Helden und Göttersöhne - Harry Eilenstein - E-Book

Helden und Göttersöhne E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe: Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch: Ein großer Teil der Helden der nordgermanischen "Fantasy-Sagas" geht auf die Mythen des Tyr zurück, die zu phantasievollen Geschichten umgedeutet worden sind. Tyr selber ist meistens zu dem Helden oder zu dem König der Geschichte geworden und die Abenteuer der Helden-Könige in diesen Geschichten sind die Ereignisse in den ehemaligen Tyr-Mythen. Daher sind diese "Mythologischen Sagas" sehr aufschlußreich, wenn man die Mythen des Tyr rekonstruieren will. Die Geliebte des Helden-Königs geht auf die Jenseitsgöttin zurück, während der Wintergott Loki als Gegenspieler des Sommergottes Tyr in diesen Geschichten zu dem Feind des Helden-Königs geworden ist. Manchmal ist auch der Kampf des Thor gegen den Tyr-Riesen das Grundmuster der "Fantasy-Sagas".

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Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Die astrologischen Aspekte (88 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Telepathie für Anfänger (60 S.)Telepathie für Fortgeschrittene (52 S.)Telekinese für Anfänger (52 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (87 Bände)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und SkaldinnenKriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

I allgemein

Als um 500 n.Chr. Tyr durch Thor und Odin als Göttervater abgesetzt worden ist, sind die alten, Tyr-zentrierten Mythen zum einen in ihre Einzelteile zerfallen und in die neuen, um Thor und Odin zentrierten Mythen eingefügt worden, und zum anderen sind sie auch zu Sagas geworden, also zu Geschichten mit einem mehr oder weniger großen historischen Inhalt.

Tyr selber ist bei diesem Umbau der nordgermanischen Mythologie entweder zu einem unbedeutenden Asen, zu einem von Thor getöteten Riesen oder zu einem Saga-König geworden.

Aus diesen „mythologischen Sagas“ lassen sich viele Elemente aus den alten Tyrzentrierten Mythen rekonstruieren.

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Die vollständige Völsungen-Saga einschließlich der Sigurd-Lieder und des Nibelungen-Liedes bildet den Band 38 – die Überlieferung zu der Sippe des Königs Völsung ist genauso groß wie die aller Könige und Helden in diesem Band zusammen.

Die vollständige Saga über Ragnar Lodbrök findet sich in dem Kapitel „Aslaug/Kraka“ in dem Band 31 über die Walküren.

Siehe auch den Band 79, in dem einige der wichtigeren Sagas aufgeführt sind, deren Inhalt noch stark durch die alten Tyr-Mythen geprägt ist.

II Saga-Varianten des Tyr

II 1. König Heidrek

Heidrek erscheint in einigen recht verschiedenen Textquellen in ebenso verschiedenen Funktionen, was vermuten läßt, daß er einmal eine wichtigere Gestalt gewesen sein muß.

II 1. a) Der Name „Heidrek“

Dieser Name kommt in den Varianten „Heidrek“, „Heidrekr“, „Heidrekur“, „Heidrik“, „Heidrikur“ und (angelsächsisch) „Heathoric“ vor. Im Proto-Altnordisch müßte er „Haidiorikr“ gelautet haben, im Althochdeutschen „Heitrich“ und auf Gotisch „Heidreiks“. Die rekonstruierte altgermanische Ursprungsform müßte „Heithrikija“ gelautet haben.

Der erste Teil dieses Namens bedeutet im Altnordischen „hell, klar, wolkenfrei“ und sekundär auch „ruhmvoll, Ehre, Rang, Lohn, Gabe“.

Im Proto-Altnordischen hat „haidio“ die Bedeutung „Strahlen, Schönheit“.

Auch im Altsächsischen findet sich die Bedeutung „hell, klar“.

Im Althochdeutschen hat „heit“ hingegen die Bedeutung „Art, Sorte, Erscheinung“, die sich in ähnlicher Weise auch im Altgermanischen findet: „Art, Sorte, Erscheinung, Ehrwürdigkeit“. Diese altgermanischen Substantive sind Bildungen zu dem Adjektiv „haidraz“ für „glänzend, heiter, klar“.

Die indogermanische Wurzel ist das Adjektiv „skait“ für „hell, leuchtend“.

Der erste Namensteil hat sich folglich von „hell, leuchtend“ zunächst auf „hell, klar, wolkenfrei“ erweitert und dann diese Bedeutung auch auf den sozialen Status erweitert, wodurch dies Wort auch als Bezeichnung für „Ruhm, Ehre, Rang“ u.ä. verwendet werden konnte.

Der zweite Teil dieses Namens bedeutet in allen indogermanischen Sprachen „König“: altgermanisch „rikija“, keltisch „rig“, lateinisch „rex“, indisch „radja“, persisch „raz“ usw. Die indogermanische Wurzel lautet „hregs“ und hat die Bedeutung „König“, aber auch „Priester“. Dieses Substantiv leitet sich von dem indogermanischen Verb „re“ für „den Arm ausstrecken, weisen, lenken“ ab, das auch die Wurzel des deutschen Adjektivs „richtig“ ist.

Der zweite Namensteil hat somit die Bedeutung „König“, wobei diese Stellung auch religiöse Funktionen enthält.

Der Name „Heidrek“ bedeutet somit „Licht-König“ mit den Assoziationen „ruhmreicher König“, „König des wolkenfreien Himmels“ und evtl. auch „Gaben-König“.

Ein solcher Name kann nur den ehemaligen Sonnengott-Göttervater Tyr bezeichnet haben.

II 1. b) Thorsdrapa

In diesem Lied des Skalden Eilifr Godrunarson, daß um ca. 950 v.Chr. verfaßt worden ist, ist „Heidrek“ eine Heiti, also eine Umschreibung für Geirröd, der der ehemalige Göttervater Tyr als Riese im Jenseits ist. Dies bestätigt die Annahme, daß der Name „Heidrek“ („Licht-König“) nur den Asen Tyr bezeichnen kann.

Die Halle des Thrasir wurde erschüttert,

als der breite Kopf des Licht-Königs

unter das uralte Bein der Mauer

des Fußboden-Bären gedrückt wurde.

Der ruhmvolle Stiefvater des Ullr

warf den verletzenden Dorn

mit großer Kraft in die Mitte des Gürtels des Leibeigenen

des Zahnes des Weges der Angelschnur hinab.

„Thrasir“ bedeutet „Sehnsüchtiger“ und ist eine Anspielung auf Geirröd als Liebhaber der Riesinnen. Evtl. ist „Thrasir“ auch eine Kurzform von „Mögthrasir“ („Der einen Sohn ersehnt“), was auch ein Beiname des Tyr sein könnte, der seine eigene Wiedergeburt ersehnt, bei der er aufgrund seiner Wiederzeugung sein eigener Sohn ist.

Das „Bein der Mauer“ ist eine Säule.

Dieser „Fußboden-Bär“ ist Geirröd, der angeblich wie ein Bär auf dem Höhlenboden schläft – Eilifr läßt keine Gelegenheit zum Spott aus.

Der „Stiefvater des Ullr“ ist Thor.

Ein Dorn ist normalerweise ein Schwert. An dieser Stelle bezeichnet „Dorn“ jedoch zunächst einmal nur ein Glutstück. Da Tyr-Geirröd-Heidrek jedoch in der Unterwelt sein Schwert neuschmiedet, ist dieses Glutstück Tyrs Schwert, also auch im üblichen Sinne ein „Dorn“.

Der „Weg der Angelschnur“ ist das Meer; der „Zahn des Meeres“ ist eine Landzunge; Ein „Leibeigener der Landzunge“ ist ein Riese (die Riesen werden hier als „Leibeigene verspottet); die „Mitte des Gürtels des Riesen“ ist schließlich in etwa der Bauchnabel.

