Ich, Udo - Christian Simon - E-Book

Ich, Udo E-Book

Christian Simon

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Beschreibung

Das Vermächtnis eines ganz Großen! Es war der Beginn einer engen Freundschaft, die über 40 Jahre halten sollte: 1975 interviewte Christian Simon Udo Jürgens zum ersten Mal. Viele weitere Gespräche folgten, in denen der Entertainer kein Blatt vor den Mund nahm und regelrecht aus dem Nähkästchen plauderte. Dieses Buch ermöglicht in einer einzigartigen Zusammenstellung einen unverfälschten, persönlichen Blick auf Udo Jürgens. Was war für ihn das Wichtigste im Leben? Woher nahm er seine Inspiration? Wie war es, vor seinen Fans auf der Bühne zu stehen? Was veränderte sich im Laufe seiner unglaublich beeindruckenden Karriere? Wie ging er mit Kritik um? Lassen wir ihn doch einfach selbst zu Wort kommen.

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Seitenzahl: 244

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© für die Originalausgabe und das eBook: 2016 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagmotiv: picture alliance/Mani Hausler

eBook-Produktion: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

ISBN 978-3-7844-8263-7

www.langen-mueller-verlag.de

1 Udos persönliche Widmung vom 30. September 1994.

Inhalt

Vorwort – Was ich dir sagen will

1. Meine Udo-Jahre

Eine Biografie aus nächster Nähe

2. Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient

Vom Tingeln zum Erfolg

3. Ich war noch niemals in New York

Udo in Amerika

4. Noch drei Minuten

Die Konzerte, die Bühne und das Publikum

5. Was wirklich zählt auf dieser Welt, das bekommst du nicht für Geld

Gagen, Luxus und eine Steueraffäre

6. Ein Mann und seine Lieder

Songs und Themen

7. Lieder, die auf Reisen gehen

Udo Jürgens – der Komponist und Einzelgänger

8. Ihr Lieben daheim

Die Familie und ein Privatleben in der Öffentlichkeit

9. Gib mir deine Angst

Über Ängste und schlaflose Nächte

10. Ein kleines Lied für mich

Der deutsche Schlager

11. 5 Minuten vor 12

Udo Jürgens – ein Mann für die Politik?

12. Mein Weg zu mir

Von Gestern, Heute und Morgen

Nachwort – Zärtlicher Chaot

Anhang

Quellennachweis

Bildnachweis

Diskographie, Videos und DVDs

Tourneen

Ehrungen und Auszeichnungen

Vorwort

Was ich dir sagen will

Dieses Buch ist keine reine Hommage auf Udo Jürgens. Vielmehr ist es die Geschichte einer jahrzehntelangen Freundschaft, die 1975 ihren Anfang nahm, als ich Sprecher bei Radio Luxemburg war. Damals begann unsere Verbundenheit, die vierzig Jahre anhalten sollte, Udos halbes Leben. In dieser langen Zeit gab es unzählige Begegnungen in Studios, Konzerthallen, Hotels, auf Partys und Gesellschaften und in absolut privater Umgebung. Davon möchte ich in diesem Buch erzählen und einen Künstler sprechen lassen, der uns allen viel zu sagen hatte.

Alle Gespräche mit Udo fanden in der Zeit zwischen 1975 und 2014 in Luxemburg, Düsseldorf, Duisburg, München, Frankfurt, Zürich und Baden-Baden statt – stets in ungestörter Atmosphäre, fast immer unter vier Augen. Anfangs waren es Interviews für den Hörfunk, später auch für Zeitschriften und Magazine. Dabei war ich mir immer meiner Verantwortung bewusst, ihm als Künstler gerecht zu werden und ihn der Öffentlichkeit so zu zeigen, wie er es wollte – unzensiert und wahrheitsgetreu. Das schaffte Vertrauen zwischen uns. Ich durfte Udo hautnah erleben und einen Menschen kennenlernen, der kein Blatt vor den Mund nahm und aus seiner Seele keine Mördergrube machte. Er stand zu dem, was er tat. Er rechtfertigte sich nicht, er erklärte sein Tun – privat und beruflich.

Mit den Jahren konnte ich auch erkennen, dass Udo kein wankelmütiger Mensch war. Vieles, was er in den Siebzigerjahren aussprach und an Meinungen vertrat, wiederholte er fast wortgleich in den Neunzigern und auch im neuen Jahrtausend. Udo konnte bissig kritisieren und liebevoll loben. Und wenn es darauf ankam, war er nicht nur ein Mann des Wortes, sondern auch ein Mann der Tat. Hierzu fällt mir eine kleine Anekdote ein: Udo und ich waren nach einem Mittagessen in Luxemburg mit meinem Wagen auf dem Weg ins Studio zu einer Livesendung. Überall waren Staus, die Zeit wurde knapp. Auch in der Innenstadt stockte der Verkehr – und plötzlich wurden wir im Autoradio schon angekündigt. An einer viel befahrenen Straße sprang Udo mit den Worten »Jetzt reicht’s aber!« aus dem Auto, stellte sich wie ein Verkehrspolizist mitten auf eine viel befahrene Kreuzung und stoppte den gesamten Verkehr. Er winkte mich durch, sprang wieder in den Wagen und wir fuhren zum Funkhaus, wo wir gerade noch rechtzeitig ankamen.

