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Band 2 kann unabhängig von Band 1 und 3 gelesen werden! Unsere Sünden holen uns immer ein. Eine heiße tabulose Affäre ist alles, was Ashley Symonds mit dem unverschämt gutaussehenden Londoner Junggesellen Ryan Barns haben will. Von Beziehung wollen beide nichts wissen, doch schnell entwickelt sich viel mehr zwischen den beiden, als ihnen lieb ist. Gerade, als sie der Sache eine Chance geben, tritt Ashleys Ex auf den Plan und wirbelt ordentlich Staub. Was anfänglich wie ein Umwerben der alten Flame aussieht, mutiert schnell zu einem bitterbösen Spiel, um alte Rechnungen zu begleichen: Denn Rache verjährt nicht. Im Gegenteil. Plötzlich steht Ryan mit seiner Firma am Rand des Ruins und ausgerechnet Ashley ist die Einzige, die den Absturz verhindern kann. Doch dazu muss sie eine schwerwiegende Entscheidung treffen, die sie und Ryan auseinandersprengt und ihre Liebe verrät. Ein Herz kann heilen, aber wie viel kann es verzeihen?
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Veröffentlichungsjahr: 2025
© 2022 Alle Rechte vorbehalten, Heartcraft-Verlag
Landwiese 21, 35085 Ebsdorfergrund
Text: Grace C. Node
Lektorat und Gestaltung: Heartcraft Verlag
Bildlizenzen:
Natalie Hof – stock.adobe.com
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Epilog
Prolog
Prolog
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Danksagung
Über Grace C. Node
For my Family
Für die, die Vergebung erfahren, und für die, die die Stärke besitzen, zu verzeihen!
Eine Beerdigung ist immer eine emotionale Katastrophe – für die Hinterbliebenen und deren nahestehende Personen sowieso. Dass sich auf einer solch tragischen und beklemmenden Veranstaltung zwei Menschen über den Weg laufen und dieses Aufeinandertreffen einem Urknall gleicht, in einer späteren brodelnden, nicht aufzuhaltenden Besessenheit münden würde, kann wohl nur als Scherz des Universums bezeichnet werden.
Er stand mit seinen beiden Freunden in der Kirche in ihrer Nähe und wenn es Ashley nicht besser gewusst hätte, hätte sie geschworen, die drei seien einem Covershooting der Sports-Illustrated entlaufen. Abartig gutaussehende Kerle. Sofort schwirrten unanständige Bilder von ihnen durch ihren Verstand, halbnackt, und zum Anbeißen sexy. Beschämt, derartige Gedanken am dunkelsten Tag ihrer beiden besten Freundinnen zu haben, versuchte sie krampfhaft, nicht in die Richtung des Dunkelhaarigen mit den grünen Augen zu starren. Am Grab dann, als diese wandelnden Ausnahmezustände Erin und Elona kondolierten, erhaschte sie den Namen des Dunkelhaarigen: ein Ryan Barns …
Seine Stimme war ein melodisches Duett aus samtweichen Tönen und Akzentuierungen. Warm und schmelzend.
Sofort stellten sich gedanklich alle möglichen Situationen ein, in denen er mit dieser sündigen Stimme die einfachsten Inhalte in eine sexy Ansage verwandelte – Kopfkino on! Innerlich schimpfte sie sich eine Närrin und die schlechteste Freundin der Welt, so unkontrolliert auf einen Kerl, den sie nicht mal kannte, zu reagieren.
Als sie mit Erin vom Friedhof fuhr, konnte sie sich nicht länger zurückhalten und fragte, wer die drei waren, erntete allerdings einen bitterbösen Blick und ließ es darauf bewenden.
Beim Leichenschmaus ertappte sie sich dabei, wie sie, ohne es bewusst bemerkt zu haben, in seiner Nähe stand, den Gesprächen lauschte und verstohlen diesen Inbegriff von einem schönen Mann anschmachtete. Zwar war ihr letztes Abenteuer schon geraume Zeit her, aber dass sie derart verzweifelt auf einen Kerl reagierte, war neu. Nach einem Rundgang durch das imposante Haus wollte sie um die Ecke des Flurs in den Salon einbiegen, da lief ihr der ernst wirkende Ryan Barns über den Weg, sodass sie gegen ihn prallte.
Einen irritierenden Moment starrten sie sich an – gefangen, denn seine blassgrünen Augen bohrten sich mit einer Intensität in ihre, die ihr regelrecht unheimlich vorkam. Er hatte einen wahnsinnig betörenden Duft an sich, etwas Herbes, mit einer frischen Note kombiniert, der in ihrem Olfaktorium etwas auslöste, dass sie an einen aufregenden Abenteuerurlaub erinnerte.
Verrückt!
Als er sich von ihrem Anblick losriss, murmelte er eine Entschuldigung und rauschte davon, ließ Ashley atemlos zurück.
Natürlich konnte sie keine ihrer Freundinnen zu diesem Zeitpunkt ins Vertrauen ziehen, was musste ihr auch auf der Beerdigung der heißeste Kerl des Universums über den Weg laufen? Typisch.
Um nicht unangenehm in der Gesellschaft aus Geschäftsleuten, Kunden und Freunden aufzufallen, trat sie heraus auf die Terrasse. Die frische Luft klärte ihren männerverseuchten Verstand ein wenig und sie seufzte erleichtert auf. Ein Geräusch hinter ihr ließ sie zusammenfahren. Da stand Ryan Barns in all seiner mystischen Aura aus Unnahbarkeit und Kultiviertheit.
Unter normalen Umständen war Ashley sehr offenherzig, doch all das war wie weggefegt, als sie ihn ansah und nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Sein sicheres Auftreten verursachte in ihr ein emotionales Chaos, gab ihr das Gefühl, ein völlig durchgeknallter Freak zu sein, und das fühlte sich schäbig an. Etwas in ihr wollte ihm gefallen, wollte, dass er sie ernst nahm – etwas, das ihr sonst herzlich egal war, denn ihre Männergeschichten waren von kurzlebiger Natur und galten dem Spaß, dem Kick und waren meist schneller vorbei, als den Herren lieb war. Denn Ashley war nicht der Typ für mehr als ein paar heiße Stunden in den Kissen.
Warum bei Ryan Barns all das verrauchte und sie nicht wusste, wie mit ihm umzugehen war, konnte sie sich nicht erklären. Offenbar war ihr Männer-Radar kaputt. Vielleicht lag es aber auch an der düsteren Situation der Beerdigung, dass sie ihre Freundinnen nicht blamieren wollte.
Zu ihrem Entzücken kam er auf sie zu, stellte sich formvollendet vor, und als sie seine dargebotene Hand schüttelte, setzte die Zeit einen Augenblick aus. Wie in den kitschigen Filmen, über die sie sich so gerne lustig machte – jetzt passierte es ihr selbst und das verunsicherte sie zutiefst.
