Her Bad Hero: Verzweifelte Liebe - Nancy Salchow - E-Book
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Her Bad Hero: Verzweifelte Liebe E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Vier Jahre ist es her, dass Milena die heimliche und verzweifelte Liebe zu Jerry hinter sich gelassen hat. Jerry Kenter, der berühmte Rockstar, der seinen Ruhm und sein Vermögen nutzt, um kranken Kindern und anderen notbedürftigen Menschen zu helfen. Doch die eiskalte Arroganz, die hinter der Fassade des großen Helden schlummert, führte damals zu einem einschneidenden Ereignis. Hals über Kopf warf Milena ihren Job als seine Social-Media-Betreuerin hin, ohne ihm je ihre Liebe zu gestehen. Heute ist Milena selbst ein YouTube-Star mit ihrer eigenen Show und lässt sich nicht mehr von störenden Emotionen lenken – bis zu dem Tag, als Jerry plötzlich wieder vor ihr steht. Doch so nervös sie auch noch immer in seiner Gegenwart ist, sie hat nur ein Ziel: Der Welt endlich zu zeigen, dass er nicht der herzensgute Held ist, für den ihn alle halten. Aber wie will sie das schaffen? Und kann sie ihrem Verstand bei all den verwirrenden Gefühlen überhaupt trauen? Trotz all ihrer Rachepläne setzt Milena damit eine unaufhaltsame Leidenschaft in Gang, der sich beide nicht entziehen können. Und plötzlich stellt ein Strudel aus Wut, verzweifelter Liebe und unentdeckten Geheimnissen nicht nur Milenas, sondern auch Jerrys Leben auf eine harte Probe. Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Einzelroman. In sich abgeschlossen.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Impressum

Nancy Salchow

___________________________

Her Bad Hero

Verzweifelte Liebe

Roman

Über das Buch

Er hat deine Liebe nicht verdient. Was du auch tust, vergiss das nie!

Vier Jahre ist es her, dass Milena die heimliche und verzweifelte Liebe zu Jerry hinter sich gelassen hat. Jerry Kenter, der berühmte Rockstar, der seinen Ruhm und sein Vermögen nutzt, um kranken Kindern und anderen notbedürftigen Menschen zu helfen. Doch die eiskalte Arroganz, die hinter der Fassade des großen Helden schlummert, führte damals zu einem einschneidenden Ereignis. Hals über Kopf warf Milena ihren Job als seine Social-Media-Betreuerin hin, ohne ihm je ihre Liebe zu gestehen.

Heute ist Milena selbst ein YouTube-Star mit ihrer eigenen Show und lässt sich nicht mehr von störenden Emotionen lenken – bis zu dem Tag, als Jerry plötzlich wieder vor ihr steht.

Doch so nervös sie auch noch immer in seiner Gegenwart ist, sie hat nur ein Ziel: Der Welt endlich zu zeigen, dass er nicht der herzensgute Held ist, für den ihn alle halten. Aber wie will sie das schaffen? Und kann sie ihrem Verstand bei all den verwirrenden Gefühlen überhaupt trauen?

Trotz all ihrer Rachepläne setzt Milena damit eine unaufhaltsame Leidenschaft in Gang, der sich beide nicht entziehen können.

Und plötzlich stellt ein Strudel aus Wut, verzweifelter Liebe und unentdeckten Geheimnissen nicht nur Milenas, sondern auch Jerrys Leben auf eine harte Probe.

Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Einzelroman. In sich abgeschlossen.

Übereinstimmungen mit real existierenden oder verstorbenen Personen und Institutionen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Prolog

Die Wellen umspielen meine nackten Zehen, während ich den Gürtel meiner Strickjacke zuziehe. Am sternenklaren Sommerhimmel haben sich ein paar Wolken versammelt, doch auch ihnen gelingt es nicht, den märchenhaften Anblick zu stören.

Wir gehen nebeneinander durch den feuchten Sand und verlieren uns mit jedem Schritt mehr in unseren Gedanken.

Wortlos greift er nach meiner Hand und bringt mich dadurch zum Stehen.

„Wir sollten keine Zeit mehr verstreichen lassen“, flüstert er.