Somit ergibt sich ein erster Anhaltspunkt für die Familie des Heidrek-Geirröd, wobei die folgende Darstellung schon eine umgedeutete Fassung ist, in der die zweifache Jenseitsgöttin Frigg/Freya bereits von der Wiedergeburts-Mutter zu der Tochter bzw. den Töchtern Grip und Gjalp des Heidrek-Geirröd geworden ist (siehe dazu „Geirröd“ in Band 5).

II 1. c) Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

Diese Saga ist die Hauptquelle über das, was über König Heidrek bekannt ist. Sie ist daher im folgenden vollständig übersetzt.

1. Sigrlami und die Zwerge

Es war einmal ein Mann, der wurde Sigrlami genannt und herrschte über Gardariki. Das ist Russland. Seine Tochter war Eyfura, die die Schönste aller Mädchen war.

Eines Tages, als der König zur Jagd ausritt, verlor er seine Männer aus den Augen. Während er einen Hirsch verfolgte, gelangte er immer tiefer in den Wald, aber als die Sonne versank, hatte er ihn noch immer nicht erlegt.

Dieser König ist nur aus der Herverar-Saga bekannt.

Sein Name setzt sich aus „sigr“ für „Sieg“ und „lami“ für „Lahmer“ zusammen und bedeutet somit „siegreicher Lahmer“ oder „siegreicher Krüppel“. Dies ist zunächst einmal ein etwas seltsamer Name, der sich jedoch erklärt, wenn man bedenkt, daß der siegreiche Kriegsgott-Göttervater Tyr in der Unterwelt zu dem Schmied Wieland wurde, dessen Kniesehnen von Loki, der im Wieland-Lied als König Nidud erscheint, durchtrennt wurden.

In dieser Saga wird ein Schwert beschrieben, daß nach dem Gott Tyr benannt ist: „Tyrfing“, d.h. „Finger des Tyr“. Da „König Sigrlami“ der Göttervater Tyr als Schmied in der Unterwelt ist, wird das Schwert „Tyrfing“ das Schwert des Göttervaters sein – zumal es auch dessen Namen trägt.

„Gardariki“ bedeutet „Reich der befestigten Städte“ und bezeichnet die ostslawischen Reiche in Osteuropa, die zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee lagen. Das Reich wurde später „Rus“ genannt (Rußland) – der Name leitet sich von nordisch „rodr“ (Ruderer“) ab, womit die Wikinger gemeint waren, die diesen Staat gegründet haben.

Das Verirren auf der Hirschjagd ist ein Standardmotiv in den germanischen Sagas, das aus der Umdeutung der Jagd auf einen Hirsch entstanden ist, der als Opfertier bei einer Jenseitsreise gebraucht wurde. Dieses Verirren auf einer Hirschjagd ist daher ein Hinweis auf eine Jenseitsreise des Verirrten. Da dieser fast immer ein König ist, wird es sich ursprünglich um die Jagd auf einen Hirsch und dessen Opferung im Krönungsritual gehandelt haben, dessen wesentlichster Teil die Reise des angehenden Königs bzw. Fürsten in das Jenseits zu dem Götterkönig war.

Er war so weit in den Wald hineingeritten, daß er kaum noch wußte, wo er war. Er sah im Licht des Sonnenunterganges einen hohen Stein und neben ihm zwei Zwerge.

Der „Stein“ im Zusammenhang mit Zwergen ist so gut wie immer ein Hügelgrab, da „Zwerg“ wörtlich „Totengeist“ bedeutet.

Zwei Zwerge sind fast immer die beiden Pferdesöhne des ehemaligen Göttervaters Tyr, die zusammen mit ihm starben und im Jenseits zu zwei Zwergen wurden. Sie haben von ihrem Vater, dem Schmied Tyr-Wieland im Jenseits die Funktion des Schmiedes übernommen.

Er zog sein Messer über ihnen und bannte sie außerhalb des Steines durch die Macht des Eisens, in das magische Zeichen eingraviert waren. Sie flehten um ihr Leben.

Der König frug: „Wie sind eure Namen?“

Einer hieß Dvalin, der andere Dulin.

Dvalin bedeutet „Schläfer“ und „Dulin“ bedeutet „Höhle“. Die Namen der beiden Zwerge ergeben kombiniert „Schläfer in einer Höhle“, was bestätigt, daß der „Stein“, an dem Sigrlami diese beiden Zwerge traf, ein Hügelgrab und die beiden Zwerge die Totengeister waren, die in diesem Hügelgrab bestattet waren.

Der König sprach: „Da ihr zwei die geschicktesten aller Zwerge seid, sollt ihr mir ein Schwert fertigen – das Beste, das ihr erschaffen könnt. Die Parierstange und der Knauf sollen aus Gold sein und auch der Griff. Es wird Eisen schneiden wie Stoff und nie rosten. Es soll jedem, der es trägt, den Sieg in der Schlacht und im Zweikampf bringen.“

Das Schwert des Tyr bestand zumindestens teilweise aus Gold, wie auch aus dem Beowulf-Epos, durch das Gold-Schwert des Surtur und durch die goldenen Schwerter, mit denen Odins seinen Saal Walhalla erleuchtet, bekannt ist.

Sie stimmten zu. Der König ritt heim. Und als der vereinbarte Tag kam, ritt er zu dem Stein. Die Zwerge standen außen vor dem Stein. Sie rechten ihm das Schwert und es war wirklich prunkvoll. Aber als Dvalin auf der Schwelle ins Innere des Steines stand, sprach er:

„Möge Dein Schwert, Sigrlami, jedesmal, wenn es gezogen wird, das Unglück eines Mannes sein und mögen abscheuliche Taten mit diesem Schwert begangen werden! Es wird außerdem der Tod Deiner Sippe sein!“

Der Fluch der Zwerge könnte mit dem Fluch identisch sein, der bei den Bestattungen der Fürsten oder Krieger in einem Hügelgrab als Schutz gegen Grabräuber auf dieses Hügelgrab gelegt wurde.

Dieser Fluch wird jedoch vor allem eine Umdeutung der Tatsache sein, daß der Sonnengott-Göttervater Tyr niemals für immer siegte, sondern an jedem Abend und in jedem Herbst sterben mußte – seine durch sein Schwert symbolisierte große Macht war somit mit dem „Fluch“ beladen, daß er immer wieder sterben mußte: Jeden Morgen zog Tyr sein Schwert, das dann als die Sonne leuchtete, aber am Abend zerbrach dann sein Schwert, die Sonne ging unter und Tyr starb …

Ein ganz ähnlicher Fluch liegt auch auf dem Ring des Tyr-Zwerges Andvari, der die Dramen in der Völsungen-Saga und in dem Nibelungenlied bestimmt. Dort ist der Jenseitsreisering des Tyr zu der Ursache für den Tod umgedeutet worden.

Der König schwang das Schwert gegen die Zwerge. Sie sprangen in den Stein. Das Schwert steckte fest in dem Stein, sodaß beide Schneiden nicht mehr zu sehen waren, denn die Tür hatte sich hinter den beiden Zwergen geschlossen.

Sigrlami behielt das Schwert und nannte es Tyrfing. Es war das schärfste aller Schwerter und jedesmal, wenn es gezogen wurde, leuchtete es wie ein Sonnenstrahl.

Dieses Leuchten wird auch in der „Vision der Seherin“ von dem Schwert des Tyr-Riesen Surt berichtet.

Nie konnte es entblößt werden ohne daß es einen Mann tötete und es wurde stets mit warmem Blut auf ihm wieder in die Scheide gesteckt. Und niemand, weder Mensch noch Tier, lebte noch einen Tag, wenn es eine Wunde von ihm erhalten hatte – egal wie klein sie auch gewesen sein mochte.

