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ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH? - Im 3. Buch der ALBINO-Trilogie wird der weitere Weg von Albino zurück zu seinen afrikanischen Wurzeln beschrieben. 1. Buch: EIN MIGRANT OHNE NAMEN: Albino wurde einst als afrikanischer Migranten, 15-jährig, ohne Papiere, ohne Geld, multiple behindert, von der Schweizer Grenzwache aufgegriffen. Er ist ein Albino-Mensch mit heller Haut und hellen Haare. Gehörlos und stark sehbehindert ist eine Kommunikation schwierig. Man nennt ihn Albino. Bei einem Anschlag auf das Schweizer Asylantenheim wird er verletzt, erlangt aber bei diesem Ereignis seine Hörfähigkeit zurück. Augenoperationen bringen ihm die Sehfähigkeit zurück. Weil Albino weit überdurchschnittlich intelligent ist, wird ihm ein Studium ermöglicht. Ein Amerikanischer Firmenbesitzer wird auf Albino aufmerksam, er engagiert Albino in seiner Firma. Albino und die Tochter des Firmenbesitzers verlieben sich und heiraten, haben ein Kind. Weil der Schwiegervater stirbt, übernimmt Albino die Firmenleitung. Doch Albino wird vom Glück verlassen: Albinos Gattin Sidonie wird von Corona dahingerafft. Im zweiten Buch DAS ORAKEL VON MACAO wird ein Geheimnis gelüftet: Sidonie kam nicht zu Tode, sondern wurde entführt. Sidonie wird auf dramatische Weise befreit.
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Seitenzahl: 338
Veröffentlichungsjahr: 2023
www.tredition.de
HERMANN GRABHER
Ich, aus seinem Bein und Fleisch?
Roman
© Copyright by Hermann Grabher 2023
Buchsatz von tradition, erstellt mit tredition Designer
ISBN Softcover:
978-3-347-87868-6
ISBN Hardcover:
978-3-347-87877-8
ISBN E-Book:
978-3-347-87880-8
Gross-Schrift:
978-3-347-87881-5
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition Gmbh, Halenreie 40-44, D-22395 Hamburg
Das Werk, einschliesslich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung «Impressumservice», Halenreie 40-44, D-22359 Hamburg Deutschland.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH?
I EIN MIGRANT OHNE NAMEN
II DAS ORAKEL VON MACAO
III ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH?
I Was bisher geschah
II Was bisher geschah
III ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH?
1 Die Hausherrin ist zurück
2 Druck von oben
3 Selinas Emanzipierung
4 Ein Problem erledigt sich selbst
5 Austarierung offener Rechnungen
6 Schmerzhafter Vertrauensverlust
7 Und alles soll gut werden
8 Neues Jahr, Neues Glück?
9 Eine unerwartete Attacke
10 Und das Leben geht weiter
11 Vieraugengespräch
12 Die Vergangenheit Lässt grüssen
13 Die Expertin vermittelt Wissen
14 Reisen in schwierigen Zeiten
15 Mikado
16 Verstörende Nachrichten
17 Ungebetene Gäste
18 Aufräumen von Pendenzen
19 Die Firma blickt in die Zukunft
20 Bizarre Kontaktnahme
21 Rekognoszierungen
22 Brisantes Fragenzeichen
23 Angenehme Tage
24 Ein einsamer Entschluss
25 Warten auf den Showdown
26 Der Ort seines Ursprungs
27 Alles sei okay
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ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH?
27 Alles sei okay
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ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH?
Die ALBINO Trilogie umfasst die nachfolgend aufgeführten Bücher, dabei ist ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH? das dritte Buch. Als Einführung werden Buch EINS und Buch ZWEI in Kurzfassungen vorgestellt.
I EIN MIGRANT OHNE NAMEN
Im Sommer 2010 ergreift die Schweizer Grenzwache einen jungen Afrikaner, der von Österreich aus die Grenze illegal überschritten hat. Der Migrant hat ein auffälliges Aussehen: Er ist ein Albino mit heller Haut und goldschimmerndem Haar. Der gross gewachsene Junge wird zirka 15-jährig geschätzt. Er hat weder Gepäck noch Papiere bei sich, auch kein Handy. Er kann sich nicht ausweisen. Er ist taub und schwer sehbehindert, sodass eine Kommunikation mit ihm ausgeschlossen ist. Er hat keinen Namen. Sie nennen ihn Albino. Schnell wird ersichtlich, dass Albino aussergewöhnlich intelligent ist. Bei einem Terroranschlag auf das Asylantenheim in dem er wohnt, wird Albino schwer verletzt. Durch dieses Ereignis erlangt er andererseits seine Hörfähigkeit zurück. Medizinische Eingriffe ermöglichen ihm zudem eine normale Sehfähigkeit. Pia, die Frau des Asylantenheim-Verwalters, von Beruf Lehrerin, vermittelt Albino vorerst das Erlernen der deutschen Sprache und anschliessend die Basisschulbildung – im Schnelldurchlauf. Diese befähigt ihn sogar anschliessend das Gymnasium zu besuchen mit Matura-Abschluss und Universität. Dabei wird er stets von einem dunklen Geheimnis der Vergangenheit bedrängt…
II DAS ORAKEL VON MACAO
Albino ist inzwischen verheiratet mit Sidonie Pascolo. Die Lebensumstände haben ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika verschlagen. Im Winter 2020 wird Albino von einem schweren Schicksalsschlag getroffen: Corona hat seine schöne Gattin Sidonie dahingerafft. Der geheimnisvolle Virus schlug anlässlich eines Kongresses im chinesischen Wuhan zu, der von Sidonie besucht worden war. Albino erhält aus China eine Urne mit Asche und eine offizielle Bestätigung, dass es die sterblichen Überreste seiner Frau Sidonie seien. Albino bleibt zusammen mit der gemeinsamen Tochter Nora als Verzweifelter zurück. Das Testament bestimmt, dass ihm als Erbe die US-Firma Parcels by Air Inc. gemeinsam mit Töchterchen Nora mit je hälftigem Anteil zufällt. Es ist eine Firma mit über zweitausend Beschäftigten, bei welcher er als Geschäftsführer waltet. Sidonie erbte das väterliche Unternehmen einst nach dessen Tod, sie übte jedoch ihren eigenen Beruf aus als anerkannte Expertin auf dem Sektor Weltraum und Weltraumforschung. Nur langsam findet Albino ins normale Leben zurück. Anlässlich einer Geschäftsreise nach China behauptet die junge chinesische Übersetzerin, die sich Suzy Wong nennt, dass Sidonie noch am Leben sei. Die Volksrepublik China sei einst gezwungen gewesen Sidonie für tot zu erklären, weil sie seinerzeit von Unbekannten entführt wurde und die chinesische Regierung sich genötigt sah, diese Blamage zu vertuschen. Was Albino erst als unglaubwürdig betrachtet, verdichtet sich zunehmen zu einer möglichen Hypothese. Die dramatische Suche nach der verschollenen Sidonie setzt ein. Albinos Gattin kann unter riskanten Umständen aus den Klauen ihrer Häscher befreit werden, die Familie ist wieder komplett.