Gerade als er ansetzte, eine Frage zu stellen, rief einer seiner Freunde ihm zu, dass sie aufbrechen würden, und einen Augenblick huschte der Anflug eines gequälten Ausdrucks über das feingeschnittene Gesicht, aber er fing sich sofort wieder. Dann beugte er sich ein wenig vor und Ashley schloss die Augen. Er sog tief die Luft ein, nahm ihre Hand und hauchte mit seinen Lippen einen scheuen Kuss auf ihren Handrücken. Zoom – das war’s!
Damit rauschte er davon und ließ Ashley mit unbändigem Herzklopfen und tausend Fragezeichen im Kopf zurück.
In den folgenden Monaten überschlugen sich die Ereignisse bei den Schwestern. Das Familienunternehmen lag nun in den Händen von Elona und Erin, die sich zusammenraufen, ihre Differenzen beilegen mussten, um die feindliche Übernahme durch M & B Trading zu verhindern. Dabei kamen sich Tash Montgomery und Elona ziemlich nah, was die ganze Sache völlig aus dem Ruder laufen ließ. Gerade, als sie es offiziell machen wollten, gab es einen fiesen Skandal um Tash und eine angebliche Verlobung mit einer dubiosen Dame aus der Upper Class Londons, was Elona das Herz brach und die Schwestern an ihre Belastungsgrenze katapultierte. In all dem Chaos versuchte Ashley den Freundinnen zur Seite zu stehen, Tränen zu trocknen und für beide ein offenes Ohr zu haben.
Mit vereinten Kräften gelang es dem sexy Trio, die mediale Katastrophe abzuwenden, Tash und Elona legten ihre Krise bei und Erin, die bislang die leidenschaftliche Verfechterin eines männerfreien Lebens war, kam aus ihrem Schneckenhaus und ließ sich auf Initiative von Elona bei den gemeinsamen Abendessen sehen.
Bei diesen Gelegenheiten traf Ashley erneut auf Ryan. In den wenigen Stunden entflammte jedes Mal ein wahrer Funkenflug in ihrem System, denn auch wenn der zurückhaltende Ryan ihr lediglich glühende Blicke zuwarf, hielt sich die Konversation der beiden in Grenzen. Zwar hatte Ashely gehofft, dass sich Ryan durch die zartaufblühende Freundschaft zwischen den Schwestern und den drei Jungs ihr gegenüber offener zeigen würde, allerdings schien das nur ihr Wunsch zu sein. Da sie bisher kein Kind von Traurigkeit gewesen war, zuckte sie innerlich mit den Schultern und hakte den Kerl ab. Was soll’s, es gab genügend heiße Jungs da draußen, die eine Menge Spaß versprachen. Wenn er kein Interesse an ihr hatte, bitte, suchte sie sich halt jemand anderen.
Offenbar hatte das Universum ein Einsehen, denn beim nächsten Treffen der sechs fand sie sich zu ihrem Entzücken auf dem Weg zu ihrem Auto in Begleitung des zurückhaltenden Ryan wieder. Kaum waren sie um die Ecke gebogen, und so den Blicken der anderen entzogen, hielt er sie am Arm fest, sah ihr mit den blassgrünen Iriden, die an polierte Jade erinnerten, tief in die Augen und ihr Herz setzte einen Takt aus.
»Ich bin nicht gut in – Dates«, kam es scheu aus seinem Mund und bei dem Wort Date jubilierte ihre aufgekratzte Libido.
»Oh, das brauchst du bei mir auch nicht«, grinste sie ihn frech an und er sog scharf die Luft ein.
»Wie meinst du das?«
»Hör zu, mein Hübscher, ich stehe nicht so auf den Beziehungskram und bin eher … sagen wir so: Ich will Spaß haben. Unkomplizierten, heißen Spaß, wenn du verstehst, was ich meine.«
In seinem Blick funkelte es wissend auf. »Oh, ich verstehe nur zu gut. Ich bin auch nicht der Beziehungstyp.«
Beide starrten einander einen bedeutungsschwangeren Moment an, bevor er sich zu ihr beugte und ihr ins Ohr raunte: »Also, Red, da wir offensichtlich dieselben Interessen verfolgen, wie wäre es, wenn wir …?«
»Eins will ich vorher klarstellen«, fiel sie ihm ins Wort und sofort flackerte ein lauernder Ausdruck auf dem feingeschnittenen Gesicht auf. »Wir haben Spaß, es gibt keine Beziehungsstatusdiskussion und wir machen kein Drama draus.«
»Einverstanden!«, war seine knappe Antwort, die Ashely beruhigte. Nichts war schlimmer als ein weinerlicher Kerl, der ihr hinterherlief und sie anflehte, ihn nicht abzuschieben. Erbärmlich.
»Also, wo und wann wollen wir …?«
Bevor sie den Satz beenden konnte, nahm er ihr Gesicht in beide Hände und fuhr mit der Zungenspitze die Konturen ihrer Lippen nach, raubte ihr damit den Atem, und als sie protestieren wollte, legten sich diese fein gezeichneten Lippen auf ihre. Der unschuldige Kuss geriet nach wenigen Sekunden außer Kontrolle und beide fielen wild knutschend übereinander her – mitten auf der Straße.
Er war in genau der richtigen Dosis fordernd und gleichzeitig gab er ihr Raum. Nach Atem ringend lösten sie sich voneinander, sahen sich mit gierigen Blicken an.
»Ich wohne nur ein paar Minuten mit dem Auto von hier«, hauchte Ashley und Ryan nickte stumm.
Das erste Mal glich einem Hurrikan, der sich in gewitterartigen Lustwellen und donnernden Höhepunkten entlud. Intensiv, köstlich und sündig. Viel zu gut für einen One-Night-Stand.
Das zweite Mal – tja, das war eine im wahrsten Sinne heiße Geschichte. Wer in der Sauna schon mal Sex hatte, hat eine ungefähre Vorstellung, wie es dort zuging.
Das dritte Mal …
Er fickt mich! Oh, und wie er das tut. Unerbittlich jagt er meinen Orgasmus und hält mich am Rande des Wahnsinns, treibt sein schmutziges Spiel mit mir und ich liebe es!
Wimmernd kralle ich mich an seinen breiten Schultern fest, recke das Becken seinem entgegen und schreie lustvoll auf, als er so tief in mir ist, dass ich nicht weiß, wo er anfängt und ich aufhöre.
»Mehr, Ryan, verdammt, ich will mehr!«
»Du kleines Biest!« Seine Stimme ist samtig weich, hat allerdings diesen dominanten Unterton, der mich völlig wahnsinnig macht. Mit einem Ruck zieht er sich aus mir heraus, schmeißt mich auf den Bauch, und ich schnappe quiekend nach Luft.