Niemand lebte mehr einen Tag lang weiter, der von diesem Schwert verwundet wurde – denn Tyr starb an jedem Abend. Entsprechend rächt Wali, der Sohn des Odin, bereits im Alter von nur einer Nacht seinen Bruder Baldur – am Ende der Nacht kehrt Tyr als sein eigener Sohn aus dem Jenseits zurück. Die Angaben „ein Tag“ und „eine Nacht“ sind also nicht nur eine Form des Betonung, sondern beziehen sich ganz konkret auf den Lauf der Sonne während des Tages und und der Nacht.

Kein Schlag mit ihm verfehlte sein Ziel und es hielt nie an bevor es die Erde traf. Und jeder Mann, der es in der Schlacht trug, erlangte den Sieg. Der König trug es in Schlachten und im Zweikampf und er siegte jedesmal. Dieses Schwert ist berühmt in all den alten Sagen.

Der ehemalige Göttervater Tyr ist offensichtlich der „Unbesiegbare“ gewesen und hieß deshalb auch „Sig-Tyr“.

2. Über Arngrim und seine Söhne

Einst lebte ein Mann mit dem Namen Arngrim. Er war ein berühmter Wikinger. Er fuhr in den Osten nach Gardariki und blieb dort bei König Sigrlami und wurde der Feldherr seines Heeres, um sowohl Land als auch Leute zu erobern, denn der König war alt geworden.

„Arngrim“ bedeutet „Adler-Maskenhelm“ und könnt ein Hinweis auf einen im Kult des Tyr getragenen Adler-Maskenhelm sein.

Gardariki bedeutet „Geschütztes Reich“ oder „Reich der Städte“ und bezeichnete den Vorläufer Rußlands, also die Gegend östlich und südöstlich des Baltikums.

Arngrim wurde ein großer Herr und der König gab ihm seine Tochter zur Frau und verlieh ihm die höchste Stellung in seinem Reich. Er gab ihm das Schwert Tyrfing. Dann setzte sich der König zur Ruhe und es wird nichts mehr über ihn berichtet.

Es ist denkbar, daß die Heidrek-Saga und die Völsungen-Saga einen gemeinsamen Ursprung haben, denn in beiden steht das magische Schwert des Götterkönigs (Tyrs „Tyr-Finger“ bzw. Odin namenloses Schwert) am Anfang der Geschichte und in beiden wird die Dynamik der Geschichte vor allem durch einen Fluch vorangetrieben (der Fluch auf Tyrfing bzw. auf dem Ring Draupnir).

Arngrim zog mit seiner Frau Eyfura nach Norden zu dem Stammsitz seiner Familie und ließ sich auf der Insel Bolm nieder. Sie hatten zwölf Söhne. Der älteste von ihnen war Angantyr, der zweite Hjorvard, der dritte Hervard, der vierte Hrani, dann Brami, Barri, Reifnir, Tind, Säming, Bui und die zwei Haddinge, die zusammen nur so viel Kraft hatten wie einer der anderen alleine, da sie Zwillinge waren und weil sie die jüngsten waren. Angantyr jedoch hatte die Stärke von zweien.

Sie waren alle Berserker, große und starke Kämpfer und sie zogen nie als anders als eine Gruppen von Zwölfen aus. Und es gab niemals eine Schlacht, die sie nicht gewannen. Aus diesem Grund waren sie in allen Ländern berühmt und es gab keinen König, der ihnen nicht gab, was sie von ihm verlangten.

In dem folgenden Stammbaum sind die Hersteller und die jeweiligen Besitzer des magischen Schwertes Tyrfing fett gedruckt.

Arngrim und seine zwölf Söhne erinnern an Christus und seine zwölf Apostel, aber auch an den Göttervater und die zwölf Asen sowie an die Sonne und die zwölf Tierkreiszeichen.

3. Hjorvards Eid

Es kam die Jul-Nacht, die für die Männer die Zeit war, um beim Bragi-Kelch, so wie es der Brauch war, feierliche Eide zu schwören. Hjorvard sprach den Eid, daß er entweder die Tochter des Königs Ingjald von Schweden zur Frau haben werde, die Frau, die in allen Ländern für ihre Schönheit und für ihr Geschick berühmt war, oder daß er keine Frau haben werde.

Im nächsten Frühling zogen die zwölf Brüder den weg nach Uppsala und traten vor die Tafel des Königs, neben dem seine Tochter saß. Da berichtete Hjorvard dem König den Grund seiner Fahrt und den Eid, den er abgelegt hatte – und jeder in der Halle lauschte. Hjorvard gebot dem König, seine Antwort schnell zu geben, Der König dachte über diese Angelegenheit nach, denn er wußte, wie stark diese Brüder waren und welchen Ruf sie hatten.

Zu jener Zeit weilten zwei Männer bei dem König, die seine Anführer und Land-Wächter waren: Hjalmar Groß-Herz und Odd der Reisende, der auch Pfeile-Odd genannt wurde.

Als Hjalmar gehört hatte, was die Berserker gesagt hatte, trat er vor die Tafel und sprach zu dem König: „Herr König, erinnert Ihr euch, welche große Ehre ich euch gebracht habe, seit ich in Euer Königreich gekommen bin und wieviele Schlachten ich gefochten habe, um Land für Euch zu erobern, und daß ich immer meine Dienste zu Eurer Verfügung gestellt habe? Nun bitte ich Euch, mir Eure Tochter zu geben, der ich immer zugeneigt gewesen bin. Es steht Euch mehr an, diese Gunst mir zu gewähren als diesen Berserkern, die Übles sowohl in Eurem Königreich als auch in anderen Königreichen angerichtet haben.“

Nun dachte der König noch mehr nach und es schien ihm ein verzwicktes Problem zu sein, daß diese beiden Anführer über seine Tochter stritten.

Da sprach der König und sagte, daß beide von ihnen solch große und edel-geborene Männer seien, daß er keinem von ihnen seine Tochter geben werde. Dann bat er sie, denjenigen von ihnen zu wählen, den sie haben wolle.

Sie sagte, daß dies gut sei, und daß sie, wenn ihr Vater sie zu verheiraten wünsche, sie denjenigen haben wolle, von dem sie wisse, daß er gut sei und nicht denjenigen, von dem sie nur Geschichten gehört habe, die alle übel seien wie die über Arngrims Söhne.

Da forderte Hjorvard Hjalmar zum Zweikampf auf der Insel Samsey heraus und sagte, daß er ihn zum Feigling erkläre, der von allen verachtet wird, wenn er die Frau heirate, bevor er wisse, wie der Zweikampf endet.

Hjalmar sagte, daß er nicht zögern werde. Da gingen Arngrims Söhne heim und berichteten seinem Vater, wie es ihm ergangen war. Da sagte Arngrim, daß er noch nie zuvor bei irgendeiner ihrer Fahrten um sie gebangt habe.

Gleich darauf zogen die Brüder zu Jarl Bjarmar, der sie mit einem großen Fest willkommen hieß. Da wünschte Angantyr die Tochter des Jarls zur Frau, die Svafa hieß, und sie feierten das Hochzeitsfest.

Da erzählte Angantyr dem Jarl seinen Traum: „Mir schien,“ erzählte er, „das wir Brüder auf Samsey standen und dort viele Vögel fanden und sie alle töteten. Dann träumte mir, daß wir auf der Insel einen anderen Weg einschlugen, auf dem uns zwei Adler entgegenflogen und mir schien, daß ich gegen den einen von ihnen kämpfte und daß wir hart miteinander kämpften und daß wie einander zu Boden warfen bevor wir aufhörten. Der andere Adler kämpfte mit meinen elf Brüdern und mir schien, daß der Adler die Oberhand gewann.“

Der Jarl sagte, daß es nicht nötig sei, den Traum zu deuten, denn er zeige deutlich den Fall von mächtigen Männern.

