lizenz, darf ich dich jetzt in den Arsch kneifen?» Und sie muss ja sagen. Allein das ist schon den Eintritt wert.»

«Was passiert, wenn die Frau trotzdem nein sagt, obwohl man ihr die Lizenz zeigt?»

«Dann entsteht der Zauberwind, der Kleider auflöst. Das ist ein spezieller warmer Luftzug, der die O-Straße entlangweht. Und der zersetzt ihre Kleider dann zu feinem Staub.»

«Sodass sie nackt ist», sagte Loxie.

«Ja, dann ist sie nackt. Was an sich nicht schlimm ist, aber vielleicht mochte sie diese Kleider. Frauen achten ja richtig auf ihre Kleider.»

«Ich muss ja sagen, die Arschkneifer-Lizenz bringt mir ziemlich wenig», sagte Loxie. «Was passiert noch so im Haus der Löcher?»

Pendle nahm ein Bröckchen Mulch und rollte es zwischen den Fingern. «Es gibt den Pornodekaeder, das ist ein Kino mit zwölf Leinwänden.»

«Porno, bäh. Das hab ich so satt. Was noch?»

«Hm, mal sehen. Es gibt Darkrooms, wo alles pechschwarz ist und man redet. Und dann ist da noch das Internationale Sofa. Das hat mir Daggett als Letztes gezeigt.»

«Das klingt interessant.»

«Ja, da sind eine Menge Frauen aus allen Ländern, jedes Alter, jedes Gewicht, Finninnen, Französinnen, Chileninnen, Kanadierinnen – die aus Toronto sind ziemlich scharf, glaube ich –, und die knien auf so einem superlangen Sofa und recken den Arsch in die Luft, warten, spielen mit ihren Weichteilen, und man bumst sich einfach die Reihe runter.»

«Du meinst, du sagst einfach hallo und fickst los?», sagte Loxie. «Ist das nicht ein bisschen kalt?»