Hot Kisses for Christmas - Grace C. Node - E-Book

Hot Kisses for Christmas E-Book

Grace C. Node

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Beschreibung

Was sich neckt ... Heiße Küsse sind unvermeidlich und machen so viel Lust auf mehr, oder nicht? Den Rausschmiss aus der Elitetruppe der New Yorker Polizei hat sich Ethan selbst zuzuschreiben. Das Schlimmste daran ist jedoch, zum Jahresende in ein Kleinstadtnest mitten im Nirgendwo abgeschoben zu werden. Zum Kotzen. Der einzige Lichtblick ist die süße Cafébesitzerin Darlyn, die nicht nur bildhübsch ist, sondern obendrein Feuer im Hintern hat und Ethan gehörig den Kopf verdreht. Aber der neue Deputy steht im Fokus der ganzen Kleinstadt und bringt die althergebrachte Ordnung schon ohne eine heiße Affäre völlig durcheinander. Als ein Brand jeden in helle Aufregung versetzt, muss Ethan beweisen, wie gut er in seinem Job wirklich ist, und Darlyn trifft eine folgenschwere Entscheidung… Eine Dirty-Cop Romance, die spannend heiße Weihnachten verspricht. Merry Christmas xoxo

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Epilog
Danksagung
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Bereits erschienene Werke

 

 

Hot Kisses for Christmas

 

Grace C. Node

 

 

 

Buchbeschreibung:

Kleinstadt-Idylle ist so gar nichts für den ambitionierten S.W.A.T. Anwärter Ethan Daniels, doch genau dorthin wird er strafversetzt. Die eigene Freundin im Bett mit dem besten Kumpel zu erwischen ist hart und er ertränkt seinen Frust im Alkohol, pöbelt rum, bis irgendwann sein Chef die Reißleine ziehen muss.

Das war's also mit der vielversprechenden Karriere beim S.W.A.T., auf die er so lange hingearbeitet hat.

Gefrustet und stinkwütend auf sich und den Rest der Welt tritt er seinen Strafdienst in dem beschaulichen Städchen an, wo er sich direkt im ersten Einsatz den Groll der hübschen Cafébesitzerin Darlyn zuzieht.

Die gibt dem mürrischen Deputy ordentlich Kontra, als dieser mit Überheblichkeit den Landeiern zeigt, wie wenig Lust er auf diesen Job hat.

Aber was sich neckt ...

 

 

Über den Autor:

Grace C. Node: Neugierige Wortaktrobatin, mutiger lebenshungriger Schöngeist, Film-Junkie und Book-Nerd.

Romantik und Thriller verschmelzen zu einem spannenden Gefühlschaos. Gepaart mit dramatischen Wendepunkten, Schicksalsschlägen und einer priese Eifersucht oder Intriegen würzt sie ihre Storys zu einem Gefühlsfeuerwerk, das unter die Haut geht.

Achtung! Es besteht Suchtgefahr nach mehr Lesestoff.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2022

 

© 2022 Grace C. Node – alle Rechte vorbehalten.

Grace C. Node

c/o Autorenservice Gorischek

Am Rinnergrund 14/5

8101 Gratkorn

Österreich

 

Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung von Grace C. Node.

Coverdesign: Grace C. Node

Bildquelle: Adobe Stock #169419819 lizensiert

Korrektorat/Lektorat: Grace C. Node, Marina Ocean

 

Druck: epubli - ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

 

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:

https://portal.dnb.de/opac.htm

 

Das Buch ist rein fiktiv. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Sämtliche Inhalte dieses E-Books und seiner Teile sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentlichen Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

 

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich Grace C. Node die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

 

 

 

 

 

 

 

Für Mama!

In Liebe

 

 

 

Kapitel 1

 

Schon wieder ist ein Jahr um. Die Zeit scheint immer schneller zu verfliegen und mir kommt es vor, als hätte ich die letzten Monate wie im Zeitraffer erlebt. Es ist vorigen Mittwoch genau zwei Jahre her, seit ich Mom beerdigt habe.

Der Gang zum Bestatter, dem Nachlassgericht, die Organisation der Beerdigung, Urne und Blumengestecke aussuchen, Leute anrufen, Einladungen versenden, Essen planen und jede Menge Kondolenz-Post beantworten – ein schräges Ablenkungsmanöver in dem eigenen Trauerprozess. Doch ich habe es gemeistert, wenn auch mit erheblichem emotionalen Kraftaufwand.

Noch über ihr Ableben hinweg hat Mom über mich gewacht: Das stattliche Sparkonto, das ich neben ein paar Wertpapieren, dem hübschen Häuschen am Stadtrand und dem alten Schmuck meiner Großmutter im Nachlass übergeben bekam, sicherte mir mein Zukunftsprojekt.

Das kleine, aber feine Stadtcafé, welches ich mit Liv, meiner besten Freundin, seit einem Jahr betreibe, wächst und gedeiht prächtig und wir ergänzen uns hervorragend. Sie ist der Zahlen- und Organisationsguru, ich bin der kreative Chaot, der mit viel Liebe aus kleinem Backwerk wahre Kunstwerke erschafft. Gerade zur Weihnachtszeit tobe ich mich in neuen sündigen Gebäckkreationen aus, die wir dieses Jahr sogar für den Bürgermeister zur alljährlichen Adventsausstellung in einer Woche ausliefern dürfen. Ein echter Erfolg in so kurzer Zeit, was nicht zuletzt daran liegt, dass Liv die Assistentin des Bürgermeisters vom Yoga her kennt, ein wenig die Werbetrommel gerührt und einige Kekstütchen hat springen lassen.

Jetzt allerdings brause ich mitten in der klirrendkalten Nacht allen Verkehrsregeln zum Trotz zu unserem Café, denn vor fünf Minuten erreichte mich ein Anruf, der mich in helle Aufregung versetzt hat: Ein nächtlicher Spaziergänger, der mit seinem Hund Gassi ging, bemerkte das rote Alarmanlagenlicht, das unter der Außenwerbung stoisch vor sich hin rotierte. Das fehlte uns gerade noch kurz vor der Hauptsaison. Aber wer würde denn ein Café ausrauben wollen? Das einzig Wertvolle im Laden ist der hochwertige Backofen, der uns ein Vermögen jeden Monat an Finanzierungsraten kostet, doch der ist tonnenschwer und für einen normalen Haushalt nicht zu gebrauchen.

Nun hocke ich in Jogginghose, ein paar ausgelatschten Turnschuhen und der abenteuerlichsten Frisur des Jahrhunderts im Auto und versuche, nicht in Panik auszubrechen. In meinem Wahn rausche ich über ein Stoppschild und eine Ecke weiter, hätte ich fast eine rote Ampel übersehen. Mit quietschenden Reifen komme ich zum Stehen und unterdrücke ein hysterisches Kreischen. Frustriert lasse ich den Kopf auf das Lenkrad sinken und atme tief durch.

Die durchdringende Sirene eines Polizeiwagens schreckt mich auf und ich sehe entsetzt, dass das Blaulicht an ist. Haben die etwa gesehen, wie ich das dämliche Stoppschild übersehen habe? Mist.

Am Polizeiwagen erscheint in der Anzeigetafel in Leuchtschrift: Stopp. Gott verflucht noch eins.

Die Beifahrertür geht auf, ein Polizist steigt aus und kommt zu mir. Sofort setze ich mich kerzengrade hin, lege die Hände aufs Steuer und warte auf den Ordnungshüter. Der Beamte klopft an die Scheibe, die ich sofort herunterlasse.

»Guten Abend, Miss. Stellen Sie den Motor ab.« Die Stimme klingt autoritär und leicht genervt, was mich veranlasst, mich kooperativ zu zeigen, um schnellstmöglich zu meinem Laden zu kommen.

»Ihre Fahrzeugpapiere und Fahrlizenz.«

Nervös krame ich in der Handtasche mein Portemonnaie hervor und reiche dem Beamten die gewünschten Dokumente. »Hören Sie, ich habe es wirklich eilig.« Bei der Aussage leuchtet er mit seiner Taschenlampe ins Auto, um mich zu begutachten.

»Wissen Sie, weshalb wir Sie angehalten haben?«, fragt er in einem grollenden Ton, ohne auf meine Anmerkung einzugehen und ich schüttele den Kopf. »Ihr linkes Rücklicht ist defekt. Zudem waren Sie ziemlich schnell unterwegs. Das bedeutet, Sie erhalten ein Bußgeld von 285$.«

»Was?«, platze ich heraus. Er blendet mich mit der Taschenlampe und wütend blinzle ich in das grelle Licht. »Ich bin nicht zu schnell gewesen und ...«

»Aussteigen.«

»Bitte Deputy ...«

»Miss, steigen Sie aus dem Fahrzeug. Sofort!« Die Stimme des Polizisten ist nun scharf und dunkel und verleitet mich umgehend dazu, Folge zu leisten. Zumal ich ohnehin keine Zeit für diesen Blödsinn habe. Ich steige aus und kneife die Augen zu, da er mir immer noch mit der blöden Taschenlampe ins Gesicht leuchtet. Mein Atem bildet weiße Wölkchen in der kalten Luft und ich stelle erst jetzt fest, dass ich meine dicke Daunenjacke in dem Aufruhr glatt vergessen habe.