Bevor ich weiß, wie mir geschieht, zerrt er meinen Arsch nach oben, sodass ich auf allen vieren vor ihm knie, und beugt sich mit seinem glühenden Körper gegen meinen Rücken.
»Ich werde dich so lange ficken, bis du nicht mal mehr deinen Namen kennst«, grollt er in mein Ohr und schon spüre ich seinen göttlichen Schwanz zwischen meinen Beinen.
Dieser Kerl ist nicht von dieser Welt. Sein Stehvermögen ist abartig und ich bin vollkommen verrückt danach!
Eigentlich wollten wir nur einen Quickie – so haben wir es genannt. Einmal in die Kiste und dann geht jeder seiner Wege. Eigentlich.
Tja, jetzt ist es das dritte Mal, dass wir uns spontan getroffen haben, uns die Kleider vom Leib rissen und den wildesten, versautesten und grandiosesten Sex aller Zeiten miteinander ausleben.
»Ich liebe deine nasse, enge Pussy«, keucht Ryan hinter mir und stößt hart zu. Mein ganzer Körper vibriert in einem irrlichtartigen Glitzern aus Lust und Gier.
Wenn er nicht gerade Millionenbeträge an Geld verschiebt und aberwitzige Finanzakrobatik betreibt, ist er ein wildes Tier im Bett – mit mir –, treibt den Dirty Talk auf die Spitze, dass selbst mir die Schamesröte auf die Wangen steigt, denn er tut dies mit einer aristokratischen Blasiertheit in der Stimme, die ich zum Niederknien finde.
»Tiefer!« Meine Stimme ist nur noch ein gutturales Kratzen.
Zu meinem Entzücken packt er fest in meine Hüfte und ich schreie den zweiten Orgasmus heraus. Er lässt mir jedoch keine Sekunde, um von dem Höhenflug zu landen, sondern schlingt den Arm um meine Brust, während er noch in mir steckt, lässt sich nach hinten fallen und ich komme auf ihm zum Sitzen. Es ist für meinen aufgewühlten Körper ein regelrechter Schock und mit ein paar wenigen Bewegungen sitzt er am Kopfende des Bettes gelehnt hinter mir, greift mir zwischen die Beine und – Himmel, ist das gut! – massiert meine pulsierende Klit.
»Du … Miststück!«, japse ich lustvoll auf, denn die prickelnden Ausläufer des abklingenden Höhepunktes entwickeln sich zu einer ungeahnt heftigen Kontraktion meines inneren Muskels.
»Viel zu viele Worte, Red!« In seiner Stimme schwingt eine raue, archaische Färbung mit, die mir den Rest gibt.
Unzusammenhängende Laute entweichen meiner Kehle, als Ryan unter mir das Becken bewegt und ich seine ganze Länge in jedem Nervenende meiner Vagina spüre und zerspringe. Ohne es richtig wahrzunehmen, hat er mich von seinem Schoß gehoben und nun liege ich völlig erschöpft auf dem Rücken, versuche mich zusammenzusammeln, als er über meine geschwollene Scham leckt und ich zitternd und wimmernd den Kopf hin und her werfe.
»Verdammt, du läufst ja aus«, höre ich ihn durch meinen nebulösen Zustand und dann ist er über mir, streicht mir das wirre Haar aus dem Gesicht und ich sehe in seinen jadefarbenen Augen nackte, rohe Leidenschaft. Heiß, hart und groß drückt sich sein Schwanz an meinen Eingang, teilt mein Fleisch und ich kann nicht verhindern, dass ich schluchze, so intensiv ist sein Eindringen.
»Ja, genau so!«, raunt er mir zu und ich merke, wie mir Tränen aus den Augenwinkeln laufen. Ich existiere nur noch als wogende Masse, bestehend aus Hormonen, Sinneseindrücken und synaptischen Kettenreaktionen, zusammengehalten von seinem glühenden Blick. Er küsst die Tränen weg und greift meine Hände – es fühlt sich nicht wie der Fick von eben an, nicht wie das wilde Gevögel, nein, es ist eine harmonische Orchestration aus Körper und Geist.
Ich zerspringe schluchzend erneut und er folgt mir mit einem lästerlichen Fluch auf den Lippen, was die tiefsinnige Situation etwas entschärft.
Gottlob!
Vollkommen aufgelöst dämmere ich wenige Augenblicke später selig auf den schimmernden Wellen meiner Befriedigung dahin, eingehüllt in den Duft aus Ryans teurem, exotischem Parfum, Sex und seinem himmlischen Eigengeruch, der mich zu Wachs in seinen Armen werden lässt.
Mitten in der Nacht wache ich durstig auf und stelle fest, dass er fort ist. Allerdings liegt auf dem Nachttisch ein Zettel, auf dem in seiner akkuraten, klaren Handschrift steht:
Es war wieder einmal hinreißend und atemberaubend!
Danke
Ryan
Lächelnd tappe ich ins Bad, zufrieden, dass er es genauso genossen zu haben scheint wie ich, putze mir die Zähne und hole mir eine Flasche Wasser ans Bett. Dieser Kerl hat erstaunliche Talente, bedenkt man, dass er unter Normalbedingungen eher schweigsam und analytisch unterwegs ist. Ich kam in den Genuss, ihn als leidenschaftlichen, wilden Krieger der Lust kennen und spüren zu lernen. Und ich muss zugeben, es gefällt mir viel zu gut!
Mädelsabend, einige Tage später
Wir sind gerade im Restaurant, das eher einer Bar gleichkommt, angekommen, als auch schon die Diskussion über die perfekte Destination der Flitterwochen losgetreten wird, da Elona bald heiraten wird. Es wird ein Medienspektakel, glaubt man den Klatschblättern. Sie und ihr angebeteter Tash sind wie geschaffen für diesen Zirkus, da sich die Öffentlichkeit nach dem damaligen Skandal sehr für das neue Glamourpaar interessiert, wobei beide allerdings die Aufmerksamkeit auf ihr neues Projekt lenken: Umweltschutz.
Wer hätte gedacht, dass sich der geldvernarrte Tash Montgomery von der fetten Kohle abwenden und in die Umwelt investieren würde? Okay, der Typ hat einen ganzen Berg gekauft – ja, ernsthaft. Ich war dort und es war atemberaubend – und damit meine ich nicht nur die Aussicht. Dort hatten Ryan und ich eine bewusstseinsverändernde Nacht, die in der Sauna begann und erst früh morgens endete. Wir schafften es gerade so in unsere Zimmer, bevor die Ersten zum Frühstück runtergingen.
Warum wir so ein Geheimnis darum machen? Erstens: Ich bin Single und glücklich. Zweitens: Es ist nur Sex, den wir gerade ausleben. Auch wenn der Ursprungsplan nur auf eine Nacht ausgelegt war. Aber was soll man machen, wenn es derart gut ist – wäre doch pure Verschwendung, oder? Also beschlossen wir, es als eine Art Friends-with-benefits-Arrangement zu halten, ohne Verpflichtungen, ohne Regeln. Nur Spaß. Denn in seinem Job und mit der neuen Firmenausrichtung hat er mächtig viel um die Ohren.