4. Die Schlacht auf Samsey

Als die Brüder heimkamen, bereiteten sie sich für den Kampfplatz vor und ihr Vater begleitete sie zum Schiff und gab das Schwert Tyrfing dem Angantyr.

„Mir scheint,“ sagte er, „daß dort gute Waffen gebraucht werden.“

Er wünschte ihnen Lebewohl. Danach fuhren sie von dannen.

Als die Brüder nach Samsey kamen, sahen sie zwei Schiffe in der Bucht, die Munway genannt wird. Die Schiffe waren von der Art, die 'Eschen' genannt werden. Sie nahmen an, daß diese Schiffe dem Hjalmar und dem Odd gehören mußten. Da zogen Arngrims Söhne ihre Schwerter und bissen in ihre Schild-Ränder – da überkam sie der Berserker-Zustand. Da rannten je sechs von ihnen auf die beiden Eschen. An Bord von ihnen ihnen waren so gute Krieger, daß sie alle nach ihren Waffen griffen und niemand von seinem Posten floh und niemand einen laut der Angst von sich gab. Die Berserker jedoch erstiegen das Schiff auf der einen Seite und rannten bis zu anderen und töteten alle. Dann kehrten sie an Land zurück und brüllten.

Hjalmar und Odd waren auf die Insel gegangen, um zu sehen, ob die Berserker schon gekommen waren. Und als sie aus dem Wald heraus traten und zu ihren Schiffen gingen, kamen die Berserker mit blutigen Waffen von den Schiffen herab und der Berserker-Zustand verließ sie wieder. Da wurden sie schwächer als sonst – wie nach einer Art von Krankheit.

Da sang Odd:

„Nur einmal / hatte ich Angst,

als sie brüllend / von den Kriegsschiffen gelaufen kamen

und laut heulend / auf die Insel stiegen:

zwölfe miteinander, / Ruhm-los.“

Da sprach Hjalmar zu Odd: „Siehst Du auch, daß alle unsere Männer gefallen sind und daß wir sehr wahrscheinlich heute Nacht Odins Gäste in Walhalla sein werden?“

Und das war, sagen die Männer, war das einzige Wort der Furcht, daß Hjalmar sprach.

Odd antwortete: „Mein Rat ist dies: Laß uns in den Wald zurückgehen, denn wir zwei werden nicht in der Lage sein, diese zwölf zu besiegen, die die mutigsten Männer von Schweden besiegt haben.“

Da sagte Hjalmar: „Wir werden niemals vor unseren Feinden fliehen, sondern lieber deren Waffen ertragen. Ich werde gegen einen Berserker kämpfen!“

Odd antwortete: „Nun, ich habe keine Lust, heute Abend bei Odin zu speisen,daher werden sie noch vor heute Abend tote Berserker sein und wir zwei werden leben.“

Dieses Gespräch der beiden wird durch diese Verse bewiesen, die Hjalmar gesungen hat:

„Kühne Kerle / kamen von dem Kriegsschiff herab,

zwölfe miteinander, / ruhm-lose;

wir Ziehbrüder / müssen heute Abend

bei Odin speisen, / während diese zwölf leben.“

Odd sprach:

„Ich kann Dir darauf / eine Antwort geben:

An diesem Abend / werden sie es sein,

die mit Odin speisen, / diese zwölf Berserker,

und wir beide / werden leben!“

Da sah Hjalmar, daß Angantyr Tyrfing in seiner Hand hielt, denn das Schwert leuchtete wie ein Sonnenstrahl.

Hier ist das Schwert Tyrfing deutlich als das Sonnenschwert des Tyr-Surtur erkennbar, das auch der „Vision der Seherin“ zufolge wie die Sonne strahlte und daß laut Snorri Sturluson den Saal Walhalla des Odin und auch die Halle des Tyr-Ägir in der Wasserunterwelt erhellt hat.

Die vielen Verse in dieser Saga zeigen, daß sie schon alt sein muß und daß es einst wohl eine vollständige Fassung in Versen gegeben hat – ähnlich dem Beowulf-Epos, allerdings nicht in fortlaufenden Versen, sondern in Strophen zu acht Zeilen.

Da sprach Hjalmar: „Gegen wen möchtest Du kämpfen? Gegen Angantyr allein oder gegen seine elf Brüder?“

Odd sagte: „Ich will mit Angantyr kämpfen. Er wird mit Tyrfing harte Schläge austeilen, aber ich glaube, daß mein Hemd ein besserer Schutz als Deine Brünne ist.“

Hjalmar sprach: „Wann sind wir jemals in einer Schlacht gewesen, in der Du mir vorausgegangen bist? Du willst Du mit Angantyr kämpfen, weil du glaubst, daß Dir das mehr Ruhm bringt. Nun, ich bin der Anführer dieser Zweikampf-Fahrt. Ich haben in Schweden der Königstochter versprochen, daß ich weder Dich sonst sonst irgendjemanden in diesem Zweikampf mir vorausgehen lasse. Daher sollte ich mit Angantyr kämpfen.“

Da zog er sein Schwert und schritt Angantyr entgegen und sie befahlen sich gegenseitig auf den Weg nach Walhalla.

Odd rief die Berserker ab und sprach:

„Einer gegen einen, Jungs, / falls ihr euch davor nicht fürchtet;

Einzel-Zweikampf – / oder habt ihr euren Mut verloren?“

Da trat Hjorvard vor und er und Odd schlugen hart aufeinander ein. Aber Odds Seidenhemd war so verläßlich, daß keine Waffe es beißen konnte, und er hatte ein Schwert, daß so gut war, daß es Rüstungen wie Stoff schneiden konnte. Und er mußte nicht viele Hiebe austeilen bevor Hjorvard tot niederfiel.

Dann trat Hervard vor und ihm erging es genauso und danach Hrani und so einem nach dem anderen. Odd schlug so heftig auf sie ein, daß er alle elf Brüder tötete.

Und über Hjalmars Kampf ist zu berichten, daß Hjalmar sechzehn Wunden erhielt, bevor Angantyr tot niederfiel.

Diese sechzehn Wunden könnten ein Motiv aus dem Kampf des Tyr mit Loki sein, da 4, 8, 16 und 32 Zahlen der Sonne gewesen sind (siehe die Symbolik dieser Zahlen in Band 47).

Odd ging dorthin, wo Hjalmar war und sprach:

„Was ist mit Dir, Hjalmar? / Deine Gesichtsfarbe hat sich geändert.

Ich glaube, die vielen Wunden / haben Dich geschwächt.

Dein Helm ist zerschlagen, / und auch die Seite Deiner Brünne;

Mir scheint, / daß Dich Dein Leben verläßt.“

Hjalmar sang:

„Ich habe sechzehn Wunden, / eine aufgeschlitzte Brünne;

vor meinen Augen sind Wolken, / ich kann nicht mehr sehen.

Es ist in mein Herz gedrungen: / Angantyr Schwert,

die üble Blut-spitze, / die in Gift geschmiedete.“

Und er sang weiter:

„Ich habe alles in allem / fünf Höfe besessen,

doch das war mir / nicht genug.

Nun muß ich niederliegen, / vom Leben verlassen,

Schwert-verletzt, / auf der Insel Samsey.

Die Freibauern trinken / Met in der Halle,

feiern mit Edelsteinen / in ihres Vaters Heim.

Viele Männer macht / das Bier froh,

aber mich quälen Schwertwunden / auf Samsey.

Ich verließ die schöne / Bett-Walküre der Stickerei

in Agnafit / am Meeresstrand.