»Umdrehen, Hände an den Wagen, Beine spreizen.« Verdammt nochmal. Doch bevor ich mir den Zorn der Polizei aufhalse, drehe ich mich um und tue, was er von mir verlangt. »Ich werde jetzt überprüfen, ob Sie Waffen oder andere spitze Gegenstände bei sich tragen«, informiert er mich und schon tastet er mich ab, angefangen bei den Armen.

Eine solch erniedrigende Situation habe ich glücklicherweise noch nie erlebt, und ich fühle mich wie eine Schwerverbrecherin, obwohl ich mir nichts zuschulden habe kommen lassen. Okay, das Stoppschild, aber das ist längst kein Grund, mich derart zu filzen. Schockiert stelle ich fest, dass der Kerl an meinem Po angelangt ist und nun mit den Händen um mich herumgreift, zwischen meine Brüste fährt, den Hosenbund überprüft und die vorderen Hosentaschen. Seine Griffe sind fest und routiniert.

»Drehen Sie sich um, Miss Porter.«

Langsam, um so wenig ruckartige Bewegungen wie möglich zu machen, drehe ich mich zu ihm, um den Polizisten nicht zu provozieren. Er leuchtet mir erneut mit der blöden Taschenlampe ins Gesicht und ich vergrabe die Hände in den Hosentaschen.

»Wegen der Geschwindigkeit lasse ich nochmal mit mir reden«, brummt er gnädig und ich bete inständig, er möge sich endlich beeilen. »Aber das Rücklicht ist ein Verkehrssicherheitsverstoß.« Er geht kurz zu seinem Wagen, kommt zurück und reicht mir wenig später die Zahlungsaufforderung von 105$. Für ein Rücklicht? Um nicht länger aufgehalten zu werden, gebe ich klein bei und verspreche zähneknirschend, die Summe gleich morgen früh auf dem Revier zu bezahlen.

»Darf ich jetzt gehen, Deputy?«, frage ich mit klappernden Zähnen, denn wir stehen bereits eine Ewigkeit hier draußen.

»Ja, in Ordnung. Fahren Sie. Schönen Abend, Miss Porter«, entlässt er mich endlich und ich stürme ins Auto, um sofort die Sitzheizung und Lüftung anzuschmeißen. In gemäßigtem Tempo fahre ich weiter, bis ich um die nächste Ecke biege. Von da brause ich mit klopfendem Herzen zum Café.

Vor dem Laden sehe ich Liv, die mit einem Mann diskutiert. Immer noch durchgefroren hole ich aus dem Kofferraum eine der Wolldecken, die ich mir umlege und stapfe zu Liv.

»Aber es ist nichts beschädigt«, ertönt Livs angespannte Stimme.

»Es war eine deutliche Bewegung zu sehen«, beteuert der ältere Herr.

»Hey, wie sieht es aus?«, begrüße ich meine Freundin mit einer Umarmung und reiche dem Herrn die Hand.

»Die Polizei muss jeden Moment hier sein. Wieso hast du eine Decke umgelegt?«

Missmutig winke ich ab. »Jacke vergessen. Und eben hat mich ein Streifen wagen wegen eines defekten Rücklichts angehalten. Ist das zu fassen?«

Liv verdreht die mandelförmigen braunen Augen und ich zucke entschuldigend mit den Schultern. Das herannahende Blaulicht kündigt die Polizei an und unsere Vermieterin, Mrs. Schumaker kommt dick eingepackt in einem langen Daunenmantel dazu.

»Kinder, was für eine Aufregung. Was ist denn passiert?« Ihr entgeht nichts und es ist zwecklos, irgendwas vor ihr zu verheimlichen. Aber sie ist eine gute Seele und liebt Liv und mich abgöttisch, was nicht zuletzt an den Kuchen und Gebäckteilchen liegt, die wir ihr des Öfteren vorbeibringen.

»Jemand ist im Laden«, teilt der ältere Herr, ein Gast unseres Cafés, wie sich herausstellte, mit.

»Du meine Güte.«

Der Polizeiwagen hält an und zwei Polizisten steigen aus.

»Guten Abend, die Herrschaften, mein Name ich Deputy Lowe und das ist mein Partner Daniels. Was ist hier passiert?«

»Jemand ist in unseren Laden eingebrochen«, sprudelt es aus Liv heraus und sofort legen die Polizisten die Hände an die Waffen. Ein mulmiges Gefühl kriecht mir über den Rücken und instinktiv trete ich ein paar Schritte zurück.

»Sie sind die Besitzerin?«, fragt der zweite Polizist und ich horche auf. Dieselbe grollende Stimme, die mir eben noch die Taschenlampe ins Gesicht gehalten hat. Das gibt es doch nicht!

»Ja, ich bin Miss Hollydale. Der Laden gehört mir zusammen mit meiner Partnerin Darlyn, äh Miss Porter«, fügt sie hinzu und der Polizist kommt näher.

»Sie sind doch die, mit dem kaputten Rücklicht«, schlussfolgert er und mustert mich neugierig.

Jetzt kann ich endlich sehen, wer mich auf so unschöne Art aus dem Wagen komplimentiert hat: Wow, also wenn das nicht mal ein erfreulicher Anblick ist. Ein großer, breitschultriger, blonder Kerl, mit einem mürrischen, aber sehr gutaussehenden Gesicht blickt zu mir runter.

»Ich fürchte ja, Sir.« Bei meinen Worten sieht er mich auf eine merkwürdige Art an, bevor er die Fassade mit dem roten Warnlicht beäugt.

Sein Kollege und er lassen sich von Liv die Situation schildern. Dann besprechen sich die beiden.

»Sie alle bleiben hier bei den Fahrzeugen. Wir werden uns mal umsehen. Gibt es einen Hinterausgang?«

»Ja, dort ist ein Hinterhof, der an ein anderes Grundstück grenzt und in eine kleine Seitenstraße mündet«, teile ich ihm mit.

»Haben Sie einen Schlüssel und den Code für die Alarmanlage?«

»Klar«, bietet Liv bereitwillig an und händigt den Beamten den Schlüssel aus.

»Und der Code?« Fragend sieht Deputy Lowe uns an.

»Äh, also die Anlage ist nur mit einem Bewegungsmelder ausgestattet. Es gibt keine Sirene oder so etwas«, gebe ich leise zu, denn diesen Luxus konnten wir uns bislang noch nicht leisten, zumal wir in einer Kleinstadt leben, in der das Aufregendste das Sommer- und Adventsfest sind. Wer sollte hier einen Einbruch begehen?

Die Polizisten sehen sich mit einem resignierten Blick an. »Bleiben Sie hier, wir gehen rein.«

Beide verständigen sich stumm und verschwinden dann durch die kleine Gasse zwischen den Häusern nach hinten. Wir warten gespannt, was nun kommt.

Das Licht im Laden geht an. Vom Schaufenster aus sehen wir, wie sich die beiden Deputys strategisch im Laden bewegen und einer plötzlich innehält. Dann springt der Breitschultrige hinter den Tresen und gemeinsam verlassen sie das Café.

Deputy Daniels kommt auf uns zu und hat auf dem Arm ein Fellknäul, das wütend miaut.

»Sie haben offenbar einen Mitbewohner«, grinst er uns an und ich stelle bestürzt fest, dass er ein atemberaubendes Lächeln hat.

Verwirrt nehme ich ihm das Kätzchen ab, das sich sofort an mich schmiegt. Liv bricht in Gelächter aus und Deputy Lowe schüttelt schmunzelnd den Kopf.

»Tja, ich würde sagen, Einsatz erfolgreich abgeschlossen, was meinst du Daniels?« Der nickt, sieht mich allerdings weiter an, doch seine Gesichtszüge sind wieder undurchdringlich und verschlossen.

»Ja, wir sind hier fertig.«

»Wir werden unseren Bericht schreiben und Sie beide können ihn morgen früh auf dem Revier unterschreiben.«

»Brauchen Sie meine Aussage nicht, Deputy?«, meldet sich der ältere Herr zu Wort.

»Nein Sir, wir haben alles, was wir brauchen. Aber danke für Ihre Mithilfe«, antwortet Deputy Lowe und wendet sich dem Wagen zu.

»Hier ist der Schlüssel. Gute Nacht, Miss Porter.« Als Deputy Daniels mir den Schlüssel in die Hand drückt, erhasche ich einen Anflug seines Duftes, der mir viel zu gut gefällt. Oh Mann.

»Danke, Sir«, antworte ich leise und einen Moment sehen wir uns in die Augen. Bevor ich etwas sagen kann, dreht er sich mit einem kurzen Nicken um und lässt mich stehen.

»Puh, da haben wir ja nochmal Glück gehabt. Und die Mieze ist ja putzig.« Livs Stimme holt mich aus dem Moment, den ich dem breitschultrigen Kerl – äh nein, Polizisten – hinterherstarre. »Hey, alles okay bei dir, Sweety?«

»Was? Ja, klar. Ich war nur ... Oh Mann, was für ein Schlamassel. Lass uns aufräumen und dann verschwinden. Mir sind die Finger eingefroren, glaube ich.«

»Bei dem heißen Leckerbissen gerade kann ich mir das zwar nicht vorstellen, aber gut ...«, grinst sie mich schelmisch an und ich verdrehe die Augen.

