Ich bleib dir treu - Anny von Panhuys - E-Book

Ich bleib dir treu E-Book

Anny von Panhuys

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Beschreibung

Der entsetzlichste Augenblick seines Lebens ereilt Eberhard Mallentin auf dem Viadukt von Passy in Paris, als die Elektrische mit offenen Türen über den Abgrund fährt und er sich schon rettungslos in die Tiefe gestürzt wähnt. Im letzten Moment packt ihn ein Mann von hinten und rettet ihm das Leben. Sein Lebensretter ist Gaston de Vernon, ein französischer Lebemann, Abenteurer und Straßenbummler, der in permanenten Geldnöten steckt und stets froh ist, wenn ihm seine Geliebte, die Tänzerin Lucie Manin, ein paar Francs zusteckt. Gerne lässt sich Gaston also von Eberhard auf sein Gut Groß-Rampe in der Mark Brandenburg einladen, um sich dort als Lebensretter feiern zu lassen. Dort hat es ihm Eberhards Tochter, Franziska, genannt Fränze, besonders angetan, und auch Frähze fühlt sich auf eigenartige Weise zu ihm hingezogen, weil er sie an einen Mann erinnert, dem sie ihr Herz schenken möchte, es aber nicht darf. Denn Fränze, freilich, soll in Kürze Baron Georg Gertener heiraten, den sie zwar schätzt, jedoch nicht liebt. Malte von Brunnenhof schließlich hat gleich bei ihrer ersten Begegnung ein Auge auf Fränze geworfen, und der Tausendsassa Gaston de Vernon hat sich wiederum von Lucie getrennt und sie in einen Abgrund aus Leid gestürzt, aus dem sie nur Eberhard Mallentin womöglich herauszuziehen vermag. Doch der hat zunächst andere Probleme, nicht nur mit seinem Lebensretter. Und dann sind da auch noch des Abenteurers Gastons geheimnisvolle Aktivitäten in Mexiko … Anny von Panhuys’ „Ich bleib dir treu" ist mehr als nur ein Liebesroman – es ist ein Buch voller Spannung, Geheimnis, Intrigen und Leidenschaft, das man, einmal in die Hand genommen, nicht wieder weglegen möchte.

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Anny von Panhuys

Ich bleib dir treu

Liebesroman

Saga

Ich bleib dir treu

© 1907 Anny von Panhuys

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711570159

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

I

Es war um die Mittagszeit. Die Elektrischen waren überfüllt, ebenso die Autobusse. Die Autos fuhren durch die Hauptverkehrsadern in endloser Kette. In den Untergrundbahnen herrschte ein lebensgefährliches Gedränge.

Der Zug, der vom Quai de Grenelle kam, hatte in Passy gehalten und fuhr nun über den Viadukt von Passy, als ein furchtbarer Schrei ertönte, ein Schrei, wie ihn nur höchste Todesnot ausstoßen kann, dessen Ursache man aber im ersten Augenblick in dem überfüllten Wagen nicht erkennen konnte.

Noch halb in den Schrei hinein stieß sich ein großer Herr rücksichtslos durch die Menschen, stürzte vor und riß mit eigener Lebensgefahr einen robust aussehenden, etwas kleineren Herrn zurück, dessen Körper das Gleichgewicht verloren hatte, und der im Begriff war, aus dem Wagen zu fallen.

Es gibt in Paris die Unsitte, an heißen Sommertagen die Türen der Untergrundbahnen zu öffnen, um frische Luft einzulassen. Das bedeutete schon an und für sich eine Gefahr. Dazu kam das Schwanken und Stoßen der auf dieser Linie noch benützten alten Wagen. Ein Menschenleben hatte eben auf dem Spiel gestanden, war im allerletzten Augenblick durch Wagemut und Einsatz eines zweiten Lebens bewahrt worden vor einem gräßlichen Tod.

Sekundenlang lag Eberhard Mallentin wie bewußtlos im Arm seines geistesgegenwärtigen Retters, dann erst merkte er, daß er den einen Aermel des andern krampfhaft festhielt, löste seine Finger und sah den Mann bittend an.

„Wenn es Ihnen recht ist, mein Herr, und es Ihre Zeit erlaubt, steigen Sie bitte mit mir am Trocadero aus und begleiten Sie mich von dort bis ins Hotel Moderne, wo ich wohne. Ich bin durch das Erlebnis eben so durcheinandergeraten, daß ich aussteigen möchte, mich aber allein keinen Schritt über die Straße wage.“

Der noch junge, elegante Herr mit dem kurzen, braunen Spitzbart besann sich nicht lange.

„O ja, ich habe Zeit und bin Ihnen gern gefällig.“

Im Auto bedankte sich Mallentin herzlich. Sein Französisch war gut und korrekt, vielleicht ein bißchen zu korrekt.