Es wird nun wahr, / was sie mir sagte,

daß wir uns / nie wieder sehen werden.

Nimm den rot-goldenen Ring / von meiner Hand

und bring ihn / der jungen Ingiborg;

der Schmerz wird bald / in ihrer Seele sein:

daß ich nicht zurückkehre / nach Uppsala.

Ich wandte mich / fort vom Frauengesang,

und fuhr begierig nach Freude / ostwärts;

Ich eilte weiter / zusammen mit Soti,

verließ meine lieben Freunde / ein letztes mal.

Raben kommen von Osten geflogen / von jenem hohen Baum,

hinter ihm / folgt ein Adler.

Diesem letzten Adler / überlasse ich mein Fleisch.

Es soll sich an meinem Blut / satttrinken.“

Der „hohe Baum“ ist der Weltenbaum; der Adler ist der Seelenvogel des Tyr bzw. des Odin; die beiden Raben sind die beiden Alcis-Söhne des Tyr bzw. die beiden Raben des Odin.

Nach diesen Worten starb Hjalmar.

Odd brachte diese Neuigkeiten nach Schweden. Die Tochter des Königs wollte danach nicht weiterleben und nahem sich ihr Leben.

Angantyr und seine Brüder lagen mit ihren Waffen in einem Hügelgrab auf Samsey.

In dem folgenden Stammbaum sind die Hersteller und die jeweiligen Besitzer des magischen Schwertes Tyrfing wieder fett gedruckt.

5. Hervor erlangt das Schwert Tyrfing

Bjarmars Tochter war noch ein Kind. Sie war ein außergewöhnlich schönes Mädchen. Sie wurde mit Wasser besprenkelt und ihr wurde ein Name gegeben und sie wurde Hervor genannt. Doch die meisten fanden, daß sie draußen bleiben solle und daß sie nicht allzu damenhaft werden würde, falls sie nach ihres Vaters Seite geraten würde.

Sie wuchs bei dem Jarls auf und war stark wie die Jungen. Sobald sie etwas alleine tun konnte, übte sie sich mehr im Schießen und mit dem Schild und dem Schwert als mit der Stickerei. Sie verursachte auch mehr Übles als Gutes.

Und als ihr diese Dinge verboten wurden, lief sie in den Wald und tötete Männer wegen ihres Geldes. Als der Jarl von dieser Räuberin hörte, zog er mit seinen Männern dorthin und fing Hervor und brachte sie heim und dort blieb sie dann eine Weile.

Es geschah eines Tages, als Hervor draußen in der Nähe von einigen Knechten stand und sie übel beschimpfte – so wie sie es mit jedem tat.

Da unterbrach sie einer der Knechte und sagte: „Du, Hervor – alles, was Du tun willst, ist Übles tun! Aber es ist auch nichts als Übles von Dir zu erwarten! Und der Jarl hat verboten, Dir irgendetwas über Deine Eltern zu erzählen, denn er glaubt, denn er glaubt, daß es eine Schande für Dich ist, es zu wissen – denn der niedrigste Knecht lag bei seiner Tochter und Du bist deren Kind!“

Als sie dies hörte, wurde hervor wütend und ging geradewegs zu dem Jarl und rief aus:

„Ich brauche nicht / mit edler Sippschaft anzugeben,

wenn meine Mutter / Frodmar Gunst erwies.

Ich glaubte / an eine große Herkunft –

doch nun wird mir gesagt: / ein Schweinehirt!“

Da sprach der Jarl:

„Du hast eine große Lüge gehört, / die kaum Wahrheit enthält;

Dein Vater war unter den Männern / als ein Edler bekannt.

Mit Erde bedeckt / steht Angantyrs Halle

auf Samsey, / im Süden der Insel.“

Sie sprach:

„Nun, Ziehvater, / will ich meine

verstorbene Sippe / besuchen gehen.

Ich glaube, daß sie / reichlich Schätze besaßen,

wenn ich nicht zuvor sterbe, / will ich sie haben!

Fort von meinem Haar / muß dieser Kopfschmuck gehen!

Fort mit dem Leinen, / bevor ich diesen Ort verlasse!

Viel hängt davon ab, / bevor ich gehe,

daß für mich Hemd / und Umhang genäht werden.“

Da sprach Hervor mit ihrer Mutter und sagte:

„Bereite mich nun / mit aller Sorgfalt vor,

wahrlich weise Frau, / wie Du es mit einem Sohn tun würdest:

eine verborgene Wahrheit / kam mir im Schlaf:

ich werde hier schon bald / keine Freude mehr haben.“

Dann machte Hervor sich bereit, alleine davonzuziehen in der Kleidung und mit den Waffen eines Mannes. Sie kam an einen Ort, an dem einige Wikinger waren und segelte eine zeitlang mit ihnen. Sie nannte sich selber während dieser Zeit Hervard.

Einige Zeit später starb der Kapitän und dieser „Hervard“ übernahm das Kommando der Mannschaft. Als sie zu der Insel Samsey kamen, befahl „Hervard“ ihnen anzulegen, damit „er“ auf die Insel gehen konnte, in deren Hügelgräbern sicherlich große Schätze liegen würden.

Aber alle Männer der Mannschaft waren dagegen und sagten, daß dort in der Nacht üble Wesen umgingen und daß es dort am Tage schon schlimmer sei als an den meisten anderen Orten in der Nacht. Aber schließlich ließen sie den Anker hinab und „Hervard“ stieg in das Beiboot und ruderte zur Küste. Er landete in Munway gerade als die Sonne unterging. Und er traf dort einen Mann, der seine Schafe hütete.

Die junge Frau / traf bei Sonnenuntergang

in der Bucht von Munway / einen Hirten.

Er sprach:

„Wer unter allen Menschen / ist hier zu dieser Insel gekommen?

Eile schnell heim / zu Deinem Haus!“

Sie sprach:

„Heim zu meinem Haus / eile ich nicht,

denn ich kenne niemanden / von dem Inselvolk;

deshalb sage mir schnell / bevor Du gehst:

Wo kann ich / Hjorvards Tal finden?“

Er sprach:

„Frage mich nicht nach diesem, / Du scheinst nicht weise zu sein,

Prinz der Piraten, / Deine Suche ist schrecklich:

laß uns so schnell fliehen / wie uns unsere Füße tragen!

Das hier draußen ist zu viel / für Menschen!“

Sie sprach:

„Hier ist eine wertvolle Halskette / als Bezahlung für ein Gespräch;

Ich bezweifle, daß Du / dem Wikinger-Anführer ausweichen wirst.“

Er sprach:

„Niemand kann mir / solch wertvolle Edelsteine,

solch wertvolle Schätze geben, / daß ich nicht meinen Weg gehen werde.“

Sie sprach:

„Laß uns nicht so schnell in Furcht geraten / durch das bißchen Zischen und Knistern,

selbst dann nicht, wenn die ganze Insel / in Feuer auflodert;

laß uns nicht / so schnell

vor gefallenen Helden Angst haben; / komm, laß uns sprechen.“

Er sprach:

„Töricht würde mir / jemand erscheinen,

der von hier aus alleine weitergeht / bei Nacht;

Flammen schlagen empor, / die Hügelgräber stehen offen,

Felder brennen und Sümpfe – / laß uns schneller fortgehen.“

Mit schnellen Schritten / eilte der Hirte zum Haus davon,

floh nun weit fort / vor den Worten dieses Mädchens,

aber Hervors Herz / hart-geformt in ihrer Brust

schwoll nun vor Kühnheit, / angesichts dieser Dinge.