»Der Bulle? Ein arroganter Idiot, der mich eine Ewigkeit in der Kälte hat stehen lassen.«

»Also dafür hast du ihn aber die ganze Zeit angegafft, als hättest du noch nie einen hübschen Kerl gesehen«, schnaubt sie und ich stapfe zum Hintereingang, um den Laden abzusperren. Mrs. Schumaker hat den älteren Herrn beschwichtigt, der mit seinem trägen, übergewichtigen Hund nun auf dem Heimweg ist.

»Kinder, das war ja was. Und die ganze Aufregung wegen diesem kleinen Kerl hier.« Sie krault dem pechschwarzen Fellknäul den Kopf, und sofort schnurrt es los.

»Was machen wir denn jetzt mit dir?«, grübele ich laut nach, denn weder Liv noch ich haben Zeit, um sich einem Katzenbaby zu widmen.

»Gebt mir den süßen Kleinen mal. Ich würde mich gern um ihn kümmern. Und wenn ihr wollt, könnt ihr ihn jederzeit bei mir besuchen«, schlägt Mrs. Schumaker vor und mir fällt ein Stein vom Herzen. Liv nickt und wir verabschieden uns von unserer Vermieterin, die mit ihrem neuen Mitbewohner zurück in ihr Haus schlendert.

»Du solltest dir eine heiße Dusche gönnen«, rät mir Liv, als sie mich an sich drückt, bevor wir in unsere jeweiligen Autos steigen.

»Mache ich. Bis morgen, Sweety!«, rufe ich und werfe ihr einen Luftkuss zu. Zitternd und durchgefroren fahre ich heim.

Was für eine Nacht.

 

 

Kapitel 2

 

Die nächtliche Aktion ist am nächsten Morgen Hauptgesprächsthema der ganzen Stadt und jeder Gast hat irgendwas dazu zu sagen. So ist das eben, hier bleibt nichts unentdeckt und alle passen irgendwie aufeinander auf. Zwar sind wir mit 30.000 Einwohnern recht klein, aber die Gerüchteküche funktioniert dafür umso besser. Da außer einigen Erholungsgästen, die die Bergluft genießen und die angrenzenden Seen im Sommer bevölkern oder dem Wintersport frönen, meist nicht viel los ist, stürzen sich alle auf die neuesten Vorkommnisse. Auch wenn es sich nur um ein kleines Kätzchen handelt.

Noch bevor wir das Café öffnen, gehen wir zur Polizeiwache, um den Bericht von letzter Nacht zu unterschreiben, und ich bezahle meinen Strafzettel. Was für ein Mist.

»Wir sollten wirklich dieses blöde Ding abschalten«, mache ich auf den sinnlosen Bewegungsmelder aufmerksam, der gestern ein solches Chaos verursacht hat, als wir nach einer halben Stunde im hinteren Bereich des Cafés sitzen und unseren ersten Kaffee zusammen trinken.

»Ich bin immer noch für eine Schaltung zur Polizei. Dann müssten die nachts bei Eiseskälte hierher kommen und nicht wir«, hält Liv schmollend dagegen.

Sie ist vor Jahren im Urlaub überfallen worden und seitdem geht ihr Sicherheit über alles. Doch in unserer kleinen, beschaulichen Stadt kann man getrost die Haustür offenlassen, da es nichts und niemanden gibt, der hier ein Verbrechen begehen würde.

»Weißt du, was sowas kostet? Dafür haben wir nicht das Geld. Und ich würde lieber in einen weiteren Kühlschrank investieren, und das alte Geschirr austauschen, als in eine überflüssige Alarmschaltung.«

»Schon gut. Du hast ja recht. Aber mit Amy müssen wir auf jeden Fall ein ernstes Wörtchen reden. Sie hat sicher wieder beim Rauchen die Hintertür aufgelassen und das Kätzchen konnte so unbemerkt ins Café schlüpfen. Die Raucherei geht mir sowieso auf den Keks und ich hasse den Rauchgeruch im Laden.«

Da muss ich ihr zustimmen. Nichts ist unangenehmer als kalter Zigarettenrauch, der einem den herrlich süßen Duft von Muffins, Schokotarts und Apfelkuchen verdirbt.

Wir sind dabei, die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Adventszeit zu treffen, und ich reiche ihr eine riesen Liste mit den Zutaten, die wir bestellen müssen. Ich bin gerne vorbereitet und plane immer eine Woche Pufferzeit mit ein. Sie nickt stumm und verzieht sich hinter ihren PC, um neben der Bestellung die Kalkulation für das kommende Jahr vorzubereiten. Darin ist sie brillant. Ihre Planung ist immer korrekt und sie ist ein wahres Genie in der Organisation und Buchführung. Für mich sind das böhmische Dörfer und ich bin dankbar, dass wir uns so gut ergänzen.

Nach dem Tod meiner Mutter sind wir noch enger zusammengerückt. Ihre Mutter war mit meiner Mom sehr gut befreundet und Liv und ich sind seit Kindertagen unzertrennlich. Nachdem Dad uns verlassen hat, als ich ungefähr sechs Jahre alt war, haben wir vier uns zusammengerauft und es entstand eine enge Frauengemeinschaft.

Es war eine gute Zeit.

»Ich fange morgen mit den ersten Chargen der Stollen, Lime Bars, Snowflakes und Snickerdoodles an.«

»Geht klar. Die neue Hilfe für die Backstube kommt heute Mittag.« Liv hat eine, wie sie findet, gute Unterstützung für mich gefunden, worüber ich sehr dankbar bin. Gerade im Weihnachtsgeschäft kann ich jede helfende Hand gebrauchen.

Ich überlasse Liv ihren Zahlen und marschiere zurück in die Backstube. Es ist voll geworden, die leise Musik im Hintergrund und der Duft von frischem Kaffee und Gebäck liegen in der Luft.

Unsere Morgen- und Abendschichten übernehmen wir immer selbst, da wir noch nicht das Geld haben, eine Vollzeitkraft einzustellen. Wir hoffen, das mit dem Weihnachtsgeschäft nächstes Jahr ändern zu können. Seit einigen Monaten jobbt Nachmittags Amy, eine blonde, quirlige Schülerin bei uns, damit Liv und ich mal etwas erledigen können.

Jetzt haben wir zusätzliche Unterstützung durch Miss Molly, unserer Aushilfe, einer netten älteren Dame, die sich so etwas dazu verdient, denn mit der Wintersaison ist die Stadt rappelvoll, was gut fürs Geschäft ist.

Die Auslage ist bereits wieder zur Hälfte leer und ich räume lächelnd neue Muffins, eine Schokotarte und einen Apfelkuchen aus dem Kühlschrank nach. Ich liebe meinen Job.

»Zwei Kaffee, einen mit Sahne und einen ohne alles und das schnell, wenn‘s geht«, ertönt es hinter mir, als ich gerade den Apfelkuchen anschneiden will.

Diese markante Stimme vergesse ich so schnell nicht. Erbost, dass er mich noch nicht einmal begrüßen kann, fahre ich zu ihm herum und Deputy Daniels reißt erstaunt die braunen, intensiv dreinblickenden Augen auf.

»Sie?! Ich wusste nicht ...«

»Was? Das man sich einen freundlichen guten Morgen wünscht? Oder macht man das generell nicht, da wo Sie herkommen?«, fahre ich ihn an und stemme die Hände in die Hüften.

»Ich dachte, es wäre – also ich ...« Sein Gestammel gefällt mir, denn der aufgeblasene Deputy, der mich gestern so lange wegen eines kaputten Rücklichts aufgehalten hat, sieht nun eher hilflos als furchteinflößend aus.

Er räuspert sich und ich starre ihn unvermindert wütend an. Miss Molly beobachtet amüsiert die Szenerie und gibt einen Cheesecake an einen Gast raus.

»Miss Porter, es ist ein Missverständnis, ich ...«

»Ach ja, so nennen Sie das? Missverständnis? An Höflichkeit ist noch niemand gestorben und hier legen wir besonderen Wert auf Umgangsformen, Mister Daniels«, fahre ich aufgebracht fort, während ich ihm seine beiden Kaffees fertigmache und die To-Go-Becher vor ihm hinstelle.

»Das macht 7,50$, Sir.«

»WAS? Das ist nur Kaffee«, blafft er mich an, zückt aber sein Portemonnaie.

»Das ist nicht nur ›Kaffee‹ – das ist eine spezielle Röstung und eine besondere Bohne, die etwas ganz anderes ist, als die braune Brühe, die da draußen als Kaffee ausgegeben wird«, gifte ich ihn an und er funkelt wütend über meine Belehrung zurück.

»Hey Daniels, wird das heute noch was mit dem Kaffee?«, ruft grinsend sein wartender Kollege vom Eingang zu uns herüber, grüßt mich, indem er an seine Mütze tippt, und zieht somit die Aufmerksamkeit einiger Gäste auf sich.

»Ja, ich – verflucht. Bin auf dem Weg. Wiedersehen, Miss«, verabschiedet der ungehobelte Kerl sich von mir und hastet mit seinen heißen Bechern raus zu seinem Kollegen. Die Gäste, die die Szene beobachtet haben, schütteln amüsiert den Kopf und widmen sich wieder ihren Kuchen.

»Das war der neue Deputy, oder? Ein stattlicher junger Mann«, flötet Miss Molly und nippt an ihrem Kakao.