Der andere lächelte ein wenig.

„Sie sind Deutscher, nicht wahr, mein Herr?“

Der Aeltere nickte.

„Ja, ich bin Deutscher.“ Er nannte seinen Namen: „Eberhard Mallentin, Gutsbesitzer auf Groß-Rampe. Wissen Sie, das liegt in der Nähe von Berlin. Ich hatte wichtige Geschäfte in Paris.“

Der schlanke Herr verneigte sich im Sitzen.

„Ich heiße Gaston de Vernon, bin nichts als Boulevardier.“ Er lächelte stärker. „Es muß auch Leute geben, die nichts tun, nicht wahr?“

Mallentin hatte zwar im allgemeinen nichts für diese Art von Menschen übrig, aber dieser hier, der so freimütig bekannte, daß er eigentlich zur Gilde derer gehörte, die nicht säen und nicht ernten, fand bei ihm doch einen Milderungsgrund.

Es handelte sich ja um seinen Lebensretter.

Er erwiderte liebenswürdig: „Natürlich muß es auch Leute geben, die nichts tun, das ist schließlich Sache des Vermögens. Wenn Sie aber so ganz ihr freier Herr sind, wäre ich Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie jetzt mit mir im Hotel speisen wollten.“

Das Auto hielt in diesem Augenblick.

Gaston de Vernon dachte heimlich belustigt, daß die Dankbarkeit eigentlich auf seiner Seite wäre, denn seine Börse war wieder einmal leer, und er verspürte immer am meisten Hunger und Durst, wenn er kein Geld besaß.

Er war auf dem Wege zu Lucie Manin gewesen, hatte sich etwas von ihr leihen wollen, um in irgendeinem billigen Bouillonkeller zu essen. Im Hotel Moderne speiste man natürlich besser.

Er verneigte sich abermals.

„Gerne nehme ich Ihre Einladung an, Monsieur Mallentin, ich wollte eben in meinem Klub das Mittagsmahl einnehmen.“

Mallentin sagte erfreut: „Ich danke Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit, Monsieur de Vernon.“

Und dann saßen sie zusammen in dem eleganten Speisesaal.

Eberhard Mallentin betrachtete seinen Lebensretter jetzt erst genauer. Er war mit seiner Musterung zufrieden. Dieser Gaston de Vernon sah äußerst vornehm aus, wie ein richtiger, typischer Pariser Lebemann, und dabei ungemein sympathisch.

Er machte seine Bestellung, und sein Gast hatte keinen Grund, es zu bereuen, die Einladung angenommen zu haben, der deutsche Gutsherr hatte die besten Weine, die erlesensten Speisen ausgewählt.

Eberhard Mallentin konnte beobachten, daß es Gaston de Vernon sehr gut schmeckte.

Eben sagte der Jüngere, nachdem er ein Glas Sekt geleert: „Ich habe tüchtigen Hunger gehabt. Heute früh ritt ich im Bois ein paar Stunden, dann hatte ich ein Boxtraining mit einem Freund. Allen Frühstücksappetit hatte ich mir für das Mittagessen aufgehoben.“

Mallentin lächelte.

„Mir schmeckt es heute auf den Schreck geradezu wundervoll.“ Er wurde sehr ernst, hob sein Glas ein wenig. „Monsieur de Vernon, ich weiß genau, ohne Ihre rasche Hilfeleistung säße ich jetzt bestimmt nicht hier, sondern wäre tot, zum mindesten aber schwer verwundet. Nehmen Sie meinen innigsten Dank, denn Sie begaben sich für einen Fremden selbst in Gefahr. Ich möchte mich Ihnen so gern erkenntlich zeigen. Es würde mich beglücken, wenn ich Ihnen irgendeine Gefälligkeit erweisen dürfte.“

Ueber Gaston de Vernons scharf ausgeprägte Züge ging ein flüchtiges Zucken. Blitschschnell huschte es ihm durch den Sinn, ob er wohl die Gelegenheit beim Schopf packen und ganz einfach bekennen sollte, daß ihm mit barem Geld am besten geholfen sei. Aber ein Rest von Vornehmheit in ihm widersprach.

„Ich habe keine Wünsche, Ihr Dank, Monsieur, macht mir Freude.“

Mallentin wäre, um der Dankbarkeit seines Herzens Genüge zu tun, gern zum Verschwender geworden.

Er sagte lebhaft: „Wenn ich Ihnen dennoch irgendeinen Wunsch erfüllen könnte, erinnern Sie sich, bitte, an mein Angebot. Ich bleibe noch acht Tage in Paris.“

Gaston de Vernon fiel es auf, mit welcher ganz besonderen Aufmerksamkeit der deutsche Gutsbesitzer von den Kellnern bedient wurde. Es schien ihm befremdend, hier, wo es doch viel vornehmere Gäste als den Deutschen gab.