III ICH, AUS SEINEM BEIN UND FLEISCH?
Wir verfolgen weiter das anforderungsreiche Leben von Albino als Unternehmer, Ehemann und Familienvater bis ins Jahr 2021. Dieses stellt ihn laufend vor neue Herausforderungen. Höhepunkt ist schliesslich Albinos Versuch seine afrikanischen Wurzeln zu ergründen, was in einer handfesten Überraschung gipfelt, so wie sie niemand erwartet.
I Was bisher geschah
Kurzfassung des 2021 erschienen Buches EIN MIGRANT OHNE NAMEN
Sommer 2010 bis Winter 2020
Im Sommer des Jahres 2010 greift die Schweizer Grenzwache einen Jungen an der Grenze zu Österreich auf. Er ist unbegleitet, taubstumm und stark sehbehindert. Der Amtsarzt schätzt ihn 15-jährig. Da eine Kommunikation ausgeschlossen ist, verpasst man ihm einen Fantasienamen: Albino Sahel. Albino, weil er ein Albino ist, ein Afrikaner mit heller Haut und goldschimmernden Haaren. Sahel, weil man annimmt, dass er aus jener Gegend stammt. Albino kommt in ein Auffangheim für Migranten mit Namen Sonnenhügel. Der Heimleiter Meinrad Meier ist nicht glücklich über den Neuzugang, weil sein Haus nicht für Behinderte eingerichtet sei, wie er sagt. Doch der Junge ist anpassungsfähig, scheint auffallend intelligent zu sein. Selina, die vierzehnjährige Tochter des Verwalter-Ehepaars Meier hat ein Hobby: Das Schachspiel. Lokal gilt sie als unschlagbar. Albino schaut Selina einmal bei einer Schachpartie über die Schulter und fordert sie anschliessend heraus. Er stellt das Mädchen schachmatt. Familie Meier ist irritiert, denn Albino deutet, dass er die Regeln des Spiels just durch Zuschauen erlernte. Meinrad Meiers Meinung ist eindeutig: Entweder ist der Junge ein Genie oder eben ein Scharlatan. Selina glaubt an Ersteres, ihr Vater an die zweite Option. Das kantonale Migrationsamt entscheidet, dass Albino eine Taubstummen-Schule besuchen darf.
Im Herbst 2010 wird das Haus Sonnenhügel von einer heftigen Explosion erschüttert. Eine unmittelbar an der Aussenfassade des Hauses platzierte Bombe explodierte. Das Haus wird stark beschädigt. Es gibt einen Toten und einen Verletzten. Letzterer ist Albino Sahel. Weil das Asylantenheim im Dorf zahlreiche Gegner kennt, deuten erste Mutmassungen darauf hin, dass dieses Attentat aus jener Ecke stammen könnte. Doch der forensische Dienst ermittelt, dass es sich um eine Rohrbombe handelte, wie sie von Bancomat-Knacker regelmässig verwendet werden. Die legitime Frage lautet: Was bewegt Bancomat-Räuber dazu ein Asylantenheim zu attackieren? Der schwer verletzte Albino wird im Spital behandelt. Bei allem Elend geschieht ein Wunder: Die Explosion bewirkte, dass bei Albino das Hörvermögen zurückgekehrt ist. Bei dieser Gelegenheit werden auch Albinos Augen operiert, sodass er künftig akzeptabel sehen kann.
Aufgrund der teilweisen Zerstörung des Gebäudes müssen alle Migranten den Sonnenhügel verlassen. Nur die Verwalterfamilie Meier darf bleiben, ihre Wohnung ist unbeschädigt. Meinrad Meier wird beauftragt die Renovation des Hauses zu überwachen. Dass Albino nun eine Taubstummen-Schule besuchen soll, erübrigt sich. Pia Meier, Verwalter Meinrads Gattin, entscheidet sich, Albino Individual-Unterricht zu erteilen. Pia ist von Beruf Lehrerin und fühlt sich befähigt diese anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen. Die Frau ist von Albinos Talent überzeugt. Für dieses Vorhaben wird Albino in die Familie Meier integriert. Noch nie zuvor gab es eine ähnliche Situation im Kanton, man betrachtet es als ein interessantes Experiment. Familie Meier hat noch eine zweite Tochter mit Namen Ladina. Sie ist ein Jahr jünger als Selina.
Im Sommer 2013 stehen die Zeichen auf Abschied. Nach Selina wird auch Ladina die Familie verlassen, um in einem Internat in der Zentralschweiz die Matura anzustreben. Albinos Basis-Schulunterricht, erteilt durch Pia, ist abgeschlossen. Auch er möchte ein Gymnasium besuchen. Er besteht die Aufnahme-Prüfung mit Bravour.
