HIPPIE TRAIL - Band 1 - Wolfgang Bendick - E-Book

HIPPIE TRAIL - Band 1 E-Book

Wolfgang Bendick

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Beschreibung

Zuerst mit dem Motorrad, dann per Anhalter, zu Fuß, mit Bus, Schiff, auch mal das Flugzeug. Mit wenig Geld möglichst weit kommen… Zuerst alleine unterwegs sah ich bald, dass viele Andere, überall auf der Welt, den gleichen Gedanken gehabt hatten wie ich: nach Osten! Kabul, Katmandu, Goa, Auroville, waren magische Worte, die uns träumen ließen. Wie auch das Haschisch, das wir, wie alles andere, miteinander teilten. Wir träumten von Frieden, Freiheit, Liebe und Gott. Man nannte uns die Blumenkinder. Das erste Buch beschreibt den langen Weg bis in den Süden Indiens. Das zweite Buch die Reise um den Rest der Welt…

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Wolfgang Bendick

HIPPIE TRAIL - Band 1

Eine Reise in bekannte und unbekannte Welten

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

HIPPIE TRAIL

Widmung

Reiseroute Band1

Reiseroute Band 2

EASY RIDER

HANS IM GLÜCK

MORNING HAS BROKEN

AUTOPUT

SUPERGAU

ON THE ROAD

OUSO DUTY-FREE

THE PEOPLE’S BUS

SULTAN AHMED

GRÜNER TÜRKE

BANGHA

SCHWARZER AFGHANE

HINDUSTAN

SPECIAL COOKIES

BIDIS UND BETEL

GANGA

NAMASTE

GRÜNE GURKEN UND KOKOSSCHNAPS

INHALT BAND 1 UND BAND 2

Weitere Werke des Autors:

Impressum neobooks

HIPPIE TRAIL

Eine Reise durch bekannte

und unbekannte Welten

Teil 1

Wolfgang Bendick

Über Land und See, Band, Nr. 3

Erstmals erschienen, November 2016

Zweite, verbesserte Auflage Februar 2018

Impressum

Text: © 2016 Copyright by Wolfgang Bendick

Umschlag: © 2016 Copyright by Lucia Bendick

Widmung

Für meine Kinder.

Damit sie sehen, dass das Leben erst dann interessant wird,

wenn etwas schief geht...

Dieses ist die Geschichte einer Reise um die Erde, die ich in den Jahren 1971 und 1972 machte. Das Fernweh ließ mir keine Ruhe und der ‚Love and Peace‘ Gedanke faszinierte mich dermaßen, dass ich mehr darüber wissen wollte. Aus der anfangs analytischen Betrachtungsweise wurde bald eine persönliche Suche und ein Weg, auf dem ich heute noch gehe. Mancher wird sich in diesen Zeilen wiederfinden. Denn wir waren viele! Und wenn wir auch seitdem in verschiedene Richtungen gegangen sind, so eint uns doch alle der Weg. Durch die Welt, durch die Zeit, durch das Universum…

Ein Dankeschön an meine Leser und Freunde, die durch ihr Lesen diese zweite Auflage nötig gemacht haben und vor allem an Franz, der durch seine kritische Lektüre dazu beitrug, manch einen Fehler zu verbessern!

Reiseroute Band1

1 München

2 Belgrad

3 Skopje

4 Athèn

5 Izmir

6 Istanbul

7 Ankara

8 Teheran

9 Mashad

10 Kabul

11 Bamian

12 Lahore

13 Amristar

14 Delhi

15 Benares

16 Katmandu

17 Bombay

18 Goa

19 Madras

20 Penang

21 Bangkog

22 Singapur

Reiseroute Band 2

23 Fremantle

24 Roburn

25 Darwin

26 Alice Springs

27 Adelaide

28 Melbourne

29 Sydney

30 Lightning Ridge

31 Auckland

32 Fiji

33 Acapulco

34 Grand Canyon

35 Las Vegas

36 Los Angeles

37 San Francisco

38 White Horse

39 Alaska

40 Winnipeg

41 Niagara Fälle

42 London

43 Paris

EASY RIDER

HANS IM GLÜCK

Über drei Jahre schon hatte ich die Freiheit gegen eine Schulbank eingetauscht. Die Zeit floss träge dahin. Manchmal schien sie still zu stehen. Was für eine Idee, wieder auf die Schule zu gehen! Aber ich wollte frei sein. Und dazu gehörte auch die Möglichkeit zu studieren. Und dazu braucht man das Abi. Zum Glück hatte ich mir einen Fensterplatz gesichert. So konnte ich mir wenigstens vorstellen, ich sitze in einem Flugzeug. Ich sehe die Wolken nach Osten ziehen. Stelle mir vor, welche Länder sie überfliegen würden. Namen wie Istanbul, Teheran kommen mir in den Sinn, Kabul, Katmandu, Goa.

So wie andere in der Ferne Heimweh bekommen, so plagte mich daheim das Fernweh. Da sitze ich hier fest, wo doch das Abenteuer da draußen auf mich wartet! Noch ein paar Monate, noch ein paar Tage, jetzt nur nicht die Prüfungen verpatzen… Aber ich hatte schon hochgerechnet, mir könnte eigentlich nichts passieren. So wie andere eine Wallfahrt geloben, so hatte ich ein Spanferkel gelobt. Fast wäre dieses noch mit dem Leben davongekommen, denn der Schuldirektor fand, dass meine Lateinnote nicht mit meinem geringen Fleiß zu vereinbaren war, und haute mir, ungeachtet des mathematischen Mittelwertes, noch einen 5er rein. Da dies aber mein einziger war, ging es nur dem Schwein an den Kragen, nicht mir! Um mich zu ärgern, lud man mich trotzdem zum Mündlichen ein, für den nächsten Vormittag.

Mit ein paar Kumpels hatten wir schon die Vorfreude genossen. Am Abend dann fuhr ich zu dem Bauern, der mir das Ferkelchen reserviert hatte. Was verstand ich schon von Schweinezucht! Dieser suchte aus der quiekenden, in Panik in alle Richtungen davonlaufenden Meute eines heraus, ein schneller Griff ans Bein, und schon befand es sich im Kofferraum meines VW-Busses, genauer gesagt hinter der Sitzbank, wo es sich langsam beruhigte, wohlig zu grunzen anfing, und sich genüsslich entleerte. „Das ist nicht so dick wie die anderen, ideal als Spanferkel. Ich lass es dir für 30 Mark, anstatt 50, weil du es bist!“ Ich war gerührt.

Wie anders roch mein Wagen am nächsten Morgen! Sogar die Scheiben hatten sich beschlagen. Ich hatte meinen besten und einzigen Anzug angezogen, um wenigstens damit beim Mündlichen zu glänzen. Aber dass ein so kleines Schweinchen einen solchen Mief verursacht, hatte ich nicht gedacht! Ob es auch von meinem Geruch etwas angenommen hatte, konnte ich nicht feststellen. Jedenfalls wichen alle Kumpels vor mir zurück, als ich aus dem Auto stieg. Zum Glück war da der Geiger Matthies, vor seiner Berufung zu Höherem war er Metzger von Beruf. Der packte das Vieh und wir sperrten es erst mal in eine der Duschen im Keller. Da kam einer ganz aufgeregt an, „Mensch, Moses (das war ich), wo bleibst du denn, du musst in 5 Minuten ins Mündliche!“ Mir blieb gerade noch die Zeit, mich mit etwas Rasierwasser vom Uli einzuschmieren und ich stürzte in den Chemiesaal, wo mich die ungeduldige Lehrerschaft erwartete. Diese rümpften die Nasen, dachten wohl, ich hätte zu viel vorgefeiert, weil ich so nach Kotze roch. Wie hätten die denn auch wissen können, dass ich gerade dabei war, ein Gelübde einzulösen!

Am Mittag war alles vorbei. Wir wollten das Ferkelchen holen. Doch es war weg. So klein, dass es unter der Duschtür hätte durchkriechen können, war es nun auch wieder nicht! Dann brachte jemand von den unteren Kursen die Nachricht: „Eine Kiste Bier, oder ihr kriegt es nicht wieder!“ Was blieb mir also anderes übrig, als der Lösegeldforderung nachzukommen. Dann das arme Tier aus den Händen der Kidnapper befreien und in die Hände des Schlachters übergeben. Dieser stellte fest, dass der Bauer mir sein mickrigstes Tier, zudem noch völlig verwurmt, angedreht hatte. Gerade noch gut für den Abdecker. Zum Glück hatte er ein anderes da, das er mir anbot, und so kam es dann doch noch zur feierlichen Einlösung meines Gelübdes.