„Was meinst du?“ Ich suche seinen Blick, doch der Schatten der anbrechenden Nacht bedeckt seine Augen fast komplett.

„Wir haben so lange das Falsche getan“, sagt er. „Es wird Zeit, dass wir endlich das Richtige tun.“

„Und was bitteschön ist das Richtige?“

Er führt meine Hand zu seinen Lippen und küsst meine Fingerspitzen.

„Ich habe niemals aufgehört, an dich zu denken“, sagt er leise. „Nicht einen einzigen Tag.“

Die Lust auf ihn packt mich erneut mit ganzer Macht. Alles an ihm zieht mich an und treibt mich gleichzeitig immer wieder in die Ferne.

„Worte können nun mal keine Taten ersetzen“, antworte ich.

„Die Dinge stehen jetzt anders“, sagt er und lässt sanft seinen Handrücken an meiner Wange hinabgleiten.

Als er sich für einen Kuss nähert, wehre ich mich nicht. Viel zu sehr habe ich mich danach gesehnt. Seine Zunge fordernd an meiner zu spüren, lässt die Leidenschaft in mir erneut aufglühen.

Ich will ihn. Mehr, als ich ihn jemals gewollt habe.

Er nimmt mich so fest in den Arm, dass ich seine Erregung spüren kann. Ein Gefühl, das mich noch willenloser werden lässt.

„Wir sollten das nicht tun“, sage ich leise.

„Du hast recht.“ Er umschließt mein Gesicht mit beiden Händen. „Das sollten wir nicht.“

Doch als ich seine Lippen wieder auf meinen spüre, realisiere ich, dass ich langsam wach werde und der Sand unter meinen Füßen zu einem zerwühlten Bettlaken wird.

Alles, was ich sehe, ist ein dunkles Schlafzimmer und ein riesiges leeres Bett.

Kapitel 1

Gegenwart

Melina

Das Wasser streichelt meine nackten Waden und weckt eine Ahnung von Freiheit in mir. Nur noch vier Stunden, dann wird die Sonne in spektakulären Farben im Wasser versinken und aus dem schönen Julinachmittag eine milde Sommernacht machen.

Was, wenn ich einfach hierbleibe? Eine Decke im Sand ausbreite und unter dem Sternenhimmel einschlafe? So weit abgelegen, wie sich dieser Abschnitt des Strandes befindet, wird mich niemand finden. Und wenn ich Finn frage, ob er mitmacht? Kann doch nicht so viel anders sein wie unser Camping in den Ferien damals.

„Meliiiiina!“

Seine Stimme dringt wie der Ruf aus einer anderen Welt zu mir, doch etwas hindert mich daran, mich zu ihm umzudrehen. Gedankenverloren schließe ich die Augen und stecke die Nase in den Wind, der sanft meine Haut streichelt.

„Meliiiiina!!!“

Seine Stimme kommt näher, seine Ungeduld ist deutlich zu hören.

Als ich die Augen öffne, steht er direkt vor mir.

„Was tust du hier, verdammt?“ Atemlos stemmt er die Hände in die Hüften. „Ich bin schon seit zehn Minuten mit dem Aufbau fertig.“

„Das ist keine Live-Sendung, Finn. Wozu der Stress? Wir können mit der Aufzeichnung beginnen, wann immer wir wollen.“

„Du vielleicht. Aber stell dir vor, ich habe heute tatsächlich auch noch etwas anderes vor, als meine redselige Schwester für ihren YouTube-Kanal zu filmen.“

„Du hast noch was vor?“ Ich ziehe ihn lachend in meine Armbeuge. „Sag schon, Kleiner, wie heißt sie?“ Ich verwuschele sein dichtes weizenblondes Haar mit meinen Fingern.

„Ich habe kein Date, okay? Ich habe nur eine Überraschung vorbereitet. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt mit dem Drehen anfangen.“

„Eine Überraschung?“ Ich trete einen Schritt zurück. „Etwa für mich? Du weißt doch, wie sehr ich Überraschungen hasse.“

Wie er so dasteht in seinen Jeans und dem schwarzen Bowie-Shirt, frech grinsend wie ein Teenie, überkommt mich eine böse Ahnung.