Die Familie Meier macht ein letztes Mal gemeinsam Urlaub. Eines Abends offenbart Albino der Familie sein bisher streng gehütetes persönliches Geheimnis. Er erzählt von jenem Leben, bevor er in die Schweiz gelangte: Krieg und wirtschaftlich Not veranlassten einst die Eltern mit Albino als Baby die Immigration aus einem westafrikanischen Land Richtung Norden anzutreten. Die kleine Familie gelangte nach Algerien, wo Vater und Mutter Arbeit in einem genossenschaftlich organisierten Landwirtschaftsunternehmen fanden. Im zweiten Winter stürzten Wasserfluten von den Bergen ins Dorf und rissen die Lehmhütte der Familie mit. Die Mutter wurde nie mehr gefunden. Der Vater überlebte unverletzt. Der Junge verlor bei diesem Ereignis das Gehör. Durch die multiple Behinderung – gehörlos und sehbehindert - entwickelte sich das Leben von Albino schwierig. Er durfte keine Schule besuchen, wurde sozial vom Leben ausgeschlossen. Mit dem Vater gelang die Kommunikation jedoch gut. Im Leben des Vaters mit dem behinderten Sohn stellten sich immer grössere Probleme ein, erlangten einen Tiefpunkt: Der Vater entschloss sich einer Räuberbande anzuschliessen. Er betrachtete es als einzigen Ausweg, um aus der Verarmung auszubrechen. Die Truppe bestand aus kriminellen Nordafrikanern und französischen Berufsganoven. Doch schon der erste Coup misslang: Bei einem Überfall auf einen Geldtransport in der Nähe vonAlgier wehrten sich die zwei Fahrer des Sicherheitsfahrzeugs und sie wurden erschossen. So hatte sich Albinos Vater die Sache nicht vorgestellt, er wollte die Bande umgehend verlassen. Doch der Ausstieg war keine vorgesehene Option. Mitgegangen, mitgefangen! Ihm wurde vermittelt: Aussteiger werden liquidiert! Weil die Bande erkannt hatte, dass die Sprengung von Bancomaten die Geldgenerierung mit dem geringsten Risiko versprach, spezialisierten sie sich darauf. Dabei waren sie sehr erfolgreich. Später wurde ein ozeantaugliches Schnellboot angeschafft, um auch in Italien operieren zu könne. In Italien wurden alle Überfälle der Mafia angelastet. Später wurde sogar ein Flugzeug gekauft, um in weiten Teilen von Europa tätig sein zu können. Einmal war Albino unpässlich und Vater und Sohn verzichteten unter diesen Umständen an einer Operation teilzunehmen. Die Truppe kehrten nie mehr zurück, wahrscheinlich fiel das Flugzeug ins Mittelmeer. Zurück blieben der Vater und der behinderte Sohn, sowie zwei Altgangster aus Frankreich, die eigentlich schon ausgemustert waren. Der Vater hatte seinen Berufsstolz: Auf diese Weise wollte er seine Karriere nicht beenden! Er kaufte ein Wohnmobil und sie fuhren zu viert durch die Lande, generierten immer wieder Geld durch Bancomat-Sprengungen. Einmal in Vorarlberg machte der Vater Versuche mit einem neuartigen Sprengstoff in einer stillgelegten Kiesgrube. Durch eine Fehlhandhabung explodierte eine Bombe in seinen Händen und er kam zu Tode. Jetzt fehlte dem Jungen sein Mentor, er fühlte sich verlassen – taubstummund nahezu blind. Die zwei französischen Altgangster bedeuteten ihm, dass er unnütz für sie sei. Sie boten ihm zwei Optionen an: Entweder wir liquidieren dich gleich auf der Stelle oder du überquerst jetzt sofort die Grenze ins andere Land. Trotz grösster Angst wünschte er nicht unmittelbar zu sterben. Was würde ihm nun blühen ohne väterliche Stütze an seiner Seite!?
Familie Meier kann schlecht mit der Offenlegung der Realität der Vergangenheit des Ziehsohnes umgehen. Sie fühlt sich in gewisser Weise hintergangen. Vater Meinrad ist der Ansicht, dass sich Albino den Behörden offenbaren müsse. Mutter Pia andererseits findet dies keine gute Idee, weil sie befürchtet, dass ein junger Migrant mit einer kriminellen Vergangenheit seine Zukunft ernsthaft kompromittiere. Und dann würde sich der bisher betriebene grosse Aufwand in Luft auflösen. Albino weist darauf hin, dass er als behindertes Kind in Abhängigkeit keinen Einfluss auf jenes andere Leben hatte. Abschliessend befindet Familie Meier, dass es Albinos eigene Entscheidung sei, weiterhin Stillschweigen zu bewahren oder sich zu stellen.
Frühling 2014: Pia Meier und Selina Meier sind schwanger und gebären kurz hintereinander je einen Sohn. Beide Kinder haben eine zarte Haut in Marroni Farbe und sehen sich ähnlich wie Zwillinge. Über die Vaterschaft gibt es keine Diskussion. Meinrad zürnt in einer ersten Reaktion Albino, findet aber schnell zu seinem Seelenfrieden zurück. Er sagt, dass wer nicht verzeihen könne, die christliche Botschaft nicht verstanden habe. Selina entwickelt keine mütterlichen Gefühle für ihr Kind. So liegt die Verantwortung bei Pia, beide Kinder aufzuziehen.
Noch im selben Jahr schaffen sowohl Selina Meier wie auch Albino Sahel die Matura. Der Junge ist Jahrgangsbester. Als Migrant mit afrikanischen Wurzeln fällt diese Auszeichnung auf. Die Stanford Universität lädt ihn ein in Kalifornien zu studieren, ein Stipendium stehe zur Verfügung. Selina sagt, dass sie sich gerne Albino anschliessen würde und bewirbt sich ebenfalls für ein Studium an dieser Uni. Weil Albino nur einen Flüchtlingspass besitzt, kann er diese Chance nicht nützen. Selina andererseits wird akzeptiert und reist schliesslich allein in die USA.