Udo verstand es meistens, Probleme schnell zu lösen, und ging dabei mitunter auch den Weg des geringsten Widerstandes. Auf diese Weise kürzte er lange, umständliche Problemlösungen ab und fand rasch eine einfache, für die Beteiligten schnelle und effiziente Lösung. Eben pragmatisch. Zudem stand er seinen Freunden stets mit gutem Rat zur Seite, wenn man ihn darum bat. Ich selber durfte das einige Male erfahren, ob es nun der Schritt vom Radio zum Fernsehen war oder der von dort zum Konzertveranstalter.

Dieses Buch heißt »Ich, Udo«, weil ich ihn mit seinen eigenen Worten wiedergeben möchte. Sie sollen als Leser den Udo Jürgens erleben, der mir gegenüber offen und unverblümt aus seinem Leben erzählte und kein Thema ausließ, war es auch noch so heikel oder intim. Meine Tonband-Aufzeichnungen unserer Gespräche bilden den Grundstein für dieses Buch, angereichert mit einigen Erlebnissen, die mir aus unserer gemeinsamen Zeit unvergesslich geblieben sind. Vielleicht erfahren Sie durch dieses Buch mehr über einen Menschen, den Sie verehrt oder wohlmöglich auch abgelehnt haben. Sollte Letzteres zutreffen … es könnte durchaus sein, dass Udo es jetzt noch schafft, Ihre Meinung zu ändern. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!

1.

Meine Udo-Jahre

Eine Biografie aus nächster Nähe

2 Zu Beginn unserer Freundschaft: 1977 in Luxemburg.

Die Sechzigerjahre waren eine wilde, revolutionäre Zeit. Die Beatles, die Rolling Stones, The Lords, Karl May und Edgar-Wallace-Filme waren »meine Welt« – und Udo Jürgens. Eigentlich passte er gar nicht in das Bild der bunten Carnaby-Street-Klamotten, der lauten E-Gitarren und der kreischenden Mädchen, aber da war etwas, was mich und viele andere Menschen faszinierte. War es das Klavier, die deutschen Texte, die typischen Udo-Melodien, der dunkelblaue Smoking mit dem roten Einstecktuch oder die Ausstrahlung dieses »Ausnahme-Entertainers«? Ich weiß es bis heute nicht genau. Es war wohl eine Mischung aus allem.

Dieser extrem konträre Gegensatz, den Udo zu »I Can’t Get No Satisfaction« und »Revolution« bildete – vielleicht war es genau das, was ihn immer ausmachte: der Sänger, der mit leisen Tönen seine Meinung laut sagt, mal ironisch, mal sarkastisch, mal lustig und mal ernst. Wie dem auch sei, er gehörte dazu und fand seinen festen Platz neben den Beat- und Rockbands jener Tage. Und das Erstaunliche: Er hat ihn bis heute behalten, und niemand hat ihm diese Position je streitig gemacht. Immer im Smoking mit rotem Einstecktuch.

Ich sah Udo Jürgens zum ersten Mal 1967 in der Duisburger Mercatorhalle, ein Jahr nach seinem Sieg mit »Merci, Cherie« beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in Luxemburg. »Udo Jürgens singt seine Welterfolge« stand auf den Plakaten. Es war seine erste Tournee mit eigener Band: Willy Übelherr (Musikalischer Leiter und Keyboards), Sigi Übelherr (Bass), Heinz Allhoff (Klavier), Walter Grägel (Gitarre) und Bob Blumenhofen (Schlagzeug). Ich war begeistert und schaffte es nach dem Konzert in seine Garderobe. Ich erzählte ihm, dass ich neben meiner Ausbildung zum Werbefachmann als Discjockey arbeitete und mal zum Radio wolle. Er war sehr nett, wir unterhielten uns etwas länger und ich bekam mein erstes Autogramm.

3 Mein erstes Autogrammfoto, 1967 – damals noch auf meinen Vornamen Helmut. Zu Christian wurde ich erst 1974 bei Radio Luxemburg.