„Du willst mich doch wohl nicht schon wieder verkuppeln, oder?“ Ich verschränke die Arme vor der Brust.

„Keine Sorge, Schwesterchen, bei deinem seltsamen Männergeschmack könnte ich es dir sowieso niemals rechtmachen. Das habe ich schon seit einer ganzen Weile begriffen.“

„Aber was ist es dann?“

„Du weißt schon, was das Wort Überraschung bedeutet, oder?“

„Wirklich, Finn, ich hasse so etwas. Sag schon, was es ist.“

„Später, okay?“ Er legt seine Hand kumpelhaft auf meine Schulter. „Und jetzt lass uns endlich mit der Aufzeichnung anfangen. Wenn das Video morgen online gehen soll, haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns. Ich muss die Aufnahme schließlich noch schneiden. Sinnlos am Strand herumspazieren kannst du auch noch später.“

„Hey!“ Mit gespieltem Empören zwicke ich ihm in die Taille. „Ich bin deine Chefin. Schon vergessen?“

„Wie könnte ich?“

Ich bücke mich nach meinen Sandalen, klopfe etwas Sand ab und streife sie wieder über meine Füße.

„Von mir aus kann’s losgehen.“ Ich straffe meinen Rücken.

„Prima.“ Er geht voraus. „Die Kamera wartet schon auf dich.“

Kapitel 2

Jerry

Ich schiebe die Hände in die Taschen meiner Lederjacke und betrachte sie von Weitem über das Schilf hinweg.

Sie trägt das Haar inzwischen länger als damals, nur das glänzende Goldblond ist noch immer dasselbe. In weichen Wellen fällt es auf ihre schmalen Schultern und endet nur knapp über der Taille.

Von hier aus kann ich nicht hören, worüber sie spricht, aber dass die Kamera sie liebt, ist selbst aus der Ferne zu sehen.

„Wer ist sie?“, fragt Pete.

„Erkennst du sie nicht?“ Ich drehe mich zu ihm um. „Das ist Melina Falk.“

„Melina Falk? Die YouTuberin? Ich habe vor einer Weile einen Bericht über sie gesehen. Sie soll kurz vorm Knacken der Eine-Million-Follower-Marke stehen.“

„Ganz genau die Melina Falk meine ich.“

„Ich wusste gar nicht, dass du sie kennst.“

Die Sonne spiegelt sich auf seiner polierten Glatze. Die breiten Schultern unter dem schwarzen Mantel lassen ihn auch heute wie die Hauptfigur aus einem Action-Film aussehen.

„Es ist schon ewig her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben“, sage ich gedankenverloren.

„Wart ihr ein ...“

„Sie hat für mich gearbeitet“, antworte ich schnell, ohne auf seine Andeutung einzugehen. „Muss ungefähr vier Jahre her sein. Das war die Zeit meines ersten Albums. Melina war damals meine Social-Media-Betreuerin.“

„Und was bedeutet das?“

„Ach ja, hatte vergessen, dass du dich strikt von Facebook, YouTube und Instagram fernhältst.“

„Und wenn schon.“ Pete zuckt mit den Schultern. „Mir ist das einfach zu albern. Mein Job ist es, Leute zu beschützen. Nur das zählt für mich.“

„Komm schon, Pete, wenn du einfach nur Bodyguard wärst, der nichts anderes als seine Arbeit im Kopf hat, hätten wir uns niemals angefreundet.“

„Tja, du kennst meine Theorie.“

„Theorie nennst du das?“ Ich lache. „Die Theorie, dass wir nur deshalb Freunde sind, weil wir ständig zusammen sind? Und dass ich mich auch mit jedem anderen Bodyguard anfreunden würde, wenn wir nur oft genug zusammen sind?“

„Ganz genau.“

„Du weißt, dass das Schwachsinn ist. Wir sind einzug und allein deshalb Freunde, weil du einer der wenigen Menschen bist, die mich nicht schon nach fünf Minuten nerven.“

„Ich nehme mal an, das war sowas wie ein Kompliment.“

„Ich bin nicht so gut darin, Komplimente zu machen.“ Ich schlage ihm grinsend gegen den Oberarm. „Erst recht nicht, wenn es um einen Zwei-Meter-Kerl wie dich geht.“

„1,96 Meter, genau genommen.“

„Oh, ich vergaß.“

Mein Blick wandert erneut zu Melina. Sie redet mit Händen und Füßen, als wäre die Kamera eine gute alte Freundin, mit der sie sich jeden Morgen auf einen Kaffee trifft. Sie scheint so befreit, so selbstbewusst – viel mehr mit sich im Reinen als vor vier Jahren.