»Und keinen Funken Anstand im Leib. Einfach so hier hereinzuplatzen und noch nicht mal eine Begrüßung auszusprechen – also wirklich«, echauffiere ich mich und stelle fest, dass ich viel zu lange über einen Kerl nachgrübele, den ich gar nicht kenne. Und der ungehobelt ist. Und mürrisch. Aber diese Augen ...

»Vielleicht ist er heute mit dem falschen Fuß aufgestanden«, meint Miss Molly und zuckt lächelnd die Schultern.

»Nein, ich denke, der Schlafmangel wegen des Vorfalls gestern hier im Café ist ihm über die Leber gelaufen«, antworte ich und sie nickt.

Der restliche Tag verläuft unspektakulär. Die neue Backhilfe Jessy ist großartig und wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut, was mir eine Riesenlast von den Schultern nimmt. Jetzt kann ich gutgelaunt in die Adventszeit starten.

 

 

Kapitel 3

 

Was für ein beschissener Start in diesem Kaff mitten im Nirgendwo. Ich bin kaum 24 Stunden vor Ort, habe gleich eine Nachtschicht aufgebrummt bekommen und wurde von der nächtlichen Streife zu einem ›Sondereinsatz‹ gerufen. Der entpuppte sich als Muschi-Rettung in einem Café. Mann, der Absturz hierher ist richtig zum Kotzen.

Nicht genug damit, dass ich hier für das nächste Jahr festsitze, nein, auch die verdammte Beförderung ins S.W.A.T. ist Geschichte.

Die Kollegen hier, allesamt Hinterwäldler, die keine Ahnung von wirklicher Polizeiarbeit haben, behandeln mich wie ein rohes Ei – vielleicht haben sie aber auch einfach nur Schiss vor mir. Das Herausragendste, was man hier erleben kann, ist Rentnern über die Straße zu helfen und in einer lächerlichen Sommerparade in Uniform um den See zu stolzieren. Was für ein Affenzirkus.

Bislang war die Kleine mit den türkisfarbenen Augen und dem kaputten Rücklicht mein Highlight in diesem Dorf. Miss Darlyn Christmas Porter. Frech, und kein bisschen abgehoben, wie die Frauen in New York. Nicht wie die blöde Charleen, der ich die Pest an den Hals wünsche. Betrügt mich mit meinem Kumpel in MEINEM Bett! Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich ihr den dürren Hals rumdrehen. Aber ich habe mich ja lieber tagelang lang besoffen und wochenlang nur Scheiße gebaut.

Das Ende vom Lied: unbezahlten Zwangsurlaub, einen Akteneintrag und die Versetzung hierher. Fuck, was für ein unbefriedigender Jahresabschluss.

»Du wolltest zum S.W.A.T., richtig? Mann, das wäre mir viel zu dramatisch«, grinst mich mein neuer Partner Lowe an, als ich ihm den Kaffee reiche. Feist und irgendwie bauernschlau hockt er hinter dem Steuer, da ich noch nicht fahren darf – Dienstvorschrift 1.7-2: Neue Mitarbeiter bekommen erst nach 14 Tagen und der Befürwortung durch den zugewiesenen Mentor die Freigabe zum Führen eines Einsatzfahrzeugs.

»Kann ich mir vorstellen«, brumme ich in meinen Kaffee, damit der Schwachkopf mich nicht hört.

»Wie bitte, was sagtest du?«

»Ich sagte, ja, ich stand kurz vor der Abschlussprüfung. Die S.W.A.T.- Einheit ist einfach ein starkes Team. Es ist der coolste Job überhaupt.«

»Aber die Einsätze, die sind doch richtig gefährlich.«

»Genau dafür bin ich ausgebildet worden. Das ist es, was ich machen will. Bei der härtesten Polizeitruppe der Welt etwas leisten. Nicht Katzen aus Cafés bergen. So ein Scheiß.«

Erschrocken blickt der Trottel zu mir herüber. »Aber es gehört zu unseren Pflichten, den Menschen in dieser schönen Stadt zu dienen. Egal, um was es sich handelt.«

»Klar, und wir bringen auch den Müll für Omi raus, oder was?«

»Na ja, wenn ...«

»Ach, verdammt, lass es gut sein.«

»Wir haben auch schon dramatische Einsätze hier gehabt. Der Schwimmunfall eines Urlaubers diesen Sommer hat uns ganz schön in Atem gehalten. Der Mann hatte sehr viel Glück, dass Miss Hollydale vor Ort war und ihn gerettet hat.«

Stöhnend schließe ich die Augen, denn das Geschwafel von solchen Banalitäten geht mir am Arsch vorbei. Und hier soll ich zwölf Monate ausharren? No Way!

Zum Glück kommen wir im Revier an und ich kann mich hinter dem Papierkram verbarrikadieren. Langweilige Anzeigen wie ein falsch geparkter Wagen auf dem Gehweg, ein Nachbarstreit wegen überhängenden Ästen einer Tanne, und eine Beschwerde wegen einer nicht ordnungsgemäß befüllten Mülltonne. Ich lebe meinen verdammten Traum!

»Und, wie ist Ihr Appartement? Wir wollten, dass Sie es ruhig und recht nah zur Wache haben. Zu Fuß kann es in den Morgenstunden schon mal schweinekalt werden«, lacht der Sheriff dröhnend und klopft mir auf die Schulter, was ich mit einem bösen Blick ahnde, denn er ist weder mein Kumpel noch will ich von irgendwem hier angetoucht werden.

»Ja, ist cool«, brumme ich und tippe weiter stur auf der Tastatur herum, in der Hoffnung, er würde mich in Ruhe lassen.

»Der erste Einsatz ist immer eine heikle Sache, aber wie ich höre, haben Sie sich gut geschlagen«, fährt er unbeirrt fort und ich verdrehe innerlich die Augen.

»Ja, es war ja nicht so, dass es um Leben und Tod ging.«

»Zum Glück nicht. Die beiden jungen Dame haben mit ihrem Café ein wenig Schwung hier reingebracht. Egal, zu welcher Saison, die Touristen stehen Schlange für ihre Kaffee- und Gebäckspezialitäten. Sie werden sogar den Bürgermeister zur Adventsausstellung mit ihren ausgefallenen Kreationen beglücken.«

»Wow«, kriege ich zustande, denn ich habe sonst ernsthaft Mühe, nicht loszuschreien. Adventsausstellung – was für Spießer.

»Oh ja. Ganz entzückend die beiden. Und so fleißig«, lässt er sich weiter über die zwei Café-Damen aus. »Miss Porter hat so unglaublich ausgefallene Ideen und ihr Kaffee schmeckt vorzüglich.« Da muss ich dem Alten recht geben. Der Kaffee war tatsächlich außergewöhnlich gut. Selten habe ich so einen guten Kaffee getrunken.

»Das mit dem Alarm war ja was. Aber Sie haben das hervorragend gemeistert.« Was sollte ich dabei auch verbocken, wenn eine Katze den Scheiß Bewegungsmelder auslöst?

»Ja, immer mit vollem Einsatz«, erwidere ich mit einem falschen Grinsen und er lacht.

»So lobe ich mir das. Sie werden sich schnell hier eingewöhnen. Glauben Sie mir.« Damit lässt er mich alleine und ich lehne mich stöhnend in meinem Stuhl zurück.

Eingewöhnen? Auf gar keinen Fall.

Kapitel 4

 

Drei Bleche sind schon abgekühlt, zwei im Ofen und zwei weitere bereite ich gerade mit Jessy, der neuen Backhilfe, vor. In einem kreativen Anfall habe ich einige orientalische Gewürze wie Anis, Koriander, Ingwer und Kardamom, rosa Pfeffer, Pistazien und Rosenwasser genommen und damit experimentiert.

Wenn ich aufgebracht bin, hilft mir das Backen, mich wieder zu fokussieren. Nun warten aromatisch duftende Orangenkekse mit Kardamom und Zimt sowie eine Abwandlung von Pfeffernüssen mit rosa Pfeffer, Anis und Ingwer darauf, gebacken zu werden.

Warum ich so empört über die dreiste und unverschämte Art dieses neuen Polizisten bin, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht ist es auch einfach nur die Furcht vor der Weihnachtszeit ohne Mom – zum dritten Mal nun. Denn normalerweise bin ich nicht so dünnhäutig und ein übellauniger Kerl hat es bislang nie fertiggebracht, dass ich dermaßen lange über ihn nachdenke. Aber der intensive Blick aus seinen schokobraunen Augen war eine Spur zu aufmüpfig und die nächtliche Aktion, in der er mich anhielt und auch noch abtastete, wegen eines defekten Rücklichts war völlig überzogen. Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur emotional angeschlagen. Soll er doch seinen Kaffee wo anders kaufen, wenn es ihm hier nicht passt.

»Darlyn, was ist das für ein Geruch?«

Erschrocken springe ich von meinem Hocker auf und sehe entsetzt den Rauch aus dem Ofen quellen.

»Das gibt es doch nicht!« Schimpfend haste ich zum Ofen, reiße die Ofentür mit den Schutzhandschuhen auf und ziehe das Blech mit den nun verkohlten Snowflakes heraus. So etwas ist mir noch nie passiert. Verflixt!

Jessy sieht mich mit großen Augen an, wie ich leise vor mich hin fluche und das Blech scheppernd auf die Anrichte abstelle.

