Ich will einen Hund - Judith Cramer - E-Book

Ich will einen Hund E-Book

Judith Cramer

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Beschreibung

ICH WILL EINEN HUND, mit diesen Worten fing alles an… Heute leben drei Hunde und acht ehemalige Straßenkatzen auf der Finca von Judith Cramer. Durch ihre erfolgreichen und authentischen Katzengeschichten und der Rettung vieler Tiere auf Mallorca, hat sie sich schon vor Jahren einen Namen gemacht. Dieses Buch widmet sie ihren geliebten Hunden, denn die müssen oft genug die Rute senken, wenn ihnen eine Katze im Haus begegnet. Sie nimmt die Leser mit auf ihre Reise von Hamburg bis nach Mallorca.

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Seitenzahl: 66

Veröffentlichungsjahr: 2016

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ICH WILL EINEN HUND…

ImpressumCopyright: © 2016 Judith CramerVerlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Kurzbeschreibung:

ICH WILL EINEN HUND, mit diesen Worten fing alles an…

Heute leben drei Hunde und acht ehemalige Straßenkatzen auf der Finca von Judith Cramer.

Durch ihre erfolgreichen und authentischen Katzengeschichten und der Rettung vieler Tiere auf Mallorca, hat sie sich schon vor Jahren einen Namen gemacht.

Dieses Buch widmet sie ihren geliebten Hunden, denn die müssen oft genug die Rute senken, wenn ihnen eine Katze im Haus begegnet. Sie nimmt die Leser mit auf ihre Reise von Hamburg bis nach Mallorca.

Was bekommt man, wenn man sich sehnlichst etwas wünscht, was immer wieder in den Träumen erscheint? Einst als kleines Mädchen schaute ich in den Spiegel und gab mir selbst die Antwort. Nicht immer das, was in den Träumen vorkommt. Wie habe ich meine Klassenkameradin beneidet, die durch ihre Haustür ging und ihr ein schwanzwedelnder Vierbeiner entgegensprang.

Eines Tages kam ich von der Schule nach Hause, da hatten wir auch ein Tier. Nichts auf vier Beinen, nichts zum Kuscheln, einen Wellensittich im Käfig.

Unser Vogel bekam auf der Küchenfensterbank seinen festen Platz und alle sind wir an den Käfig getreten und haben zur Begrüßung „Hallo“ gesagt.

Mein Bruder, er ist drei Jahre jünger als ich, damals ein Knirps in Lederhosen, meine Schwester, die noch in die Windeln pupste, wir alle schauten auf diesen Vogel. Für die Kleine wurde ein Stuhl herangeschoben, damit sie ihre Patscherchen an den Käfig krallen konnte.

Meine Mutter ist sicher die Begeisterung in Person gewesen, uns ein Tier zu schenken, oder vielleicht hat sie sich selbst einen geheimen Wunsch erfüllt? Ich kann es nicht wissen, was damals in ihr vorging, ich war noch zu klein. Sie hat ihm jedenfalls einen einfallsreichen Namen gegeben. Butschi!

Immerzu hatte er später seinen Namen gezwitschert.

„Butschi, Butschi lieb“.

Butschi ist wirklich niedlich gewesen und ich habe ihn gerngehabt. Trotzdem konnte ich mit diesem hellblauen Vögelchen nichts anfangen. Sein morgendliches Getriller hörte sich schon lustig an und wenn er für kurze Zeit einmal seinen Käfig verlassen durfte, setzte er sich auf meinen Kopf und zupfte an meinen Haaren herum.

Heute muss ich sagen, ich kann es nicht gutheißen, dass so viele Vögel in so kleinen Käfigen gehalten werden.

Irgendwann, im Winter, ein paar Jahre später, hatte meine kleine Schwester mit einem Nachbarsjungen in ihrem Alter, in unserem Kinderzimmer „Höhle bauen“ gespielt und dann hat sich die Tragik in unseren Wänden ereignet. Butschi ist seinen Weg geflogen.

Der Wellensittich verließ seinen offenstehenden Käfig, krabbelte unter die auf dem Boden liegende Decke und danach war es um ihn geschehen. Der Bub brach ihm beim Spielen einen Flügel und Butschi ist gestorben. Die ganze Familie, außer meinem Vater, hat geweint und noch am selben Tag hatten wir ihn im gegenüberliegenden Park beerdigt. Butschi gab es nicht mehr. Der Käfig wurde von der Fensterbank in der Küche entfernt und immer, wenn wir an diesen Fleck schauten, waren wir allesamt traurig. Die Jahreszeit, der Himmel zeigte sich von seiner grauen Seite und dies intensivierte unseren Schmerz. Butschi, ich habe dich nie vergessen. Heute weiß ich, wie tief ein kleiner Vogel sich ins Herz schleichen kann.

***

Doch nun erzähle ich Euch, wie ich zu meinem ersten Hund „Sunny“ gekommen bin:

Nach Butschis Abschied sind dreißig Jahre vergangen. Ich bin mittlerweile erwachsen, habe einiges erlebt, bin manchmal hingefallen, doch immer wieder aufgestanden.

So viel ist dazwischen passiert. Der erste Freund bricht einem das Herz, Kriege werden ausgetragen, Naturkatastrophen geschehen, Menschen enttäuschen einen, Sehnsüchte bleiben unerfüllt, Tränen werden geweint, doch sie trocken wieder. Dann taucht irgendwann das Lächeln wieder auf, wie nur der Frühling ihn in dein Gesicht zaubern kann.