Ich vertreibe die trüben Gedanken. Es ist nicht die richtige Zeit für Schuldgefühle.

„Sag schon“, Pete räuspert sich, „warum sind wir hier?“

„Melinas Bruder Finn arbeitet mit ihr zusammen.“ Ich deute mit dem Zeigefinger auf ihn. „Er dreht ihre Videos und schneidet sie. Finn und ich kennen uns noch von früher. Damals – das ist bestimmt acht Jahre her, ich war gerade mal zwanzig – bin ich noch als unbekannter Nachwuchssänger durch Wismars Hafenkneipen getingelt. Finn hat in einer dieser Kneipen hinter der Bar gearbeitet. So haben wir uns kennengelernt und irgendwann auch angefreundet. Er war auch derjenige, der mir ein paar Jahre später dann seine Schwester Melina für den Job meiner Social-Media-Betreuerin vorgeschlagen hat.“

„Klingt irgendwie seltsam.“

„Was klingt seltsam?“

„Social-Media-Betreuerin.“

„Das ist heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Wenn du prominent bist, brauchst du einfach jemanden, der all deine Accounts betreut, Fragen beantwortet und die Fans auf dem Laufenden hält. Melina war wirklich super darin.“ Mein Blick ruht noch immer auf ihr. „Schade, dass ich ihr das nie gesagt habe.“

„Habe schon gehört, dass du hin und wieder ein Arsch sein sollst.“

„Dir ist schon klar, dass du der Einzige bist, der sowas zu mir sagen darf, oder?“

„Jemand muss es tun.“

„In diesem Business darf man nun mal kein Weichei sein. Ich bin ganz genauso, wie ich in dieser Branche eben sein muss, wenn ich nicht verarscht werden will. Außerdem zählt für die Menschen sowieso bloß das, was sie sehen wollen. Und was sie sehen, ist ein Mann, der einen Großteil seines Geldes für wohltätige Zwecke einsetzt, kranken Kindern hilft und gemeinnützige Organisationen unterstützt.“

„Komm schon, Jerry, versuchst du gerade, mich zu beeindrucken?“

Ich lege den Mund schief. „Als ob man dich beeindrucken könnte.“

„Trotzdem“, hakt Pete nach, „du hast mir immer noch nicht gesagt, warum wir hier sind.“

„Ich war ewig nicht mehr in Wismar. Hier bin ich aufgewachsen, weißt du? Das Leben auf Usedom ist zwar toll und auch ziemlich angenehm, aber trotzdem vermisse ich meine Heimat hin und wieder.“ Wehmut überkommt mich. „Finn und ich schreiben uns noch manchmal, und als ich ihm erzählt habe, dass ich meinen Vater zu seinem Sechzigsten besuche, hat er vorgeschlagen, dass wir auch ein Treffen mit Melina arrangieren.“ Ich halte kurz inne. „Aber jetzt, wo ich sie so sehe, frage ich mich, ob das wirklich eine gute Idee war.“

„Wieso? Gab es damals Ärger zwischen euch? Hast du sie rausgeschmissen?“

Wieder packt mich das altvertraute Gefühl von Reue.