»So ein Mist. Die waren perfekt.«

Liv steckt den Kopf in die Backstube und sieht mich irritiert an. »Es riecht angekokelt. Was ist ...«

»Nichts, ich habe nur das Blech im Ofen vergessen«, fahre ich sie an und sie zieht eine Augenbraue hoch.

»Ruhig, Sweety, kein Grund gleich auszuflippen. Ist nur ein Blech«, ermahnt sie mich und ich seufze genervt von meiner eigenen Dummheit auf.

»Ja, du hast ja recht. Entschuldige.«

»Darlyn, Kundschaft!« Miss Molly steckt grinsend den Kopf in die Backstube. Als ich mich an ihr vorbei ins Café dränge und an der Theke Deputy Kotzbrocken sehe, presse ich die Lippen zusammen. Auch das noch!

»Guten Tag, Miss«, grüßt er erstaunlicherweise, doch das kann meine miese Laune über die verbrannten Plätzchen auch nicht wettmachen.

»Hallo, was wünschen Sie?«

»Ich hätte gerne zwei Kaffee zum Mitnehmen. Einen mit Sahne bitte.« Entgeistert starre ich ihn an, doch dann nicke ich geistesabwesend und mache mich an die Zubereitung seiner Bestellung.

»Können Sie dazu etwas empfehlen?«, fragt er, als ich die beiden Becher auf die Theke stelle.

»Die Lemonetarte ist ganz frisch und die Mandel-Honig-Schnitten passen gut zu der Schokonote des Kaffees.«

Einen Augenblick lang mustert er mich mit diesem seltsam intensiven Blick und ich frage mich, ob er mich erneut auf die Palme bringen will, da antwortet er: »Die Mandel-Honig-Schnitte klingt sehr gut.« In Erwartung eines blöden Kommentars starre ich ihn irritiert an, doch er hebt nur fragend eine Augenbraue und ich blinzele kurz, um dann die Mandelschnitte in eine Tüte zu packen und zur Kasse zu gehen.

»Das macht dann 13,85$, Sir.« Als ich aufblicke, liegt sein Blick auf meinem Mund und ein sonderbarer Ausdruck huscht über sein Gesicht, den ich nicht deuten kann.

»Stimmt so, Miss. Schönen Tag noch«, antwortet er mit dieser dunklen, rauen Stimme und legt mir 15$ hin, schnappt sich die Tüte und die beiden Becher und stürmt regelrecht aus dem Laden hinaus.

»Also der darf gerne öfter seinen Kaffee hier holen«, flötet Amy und sieht ihm verträumt hinterher.

»Solange er zahlt, von mir aus«, brumme ich und stecke die 1,25$ in unser Sparschwein, das als Trinkgeldkasse auf der Theke steht.

»Diese Augen. Und hast du seine Arme und die breiten Schultern gesehen. Selbst durch die Jacke ist es nicht zu übersehen, dass der Kerl einiges zu bieten hat«, schwärmt sie weiter und ich verdrehe die Augen. »Und wie der dich angestarrt hat. Wow, ich wünschte, er hätte mich so angesehen.« Entrüstet schießt mein Blick zu ihr, ich kann nicht glauben, was ich da höre.

»Er ist ein ungehobelter Trottel, der keine Manieren hat. Geh’ wieder an die Arbeit. Der Tisch am Fenster hat keine Getränke mehr«, grolle ich und lachend macht sie sich auf den Weg und lässt mich sprachlos zurück.

Glücklicherweise hält mich das Plätzchendesaster in Atem und ich mache in Windeseile ein neues Blech Snowflakes, bei deren Backprozess ich peinlich genau aufpasse, um nicht nochmal in diesen bescheuerten Tagtraum abzudriften. Die restlichen Bleche werden wie immer perfekt und erleichtert überlasse ich Jessy die Vorbereitungen für morgen.

»Liv, wollen wir heute zusammen etwas kochen?«, frage ich, als ich mich am späten Nachmittag auf einen der beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch fallen lasse und sie den Kopf hinter dem Computer reckt.

»Nee, lass uns ins Road Stopp gehen. Mir ist heute nach Chickenwings und Sweet Potatos mit Sourecreme«, grinst sie mich an und ich nicke.

»Klingt toll. Ich gehe eine Runde laufen und wir treffen uns dann dort.«

»Ja, gut. Pass auf dich auf.«

»Mach’ ich. Und du fährst jetzt heim. Die Zahlen warten morgen auch noch auf dich«, schmunzele ich und umarme sie zum Abschied.

 

Die Kälte brennt in meinen Lungen, aber ich brauche die Bewegung. Die frische Luft tut gut nach dem Tag in der stickigen Backstube und ich laufe meine übliche Runde um den See, dessen Ränder mit einer klaren dünnen Eisschicht überzogen sind.

Die Adventsausstellung wird uns einen guten Start ins neue Jahr sichern und ich bin zuversichtlich, dass wir durch die zahlreichen Wintergäste ein wenig Werbung in größere Städte tragen werden. Mit den Mehreinnahmen können wir einen Teil der Kredite zurückzahlen, was dringend nötig ist.

Daheim unter der heißen Dusche gehe ich in Gedanken die beiden neuen Rezepte durch, die ich für die Ausstellung als Highlight getestet habe. Kirschen, Honig, Haselnüsse, Walnüsse ein wenig Rum und ein Mürbeteig mit einer Puderzuckerglasur sowie einen Stollen, mit in Rum eingelegten Rosinen, Mandelmehl und Marzipan. Die Leute werden begeistert sein, denn Liv und Mrs. Schumaker haben sich nicht mehr eingekriegt, als ich ihnen beides zum Probieren vorgesetzt habe.

Während ich mich fertig mache und anziehe, schießt mir der hübsche Deputy gedanklich zwischen meine Gebäckplanung.

Seit langem gab es hier keine nennenswerten Männer mehr und die paar, die wir haben, sind glücklich vergeben – logisch. Natürlich gibt es Junggesellen bei uns, attraktiv, aber niemand, der mich wirklich reizen würde. Wir haben sogar ein Fitnesscenter und eine Footballmannschaft, wo sich die jungen Frauen tummeln, um die schwitzenden Kerle beim Sport zu beobachten. Aber das ist das Problem an Kleinstädten: Hier ist man meist unter sich.

Deputy Daniels – stattlich, und zugegeben eine Augenweide und der Blick, mit dem er mich heute ansah, würde jedes Höschen zum Triefen bringen. Kein Wunder, dass ich heute einen solch katastrophalen Tag hatte. Aber er ist ein arroganter Idiot und ich habe ohnehin in den nächsten Wochen weder den Kopf noch die Zeit für irgendeinen Kerl.

Der Parkplatz vor dem Road Stopp ist voll und so muss ich ein Stück zu Fuß gehen, um in die rustikale Hütte zu kommen. Hier finden an Wochenendem in der Saison Partys ab 22 Uhr statt, die bei den Touristen sehr beliebt sind und das Essen ist hervorragend.

Liv hat unseren Stammplatz in der Nähe der Bar ergattert und winkt mir bereits zu, als ich eintrete. Sie hat schon die vorhin erwähnten Sweet Potatos bestellt und eine große Schüssel Salat steht vor ihr.

»Da bist du ja endlich. Die ersten Wintergäste sind schon da. Das heißt, wir werden morgen einiges zu tun bekommen«, begrüßt mich Liv aufgeregt und deutet auf eine Gruppe junger Männer, sowie zwei weitere Tische mit mehreren Paaren, die sich lachend unterhalten.

»Großartig, das können wir gut gebrauchen«, stimme ich ihr zu und lasse mich auf dem Stuhl neben ihrem fallen. Gerade als die riesige Platte mit Chickenwings bei uns ankommt, stößt mich Liv in die Seite.

»Oh sieh mal, der schicke Deputy ist seinen Kollengen auch hier.«

Mit einer merkwürdigen Mischung aus Euphorie und Widerwillen folge ich ihrer Geste und stelle erstaunt fest, dass die Truppe in Zivil da ist.

»Er sieht gut aus, unser Mister Daniels, findest du nicht?« Liv kichert und ich rümpfe die Nase. »Ach, komm schon. Er hat dich heute angestarrt, als wärst du von einem anderen Planeten«, neckt sie mich weiter.

»Hör schon auf. Er ist es nur nicht gewohnt, dass ihm jemand widerspricht, und dann noch eine Frau«, kontere ich und nage versonnen an einem Knochen, während ich beobachte, wie Mister Daniels sich auf einen Hocker an der Bar niederlässt und unglücklich aussieht.

»Der Ärmste ist aus New York hierher versetzt worden«, lässt Liv mich wissen und erstaunt drehe ich mich zu ihr.

»Woher weißt du das denn?«

»Mrs. Schumaker hat es beim Frisör von der Frau des Sheriffs gehört.«

»Aber wer geht denn freiwillig von New York hier aufs Land?«

Sie seufzt theatralisch und wackelt mit den Augenbrauen. »Er war offensichtlich ein böser Junge und hat was ausgefressen. Hach, warum sind die bösen Jungs immer die, die einen so reizen?«

»Ich wusste gar nicht, dass du so auf ›böse Jungs‹ stehst«, schnaube ich belustigt über ihre verträumte Miene, wobei ich ihr insgeheim recht geben muss: Böse Jungs sind viel cooler und haben eine eigenartige Anziehungskraft, bei der ich schwach werde. Derweil hat Mister Böser-Junge sein Bier vor sich und sieht gelangweilt um, während seine Kollegen über einen Scherz lachen. Als er in unsere Richtung blickt, hellt sich seine Miene auf. Einer der Männer klopft ihm auf die Schulter und er dreht sich zu ihm, was mich aufatmen lässt.