Ich lag, wie üblich in meiner freien Zeit, unter meinem alten VW-Bus und schraubte herum. Ich war dabei, ihn reisefertig zu machen. Seit langem hatte mich die Idee, eine Reise nach Indien zu unternehmen, über die langweilige Schulzeit hinweggeholfen. Jetzt war es endlich so weit!!! Ich war dabei, die Bodenwanne wegzuschrauben, um das Spiel in der Lenkung einzustellen, als ich ein Motorrad kommen hörte. Es hielt gerade neben mir an. Ich kroch halb unter meiner Karre hervor, um zu sehen, wer mich da störte. Als er umständlich Brille und Helm entfernt hatte, erkannte ich ihn. Es war Walter, ein Motorradkumpel meines Bruders. „Ich hab‘ gehört, du willst nach Indien fahren. Ich will nach Südafrika. Da können wir ja zusammen fahren!“ Ich staunte. Bevor ich den VW-Bus gekauft hatte, war ich nur Moped gefahren. Die kleinen, die nur 40 Stundenkilometer machten. Das reichte mir. Nie hatte jemand aus der Clique meines Bruders mit mir gesprochen oder mich gar gegrüßt. Sie sahen mich gar nicht! Umso mehr war ich überrascht, dass jetzt gar einer anhielt und mit mir sprach! Ein richtiger Rocker verachtet Autofahrer, Mopedfahrer, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen. Einmal hatte mir einer gestanden, wenn er einen Fußgänger am Straßenrand sieht, würde er am liebsten den Fuß raushalten und ihm in den Arsch treten! Ich kroch ganz unter dem Auto hervor und gab ihm meine schmierige Hand zum Gruß. Welch eine Ehre, kam es mir in den Sinn!

„Das ist nicht ganz dieselbe Richtung“, warf ich ein. „Indien liegt von uns aus im Osten, Südafrika im Süden!“ „Ja, aber so ungefähr schon“, meinte er, „was denkst du, könnten wir uns heute Abend mal treffen, bei einem Bier? Vielleicht im Rössel in Martinszell? Ich hab‘ noch ein paar Kumpel, die würden auch mitkommen.“ Ich war eher abgeneigt. Was sollte ich in dieser Rockerbande, und dann noch mit anderen auf Reise gehen? Trotzdem sagte ich zu, nur mal so um zu sehen…

Am Abend trafen wir uns in der Kneipe. Sie kamen auf ihren aufgetunten Kisten angedonnert, ich in meinem doppelscheibigen Bulli. Bald saßen wir ums erste Bier und prosteten uns zu. Zwei von ihnen kannte ich etwas. Ich hatte sie mit meinem Bruder gesehen. Eines hatten wir gemeinsam, wie ich feststellte, die schwarzen Fingernägel! „Willkommen im Club der Schrauber!“ sagte Walter. Die anderen waren Gert und ein anderer Wolfgang. Es stellte sich bald heraus, dass wir noch etwas gemeinsam hatten: Wir alle hatten den Film „Easy Rider“ gesehen, mit Peter Fonda und Dennis Hopper. Ein Roadmovie mit schlimmem Ende. Wir teilten unsere Begeisterung für den Film. Dieser Film war ihnen auch der Auslöser gewesen, eine größere Motorradtour unternehmen zu wollen. „Auto? Das ist was für Spießer! Motorrad, das ist echte Freiheit!“

Es war ein feuchter, heiterer Abend, bei dem sich herausstellte, dass der andere Wolfgang ein ziemlicher Spaßvogel war, mit dem die Reise lustig würde, und auch Gert war ein netter Bursche. Gar nicht so übel, die Rocker, wenn man sie etwas näher kennt! Wir trennten uns mit einem Kompromiss: Sie verzichteten auf Südafrika und würden mit nach Indien fahren, ich verzichtete auf meinen VW-Bus und würde mir ein Motorrad zulegen.

Beim nächsten Treffen wurde beschlossen, dass wir alle mit 250er BMWs fahren würden, genauer der R 25/3, weil dieses, ihrer Meinung nach, das zuverlässigste Motorrad war, das je gebaut worden ist. Sozusagen der Traktor unter den Motorrädern. Natürlich sind die Kisten inzwischen schon alt, aber eben deshalb haben sie sich beweisen können! Außerdem, wenn jeder die gleiche Maschine hat, kann man im Fall eines Totalschadens alle noch heilen Teile als Ersatzteile benutzen. Logisch!

Es folgten weitere Treffen. Es wurde Ende März als Abfahrtstermin festgelegt, weil bis dahin der andere Wolfgang seinen Militärdienst fertig hätte. Das gab uns noch genügend Zeit, die Maschinen zu besorgen und die Vorbereitungen zu treffen. Auch wollten wir früh genug weg, um nicht in den Monsunregen zu geraten, der ab Juli in Indien niedergeht.

Im „Käsblättle“ fand ich die gesuchte Maschine, ein tolles Teil. Ich versuchte sie gleich, trotz tiefen Schnees und baute einige wunderschöne Stürze. Ein Vorgeschmack auf den Himalaya! Auch Walter und Wolfgang waren bald stolze Besitzer eines solchen Gefährts, das sie liebevoll „meine Braut“ nannten. Bald sprachen wir nur noch von unseren Bräuten. Wer uns reden hörte dachte, die müssen verrückt sein, hatten wir doch nicht lange zuvor Wetten abgeschlossen, nicht zu heiraten. Nur Gert war noch ledig. Als wir eines Abends zu unserem Treffen fuhren, überholte uns eine 600 BMW und ließ uns den Auspuff riechen. Der Fahrer hob grüßend die Hand. „Angeber!“ rief Walter ihm hinterher und hob die Faust. Bei der Ankunft vor unserer Stammkneipe sehen wir, dass die 600er davorsteht. Als wir in die Stube kommen, sitzt Gert da am Stammtisch und lacht uns hämisch an. Die Kumpels sind sauer. „Verräter! es war doch ausgemacht, alle die gleiche Maschine!“ Er lacht: „Da kann ich Euch wenigstens abschleppen, wenn ihr in Panne seid!“ „Das fehlt gerade noch, dass wir die nächsten 10 000 km deinen Staub schlucken sollen!“ Mit Mühe kann ich eine Schlägerei verhindern. Sofortige Abstimmung, und Gert ist aus der Bande ausgeschlossen.

Im Laufe der Treffen kommen andere dazu. Walter hat in die Zeitungen Inserate gesetzt. Das passt mir gar nicht. Ich will nicht mit einer Reisegruppe unterwegs sein! Doch so viele, wie dazukommen, so viele schmeißen auch wieder das Handtuch, und letztlich bleiben wir Drei. Außerdem wollen die anderen Sponsoren finden und ich schreibe Briefe an BMW und andere Firmen. Auch klappere ich die Zeitungen ab, um ihnen Berichte anzubieten. Doch die Antwort ist immer die gleiche: „Macht erst mal die Reise, dann reden wir weiter…“

Wir malen inzwischen unsere Maschinen an: schwarzer Rahmen, weiße Schutzbleche, roter Tank. Walters Bruder, der Spritzlackierer ist, hilft uns dabei. Unsere Helme sprühen wir Schwarz/ Rot/ Gold. In senkrechten Streifen in Fahrtrichtung. Einen ganzen Abend hatten wir darüber diskutiert. Waagerecht sieht beschissen aus, wurde mehrheitlich beschlossen, selbst wenn man unsere Truppe für Belgier halten könnte. Ich lasse den Motor meiner Braut vom Poschenrieder, dem Speedway Champion, der in unserem Dorf wohnt, generalüberholen. Dieser hat eine Zylinderschleiferei. Sicher ist sicher.

Unsere Abreise verzögert sich. Walter muss noch eine Baustelle fertigmachen. Er fragt mich, ob ich ihm dabei helfen will. Warum nicht, denn ich könnte für die Reise gut etwas mehr Geld brauchen als das, was ich mir im Laufe der Schulzeit mit Nachhilfeunterricht und jeden Mittwoch bei der Arbeit in einer Plastikfabrik zusammengespart habe.

So verging der März. Ich arbeitete als Handlanger mit Walter auf dem Bau, wo wir die Heizung installierten. Gleich gegenüber lag das Mädchengymnasium, wo Marion, meine Freundin, in die 12 Klasse ging. Wir teilten unsere Brotzeitpausen so ein, dass sie mit den Pausen der Schülerinnen zusammenfielen. Dann saßen wir beide oben auf dem Flachdach des 5ten Stocks, ließen unsere Beine im Leeren baumeln und machten „Fleischbeschau“, wie wir das nannten. Nur, dass unsere Pausen bald länger wurden als die der Schülerinnen. Walter trödelte und schien es nicht mehr eilig zu haben, wegzukommen.

Wir hatten Mitte April. Wolfgang kam nicht mehr zu den Treffen. War plötzlich unerreichbar, auch für seine besten Freunde! Wir lauerten ihm auf. Er druckste etwas herum und gestand dann ein, dass man ihm angeboten hätte, Beamter zu werden. Das wäre doch die Gelegenheit. „Da kann ich dir jetzt schon deinen Lebenslauf sagen“, bemerkte ich: „Ich wurde geboren, ging in die Schule, wurde Beamter und trat in den Ruhestand ein!“ Es stand fest: Ein Postbote mehr, ein Mitfahrer weniger.

