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Dies Buch ist keine vollständige Hymnensammlung; ich habe nur einige der schönsten Hymnen aus dem Schatz der katholischen Kirche übertragen. Dabei kopiere ich nicht immer das Metrum der Originale. Auf Reime verzichte ich, da das Lateinische viel reimfreudiger ist als das Deutsche und eine Kopie des Reimschemas oft gezwungen klingt. Zwei der hier vorgestellten Werke sind keine Hymnen, keine Preislieder, - das 24. Lied der Carmina Burana handelt von der Hinfälligkeit der Welt, und Omnis mundi creatura des Alanus ab Insulis beschreibt die Vergänglichkeit des Menschen. Beide Lieder beinhalten die Aufforderung zu einem christlichen, von materiellen Werten unbeeindruckten Leben. Ich habe sie aufgenommen, weil ich auch hierin eine Form des Gotteslobes sehe - und weil ich sie schön finde und sonst nicht weiß, wohin damit. Das mittelalterliche Latein wurde anders geschrieben als das klassische; so wurden æ und œ zu e, t und c vor hellen Vokalen zu z. Die klassische Schreibweise ist aber seit der Renaissance wieder üblich und wird (leider) auch im Brevier und im Graduale angewandt. Dadurch ist sie vielen Lateinkundigen weit geläufiger als die Schreibweise der Originale, und so habe ich sie widerwillig übernommen. Die Doxologien am Ende einiger Hymnen sind spätere Zutaten; ich habe die Doxologien nur dort übernommen, wo sie vermutlich schon im Original verwendet wurden. Ich habe im übrigen bei allen Hymnen versucht, spätere Textabwei-chungen zu vermeiden, habe aber weder die Fähigkeit noch die Zeit, hier noch größere Pingelei aufzuwenden als bei Wortwahl und Metrum meiner Übertragungen. Nach den vielen lateinischen Hymnen bilden den Abschluss dieser Sammlung drei Gesänge in neueren Sprachen. Zu Wort kommen die Kirchenlehrer Alfonso Maria de Liguori und Thérèse de Lisieux sowie eine fast unbekannte Autorin des 19. Jhs., C. Maude Battersby.
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Seitenzahl: 58
Veröffentlichungsjahr: 2016
für Pfr. Klaus-Michael Scheele
Claudia Sperlich
Hymnarium
lateinische Hymnen der Kirche neu übersetzt
© 2016 Claudia Sperlich
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
Einband: Bearbeitung eines Bildes aus dem Codex Bruchsal:
Christus Pantokrator, um 1220,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe
Paperback
ISBN 978-3-7345-1244-5
Hardcover
ISBN 978-3-7345-1245-2
e-Book
ISBN 978-3-7345-1246-9
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Ambrosius von Mailand
Æterne rerum conditor - Der Dinge ewger Schöpfer Du
Iam surgit hora tertia - Schon hebt die dritte Stunde an
Deus creator omnium - Gott, Du bist Schöpfer allen Seins
Intende, qui regis Isræl - Hör uns, Du Hirte Israels
Æterna Christi munera - Die ewge Gnade unsres Herrn
Splendor paternæ gloriæ - Glanz von des Vaters Herrlichkeit
Ambrosianische Hymnen
Aurora lucis rutilat - Der Morgen glänzt wie rotes Gold
Aurora cælum purpurat - Den Himmel rötet Morgenlicht
Iam lucis orto sidere - Schon steigt herauf das Lichtgestirn
Christe Redemptor omnium - Christus, Erlöser aller Welt
Verbum supernum prodiens - Du Wort des Himmels
Te lucis ante terminum - Dich, der von grenzenlosem Licht
Aurelius Prudentius Clemens
Ales diei nuntius - Auf Schwingen Tages Herold kommt
Hrabanus Maurus
Veni Creator Spiritus - Komm, schöpfrischer Geist, besuche