Udo gab damals 50 Konzerte, die von 60 000 Fans besucht wurden. Ein Jahr später waren es schon 75 Gastspiele vor 90 000 Besuchern. Seine dritte Konzertreise ging als Mammut-Tournee in die Annalen der Musikgeschichte ein. Am 6. September 1969 startete »Udo ’70«. Geplant waren 70 Konzerte, aber bereits nach einem Monat entschied sein damaliger Manager Hans. R. Beierlein, Zusatzkonzerte dranzuhängen. »Weil es so fantastisch lief, haben wir immer wieder verlängert. Erst 100 Konzerte, dann 150, dann 200. Und dann war das Ziel nicht mehr weit, die größte Tournee zu veranstalten, die es je in Europa gegeben hat«, sagte Beierlein in seinen Montana Media News. Am Ende wurden es 266 Konzerte in zehn Monaten mit über einer halben Million verkauften Karten.

»Ich gebe zu, dass ich ihn etwas überstrapaziert habe«, sagte sein Ex-Manager fast vierzig Jahren später. »Udo war ausgelaugt und sagte mir das auch. Aber wenn es so gut läuft, muss man dabeibleiben. In einem Konzert saßen Axel Springer und Ehrensenator Dr. Franz Burda nebeneinander in der ersten Reihe. Udos Konzerte waren ein nationales Ereignis, alle Medien feierten ihn rauf und runter.« Obwohl Udo gestresst und überarbeitet war, nahm er sich noch Zeit und schrieb Grußkarten für Ehrengäste, die diese dann auf ihren Hotelzimmern vorfanden.

4 Grußkarten für seine Ehrengäste waren Udo ein Herzensanliegen. Hier eine Karte von seinem Berlin-Konzert.

Damals entstanden auch die typischen Udo-Jürgens-Markenzeichen: knallrot gefütterte Smoking-Jacke, rotes Einstecktuch und das letzte Lied im Bademantel … Was für ein Erfolg! Doch der Weg dorthin war oft steinig und schwer.

Udo Jürgen Bockelmann, so sein bürgerliche Name, wurde am 30. September 1934 in Klagenfurt geboren. Er wuchs zusammen mit seinen Brüdern John (1931–2006) und Manfred (geb. 1943) im elterlichen Schloss Ottmanach in Kärnten auf. Sein erstes Instrument war eine kleine Mundharmonika, auf der er Volkslieder spielte. Mit acht Jahren wurde ihm ein großer Wunsch erfüllt: Seine Eltern schenkten ihm ein Akkordeon. Schon mit vierzehn begann er ein Musikstudium am Konservatorium Klagenfurt und belegte die Fächer Klavier, Harmonielehre, Komposition und Gesang. Ein Jahr später schrieb er seine ersten Lieder.

Udo war ein kränkliches, schwaches Kind. Er hatte Ängste, konnte sich in der Schule bei den Klassenkameraden nicht sonderlich behaupten, wurde wegen seiner Segelohren gehänselt und bekam Komplexe. Die Ohren ließ er sich mit 19 Jahren anlegen, was damals noch ein sehr schmerzhaftes Unterfangen war. Aber das musste sein, denn Udo wusste bereits: »Ich will mal Sänger werden und auf die Bühne!« Und gutes Aussehen gehört eben dazu! Komplexe und Ängste besiegen, Anerkennung bekommen – das schafft man mit Musik.

Schon als kleines Kind merkte Udo, dass er sich innerhalb weniger Tage ganz alleine Harmonien zu Opernmelodien auf dem Klavier erarbeiten konnte. »Dieses Talent habe nur ich und das kann mir keiner nehmen!« Mit dieser Erkenntnis wollte er ins Leben. »Ich werde mit Musik auf- oder untergehen«, sagte er seinem Vater, »und besser in einer Hotelbar Klavier spielen als in einem Büro verkümmern.« Damals ahnte niemand, dass dieser Udo Bockelmann einmal einer der erfolgreichsten Komponisten unserer Tage mit weit über 100 Millionen verkauften Tonträgern werden würde. Damit zählt er zu den erfolgreichsten Solokünstlern der Welt!

Aber beginnen wir chronologisch. 1950 gewinnt das Lied »Je t’aime« eines Sechszehnjährigen aus Klagenfurt unter dreihundert Einsendungen den ersten Platz beim Komponisten-Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks. Ein Jahr später verließ Udo das Klagenfurter Realgymnasium und hatte seinen ersten Auftritt für 5 Schilling pro Stunde (das waren damals etwa 90 Pfennig, und wären heute etwa ein Euro) im Gasthof »Valzachi« in Klagenfurt, den es übrigens heute noch gibt. Udo hatte mit Freunden eine kleine Combo gegründet, die sich »Udo Bolan Band« nannte.

An diesem Abend geschah etwas Entscheidendes. Spät in der Nacht jubelte das Publikum Udo zu und er entschied: »Jetzt hab ich begriffen, um was es geht. Das muss ich weitermachen!« Und er tat es, arbeitete als Komponist und Arrangeur für das Radiostudio Klagenfurt und wurde 1952 vom britischen Militärsender BFN (British Forces Network) als Moderator und Musiker für eine wöchentliche Radioshow engagiert. Seine Sendung wurde von vielen Zuhörern verfolgt, und so bekam Udo ein Jahr später eine Einladung nach Berlin, um dort mit dem RIAS-Tanzorchester unter Leitung von Werner Müller zu spielen. Udo tingelte durch Österreich und Deutschland und machte sich einen Namen als Jazzpianist.