Walter nannte ihn Drückberger und Spießer. Ich drängte auf Festlegung des Abreisetermins. Wir einigten uns auf den 2. Mai. Nach dem Feiertag. Doch am 5. sollte die Heiz-Anlage, die wir installiert hatten, abgedrückt werden (auf Dichtheit geprüft). Also erneuter Aufschub. Er schickte mich in den Keller zum Schieber aufdrehen und wollte mich oben zur Brotzeit und ‚Fleischbeschau‘ erwarten. „Nach der Brotzeit wird die Anlage voll sein, ein paar kleine Korrekturen, und du wirst staunen!“ Die Brotzeit war vorbei, die Mädchen wieder in ihren Klassenzimmern, die Ausdehnungsgefäße noch trocken. Plötzlich ein Schrei von unten, aus dem Keller. „Sauerei! Der ganze Keller steht unter Wasser, kommt sofort runter ihr Pfuscher!“ Es war der Wasserinstallateur, der in den Keller gegangen war, um ein paar Gewinde zu schneiden. Wir rasten hinunter. Knöcheltief stand da das Wasser. Es war gerade mal bis ins Erdgeschoß gekommen, von wo es seinen weiteren Weg durch die schlechten Schweißnähte gesucht hatte! Damit war der Bauabschluss wieder in unbekannter Ferne gerückt. Ich sagte, jetzt reicht‘s mir, denn ich hatte gemerkt, dass Walter keine Eile zeigte. „Wenn du nicht mehr willst, dann fahre ich alleine. Aber länger rumzutrödeln, habe ich keinen Bock mehr!“ Da gab er zu, dass er keine große Lust mehr hatte, aber vor allem nicht genug Geld. Letzteres nahm ich ihm nicht ab. Ich ging zur Chefin und kündigte. Sie wollte mich unbedingt behalten und bot mehr Lohn. Doch sah ich meine Zukunft nicht als Klempner. Ich kam mir vor wie das letzte der ‚zehn kleinen Negerlein‘ aus dem Kinderlied…Jetzt nur aufgepasst, dass ich nicht auch noch auf der Strecke bleibe!

Unterhalb von mir, in der Siedlung, wohnten ein paar andere Motorradfans. Die Eltern eines guten Freundes, Gespannfahrer: Elefantentreffen, Nürburgring, die alte Generation. „Was, mit dieser Kiste willst du eine solche Reise machen?!,“ sagten sie, als sie meine BMW sahen. „Die ist ja viel zu klein und zu schwach für sowas.“ Sie hatten eine Zündapp KS 601 mit Seitenwagen. „Das ist das einzige für eine solche Reise: robust, stark und zuverlässig.“ Mir waren selber auch schon Zweifel gekommen, als ich meine Maschine hergerichtet hatte. Auf jeder Seite hatte ich hinten zwei große Blechkoffer angeschraubt, an denen seitlich in einem geschweißten Rahmen zwei Benzinkanister steckten, die dem Gefährt eine Breite von über einem Meter verliehen. Ich hatte alles schon in den Bergen ausprobiert und Proviant auf eine Freizeithütte transportiert. Dabei wurde der Motor enorm heiß. Aber ich schaffte es. Das Schwierigste war immer das Anfahren. Das ging auf Kupplung und Reifen. Ich war mir nicht sicher, all meine Ausrüstung auf ihr unterzubringen. „Aber wo kriegt man so schnell eine andere Maschine her?“ fragte ich. „Es könnte sein, dass wir die unsere verkaufen. Man wird älter, und wenn man ein Auto hat, nimmt man meistens das… Komm mit! Sie befindet sich in einer Garage beim Sportplatz.“

Bald standen wir vor dem Tor. Sie schlossen die Kette auf und öffneten die Torflügel. „Ojemine!“ entfuhr es mir, „das sind ja nur noch Einzelteile!“ Da lag alles durcheinander, als wäre die Maschine explodiert: Rahmen, Motor, Räder, Sitzbank, Seitenwagenrahmen und Boot. „Das machen wir jeden Winter, wenn wir mal nicht am Nürburgring sind. Generalüberholung! Keine Angst, wir helfen dir, falls du nicht alles zusammenbringst! Und schau her, wir haben da noch 2 Ersatzmotoren, wie neu, 3 Getriebe, ein paar Räder, und hier eine ganze Kiste mit Zündspulen, Kondensatoren, Kerzen… genug Teile, um zweimal um die Welt zu fahren!“ „Und was soll das ganze kosten?“ „Dir lassen wir‘s für 700 Mark. Sonst würden wir das nicht unter 1000 verkaufen.“

Ich ließ mich überzeugen und sagte zu, vor allem, weil mich ein Schulfreund kurz zuvor gefragt hatte, ob ich nicht eine BMW für ihn wüsste. Ich überließ ihm also meine für den Preis, den ich hingelegt hatte. Und nochmal dasselbe, und die Zündapp war mein. Ich fühlte mich wie Hans im Glück! „Da hast du einen guten Deal gemacht! Für den doppelten Preis hast du mehr als das Doppelte an PS!“

Wiederum verschob sich mein Abreisetermin. Marion, meine Freundin, freute sich. So konnten wir fast allabendlich weiter unsere Spaziergänge unternehmen, uns umarmen, alle Kussarten durchprobieren. Oft saß sie auf einem Zaun, ich stand zwischen ihren Beinen und umschlang sie sehnsüchtig. Viel mehr trauten wir uns nicht. Wir redeten über die kleinen Bergtouren, die wir unternommen hatten und noch machen wollten. Schliefen manchmal zusammengekuschelt im Matratzenlager einer Almhütte und ertrugen den Gestank der Schweißfüße anderer und deren Gegenwart, obwohl ich lieber alleine mit ihr nur eine einzige Matratze geteilt hätte. Überall sprach man von freier Liebe, Women’s Liberation, Pussy Power. Und wir waren noch die Sklaven mittelalterlicher Scheinmoral und wagten nicht, die Ketten abzuschütteln. Die Antibabypille war nicht für uns erfunden worden.

Langsam bekam mein neues Motorrad Gestalt. Wie ein dreidimensionales Puzzle fügten sich alle Teile zusammen. Und das Ganze sollte am Ende dann auch noch rollen, und sogar von selber? - Ich war gespannt! Gespannt wie die Speichen, die ich alle nachdrehen musste, bis sie klangen wie die Zunge einer Maultrommel. Noch ein paar Kabel verlöten, Dichtungen wechseln sowie Lichtmaschinenkohlen und Öle. Die Mutter eines Freundes nähte mit ihrer Nähmaschine einen neuen Sitzbankbezug, Dann Benzin in den Tank und kicken. Kicken bis zum Geht-nicht-mehr! Nochmals Vergaser auf, ausblasen, Filter in beide Benzinleitungen. Am Ende suche ich bei den Veteranen um Rat. Ungern. Die lachen. „Das ist normal. Das dauert. Wenn du wüsstest, was wir im Leben schon gekickt haben! Gut Ding will Weile haben!“ Nur mir reicht langsam die Weile! Es ist schon Mitte Mai vorbei. Zum Glück geht vor der Garage die Straße eine Weile bergab. Wir schieben das Gespann hinaus. Zu dritt mussten wir schieben. Als dann endlich das Ganze leicht rollt, aufspringen, Kupplung ziehen, loslassen. Das Rad blockiert. Gang wieder raus - erneuter Versuch, diesmal mit dem Zweiten Gang. Ein Knall, und wieder blockiert das Rad. Neuer Versuch, diesmal mit dem dritten Gang. Als der Motor dreht, schnell unter Krachen den zweiten rein. Unter dem Blubbern des drehenden Motors schieben wir mit letzter Kraft weiter. Bald wird die Straße flach. Da! Ein paar Fehlzündungen. Wieder aus. Nach ein paar Rucken dann überlegt es sich der Motor und spotzt eine Weile unter fürchterlichem Qualmen. Dann dreht er ruhiger. Ich drehe am Gas. Er reagiert. Alle klopfen mir auf die Schulter. „Wir haben’s ja gesagt! Läuft wie ein Uhrwerk!“

Eine Runde zu dritt bis nach Mumholz, die Maschine hat noch keinen TÜV, also Vorsicht! Und dann rein in die Garage zur Feineinstellung.

Sofort machte ich einen TÜV-Termin aus. Bis dahin vervollständigte ich die Maschine. Ich strich den Seitenwagen weiß an, malte darauf in Schwarz die Weltkarte und da hinein in Rot meine geplante Reiseroute. Denn für mich stand jetzt fest, einmal in Indien, dann auch gleich weiter ganz um die Kugel rum! Ich machte mich an die Auswahl der Ersatzteile. Was könnte auf der Fahrt kaputt gehen? Der Motor? Möglich. Er hatte da irgend so ein komisches Geräusch. Das hörte sogar ich als früherer Zweitaktfahrer! Der Verkäufer meinte, das sei das typische Geräusch der KS 601. Ein ganzer Motor war mir zu schwer zum Mitnehmen. Ich baute lieber die Kolben aus und zwei Zylinder mit den zugehörigen Köpfen. Die Getriebe waren nicht so sperrig. Ich probierte sie auf Spiel und wählte das Beste aus. Dann eine Menge Kleinkram wie Lichtmaschine, Regler, Unterbrecher, Kerzen, Birnen, 4 Räder, Bremsbacken und weiteres. Den Rest, und das war noch ‘ne ganze Menge, packte ich in Kartons, beschriftete sie und verstaute sie im Keller meiner Eltern.