„Rausgeschmissen habe ich sie nicht“, antworte ich schließlich, „sie ist freiwillig gegangen. Finn kennt nur die Version, dass sie sich selbst verwirklichen und etwas Neues probieren wollte. Er hat keine Ahnung, was damals wirklich vorgefallen ist.“

„Klingt dramatisch.“

„Melina ist ein sehr emotionaler Mensch.“

„Willst du darüber reden?“

„Seltsam.“ Wieder weiche ich ihm aus. „Sie sieht so anders aus und doch scheint sie noch immer dieselbe zu sein.“

„So wie du sie anschaust, scheint eine Menge zwischen euch vorgefallen zu sein.“

„Es ist nicht das, was du denkst.“

„Und was denke ich?“

„Melina und ich sollten reden. Seit damals haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt.“ Ich schlucke. „Es ist so viel passiert seitdem. Unfassbar, wie erfolgreich sie inzwischen selbst ist. Ich wusste immer, dass etwas Besonderes in ihr steckt. Sie hatte immer so viele Ideen, da ist es nur logisch, dass sie die endlich für ein eigenes Projekt nutzt. Sie setzt sich einfach nur hin und redet über irgendein Thema, das sie beschäftigt und die Leute kleben sofort an ihren Lippen. Einfach so, verstehst du?“ Mein Blick wandert zum Meer. „Einfach, weil sie authentisch ist und immer sagt, was sie denkt.“

Für einen Moment verliere ich mich in verwirrenden Erinnerungen. Plötzlich scheint es, als wäre seit damals kein einziger Tag vergangen.

„Alles okay?“, hakt Pete irritiert nach.

„Ja.“ Ich atme tief durch. „Alles okay.“

Und wenn ich einfach umkehre? Eine kurze Nachricht an Finn, dass mir etwas dazwischengekommen ist und die Sache hat sich erledigt.

Nein. Du ziehst das jetzt durch, verdammt nochmal.

Ich atme tief ein und mache mich gerade. „Kannst du hier auf mich warten, bis ich zurück bin?“

„Wenn du dich bis dahin nicht von aufdringlichen Fans überfallen lässt.“ Er grinst.

„Niemand ist in der Nähe, Pete. Ich kenne diesen Abschnitt des Strandes noch von früher. Finn und ich waren damals oft hier. Der Sand ist steinig, das Schilf verwuchert. Wer sollte uns hier schon auflauern?“

„Du weißt, dass wir schon die verrücktesten Sachen zusammen erlebt haben. Man kann nie wissen.“

„Und wenn schon.“ Ich klopfe ihm lachend auf die Schulter. „Ich bin ein großer Junge, oder? Ich werde mir schon zu helfen wissen.“

Er betrachtet mich skeptisch. Ein typischer Gesichtsausdruck, wann immer ich ihn dazu zwinge, die Kontrolle abzugeben. Doch ich warte auf keine weitere Reaktion. Ohne ein weiteres Wort wende ich mich von ihm ab und gehe über den schmalen Sandweg durch das Schilf zum Strand hinunter.

Kapitel 3

Melina

Meistens dauert es nur ein paar Sekunden, bis ich vergessen habe, dass Finn hinter der Kamera steht. Mittlerweile habe ich mich so in mein Thema vertieft, dass es sich anfühlt, als würde ich allein auf meinem Balkon sitzen und in mein Smartphone quatschen.

„Mal ehrlich, Leute“, fahre ich fort, „welchen Sinn machen diese Selfie-Filter überhaupt, wenn man danach aussieht wie ein pinkes Deko-Schwein aus Porzellan? Ich habe das ja selbst schon mal probiert, gebe ich ehrlich zu. Aber wem tue ich damit einen Gefallen, wenn die Realität dann bei einem persönlichen Treffen mit voller Wucht zuschlägt? Was, wenn man mich nur aus der Weichfratzen-Parallelwelt kennt und ich dann bei einem Interview im echten Leben nicht mehr erkannt werde? Ist ja dasselbe wie mit diesen Schmale-Taillen-Zauberern. Das ist doch genauso verrückt wie ...“ Plötzlich verstumme ich.

Finn pausiert die Aufnahme und schaut mich entgeistert an. „Warum hörst du auf, Mel? Weißt du, wie schwer das nachher wieder zu schneiden ist? Wir wollten doch, dass es so natürlich wie möglich aussieht.“

Ich sitze wie erstarrt auf meinem Hocker, während mein Blick zum Rande des Schilfs wandert. Ich spüre, wie mein Herz zu rasen beginnt. Augenblicklich werden meine Hände feucht.