Dann kam die erste große Chance: Heliodor/Polydor gab ihm 1956 einen Schallplattenvertrag und einen neuen Künstlernamen – Udo Jürgens!

Die erste Single erschien: »Es waren weiße Chrysanthemen«. Und wurde ein kapitaler Flop. Doch Udos Bekanntheit wuchs. Max Greger nahm ihn 1957 mit auf eine große Russland-Tournee. Es erschienen weitere Singles, und Udo zog »berufsbedingt« ins Künstlerviertel von München – nach Schwabing. 1960 wurde er beim Songfestival in Knokke »Bester Einzelsänger des Festivals«, sein Lied »Jenny« wurde ein Nummer-eins-Hit in Belgien.

Im gleichen Jahr komponierte er für Shirley Bassey den Welthit »Reach For The Stars«. Dieser brachte auch das erste große Geld, ungefähr 10 000 DM. Für Udo eine unvorstellbare Summe, von der er sich sogleich einen brandneuen Ford kaufte. Auch seinem Freund Frank Forster, einem Sänger, Schauspieler und Maler, mit dem Udo eine Zeit lang in Schwabing zusammenwohnte, stellte er einen neuen Wagen vor die Tür. Doch die Autos standen bald nur noch in einem Hinterhof, denn für Benzin war kein Geld mehr da …

Udo nahm nun alles an, was ihm an Auftritten angeboten wurde. Er machte Galaauftritte und wirkte Anfang der Sechzigerjahre in so manchem deutschen Schlagerfilm als Schauspieler mit, u. a. in »Unsere tollen Tanten«. Als die Polydor 1963 seinen Schallplattenvertrag nicht verlängerte, wollte er das Singen aufgeben und nur noch komponieren. Doch da kam es zu einer der entscheidendsten Begegnungen in seinem Leben – die Firma Montana verpflichtete ihn. Hinter diesem Unternehmen stand ein Name: Hans R. Beierlein. Er wurde für die nächsten fünfzehn Jahre Udos Manager, Berater und »Macher«. Man kann durchaus sagen, dass er es war, der Udo zum Superstar, Hitgaranten und Markenzeichen geformt hat.

»Als ich Udo kennenlernte«, so Beierlein, »hatte er nichts außer seinem Talent. Er sang Schlager, schlechte Schlager, aber er sang sie gut.« Beierlein überzeugte Udo Jürgens, nur noch eigene Kompositionen zu interpretieren. »Das ist dein Weg! Der und kein anderer!« Udo bestätigte dies 2010 zum 80. Geburtstag von Hans R. Beierlein und sagte: »Er war der erste Manager, der an meine Fähigkeiten als Komponist wirklich geglaubt hat.«

Die erste Produktion unter dem Beierlein-Regime hieß »Tausend Träume« und wurde ein Riesenhit in Österreich. 1964 vertrat Udo zum ersten Mal sein Heimatland beim Grand Prix in Kopenhagen mit »Warum nur, warum?« und landete auf Platz 5. Die englische Version »Walk Away« von Matt Monroe verkaufte weltweit 1,5 Millionen Schallplatten, kam auf Platz 1 in der englischen Hitparade und auf Platz 2 in den USA. Udos deutschsprachige Version wurde Nummer eins in Frankreich (!), und er hatte einen Auftritt im Pariser »Olympia«.

Bei seiner zweiten Grand-Prix-Teilnahme 1965 in Neapel errang Udo mit »Sag ihr, ich lass sie grüßen« den 4. Platz. Ein Jahr später folgte in Luxemburg dann der Sieg mit »Merci, Cherie«. Udos »musikalische Visitenkarte« wurde ein Welthit mit Charts-Spitzenpositionen in über zwanzig Ländern. Der Durchbruch war geschafft!

5 1967 hatte Udo zwei Autogrammkarten: eine im damals neuen »Pocket-Format« (siehe hier) und dieses Motiv in Postkartengröße.

Die erste LP »Porträt in Musik« wurde veröffentlicht, Udo bekam den »Goldenen Löwen von Radio Luxemburg« für »Siebzehn Jahr, blondes Haar« und seine erste Goldene Schallplatte für eine Million verkaufte Tonträger von »Merci, Cherie«. 1967 ging er auf seine erste triumphale Deutschland-Tournee, wo ich ihn, wie bereits erwähnt, zum ersten Mal traf.