Die Kiste war angemeldet und versichert; ich konnte damit zum TÜV fahren, aber nicht mehr. Die Zeit bis zum Termin verbrachte ich damit, das Gespann auszuprobieren und mich damit vertraut zu machen. Meist auf Feldwegen und Bergstraßen. Denn ein Seitenwagengespann will beherrscht werden! Und wenige konnten mir da Ratschläge geben! Der Termin war gekommen. Ich düste also zum TÜV. Mit mulmigem Gefühl. Wer hätte das nicht? Könnte doch dessen Urteil meine Reise zunichtemachen oder zumindest hinausschieben. Der Prüfer ging um das Gerät herum. „Ist so neu ja auch nicht mehr“, war seine erste Feststellung. „Zweiundfünfziger Baujahr, 4 Jahre weniger als ich“, bemerkte ich. „Gut! Wollen mal näher sehen wie sie beieinand‘ ist. Fahren sie mal auf den Prüfstand“. Zum Glück sprang der Motor schon beim fünften Kick an. Es schien, als ob die Halle alle Geräusche verstärke. Auf der Grube mache ich den Motor aus. Der Ingenieur rüttelt überall rum, putzt mit einem Lappen hier und da um Nummern zu finden und die Schweißnähte zu prüfen. Ich kreuze meine Finger. Bis jetzt scheint er zufrieden. „Sogar die Seitenwagenbremse geht“, stellt er fest. Ich muss den Motor wieder starten. Er hält den Kopf schräg und scheint zu lauschen. Dann sitzt er auf, legt sein Testblatt in den Seitenwagen und fährt eine Runde über das Gelände. Bremsversuche, links herum, rechts herum. Hupe, Licht. Dann kommt er neben mir zum Stehen. Er steigt ab. Zeigt auf den linken Zylinder und auf die Weltkarte auf dem Seitenwagen. „Mit diesem Motor schaffen sie diese Strecke nicht!“ „Ich habe da auch schon was gehört“, sage ich, „aber der frühere Besitzer meint, das sei das normale Laufgeräusch!“ „Das sagen Verkäufer immer. Ansonsten ist alles in Ordnung.“ Er presst das Siegel auf das Nummernschild, stempelt die Papiere. „Auf jeden Fall eine gute Reise!“

Puh! Ich war froh, dass ich das hinter mir hatte. Nur dieses Geräusch…

„Was verstehen die denn schon von Motoren!“ meinte der Verkäufer, als ich ihm vom TÜV berichtete, „nichts als Fachidioten! Und außerdem warst du es ja, der die Maschine unbedingt haben wollte. Ich wollte sie eigentlich gar nicht verkaufen!“ Wie man die Dinge verdrehen kann… Alles, was ich jetzt wollte, das war nichts wie weg! Weg aus dieser Welt der Heuchler, der Falschspieler! Ich fing an, alles zu verstauen. Das, was nicht reinging, band ich auf den Seitenwagen und hinten auf das Motorrad. Das war eine Menge Zeug. Wollte man alle Pannen einkalkulieren, bräuchte ich noch zusätzlich ein Begleitfahrzeug! Der Postbote brachte einen Einschreibebrief. Ich machte ihn auf. Darin stand, dass ich in ein paar Tagen meinen Ersatzdienst anfangen sollte, in Memmingen, in einem Behindertenheim. Und ich hatte gedacht, weil ich so alt war und zur See gefahren bin, dass die mich in Ruhe lassen! Ich stopfte den Schrieb in einen Umschlag, fügte drei Zeilen hinzu: „Da ich mich für längere Zeit im Ausland befinde, kann ich leider den Dienst nicht antreten“ und schickte alles zurück an die Zivildienststelle. Das müsste reichen.

Während der letzten Vorbereitungen kamen nach und nach auch meine Freunde vorbei. „Bis bald!“ waren meistens ihre letzten Worte. Ich drückte mich etwas vorsichtiger aus: „Bis später, vielleicht!“ Denn zu viele Kilometer lagen vor mir. Den letzten Abend verbrachte ich mit Marion im Altwasser. Als ich mich von meinem Vater verabschieden wollte, kriegte der wieder seine Krise und brüllte Dinge, die ich, wenn ich könnte, gerne ungehört machen würde. Meine Mutter war in Tränen. Sie umarmte mich, wünschte mir alles Gute und fügte sich in ihr Schicksal, wie schon so viele Mütter vor ihr…

MORNING HAS BROKEN

Um 8 Uhr fahre ich los. Ich verlasse den Ort und biege auf die Landstraße ein. Als die letzten Häuser hinter mir liegen, wird mir plötzlich bewusst, auf was ich mich da eingelassen habe. Die Tränen kommen mir, meine Fliegerbrille beschlägt. Ich fahre das schwere Gespann an den Straßenrand und nehme die Brille ab. Durch einen Tränenschleier schaue ich hinunter auf das Dorf. An derselben Stelle hatte mein Vater vor 12 Jahren den Möbelwagen anhalten lassen. Wir waren alle ausgestiegen, und er hatte, wie Moses damals, auf das gelobte Land hinunter gedeutet und gesagt: „Da unten das rote Dach mit dem Strompfosten darauf, das ist unser neues Zuhause!“

Viel Schweres hatte ich hier durchlebt. Denn für ein Kind aus dem Norden war es nicht einfach, in Bayern zu leben. Aber in diesem Augenblick kommen mir nur die schönen Erinnerungen in den Sinn, wie ein Film mit Zeitraffer. Und ich weiß, es ist ein Abschied für immer! Vielleicht ist das der Preis der Freiheit, sich voll in die Hände seines Schicksals zu übergeben? Langsam versiegen meine Tränen. Der Schmerz des Abschieds verwandelt sich in eine spannende Erwartung des Kommenden. Ich lege den Gang ein und starte los. Ich fühle mich wie ein Vogel, der aus dem Nest gefallen ist und plötzlich sieht, es gibt die Welt!

Währen der nächsten 10 Kilometer lasse ich mir nochmal den gestrigen Abend durch den Kopf gehen. Wir waren im Altwasser gewesen. Nichts hatte sich getan. Wie üblich, obwohl ich es für diesen letzten Abend erhofft hatte. „Erst die Arbeit, dann der Schnaps…“ hatte Marion gesagt. Und ich hatte gearbeitet. Wie ein Bagger. Wir hingen aneinander, küssten uns, umarmten uns. Unsere Zungen berührten sich, erkundeten den Mund des Anderen. Unsere Zähne berührten sich, übertrugen unsere Spannung. Alles in mir sehnte sich danach, sie hautnah zu erleben. Oder zumindest da unten etwas zu streicheln. Nur keine falsche Bewegung, dachte ich, nur nicht den Zauber des Augenblicks zerstören… Doch wir waren zu sehr Kinder unserer Zeit. Verklemmt. Wie mein Schwanz, den ich unauffällig aus seiner krummen Position befreite, damit er nicht abbrach. Die Sterne zwinkerten uns zu, der Mond verhüllte schamhaft sein Gesicht, wie um uns in ein intimes Dunkel zu hüllen, uns Mut zu machen. Doch das wäre nicht notwendig gewesen. Nichts geschah. Ich ging auf Tuchfühlung. Meine tastenden Finger blieben an dem Panzer ihre Unterkleidung hängen. Undurchdringlich. Trug sie einen Keuschheitsgürtel? Oder war das ein Hüfthalter ihrer Mutter, der sich meinem Forscherdrang entgegenstellte? Nach einer Weile zog sie einen Flachmann aus irgendeiner Tasche und sagte: „So, und nun der Schnaps!“

Nie zuvor hatte ich mich so frustriert gefühlt wie in diesem Augenblick! Wir verbrachten noch eine Weile eng umschlungen, rieben uns aneinander, steigerten unseren Blutdruck, uns wurde so heiß, dass wir einen Moment voneinander abließen, um uns die Pullover auszuziehen. Diesen Augenblick nutzte sie, und band mir ein Lederbändel um den Hals, so wie ich ihr eines vor ein paar Tagen umgeknüpft hatte. „Immer wenn ich den Mond sehe, werde ich an dich denken!“ flüsterte sie und gab mir einen Kuss. Als ich wieder Luft bekam, spöttelte ich „hoffentlich auch, wenn du die Sonne siehst!“ „Und du?“ „Klar doch, immer!“ Wir versprachen uns gegenseitig, das Bändel zu behalten. Nur der Andere dürfe es wieder aufmachen. In 1 ½ Jahren spätestens, wenn sie ihr Abi hätte, solle ich wiederkommen, dann würden wir zusammen reisen. Bis dahin einten uns die Gedanken… Ich begleitete sie noch bis nach Hause. Letzte Umarmung. Ich ging, ohne mich umzudrehen. Ich hörte ihre Tür ins Schloss fallen…

Was soll ich weiter in der Vergangenheit kramen? Vorbei! Sie entfernt sich mit 70 Kilometern pro Stunde. Es gibt nur noch Voraus. Und da, im Osten steigt gerade die Sonne hinter den Bergen hoch. Wie ist die Welt doch schön! Die rote Sonnenscheibe, der Fahrtwind, das Blubbern des Boxermotors, all das gibt mir ein solch wohliges Gefühl. Das ist der Geschmack der Freiheit, kommt es in mir hoch, und ich folge dem schwarzen Band der Straße. Cat Stevens‘ ‚Father and son‘ kommt mir in den Sinn und ich singe lauthals „I was once like you are now…“ Vor allem die dritte Strophe: „How can I try to explain, when I do, he turns away again. It’s always been the same old story. From the moment, I could talk, I was ordered to listen. Now there’s a way, and I know, I have to go away, I have to go!“ Ich musste gehen! Ich bin gegangen! Ich bin unterwegs!

Doch die Vergangenheit ist zäh. Sie lässt so schnell nicht locker. Überall in der alten Welt begegne ich ihr. Die Straße, auf der ich fahre, wie viele Male bin ich auf ihr zur Schule gefahren? Bei jedem Wetter. Anfangs mit dem Moped, später mit dem Auto. Ich kenne jede Kurve, jede Gerade. Zu allen Jahreszeiten. Und doch war es jetzt anders. Ein Gespann fährt sich einfach anders als ein Moped oder Auto. Und außerdem würde ich hier nie mehr zurückfahren. Ich befand mich auf einer endlosen Einbahnstraße nach Osten.