»... sagen, dass er ... Darlyn, hey, hörst du mir eigentlich zu?«

»Äh, wie bitte? Ich ... was hast du gesagt?«

»O Mann, der Kerl scheint dich ja ganz schön beeindruckt zu haben«, grinst Liv mich frech an und ich winke schnaubend ab.

»Ach, Blödsinn, ich habe nur ...«

»... die Aussicht genossen? Das habe ich gesehen«, lacht sie und ich merke, wie meine Wangen heiß werden.

»Lass’ den Blödsinn«, gifte ich sie an und bringe sie damit nur noch mehr zum Lachen.

»Hey, ich gönne es dir von Herzen, ein wenig Spaß zu haben. Du hast dich viel zu lange eingeigelt. Der halbe Fitnessclub ist hinter dir her, was du ja geflissentlich ignorierst.«

»Ja, weil ich mit der Hälfte davon auf der Highschool war.«

»Na und? Einige Ehen sind aus solchen Konstellationen entstanden.«

»Mag sein, aber das ist nicht mein Lebensziel.«

Grummelnd schiebt sie sich eine Pommes in den Mund und ich versuche, nicht zu Mister Deputy zu gaffen.

»Wir müssen noch über den Flyer für die Tombola sprechen und ...«

»Darlyn, wir haben Feierabend. Den Flyer habe ich schon in Auftrag gegeben und jetzt genieß’ doch einfach den Abend«, schmunzelt Liv über mein lahmes Ablenkungsmanöver und ich schließe stöhnend die Augen. Sie hat recht. Wir wollten einen entspannten Feierabend haben und ich fange von Flyern an – völlig bescheuert. Und das nur wegen eines neuen Polizisten.

Der ist offenbar zwischenzeitlich aufgestanden und steht nun mit Blick in unsere Richtung bei seiner Truppe. Von meinem Platz aus habe ich den Premiumblick auf ihn und seine beeindruckende Statur. Zwischen den anderen Jungs wirkt er riesig und massiv, mit dem V-förmigen Oberkörper und den schmalen Hüften.

Gerade als ich mich zu Liv umdrehe, um mit ihr mein Kopfkino zu teilen, stehen zwei Jungs aus dem Fitnessclub vor uns, die im Sommer den Badebereich am See überwachen und im Winter Skikurse geben. Liv findet David schon lange toll, traut sich nur nicht, mit ihm anzubandeln, da sie Angst hat, mich alleine zu lassen. Jetzt stehen beide grinsend vor uns – eine echte Chance für Liv.

»Hey, dürfen wir euch Gesellschaft leisten?« David sieht Liv eindringlich an und ich nicke schnell, um meiner Freundin nicht die Möglichkeit zu geben, abzulehnen. Er war bereits einige Male im Café und hat sie nach einem Date gefragt, was sie jedes Mal abgelehnt hat. Ich hasse es, der Grund dafür zu sein und jetzt ist die Gelegenheit günstig, den beiden auf die Sprünge zu helfen.

»Wie laufen die Vorbereitungen zum Adventsbasar?«, fragt Alex, sein Begleiter und setzt sich neben mich. Typisch.

»Es läuft prima, wir sind gut in der Zeit und die neue Aushilfe ist toll. Wegen uns kann es losgehen«, antworte ich und versuche, seinem interessierten Blick auszuweichen.

Liv ist in ein Gespräch mit David vertieft und ich lächle zufrieden über die Entwicklung. Ich war lang genug der Klotz an Livs Bein. Dafür ertrage ich Alex’ banales Gequatsche über die anlaufende Skisaison und die ersten Gäste gerne. Er hatte schon immer eine große Klappe, aber was soll‘s.

 

Kapitel 5

 

Als Aaron mich heute Nachmittag gefragt hatte, ob ich einen Kaffee wolle, schoss mir eigenartigerweise sofort die süße Miss Porter in den Sinn. Mit dem Vorwand, ihm einen auszugeben, machte ich mich auf den Weg ins Café.

Ohne groß darüber nachzudenken, fragte ich nach ihr und dann stand sie vor mir. Um mich nicht wie ein Volltrottel zu benehmen, fragte ich höflich nach Kaffee. Eigentlich bin ich ganz umgänglich, wenn ich nicht gerade in einer verdammten Kleinstadt festhänge, wegen meiner eigenen idiotischen Egoscheiße. Das Zusammentreffen versüßte mir den Tag ganz erheblich.

Kurz vor Feierabend haben mir die Jungs vom Department eröffnet, dass sie heute Abend einen Trinken gehen, und boten an, mich mitzunehmen. Eigentlich will ich nichts mehr trinken, nachdem ich von der Akademie geflogen bin, doch ein Bier geht wohl noch. Außerdem habe ich morgen frei und will mir die Gegend anschauen sowie das Fitnessstudio nutzen. Wenigstens kann ich mein Sport-Programm weiter durchziehen und wer weiß, wenn ich mich mir nichts zu Schulden kommen lasse, bekomme ich eventuell nochmal eine Chance in New York.

Der Laden ist für hiesige Verhältnisse ganz okay und rappelvoll, was nicht zuletzt den Wintersportgästen zu verdanken ist. Gerade als ich gelangweilt die Leute beobachte, sehe ich die süße Café-Besitzerin mit ihrer Freundin in unserer Nähe sitzen. Schlagartig bessert sich meine Laune und ich frage Aaron nach den beiden.

»Ja, die zwei sind freitags öfter hier«, lächelt er, so als wäre es sein persönlicher Scheiß-Habit, Miss Porter zu begaffen. Aber wem mache ich hier etwas vor: Ich gaffe selbst wie ein Idiot und kann nichts dagegen machen.

Um einen Vorwand zu haben, mich in ihre Richtung zu drehen, gehe ich auf’´s Klo und als ich wiederkomme, bleibe ich strategisch so stehen, dass ich die beiden jungen Frauen im Blick habe.

Selten habe ich so türkisfarbene, durchdringende Augen gesehen. Aber auch der Rest von Miss Porter ist eine Augenweide, denn trotz ihrer eleganten zarten Statur hat sie einen runden sexy Arsch, wie ich schon neulich bei der Kontrolle und Leibesvisite feststellen durfte. Miss Darlyn Christmas Porter – ein ungewöhnlicher Name, aber er passt zu ihr. Alles an ihr ist geschmeidig und an den richtigen Stellen gut proportioniert. Ihre schwarzen, langen Haare könnte ich mir um das Handgelenk schlingen, wenn sie vor mir hockt und ... Fuck!

Jäh wird meine Fantasie von zwei Dorftrottel zerstört, die die beiden anquatschen und sich dann auch noch zu ihnen setzen. Sie hat also einen Freund. Toll. War ja klar, dass die schönste Frau der Stadt schon vergeben ist. Du bist so ein Loser Ethan. Tja, das war sie dann, die Chance, hier ein wenig Spaß zu haben. Aber gut, es wird sicher die ein oder andere weibliche Ablenkung geben.

Etwas angefressen wende ich mich wieder den Jungs zu und beteilige mich spröde an dem belanglosen Gelaber über Urlaub, wann die nächste Babyparty ansteht, und was es sonst neues in der Stadt gibt. Der Abend zieht sich weiter wie Kaugummi, Miss Porter ist Geschichte und ich beobachte einige aufgedrehte Mädels, die sich kichernd immer wieder zu uns umdrehen.

»Du scheinst hier für Aufsehen zu sorgen, Daniels«, grinst mich einer meiner Kollegen an und deutet mit einer Kopfbewegung in Richtung der kichernden Mädels.

»Mag sein«, brumme ich gelangweilt, denn es ist wohl keine Kunst, zwischen den Typen aus der Nachbarschaft, die die Mädels gewohnt sind, aufzufallen.

»Wenn wir die nächste Party hier in einer Woche haben, wirst du dich vor Angeboten kaum retten können.«

»Was denn für Angebote?«, frage ich neugierig.

»Na, an Tanzpartnerinnen. Die werden Schlange bei dir stehen«, lacht er und ich verdrehe die Augen. Tanzen ist nicht mein Ding. Das wird ja immer besser. Als ich wieder in Richtung Miss Porter blicke, ist sie im Begriff aufzustehen, was mich etwas enttäuscht. Lachend geht sie zur Damentoilette und instinktiv folge ich ihr. Was ist nur los mit mir?

Wie ein kranker Stalker lungere ich vor dem Zugang herum und frage mich ernstlich, was mit mir nicht stimmt, als sie auch schon aus der Tür tritt und ich sie von Kopf bis Fuß mustere. Die enge schwarze Jeans betont ihre schlanken Beine und ihren Arsch perfekt. Verdammt! Ihre Augen funkeln mich an, als sie mich bemerkt und ich starre zurück.

»Deputy Daniels, guten Abend.« Ihre Stimme ist ein wenig rauer als sonst, doch das macht sie nur noch anziehender für mich.