Albino wird von der Staatsanwaltschaft vorgeladen. Diese konnte zwei Franzosen dingfest machen, die verdächtigt werden, den Sprengstoffanschlag auf den Sonnenhügel verübt zu haben. Ausserdem besteht die Vermutung, dass sie einen Bancomaten in Tirol gesprengt haben. Die Gangster behaupten, dass ein afrikanischer Junge mit Namen Mohammed der Kopf der Bande war. Die Staatsanwältin legt Albino ein Foto vor, auf dem die zwei Franzosen, sowie Albino und sein Vater zu erkennen sind. «Ein multiple behindertes Kind als Bandenführer…?» Nicht sehr logisch! Der Schweizer Staatsanwaltschaft geht es jedoch nur darum, dass Albino die zwei ehemaligen Kollegen identifizieren soll. Dafür stellt sich Albino zur Verfügung. Eine eventuelle Straftat in Österreich ist für die Schweizer Behörde nicht relevant
Eine Schweizer Tageszeitung veröffentlicht eine Story über Albino Sahel, jenen intelligenten Afrikaner mit der besten Matura. Der Schweizer Redaktor möchte damit aufzeigen, dass es auch Menschen unter erschwerten Verhältnissen weit bringen können, wenn sie willig und fleissig seien. Dieser Artikel wird auch von der grössten Afrikanischen Tageszeitung übernommen, was der Schweizer Regierung missfällt. Diese vertritt die Ansicht, dass dadurch ein weiterer Impuls für fluchtwillige Afrikaner ausgelöst werden könnte.
Der Botschafter der Elfenbeinküste in der Schweiz bittet die Eidgenossenschaft um eine Unterstützung in einer Familien-Zusammenführung. Ein Minister dieses Landes behauptet, dass Albino sein leiblicher Sohn sei, der ihm bei Kriegswirren 1995 gestohlen worden sei. Albino willigt zu einem DNA-Vergleich ein und deponiert ein Büschelchen Haare. Doch von Seiten des Ministers der Elfenbeinküste gelangen keine Haare für diesen Test ein.
Um sich ein Studium an einer Hochschule leisten zu können, muss Albino erst Geld verdienen. Er heuert bei einer Baufirma aus dem Thurgau an, die in Friedrichshafen eine Industrieanlage baut. Am ersten Arbeitstag fährt gegen Abend eine grosse Limousine vor, welcher vier Männer entsteigen. Es sind die Repräsentanten des amerikanischen Auftraggebers. Einer der Männer bezeichnet sich als Firmenbesitzer, sein Name ist Peter Pascolo. Weil Albino als Einziger englisch spricht, gibt sich Mister Pascolo mit ihm ab. Pascolo beschwert sich über den Terminverzug der Bauarbeiten. Albino versucht Optimismus zu verbreiten, behauptet, dass es wohl möglich sei bis zum Jahresende den Rohbau vereinbarungsgemäss abschliessen zu können. Pascolo verspricht Albino 50.000 Dollar zu zahlen, sollte dieser Termin tatsächlich eingehalten werden können. Gleichzeitig verlangt der Kunde von der Thurgauer Baufirma, dass Albino die Bauleitung zu übernehmen habe. Albino bewährt sich als guter Organisator und abschliessend gelingt es den Termin tatsächlich zu schaffen.
Zum Jahresende 2014 gibt es eine kleine Feier, zu der Peter Pascolo einlädt. Albino bekommt die versprochenen fünfzig tausend Dollar in Form eines Bankchecks. Der Amerikaner ist vom Jungen so beeindruckt, dass er ihn auffordert für seine Firma zu arbeiten. Diese produziert Drohnen, die für Lastentransport Verwendung finden. Albino antwortet, dass er gerne darauf zurückkommen werde, sobald er sein Ingenieurstudium abgeschlossen habe.
Albino reorganisiert die Baufirma innerhalb weniger Wochen und reicht anschliessend die Kündigung ein. Er beginnt sein Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule. Albino ist ein sehr seriöser Student, der das Ziel hat, auf schnellstem Weg abzuschliessen. Aus Kalifornien lässt Selina verlauten, dass ihr Studium gut laufe und sie jetzt einen Freund habe mit Namen Bruce, einen coloured American. Albino ist enttäuscht ob dieser Nachricht, denn er hegte noch immer die Hoffnung, dass sie dereinst mal ein richtiges Paar würden.
Im Herbst 2015 macht die jüngere Tochter der Familie Meier, Ladina, die Matura-Prüfung. Selina besucht mit ihrem Bruce die Schweiz, weil er einmal im Leben das Matterhorn sehen möchte. Es ist ersichtlich, dass Selina schwanger ist. Albino hält sich in dieser Zeit von der Familie fern – sein Gram sitzt bei ihm tief.
Albino erlangt die Schweizer Staatsbürgerschaft, bekommt den roten Pass mit dem Schweizerkreuz – ein Ziel, das er so sehr angestrebt hatte. Doch jetzt hat dieser einst heiss ersehnte Reisepass nicht mehr die grosse Bedeutung für ihn. Kalifornien ist kein angestrebtes Reiseziel mehr für Albino.
Im Frühling 2016 wird Albino aufgeboten in der Haftanstalt Thorberg die Altgangster Jean und Jean zu identifizieren. Dem Jungen fällt dabei auf, wie stark gealtert die beiden sind. Er realisiert bei dieser Gelegenheit, dass er in Österreich wegen der einstigen Bancomat-Sprengung in Kufstein noch immer zur Rechenschaft gezogen werden könnte. Dies bereitet ihm Sorge. Er vermutet, dass seine Aussagen im Fall Sonnenhügel gegen ihn verwendet werden könnten. Doch kurze Zeit später sterben Jean und Jean im Gefängnis kurz nacheinander eines natürlichen Todes. Dadurch erledigt sich jeglicher Prozess selbst – gegen Tote wird nicht ermittelt.
In Friedrichshafen wird das Firmengebäude der Parcels by Air Inc. eingeweiht. Firmenbesitzer Peter Pascolo schickt Albino eine Einladung zur Feier. Es ist für Albino die Gelegenheit Peter Pascolos Produkt, die Frachtdrohne, in Original zu bestaunen. Er ist beeindruckt. In Pascolos Gesellschaft befindet sich auch seine überwältigend schöne Tochter Sidonie, eine Studentin. Auf Albinos Frage, was sie studiere, antwortet sie: «Raumfahrt in Washington». Gemäss Sidonies verblüffend offener Aussage hatte Peter sie aufgefordert mitzureisen, weil es drüben in Europa einen grossgewachsenen, sympathischen Jungen in ihrem Alter gebe, der vielleicht für sie in Frage kommen könnte! Der Bursche sehe vielleicht etwas speziell aus, scheine aber überaus seriös und zielstrebig zu sein. In der Tat verlieben sie sich ineinander. Insbesondere ihr Duft hat es ihm angetan. In der Folge verbleiben Albino und Sidonie in gegenseitigem Kontakt.