Die Schritte, mit denen er auf uns zukommt, sind langsam. Er ist weit genug entfernt, um uns nicht zu hören, aber nah genug, um mich völlig aus dem Konzept zu bringen.

„Das ist also deine Überraschung?“, fauche ich Finn an.

„Was meinst du?“

Ich deute mit dem Zeigefinger zum Schilf herüber.

Finn dreht sich um. „Er ist schon da? Ach wie blöd. Ich wollte dich doch erst nach der Aufzeichnung überraschen. Aber wärst du nicht vor der Aufzeichnung noch ewig am Strand herumspaziert, dann ...“

„Was soll das, Finn?“ Ich springe von meinem Hocker auf. „Du kannst doch nicht einfach Jerry Kenter herbestellen, ohne vorher mit mir darüber zu reden.“

„Ich habe ihn nicht herbestellt. Er ist in Wismar, weil sein Vater Geburtstag feiert. Und da dachten wir, dass es eine schöne Idee wäre, dich zu überraschen.“

„Wir? Heißt das, er fand die Idee selber gut?“

„Ja klar.“ Finn wendet seinen Blick von Jerry ab und betrachtet mich irritiert. „Warum fragst du? Ist das wichtig?“

Wortlos schaue ich dabei zu, wie er mit undeutbarem Blick auf uns zukommt. Sein kaffeebraunes Haar ist nicht mehr so kurz wie damals, sondern fällt ihm in unstrukturierten Strähnen in die Stirn. Das enge weiße Shirt, das er unter der Lederjacke trägt, macht nur allzu deutlich, dass er heute noch mehr trainiert als früher.

Ich schlucke meine Panik herunter.

Es ist vier Jahre her, verdammt. Er hat keine Macht mehr über dich – du bist heute nicht mehr dieselbe wie früher.

Doch mit jedem Schritt, den er sich nähert, werde ich mehr und mehr zu der unsicheren 23jährigen von damals.

„Jerry.“ Finn geht auf ihn zu und umarmt ihn mit heftigen Rückenschlägen. „Du hast es hergeschafft. Das ist echt klasse, Mann!“

Instinktiv fange ich an, an meiner Nagelhaut herumzufingern. Wie lange ist es her, dass ich das gemacht habe?

„Tut mir leid, dass ich einfach in eure Aufnahme platze“, entschuldigt sich Jerry. „Ich wollte euch eigentlich nur ein wenig zusehen, aber dass ihr die Aufzeichnung jetzt einfach so unterbrecht wegen mir, wollte ich nicht ...“ Während er das sagt, wandert sein Blick zu mir.

Es sind dieselben wasserblauen Augen, die mir schon damals schlaflose Nächte beschert haben. Dieselben Augen, die mich noch heute manchmal verfolgen, wenn ich mich nach einem misslungenen Date wieder einmal frage, was ein Mann wirklich haben muss, um mich zu erreichen.

„Melina.“ Er kommt näher und mustert mich eindringlich. „Gut siehst du aus.“

Mein Instinkt rät mir, auf der Stelle die Flucht zu ergreifen, stattdessen stehe ich einfach nur da und starre ihn wortlos an, während ich mir nervös eine Strähne hinter das Ohr streiche.

„Du bist ja inzwischen eine richtige Berühmtheit“, sagt er. „Ich wusste immer, dass etwas ganz Besonderes in dir steckt.“

Er lächelt sanft, beinahe unschuldig. Oh, was für ein trügerisches Lächeln!

Und plötzlich ist alles wieder da.

Die Sehnsucht, der Schmerz, die Wut. All die mühsam verdrängten Gefühle, die mir so viele schlaflose Nächte bereitet haben.

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter, während ich mich krampfhaft um ein selbstsicheres Lächeln bemühe.