Da ich mit Erin, eine Kriegswalküre im Namen des Singledaseins, und mit Elona die personifizierte Beziehungselfen an meiner Seite hatte, und gerade mit dem Cousin des Verlobten meiner Freundin vögelte, erschien es mir geboten, diesen Umstand unter den berühmten Teppich zu kehren. Wer hätte auch ahnen können, dass Ryan derartig begnadet ist?
Jedes Mal, wenn wir mit den anderen sechs verabredet sind, empfinde ich unser schmutziges Geheimnis als höchst aufregend und ihm scheint es genauso zu gehen, denn wenn wir uns alle verabschiedet haben, wir allein sind, fällt er mich an wie ein ausgehungerter Wolf, und meist schaffen wir es nicht nach Hause, sondern legen einen heißen Zwischenstopp im Auto ein. Vollkommen irre!
Nun konzentriere ich mich jedoch auf Elona, die uns gerade erklärt, wie lang die Gästeliste jetzt schon ist, und ich bin höchst dankbar, nur als Gast dort zu sein und nicht im Mittelpunkt einer solch pompösen Veranstaltung zu stehen.
»Wenn Rose so weitermacht, ist bald halb England bei uns zu Gast«, stöhnt sie erschöpft über das Engagement ihrer zukünftigen Schwiegermutter auf und erntet ein freches Grinsen von Erin.
»Ich hab dich gewarnt. Du wolltest ja nicht hören.«
»Und mir diesen Traum von einem Kerl entgehen lassen? Auf keinen Fall«, zwinkert Elona zurück. »Wenn du wüsstest, was er alles …«
»O bitte, erspar mir die Details! Schlimm genug, dass er dir bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Zunge in den Hals steckt«, wimmelt Erin die Lobeshymne auf die Bettakrobatik ihres zukünftigen Schwagers ab und ich muss unweigerlich an Ryan denken.
»Jetzt hilf mir mal, Ashley. Sonst bist du immer ganz vorn dabei, wenn es um einen Kerl geht, und jetzt hüllst du dich in vornehmes Schweigen«, quengelt Elona gespielt beleidigt und ich nehme einen großen Schluck meines Moscow Mules.
»Wenn ihr mich fragt, hat sie alles richtig gemacht. Nur weil Erin beschlossen hat, den Rest ihres Lebens im Kloster zu verbringen, musst du dich dem nicht anschließen«, mache ich meine Ansage und klatsche mit Elona lachend ab.
»Haha, sehr witzig. Ich muss ja nicht in der Gegend herumvögeln, um mich gut zu fühlen. Außerdem: Wer sagt denn, dass ich keine Bettgeschichten hätte?«, kontert Erin hoheitsvoll.
»Ach wirklich? Dann lass mal hören.« Elona ist plötzlich ganz Ohr und auch ich neige neugierig ein wenig den Kopf, denn dass Erin mit einer Sex-Geschichte um die Ecke kommt, ist ein Novum.
»Nur weil ich keine BEZIEHUNG habe und keine will, heißt das doch nicht, ich würde nicht meine Portion Spaß bekommen.« Ein geheimnisvolles Lächeln umspielt ihre vollen, sinnlichen Lippen.
»Wie, das war’s?«
»Eine Lady schweigt und genießt!«, lässt sie uns mit einer perfekt gezupften, hochgezogenen Augenbraue wissen. Elona lässt jedoch nicht locker.
»Jetzt komm schon. Das kannst du doch nicht machen?«
»Oh, und wie ich das kann, und außerdem waren wir heute verabredet, um DIR mit der Flitterwochenplanung zu helfen. Also, beim letzten Mal waren wir bei Barbados stehengeblieben.« Grinsend verfolge ich den Schlagabtausch der beiden Schwestern, die sich seit der Familientragödie zusammengerauft haben und nun besser verstehen denn je.
Das Essen hier ist sehr gut und ich genieße gerade einen Bissen des Beef-Tatars, als Erin mich in die Seite stupst. »Hottie auf zwölf Uhr!«
Irritiert suche ich die Bar nach Ryan ab, nur um genervt festzustellen, dass er gar nicht hier und auch nicht gemeint ist, denn mein Blick bleibt an einem großgewachsenen, blonden Typen hängen, der mit einem Freund an der Bar einen Drink bestellt. Breites Kreuz, schmale Hüften, muskulöse Arme, die unter dem aufgekrempelten Hemd hervorschauen: genau mein Fall! Er dreht sich lachend um und sein Blick fällt auf uns Mädels, die wir wenige Meter von ihm entfernt hocken.
»Uhhhh, der ist ja zum Anbeißen«, raunt mir Erin ins Ohr und ich kann nur den heißen Kerl anstarren. Sie drückt den Rücken durch, setzt so ihre Oberweite gekonnt in Szene und ich beneide sie um die Fähigkeit, wie eine dieser Leinwandgöttinnen posieren zu können. Gut, damals war sie ein gefragtes Werbegesicht, bis ihr Manager und Verlobter sie verarscht hatte und sitzen ließ. Dabei hat sie alles verloren und ist seitdem auf dem Kriegspfad, was Kerle anbelangt. Dieser hier scheint ihr allerdings zu gefallen.
»Ja, das kannst du wohl laut sagen«, flüstere ich zurück und Elona verdreht schmunzelnd die Augen. Der Kumpel des Blonden schaut jetzt auch in unsere Richtung und fixiert mich dabei. Etwas schmaler als der Blonde, aber nicht minder attraktiv. Er wirkt wie das dunkle Gegenteil seines Freundes und ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe beim Gedanken an: RYAN – WAS??? Elona beobachtet amüsiert, wie Erin und ich uns von den zwei Hotties anflirten lassen, die zu meinem Entzücken auf uns zukommen. Der Dunkelhaarige nimmt meine Hand und haucht einen Kuss auf meinen Handrücken. »Ladys, guten Abend. Ich bin …«
»… am falschen Tisch, fürchte ich. Also zieht Leine!«, ertönt die samtig weiche, aber autoritäre Stimme von Ryan hinter mir, bei der ich erschrocken zusammenzucke.
Den ganzen Tag habe ich mich auf den Abend gefreut, denn Tash wollte bei dem Mädelsabend vorbeischauen, auf dem auch Ashley sein wird. Die freche Rothaarige raubt mir seit Wochen den Verstand und ich habe seit dem zweiten Mal Sex mit der Kleinen längst meine Komfortzone verlassen. Sie weckt etwas tief in mir, das ich verbannt habe: Vertrauen. Aber, verdammt, sie macht mich ganz kirre. Ihr biegsamer, zarter Körper mit der porzellanweißen Haut, die sich wie Seide unter meinen Fingerspitzen anfühlt. Mit ihrer frechen, lebensbejahenden Art und ihrer unbändigen Leidenschaft bringt sie es fertig, dass ich mich jeder Vernunft zum Trotz auf weitere Male mit ihr einlasse.