Er wiederholte sich den Namen „Mallentin“. Ihm war es mit einem Male, als hätte er ihn letzthin in irgendeinem besonderen Zusammenhang gelesen.

Er aß langsam von dem köstlichen Pistazieneis, hörte höflich auf das Geplauder des breitschultrigen Herrn, der ihm gegenübersaß, und sann immer wieder: Mallentin, Mallentin? Woher kannte er den Namen?

Es wurde ihm immer klarer, er hatte ihn schon vor dem heutigen Tage in irgendeinem Zusammenhang mit etwas Besonderem gehört.

Ah! Plötzlich kam ihm ein Erinnern. Nun wußte er Bescheid und begriff jetzt die Aufmerksamkeit der Kellner.

Da hatte ihn der Zufall mit einer interessanten Persönlichkeit zusammengeführt. Aber besser war es wohl, weiter so zu tun, als wüßte man gar nichts davon, daß man mit einem Mann speiste, der Gegenstand großer Zeitungserörterungen gewesen war. Chauvinistische Blätter hatten krakehlt, daß ein Boche Millionenwerte aus dem Land schleppen wollte. Die Großmutter Eberhard Mallentins war geborene Französin und nach dem Tode ihres Gatten nach Paris übergesiedelt, wo sie irgendeinen steinreichen Verwandten beerbt hatte. Die Großmutter, Madame Germaine Mallentin, war nun vor einem halben Jahre gestorben, und bis jetzt hatte sich ihr Enkel mühen müssen, die Erbschaft frei zu bekommen, denn die patriotische Presse verlangte, daß namentlich die überaus wertvollen Juwelen von Madame Germaine, die doch im Herzen niemals ihre Nationalität gewechselt, dem Lande erhalten bleiben müßten. Perlen sollten bei dem Schmuck sein, wie sie manche Fürstin nicht einmal in ihren Glanztagen besessen, und der Stirnreif einer ermordeten Balkanfürstin, mit dem kein zweiter sich messen könne.

Eberhard Mallentin schwärmte dem Jüngeren von seinem Zuhause vor.

„Wissen Sie, Monsieur de Vernon, ich freue mich auf daheim. Unser Gut ist ein kleines Paradies. Es gibt keine himmelhohen Häuser, keine Boulevards, das ist klar; dafür aber Eichenwald, wie aus einem alten deutschen Märchen aufgestiegen, und einen tiefen, dunklen See, in dem sich märkische Buchen spiegeln.“

Der andere sagte lebhaft: „Sie schildern das alles so lebendig. Sie reizen mich fast, Ihre engere Heimat kennenzulernen.“

Eberhard Mallentin riß an seinem grauen, dichten Schnurrbart herum.

„Besuchen Sie mich doch, Monsieur de Vernon, ich lade Sie herzlich ein. Dann kann ich meinen Kindern meinen Lebensretter vorstellen.“

Eberhard Mallentin lachte fast laut.

„Groß-Rampe hat Platz für hundert Gäste. Also die Sache ist abgemacht, Sie reisen mit mir.“

Der Jüngere nickte. „Ich nehme mit vielem Dank an, ich habe doch nichts anderes vor und bin völlig Herr meiner Zeit. Uebrigens, etwas Deutsch kann ich auch, wenn auch nicht viel.“ Er dachte, diese Bekanntschaft heute war vielleicht die Gelegenheit zum größten Coup seines Lebens. Einmal mußte er reich werden, um sich aus der Unsicherheit seiner Existenz zu retten. Er zählte zweiunddreißig Jahre, und es war somit die höchste Zeit für ihn.

Ein Boy mit einem Brief in der Hand wollte eben die Treppe ersteigen, erblickte dann Eberhard Mallentin, kam mit devoter Geschmeidigkeit auf ihn zu, überreichte den Brief und verschwand wieder.

Mallentin strahlte seinen Gast an.

„Von meinem Mädel daheim.“

Er wollte den Brief in seine Rocktasche versenken.

„Bitte, lesen Sie nur“, sagte Gaston de Vernon höflich.

Der Gutsbesitzer nickte. „Schön. Ich bin auch gespannt, was meine Kleine schreibt.“

Während Mallentin las, beobachtete der Jüngere ihn ein wenig, sah, wie der Lesende mehrmals schmunzelte.

Jetzt betrachtete er eine Photographie, reichte sie ihm.

„Das ist ein Bild meines Mädels. Franziska heißt sie, aber wir nennen sie ‚Fränze‘.“

Das Wörtchen „Fränze“ sprach er natürlich deutsch.

Gaston de Vernon betrachtete die Liebhaberaufnahme ebenfalls.