»Guten Abend, Miss Porter«, gebe ich zurück und sehe, wie ihre Pupillen sich beim Klang meiner Stimme weiten. Hmm, interessant. »Wie geht es der Muschi?«

Schockiert reißt sie die Augen auf und ich bemerke erst jetzt, was für eine zweideutige Scheiße ich da von mir gegeben habe.

»Äh, also die ist bei Mrs. Schumaker, meiner Vermieterin«, stammelt sie immer noch verwirrt von der blöden Äußerung.

»Aha, klar«, gebe ich zurück und bin zum ersten Mal bei einer Frau unsicher. Wie zum Henker ist das denn passiert?

»Also dann ... bis demnächst«, verabschiedet sie sich und schlüpft an mir vorbei zu ihrem Tisch zurück und lässt mich stehen. Ihr süßlich vanilliger Duft hängt in der Luft und stellt seltsame Dinge mit mir an. Ich beobachte, wie sie sich von ihren Freunden ebenfalls verabschiedet und der Sunnyboy sie hinausbegleitet. Na super!

Angepisst schleiche ich zurück zu den Jungs vom Revier und genehmige mir noch ein Bier – ein letztes. Morgen werde ich mit dem Training starten, um für nächstes Jahr in Topform zu sein, falls der Chief es schaffen sollte, mich wieder ins Spiel beim S.W.A.T. zu bringen. Das hat er versprochen und bisher hat er immer Wort gehalten.

Ich trinke mein Bier aus und verabschiede mich, was mir einige doofe Sprüche einbringt, aber das ist mir egal. Sollen die Homies sich doch mit Alkohol zuschütten.

Daheim dusche ich, lege mich aufs Bett, das zugegeben sehr großzügig ausgestattet ist und mir vom Schlafzimmer einen coolen Blick auf den See mit den dahinter liegenden bereits schneebedeckten Bergen bietet.

Da das einzig lohnende Mädchen vergeben ist, werde ich mich ganz meinem Training widmen, den Scheißjob hier erledigen und dann nach New York zurückgehen. Ich hole den Laptop raus, um mir das Trainingsprogramm nochmal anzuschauen. Laufen werde ich um den See und vielleicht gibt es ja eine Strecke den Berg hoch. Du hast noch 12 lange Monate vor dir. Mach was draus.

 

Um 6 Uhr bin ich auf dem Weg zum See. Es ist schweinekalt und meine Lunge brennt nach einem halben Kilometer wie Feuer. Egal. Die Strecke beträgt 8 Kilometer also eine gute halbe Stunde. Meine Gedanken driften langsam ab, während ich meinen Rhythmus finde und die Ruhe hier draußen tatsächlich genießen kann. Es hat Vorteile, mitten in der Natur zu wohnen. Die Kälte ist nebensächlich geworden, nur die mechanische Bewegung und der Fokus zum Ziel sind wichtig. Ich bin im Tunnel – beruhigend.

»Guten Morgen.«

Fast wäre ich gestolpert, als mich wie aus dem Nichts Miss Porter von hinten anspricht und an mir vorbeizieht. Ohne ihr Tempo zu reduzieren, läuft sie locker weiter und ich versuche meinen Rhythmus wiederzufinden, um ihr hinterherzulaufen.

Sie ist schnell, das muss ich ihr lassen. Damit ich mich nicht blamiere, ziehe ich das Tempo an. Dabei habe ich einen direkten Blick auf ihre Rückenansicht. Obwohl sie eine Thermotight und eine gefütterte Thermojacke anhat, weiß ich genau wie sie sich darunter anfühlt – na ja zumindest teilweise. Diese Art der Ablenkung kann ich nicht gebrauchen. Nicht beim Training. Also verdränge ich die Gedanken an ihren straffen Körper, so gut es geht. Gottverdammt!

Meine Konzentration wandert immer wieder zu ihrem runden Arsch, was mich aus dem Rhythmus bringt, und ich mich über mich selbst ärgere, derart unkoordiniert zu sein. Nach einem Kilometer laufe ich in ihrem Windschatten und frage mich erstaunt, seit wann ich mir gefallen lasse, von einem Mädchen im Sport vorgeführt zu werden.

Egal, gerade ist das hier eine gelungene Abwechslung zu den düsteren Gefühlen, die ich mit mir herumschleppe. Ich schaffe es sogar, die Landschaft zu genießen, bis wir um die letzte Kurve der Strecke biegen und auf die Fischerhütte zusteuern, an der man im Sommer Kajaks mieten kann. Dahinter liegt der Parkplatz und auf den läuft sie zu. Ich will mir wenigstens dieses kleine Vergnügen nicht nehmen lassen und sprinte an ihr vorbei auf mein Auto zu. Hinter mir wird auch sie schneller, ist aber nicht mehr in der Lage, mich einzuholen. Ein idiotisches Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht – wie bescheuert –, als ich als Erster triumphierend den Parkplatz erreiche.

Schnaufend kommt sie wenig später ebenfalls an, und meine Lungen scheinen nur noch aus flüssigem Feuer zu bestehen. Das war härter als gedacht bei der Eiseskälte.

»Guter Lauf«, kommentiert sie atemlos und hält den Daumen hoch. »Sie sind erstaunlich gut in Form.«

»Gehört zum Job«, antworte ich grinsend und versuche, ruhiger zu atmen.

»Klar.« Sie geht zu einem der Geländer, die den Parkplatz säumen und beginnt sich zu dehnen. Fuck!

Ich tue es ihr gleich, beobachte allerdings jede ihrer grazilen Bewegungen gespannt. Da geht das Kopfkino mit mir durch! Damit ich nicht wie ein pubertierender Schuljunge der sexy Lehrerin auf den Hintern gaffe, hole ich mein Handtuch aus dem Auto und verabschiede mich bei ihr. Sie winkt mir kurz zu und ich fahre in Richtung Fitnessstudio. Ich brauche dringend Ablenkung.

Die alte, etwas in die Jahre gekommene Halle hat bereits geöffnet und einige Jugendliche ertüchtigen sich an ein paar Geräten. Zumindest kann ich hier ungestört trainieren. Boxsäcke sind auch vorhanden und eine gut sortierte Hantelsammlung gibt es obendrein.

»Du bist der Neue, richtig?«, begrüßt mich der ältere Mann, dem das Studio gehört mit einem festen Händedruck.

»Ja, Sir. Ethan Daniels.«

»Na, siehst auf jeden Fall aus, als bräuchte ich dir nicht alles lang’ und breit zu erklären. Lowe sagte, du wärst sowas wie ein Elitekämpfer. Stimmt das?«

Etwas überrascht schüttele ich den Kopf. »Nein, ich war auf dem Weg, das S.W.A.T.-Trainingsprogramm abzuschließen, aber ... es kam was dazwischen.«

Mit wissenden stechend blauen Augen, die mich aus einem wettergegerbten Gesicht mustern, schnaubt er auf. »Junge, du musst bei mir nicht so tun, als wäre ich von gestern. Niemand, der zu so einer Truppe gehen will, landet aus Versehen hier. Du hast Mist gebaut und jetzt musst du mit den Konsequenzen leben«, brummt er und ich fühle mich ertappt. »Ich bin im Übrigen Joe Miller. Aber alle nennen mich Papa Joe. Kannst’e auch gerne machen.« Ich nicke meine Zustimmung und trolle mich zu den Kabinen.

Fast zwei Stunden ziehe ich durch. Mein Kopf ist wieder frei, die Muskeln brennen – ein gutes Gefühl. Das wird mein zweites Zuhause. Auf dem reviereigenen Schießstand kann ich zudem üben. Alles andere als perfekt, aber besser als nichts.

Da ich außer einigen Einkäufen nichts weiter zu tun habe, schlendere ich durch die Stadt. Typisch Kleinstadt: alles sauber, gepflegte Vorgärten und nirgendwo Graffiti. Fußläufig erreiche ich einen Supermarkt, decke mich mit dem Nötigsten ein und werde sogar von der Verkäuferin mit Namen begrüßt. Neuigkeiten scheinen sich hier schneller zu verbreiten, als man ahnt. In einer Woche beginnt diese Adventsausstellung, von der alle auf dem Revier sprechen, zu der ich eingeteilt bin. Rumstehen und aufpassen, dass sich niemand am Glühwein verschluckt – super. Aber was soll‘s.

Zu Hause fällt mir nach kurzer Zeit die Decke auf den Kopf und ich mache mich wieder auf, laufe durch die Einkaufsmeile und lande irgendwann vor dem Café. Als eine Frau mit ihrer Tochter herauskommt, bringt sie den Duft von Zimt und frischem Gebäck mit. Ohne darüber nachzudenken, stehe ich wenig später vor der Theke und werde von einer jungen blonden Frau angelächelt.

»Was darf es denn sein, Deputy Daniels?«, grinst sie schelmisch, und ich hebe eine Augenbraue. Die Kleine ist weder mein Typ, noch in einem Alter, das ich favorisiere.

»Ist Miss Porter im Haus«, frage ich etwas zu schroff, aber das ist mir egal. Soll sie ruhig wissen, dass ich kein Interesse an ihr habe. Ein wenig enttäuscht nickt sie, dreht sich um und läuft in die hintere Backstube, um einige Augenblicke später mit Miss Porter zurückzukommen.