O Mann, und es ist heißer als heiß.
Sex ist immer gut, aber mit Ashely ist es so viel mehr. Natürlich ist da auch der Kick des Neuen, also nichts Ungewöhnliches, wenn man meiner Ratio Glauben schenken mag.
Wir waren gut essen und ich konnte Tash an der Nasenspitze ansehen, dass er am liebsten sofort aufbrechen wollte, kaum dass wir das Besteck auf den Tellern abgelegt hatten. Verliebter Irrer. Aber ich konnte ihn in gewisser Weise sogar verstehen. Denn die Aussicht, bald auf meine süße Rothaarige zu treffen, weckte auch in mir das Bedürfnis, die Lokation schneller als üblich zu wechseln. Wir betreten gerade die Bar, die die Mädels öfter besuchen, und entdecken die drei an einem Tisch in der Nähe der Bartheke, als sich zwei Kerle grinsend zu ihnen gesellen. Tash neben mir spannt sich automatisch an und bevor ich weiß, was ich tue, stehe ich hinter Ashley und blaffe den Kerl, der ihre Hand hält, zähnefletschend an.
Derartige Gefühlsausbrüche sind nicht meine Art, ich bin ein Kopfmensch, besonnen, auf die Sache bezogen und nicht beladen mit emotionalem Ballast. Warum ich dem Kerl gerade am liebsten die Nase einschlagen würde, ist mir schleierhaft.
Der blinzelt verdattert, lässt ihre Hand los und sie dreht sich mit offen stehendem Mund zu mir um. Tash hat beschützend die Arme um Elona geschlungen, während sich Wade neben den blonden Typen, der Erin anlächelt, drängt. Zum Glück scheinen die zwei kein ernsthaftes Interesse an einer Auseinandersetzung zu haben, denn der Blonde hebt beschwichtigend die Hände, entschuldigt sich, und deutet seinem Freund an, die Biege zu machen. Ashley funkelt mich wütend an, während Erin kopfschüttelnd Wades breites Grinsen kommentiert.
»Hey, wo kommt ihr denn so schnell her?«, rettet Elona die angespannte Situation, und um dem bitterbösen Blick, mit dem mich Ashely durchbohrt, zu entgehen, antworte ich ihr.
»Drüben war es langweilig und Tash quengelte die ganze Zeit rum, er wolle endlich zu dir – was soll man dagegen machen?« Sie strahlt erst mich und dann ihren Verlobten an, der mir einen warnenden Blick zuwirft, sich dann aber zu ihr beugt und ihr etwas ins Ohr flüstert, was ihre Wangen erröten lässt. Alter Schwerenöter!
»Und wie war der Abend bisher?«, fragt Wade mit einer Unschuldsmiene, die für sein gewieftes Ego völlig untypisch ist.
»Bevor ihr in den Flirt mit den beiden attraktiven Jungs geplatzt seid: ganz gut«, zischt Erin ihn genervt an, was an seiner aalglatten Fassade abperlt wie Wasser auf einer Glasscheibe.
»Die zwei Schnösel von gerade? Echt?« Gespielt erstaunt hebt er die Augenbrauen, wobei sich sein Blick in Erins bohrt – interessant. Ashley starrt mich weiterhin sardonisch an, was ich gekonnt ignoriere, und ich unterhalte mit Tash und Elona über ein zauberhaftes Strandhaus auf einer der kleinen Inselarchipele der Philippinen. Dort war ich vor einigen Jahren zum Tauchen und es war traumhaft. Dass mir dabei Bilder von Ashley in einem sehr knappen, sehr sexy Bikini in den Sinn kommen, hilft nicht wirklich, mein aufgewühltes Gemüt abzukühlen.
Eine halbe Stunde später ist die Stimmung wie gewohnt gelöst und locker, sehr zu meiner Beruhigung, denn es wäre mir verhasst, wenn der Abend wegen einer banalen Situation ruiniert wäre. Ashley hat sich den ganzen Abend mit Wade über eine Party in der Londoner Untergrundszene unterhalten und ist sichtlich angetrunken, was sonst nicht ihre Art ist.
Warum mir so etwas auffällt? Weil ich Muster erkenne, und passt etwas nicht zusammen, korrigiere ich es.
Wie ich Ashley von ihrem Alkoholpegel befreien soll, ist mir jedoch nicht ganz klar. Eine weitere halbe Stunde später steht sie schwankend auf und entschuldigt sich auf die Toilette, rempelt auf ihrem Weg durch die Gäste einige an, die sich nach ihr umdrehen, und innerlich stöhne ich über ihre Unbedarftheit auf. Mir vorzustellen, irgendein Kerl würde sie aufhalten, bringt mein sonst eher kühles Blut in Wallung. Natürlich fällt mir auf, dass sie länger wegbleibt als üblich. Also gehe ich ihr nach, finde sie an der Wand neben der Damentoilette gelehnt, mit bleichem Gesicht und in sich eingesunken.
»Hey, Fremde«, spreche ich sie leise an und sie öffnet mit schweren Lidern die geröteten, glasigen Augen.
»Hey, Fremder«, lallt sie ein wenig, was sich süß anhört.
»Du siehst etwas lädiert aus, wenn ich das sagen darf«, zwinkere ich ihr zu und sie streckt mir die Zunge raus. Die Zunge, die so unfassbar weich ist, und wenn sie damit meinen Schwanz entlangleckt … Mit einem leidenden Stöhnen richtet sie sich auf, schwankt auf den Stilettos, die sie trägt, um mir praktisch in die Arme zu fallen.
»Langsam, Red. Wir bringen dich wohl besser nach Hause.«
»Das war gemein von dir!«, gibt sie hitzig zurück und verwirrt sehe ich zu ihr herunter. »Du hast einfach den hübschen Kerl verjagt, das war nicht nett«, fährt sie gedehnt fort und beim Gedanken, wie besagter Kerl ihre Hand hielt, steigt Wut in mir auf. Aber hier ist weder der richtige Ort, noch ist sie in der Verfassung, mir zuzuhören. Also schiebe ich das dumpfe Gefühl, das in meiner Brust gärt, beiseite und bugsiere Ashley durch die Bar an den gaffenden Menschen vorbei zu unserem Tisch.
»Mein Gott, Ashley, was ist passiert?«, ruft Erin erstaunt auf, als sie uns entdeckt, und springt vom Stuhl.
»Die Gute hat etwas zu viel von dem Vodka gehabt«, grinse ich so unverfänglich, wie es mir möglich ist.
