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In einem ambitionierten Selbstversuch will der Autor des Buches herausfinden, ob es tatsächlich möglich ist, ununterbrochen in einem Zustand der Liebe zu bleiben - unabhängig davon, mit welchen Problemen und Belastungen er in seinem Alltag konfrontiert wird. Hierzu beschreibt er den Tag in seinem Leben, an dem er mit dem Lieben beginnen und allem und jedem mit Liebe begegnen möchte, ohne aus diesem beseelten Zustand zu geraten. Leider muss er dabei feststellen, dass die Realität sich als äußerst widerspenstig erweist. Anschaulich und nachfühlbar stellt er die Erlebnisse dar, die er an diesem Tag macht, sowie die Hürden, die sich seinem edlen Vorsatz in den Weg stellen. Ohne an sich oder seinen Mitmenschen zu verzweifeln, begibt er sich in einen tiefen Prozess der Selbstreflexion, um hinter das Geheimnis zu kommen, wie man für immer im Zustand der Liebe bleiben kann - und wird dabei zu aufschlussreichen Erkenntnissen geführt. Das Buch ist eine faszinierende Reise in die Welt der universellen Gesetze und Prinzipien wahrer Liebe. Es deckt dabei die Grenzen menschlicher Fähigkeiten auf, skizziert aber auch die realistische Möglichkeit, diese zu erweitern, um zu einem Bewusstsein der Liebe zu gelangen.
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Seitenzahl: 334
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Ab heute will ich nur noch lieben
Wie erreiche ich einen stabilen harmonischen Gemütszustand?
Mein erster Tag durchgängig in der Liebe
Welche Schlüsse ziehe ich aus meinem ersten Tag in der Liebe?
Die Merkmale wahrer Liebe
Empfindsamkeit – Das Fühlen in Liebe
Bewusstheit – Das Wahrnehmen in Liebe
Unbestimmtheit – Das Wirken in Liebe
Wahrheit – Das Entscheiden in Liebe
Schönheit – Das Erschaffen in Liebe
Die Wirksamkeit der fünf Merkmale
Wie kann ich ganz von Liebe erfüllt sein?
Ein beispielhafter Tag durchgängig im Zustand der Liebe
Was kann ich aus dem beispielhaften Tag lernen?
Es muss das Paradies sein, nie mehr aus dem Zustand der Liebe zu fallen, und es muss eine Kunst sein, auf alle Ärgernisse mit Wärme und Mitgefühl antworten zu können!
Wie schön muss es sein, den ganzen Tag hindurch in einem Gefühl der Liebe zu verweilen. Wie wunderbar muss es sich anfühlen, immerfort von Freude und Seligkeit begleitet zu werden bei allem, was man denkt, sieht und tut! Wie würde es mich, mein Leben und meine Welt um mich herum verändern, wenn ich nur noch lieben würde und mir alle anderen Gefühle und Gemütszustände völlig fremd wären – egal, ob ich allein bin oder unter Freunden, ob ich mit anderen streite oder mit ihnen lache, ob ich lästige Aufgaben erledigen muss oder mich freudigen Dingen widmen darf, ob ich bevorzugt oder benachteiligt werde, ob ich gelobt oder getadelt werde, ob ich krank oder gesund bin, ob ich arm oder reich bin, ob es regnet oder die Sonne scheint? Immerzu nur Liebe in mir fühlen! Wie wäre es, wenn ich mich heute dafür entscheiden würde, von nun an nur noch positive, gütige Gedanken zu haben, allem und jedem mit Achtsamkeit und Mitgefühl zu begegnen und alles um mich herum einfach nur noch zu lieben – für immer zu lieben?