„Hallo Jerry“, sage ich leise. „Es ist lange her.“

Kapitel 4

Vier Jahre zuvor

Melina

„Boah, du nervst, Finn.“ Ich drücke auf die Pause-Taste. „Ich dachte, wir machen einen Filmeabend und jetzt quasselt du ununterbrochen.“

„Ich habe hier echt ein super Jobangebot für dich und du checkst es nicht.“

„Ich habe einen Job. Schon vergessen?“

„Aber du hast selbst gesagt, dass der Verlag dir viel zu wenig zahlt und deine Aufgabe dort auch nicht sonderlich aufregend ist.“

„Ich werde schon noch das Richtige finden. Immer mit der Ruhe. Im Moment ist alles gut so, wie es ist.“

„Aber Jerry würde dir sicher ein paar Hunderter mehr zahlen. Außerdem wäre es die Social-Media-Betreuung eines echten Rockstars. Das ist doch eine wahnsinnig aufregende Sache.“

„Ein Rockstar?“ Ich schiebe mir lachend eine Handvoll Chips in den Mund. „Sagt er das etwa über sich? Dass er ein Star ist?“

„Nein, das sage ich. Hast du denn echt noch nicht mitbekommen, wie erfolgreich er inzwischen ist? Sein Album ist bis auf Platz eins geklettert. Kapierst du nicht, wie genial das ist? Ich meine, er ist ein Wismarer, kommt direkt von hier und hat es so weit gebracht. Das sollte uns doch stolz machen.“

„Wieso sollte es mich stolz machen?“ Ich schiebe ein Kissen hinter meinen Kopf und lehne mich zurück. „Ich kenne diesen Typen doch nicht mal.“

„Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich bei Jerry für dich eingesetzt habe, damit er dir eine Chance gibt?“

„Ich habe dich nicht darum gebeten, okay?“ Ich umklammere die Fernbedienung. „Kann ich jetzt endlich wieder auf Play drücken?“

„Aber ...“

„Komm schon, Finn, es ist gerade so spannend.“

Genervt lehnt er sich zurück. „Meinetwegen.“

Ich lasse den Film weiterlaufen und starre neugierig zum Bildschirm an der Wand.

Finn greift in die Chipstüte, die zwischen uns liegt. „Dein Sofa ist irgendwie unbequem, hat dir das schon mal jemand gesagt? Das nächste Mal gucken wir wieder bei mir.“

„Es ist nicht unbequem, es ist nur einfach nicht so riesig wie dein seltsames Monstrum, das dein gesamtes Wohnzimmer ausfüllt, sodass nicht mal mehr ein Tisch reinpasst.“

„Wer braucht schon einen Tisch, wenn er das bequemste Sofa der Welt hat?“

Ich versuche, dem Film zu folgen, doch Finns nächster Versuch lässt nicht lange auf sich warten.

„Ich habe ihm gesagt, dass du morgen Nachmittag bei ihm vorbeischaust“, sagt er schließlich.

„Du hast was?“ Ich drücke erneut die Pause-Taste. „Wie kommst du dazu, irgendetwas mit ihm zu vereinbaren, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen?“

„Weil es eine gute Sache ist und man dich manchmal eben zu deinem Glück zwingen muss.“

„Aber ich kenne diesen Jerry doch gar nicht.“

„Na, dann lernst du ihn eben kennen. Wo ist das Problem?“ Finn rollt mit den Augen. „Boah, Mel, manchmal bist du echt so blind. Das ist eine Riesenchance. Siehst du das denn nicht?“

Ich verliere mich für einen kurzen Moment in der Idee, seinem Drängen nachzugeben. Der Job im Verlag fängt wirklich langsam an zu nerven. Jeden Tag nur irgendwelche langweiligen Gewinnspiele posten oder Leserfragen beantworten. Hier und da mal ein paar Grafiken erstellen, die jedoch nicht wirklich für Abwechslung sorgen.

„Wenn ich mich mit ihm treffe, können wir dann endlich diesen Film weitergucken?“

Er hebt grinsend die Finger zum Schwur. „Ich schwöre, dass ich dann keinen Mucks mehr sagen werde.“

„Aber ich verspreche nichts. Wenn ich keinen Bock auf diesen Job habe, dann werde ich keine langen Erklärungen abgeben, verstanden?“

„Absolut.“ Sein Lächeln ist siegessicher. „Aber ich bin mir sicher, dass du sofort meiner Meinung sein wirst. Der Job ist wie für dich gemacht.“

„Ja ja.“ Ich seufze genervt. „Können wir jetzt endlich weitermachen?“

„Ich bin bereit.“ Er schiebt sich ein paar Chips in den Mund. „Na los, Schwesterchen. Worauf wartest du?“

Kapitel 5

Jerry

Die Demo-Aufnahme läuft bereits zum vierten Mal. Bei jedem Abhören höre ich einen neuen Patzer. Warum nur sind mir die Verzögerungen beim Akkordwechsel nicht schon beim Einspielen aufgefallen?