»O Mann. Das waren wirklich einige Gläser zu viel.« Lachend schüttelt Elona den Kopf und deutet auf die fünf leeren Gläser auf dem Tisch. »Und das, obwohl du Alkohol nicht gut verträgst.«
»Das war nur wegen des Kerls«, nuschelt Ashley und krallt sich an meinem Arm fest, um das Gleichgewicht zu halten. Ob sie damit mich oder den Dunkelhaarigen von eben meint, ist nicht ganz klar, versetzt mir allerdings einen Stich in die Brust.
»Der hübsche Dunkelhaarige, der dir Avancen gemacht hat? Ja, der war echt süß«, pflichtet Erin ihr verschmitzt bei und ich kann mir einen bitteren Blick nicht verkneifen. »Komm, Süße, ich bring dich nach Hause. Für dich ist der Abend gelaufen«, seufzt sie.
»Ich mach das schon. Genieß du den Abend«, grätsche ich sofort dazwischen und erstaunt sieht mich Erin an, während ich Tashs Blick förmlich in meinem Rücken fühle.
»Äh, okay, das ist nett von dir.« Erin klingt erleichtert, sich nicht mit dem desolaten Zustand ihrer Freundin herumschlagen zu müssen. Bevor ich mir irgendeinen dummen Spruch von Wade oder Tash anhören muss, helfe ich Ashley in ihren Mantel, bekomme von Erin ihre Handtasche in die Hand gedrückt und schiebe sie vor mir her Richtung Ausgang.
»Also, Leute, schönen Abend noch!« Geschafft! Sobald wir an der frischen Luft sind, atme ich geräuschvoll aus, denn ich bin mir sicher, dass die Jungs mir morgen im Büro tausend dämliche Sprüche an den Kopf werfen werden, aber das ist jetzt unwichtig, denn Ashley muss dringend nach Hause. Also verfrachte ich sie in mein Auto und fahre zu ihr.
Auf dem Weg ist sie eingenickt und ich bringe es nicht übers Herz, sie zu wecken, als wir bei ihr ankommen. Wie ein gefallener wunderschöner Engel sieht sie aus, als ich den Wagen parke und sie betrachte. Ihr herzförmiger Mund ist leicht geöffnet und ihre Augenlider flattern etwas. Mit einem Seufzer reiße ich mich von ihrem Anblick los, steige aus und gehe zur Beifahrerseite. Aus der Handtasche fische ich den Wohnungsschlüssel, nehme die Tasche über die Schulter und hebe sie aus dem Sitz. Ein leises Grummeln bringt sie protestierend zustande, doch ich küsse sie sanft auf die Stirn und sie lehnt den Kopf an meine Schulter.
Nur eine natürliche Reaktion auf die Bewegung. Nichts weiter.
Mit ein wenig Geschick gelingt es mir, die Tür mit ihr auf den Armen zu öffnen, und wir sind in ihrer Wohnung. Mit langen Schritten bringe ich sie direkt ins Schlafzimmer, lege sie vorsichtig aufs Bett und befreie sie von den Klamotten. All das bekommt sie nicht wirklich mit, murmelt nur unverständliches Zeug und lässt sich widerstandslos zudecken. Sie wird einen ordentlichen Kater haben, wenn sie morgen aufwacht. Damit sie nicht extra aufstehen muss, suche ich nach Aspirin und stelle die Tabletten mit einem Glas und der Wasserflasche auf ihren Nachttisch. Armes Ding!
Bevor ich allerdings gehe, setze ich mich auf die Bettkante und fahre mit der Fingerspitze die feingeschwungenen, dunklen Augenbrauen nach, die ihre großen Augen betonen. Sie sieht umwerfend schön aus. Der Drang, sie zu berühren, ist unglaublich stark und ich stelle erstaunt fest, dass das von Anfang an so war. Eher untypisch für mich. Aber dagegen aufbegehren will ich gar nicht, denn ich bin fasziniert von ihrer Reaktion auf mich und bekomme nicht genug von den zarten Seufzern oder ihrem lustvollen Stöhnen, wenn sie sich mir hingibt. Total verrückt!
Als würde sie meine Anwesenheit spüren, greift sie nach mir. Das ist zu viel.
Ohne weiter darüber nachzudenken, stehe ich leise auf, lege die Jacke ab, schlüpfe aus Schuhen und Hemd und lege mich vorsichtig neben sie. Sofort kuschelt sie sich seufzend an mich – seltsam, es fühlt sich nicht falsch an.
Sachte schiebe ich den Arm unter ihrem Nacken hindurch und so liegen wir aneinandergeschmiegt in ihrem Bett.
Was machst du denn da? Du wolltest sie nur sicher nach Hause bringen. Das hier geht in die völlig falsche Richtung!
Bevor ich meiner trockenen Ratio beipflichten kann, schlingt Ashley ihr Bein über meinen Oberschenkel und ich rieche ihren pudrig weichen Duft – das war’s. Sie in den Armen zu halten, löst ein befriedigendes Empfinden von Zufriedenheit in mir aus. Verblüffend, bedenkt man, dass wir ein rein körperliches Arrangement getroffen haben. Aber das hat es in sich.
Wider meiner Regeln und Grundsätze habe ich mich viel mehr auf sie eingelassen, als gut für mich ist. Bislang bin ich mit den kurzweiligen Affären meiner Spielgefährtinnen gut gefahren – klare Regeln, keine Gefühle und ein einfacher Exit.
Mit Ashley, tja, da scheinen gänzlich andere Gesetzmäßigkeiten zu gelten. Schon unser erstes Mal war eine brachiale Mischung aus ungehemmter Lust und zügellosem Verlangen, so als ob wir dem anderen beweisen wollten, wie viel mehr möglich ist. Es war nicht das routinierte Abarbeiten von Bedürfnissen. Vielmehr wollte ich sie erkunden, entdecken, wie sie auf mich, meine Berührungen reagiert. Sie war in dem Moment alles, was ich wollte. Ein gefährlicher Drahtseilakt, denn ich kann nicht zulassen, dass sie so nah an mich herankommt. Und doch liege ich nun mit ihr im Arm hier – was sich verdammt nochmal richtig anfühlt.
Mein pubertärer Ausbruch in der Bar war einfach nur lächerlich. Als ich diesen Kerl bei ihr sah, wie er ihre Hand hielt – es war ein Reflex, unbewusst, aber mit einem bitteren Beigeschmack. Derartige Reaktionen sind mir fremd.
Sonst hat mein kühles, berechnendes Wesen mich und auch die Jungs so manches Mal vor einer unnötigen Auseinandersetzung bewahrt. Zudem hilft mir das Training, stets die Kontrolle über mich zu behalten. Wade macht sich zwar über meine Meditationen und Übungen lustig, es imponiert ihm allerdings, wenn ich dadurch mit der gebotenen Distanz in Konfliktsituationen die Wogen glätte.