Nach der 266-Städte-Tournee »Udo ’70« wurde er zu einem Phänomen der Musikwelt und bekam seinen ersten Bambi. Udo wurde mehr und mehr zu einem ernst genommenen »Chansonier«. Bekannte Persönlichkeiten schrieben anspruchsvolle Texte für ihn: Hans Hellmut Kirst (»Unabänderlich«), Joachim Fuchsberger (»Was ich Dir sagen will«) oder Eckhard Hachfeld (»Lieb Vaterland«). Und er bediente auch das Genre des einfacheren Schlagers – Lieder wie »Anuschka«, »Es wird Nacht, Senorita«, »Mathilda« oder das Lied der Deutschen Fernsehlotterie 1971, »Zeig mir den Platz an der Sonne«, wurden Hits. Udo tourte durch Europa, absolvierte eine Japan-Tournee und komponierte das Musical »Helden, Helden«, das 1972 in Wien uraufgeführt wurde. 1974 trat er zusammen mit Shirley Bassey vor 40 000 Zuschauern in Rio de Janeiro auf.

Zu dieser Zeit kam ich zu RTL – Radio Luxemburg. Frank Elstner, der damals Programmdirektor war, engagierte mich als Sprecher und Programmgestalter. Eine meiner ersten Ideen war eine Radio-Tournee-Dokumentation mit Udo Jürgens. Ich rief das Büro von Hans R. Beierlein an und unterbreitete dort mein Anliegen. Radio Luxemburg war »der Starsender« und öffnete viele Türen … Die Tournee »Udo ’75« stand unmittelbar bevor und man war mit meinem Vorschlag einverstanden. Das Management organisierte mein erstes Interview für die Doku, ein Moment, den ich nie vergessen werde.

Ich sollte Udo am Düsseldorfer Flughafen abholen, fuhr mit meinem kleinen Simca Rallye 1 zum Airport und erwartete ihn in der Ankunftshalle. Ich war aufgeregt, denn nie zuvor hatte ich solch einen Star vor dem Mikrofon gehabt. Er kam tänzelnd in Jeans und Lederjacke durch die Glastüren, eine große Reisetasche über der Schulter. Wir gingen zum Auto … und Udo war über die »Limousine« nicht gerade begeistert. Er nörgelte etwas herum, und wir fuhren ohne viele Worte zu verlieren zu einem Luxushotel. Das fing ja gut an …

Udo stieg aus und ging sofort in seine Suite. Ich parkte den Wagen und folgte ihm einige Minuten später. Auf dem Zimmer packte ich mein Tonbandgerät aus und begann mit dem Interview. Langsam taute Udo auf. Über eine Stunde beantwortete er all meine Fragen locker und sehr freundlich. Am Ende des Gesprächs griff er zum Telefon, wählte eine Nummer und sagte: »Da hast du mir aber einen super Typen geschickt. Der macht seine Arbeit sehr gut. Die Doku wird bestimmt toll!« Am anderen Ende der Leitung war Frank Elstner. Das war für mich wie ein Ritterschlag. Von diesem Tag an wurden Udo und ich Freunde.

Ich war einige Tage mit ihm und der ganzen Crew auf Tour, das Mikrofon immer dabei. Ich sprach mit Udo direkt vor und nach den Auftritten, interviewte die Band, die Techniker und das Publikum. Es entstand eine dreistündige Hörfunk-Dokumentation, die beste Kritiken erhielt. Während dieser gemeinsamen Arbeit merkten wir beide, dass wir sehr gut miteinander können, die Chemie stimmte.

Im gleichen Jahr wurde »Griechischer Wein« veröffentlicht. Die Nummer wurde ein Mega-Hit, und Udo besuchte mich zum Studiogespräch bei RTL. Von da an kam er sehr oft nach Luxemburg, manchmal auch ganz privat, sozusagen inkognito. 1976, Udo hatte gerade den »Deutschen Schallplattenpreis« als »Bester Sänger des Jahres« erhalten, schauten wir bei mir zu Hause während der Fußball-EM ein Spiel der deutschen Mannschaft. Am gleichen Tag eröffnete er mir abends beim Essen: »Du, das weiß noch keiner, aber ich trenne mich von Beierlein. Ich weiß noch nicht genau, wie’s weitergeht, aber ich habe Kontakte zur Schweiz aufgebaut.« Ein Jahr später wurde es offiziell. Udo wechselte zum Freddy-Burger-Management und zog mit Ehefrau Panja und den Kindern Jenny und Jonny von Kitzbühel nach Zürich.

Ein Jahr später hatte ich eine Einladung von Udo zum Frankfurter Konzert seiner Tournee »Udo live ’77«. Vor meiner Abreise aus Luxemburg gab mir mein RTL-Kollege Oliver Spiecker einen Umschlag und bat mich, diesen Udo zu übergeben. Darin befand sich ein von Oliver geschriebener Songtext. Was daraus wurde, weiß heute jeder Udo-Fan: die Acht-Minuten-Komposition »Wort«, die 1979 zusammen mit den Berliner Philharmonikern aufgenommen wurde – ein Meilenstein in Udos Schaffen.