Es ist schön auf der Welt zu sein, man hat die Kindheitsträume vergessen, man lässt sich treiben, man fließt mit dem Strom. Man erfüllt das Bild, dass von einem erwartet wird, in allen schillernden Farben.

Mit vierundvierzig Jahren sagte mir mein Körper von heute auf morgen, so geht es nicht mehr, ich streike. Ich erlitt einen psychischen Zusammenbruch. Alle Warnsignale hatte ich ignoriert und wurde ausgebremst. „Rien ne va plus“, wie man beim Roulettespiel sagt. Nichts geht mehr. Die Ärzte waren ratlos und legten mir ans Herz, mein Leben neu zu gestalten.

Wie geht das? Ich habe doch mein Leben, meinen festen Platz darin, das kleine Mädchen in mir gibt es nicht mehr, denn heute bin ich erwachsen.

Mehr Freizeit, mehr Entspannung, keine sechzehn Stunden mehr durchpowern! Das waren genau die Worte von den Herren in den weißen Kitteln. Doch was macht man mit der neu gewonnenen Zeit? Ich hatte nicht den blassesten Schimmer. Ich stand vor dem Spiegel, betrachtete mein Ebenbild, sah die anfänglichen Falten, studierte sie und war überrascht. Falten, die Geschichten erzählen, doch welche dieser gelebten Falten können meine Mitmenschen sehen und verstehen? Plötzlich möchte ich wieder klein sein, wie einst das Kind mit den Träumen.

Über Nacht kam der Teufel namens „Angst“ zu mir, meinte, er müsste sich bei mir einnisten und meinen Unterhalter spielen. Ich hatte im Leben schon bessere Komiker kennengelernt. Dieses kleine „Arschloch“ meinte, mein Dasein zu bestimmen. Mir vorzuschreiben wann ich aufstehe, was ich esse, wann ich weine und wann ich wieder lachen darf. Perfekter Diktator, mit schlechtsitzendem Anzug und Mundgeruch.

Der Kalendertag zeigte Mai 2004. Ja, du mieses Teufelchen, an dem Tag hattest du keine Chance mich zu beherrschen, denn ich konnte mich an etwas erinnern.

Eines Morgens wachte ich auf, schüttelte den Bewohner meiner Gedanken ab und dachte über meinen Traum nach. Da war vergangene Nacht etwas, da ist mir jemand begegnet. Ich recke und strecke mich und grübele, wer ist mir hier nur begegnet?

Ich sehe mich als Kind, ein Wunsch, ein Tier, ein Hund. Ein Hund, warum bin ich nicht vorher darauf gekommen?

Das kann nicht sein, es liegt so viele Jahre zurück. Warum wiederholt sich gerade jetzt dieser Traum? Eine Stimme spricht zu mir. Ein Vierbeiner, der dich begleitet, der an deiner Seite ist und der dich zwingt, wieder das Haus zu verlassen. Das ist deine Chance.

Mit Elan springe ich aus dem Bett, weil dieser schöne Gedanke mir neuen Lebensmut gibt. Ich wandere in die Küche und sehe meinen Freund an der Kaffeemaschine hantieren. Er bemerkt mich nicht, wie ich ihn beobachte. In die morgendliche Stille sage ich nur:

„Ich will einen Hund“.

Kaum kam dieser Satz über meine Lippen, dreht sich mein Partner in Zeitlupentempo um, guckt mich an, als ob ich unser gemeinsames Konto abräumen will und nach Indien auswandern möchte.

Ich bleibe mit herabhängenden Armen im Türrahmen stehen, in der Hoffnung, dass er mich versteht.

„Ähm, wieso auf einmal? Und guten Morgen erst einmal.“

„Darum, weil ich schon immer einen Hund haben wollte! Guten Morgen.“

Na schön, er denkt, ich befinde mich in einem Ausnahmezustand und nicht Frau meiner Sinne. Vielleicht kann ich ihn ein wenig verstehen, doch auch nur ein bisschen. Vor meinem Zusammenbruch hatte er ein ganz anderes Bild von mir, ohne diesen Wunsch, doch was sollte jetzt daran so verkehrt sein?

Im Grunde hatte ich es mir mit dem neuen Weggefährten nicht mit aller Konsequenz überlegt, doch eines weiß ich, ich muss mein Leben ändern, mehr zählt gerade nicht. In meiner Zukunft sehe ich einen Hund an meiner Seite, auch wenn ich noch nicht die Schritte erkenne, die mich dahinführen.

Bernd, mein Lebenspartner, reißt mich aus meiner Überlegung.

„Diesen Wunsch hast du aber noch nie geäußert!“

Klar, er kennt ja auch noch nicht meine Kindheitsträume, dahin habe ich ihn noch nicht eingeladen.

„Das stimmt, weil so ein Tier nie in mein Zeitfenster passte.“

„Und nun passt es?“

Warum sagt er diese Worte so provozierend?

„Ja, nun passt es!“ sage ich patzig.

„An welche Rasse hast du denn gedacht?“

Hinter seiner Frage höre ich etwas Ironisches. Er will sich zu dem Thema winden, wie ein Fisch am Haken.

Ich schaue aus dem Fenster und stelle mir einen fröhlichen Hund vor, der durch das dichte Gras läuft. Lebensfreude, ein Gefühl, dem ich nur in meinen Träumen begegnet bin.