Ashleys feingliedrigen Körper zu halten, ist gleichermaßen aufregend und erschreckend zugleich. So viel Nähe ist erschreckend. Erschreckend gut!
Nachdenklich starre ich ins Dunkel, nicht sicher, was ich von all dem halten soll. Vielleicht sollte ich es beenden. Es war ein irrwitziges, phänomenales Abenteuer, nur jetzt wird es zunehmend unkontrollierbar.
Beim Gedanken daran, dass ich Ashley auf den gemeinsamen Treffen eines Tages mit einem anderen Kerl sehen könnte, zieht sich jedoch alles in mir zusammen.
KeineChance!
Um die galligen Empfindungen abzustreifen, atme ich den Duft ihres ketchuproten Haares ein, vergrabe die Nase darin und verschränke die Finger mit ihren, die auf meiner Brust ruhen. Ein wohliges Seufzen gibt sie von sich und ich schließe die Augen, um den Moment zu genießen.
Mir ist unglaublich warm und grummelnd will ich mich freistrampeln, stoße jedoch auf Widerstand. Irritiert drehe ich mich um und reiße erschrocken die Augen auf, als mir der wohlvertraute Geruch eines gewissen Gentlemans in die Nase steigt, der mich halb unter sich begraben hat.
WiezumTeufelkommtderinmeinBett?
Bevor ich mir auf die Frage einen Reim machen kann, empfangen mich dröhnende Kopfschmerzen, die der gestrigen Vodka-Schlacht geschuldet sind. Ach ja, und dem idiotischen Auftritt von Ryan.
Langsam fallen die Puzzleteile in ein Gesamtbild und ich erinnere mich dunkel daran, wie er mich vor den Toiletten aufgabelte. Dann hat er mich wohl nach Hause gebracht. Und ins Bett gesteckt. Und ausgezogen, wie ich erstaunt feststelle. Mein Retter liegt friedlich schlafend vor mir, die feingeschnittenen Gesichtszüge entspannt, und ich ertappe mich dabei, wie ich ihn viel zu lange anschmachte. Ja, anders kann ich es nicht bezeichnen, denn ich präge mir jede feine Linie ein, die seine Augen einrahmen, die gerade Nase, die in einer runden Spitze endet. Seine weichen, ebenmäßig gezeichneten Lippen, die so unverschämte Dinge tun und so versaute Sachen sagen können, die markante, scharfgeschnittene Kinnlinie, die seinem Gesicht diesen herben, aristokratischen Zug verleiht. Dieser Mann ist alles andere als gewöhnlich. Messerscharfer Verstand in höllisch scharfem Körper – eine teuflisch gute Mischung, die sich gerade regt und langsam die jadefarbenen Augen öffnet.
»Guten Morgen, Red«, murmelt er mit einem wahnsinnig sexy kratzigen Unterton in der Stimme.
»Äh, ja, guten Morgen«, kriege ich leise heraus, verwirrt, wie ich mit der Situation umgehen soll. Für gewöhnlich bleibt keiner meiner Bettgefährten über Nacht. Aber über gewöhnlich sind Ryan und ich irgendwie längst hinaus und jetzt ist er hellwach, mit einem lustverhangenen Gesichtsausdruck, der mir sofort zwischen die Beine fährt, obwohl ich unter den Nachwehen des gestrigen Vodka-Konsums leide. Bevor ich einen schnippischen Kommentar abgeben kann, steht er auf, kippt Wasser in das Glas und lässt zwei Aspirin hineinfallen.
HateretwagesternalldasanmeinBettgestellt?Dasist…
»Hier, runter damit. Du hast sicher einen Brummschädel«, kommt er mir zuvor und hält mir das Glas mit der rettenden Flüssigkeit unter die Nase. Schnell kippe ich das Wasser herunter und verziehe das Gesicht beim fiesen Geschmack der Tabletten.
»Soll ich einen Kaffee machen?«, fragt er und überfordert nicke ich, denn bislang war ich nie in der Verlegenheit, einen Mann in meiner Wohnung verköstigen zu müssen. Dass er für uns Kaffee zubereiten will, setzt dem Ganzen die Krone auf. Ryan nimmt mein verdutztes Schweigen als Zustimmung und schlendert in die Küche, als hätte er das schon hundert Mal gemacht. Stöhnend lasse ich mich zurück in die Kissen sinken und hoffe, die Aspirin wirken schnell.
Ich scheine darüber nochmal eingedöst zu sein, denn der Duft von frischaufgebrühtem Kaffee und die zarte Berührung von Ryans Lippen auf meiner Stirn lassen mich die Augen aufschlagen. Er steht angezogen wie das blühende Leben vor dem Bett und ich beneide ihn für die Fähigkeit, so schnell in einen repräsentablen Zustand zu schlüpfen.
»Danke.« Ich nehme den Becher entgegen, genieße den ersten Schluck und sehe ihn dann etwas besänftigt an.
»Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, hier übernachtet zu haben. Aber du warst in keiner guten Verfassung gestern«, bemerkt er.
»Äh, ja, danke – fürs Heimbringen und … den Kaffee«, antworte ich leise. Ich will nicht so zickig sein, will nicht, dass er denkt, ich finde es nicht irrsinnig süß von ihm, so besorgt um mein Wohlergehen zu sein, und doch grollen mein Stolz und der Freiheitsdrang im Hintergrund ihren Unmut heraus. Der forschende Blick von ihm macht mich zudem nervös und um die Deckung nicht völlig fallen zu lassen, gehe ich in die Offensive. »Also wenn du Zeit für einen Quickie hast, kannst du gerne bleiben. Anderenfalls solltest du zur Arbeit. Die warten sicher schon auf dich.«
Nur das Aufblitzen seiner Augen verrät, dass er nicht begeistert von meiner Aufforderung ist. »Du hast recht. Ich bin spät dran. Gute Besserung und … bis bald!«
Damit dreht er sich um und rauscht aus der Tür. Ein merkwürdig leeres Gefühl stellt sich ein, als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt und ich angespannt die Schlafzimmertür anstarre. Warum fühle ich mich, als hätte ich ihm in die Eier getreten? Er war so fürsorglich und ich verhalte mich wie die Oberzicke vom Dienst.
Bescheuert!
Groggy schleppe ich mich ins Bad und muss bestürzt feststellen, dass ich grauenvoll aussehe – Alkohol und Ashely vertragen sich nicht gut. Aber das kriegt man mit einer Dusche und ein wenig Make-up wieder in den Griff. Danach fühle ich mich viel besser und verdränge das dumpfe Gefühl, so gut es geht. Es ist nur Spaß und das hat er immer betont. Mehr will ich nicht. Oder?
Resolut rufe ich mich im Geiste zur Räson – sicher ist mein mimosenhaftes Verhalten dem Kater geschuldet, der mich heute im Griff hat. Jetzt ist die Welt jedoch wieder geradegerückt und ich kann den Tag genießen.