Seine Erfolge gingen unvermindert weiter. 1978 erschien »Buenos Dias, Argentina« mit der deutschen Fußballnationalelf und wurde der größte Schallplattenhit in Udos Karriere: Gold nach fünf Wochen und Platin nach zwei Monaten. Die Single »Mit 66 Jahren« kam auf den Markt, rechtzeitig zur Tournee »Ein Mann und seine Lieder«. So hieß auch die gleichnamige ZDF-Personality-Show, die eine sensationelle Einschaltquote von 56 Prozent erreichte. Dafür bekam Udo die Goldene Kamera von der Zeitschrift HÖRZU.

Im gleichen Jahr wechselte ich von RTL zum Zweiten Deutschen Fernsehen. Daran war Udo nicht ganz unbeteiligt, denn er ermunterte mich zu diesem Schritt, der mein späteres berufliches Leben in neue Bahnen lenken sollte. Wir waren in Luxemburg auf dem Weg zu einem urigen Grill-Restaurant außerhalb der Stadt, das Udo sehr mochte. Er saß neben mir auf dem Beifahrersitz, sah mich an und sagte: »Du musst beruflich noch mehr aus dir machen. Du hast das Zeug dazu. Denk mal ans Fernsehen. Du kannst das schaffen!« Der Gedanke ließ mich nicht mehr los, und ich bewarb mich einige Zeit später beim Mainzer Sender. Nach einem Casting auf der Berliner Funkausstellung bekam ich einen Moderatoren-Vertrag für die TV-Show Rockpop, die monatlich in München produziert wurde. Udos Orchesterchef Willy Übelherr und seine Management-Assistentin Christa Wehlte organisierten mir ein Reihenhaus im Vorort Vaterstetten, wo Udo zu seinen Münchner Zeiten auch mit Panja wohnte. Udo war begeistert: »Super, Vaterstetten ist der Mittelpunkt zur Weltkarriere.« Typisch Udo.

Der Kontakt zu ihm wurde nun noch enger, zumal er sehr oft nach München kam. Die Tournee »Udo live in …« (1978) war in Planung und seine Plattenfirma Ariola beauftragte mich mit einem Interview, das dann auf zwei Musikkassetten erschien und an Medienleute verteilt wurde. Diese Produktion mit Musik ist heute eine schwer aufzutreibende Rarität.

An das ’78er-Konzert kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich sah es im Deutschen Museum in München. Schon im ersten Teil wirkte Udo angeschlagen, und nach der Pause merkte ich deutlich, dass da etwas nicht stimmte. Udos ansonsten so starke Stimme versagte bei den höheren Tönen, und seine Hände waren geschwollen und rot. In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus tiefer Traurigkeit und Panik. Als er nach dem Finale nicht mehr für die Zugaben auf die Bühne zurückkam und seine Musiker ratlos in die Kulissen schauten, war mir klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.

Als ich hinter die Bühne kam, erfuhr ich von Udos persönlichem Tournee-Betreuer Hans-Peter Escher, dass er bereits auf dem Weg in eine Klinik sei. Udo hatte eine nicht auskurierte schwere Bronchitis in Verbindung mit einer Penicillin-Allergie. Das bedeutete eine Unterbrechung der Tournee, weil Udo eine Auszeit nehmen musste. Er brauchte dringend Ruhe, und die Presse erfuhr nicht, in welche Klinik er eingeliefert wurde. Mir wurde es als Freund allerdings verraten, und als es ihm nach zwei Tagen besser ging, besuchte ich ihn im Schwabinger Krankenhaus. Bei dieser Gelegenheit überreichte ich ihm auch das inzwischen fertig produzierte »Ariola-Interview mit Musik«, das er sich sofort auf einem Kassettenrecorder anhörte. Es freute mich, dass er davon wirklich sehr begeistert war.

Meine nächste Begegnung mit Udo am 5. Dezember ’78 war erfreulicher. Ich saß auf Einladung des Konzertveranstalters und meines Freundes Fritz Rau neben ihm in der ersten Reihe beim Münchner Konzert von Sammy Davis Jr.

6 Udos Autogrammfoto aus dem Jahr 1980

Zur Tournee »Udo ’80« plante die TV-Zeitschrift Bild und Funk eine Serie mit dem Titel »Meine Lebensbeichte«, die ich zusammen mit Udo erarbeiten sollte. Dafür fuhr ich drei Tage nach Zürich und wohnte bei Udo und Panja. Noch näher konnte ich der »Jürgens-Family« wirklich nicht kommen. Wir fuhren zusammen mit seinem Boot über den Züricher See, machten einen Stadtbummel und saßen bis in die Nacht zusammen. Udo spielte Klavier, es gab noch einen Absacker in der Küche … es war einfach eine unvergessliche Zeit!