Ich möchte ausprobieren, ob es mir gelingt, ohne Unterbrechung in einem emotionalen Zustand der Liebe zu verweilen und nichts weiter als Liebe zu empfinden – was auch immer mir in meinem Leben begegnet. Ich möchte versuchen, nie mehr mit dem Lieben aufzuhören, und nur noch Liebe fühlen und geben. Ich möchte die Liebe zu meiner festen, unvergänglichen Geisteshaltung machen und nur noch Sympathie, Freude, Glück und Frieden in mir spüren. – Geht das so einfach? Kann ich einfach mit dem Lieben beginnen und mir vornehmen, nie mehr damit aufzuhören? Ist es eine Willensentscheidung, auf alles, was mir im Alltag begegnet, mit Geduld, Verständnis, Freundlichkeit, Wärme und Mitgefühl zu reagieren? Ich möchte es versuchen und herausfinden, welche Erfahrungen ich dabei mache und ob es wirklich möglich ist, für immer in einem Zustand der Liebe zu bleiben – in einem Gefühl der Zuneigung und Freude, des Vertrauens und Wohlwollens.
Wir leben in einer Welt, in der es so viel Uneinigkeit und Unfrieden zwischen den Menschen gibt, so viele Reibereien und Spannungen entstehen, so viele Krisen und Konflikte ausbrechen und so viel Hass, Angst und Verzweiflung herrscht. Überall stößt man auf Rücksichtslosigkeit, Rechthaberei, Bevormundung, Hochmut, Gier und Egoismus, was am Ende dazu führt, dass sich immer irgendjemand in seiner Würde verletzt fühlt und deswegen geneigt ist, sich zu revanchieren. Jeder bewusste oder unbewusste, jeder offene oder verdeckte Angriff auf die Seele eines Menschen führt in der Regel zu einem Gegenschlag – und somit zu einem weiteren Angriff. Auf diese Weise bekriegen sich die Menschen jeden Tag untereinander und verletzen sich dabei gegenseitig. Ständig muss sich der Mensch vor Manipulationen, Ungerechtigkeiten, Hinterhältigkeiten, Übergriffen und Kränkungen schützen, immer wieder muss er kämpfen und sich verteidigen, um in einer Welt bestehen zu können, in der Gewalt, Unterdrückung, Habgier, Betrug und Korruption regieren. Es gibt so viel Selbstsüchtigkeit und Arroganz, so viel Skrupellosigkeit und Ruppigkeit und so viel Gedankenlosigkeit und Torheit. Permanent feinden sich die Menschen an, gehen gegeneinander vor und versuchen, sich zu schaden. Jeder denkt nur an seinen eigenen Vorteil, jeder ist nur sich selbst der Nächste und denkt nicht nur zuerst, sondern ausnahmslos an sich.
Die Folge ist: Überall begegnet man Missgunst, Groll und Unmut. Selten sieht man freundliche und zufriedene, einfach glückliche Gesichter durch die Straßen gehen, in denen ein fröhliches Lächeln geschrieben steht. Viel öfter blickt man in böse, mürrische Gesichter, sieht man in traurige, nachdenkliche Blicke oder stößt man auf graue, ausdruckslose Mienen. Misstrauen, Ärger, Trübsinn, Lustlosigkeit oder Selbstgefälligkeit sprechen aus ihren Mienen. Warum können Menschen nicht fröhlich, offen und zuversichtlich dreinschauen? Was belastet sie? Warum laufen sie herum, als wäre gerade ihre Großmutter gestorben oder als hätten sie eine zentnerschwere Last auf ihren Schultern? Warum fühlt sich alles so schwer und traurig für sie an, warum können sie nicht leicht und heiter durchs Leben schreiten? Was lässt sie innerlich so sehr leiden?
Dabei will doch niemand leiden. Wir alle sehnen uns ganz tief in unserem Herzen nach Freude, Glück und Frieden. Wiralle suchen nach positiver Zuwendung, nach Wärme und Geborgenheit, nach Vertrauen und Verständnis. Wir alle sehnen uns nach Liebe!