Das Schöne an einer freiberuflichen Tätigkeit ist, man kann sich seine Arbeitszeit frei einteilen und so befinde ich mich auf dem Weg in den Battersea-Park. Dort spaziere ich gerne um den See, setze mich auf eine der Bänke und beobachte die Schwäne und Enten. Klingt albern und kindisch, aber ich kann dort entspannen und komme auf andere Gedanken. Und gerade will ich unbedingt Ryan Barns aus dem Kopf bekommen, der viel zu präsent ist. Immerhin bin ich in seinen Armen aufgewacht. Und bei Gott, dieser Kerl riecht unbeschreiblich toll, fühlt sich verboten gut an und verwandelt mich mit seinem unverschämt sexy Lächeln in eine sabbernde Tussi – höchst bedenklich und sehr uncool.
Mit dem Laptop bewaffnet hocke ich eine Stunde später nach einem entspannenden Spaziergang um den See auf einer sonnigen Parkbank. Derzeit arbeite ich am Entwurf eines neuen Werbeprojektes für einen Kunden, der mir völlig freie Hand lässt – ein absoluter Glücksgriff, normalerweise, nur heute will mir partout nichts Inspirierendes zu Bio-Produkten und Naturkosmetik einfallen. Dafür spukt mir mein jadeäugiger Bettdompteur durchs Hirn.
Konzentriert starre ich auf den Bildschirm, habe einige Fotos und Texte vor mir, die ich bis letzte Woche für gut befunden hatte, mir jetzt allerdings fad und nichtssagend erscheinen.
Duhättestnichtsoabweisendseindürfen.Immerhinwillstdu ihnbeeindrucken.Aberwarumeigentlich? EristeinKerlwiejederandereauch.
Blödsinn,dasisterschonlangenichtmehrunddasweißtdunurzugut!Dafür fühlt es sich viel zu intim an.
Ach du Schande – Intimität. Das bedeutet immer gleich Verantwortung.
Hörst du dir selber eigentlich zu?
Was wäresoschlimmdaran,wennesmehralsnureineBettgeschichteist?
Einfachalles. DanngibtesRegeln,KompromisseundeswirdschlagartigzurFlauteimBettkommen.
SoeinQuatsch.SchaudirElonaundTashan, beidenensprühendieFunken,obwohldiezweiverlobtsind.
UndwennerjetztsaueraufdichistunddasGanzebeendet?MIST!
Mir schwirrt der Kopf und die abstrusen Gedanken heben Ryan und unser Sex-Abenteuer in Höhen, aus denen ich mich bisher schön rausgehalten habe. Zu meinem Leidwesen flüstert mir der romantische Teil meines Gewissens zu, ihn anzurufen, über meine Regeln hinwegzusehen und mich darauf einzulassen.
Undwennerdazugarnichtbereitist?
ErhatdirKaffeegemachtundbeidirübernachtet.
Naund?EristwieichnichtandemBeziehungskrempelinteressiert–nurSpaß.
»Hey, Fremde«, ertönt seine Stimme durchs Telefon. Verwirrt stelle ich fest, dass ich in all dem Gedankenwust seine Nummer gewählt habe.
OMann,esstehtschlimmerumdich,alsdudenkst,Ashley
Symonds.
»Äh, ja. Hi, Fremder«, antworte ich zögerlich und hoffe, er bemerkt das Zittern meiner Stimme nicht.
»Geht es dir gut?« Im Hintergrund fällt eine Tür ins Schloss. Er scheint in sein Büro gegangen zu sein.
»Ja. Ja, mir geht's gut. Ich – ähm, also es war heute früh irgendwie … ach, Mist. Es tut mir leid«, stammele ich aufgewühlt vor mich hin, ohne recht zu wissen, was ich eigentlich sagen will.
»Hey, schon in Ordnung. Es war ja nicht abgemacht, dass ich bei dir übernachte. Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht«, beruhigt er mich und in seiner Stimme liegt ein weicher, wohlwollender Ton, der mir den Mut gibt, nicht durchzudrehen.
»Das ist sehr nett von dir. Danke.«
»Nicht dafür.« Einen Augenblick herrscht eine beklemmende Stille und ich wage kaum, zu atmen. Sowas kenne ich nicht. Wieder rettet mich Ryan, indem er den Faden aufgreift, und mir so Zeit verschafft, mich zu sammeln. »Hör mal, es klingt jetzt vielleicht etwas schräg, aber hättest du Lust, heute Abend mit mir was essen zu gehen?« Bei seinen Worten schlägt mir das Herz bis zum Hals.
FragterdichgeradenacheinemDate – ganz offiziell?
»Also, ist nur ein Vorschlag. Wenn du schon was vorhast, verstehe ich …«
»JA!« Wie aus der Pistole geschossen kommt die Zusage, ohne dass ich es hätte verhindern können.
»Das ist … toll.« Er hört sich erstaunlich erleichtert an und ich frage mich, ob der sonst so berechnende, und selbstbeherrschte Ryan Barns etwa nervös war, mich zu fragen. »Wo magst du denn hingehen?«
»Oh, es gibt da ein kleines, französisches Bistro. Ist wahrscheinlich nicht die gehobene Snobküche, die du gewöhnt bist …«
»Hey, ich bin nicht versnobt«, wehrt er meinen Kommentar lachend ab und ich sehe ihn praktisch vor mir, wie er mich mit dem intensiven, durchdringenden Blick mustern würde, wäre er jetzt hier.
»Ein wenig schon. Aber das ist in Ordnung«, entschärfe ich meine Aussage und er schnaubt, was mich wiederum zum Lachen bringt.
»Ist es dir recht, wenn ich dich um 19 Uhr abhole?« Jetzt klingt er wieder ganz wie der aristokratische Geschäftsmann, der alles im Griff hat.
Faszinierend!
»Du darfst.«
»Gut.«
»Also …«
»Ich freue mich auf dich!«
AchdumeineGüte!
»Oh«, ist alles, was mir dazu einfällt und Ryan räuspert sich. »Äh, ja, ich mich auch«, ringe ich mir ab und kneife die Augen zu, während mein Herz wie ein aufgescheuchter Kolibri in meiner Brust flattert.
»Bis heute Abend. Und komm wieder runter, ist nur ein Abendessen«, lässt er mich wissen, doch ich kann das Grinsen in seiner Stimme nur zu deutlich hören.
ArroganterIdiot!
»Ja, schon gut. Bis nachher.« Und damit lege ich schnell auf, bevor ich wieder etwas Unqualifiziertes von mir gebe.
Kurz darauf stellt sich ein unkontrollierbares Kichern, gefolgt von einer leichten Panikattacke, ein: Was um alles in der Welt soll ich heute Abend anziehen?
Sie hat zugesagt.