Er sah ein schlankes Mädchen im einfachsten Kleid der Welt, mit zwei Riesenzöpfen, die nach vorn über die Schultern fielen. Große Augen und ein lachender Mund schienen voll Uebermut.

Landpomeranze, ländlicher, lebensfroher Backfisch! war das Ergebnis von Gastons Betrachtung.

Er reichte das Bildchen zurück, sagte aus Höflichkeit: „Ihre Tochter ist sehr hübsch!“

„So?“ sagte Mallentin, ganz gedehnt. „Wirklich? Ich muß bekennen, das ist mir noch nicht aufgefallen. Aber ein sonniges Geschöpf ist sie, das weiß ich. Sie hat die liebenswerte Natur ihrer Mutter, die leider schon vor Jahren starb.“

„Oh!“ machte Gaston de Vernon und deutete dadurch Mitgefühl an.

Er überlegte, daß es gut sei, wenn es auf Groß-Rampe keine scharfsichtige Hausfrau gebe.

Eberhard Mallentin faltete den Brief zusammen, warf noch einen zärtlichen Blick auf das Bildchen und sagte: „Würden Sie mir das Vergnügen bereiten, morgen abend mit mir zusammen zu sein?“ Er sah den Jüngeren treuherzig an. „Damit wir uns noch ein bißchen bessern kennenlernen und uns über Ihren Besuch bei mir unterhalten können.“ Er setzte zögernd hinzu: „Ich habe hier viel mit einem Anwalt zu verhandeln und mit dem deutschen Konsulat. Ich habe dadurch ein paar Bekanntschaften, aber unter uns: amüsieren kann man sich dabei nicht besonders. Ich möchte mich gern einmal mit einem Kundigen da umschauen, wo Paris sich amüsiert. Natürlich in allen Ehren, und wenn Sie da die Führung übernehmen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“

Vernon hätte beinahe laut aufgelacht. Es war doch immer dasselbe: die älteren Herren suchten begehrlicher als die jüngeren die Stätten, wo die Becher der Lebensfreude überschäumen.

Nun, ein bißchen konnte er seinem neuen Freunde ja entgegenkommen. Wenn er weiter nichts von ihm verlangte, als dorthin geführt zu werden, wo man sich amüsierte, konnte er ihm dienen, hatte er doch selbst eine große Vorliebe für alles was leicht und lustig war. Sonst — — wie ein bleierner Reif legte es sich plötzlich um seine Stirn — — sonst wäre er niemals Gaston de Vernon geworden.

Er reckte sich in seinem Ledersessel auf.

„Ich werde mich jetzt empfehlen, Monsieur Mallentin. Wann darf ich Sie morgen abend zur Bummelfahrt durch das nächtliche Paris abholen?“

Sie verabredeten sich, und dann ging Gaston de Vernon.

Er fuhr mit dem Metro zum Ostbahnhof. Sein derzeitiges Domizil war das Hotel zur Eisenbahn. Ein schmales, hohes Haus, darin er im dritten Stock wohnte.

II

Gaston de Vernon schob seine schlanke Gestalt durch das abendliche Leben und Treiben der Straße links vom Ostbahnhof, betrat ein Haus, in dem es aus einer Fischhalle abscheulich roch, stieg zum zweiten Stock hinauf. Eine schlampige Frau öffnete auf sein Klingeln. Puder hatte ihr welkes und aufgeschwemmtes Gesicht zu einer hellila Maske gemacht.

Sie zog ein wenig die Lippen hoch, zeigte ein paar falsche Zähne und ein paar Zahnlücken.

„Ah, Monsieur de Vernon. Mademoiselle Lucie ist zu Hause.“

Sie ließ ihn eintreten. Es roch nach nasser Wäsche auf dem Korridor. Er klopfte an eine Tür. Ein Lachen, klar wie die Tonleiter hinauf und hinunter, sprang hinter der Tür auf, und dann ward es auf dem halbdunklen Korridor hell. Die zierlichste Pariserin, auf hohen Hakkenschuhen, mit extravaganter Bubikopffrisur, stand auf der Schwelle.

„Gaston, dein Klopfen kenne ich sofort!“

Sie zog ihn in ein großes Zimmer, in dem schwerer Parfümduft wie ein Nebel lag und allen Gegenständen zu entströmen schien, die es hier gab.

„Ich habe dich lange nicht gesehen, Gaston. Weshalb hast du dich so rar gemacht?“

„Heute mittag wollte ich kommen“, antwortete er, „da riß ich im letzten Augenblick einen Herrn, der beinahe aus der Untergrundbahn gestürzt wäre, zurück, er lud mich aus Dankbarkeit zu Tisch.“ Er setzte sich. „Lucie, ich habe wieder mein Geld bis auf eine unbedeutende Summe verspielt. Leihe mir, wenn du kannst, ein wenig, du weißt, du erhältst es wieder.“

„Natürlich leihe ich dir etwas. Gestern habe ich ja meine Monatsgage bekommen.“ Sie ging an einen kleinen Schreibtisch, schloß ein Fach auf. „Wieviel willst du, Liebster?“

Sie hielt ihm mehrere Hunderfrankenscheine entgegen.