Alanus ab Insulis
Omnis mundi creatura - In der Welt ein jedes Wesen
Stephen Langton
Veni Sancte Spiritus - Komm, Du Heiliger Geist
Anonymus: Carmina Burana 24
Iste mundus furibundus - Falsche Freuden zu vergeuden
Anonymus: Dies Iræ
Dies iræ - Tag des Zornes
Johannes Fidanza Bonaventura
Recordare sanctæ crucis - Freue dich des heilgen Kreuzes
Thomas von Aquin
O sacrum convivium - O heiliges Gastmahl
Sacris solemniis - Heiliger Brauch, der mit Freuden
Adoro Te devote - Dich, verborgne Gottheit
Pange lingua - Singe, Zunge, das Geheimnis
Verbum supernum prodiens - Das Wort des Himmels, das …
Lauda Sion Salvatorem - Preise, Zion, den Erlöser
Anonymus: Stabat Mater
Stabat Mater dolorosa - Voller Schmerzen stand die Mutter
Alfonso M. de Liguori
O Pane del Cielo - In diesem Schleier, Himmelsbrot
Thérèse de Lisieux
Mon Chant d’aujourd’hui - Mein Lied vom Heute
C. Maude Battersby
An Evening Prayer - Abendgebet
Vorwort
Dies Buch ist keine vollständige Hymnensammlung; ich habe nur einige der schönsten Hymnen aus dem Schatz der katholischen Kirche übertragen. Dabei kopiere ich nicht immer das Metrum der Originale. Auf Reime verzichte ich, da das Lateinische viel reimfreudiger ist als das Deutsche und eine Kopie des Reimschemas oft gezwungen klingt.
Zwei der hier vorgestellten Werke sind keine Hymnen, keine Preislieder, – das 24. Lied der Carmina Burana handelt von der Hinfälligkeit der Welt, und Omnis mundi creatura des Alanus ab Insulis beschreibt die Vergänglichkeit des Menschen. Beide Lieder beinhalten die Aufforderung zu einem christlichen, von materiellen Werten unbeeindruckten Leben. Ich habe sie aufgenommen, weil ich auch hierin eine Form des Gotteslobes sehe – und weil ich sie schön finde und sonst nicht weiß, wohin damit.
Das mittelalterliche Latein wurde anders geschrieben als das klassische; so wurden æ und œ zu e, t und c vor hellen Vokalen zu z. Die klassische Schreibweise ist aber seit der Renaissance wieder üblich und wird (leider) auch im Brevier und im Graduale angewandt. Dadurch ist sie vielen Lateinkundigen weit geläufiger als die Schreibweise der Originale, und so habe ich sie widerwillig übernommen.
Die Doxologien am Ende einiger Hymnen sind spätere Zutaten; ich habe die Doxologien nur dort übernommen, wo sie vermutlich schon im Original verwendet wurden.
Ich habe im Übrigen bei allen Hymnen versucht, spätere Textabweichungen zu vermeiden, habe aber weder die Fähigkeit noch die Zeit, hier noch größere Pingelei aufzuwenden als bei Wortwahl und Metrum meiner Übertragungen.
Nach den vielen lateinischen Hymnen bilden den Abschluss dieser Sammlung drei Gesänge in neueren Sprachen. Zu Wort kommen die Kirchenlehrer Alfonso Maria de Liguori und Thérèse de Lisieux sowie eine fast unbekannte Autorin des 19. Jhs., C. Maude Battersby.
Ambrosius von Mailand 339-397
Ambrosius verdanken wir einige der schönsten Hymnen. Sein Stil – Strophen zu vier vierhebigen jambischen Versen – wurde oft kopiert. Nur bei vier Hymnen ist seine Urheberschaft eindeutig von Augustinus (354-430) bezeugt, bei Æterna Christi munera (Die ewge Gnade unsres Herrn) und Splendor paternæ gloriæ (Glanz von des Vaters Herrlichkeit) wahrscheinlich, bei vielen zweifelhaft oder ausgeschlossen. Unter der Überschrift Ambrosianische Hymnen stehen einige der letzten Gruppe.