Auf einem Parkstreifen, wo ich schon des Öfteren in meinem VW-Bus übernachtet hatte, wenn ich auf dem Rückweg zur Schule zu müde gewesen war, machte ich eine Pinkelpause. Ich hatte Zeit. Ab heute. Ich stopfte mir eine Pfeife und machte ein paar Schritte, um mir die Beine zu vertreten. Mein Blick fiel auf die Maschine. Sah schon Klasse aus! Vorne, die schräge Windschutzscheibe gab ihr fast das Aussehen einer Harley-Davidson. Der Seitenwagen war wasserdicht mit einer Plane verschlossen. Hinten drauf stapelten sich drei komplette Räder und drei nagelneue Stollenreifen. Diese formten einen Turm, der sich schräg nach hinten neigte. Auf dem Gepäckträger des Motorrads hatte ich meinen Seesack festgezurrt, voll mit Klamotten. Links vom Hinterrad hingen ein Metallkoffer und ein Benzinkanister. Ein weiterer befand sich im Seitenwagen. Zurzeit waren diese noch leer. Ich ging um das Gefährt herum und prüfte die Halteseile. Ich schaute in den Rückspiegel. Ein bärtiges Gesicht sah mich daraus an, mit schwarz-rot-goldener Halbschale und Fliegerbrille darüber. Der Anblick erinnerte mich an Antoine de St. Exupery und den „Kleinen Prinz“, eines meiner Lieblingsbücher. Wie hatte der Fuchs gesagt? „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Nun ja, auch ein bisschen mit den Augen zu schauen täte nicht schaden… Ich zog die Seile der Reserveräder straffer. Schlug ein bisschen mit den Armen wie eine Windmühle. Es kribbelte darin. Der Lenker war schwer zu halten. Der Seitenwagen zog, vor allem bergauf, sehr nach rechts. Bergab, wenn der Motor bremste, umgekehrt. Dann schob der Wagen und in beiden Fällen musste ich stark gegenlenken. Was mochte das alles wiegen? Das Gespann so 350 Kilo, dazu die Ausrüstung, ich. Mindestens 500 Kilo, schloss ich.

Die Pfeife war ausgegangen. Ich befühlte die Bremstrommeln. Sie waren so warm wie die Pfeife. Am Hinterradantrieb hing ein Tropfen Öl. Ein anderer war auf die Felge gefallen und verlief sich auf dem Reifen. Scheiße! War wohl etwas zu heiß geworden. Oder war die Entlüftung in der Einfüllschraube verstopft? Ich suchte das Werkzeug und schraubte sie heraus. Blies sie durch. Sie war frei gewesen. Das Wichtigste ist, dass der Motor läuft, sagte ich mir. Brille runter, Handschuhe an und auf den Kickstarter gesprungen. Und noch mal und noch mal. Er hatte einfach zu wenig Wirkungskreis! Was war das für eine blöde Erfindung, den Kickstarter parallel zum Rahmen anzuordnen und dann mit einem Umlenkmechanismus zu versehen, der auf die in Fahrtrichtung verlaufende Kurbelwelle wirkte! Warum einfach, wenn’s umständlich auch geht? Es war einfach zu viel Spiel in dem Ganzen! Warum hat Herr Zündapp das nicht gemacht wie bei der BMW, die auch einen Boxermotor hat, wo der Kickstarter aber quer zur Fahrtrichtung zeigt? Vor lauter Kicken war ich bald am Schwitzen. Handschuhe aus und die Brille, die schon beschlagen war. Helm ab. Nichts rührte sich. Kerzenstecker weg. Funken? Benzin? Läuft. Was kann das nur sein? Vielleicht die Zündspule? Zu warm geworden? Dann kam mir eine Idee: Helm, Brille, Handschuhe, alles wieder an. Der Parkplatz fiel leicht ab. Leerlauf rein, schieben so fest ich kann, die Sache kommt ins Rollen, aufspringen, 2-ter Gang unter Protest vom Getriebe reingehauen, Kupplung langsam kommen lassen. Unter Pätschen und Rauchen kam der Motor langsam in Gang. Geschafft!!!

Hohen Peißenberg. Die Serpentinen runter. Eine wahre Freude! Mit dem Gas spielen. Mit der Bremse. Je nach Kurvenrichtung und Gefälle. Vorbei an den schiefen, durch den Kohleabbau abgesunkenen Häusern, Richtung Weilheim. In der Ferne sah ich schon die B 2. Doch da ist vorher noch ein Bahnübergang. Und beim Näherkommen sehe ich, wie die Schranken zugehen. Die Autos vor mir halten an. Ich auch. Die Bremsen gehen noch. Da rauscht schon der Zug vorbei. Doch die Schranken bleiben zu. Nach einer Weile kommt der Gegenzug. Ein langer Güterzug mit unzähligen Wagen. Zu lang für meinen ungeduldigen Motor. Er schaltet ab. Scheiße! Ich mache mich sogleich ans Kicken. Natürlich rührt sich nichts. Doch! Die Autos hinter mir hupen! Verständlich. Würde ich auch machen! Als die Schlange der Entgegenkommenden vorbei ist, können die hinter mir endlich fahren. Sehen nicht gerade zufrieden aus, die Gesichter hinter den Scheiben. Ich bin‘s auch nicht. Habe ich doch gerade erst 50 von 50 000 Kilometern hinter mich gebracht! Die Insassen des letzten Autos haben Erbarmen mit mir. Sind vielleicht auch nebenher Motorradfahrer. Sie steigen aus und wir versuchen zu viert die Karre anzuschieben. Zum Glück gelingt das nach fast 100 Metern und ich qualme gleich weiter. Nur nicht wieder anhalten! Kurz darauf überholen mich meine Retter und stimmen ein Hupkonzert an und machen mir aus dem offenen Fenster das Peace-Zeichen. Noch heute muss ich die Zündspule umbauen, nehme ich mir vor! Ich schaue auf meine riesige Taucheruhr am Handgelenk. Bald Mittag. Da könnte ich mich an der alten Schule, wo ich mir noch das Geld für die verkaufte BMW abholen will, zum Essen einladen lassen. Denn dieses Geld hat meine Reisekasse bitter nötig! Beinhaltet sie noch nicht einmal 2000 Mark. Und die sollen mich bis nach Australien bringen!

Die Glocken läuten zu Mittag, als ich in den Seminarhof einreite. Die Sonne scheint, die Fenster des Speisesaales sind offen und eine Menge Schaulustiger beugen sich heraus, wohl durch den Lärm meines Panzers angelockt. Ich will das Gespann in Wegfahrrichtung bringen, falls man anschieben muss, und beschreibe eine enge Rechtskurve. Bin ich zu schnell, bremse ich die Maschine anstatt sie zu beschleunigen? Nur ein erfahrener Seitenwagenfahrer hätte mir in diesem Moment sagen können, was ich falsch gemacht habe. Jedenfalls geht plötzlich der Seitenwagen hoch. Ich bekomme Angst, dass sich alles überschlägt. In meiner Verzweiflung bremse ich. Der Wagen schwebt über mir in der Luft. Das Gespann hält zum Glück das Gleichgewicht. Nach ein paar unendlichen Sekunden fällt alles wieder zurück auf die Räder. Ich könnte vor Scham im Asphalt versinken. Ich warte auf das Gelächter der Zuschauenden. Doch diese klatschen vor Begeisterung die Hände. „Super!“ rufen sie „einfach gekonnt! Was für eine Fahrzeugbeherrschung!“

Josef, der neue Besitzer meiner alten Braut, kommt auf mich zu. Hat der’s aber eilig mit dem Zahlen, denke ich. „Deine Karre ist ein Schrott! Du hast mich beschissen!“ ruft er. „Was?“ erstaune ich mich, alles ist nagelneu und überholt!“ „Es ist noch nicht mal ein Regler drinnen! Die Lichtmaschine ist kaputt und du hast alles direkt an der Batterie angeschlossen!“ Ich muss lachen. „Schau mal genauer hin. Die Ladekontrollleuchte geht doch. Folglich funktioniert doch alles. Der Regler befindet sich im Scheinwerfer. Da wird er wenigstens nicht heiß!“ Inzwischen sind wir von anderen Schülern umringt. Josef schraubt seine Lampe auf. Findet den Regler. „Eigentlich keine schlechte Idee!“ Da kommt es mir: das könnte auch das Problem meiner Zündapp sein! Überhitzter Regler. Oder überhitzte Zündspule?

Ich nehme die Einladung zum Essen an. Josef zahlt mir die BMW. Inzwischen hat sich mein Motor abgekühlt und macht mir die Freude, nachher gleich anzuspringen. Unter Gute-Reise-Rufen starte ich los. Um das hässliche Krachen des ersten Ganges zu vermeiden, tu ich erst den zweiten rein, dann schnell den ersten. Die sollen einen guten Eindruck von mir behalten!