Und so lief er davon zu seinem Dorf und sie trennten sich dort. Daraufhin sah sie, wo die Grabfeuer auf der Insel brannten, und sie ging dort hinauf und fürchtete sich nicht, obwohl all die Hügelgräber auf ihrem Weg lagen und die Toten vor ihnen im Freien standen. Sie watete durch die Flammen als ob sie Nebel wären bis sie zu den Hügelgräber der Berserker kam.

Hervors Vater Angantyr und ihr Großvater Arngrim waren Anführer von Berserkern und selber Berserker gewesen.

Dort rief sie:

„Erwache, Angantyr! / Hervor weckt Dich,

die einzige Tochter / von Dir und Svafa;

reiche mir aus Deinem Grab / diese beste Klinge,

die Zwerge erschaffen haben / für König Sigrlami.

Hervard, Hjorvard, / Hrani, Angantyr,

ihr, die ihr unter Waldwurzeln liegt, / ich wecke euch alle,

mit Schild, mit Brünne, / mit leuchtendem Helm und Harnisch,

einer guten, scharfen Glefe / und einem rotgoldenen Speer.

Eine Glefe ist ein langer Stab, an dem sich vorne ein langes Messer befindet. Die Glefe ist eine einfache Form der Hellebarde, sozusagen ein „Messerspeer“.

Eyfura ist die Mutter von Hervors Vater Angantyr. „Eyfuras Junge“ ist daher Angantyr.

Nun zu euch, / ihr Söhne des Arngrim:

Gemeine Menschen, / ihr sollt den Moder vermehren,

wenn Eyfuras Junge / heute Nacht nicht einmal

zu mir sprechen will / in der Bucht von Munway.

Hervard, Hjorvard, / Hrani, Angantyr,

ihr sollt an euren Rippen aufgehängt sein, / ihr sollt verrotten

tief in einem Ameisenhügel, / wenn ihr mir nicht

Dvalins Schwert gebt! / Es gehört sich nicht,

daß tote Männer / eine gute Waffe halten!“

Da sprach Angantyr:

„Hervor, Tochter, / was treibt Dich an, mich zu rufen?

Randvoll mit Qual-Runen / steht Dir Leiden bevor.

Du bist nicht mehr bei Sinnen, / verrückt bist Du geworden,

den Verstand hast Du verloren: / tote Männer aufzuwecken!

Nicht hat ein Vater / mein Grab gegraben;

nicht haben meine Eltern mich bestattet, / auch nicht andere Verwandte;

sie hatten Tyrfing, / die beiden, die lebten,

obwohl es am am Ende / nur einen Besitzer gab.“

Sie sprach:

„Es ist eine Lüge was Du sagst – / möge der Gott Dich

gesund in Deinem Hügelgrab erhalten, / wenn Du es wirklich nicht

dort drinnen hast; / Du bist zögerlich

Dein Erbe zu teilen / mit Deinem einzigen Kind.“

Da öffnete sich das Hügelgrab und es war, als ob der gesamte Hügel Feuer und Flamme wäre. Und Angantyr sprach:

„Das Tor zur Hel steht weit aufgesperrt / und die Gräber öffnen sich,

alles ist Feuer / auf der Höhe der Insel;

es ist schrecklich hier draußen / ringsum anzusehen;

gehe fort, Mädchen, / wenn Du kannst, zu Deinen Schiffen.“

Sie antwortete:

„Du kannst heute Nacht / keine großen Feuer anzünden

und auch keine Flammen flackern lassen, / die mich erschrecken könnten;

Das Gemüt Deiner Tochter / zittert nicht

auch wenn ich dort in der Tür / tote Männer sehe.“

Da sprach Angantyr:

„Ich sage zu Dir, Hervor, / – hör mir nun zu –,

weise Tochter, / was sein wird:

Dieses Schwert Tyrfing / – versuch' es zu glauben –

wird später, Mädchen, / alle Deine Nachkommen zerstören.

Einen Jungen wirst Du gebären, / dem später das Schwert Tyrfing

gehören wird / und der in seine eigene Stärke vertrauen wird;

die Leute werden den Jungen / Heidrek nennen,

er wird zu dem Größten werden / unter dem Himmelszelt.“

Sie rief aus:

„Ich belege diese toten Krieger hier / mit diesem Fluch:

Daß ihr für ewig / hier in euren Särgen liegen sollt,

untot mit den Toten / in dem feuchten Moder;

gib mir, Angantyr, / aus Deinem Hügelgrab

– es hat keinen Sinn, es zu verbergen / der Zwerge Werkstück.“

Er sprach:

„Ich sage, Mädchen, / Du bist nicht wie andere Menschen:

Hier zwischen Hügelgräbern zu reden / in der Nacht

mit ziseliertem Speer / und gotischem Stahl,

mit Helm und in Harnisch / an der Tür zu meiner Halle.“

Da sprach Hervor:

„Ich dachte, daß ich ein Mensch sei / als ich zuhause bei den Lebenden war,

bevor ich hier herab kam / in die Halle von euch toten Männern;

also gib mir aus Deinem Hügelgrab das heraus, / was Rüstungen haßt:

das Verderben der Schilde, / Hjalmars Unglück.“

Da sprach Angantyr:

„Hjalmars Unglück / liegt unter meinen Schultern;

die Klinge ist rings umhüllt / von Flammen;

ein einziges Mädchen / da oben auf der Erde, glaube ich,

würde es wagen / diese Glefe in die Hand zu nehmen.“

Hervor sprach:

„Ich würde sie in meine Hand nehmen / und mich um sie kümmern,

die schneidenscharfe Klinge, / wenn ich sie nur haben könnte;

ich fürchte mich nicht / vor brennendem Feuer

– die Flammen, die ich hier sehe / werden bald verlöscht sein.“

Da sprach Angantyr:

„Du bist töricht, Hervor, / aber voller Wagemut,

in das Feuer zu stürmen / mit offenen Augen;

ich denke, ich gebe Dir lieber, / junges Mädchen,

den Spalter aus meiner Grabkammer, / den ich Dir nicht verweigern kann.“

Hervor sprach:

„Du hast gut gehandelt, / Krieger-Sippenverwandter,

als Du mir aus Deinem Grab / das Schwert gabst;

Ich hätte lieber dieses Schwert, / königlicher Herr,

als ganz Norwegen / unter meiner Herrschaft.“

Angantyr sprach:

„Verruchte Frau, / was weißt denn Du?

Es gibt jetzt keinen Grund für Freude / oder glückliche Worte;

diese Klinge Tyrfing / – und das glaube mir jetzt besser –

wird, Mädchen, / alle Deine Nachkommen vernichten.“

Sie sagt:

„Ich gehe jetzt / zu meinen Meeres-Rössern;

Die Königstochter / ist nun vergnügt genug;

was kümmern mich / die Vettern von Edlen,

und wie später meine Söhne / mit dieser Sache zurechtkommen?“

Er sprach:

„Du sollst besitzen / und Dich lang daran erfreuen,

aber im Verborgenen bewahren, / was Hjalmar tötete;

ritze Dich nicht an den Schneiden / – an beiden ist Gift –

eines Mannes Schicksal, / schrecklicher als die Pest.

Leb wohl, Tochter, / freiwillig hätte ich Dir

die Leben von zwölf Männern geliehen, / – kannst Du es mir glauben? –

Stärke und Standfestigkeit, / all die stämmige Kraft,

die Arngrims Jungen / hinterließen, als sie starben.“

Sie sprach:

„Ruht nun, ihr alle, / – ich will jetzt gehen –

rüstige Männer in euren Hügelgräbern; / einen Moment lang habe ich fast geglaubt,

daß ich zwischen den Welten / gestanden habe,

als rings um mich / Feuer brannten.“

Dann ging sie zu den Schiffen. Aber als es hell wurde, sah sie, daß die Schiffe fort waren. Die Wikinger hatten sich vor den Donnern und dem Feuer auf der Insel gefürchtet.