Æterne rerum conditor,
Noctem diemque qui regis
Et temporum das tempora,
Ut alleves fastidium.
Præco diei iam sonat,
Noctis profundæ pervigil,
Nocturna lux viantibus,
A nocte noctem segregans.
Hoc excitatus lucifer
Solvit polum caligine.
Hoc omnis erronum chorus
Viam nocendi deserit.
Hoc nauta vires colligit
Pontique mitescunt freta.
Hoc ipsa petra ecclesiæ
Canente culpam diluit.
Surgamus ergo strenue!
Gallus iacentes excitat
Et somnolentos increpat,
Gallus negantes arguit.
Gallo canente spes redit,
Ægris salus refunditur,
Mucro latronis conditur,
Fides lapsis revertitur.
Iesu, labantes respice
Et nos videndo corrige.
Si respicis, lapsus cadunt
Fletuque culpa solvitur.
Der Dinge ewger Schöpfer Du,
Die Nacht beherrschst Du und den Tag,
Du gibst den Jahreszeiten Zeit
Und milderst so den Überdruß.
Des Tages Herold ruft schon aus,
Der wachsam ist in tiefer Nacht,
Der Nachts den Wanderern ist Licht,
Indem er sondert Nacht von Nacht.
Da löst erwachter Morgenstern
Den Himmel aus der Finsternis,
Da lässt die Vagabundenschar
Von unheilvollen Wegen ab.
Da schöpft der Seemann neue Kraft,
Und Meereswogen legen sich,
Da wird vorm Künder seiner Schuld
Der Fels der Kirche selber weich.
So lasst uns aufstehn, tätig sein,
Die Ruhenden erweckt der Hahn,
Die Schläfrigen ermuntert er,
Die Leugner überführt der Hahn.
Vom Hahnenschrei geht Hoffnung aus,
Das Heil wird Kranken neu geschenkt,
Geborgen wird des Räubers Schwert,
In Sündern wird der Glaube neu.
Jesus, sorg Du für den, der fällt,
Und leite uns durch Deinen Blick;
Wenn Du sorgst, sinken Sünden hin,
In Tränen wird die Schuld gelöst.
…
Tu lux refulge sensibus,
Mentisque somnum discute.
Te nostra vox primum sonet,
Et ore psallamus tibi.
Sit, Christe, rex piissime,
Tibi Patrique gloria
Cum Spiritu Paraclito,
In sempiterna sæcula.
Iam surgit hora tertia,
Qua Christus ascendit crucem,
Nil insolens mens cogitet
Intendat affectum precis.
Qui corde Christum suscipit,
Innoxium sensum gerit
Votisque præstat sedulis
Sanctum mereri Spiritum.
Hæc hora quæ finem dedit
Diri veterno criminis,
Hinc iam beata tempora
Cœpere Christi gratia.
Iesu, tibi sit gloria,
Qui morte victa prænites,
Cum Patre et almo Spiritu
In sempiterna sæcula.
Du Licht, strahl in den Sinnen auf
Vertreibe unsres Geistes Schlaf.
Dich nenne unser erstes Wort,
Und unser Loblied gelte Dir.
Du gnadenvoller König Christ,
Preis sei Dir und dem Vater, Preis
Dem Tröster auch, dem Heilgen Geist,
Jetzt und in alle Ewigkeit.
Schon hebt die dritte Stunde an,
Da Christus aufstieg an dem Kreuz.
Der Geist erwäge nichts im Stolz,
Er lenke Neigung zum Gebet.
Wer Christus in dem Herzen trägt,
Hegt einen makellosen Sinn,
In zuversichtlichem Gebet
Zeigt er sich Heilgen Geistes wert.
Die Stunde hat den Tod gebracht
Dem Unrat grauenhafter Schuld,
Schon angebrochen ist seitdem
Durch Christi Gnade sel’ge Zeit.