So, die Kasse stimmt, der Magen ist zufrieden, meine Katze schnurrt, das Leben kann nicht schöner sein! Ich fahre Richtung Sauerlach, um die Autobahn zu nehmen. Ich muss heute noch etwas vorwärtskommen. Vor allem raus aus Deutschland! Das ist für heute mein Etappenziel. Als ich Salzburg umfahre und die Silhouetten der Kirchen und Schlösser sehe, lasse ich mich dennoch ein wenig in Erinnerungen an Konzerte und Besichtigungen wiegen. Doch dann kommt mir Hans Albers in den Sinn und „La Paloma“ und ich singe so laut und falsch wie der Motor, denn es hört ja keiner, vielleicht auch, um meine aufkommende Traurigkeit zu verscheuchen: „Wie grün ist das Land, wie weit kann der Himmel sein, ich schau vom Motorrad weit in die Welt hinein. Nach vorn geht mein Blick, zurück darf kein Fahrer schau’n, Deutschland liegt zurück, jetzt heißt es auf Gott vertraun‘!“ Doch das Singen machte mich nur noch trauriger. Was soll’s, auch Traurigkeit kann schön sein…

Etwas hinter Salzburg biege ich dann von der Autobahn ab, suche mir eine kleine Straße, dann einen Feldweg und finde einen versteckten Platz. Bevor ich den Motor ausmache, stelle ich die Maschine leicht bergab, in Wegfahrrichtung. Man kann nie wissen… Es ist noch hell. Die Stille, nach dieser langen Strecke, ist fast so laut wie der Motor. Erst jetzt bemerke ich das Stechen in meinen Armen und die klammen Hände. Doch zuerst mal Pinkeln. Dann die Arme schütteln, etwas rennen. Ich nehme mir vor, bei jeder Pause ein wenig Gymnastik zu machen. Bald steht das Zelt. Kein Haus, kein Hund weit und breit, niemand wird mich hier stören! Leise knistert der sich abkühlende Motor. Es riecht nach heißem Öl. Doch bald überdeckt der Geruch der kochenden Suppe alles andere. Ich bin fix und foxi, aber glücklich. Die erste Etappe ist geschafft. Und die Karre? Die soll auch erst mal ausruhen! Morgen sehen wir dann, wie’s weitergeht…

Die Nacht war kühl. Die Arme, vor allem die Hände, taten mir weh vom Lenker halten. Deshalb fand ich anfangs keinen Schlaf. Die Dunkelheit verstärkte alle Geräusche um mich herum. Ich hörte in der Ferne Hunde bellen. Oder waren das Wölfe? Ich verstaute meine Papiere im Fußende des Schlafsackes und legte das Finnenmesser griffbereit neben mich. Ich hatte 1000 Mark in Travellerschecks bei mir und 1000 in bar. Alles in Dollar. Ich hatte sie mir bei der Bank wechseln lassen. Das Bargeld hatte ich in einem Spezialgürtel versteckt, der meine Bluejeans hielt. Lange hatte ich nachgedacht, bis ich die ideale Lösung gefunden hatte: ein circa 15 Zentimeter breites Lederband, so lang wie ein normaler Gürtel, versah ich in Längsrichtung in der Mitte mit einem Muster aus Nieten. Dann faltete ich ihn auf der rauen Fläche zu einem Drittel an einer Längsseite nach innen, dann dasselbe an der anderen Seite. Mit Wäscheklammern hielt ich diese Art Schlauch zusammen, während ich die Knickkanten mit einem Hammer bearbeitete, damit sie die Form behielten. Dann nietete ich das dreifach gefaltete Leder an jedem Ende zusammen. Ein Ende schnitt ich spitz zu, das andere befestigte ich an der Schnalle. Die Schnalle bestand aus zwei Hufeisen, die ich mir gebogen hatte, weil ich mal in einem Film einen Cowboy gesehen hatte, der so eine Schnalle trug. Damals wollte ich noch Cowboy werden. Das mit der Weltreise kam erst später. In diesen Gürtelschlauch also steckte ich die Banknoten. Die Laschen an der Hose und die Spannung hielten all das zusammen. Mit der Zeit wurden die Knicke im Leder so kantig, dass man glaubte, es sei ein flaches Stück Leder. Das Nietenmuster machte die Täuschung vollkommen. Die Jeans mit Gürtel diente nachts als Isolierung, unter der Isomatte versteckt. Meine Papiere trug ich in einem Brustbeutel um den Hals. Diesen behielt ich meist auch nachts. Die Travellerschecks hatte ich entweder in einer Hosentasche oder in den Socken. Zudem hatte ich einen Geldbeutel mit der jeweiligen Landeswährung in einer Hosentasche. Dadurch, dass ich alle Wertsachen verteilt untergebracht hatte, fühlte ich mich sicherer. Irgendetwas würde mir schon noch bleiben, falls ich mal in schlechten Umgang geraten sollte! Jetzt fühlte ich mich gewappnet für die Nacht. Wie oft schon hatte ich draußen geschlafen, am liebsten unter freiem Himmel. Ich wusste: die Gefahr kam nicht von den Tieren oder der Natur. Die größte Gefahr für den Menschen ist der Mensch…

Irgendwann, es war noch dämmerig, ich dachte, ich träume noch, erklang eine Vogelstimme. Bald darauf erklang eine Antwort. Kurzes Schweigen. Dann erneut. Aus diesem Zwiegespräch wurde ein Chorgesang, der bald in eine Orchesteraufführung ausartete. Nie zuvor hatte ich ein solch intensives Vogelkonzert gehört. Das musste wohl an der Nähe Salzburgs, der Musikmetropole, liegen!

Cat Stevens neuester Schlager kam mir in den Sinn: „Morning has broken like the first morning, blackbird has spoken like the first bird. Praise for the singing, praise for the morning, praise for the springing fresh from the word…“ Vorsichtig öffnete ich den Reißverschluss des Zeltes und kroch hinaus. Die Vögel ließen sich durch mein Erscheinen nicht aus dem Takt bringen, blieben aber unsichtbar. Barfuß ging ich durch den frischen Tau zum nächsten Baum, um ihn zu gießen. Dampf stieg auf. Im Mai sind die Nächte noch frisch. Meine erste Versuchung war, wieder in den warmen Schlafsack zu kriechen. Doch dann sah ich das Motorrad und mit dem sorglosen Morgen war es vorbei. Es stand Schrauberei in Aussicht! Ich hatte nackt geschlafen. So finde ich es am Wärmsten. Die Kleider dienen besser als Isolierung für den Boden. Ich zog ein Hemd über. Die Hosen machten Probleme, wegen der nassen Füße. Als ich endlich unter Herumhüpfen einen Fuß durch ein Hosenbein gezwängt hatte, änderte ich die Methode. Ich setzte mich und zog erst mal die Stümpfe an. Dann ging alles wie geschmiert. Die Stiefel an die Füße, den Rollkragenpullover über und an’s Tagesprogramm!

Ich pumpte Druck in den Benzinkocher, ließ etwas Sprit in die Vorwärmpfanne laufen und hielt das Feuerzeug hin. Mit einem „Wuff“ ging er an. Bald summte das Wasser im Topf auf dem fauchenden Kocher und ein würziger Teeduft breitete sich aus. Wegen dieses Gebräus also hatten die Engländer die halbe Welt erobert! …8 o’clock tea. Das erste Frühstück meiner Reise. Ich fühlte mich wie ein Gast im Schlaraffenland. Tee, Knäckebrot und Honig!

Die ersten Sonnenstrahlen spitzten bald durch die Zweige und gaben der Welt neue Farben. Mir war, als käme plötzlich eine dritte Dimension in den Wald. Als bald darauf eine wohlige Wärme sich ausbreitete, fühlte ich mich wie in einer vierten. Die Vögel beruhigten sich. Nicht aber mein Verstand. Dieser beschäftigte sich schon eine ganze Weile mit dem Motorrad. Wo also beginnen? Ich ging einmal herum. Hingen da nicht zwei Speichen quer im Hinterrad? Das kann doch nicht sein! Es waren sogar drei, die abgebrochen waren. Zum Glück an der Nabenseite. Somit konnte ich sie herauspulen und mittels Kombizange und Speichenschlüssel aus der Mutter drehen. Ich suchte im Seitenwagen nach den Ersatzspeichen, die irgendwo in einen Lappen gewickelt sein mussten. Dabei fand ich auch die Luftpumpe. Ich lasse vorsichtshalber die Luft aus dem Reifen. Das fehlte gerade noch, dass ich selber einen Plattfuß machte! Die Karre sackt langsam ab. Ich hätte sie vorher aufbocken müssen, damit ich das Rad drehen kann… Ich fummele die neuen Speichen in die Nabe. Suche nach dem Wagenheber. Ich prüfe alle Speichen an allen drei Rädern. Alle haben ein bisschen mehr Spannung nötig. Ich wisch das Öl von der Hinterradfelge. Der Kardanantrieb leckt ziemlich. Hoffentlich setzt es sich nicht zwischen Reifen und Felge! Oder gelangt in die Bremse… So, und jetzt etwas Fußgymnastik mit der Luftpumpe. Langsam hebt sich mein Elefant in die Höhe.