7 In Frankfurt bei der Tournee-Premiere von »Udo ’80«.

Die Tournee wurde die bis dahin erfolgreichste Konzertreise seiner Karriere – 330 000 Besucher bei 110 Konzerten. Ich besuchte die Premiere in Frankfurt und das Münchner Konzert am 26. September 1980. Diesen sommerlichen Freitagabend werde ich nie vergessen. Nach Udos Auftritt wollten wir noch zusammen mit ein paar Freunden aufs Oktoberfest. Udo hatte ins Käferzelt eingeladen, doch durch irgendwelche Umstände verzögerte sich die Abfahrt von der Halle zur Wiesn. Auf der verspäteten Anfahrt hörten wir dann im Autoradio vom Bomben-Attentat am Haupteingang mit 13 Toten und über 200 Verletzten. Was wäre gewesen, wären wir planmäßig eingetroffen …? Die Wiesn-Party wurde natürlich abgesagt, und wir trafen uns noch in einem kleinen Restaurant. Die Stimmung war sehr gedrückt und von den Ereignissen beim Oktoberfest überschattet.

1981 ging Udo für einige Wochen in die USA, um in Hollywood mit Harold Faltermeyer die englische LP »Leave A Little Love« zu produzieren, die dann in über zwanzig Ländern erscheinen sollte. Sogar Russland orderte 50 000 Stück. Für den Titelsong gewann Udo beim »World Popular Song Festival« in Tokio gleich zwei Preise – als Komponist und Interpret. Auch für das Album erhielt er einmal mehr den »Deutschen Schallplattenpreis«. Einen weiteren Erfolg verbuchte Udo mit dem Lied »Vielen Dank für die Blumen«, welches für die ZDF-Serie »Tom und Jerry« ausgewählt wurde.

Ein Jahr später kam es zu einer »musikalischen Ehe«, die bis zu seinem Tod Bestand hatte. Sowohl für die LP als auch für die ZDF-Show und die Tournee »Lust am Leben«, die mit 123 Konzerten über 400 000 Besucher begeisterte, arbeitete Udo mit dem Orchester Pepe Lienhard zusammen. Eine der wohl wichtigsten Entscheidungen des Bühnenkünstlers Udo Jürgens! 37 Jahre trat Pepe Lienhard als Bandleader zusammen mit Udo weltweit auf. Die beiden wurden zu echten Freunden und verstanden sich blendend, auf der Bühne wie auch im Privatleben.

8 Pepe Lienhard und Udo Jürgens in seiner Züricher Penthouse-Wohnung. Eine musikalische Ehe, die 37 Jahre halten sollte.

Ein Ereignis aus dem Jahr 1983 darf nicht unerwähnt bleiben, zumal die Bilder um die Welt gingen. Für eine TV-Produktion wurde Udo samt Glasflügel auf das 3454 Meter hohe Jungfraujoch in die Schweizer Alpen geflogen. Unterm weißen Smoking trug er einen Neoprenanzug, da die Aufnahmen ansonsten aufgrund der klirrenden Kälte gar nicht möglich gewesen wären.

1984 feierte Udo seinen 50. Geburtstag und gab aus diesem Anlass für seine Freunde eine Party in Zürich. Ich war eingeladen und erinnere mich gerne an diesen Tag. Wir feierten zuerst im Szene-Club »Mascotte«, wo Udo auch live am Klavier Songs seines Albums »Hautnah« spielte, für das er Gold bekam. Später ging’s dann im selben Haus ein paar Stockwerke höher in Udos neue Penthouse-Wohnung, die noch im Rohbau war. An langen Biertischen wurde bis tief in die Nacht gevespert und getrunken – meinen Flieger am nächsten Morgen verpasste ich dann auch dementsprechend … Im gleichen Jahr wurde seine Tournee »Hautnah« mit 130 Konzerten und 430 000 Besuchern zum »Giganten-Erfolg«.

Zudem ging Udo unter die Buchautoren. Sein Erstlingswerk hieß Smoking und Blue Jeans und wurde ein Bestseller. Udo vermittelt dem Leser einen Blick hinter die Kulissen und erzählt aus seinem aufregenden Leben. In den darauffolgenden Jahren eröffnete Udo die »Wiener Festwochen« (1986), absolvierte die Tourneen »Deinetwegen« (1987), »Concert ’90 – Ohne Maske« (1989/90), »Geradeaus« und »Open Air Symphony« (1992).

Während der »Ohne Maske«-Tour war Udo am 09. November 1989 in Berlin und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. In derselben Nacht erlebte er am Brandenburger Tor zusammen mit Pepe Lienhard den Fall der Mauer. Es sei unvorstellbar gewesen, sagte er später der Presse und erzählte, er sei sehr gerührt gewesen und habe sich mit wildfremden Menschen in den Armen gelegen.