Ich stehe mit verschränkten Armen vor dem Fenster und schaue hinaus aufs Meer. Die hochgewachsenen Birken am Ende des Grundstücks wiegen sich sanft im Wind und geben hier und da den Blick auf den silberblauen Streifen Meer frei, der sich flimmernd am Horizont zeigt. Eigentlich unverzeihlich, wie viel ich für diesen Ausblick bezahlt habe. Andererseits: Wo wäre das Geld besser angelegt als in den eigenen vier Wänden?

Ein Klopfen an der Studiotür reißt mich aus den Gedanken.

„Ja?“

Annemarie öffnet die Tür. Das Lächeln auf ihrem rundlichen Gesicht ist undurchschaubar wie immer. Die weißgrauen Locken hat sie in einem Dutt gebändigt.

„Eine Frau Falk ist da“, erklärt sie.

„Lass sie rein, bitte.“

Annemarie nickt schweigend, tritt hinaus in den Flur und bittet Melina mit einer Handbewegung hinein.

Sie betritt den Raum mit leicht irritiertem Blick.

Ich mustere sie so unauffällig wie möglich. Das blonde Haar trägt sie zu einem kurzen Zopf gebunden. Das lässige Shirt und die Jeans machen deutlich, dass sie keine Tussi ist.

Sehr gut. Tussis bringen nur Ärger.

„Du musst Melina sein.“ Ich reiche ihr die Hand. „Finn hat dich in den höchsten Tönen gelobt.“

„Finn übertreibt gern.“

„Ich hoffe, in diesem Fall nicht. Ich bin Jerry Kenter. Freut mich.“

„Mich auch.“

Stille legt sich über uns. Für einen Moment halten unsere Blicke einander fest, als würden wir im Gesicht des anderen nach etwas suchen.

„Ist ja eine ganz schöne Festung hier.“ Sie lächelt zurückhaltend. „Vorm Tor gibt es ja sogar einen Sicherheitsmann, der meinen Ausweis sehen wollte.“

„Ist nur eine Sicherheitsmaßnahme. Solltest du von jetzt an öfter vorbeikommen, wird das nicht mehr nötig sein. Aber wir hatten leider häufig Besuch von aufdringlichen Fans, die einfach aufs Grundstück gekommen sind und das Haus fotografiert haben.“

„Verstehe. Ab einem gewissen Bekanntheitsgrad kommt man an solchen Maßnahmen wohl leider nicht mehr vorbei.“

„Mir wäre es auch lieber, wenn es nicht nötig wäre. Der Ruhm der letzten anderthalb Jahre hat mich ehrlich gesagt ein bisschen überrascht.“

„Vermutlich gewöhnt man sich mit der Zeit an alles.“

„Gezwungenermaßen, ja.“

Es ist schwer, ihr Lächeln zu deuten. Sie wirkt zurückhaltend, fast schon ein wenig schüchtern. Und doch scheint sie nicht sonderlich von meiner Anwesenheit beeindruckt zu sein.

Seltsam, wie vertraut sich ihre Anwesenheit anfühlt. Fast schon ein wenig zu vertraut.

*

Melina

Ich versuche, die aufkeimende Nervosität zu verbergen. Noch vor wenigen Minuten war ich von der Tatsache genervt, mich wie bei einem Besuch im Weißen Haus zu fühlen, doch von einem Moment auf den anderen ist alles vergessen.

Warum hat mich die Gewissheit, den derzeit berühmtesten deutschen Musiker zu treffen, völlig kaltgelassen, nur damit mich jetzt ein einziger Blick in seine Augen völlig aus der Bahn wirft?

---ENDE DER LESEPROBE---