Doch niemand scheint zu merken, was wir uns jeden Tag mit unserer negativen Ausstrahlung und unserem unaufmerksamen Verhalten gegenseitig antun. Niemand scheint zu erkennen, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Wie lange wollen wir uns noch grün und blau schlagen, bis wir merken, dass wir uns damit nur gegenseitig wehtun und weder der Einzelne noch wir alle zusammen auf diese Weise jemals glücklich werden? Die einseitige Sorge um das private Glück, das notorische Vorteilsstreben und das Hervorheben der eigenen Wichtigkeit, Macht und Überlegenheit, um jeden Preis: Dies alles dient nur dem eigenen Selbst und dessen Wohlergehen, während es keine Rolle spielt, wie sehr andere bei diesen Muskelspielchen verletzt werden und unter der Unterdrückung und Ausbeutung leiden. Die allgegenwärtige Angst, zu kurz zu kommen und vom Leben nicht genügend bedacht zu werden, führt zu Misstrauen, Neid, Raffgier und Aggressivität – offene oder verdeckte. Sie schafft keine Einigkeit und Brüderlichkeit, sondern Zwietracht und Spaltung.
Ich will das alles nicht mehr! Ich will keinen Streit mehr, keinen Ärger und Zank. Ich will keine Zurechtweisungen mehr, keine Vorwürfe und Belehrungen. Ich will keine Verachtung mehr, keine Abwertung und Ausgrenzung. Ich will keinen Hass mehr, keine Rache und Gewalt. Ich will keine Angst mehr, keine Not und Verzweiflung. Ich will nur noch Liebe!
Ich denke, es hat keinen Zweck, auf die Lieblosigkeit der Welt ebenfalls mit Härte und Unbarmherzigkeit zu antworten und sich damit an der Gewalt und Feindseligkeit unserer Gesellschaft zu beteiligen. Anfeindungen erzeugen nur weitere Anfeindungen, denn sie verletzen und tun weh. Der erlittene Schmerz wird an andere weitergereicht wie der Stab beim Staffellauf – und am Ende läuft derjenige als Erster durchs Ziel, der am wenigsten Prügel eingefahren hat. Aber niemand erreicht unverletzt das Ziel. Ist das nicht schlimm? Und die Helden des Rennens werden zudem noch als Vorbilder und Idole gepriesen, obwohl ihr glorreicher Sieg auf der Bekämpfung und Niederringung anderer beruht und nicht auf fürsorglicher Unterstützung.
Dieser unheilbringende Kreislauf muss irgendwann einmal durchbrochen werden. Aggressionen dürfen nicht länger durch weitere Aggressionen angeheizt werden. Gewalt kann nicht mit Gewalt bekämpft werden, sondern entflammt dadurch erst recht. Allerdings: Wird der tägliche Kleinkrieg für alle Zeit aus unserem Leben verschwinden, wenn man sich dazu entschließt, die Waffen einfach niederzulegen? Geht es so einfach? Beendet man die Gewalt, indem man sie ignoriert und sich einfach nicht mehr an ihr beteiligt? Radiert man sie aus, indem man sich zurückzieht, und wird sie damit irgendwann zu einer Fußnote in der Geschichte der Menschheit?
Wer sich nicht mehr an der täglichen Gewalt und Aggressivität beteiligt, ihr nichts entgegensetzt und ihr schlicht aus dem Weg geht, stärkt sie zwar damit nicht, weil sie sich nicht an seinem Widerstand aufladen und damit anwachsen kann, er erzeugt aber durch seinen Rückzug einen freien Raum, der wieder gefüllt und vereinnahmt werden will. Das bedeutet, dass Aggressionen und Gewalt durch Nachgiebigkeit und Enthaltung noch mehr potenzielles Territorium bekommen, um sich auszuweiten. Der Friedfertige kann zwar vor der Gewalt davonlaufen und ihr aus dem Weg gehen, er wird aber, wenn er ihr nichts Wirksames dagegenhält, früher oder später von ihr eingeholt und erneut unter ihr leiden. Statt einfach wegzuschauen und zu fliehen, sollte er mit seiner Liebe dagegenhalten, damit der frei gewordene Raum mit Freude und Sinn statt mit Hass und Unvernunft ausgefüllt wird. Feindseligkeiten können nicht eliminiert werden, indem man sie einfach meidet und das Feld räumt, sondern indem man ihnen den Raum zur Expansion nimmt und diesen mit etwas anderem als mit Unschönem füllt – nämlich mit Schönheit.