Sie suchte sich eine Überfahrt von dort aus, aber über ihre Fahrten von dort aus ist nichts bekannt, bis sie zu Godmund in Glasisvellir kam und dort den Winter über blieb und sich 'Hervard' nannte.

Godmund von Glasisvellir, also „Gotteshand von Glanztal“ ist einer der Beinamen des Tyr in einigen Sagas und wohl auch zuvor in den Tyr-Mythen. Das „Glanztal“ ist das lichte Jenseits, also das Alfenheim in der goldenen Halle am südlichen Himmel. Der Name „Gotteshand“ bezieht sich auf die Schwerthand des Tyr, die diesem im Herbst von Loki abgeschlagen bzw. in den späteren Mythen von dem Fenriswolf abgebissen wurde.

6. Über die Brüder Angantyr und Heidrek

Der folgende Teil bis hin zu dem Kasten mit dem Stammbaum (die nächsten 3 Seiten) scheint ein Einschub zu sein, der zwar inhaltlich zu dieser Saga gehört, aber aus einer anderen Version dieses Themas übernommen worden zu sein scheint.

Einst lebte ein Mann, der Arngrim genannt wurde. Er war ein Riese und ein Felsenbewohner. Er nahm Ama, Ymirs Tochter aus Ymir-Land, zur Frau.

„Arngrim“ bedeutet „Adler-Maskenhelm“. Da der Adler der Seelenvogel des Göttervaters ist, könnte Arnhelm der ehemalige Göttervater Tyr sein. Vermutlich ist er mit dem Arngrim, der der Vater der zwölf Söhne ist, identisch.

Ymir ist der Urriese, der mehrfach mit dem ehemaligen Göttervater Tyr assoziiert oder gar gleichgesetzt wurde. Ein „Fels“ ist ein Hügelgrab; dessen Bewohner ist folglich ein Toter, d.h. ein Riese oder ein Zwerg.

Ama ist eine sonst nur noch aus den Thulur bekannte Riesin. Ihr Name bedeutet „Mutter“.

Ihr Sohn war Hergrim, der 'Halbtroll' genannt wurde. Er lebte manchmal bei den Bergriesen und manchmal bei den Menschen. Er hatte die Stärke eines Riesen. Er kannte alle geheimen Künste und war ein Berserker.

Er ging nach Jotun-Heim und nahm Ogn Alfasprengi mit heim und machte sie zu seiner Frau. Der Sohn der beiden war Grim. Zuvor war sie Starkad Krieger-Sohn versprochen gewesen.

Der Beiname „Alfasprengi“ ist eine Parallelbildung zu „hamleypa“, d.h. „Fell-Sprung“, womit die magische Verwandlung in ein Tier gemeint ist. Ogn kann offenbar sich oder andere in einen Alf, also eine Totengeist verwandeln. Sie ist offenbar die Jenseitsgöttin als die Wiedergeburts-Mutter der Toten (Alfen). Dazu paßt der kriegerische Walkürennamne „Ogn“, der „spitze Waffe“ bedeutet – Ogn ist eine Gestalt der Freya, um die sich Tyr/Heimdall/Odin und Loki streiten.

Der Frauenraub und der Streit um eine Frau zwischen Hergrim und Starkad erinnert an den Streit um Freya bzw. um ihren Halsreif Brisingamen zwischen Tyr/Heimdall/ Odin und Loki. Dies ist eine der vielen Varianten des ewigen Kampfes zwischen dem 'Sommer-König' Tyr und dem 'Winter-König' Loki.

Es fällt auf die Reihe der „Grims“ auf: Großvater Arngrim – Vater Hergrim und Sohn Grim. Bei dieser Reihe von „Maskenhelm-Kriegern“ könnte es sich, wenn es sich hier tatsächlich um eine ehemalige Tyr-Mythe handeln sollte, um die Reinkarnationen des Tyr handeln.

Nun lebte ein Mann namens Starkad bei den Alufoss-Fällen. Es wird gesagt, daß er von der den Riesen, die 'Thursen' genannt werden, abstammte und ihnen an Stärke und Wesen glich. Er hatte acht Arme. Storkvid war der Name seines Vaters.

Die Zahl „8“ läßt vermuten, daß es sich bei Starkad um ein göttliches Wesen handelt, da die „8“ die Zahl der Vollkommenheit ist.

Starkads Vater Storkvid ist ansonsten nicht bekannt.

Ogn Alfasprengi war Starkads Verlobte, aber Hergrim nahm sie ihm fort, als Starkad nicht daheim war und in den Norden jenseits des Elia-Flusses gegangen war. Als er jedoch zurückkehrte, forderte er Hergrim zum Zweikampf um die Frau heraus.

Sie kämpften bei Esta Foss in der Nähe von Eid. Starkad hatte acht Arme und schlug mit vier Schwertern gleichzeitig zu. Er siegte und Hergrim fiel. Ogn beobachtete ihren Zweikampf und als Hergrim gefallen war, erstach sich Ogn selber mit einem Schwert. Sie wollte Starkad nicht heiraten. Starkad nahm nun allen Besitz, der Hergrim gehört hatte und er nahm auch dessen Sohn Grim mit sich. Er wuchs bei Starkad auf. Grim wurde sowohl groß als auch stark, als er älter wurde.

Alf war der König, der über Alfheim herrschte. Alfhild war seine Tochter. Alfheim lag zwischen dem Goten-Fluß und dem Raum-Fluß.

Alfheim war das jenseits des ehemaligen Göttervaters Tyr, den man daher wohl mit König Alf gleichsetzen kann. Dessen Tochter Alfhild wird daher die zur Göttertochter bzw. Königstochter umgedeutete Jenseitsgöttin als Wiederzeugungs-Geliebte sein.

An einem Herbsttag veranstaltete König Alf ein großes Disen-Opfer, also ein Göttinnen-Opfer, und Alfhild ging zu den Opferungen. Sie war schöner als alle Frauen und auch alle anderen Leute in Alfheim waren schöner anzusehen als andere Menschen zu jener Zeit.

Aber in der Nacht, als sie den Altar rötete, raubte Starkad Krieger-Sohn Alfhild und nahm sie mit heim zu sich.

Der Herbst ist die Zeit, in der Loki über Tyr siegt, ihm die Frau raubt und daher der Winter beginnt. Starkad wäre somit Loki und Alf der Göttervater Tyr.

Da rief König Alf Thor und bat ihn, Alfhild zu suchen, woraufhin Thor den Starkad tötete und Alfhild zusammen mit Grim, dem Sohn des Hergrim, zu ihrem Vater heimbrachte.

Thor ist in den neueren Mythen der Besieger der Tyr-Riesen. Er hat hier die Rolle des wiedergeborenen Tyr im Frühling übernommen.

Als Grim zwölf Jahre alt war, ging er auf Raubzug und wurde der größte aller Krieger und heiratete Bauggerd, die Tochter der Alfhild und des Starkad. Grim errichtete sich ein Heim auf der Insel Bolm in Halogaland und wurde ab da 'Insel-Grim' genannt.

Diese Insel wird wohl die Jenseitsinsel sein, auf der Tyr im Winter weilte – wie die Insel Säwarstad, auf der Tyr-Wieland von Loki-Nidud gefangengehalten wurde.

Der Sohn der beiden war Arngrim Berserker, der später dann auf Bolm lebte und der Beste der Krieger war.

Es wird erzählt, daß es in den vergangenen Tagen ein Land im Norden der Finnmark gegeben hat, daß Jötunheim genannt worden ist. Im Süden davon, zwischen dort und Halogaland, lag Ymisland.