All diese Nebensächlichkeiten haben mich vom Hauptproblem abgebracht: die Zündung. Zum Glück hatte der Vorbesitzer an alles gedacht! Ich entferne den Deckel auf dem Motorblock und wechsle die Spulen. Ich will die Verkabelung mit der Lichtmaschine prüfen und schraube an der Stirnseite den runden Deckel ab. Die Rillen in den Schräubchen sind gut abgelutscht. War dieses Teil schon öfters abgeschraubt worden? Etwas Wasser läuft raus. Regenwasser oder Kondenswasser? Ich wische mit dem Lappen Rost und Wasser weg und blase alles mit der Pumpe aus. Lasse das Ganze offen, damit es nachtrockenen kann. Mein Zelt ist inzwischen auch getrocknet. Ich baue es ab und verstaue es mitsamt Schlafsack und dem Rest im Seitenwagen. Ich zurre alles gut fest und beseitige alle Lagerspuren. Dann den Deckel auf den Motor. Ich bin bereit, weitere Kilometer zu verschlingen! Benzinhahn auf, Luftklappen zu, Kickstarter ausgeklappt und getreten. Nix tut sich. Klar, kalter Motor, das dauert immer etwas. Dafür wird mir immer wärmer! Ich lege also erst mal wieder die Klamotten ab. Bald bin ich nur noch in Hemd und Hose. Wenn das so weitergeht, dann bald „ohne Hemd und ohne Hose, mit einem Feigenblatt!“ Ich verzweifle langsam und werde sauer. Und zweifle langsam an der Maschine.

Ich prüfe auf Zündfunken. Gar nicht so einfach, mutterseelenallein mitten im Walde. Nix! Also Werkzeug raus, Deckel wieder ab, ist ja schon Routine, die hätten vom Werk her gleich Klips einbauen sollen, anstatt dieser zeitraubenden Schrauben! Warum nicht auch Klips auf der Kurbelwelle, um die Magnetscheibe schnell abzuziehen? Klips überall. Ich werde das mal denen im Werk vorschlagen. Vielleicht wird mal ein Motorrad nach mir, dem Erfinder der Klips benannt! Vorerst schraube ich die noch nicht klipsige Zündspule los und tu die alte wieder rein. 8 Minuten und zwei schwarze Hände: Mein neuester Rekord! Diesmal lasse ich das Werkzeug draußen. Ich kicke. Und da, ich glaube, ich halluziniere, der Motor springt an. Ich werde bald noch anfangen, an Wunder zu glauben! Ich stelle das Standgas etwas hoch, damit der Motor nicht ausgeht, packe in Rekordzeit alles Werkzeug zusammen und springe auf den Rücken meines Elefanten. Sozusagen ein fliegender Start. Dieser macht einen Freudensprung, stellt die Ohren ab und wäre fast davon gesegelt, wie Dumbo - aber ach, er war zu schwer. Also rollen wir weiterhin auf drei Rädern. Hinter uns auf der Waldlichtung schwebt eine blaue Wolke.

In meinem Kopf wirbeln die Gedanken fast so schnell wie das Öl in seiner Wanne: Was kann die Panne sein? Das Kraftstoffsystem? Nein. Mir wird klar: die Austauschzündspule ist kaputt! 100 prozentig! Eine Frage kristallisiert sich in meinem wirbelnden Hirn: Was, wenn die anderen Ersatzteile auch Schrott sind? Dann fahre ich da mit 200 Kilo Müll durch die Gegend! Das kann nicht sein, sage ich mir, Motorradfahrer sind Kumpel, helfen einander! Kaputte Teile schmeißt man weg und verkauft sie nicht als Ersatzteile!

Es genügen mir schon 15 Minuten problemloses Fahren, und meine Zuversicht ist wieder auf dem Höchstpunkt. Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Das eigenartige Geräusch des linken Zylinders lässt mir anfangs keine Ruhe. Spiel in den Kurbelwellenlagern? Dann wäre es beidseitig. Auch hatte ich nichts festgestellt, bevor ich den Motor wieder zusammengebaut hatte. Auch am Pleuel hatte ich kein übermäßiges Spiel bemerkt. Bleiben nur die Ventile. Man bräuchte eine Röntgenbrille. Vielleicht ist alles nur Einbildung, und durch den Seitenwagen klang es auf der rechten Seite halt anders. Inzwischen hatte ich mich schon an das Geräusch gewohnt. Der Motor lief ja. Schon 500 Kilometer. Das Augenblicksproblem war, dass mein Elefant großen Durst hatte und einen sehr kleinen Tank. Ich kam gerade mal 200 Kilometer mit einer Füllung. Er soff fast so viel wie mein alter Bulli! Ab der nächsten Tankstelle füllte ich also einen der Benzinkanister, um nicht mal aus Versehen auf der Strecke zu bleiben. Benzinuhr hatte es keine, nur Reservehahn. Und so weit wollte ich den Tank nicht leeren, aus Angst, der Motor würde dann nicht mehr anspringen.

Ich fuhr jetzt auf der Landstraße. Jedes Bremsen, jede Beschleunigung ging stark in die Arme. Jede Kurve verlangt volle Konzentration und Technik. Langsam verwandelte ich mich von einem Motorradfahrer zu einem Gespann-Kapitän. Ich durchfuhr grüne Alpentäler, erklomm Pässe, kam durch Bilderbuchdörfer und schmucke Städte. Die Städte liebte ich nicht sehr. Oft Stau und Ampeln. Ich fand, die Städte hielten mich auf. Um Städte zu sehen, hätte ich nicht wegzufahren brauchen. Die haben wir in Deutschland zur Genüge. Ich wollte Länder sehen, Landschaften. Die Gebiete zwischen den Städten, deren Bewohner und Lebensweise!

Graz lag vor mir. Schon von weitem fiel mir ein rötlicher Dunst im Tal auf. Bald darauf sah ich am Grunde des weiten Tales rostrote Fabrikhallen und Hochöfen, alles leicht verschleiert. Schornsteine spuckten weiteren Dreck aus. Das ist also der Stoff, aus dem mein Motorrad ist… Selbst im Mund schmeckte es nach Eisen. Als ich mir bei der nächsten Rast die Nase putzte, waren die Popel rostrot.

Ich tuckerte weiter. Ich hatte mir vorgenommen, heute noch bis nach Jugoslawien zu kommen, trotz schmerzender Arme und Hinterteil. Die Berge wurden kleiner, die Flusstäler weiter. Am Spätnachmittag kam ich zur Grenze. Auf österreichischer Seite war die Grenze auf. Hier konzentrierten sich die Grenzer auf den einreisenden Verkehr. Doch stauten sich die Fahrzeuge vom jugoslawischen Schlagbaum bis hierher. Die Zöllner dort hatten es wichtig. Die meisten Autofahrer in beide Richtungen waren türkische Gastarbeiter. Die Jugoslawen schienen diese nicht sonderlich zu lieben. Motorhaube auf, Nummernkontrolle, Kofferraum, Dachgepäckträger. Alles musste raus, runter und auf. Die Zöllner benahmen sich wie Frauen beim Schlussverkauf in Wühlkörben. Alles wurde durcheinander gebracht oder auf dem Boden verteilt. Die vor mir stehenden Autos sahen lustig aus. Fast jedes hatte eine Schubkarre auf dem Dach, eine ballonbereifte. In der Türkei herrschte anscheinend Bauwahn. Diejenigen, die schon auf der vorigen Heimfahrt eine Schubkarre mitgenommen hatten, transportierten diesmal einen Betonmischer. Oft war die Dachladung so groß wie das Auto, und die Abdeckplanen knatterten im Fahrtwind und lösten sich langsam auf.

Ich war etwas genervt. Das würde noch ewig dauern! Wenn ich den Motor ausmachte, ginge er bestimmt nicht mehr an. Ich fuhr also im Schritttempo an der Schlange vorbei. Ein Zöllner kam auf mich zugestürzt. Er wies zurück auf die Warteschlange. Mit dem übervollen Seitenwagen hielt er mich wohl für einen türkischen Gastarbeiter, obwohl ich keine Schubkarre dabei hatte. „Ich nix Türkischmann!“ rief ich, „ich Deutschland!“ Er kam näher, schaute auf den überladenen Seitenwagen. Wenn ich jetzt alles ausräumen muss, wie die armen Türken…, stieg es in mir hoch… Doch dann sah er die Weltkarte und die Reisroute. Er setzte sein freundlichstes Lächeln auf und ohne etwas zu kontrollieren winkte er mich durch „Gute Reise!“ rief er auf Deutsch.

Bald kam ich nach Maribor. „Ein schönes Städtchen“, dachte ich. Und da ich Geld wechseln musste, und vor mir ein geneigter Parkplatz frei war, wagte ich es, anzuhalten und den Zündschlüssel zu ziehen. Benzinhähne zu, Gang rein und einen Keil vor das Hinterrad. Helm und Brille unter die Plane des Seitenwagens. Schon war ich umringt von einer Kinderschar. Sie schnatterten aufgeregt und schauten die Karre an, als sei sie eine Mondfähre. Ich zeigte auf die Kinder, dann auf mein Auge und auf die Maschine. Sie hatten verstanden. Sie würden aufpassen!