Er nahm zwei, sagte fast befangen: „Ich hoffe, im Spiel Glück zu haben. Sei mir mal ein bißchen untreu, bitte, du weißt, Lucie, Unglück in der Liebe, Glück im Spiel.“

Sie stand vor ihm, legte die schmalen Arme auf seine Schultern.

„Ich dich betrügen? Du, Gaston, nicht einmal im Scherz darfst du so etwas zu mir sagen. Hast auch schon Glück im Spiel gehabt, Liebster. Versuch es nochmals. Aber tausendmal besser wäre es, du würdest dich nach einer Stellung umtun. Bist doch so klug und gebildet. Sprichst alle möglichen Sprachen, siehst vorzüglich aus. Und wenn du eine lohnende Stellung gefunden hast, dann heiraten wir, nicht wahr, Liebster? Wir haben uns ja beide lieb, und ich meine immer, wir beide gehören zusammen.“

Gaston sagte fast ein wenig gerührt und doch ungeduldig: „Natürlich! Es werden so viele Dummheiten in der Welt gemacht, da kommt es auf eine mehr gar nicht an. Aber jetzt muß ich fort, ich will heute abend mein Glück versuchen. Uebrigens, morgen abend komme ich wahrscheinlich in Begleitung des Herrn, dessen Bekanntschaft ich heute machte und der mich als seinen Lebensretter in allen Tonlagen feiert, zu dir in eure Neppbude. Laß dann bitte nicht sehr merken, wie wir beide miteinander stehen.“

„Warum?“ fragte sie, und ihr hübscher Mund blieb fragend ein wenig offen stehen.

„Weil das unvornehm ist. Kennst du niemand, der mir ein paar Stunden seine Wohnung leiht?“

„Natürlich, mein Zimmer steht dir gerne zur Verfügung, wenn ich auch nicht begreife, was du vorhast.“

„Unsinn, Lucie! Was ich brauche, ist eine elegante Etage oder ein eigenes Haus. Es handelt sich um eine Wette.“

„Eine Wette?“ wiederholte sie.

Er betonte: „Es handelt sich um eine Wette. Am liebsten wäre mir etwas, das außerhalb läge.“

Lucie sah ihn groß und nachdenklich an.

„Vielleicht leiht dir Yvette Brosse ihre Etage. Sie wohnt in Vincennes sehr elegant, und ich bin gut mit ihr befreundet. Natürlich müßte ich mich dafür verbürgen, daß sie für ihre Freundlichkeit nicht noch Unannehmlichkeiten hätte.“

Der junge Mann fiel ihr hastig ins Wort: „Es handelt sich ja nur um eine Wette. Ich kenne ja Yvette durch dich, und sie tut mir vielleicht den Gefallen.

Lucie versprach, sich zu bemühen. Gaston verließ sie und dachte ärgerlich, wie dumm, daß man sich nicht allein helfen konnte. Denn es war doch gar nicht zu umgehen, den Gutsbesitzer einmal zu sich einzuladen. Und wenn er ihn in dem Stübchen im dritten Stock des Hotelchens empfing, würde der so überaus dankbare Gerettete doch wohl ein bißchen die Augen aufreißen und vielleicht vorsichtig seine impulsive Einladung zurückziehen.

Und das durfte nicht sein.

Irgendwie mußte ihm dort auf Groß-Rampe der Schachzug gelingen, seiner schwankenden Zukunft Festigkeit zu geben.

*

Unweit der weltberühmten Kathedrale Notre Dame de Paris beginnt ein Gewinkel von Gäßchen. Ein Stück Alt-Paris, schmutzig und pittoresk, scheint hier von der Vergangenheit zu träumen. Und doch pulst das Gegenwartsleben warm und unruhevoll hier, aber es verbirgt sich auch vieles, was sich nicht auf die hellen, weiten Straßen wagt, im Dämmerdunkel der alten Häuser.

Unter düsterem, niedrigem Dach hatte der Spielklub „Les Messieurs“ sein derzeitiges Heim gefunden. Alle zwei Monate wechselte der Klub sein Domizil, weil es ihm klug und ratsam schien.

Gaston de Vernon hatte anfangs flüchtig überlegt, ob er Eberhard Mallentin in den Klub einführen sollte, aber er sagte sich sofort, damit hätte er alles verdorben.

Er traf dort heute ein paar seiner Bekannten, gescheiterte Existenzen, Abenteurernaturen wie er. Sie hatten ein paar Fremde eingefangen.