Damals waren Riesen in den nördlichen Gegenden der Welt noch weit verbreitet. Einige von ihnen waren Halbriesen. Zu dieser Zeit geschah eine große Vermischung von Leuten: Riesen heirateten Frauen aus der Menschenwelt und einige gaben ihre Töchter den Menschen.

Godmund war der Name eines Königs in Jötunheim. Sein Heim wurde Grund genannt und sein Land Glasisvellir.

Er war ein großer Verehrer der alten Götter. Er war ein weiser und ein so alter Mann – und auch alle seine Männer – daß jeder von ihnen viele normale Lebensspannen lebten.

Aus diesem Grund glaubten die Heiden, das die Tod-losen Gefilde in seinem Reich zu finden sein müßten – dies ist der Ort, an dem ein jeder, der dorthin kommt, so von Krankheit und hohem Alter geheilt wird, daß er nicht sterben kann.

Der König Godmund ist Tyr. Sein hohes Alter ist eine Umdeutung der Unsterblichkeit der Götter – in anderen Sagas wird er „Alf der Alte“ genannt. Die „Tod-losen Gefilde“ sind das damals von den Menschen ersehnte Jenseits, das mit Alfheim identisch sein wird.

Es wird gesagt, daß die Leute Godmund nach seinem Tod mit Opfern verehrten und ihn ihren Gott nannten.

Dies ist die um 1200 n.Chr. übliche Umkehrung des Zusammenhanges: Aus christlicher Sicht gab es keine Götter, die zu Sagengestalten werden konnten, sondern alle Gottheiten wurden als irrigerweise zu Göttern erhobene frühere Könige angesehen – aus christlicher Sicht war nur das Christentum eine wahre Religion.

Eines Tages, als Gudmund Tafl spielte und beinahe am verlieren war, frug er, ob ihm irgendjemand helfen könne. Da ging Hervard zu ihm und riet ihm eine Weile lang, bis die Lage für Gudmund wieder besser aussah.

Da ergriff ein Mann Tyrfing und zog es aus seiner Scheide. 'Hervard' sah dies, nahm dem Mann das Schwert ab, tötete ihn und ging hinaus.

Auf dem Schwert Tyrfing lag der Fluch, daß es einen Mann töten muß, sobald es gezogen wird.

Da wollten die Männer ihr nachlaufen.

Aber Godmund sprach: „Setzt euch wieder, ihr würdet an dieser nicht so viel Rache üben können, wie ihr glaubt, denn ihr wißt nicht, wer es ist. Diese Frau würde euch viele Leben kosten, bevor ihr ihr Leben nehmen könntet.“

Danach verbrachte Hervor eine lange Zeit mit dem Führen von Kriegen und mit Raubzügen und hatte großen Erfolg damit.

Als sie dessen müde geworden war, kehrte sie zu dem Jarl heim, zu dem Vater ihrer Mutter. Seit jener Zeit verhielt sie sich wie andere Mädchen und webte und stickte.

Hofund, der Sohn des Godmund, hörte über Hervor und kam und hielt um Hervors Hand an. Dies wurde ihm gewährt und er nahm sie mit heim.

Hofund war der weiseste Mann an Verstand und Voraussicht. Er wurde zum Richter über alle Länder ringsum ernannt. Er war so gerecht und unparteiisch, daß er niemals falsch urteilte oder jemanden bevorzugte, weder daheim noch außerhalb.

Nach ihm ist der 'hofund', d.h. der Richter benannt worden, der überall die Streitigkeiten der Menschen entscheidet. Niemand wagte seine Herrschaft zu brechen und niemand wünschte dies überhaupt nur zu tun.

Hervor und Hofund hatten zwei Söhne. Der eine wurde Angantyr genannt und der andere Heidrek. Sie waren beide große Männer, stark, geschickt und vielversprechend. Angantyr war von seinem Temperament wie sein Vater und wünschte, daß es allen gut ging. Hofund liebte ihn sehr und ebenso liebten ihn alle Leute. Aber so viel Gutes, wie er auch tat, umso mehr Böses tat Heidrek. Hervor liebte ihn sehr. Heidreks Ziehvater wurde Gizur genannt.

Diese Schilderung der beiden Brüder erinnert sehr an den Charakter von Tyr und Loki, die sehr wahrscheinlich ebenfalls Brüder gewesen sind, und an deren Nachfolger Odin und Loki, die Blutsbrüder waren. Der dem Tyr gleichende Bruder heißt zudem auch noch „Angan-Tyr“.

Einst hielt Hofund ein großes Fest, auf das alle Jarle in dem Land außer Heidrek eingeladen waren. Das gefiel ihm nicht sehr und er ging trotzdem hin und sagte bei sich, daß er ihnen Schaden zufügen solle. Und als er in die Halle kam, erhob sich Angantyr, um ihn zu begrüßen und sagte ihm, er solle sich an seine Seite setzen.

Heidrek war nicht glücklich und saß bis spät in den Abend hinein und trank. Und als sein Bruder Angantyr hinausging, sprach Heidrek mit den Männern, die neben ihm saßen und stachelte sie mit seinen Worten so auf, daß sie zu streiten begannen und alle üble Dinge übereinander sagten. Dann kam Angantyr zurück und gebot ihnen zu schweigen.

Als Angantyr später noch einmal hinausgegangen war, erinnerte Heidrek sie Männer neben ihm daran, was sie zuvor zueinander gesagt hatten, bis sie sich schließlich zu schlagen begannen. Dann kam Angantyr und gebot ihnen, die Dinge bis zum Morgen ruhen zu lassen.

Doch als Angantyr zum dritten mal hinausgegangen war, frug Heidrek denjenigen, der geschlagen worden war, ob er es nicht wagen würde, sich zu rächen. Auf diese Art sprach er weiter, bis schließlich der, der geschlagen worden war, aufsprang und seinen Gast-Nachbarn tötete. Da kam Angantyr zurück.

Als Hofund dies bemerkte, befahl er Heidrek fortzugehen und in dieser Nacht keinen weiteren Ärger zu machen.

Dieses Anstacheln zum Streit durch Heidrek entspricht genau dem Vorgehen von Loki.

Danach ging Heidrek zusammen mit seinem Bruder Angantyr in den Hof hinaus, wo sie sich trennten. Als Heidrek ein Stück weit von der Halle fortgegangen war, dachte er bei sich, daß er hier noch nicht viel Schaden angerichtet habe.

Er wandte sich zurück zur Halle und hob einen großen Stein auf und warf ihn in die Richtung, wo er einige Leute im Dunklen reden hören konnte. Er erkannte, daß der Stein jemanden getroffen haben mußte, und ging dorthin und fand einen toten Mann und erkannte, daß es sein Bruder Angantyr war. Er rannte geradewegs in den Wald.

Der endlose, zyklische Kampf, der die Jahreszeiten verursacht, ist das Hauptthema zwischen Tyr und Loki, die vermutlich ebenfalls Brüder gewesen sind. Im Herbst wurde Loki wiedergeboren und tötete den Tyr, während im Frühjahr Tyr wiedergeboren wurde und den Loki tötete. An die Stelle des Tötens trat dann die Verbannung in die Unterwelt – was letztlich jedoch dasselbe ist.

Aus der Verbannung in das Jenseits ist in dieser Saga die Flucht in den Wald geworden.

Hofund hielt ein Bestattungsfest für seinen Sohn und trauerte sehr wegen Angantyrs Tod.

Heidrek bereute seine Tat und lebte lange in den Wäldern und lebte von Tieren und Vögeln, die er schoß.

Als er seine Lage bedachte, schien es ihm, daß nichts Gutes über ihn erzählt werden würde, wenn er jemals wieder gesehen werden würde. Es kam in seinen Sinn, daß er noch immer ein berühmter Mann mit großen Taten werden könne wie seine Vorfahren. Er ging heim.