Im Spätherbst 2016 findet eine Absolventenmesse auf dem Universitätsgelände in Zürich statt. Obwohl Albino von einem Abschluss noch ziemlich entfernt ist, schnüffelt er da rein. Dabei wird er von zwei Männern mit dunkler Hautfarbe bedrängt, beide tragen ein Priester-Kollar. Sie versuchen ihn zu animieren in eine Organisation für farbige Studenten einzutreten. Albino ist misstrauisch, nachdem sie ihm hartnäckig bis in den Hörsaal folgen. Der gerufene Sicherheitsmann weist sie weg und alarmiert die Polizei zur Personenüberprüfung. Im Gang versuchen die Männer zu fliehen, wobei der eine seine Pistole zückt und herumballert, wodurch Panik entsteht. Die Polizei erschiesst den Schützen. Dabei wird festgestellt, dass er nur eine Spielzeugpistole mit Platzpatronen verwendete. Und die Männer waren keine Priester. Albino vermutet, dass vielleicht eine Entführung geplant war, inszeniert vom Minister der Elfenbeinküste, jenem Mann, der behauptet, dass Albino sein leibliches Kind sei. Recherchen bringen es an den Tag, dass in der Tat eine Sicherheitsfirma in Liechtenstein beauftragt war Albino zu entführen.
Frühling 2017: Meinrad und Pia Meier führen das wieder eröffnete Asylantenheim Sonnenhügel kompetent. Sie wie er lieben die Kinder Jim und Jack, die sie als die ihren betrachten. Die beiden Knaben bereichern das Leben des Ehepaars. Ladina studiert in Basel Jura. Sie ist eine erfolgreiche Influencerin und finanziell unabhängig. Selina heiratete ihren Bruce, sie haben eine Tochter mit Namen Tiffany. Weil ihr Gatte nur ein bescheidenes Einkommen hat, ist Selina genötigt das Studium zu schmeissen. Sie arbeitet als Nachtkassiererin in einer Tankstelle. Selina bittet die Eltern um finanzielle Unterstützung, was Meinrad und Pia ernste Sorgen bereitet, insbesondere, weil sich die Tochter in der Folge dafür nicht bedankt. Sie sagen: So haben wir Selina nicht erzogen!
Frühling 2018: Albinos Ziel ist es noch in diesem Jahr den akademischen Abschluss zu schaffen. Peter Pascolo sendet Albino eine Einladung zum 25-Jahr-Jubiläum seiner Firma Parcels by Air Inc. in Salt Lake City. Ein Flugticket der Business-Class liegt bei. Albinos Interesse gilt vor allem der attraktiven Sidonie. Mit ihr pflegt er seit dem ersten Zusammentreffen eine Fernbeziehung. Dabei treibt ihn die immer wiederkehrende Frage um: Was kann ein schönes, intelligentes Mädchen aus reichem Haus an einem Habenichts wie ihn nur sehen!? Wenige Tage vor Antritt der Reise erhält Albino eine Nachricht von Sidonie, die von Bedeutung scheint: Sie erklärt, dass sie sich enorm auf ein Wiedersehen mit Albino freue, aber gleichzeitig Angst habe, die Emotionen würden sie überwältigen. Als gläubige Christin, Angehörige der Mormonengemeinde, sei es ihr zum Beispiel nicht erlaubt, vor der Ehe die Sexualität auszuleben. Die Religionsvorschriften würden zum Beispiel auch nicht erlauben Genussprodukte zu konsumieren. Alkohol, Tabak und Koffein, Drogen ohnehin seien tabu. Ihr sei bewusst, dass Vorschriften dieser Art in der heutigen Zeit aus dem Rahmen fallen würden. Aber ihr liege daran, dereinst am jüngsten Tag an der Seite des Herrn Jesus stehen zu dürfen und die Herrlichkeit in Ewigkeit zu erleben.
Sidonie schlägt damit Grenzpflöcke ein, die Albino bereit ist zu akzeptieren. Dies bestätigt er ihr. Jetzt ist Zeit, dass auch er sich offenbart: Ich bin Vater von zwei ausserehelichen Kindern von zwei verschiedenen Frauen. Sidonie akzeptiert Albinos Vergangenheit.
Die Reise nach Salt Lake City verläuft nicht frei von Hindernissen: Beim Umsteigen in Atlanta wird Albino von der Immigrationsbehörde abgefangen und für eine Nacht ins Gefängnis gesteckt. Man berichtet ihm, dass er international steckbrieflich gesucht werde. Albino ist wenig schockiert, da er sich ohne Schuld fühlt. Seine Vermutung geht subito dahin, dass der Minister aus der Elfenbeinküste wieder seine Finger im Spiel haben könnte. Die Staatsanwaltschaft klärt die Sachlage. Am nachfolgenden Tag lässt man ihn wieder frei. Doch Albino verpasst das Jubiläums-Fest der Parcels by Air Inc.
Sidonie holt Albino am Flughafen ab. Der Funke springt bei beiden augenblicklich wieder über. Sie umarmen sich, küssen sich. Albino findet die Frau schöner denn je. Der Fahrer der Lincoln Firmenlimousine, Abdullah, stammt aus dem Irak. Sidonie zeigt auf Albino, sagt: «Das ist Albino, mein Freund!» Dieser kurze Satz löst bei Albino Enthusiasmus aus, räumt mit seinen Zweifeln auf. Albino erfährt, dass Sidonies Mutter einst bei einem Tauchunfall im Roten Meer zu Tode kam, als das Kind vierzehn war. Der Vater Peter vermählte sich nachher nie wieder. Er sei mit der Firma verheiratet.