1990 schrieb Udo für zwei Folgen der ZDF-Serie »Traumschiff« den Soundtrack und ging auch als Gaststar an Bord. 1992 gab er auf der Donauinsel in Wien das größte Open-Air-Konzert des europäischen Kontinentes aller Zeiten vor über 200 000 Zuschauern, bekam unzählige Ehrungen und 1993 einen lebenslangen Schallplattenvertrag von »BMG Ariola«, was in der Geschichte der deutschen Phonoindustrie einmalig ist.

1994 hatte Udo seinen Sechzigsten. Ich war mit meiner Frau dazu nach Frankfurt eingeladen, wo Udos Onkel Werner Bockelmann von 1957 bis 1964 Oberbürgermeister gewesen war. Udo feierte in Frankfurt, denn er bekam an seinem Geburtstag im Frankfurter Römer das »Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland«. Somit hatten wir zwei Gründe zum Feiern! Auch verlieh ihm die Deutsche Phonoakademie in diesem Jahr den Echo für sein Lebenswerk, und das ZDF ehrte ihn mit einer TV-Gala.

Im gleichen Jahr erschien sein zweites Buch … unterm Smoking Gänsehaut, er schauspielerte neben Uschi Glas im »Schloss am Wörthersee« und startete seine dreizehnte Tournee. »Die Größenwahntour« (1994/95) ließ ihn sieben Monate durch die Lande reisen. Mit 500 000 Besuchern bei 140 Konzerten wurde sie zur erfolgreichsten Tournee der Konzertsaison in Europa. Dafür bekam er 1995 erneut die Goldene Kamera der HÖRZU.

Ein Jahr später erntete Udo die Lorbeeren vergangener Tage: Sein Album »Aber bitte mit Sahne« erreichte in Österreich Platin-Status, 54 Prozent der Deutschen bezeichneten seinen Song »Griechischer Wein« als ihren Lieblingsschlager, und sein Oldie »Siebzehn Jahr, blondes Haar« landete auf Platz 2 der »ewigen Schlager-Hitparade«. Im Januar 1997 startete »UJ« seine vierzehnte Tournee »Gestern, Heute, Morgen« und stand dafür 111 Mal auf der Bühne. Udo schien den Erfolg gepachtet zu haben, die Superlative nahmen kein Ende. Er wurde mit Auszeichnungen und Preisen nahezu überschüttet, darunter auch der »Ehren-Bambi« für sein bisheriges Lebenswerk. 1999 wurde die Udo-Jürgens-Stiftung gegründet, die sich für Waisen und Kinder ohne Bezugspersonen sowie für die Förderung von Nachwuchskünstlern einsetzt.

Die Jahrtausendwende fällt zusammen mit Udos 66. Geburtstag. Da bot es sich wie selbstverständlich an, dies zum Anlass zu nehmen, an einen seiner größten Hits zu erinnern. Folgerichtig hieß seine Tournee 2000/2001 »Udo 2000 – Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an«. Hier fungierte ich auch erstmals als örtlicher Veranstalter des Konzertes im Festspielhaus Baden-Baden.

Danach arbeitete Udo parallel an drei großen Projekten. 2002 standen fünfzehn Open-Air-Konzerte unter dem Titel »Ein Soloabend« auf seinem Programm – eines davon veranstaltete ich mit ihm auf der Galopprennbahn Baden-Baden/Iffezheim. Damit betrat Udo Neuland, denn er absolvierte ein fast dreistündiges Konzert alleine am Klavier, ohne sein Orchester Pepe Lienhard. Zum anderen arbeitete er an seinem Album »Es lebe das Laster« mit darauffolgender Tournee (2003/2004).

Das dritte Großprojekt war sein 700-Seiten-Roman Der Mann mit dem Fagott, der 2004 erschien, rechtzeitig zu seinem 70. Geburtstag. Udo schrieb das Buch zusammen mit Michaela Moritz. Da er damals viel unterwegs war, wurde es ein weltweites Projekt. Das Buch entstand in Zürich und Wien, an der Algarve und in München, in Moskau und New York – um nur ein paar der Stationen zu nennen. Dieser Roman ist wie ein Jahrhundertkonzert – Familiensaga und Zeitgeschichte in einem. Udo meinte dazu: »Es ist meine Familiengeschichte, die sich durch das ganze vergangene Jahrhundert zieht und auch parallel zu den politischen Ereignissen jener Zeit verläuft. Die Geschichte meiner Familie hat mich seit meiner Kindheit geprägt und mein Weltbild entscheidend mitbestimmt, die Suche nach ihren Spuren hat mich viele Jahre begleitet. Die Idee zu diesem Buch trage ich schon beinahe mein ganzes Leben mit mir herum.« Kein Wunder, wenn man sich einmal Udos Familienchronik näher anschaut.