Gaston spielte mit wenig Glück. Er überlegte, ob er Fortuna ein wenig „korrigieren“ sollte. Die Fremden schienen ihm ausgemachte Dummköpfe.

Allmählich hatte sich das große, niedrige Zimmer ziemlich gefüllt. In dem kleinen Nebenraum schenkte die Frau eines notorischen Spielers, die schöne Madelon, Getränke aus.

Gaston war wütend. Was konnte man auch mit zwei lumpigen Hundertern anfangen! Noch ein paar lächerlich kleine Sätze durfte er wagen, dann war seine Tasche leer, und Lucie konnte lange warten, bis er ihr das Geld wiederzugeben vermochte. Und für die Reise hatte er auch nichts.

Wenn er jetzt nicht durch eine ganz besondere Schicksalsfügung zu Geld kam, konnte er sich die Gelegenheit, seine Verhältnisse einmal endgültig zu ordnen, gar nicht zunutze machen.

Mißtrauisch verließ er den Klub, kehrte heim und ging zu Bett.

Er sann und grübelte. Bilder aus der Verganhenheit stiegen auf, wollten zum Alpdruck werden. Endlich schlief er ein.

Am nächsten Morgen ging Gaston de Vernon früh aus, weil er sich nach frischer Luft sehnte. Er bummelte durch den Tuileriengarten, in dem der Frühling sein Standquartier aufgeschlagen zu haben schien.

Im Gehen überlegte er allerlei Pläne und verwarf sie wieder. Er mußte sich Geld verschaffen, gleichviel auf welche Art, um Eberhard Mallentin begleiten zu können.

Mißmutig kehrte er um. Ihn ärgerten hier die netten, koketten Kindermädchen, die ihre fröhlichen Schutzbefohlenen spazieren führten.

Er ging am Continental-Hotel vorbei. Dort hatte er gewohnt, als er zuerst nach Paris kam, als er —.

Ach, nicht zu sehr an Vergangenes denken, damit verbaut man sich den Weg zur Zukunft.

Er ging wieder nach Hause, unlustig und müde.

Lucie Manin stand vor der Tür des Hotels, sie hatte eben drinnen nach ihm gefragt. So gingen sie zusammen in ein nahes Kaffee.

Lucie sah entzückend aus in einem neuen, grauen Frühjahrskostüm und dazu passendem Hütchen. Ihr regelmäßiges Gesicht war wie verklärt.

„Sieh nicht so brummig aus, Gaston, ich habe dir Gutes zu berichten.“ Sie trank einen Schluck Schokolade. „Du, höre nur, ich bin entdeckt worden! Der Duran, du weißt, der schon so viele Größen entdeckt und lanciert hat, war gestern abend bei uns und sah mich tanzen. Er hat nachher mit mir eine Flasche Sekt getrunken und mir gesagt, ich hätte großes Talent, aber ich müsse aus dem Milieu der kleinen Singspielhallen heraus. Er will mir dazu verhelfen.“

Gaston brummte: „Ich wünsche dir viel Glück dazu, aber meinen Rat wegen der Untreue hättest du gar nicht so überschnell zu befolgen brauchen. Genützt hat es doch nichts, denn ich hatte gestern größeres Pech im Spiel als je.“

Die Tänzerin sah ihn traurig an.

„Du solltest so etwas doch nicht sagen. Ich bin dir nicht untreu gewesen und will es auch nicht sein. Seit ich dich kenne, kann ich gar nicht anders als dir treu bleiben.“ Sie lachte. „Und den stadtbekannten Agenten Duran kennst du doch, der alte Herr hat nur so viel Interesse für unsereins, als es ihm geschäftlich Vorteil bringt.“ Sie sah ihn glücklich an. „Ich freute mich so sehr auf das Versprechen Durans, daß ich nicht schlafen konnte, und da bin ich dann in aller Herrgottsfrühe gleich zu Yvette Brosse gefahren. Sie lag noch im Bett und fand es sehr drollig, daß sie dir ihre Wohnung für einige Stunden leihen soll. Sie hat nichts dagegen und erwartet deinen Besuch.“

„Nett, daß du dich bemüht hast“, nickte er. „Morgen gehe ich zu ihr.“

Lucie fragte noch, ob er heute abend in die Singspielhalle „La corbeille de bonheur“ käme.

Gaston zuckte die Achseln.

„Wenn mein neuer Freund mag.“

Das Mädchen sah ihn bittend an.

„Ich werde mich so vornehm benehmen, wie du nur wünschen kannst, und gar nicht merken lassen, wie lieb ich dich habe. Ich spiele die flüchtige Bekanntschaft, sogar die Unbekannte, wenn du willst, aber komm ein Weilchen.“

Er versprach es, und sie trennten sich.