Peter ist nach Kanada verreist. Die schlossartige Villa der Familie Pascolo thront in wundervoller Natur erhöht über der Stadt Salt Lake City, trägt den Namen Eagle Aerie. Eine ältere Dame mit weissen Haaren empfängt die Ankommenden. Sidonie sagt: «Ihr Name ist Louise, sie ist die Hausdame der Familie seit der Heirat meiner Eltern. Sie weiss alles, tut alles zu unserem Wohle!» Albino ist überwältigt vom Prunk des Hauses: Soweit die Augen reichen, überall Marmor, Eiche, Mahagoni, Brokat, Seide, Perserteppiche, Kristall-Leuchter, Statuen und Skulpturen, riesige Ölgemälde goldgerahmt. Albino wird das Zimmer Alpenrose zugewiesen, das riesig ist. Die Aussicht in die Berge und die nahe Natur mit Bäumen und Sträuchern, sowie die Stadt zu Füssen ist grandios. Sidonie erklärt, dass sie die Besitzerin des Hauses sei, sie habe die Liegenschaft einst geerbt. «Die Mutter war von vermögender Abstammung, der Vater bei der Heirat mittellos!»
In dieser Nacht erzählen sie sich ihre Leben. Sidonie berichtet, dass in der Vergangenheit ein als Heiliger geltender Mann mit seherischen Fähigkeiten ihr voraussagt habe, dass sie im Alter von 25 Jahren einen grossgewachsenen, intelligenten Mann ohne Vermögen und ohne auffallende Schönheit, aber mit lauterem Charakter kennenlernen und heiraten werde. Mit ihm werde sie glücklich. Dies werde aber nur geschehen, wenn sie rein in die Ehe gehen werde. Diese Ehe werde von Gott arrangiert und unauflöslich sein. Ohne Zweifel sei er, Albino, damit gemeint! Auf Albinos scheue Frage, ob sie sich vor diesem wichtigen Schritt nicht zuerst besser kennenlernen sollten, entgegnet sie, dass man diese Entscheidung getrost dem Herr Jesus überlassen könne.
Am nachfolgenden Morgen dankt Sidonie ihrem Freund, dass er sich als Gentleman benahm und sie nicht in Versuchung geführt habe. Jetzt ist Peter Pascolo zurück aus Kanada. Er zeigt Albino sein Werk, das zwei offiziell geführte Geschäftszweige umfasst, nämlich die Produktion von Lastdrohnen und der Kurierdienst mit eben diesen Lastdrohnen mit weitverzweigtem, gut ausgebautem Netz. Des Weiteren existiert jedoch noch ein dritter Geschäftszweig, der geheim gehalten wird: Die Produktion von Drohnen für militärischen Einsatz, exklusiv für die amerikanischen Streitkräfte. Als Pazifist gefällt dies Albino nicht und auch Sidonie scheint davon nicht eben angetan zu sein. Peter als amerikanischer Patriot, Republikaner und Marine Veteran steht andererseits bedingungslos dahinter. Er sagt, auch die Jungen würden einmal lernen müssen, dass Friede nur möglich sei, wenn er mit Waffen verteidigt werde. Zum Abschluss der Führung durch die Firma kommt der Chef ohne Umschweif zur Gretchenfrage: «Bist du bereit bei uns einzusteigen?» Albinos Antwort lautet: «Sobald ich in wenigen Wochen meine Ausbildung abgeschlossen habe, werde ich sehr gerne zur Verfügung stehen!» Peter sagt, dass Albino ihn ab sofort beim Vornamen nennen dürfe, er betrachte ihn ab jetzt als seinen Sohn. Und diese Frage hat einen handfesten Hintergrund: Peter war nicht aus geschäftlichem Grunde in Kanada, sondern für eine medizinische Untersuchung. Die Ärzte hätten bei ihm einen Tumor festgestellt.
Dann folgt auch schon der Tag der Rückreise, sowohl für Albino wie auch für Sidonie. Auch sie hat die akademischen Abschlussprüfungen unmittelbar vor Augen. Sie bittet Albino den Zwischenstopp in Washington vorzunehmen, statt in Atlanta. Damit würden sie noch einen Tag länger zusammen verbringen können.
Sidonies Auto in Washington ist ein gelber Porsche. Hier zeigt Sidonie stolz ihre 4-Zimmer-Wohnung: Es ist ein Penthouse-Appartement in der obersten Etage eines Hochhauses mit nicht einsehbarem Dachgarten. Albino ist überzeugt, genau solche Wohnungen schon in Hollywood-Streifen gesehen zu haben. Sie kochen zusammen, sie essen zusammen und trinken eine Flasche Wein. Sidonie nennt es die letzte Sünde, danach gebe es keine Übertretung mehr. Sidonie referiert über den Mond am Himmel, der ein Vollmond ist, erwähnt Begriffe, die für Albino fremd sind. Schlussendlich legt sie ein kleines Paket auf den Tisch: Es sind die Verlobungsringe.
Im Spätsommer 2018 hat Albino den Masterabschluss in der Tasche und auch Sidonie war erfolgreich mit ihrer Doktorarbeit. Sidonie hat andererseits keine gute Nachricht betreffend Peter. Der Vater hatte einen Rückfall und musste erneut operiert werden. Albino wird jetzt in Salt Lake City dringend benötigt. Sidonie stellt fest, dass eine Immigrations- und Arbeitsbewilligung für Albino für die USA kurzfristig nicht realisiert werden kann. Die einzige Option ist eine Heirat. Gemeinsam stellen sie fest, dass die bürokratischen Hürden für eine Eheschliessung in der Schweiz kleiner sind als in den Vereinigten Staaten. Also entscheidet das Paar sich das Jawort sowohl zivilrechtlich wie auch kirchlich in der Schweiz zu geben. Dabei beschliesst Albino den Namen der Braut anzunehmen: Pascolo.