Ich fand die Bank, tauschte 50 Mark um und wanderte etwas durch die Stadt. Tat das gut, nach dem langen Sitzen! Ich schaute meine Arme an. Ich hatte das Gefühl, sie wären zwei Meter lang und streiften am Boden. Vor dem Schaufenster eines Frisörladens bürstete ich mit den Fingern die vom Helm plattgedrückten Haare, lächelte mir aufmunternd zu und ging in ein Café am Fluss. Ein Bier! Danach ein Eis. Heute ist Feiertag! Keine große Panne während der Fahrt und ich bin in Jugoslawien! Ich setze mich auf die Vorderkante des Stuhles, lehne mich zurück und strecke mich genüsslich. Tut das gut! Ich müsste eine Art Liegestuhl auf die Karre bauen, mit verstellbarer Lehne. Würde der TÜV sowas abnehmen? Aber hier bin ich außerhalb seiner Reichweite. Ich schlenderte zum Motorrad zurück. Manche der Häuser hatten schon einen etwas orientalischen Charakter, die Menschen waren zum Teil anders gekleidet und viel Leben spielte sich auf den Straßen und in den Gassen ab. Ich fand, es roch sogar schon orientalisch. Zurück beim Motorrad hatten sich die meisten der Kinder verlaufen. Nur ein paar saßen noch auf dem Randstein daneben und ließen niemanden zu nahe ran. Ich fand meinen Helm und Handschuhe und hatte den Eindruck, dass nichts fehlte. Ich glaube, in Zukunft werde ich es immer so machen, und ein paar Kinder zu Wächtern ernennen… Ich zog eine Tüte Gummibärchen aus dem Wagen, die meine Mutter mir noch hineingetan hatte, und gab sie ihnen. Ihre Augen leuchteten! Waren diese doch für sie ebenso exotisch, wie es für mich das Stück klebriger Halwa gewesen war, das ich an einem der Straßenstände gekauft hatte. Vorsichtshalber ließ ich die Maschine anrollen. Das fehlte gerade noch, den Jugoslawen zu zeigen, wie unzuverlässig deutsche Motorräder waren! Die würden sonst nur noch die japanischen Reiskocher kaufen, die immer mehr Anhänger fanden…

Die Straße hatte mich wieder. Ich ließ mir den Wind um die Ohren wehen. Der Belag war noch in gutem Zustand. Doch der Verkehr war manchmal stark. Man musste nur die richtige Geschwindigkeit finden, um möglichst wenig überholt zu werden und wenig überholen zu müssen. Außer den motorgetriebenen Fahrzeugen benutzten auch Pferdewagen die Straße. Da hieß es oft stark bremsen, wenn man überholen wollte, und es kam jemand entgegen. Ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt, als der Milchmann oder der Bäcker mit Pferdefuhrwerken zu uns kamen. Wie gerne streichelte ich diese und wärmte mir unter ihrer Mähne die Hände. Ich liebte deren süßlichen Geruch, selbst wenn meine Mutter abends vorwurfsvoll sagte „du stinkst schon wieder nach Gaul“. Felder säumten die Straße auf beiden Seiten. Auf ihnen arbeiteten bunt gekleidete Menschen. Sie liebten die Erde, die sie bestellten. Von weit weg sah es aus, als würden sie sie kraulen, wie ein Tier. Kinder hüteten Schafe in Wiesen oder am Straßenrand. Bisweilen versuchte ein Hund mich anzuspringen oder rannte mir hinterher, nach einer Weile erhobenen Hauptes umkehrend. Stolz darauf, einen so großen Eindringling vertrieben zu haben…

Ich suchte mir einen abgelegenen Platz für die Nacht. Ein kleiner Bach floss da, in einer Biegung eine kleine Wiese. Richtig einladend. Das Zelt wollte ich erst im Dunkeln aufstellen, um nicht gesehen zu werden. Ich saß auf der Sitzbank und rauchte meine Pfeife. Ich dachte nach. Der Tag war lang. Ich war gewohnt gewesen, immer etwas zu tun. Sei es zu Lernen oder zu Arbeiten. Da die Schule in der Regel nur bis Mittag dauerte, hatte ich nachmittags einen Job bei „Union Plastik“, ein hochtrabender Name für einen Drei-Mann-Betrieb, angenommen, und gab außerdem Nachhilfe. So konnte ich es mir leisten, den VW-Bus zu unterhalten und mir dann auch noch das Motorrad zu kaufen und für die Reise zu sparen. Nicht durch Drogenhandel, wie die spitzzüngigen Wächterinnen der Dorfmoral mir nachsagten. Ich wusste damals gar nicht, was das war, noch weniger als diese schiefköpfigen Beichtstuhl-Belagerinnen!

Jetzt war nichts zu tun. Das würde ich schon auch noch lernen… Doch was war das? Lief da nicht am rechten Arm der Telegabel Öl runter? Ich sprang vom Sitz. Fasste dran. Wirklich, echtes Öl, Dämpferöl genaugenommen. Reparatur war angesagt. So etwas hatte ich mir nicht als Beschäftigung gewünscht! Da zog ich es lieber vor, das Nichtstun zu erlernen. Doch das musste ich erst mal wieder verschieben. Was also war in diesem konkreten Falle zu tun? Simmerringe würde ich in dieser Gegend sicherlich keine bekommen. Und um die Gabel zu zerlegen, bräuchte ich, meines Wissens nach, einen Spezialschlüssel. Also bleibt nur Nachfüllen. Regelmäßig. Vielleicht wird das von selber wieder, wenn die schlechten Straßen anfangen… Ich reiße einen schmalen Streifen von einem Putzlappen, wickle ihn um den Holm und stecke das Ende unter, wie bei einem Webleinen-Steg. Nur gut, dass ich mal zur See gefahren bin! Ich fülle Öl nach. Prüfe zugleich die andere Seite. Trocken. Ich fülle nach. Binde zugleich auch hier einen Lappen herum, damit kein Öl in die Bremsen gelangen kann. Das sollte sich am nächsten Tag als nützlich erweisen. So langsam werde ich mit der Maschine vertraut! Fast hätte ich das Hinterradgetriebe vergessen. Das hat auch Durst. Mich wundert, dass bei dieser Schweinerei die Hinterradbremse noch funktioniert! Und der Motor? Ölstand erschreckend niedrig. Und ich bin doch noch gar nicht richtig gefahren! Zu meinem Erstaunen stimmt der Getriebeölstand. Doch da ist so etwas Silbriges im Öl. Graphit könnte ich ja noch verstehen, dass man das beimischt. Aber Silber? Das kann also nur von Innen kommen. Ist das nun Alu vom Gehäuse oder Stahlabrieb von den Zahnrädern? Baldiger Ölwechsel wäre nicht schlecht! Und wo ich gerade beim Qualitätscheck bin, bemerke ich drei weitere abgebrochene Speichen, und sehe, dass der Hinterreifen einseitig völlig abgefahren ist, wie gefräst. Stimmte die Spur nicht? Gibt’s so eine überhaupt bei einem Seitenwagengespann? Oder war das natürliche Abnutzung? Ich war ja erst 700 Kilometer gefahren! Mit meinen 6 Reifen würde ich ja dann nur gute 4000 Kilometer kommen. Gerade mal bis Afghanistan. Und dann waren da ja noch zwei andere Räder an dem Gespann. Und gab es dort hinten, am Ende der Welt, überhaupt diese Größe? Gab es da überhaupt Reifen? Ich überließ meine Gedanken sich selber und stellte erst mal das Zelt auf. Ich schaltete mein Radio ein. Die Klänge, die es ausspuckte, klangen schon etwas orientalisch und ließen meine Stimmung wieder steigen.

Im Bach schöpfte ich Wasser und setzte es auf. Ich kramte in den Vorräten. Bandnudeln und Gulasch standen auf dem Menü. Ich war ja im Land der Puszta! Dazu eine Flasche dunklen Rotwein, den ich mir in einer Tankstelle bei laufendem Motor gekauft hatte. Für einen solchen Fall müssten Gespanne mit einer Handbremse ausgerüstet sein! Ich klemmte ein Stück Holz zwischen Bremspedal und Rahmen. Zum Glück macht Not erfinderisch! Später konnte ich nicht widerstehen und machte zwischen Bach und Uferböschung ein kleines Lagerfeuer. Im Radio kam eine deutsche Sendung mit romantischer Musik und Poesie. Ein Gedicht hieß: Ich sehne mich nach dem Land, das nicht ist. Mir war, als sei dieses speziell für mich bestimmt. Ein anderes blieb mir im Sinn: Eifersucht ist Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Dann wieder melancholische Weisen, die mir fast die Tränen in die Augen trieben. Vor Sehnsucht. Heimweh oder Fernweh, das ist die Frage… Als die Sendung vorbei war, zog ich meine Mundharmonika heraus und spielte leise den Zarewitsch, das Lieblingslied meines Vaters und auch etwas das meine aus einer glücklichen Kindheit. In dem Maße, wie das Feuer verblasste, erwachte das Funkeln der Sterne, und bald lag ich im Schlafsack.

Über dem Land lag ein frischer, würziger Geruch. Ich konnte für ihn keinen Namen finden. Nach einem kleinen Frühstück, vor allem heißem Tee, holte ich alles Werkzeug aus dem Seitenwagen. Dabei fiel mein Blick auf einen Briefumschlag, den ich bisher noch nicht bemerkt hatte. Von wo kommt denn der plötzlich her?, dachte ich, Luftpost? Ich riss ihn auf. Ich las zuerst die Unterschrift, um zu wissen, wer ihn geschrieben hatte. Es war Norbert, ein guter Freund, etwas jünger als ich. Ebenfalls etwas exzentrisch, wie ich. Freie Geister ziehen sich an. „Mein lieber Freund und großer Bruder. Wie beneide ich Dich darum, einfach alles hinzuschmeißen und loszufahren. Wie gerne wäre ich mitgekommen. Aber dazu bin ich zu feige. Meine größte Angst ist, eines Tages so als Spießer zu enden wie die anderen. Ich bin in Gedanken bei Dir. Mach Du die Reise für uns alle, die wir keinen Mumm in den Knochen haben… Vielleicht sehen wir uns mal wieder… Norbert“.