Am Abend erschien Gaston de Vernon im Hotel Moderne. Er ließ sich hinauffahren zum zweiten Stock, klopfte an die bezeichnete Tür.

Mallentin stand schon im Abenddreß bereit. Sein gerötetes Gesicht war voll eitel Wohlwollen.

„Heute abend soll es ein bißchen lustig werden, nicht wahr, Monsieur de Vernon?“ rief er dem Eintretenden entgegen, ihm beide Hände schüttelnd.

Nach einer kleinen Pause begann er etwas verlegen: „Herr de Vernon, ich habe gestern abend und heute früh immer nachgegrübelt, ob ich Ihnen nicht irgendeine besondere Freude bereiten könnte.“ Er drückte den Jüngeren in einen mit Gobelinstoff bezogenen Sessel, nahm unweit von ihm Platz. „Nun ist das natürlich sehr schwer, jemand eine Freude zu bereiten, der jenseits aller finanziellen Nöte steht wie Sie, Monsieur Vernon, denn es gehört ja nicht einmal besonderer Scharfblick dazu, das zu sehen.“

Vernon mußte seine Gesichtsmuskeln bezähmen, daß sie nichts von dem Hohn merken ließen, der ihn jetzt erfüllte.

„Ich bummelte heute vormittag über den Boulevard des Italiens, und da kam ich bei einem Juwelier vorbei, sah etwas in seinem Schaufenster, was mir sehr gefiel — und nun bitte ich Sie herzlich, es von mir anzunehmen und es zu tragen zur Erinnerung an meine Lebensrettung.“

Er nahm vom Tisch ein viereckiges Etui, reichte es mit fast schüchterner Bewegung Vernon hin.

Dieser war sofort Herr der Lage.

„Aber, Monsieur Mallentin, wenn Sie mir gern ein sichtbares Zeichen Ihrer Dankbarkeit geben wollen, ich sehe keinen Grund, es abzuschlagen.“

Sein liebenswürdigsts Lächeln legte sich um seinen Mund, und er öffnete das sehr elegante Etui aus mattem Leder.

Nur mühsam drängte er einen lauten Ruf der Ueberraschung zurück. Das war ja eine fürstliche Gabe, die da auf veilchenblauem Samtpolster vor ihm lag! Manschettenknöpfe aus Perlen und großen Brillanten, eine dazu passende Schlipsnadel, ein Ring und ein Zigarrenetui. Alles war im gleichen Muster gehalten. Eine jener hochmodernen Garnituren, wie sie reiche Leute gern zu Geschenkzwecken verwenden.

Alle Selbstdisziplin hatte Gaston de Vernon nötig, um seine weltmännische, etwas blasierte Miene nicht durch den Ausdruck naiven Staunens zu zerstören. Immerhin, ein kleines Aufleuchten in den Augen schadete wohl nichts.

Er sagte lebhaft: „Welch eine geschmackvolle Gabe haben Sie gewählt, Monsieur Mallentin! Ich trage im allgemeinen keinen Schmuck, aber diesen werde ich gern tragen.“

Nun brauchte er sich vorläufig keine Geldsorgen zu machen. Dankend reichte er dem Aelteren die Hand.

„Ich werde Ihr schönes Andenken stets in Ehren halten.“

Dann überlegte er flüchtig, morgen früh wollte er das Zigarrenetui verkaufen. Er kannte einen Juwelenhändler, der so etwas anständig bezahlte.

„Wie froh bin ich, daß Sie mich nicht zurückweisen“, versicherte Mallentin. „Ich habe heute auch meinen Kindern geschrieben von Ihnen, passen Sie auf, die empfangen Sie mit Ehrengirlanden auf Groß-Rampe. Uebrigens, wo sollen wir heute speisen? Schlagen Sie, bitte, vor. Oder wollen wir das wieder hier im Hotel abmachen? Man ißt hier gut, meine ich.“

Nach dem Souper stiegen beide in ein Auto, und Gaston gab die Adresse der Singspielhalle an, in der Lucie Manin auftrat. Es war halb elf, und kaum daß die zwei in einer kleinen Loge Platz genommen hatten, sprang Lucie mit federnden Tanzschritten auf die Bühne.

Sie trug ein Kleid aus silberübersponnener rosa Seide.

Eberhard Mallentin schmunzelte. „Ein bildhübsches Dingelchen!“ Nach einem Weilchen stellte er fest: „Sie kann auch tanzen, ich finde, sie tanzt mit Empfindung, tanzt vielleicht besser als mancher Star. Ich verstehe das ja nicht so genau, aber der Tanz gefällt mir.“

Gaston überlegte, was er bestellen sollte, denn von jetzt an mußte er wohl die Unkosten tragen. Für einen vergnügten Abend reichte seine Kasse, morgen half ihm das kostbare Zigarrenetui weiter.