Am Tag der Eheschliessung ist Sidonie in Zeitnot. Sie ist Member des Wissenschaftsrates der NASA beim Projekt Monderkundung 2024 oder 2025 mit Namen Artemis. Zum Heiratsdatum startet gleichzeitig auch ein mehrtätiges Symposium in Houston, bei dem Sidonie als Referentin vorgesehen ist. Deshalb reist sie an besagtem Samstag frühmorgens mit einem Privatjet an und fliegt am gleichen Abend wieder zurück. Das Frühstück im Sonnenhügel mit der Familie, die Trauung im Standesamt, das Mittagessen, das Fotoshooting und die kirchliche Trauung im Mormonen-Tempel in Bern erfolgen umständehalber eng getaktet, was sowohl ihr wie auch ihm gründlich missfällt. Auf der Fahrt zum Tempel für die kirchliche Segnung, genannt Siegelung, macht Sidonie ihren Gatten darauf aufmerksam, dass in ihrer Religion die Eheleute mittels einer Gewissenserforschung das bisherige Leben – den Zyklus der Jugend - hinter sich zu lassen hätten, um mit reinem Herzen in den neuen Lebensabschnitt – den Zyklus der Erfüllung – einzutreten. Früher hätte diese Selbstbezichtigung der eigenen Fehler und Versäumnisse vor versammeltem Volk stattgefunden, jetzt geschehe dies nur noch zwischen den Eheleuten. Albino ist schockiert, bezeichnet diesen Vorgang als einen Akt gegen die Menschenwürde. Albino und Sidonie haben in dieser Sache ernsthafte Differenzen, geraten sich in die Haare. Sidonie versucht den Hintergrund dieser Tradition zu erklären: «Die Christliche Philosophie gründet auf den Hauptpfeilern Erkennen der Sünden, Bereuen dieser Übertretungen, Vergebung durch Gott. Dabei hat Jesus alle Sünden der Menschen durch den Tod am Kreuz auf sich genommen!» Albino ist nicht zu überzeugen, der Verzweiflung nahe, was Sidonie bewegt, ihm den Canossagang zu erlassen: «Du hast mir dein Leben schon erzählt, also gibt es für dich nichts mehr zu beichten! Ich aber muss mein Gewissen vor dir erleichtern: Ich habe geraucht, gekifft, sogar harte Drogen genommen, Alkohol getrunken, Kaffee, Tee. Ich habe nie gestohlen und auch nie betrogen. Doch das war keine besondere Leistung, da ich ja stets alles im Überfluss hatte. Mein grösstes Versagen ist mein Sexleben. Ich hatte mit zwei Frauen und fünf Männern sexuelle Beziehungen, ohne dabei Reue zu verspüren, denn ich genoss jene Aktivitäten!» Albino fällt nun ganz in sich zusammen. «Weshalb hast du mich getäuscht? Mir, der dich heirate, hast du dich versagt…! Ich erwarte eine Erklärung!» Sidonie schaut Albino tief in die Augen: «Nun erkennst du wohl den Sinn dieser Gewissenserforschung! Bei allen Männern, die ich hatte, stellte ich die identische Vorgabe wie bei dir: Keinen Sex vor der Ehe. Die Männer nützten meine Schwachheit, meine sexuelle Gier aus. Deshalb waren sie alle ungeeignet für mich, sie zu ehelichen. Ich musste sie zurückweisen. Du allein hast den Charaktertest bestanden. Nur du zeigtest Respekt, Hingabe, Verständnis, Rücksicht, echte Liebe zu mir! Deshalb bist du der richtige Ehepartner!» Langsam füllen sich Albinos Adern wieder mit Blut, scheuer Stolz keimt in ihm auf.
Wegen des Namenswechsels müssen Albinos Papiere von den Schweizer Behörden neu erstellt werden. Die neuen Papiere werden benötigt, um eine amerikanische Residential- und Arbeitsbewilligung beantragen zu können. Dieser Vorgang beansprucht Zeit. Dabei treffen weitere Hilferufe aus Salt Like City ein, Albino werde dort dringend benötigt. Denn Peter liegt sehr krank in der Klinik und Sidonie ist in Houston mit ihrer eigenen Tätigkeit absorbiert. Endlich hat Albino die neuen Dokumente in den Händen: Sein Name ist nun Pascolo, was für ihn sehr gewöhnungsbedürftig ist! Auf der amerikanischen Botschaft wird Albino zuvorkommend bedient. «Ihre Gattin ist Doktor Sidonie Pascolo, sie ist aktuell auf vielen TV-Kanälen präsent. Wunderbar, wie sie komplizierte technische Vorgänge in der Raumfahrt auch Laien anschaulich nahebringen kann…!»
Albino verabschiedet sich von seinen Leuten im Sonnenhügel. Pia weint: «Du wirst mir fehlen, du Schuft!» In Salt Lake City wartet nur Abdullah auf ihn. Dieser erzählt, dass bei der Firmenbelegschaft eine anspannte Nervosität herrsche, weil der Chef sterbenskrank sei und nun die Tochter mit ihrem frisch angetrauten Gatten die Leitung übernehmen werde, somit wohl ein Regimewechsel anstehe. Albino geht auf Fragen dieser Art nicht ein. In seinen Ohren läutet: Dir muss bewusst sein, auf welcher Seite du von nun an stehen wirst! Sidonie weist Albino telefonisch an, sich einstweilen nicht eigenständig in die Firma zu begeben. Sie würden den Antrittsbesuch bei Parcels by Air Inc. gemeinsam durchführen, sobald sie sich in Houston freimachen könne – in Kürze. Die Mitarbeiter würden einstweilen jeden ihrer Schritte mit Argusaugen verfolgen. Albino gefällt dieser nach seiner Ansicht antiquierte Stil nicht. Sollte er dereinst einmal das Sagen haben, würde er damit radikal aufräumen!
Peter Pascolo weigert sich in eine Rehaklinik einzutreten. Stattdessen will er die ihm verbleibende Zeit nützen. Er führt seine Tochter und den Schwiegersohn Tag für Tag immer weiter in die Geheimnisse seiner Firma ein. Sein Leibarzt ist stets an seiner Seite und betreut den Mann einfühlsam rund um die Uhr. Jeden Abend nach getaner Arbeit ziehen sich Sidonie und Albino in die hauseigene Wasserlandschaft zurück, die einem türkischen Hamam nachempfunden ist. Dort regenerieren sie sich und schenken sich mentale und physische Liebe. Diese gemeinsame Zeit betrachtet das Paar als Paradies auf Erden. Diese wiederkehrenden Aktivitäten tragen wesentlich zur Eheharmonie bei. Gleichzeitig unterweist Sidonies ihren Gatten regelmässig in der christlichen Lehre. Denn der Mann ist unbedarft, hat aber den Willen, sich Gott zu nähern. Nicht immer sind sie einer Meinung. Er sagt: Sie ist so gläubig, dass sie zu unkritisch ist. Sie sagt: Er versteht die Zusammenhänge nicht, noch nicht, später dann schon.