»Mister Daniels, was verschafft mir die Ehre?«, fragt diese etwas spitz und ich verkneife mir ein zufriedenes Grinsen.

»Guten Morgen, Miss. Ich hätte gerne einen Kaffee und einen Bagel mit Schinken und Käse.« Ihre faszinierenden türkisen Augen leuchten auf und sie sieht prüfend zu mir hoch.

»Sie wissen schon, dass meine Angestellten durchaus in der Lage sind, Ihre Bestellung ebenfalls aufzunehmen?« Kopfschüttelnd macht sie sich an die Zubereitung des Kaffees und stellt mir den Bagel auf die Theke.

»Ich wollte mich persönlich davon überzeugen, dass sie nach der Runde am See wohl auf sind. Sie wirkten zum Schluss etwas angeschlagen«, schmunzele ich und sehe, wie sich ein erboster Ausdruck auf ihr Gesicht legt.

Ihre Augen werden schmal und die hübsch geschwungenen Augenbrauen ziehen sich zusammen.

»Ach, ja? Ich kann gut auf mich selbst aufpassen«, zischt sie mich an.

»Natürlich. Aber einer meiner Aufgaben hier ist es, dafür zu sorgen, dass den Bürgern dieser hübschen Stadt nichts zustößt.« Sie presst die vollen Lippen wütend aufeinander und funkelt mich an.

»Sicher doch.« Den Kaffee stellt sie auf ein kleines Tablett und kommt um die Theke zu mir. »Wo sitzen Sie?«

Ich deute auf einen Zweiertisch, von dem aus ich die Theke gut im Blick habe, und sie bringt den Kaffee dort hin. Es folgt ein weiteres Tablett mit diversen Zuckerdöschen, einem Schälchen geschlagener Sahne und einem Kännchen Milch.

Ich wusste gar nicht, dass man Kaffee auf so viele verschiedene Arten trinken kann.

»Die Sahne ist mit Vanille aromatisiert und der braune Zucker hat eine Karamellnote. Guten Appetit«, erklärt sie knapp und rauscht davon.

Hungrig mache ich mich über den Bagel her und probiere die Vanillesahne aus. Es schmeckt großartig. Das könnte ein neues Ritual werden.

 

 

Kapitel 6

 

Es scheint, als wolle er mich überall, wo ich ihn antreffe, auf die Palme bringen. Erst am See, als er mich auf den letzten Metern überholt hatte und dann wenig später im Café, als er sich ganze zwei Stunden dort festgesetzt hatte und ich das Gefühl nicht loswurde, er würde mich pausenlos beobachten.

Zugegeben, er ist mit seinen dunklen, durchdringenden Augen und dem ganz offenkundig gestählten Körperbau eine imposante Erscheinung. Alle Mädels in der Stadt sprechen seit Tagen nur noch über den gutaussehenden, stattlichen Polizisten, der im Fitnessstudio die Jungs blass aussehen lässt. Papa Joe, der sich heute Nachmittag seinen Café Crema mit zwei Blaubeermuffins bei mir geholt hat, ist beeindruckt von dem Pensum, welches Mister Daniels wohl nach dem Lauf noch abgeleistet hat. Und wenn schon. Er ist auch nur ein Kerl.

Heute um 18 Uhr wird der Lichterweg vom See zu der kleinen Kapelle auf der ersten Anhöhe der Bergkette eröffnet. Überall auf dem Weg werden große Glaslaternen mit Kerzen entzündet, die den Weg markieren. Es gibt drei Stationen auf dem Weg und von jeder hat man einen spektakulären Blick auf das Bergpanorama und den See mit unserer Stadt, die wie mit tausend kleinen Kerzen beleuchtet daliegen wird. Mom und ich sind diesen Weg jedes Jahr gegangen und es bedeutet mir nun ein Stück Kindheitsglück. Später kamen dann Liv und ihre Mutter dazu. Jetzt ist es an mir, alleine den Weg zu gehen.

Liv und ich haben heute vor Ladenöffnung alles weihnachtlich geschmückt wie alle Geschäfte in der Stadt. Auch das gehört schon seit jeher zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit dazu.

Den Freitag vor dem ersten Adventswochenende stellt der Bürgermeister den riesigen Weihnachtsbaum auf und er wird mit einer kleinen Feier am Abend eingeschaltet. Wir werden den Glühwein, Punsch und die Zimtschnecken sowie die mit Schokolade gefüllten Cookies dazu spenden. Dieses Ritual ist mir aus Kindertagen noch präsent und ich freue mich jedes Jahr erneut darauf.

Liv hat bereits die Herbstäpfel aus dem Keller geholt, damit wir nächste Woche Paradiesäpfel in fünf verschiedenen Varianten anbieten können. Meine Mom hat mit mir damals die Äpfel gemacht und später habe ich dann einige neue Variationen ausprobiert und biete sie nun im Café an, was bei den Touristen wie auch den Einheimischen sehr gut ankommt.

Nachdem ich meine Kerzen, das Futter und mein Wunschbriefchen in einen Korb gepackt habe, fahre ich das kurze Stück zum See mit dem Auto. Es hat angefangen zu schneien, die Dächer und Straßen sind nun hübsch gepudert. Der Parkplatz ist längst gut gefüllt, denn auch die Touristen machen sich auf den Weg zur Kapelle. Der Lichterweg ist über unsere Stadtgrenzen hinaus bekannt und erfreut sich jedes Jahr großer Beliebtheit bei den Besuchern.

Der Weg durch den Wald ist bereits beleuchtet und ich lächle andächtig beim Anblick des goldenen Schimmers, der sich den gewundenen Pfad hinaufschlängelt. Ich versinke in meinen Gedanken, während ich zur ersten Station laufe. Dort ist der erste Haltepunkt an einer kleinen Lichtung, auf der mehrere Tröge für Wildtiere wie Rehe, Kaninchen und Vögel aufgestellt sind. Auch die Tiere sollen in der Weihnachtszeit ein Festmahl genießen können, und so bringen wir Futtergaben dar. Dieser Brauch geht auf eine alte Geschichte eines indianischen Volkes zurück, das im Einklang mit der Natur einen ähnlichen Ritus pflegte. Denn der Wald spendet Fleisch und wir müssen ihm etwas zurückgeben.

Die nächste Station ist ein riesiger, alter ausladender Baum, an dem hunderte Wunschzettel befestigt werden und der mit unzähligen Lichterketten erleuchtet ist. Ihn kann man sogar von der Stadt aus sehen. Jeder, der den Weg von der Kapelle zurückkommt, nimmt sich einen Zettel, und erfüllt den Wunsch desjenigen, der den Zettel geschrieben hat, am 6. Dezember. Mein Wunsch ist dieses Jahr sehr einfach: eine Christrose.

Als ich das Juteband um einen der Äste befestigt habe, wische ich mir eine Träne von der Wange. So viele schöne Erinnerungen strömen auf mich ein, die ich nun alleine bewahren muss.

Der Anstieg zur Kapelle ist steiler, als der bisherige Weg und ich mache mir die Mühe gerne, denn am Ende erwartet mich der großartige Blick über den See. Das traditionelle Feuer auf dem Platz vor der kleinen Kirche dient als Treffpunkt für die Leute.

An der Stelle, wo es steil einen Hang herunter geht, höre ich im Geiste die mahnende Stimme meiner Mom, ich solle aufpassen, wo ich hintrete. Wie mit feinem Puderzucker bestäubt, liegen der Pfad und der Wald vor mir und die Luft ist klar und frisch. Jeden Stein kenne ich hier nur zu gut, denn jeden Sommer laufe ich oft hier hoch, um die Ruhe und Einsamkeit zu genießen. Vor zwei Jahren habe ich mich sehr zurückgezogen, denn ich wusste nicht, wie ich mit der Situation und dem schmerzlichen Verlust fertig werden sollte. Ich wollte nicht bemitleidet werden. In der Abgeschiedenheit des Berges hatte ich Zeit zum Nachdenken, mich zu sortieren und zu trauern. Nun ist es immer noch schmerzvoll, aber ich habe meinen Frieden damit geschlossen, habe losgelassen und gehe nun langsam, aber stetig meinen eigenen Weg.

Das Feuer erleuchtet warm den hübschen Vorplatz, auf dem einige Bänke stehen, von denen aus man ins Tal blicken kann. Pärchen sitzen Arm in Arm dort und aus der Kapelle ertönt leise Musik. Viele grüßen mich, manche sind ebenfalls in Gedanken versunken und ich husche in die Kapelle, um an einem der kleinen Altäre meine Kerzen aufzustellen. Obwohl ich nicht tief gläubig bin, schöpfe ich an solchen Orten, wie diesem, Kraft. So auch heute Abend.

Wieder auf dem Vorplatz ist es ganz schön voll geworden und zu meinem Erstaunen sehe ich Aaron Lowe mit unserem neuen Polizisten – Ethan – und zwei weiteren Kollegen, die die Aussicht bewundern. Als könne er meine Anwesenheit spüren, dreht Deputy Daniels sich zu mir um, sieht mir direkt in die Augen und lächelt mich zu meinem Erstaunen an. Ein sehr anziehendes Lächeln, das seinen sonst so harten Gesichtszügen etwas Aufregendes verleiht. Schnell wende ich mich ab und stapfe zum Abstieg zurück, um mir einen der Wunschzettel von dem Baum mitzunehmen.