Mallentin kam ihm zuvor, bestellte Sekt. Der Kellner ging. Mallentin sagte lächelnd: „Ich habe Sie um Ihre Führung gebeten, Monsieur de Vernon, die Unkosten trage also natürlich ich.“

Um so besser, dachte Gaston, wehrte sich scheinbar noch ein wenig, lächelte dann achselzuckend: „Wenn Sie durchaus wollen!“

Lucie tanzte noch einmal, in einem weißen, reichfaltigen Kleid, einen Tanz aus längst verschollenen Tagen. Sie erntete großen Beifall.

Die Singspielhalle war gefüllt. Unten im Saal saß das Publikum, das nur gekommen war, zu hören und zu sehen, das Kaffee oder Bier trank, während oben in den kleinen, diskreten Logen meist Herren saßen, die sich für die Sängerinnen und Tänzerinnen interessierten, die, nachdem sie ihre Nummer beendet hatten, gerne eine Einladung annahmen.

Lucie Manin ging langsam den Gang hinter den Logen entlang. Sie trug jetzt ein großes, blaues Samtcape, ihr Haar war unbedeckt.

Mallentin bemerkte sie.

„Ist das nicht die kleine, graziöse Tänzerin?“ fragte er leise seinen Begleiter.

Geston nickte. „Wir wollen sie einladen. Ich kenne sie.“

Der Aeltere dachte an manchen vergnügten Abend von einst. Weshalb sollte er sich nicht für kurze Zeit einbilden, dreißig Jahre jünger zu sein?

Gaston trat auf den Gang hinaus, wo er Lucie erblickte. Wie wartend stand sie da.

In ihrem Gesichtchen leuchtete es auf, sie kam ihm entgegen.

„Wie hübsch von dir, Gaston, daß du kamst.“

Er sah sie ein wenig verliebt an.

„Bist doch ein charmantes Käferchen! Mein Freund ist begeistert von dir. Komm mit, kriegst Sekt!“

„Daraus mache ich mir zwar auch was“, gab sie zurück, „ich möchte aber noch lieber etwas essen.“

„Ich weiß“, lachte er, „Kaviar, Hummern, Täubchen und Pfirsich. Ich kenne ja die Wünsche deines verwöhnten Magens. Sollst du alles haben, aber benimm dich! Zause mich vor dem Herrn nicht an den Ohren, bespritze mich nicht mit Sekt und sprich auch nicht von der Wette, derentwegen ich Yvettes Etage geliehen haben möchte, erwähne auch nicht, wo ich wohne.“

Lucie schüttelte den Kopf.

„Ich werde gar nichts reden. Am besten ist’s, ich wackle nur mit den Ohren, nicht wahr?“

Er lachte wieder. „Also komm!“ Sie betraten zusammen die Loge.

Mallentin hatte sich erhoben und machte Lucie Komplimente über ihren Tanz. Das hörte sie gern und vergaß, daß sie eigentlich nur mit den Ohren hatte wackeln wollen.

Sie erzählte Eberhard Mallentin von dem Agenten Duran und ihren ehrgeizigen Hoffnungen.

„Da werden Sie in absehbarer Zeit also einen Siegeszug durch Europa antreten“, sagte Mallentin. „Vielleicht darf ich Sie dann auch einmal im Berliner Wintergarten bewundern.“

Lucies Zierlichkeit saß zwischen den beiden Herren, den Samtmantel ließ sie über die Lehne des Stuhls zurückfallen. Ein schwarzseidenes Abendkleid mit leichter, roter Stickerei zeigte sich. Es war verblüffend einfach und doch von raffiniertem Schick.

Sie antwortete Mallentin, sie hoffe natürlich auch in Berlin zu tanzen.

„Wenn Sie einmal in den Zeitungen lesen werden, ich tanze in Berlin, dann kommen Sie doch, bitte, und machen Sie mir einen Besuch. Dann sprechen wir von heute abend.“

Mallentin fand die Idee nett.

„Ja, Mademoiselle Lucie, das will ich Ihnen versprechen. Also wundern Sie sich nicht, wenn Sie sich mit Ihrem charmanten Tanz den Beifall der Berliner holen, und es tritt plötzlich so ein alter Bauer an und behauptet, Sie schon von Paris her zu kennen.“

Gaston achtete kaum auf die Unterhaltung der beiden, die ihm reichlich töricht schien.

Lucie fragte, ob man denn eine französische Tänzerin gut in Deutschland aufnehmen würde.

Mallentin trank ihr zu.

„Schönheit und Kunst werden in der ganzen Welt gut aufgenommen, Schönheit und Kunst sind international. Sie werden gut empfangen werden in Deutschland., seien Sie sicher.“

Der diskrete Kellner erschien lautlos.

„Monsieur Duran ist hier, er möchte Mademoiselle Manin dringend sprechen.“