An Weihnachten 2018 schläft Peter Pascolo für immer ein. Doch zuvor eröffnet Sidonie ihrem Vater eine gute Nachricht: «Ich bin schwanger, Peter, es geht weiter mit uns!» Peters Antwort lautet: «Gut gemacht Kinder, ich könnte glücklicher nicht sein!»
Die Öffnung des Testaments im Januar 2019 ist ohne Überraschungen: Tochter Sidonie erbt 99 Prozent der Aktien, Albino 1 Prozent. Was nach wenig aussieht, ist im Fall von Albino ein Wert von 20 Millionen Dollar. Gleichzeitig wird beim Anwalt auch der seit der Eheschliessung aufliegende Ehevertrag unterschrieben. Sidonie betrachtet das Dokument als unwichtig. «…unsere Ehe wird ewig währen, ein solches Papier deshalb unnötig, aber in Amerika unabdingbar!» Vereinbart wird eine Gütertrennung, im Scheidungsfall würden Albino 30 Millionen Dollar per Saldo aller Ansprüche zustehen. Ob solcher Zahlen wird es Albino beinahe schwindlig.
Sidonie und Albino gestalten Peters Chefzimmer um. Das Ehepaar sitzt nun je an einem Pult im selben Raum. In einer ersten Handlung wechselt Sidonie Peters Vorzimmerdame mit Namen Simpson aus. Dies ist ein Racheakt. Sidonie erklärt, dass die Frau sie einst als Kind gemobbt habe. Die neue Vorzimmerdame heisst Kim Wu, ist 60-jährig, chinesischer Abstammung. Albino wird vermittelt, dass die Neue eine gewisse Position in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage einnehme. Dieser Rauswurf erregt bei der Belegschaft Aufsehen. Ein Spruch macht die Runde: Die Pascolo ist so verdammt kalt wie sie verdammt schön ist. Das Personal nennt sie hinter vorgehaltener Hand Doktor Eiskalt. Wenn Sidonie durch die Abteilungen stolziert, folgen ihr alle Blicke. Bei den Männern sind es Blicke der Verwunderung, bei den Frauen dominiert Neid. Manche gehen so weit, gar die Existenzfrage in Bezug auf Gott zu stellen: Soll das gerecht sein, wenn einem Menschen alles geschenkt wird im Leben: Schönheit, Gesundheit, Intelligenz, Reichtum!? Und jetzt noch ein geiler Mann.
Albino und Sidonie führen täglich Sitzungen mit den Damen und Herren Abteilungsleiter durch, um Schwachstellen auszumachen, beziehungsweise Verbesserungsmöglichkeiten zu finden. Es ist auch ihr Weg dadurch die reale Chemie der Firma verstehen zu lernen. Schon nach sehr kurzer Zeit offenbart Sidonie ihrem Gatten, dass sie die Arbeit in der Firma langweile. Sie schlägt vor, dass er die Geschäftsleitung der Parcels by Air Inc. allein übernehmen soll, während sie sich wieder ihrem Beruf, der Raumfahrt, zuwenden möchte. «Ich muss wieder vermehrt der NASA zur Verfügung stehen, habe eine Reihe Vorträge gebucht. Und man hat mir eine Professur an meiner Heimuniversität in Washington angeboten! Das reizt mich!» Albino ist sehr überrascht, aber auch erfreut, dass Sidonie ihm diese verantwortungsvolle Aufgabe überhaupt zutraut. Sein Selbstvertrauen ist so gross, dass er dieses Angebot nicht zurückweist. Allerdings hat er eine Frage an seine Gattin: «Hast du vergessen, dass du schwanger bist?» Er hat Bedenken, dass sie sich zu viel zumuten könnte und auch, dass sie vielleicht nur noch wenig zuhause anzutreffen sei. Sidonies Antwort lautet: «Auch du wirst künftig vermehrt auswärts auf Reisen sein. Wir müssen unsere gemeinsamen Termine gut koordinieren. Qualität vor Quantität!» Sie meint, dass sie dennoch mehr als die Hälfte ihrer Zeit in Salt Lake City anwesend sein werde.
Die Struktur der Geschäftsleitung wird offizialisiert: Sidonie als Mehrheitsbesitzerin ist Verwaltungsratspräsidentin, Albino CEO, geschäftsführender Direktor. Ihm wird monatlich ein Lohn von hunderttausend Dollar vergütet. Es ist ein Betrag, den er bizarr findet. Er hat keine Ahnung, wofür er dieses viele Geld ausgeben soll. Im Übrigen betrachtet er sich noch nach wie vor als Lehrling. Albinos erster autonomer Entscheid ist der Verkauf der Lincoln Firmenlimousine, weil das Auto überflüssig sei. Sie wie er sitzen lieber eigenhändig am Steuer ihrer Fahrzeuge. Abdullah, der Fahrer, wird umfunktioniert als Hausmeister der Villa Eagle Aerie. Seine Fahrkunst soll nur noch in Ausnahmefällen zur Anwendung kommen.
Winter 2019: Das Leben des Ehepaars Pascolo hat sich eingependelt. Sie sind nach wie vor sehr verliebt ineinander. Entgegen Sidonies ursprünglicher Annahme werden doch mehr als fünfzig Prozent ihrer Zeit durch ihre beruflichen Aktivitäten absorbiert. Aber sie wie er sind zufrieden und glücklich mit diesem Leben. Sie sehen keinen Grund etwas zu ändern. Dies umso eher als Sidonie eine perfekt verlaufene Schwangerschaft erleben darf. Albino versteht die Zusammenhänge innerhalb der Firma Woche für Woche besser. Er gewährt seinen Abteilungsleitern und -Leiterinnen viel persönliche Entscheidungsfreiheit, viel mehr, als dies noch unter dem vormaligen Chef Peter der Fall war. Dies wird vom Personal positiv aufgenommen. Dabei fällte Albino diesen Entscheid aus der Not heraus, weil die überwiegend langgedienten Spezialisten viel mehr Ahnung von der Materie haben als der neue Chef.