Manche mögen sich fragen, wie man Härte mit Sanftheit besiegen soll. Sie denken wahrscheinlich, dass diese Annahme reichlich naiv und weltfremd sei. Es erscheint wirksamer, ebenfalls mit Kraft und Druck dagegenzuhalten und so der Gewalt und dem Bösen die Stirn zu bieten. Kurzfristig mag das mitunter von Erfolg gekrönt sein, löst aber am Ende immer neue Feindseligkeiten aus, weil der Aggressions- und Gewaltverzicht erzwungen wurde und nicht auf Einsicht beruht. Der Aggressor hat eine Niederlage erfahren und wurde in seiner Ehre verletzt. Er wird sich daraufhin zutiefst gekränkt fühlen. Aus dieser Kränkung heraus wird es ihm schwerfallen, zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es günstiger für ihn ist, zukünftig keine Gewalt mehr anzuwenden und besser friedlich und nett mit seinen Mitmenschen umzugehen, weil das Ausleben von Aggressivität letztlich nur zu Bestrafungen und Einschränkungen führt. Dieses Lernmodell übersieht die Macht der Kränkung, die hinter den Restriktionen lauert. Der Besiegte wird jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um sich zu rächen und damit die Kränkung für ihn ungeschehen zu machen. Es bleibt somit ein Trugschluss, Frieden mit Zwang und Gewalt schaffen zu können. Das Böse wird damit bestenfalls eingedämmt, bleibt aber ein Pulverfass, das ständig unter Aufsicht stehen muss. Wahre Liebe hingegen zielt mit ihrer Kraft nicht auf das Böse und bekämpft es aktiv, sondern sie gibt ihm einfach keinen Raum zur Entfaltung, weil sie sich ihm nicht zuwendet und auf die Aggression eingeht. Sie widmet sich stattdessen unbeirrt dem Guten, füllt den Raum mit Schönem und expandiert beständig weiter, um das System des Bösen zu unterhöhlen.
Liebe geht langsamer, behutsamer und verständnisvoller vor, weshalb es auch sehr viel länger dauert, Aggressionen und Gewalt die Luft zum Atmen zu nehmen. Liebe ist wie Wasser, das die Macht besitzt, mit seinem konstanten Wellendruck eine ganze Felswand allmählich abzutragen – es kann aber durchaus Jahrhunderte dauern, bis man dies überhaupt bemerkt. Da sich die Felswand zwar unaufhaltsam, aber nur sehr langsam verändert, bleibt den von dem Wandel betroffenen Lebensformen genügend Zeit, sich den neuen Umweltbedingungen anzupassen und sich daran zu gewöhnen. Der Schmerz eines Verlustes wird auf diese Weise vermieden – und so funktioniert Liebe!
Da sich aber niemand die Zeit nimmt, zu lieben, weil man Angst hat, es könnte in der Zwischenzeit durch Gewalt zu viel zerstört werden und man könnte seinen Besitz verlieren, glaubt man, schneller handeln zu müssen, bevor am Ende gar nichts mehr da ist. Ein entschiedenes Vorgehen kann vielleicht kurzzeitig zu einem Rückgang der Aggressionen führen – vielleicht auch zu einem vorübergehenden Ende –, doch beschwört die Repression schon den nächsten Brandherd herauf. Über tausende von Jahren wird am Ende sehr viel mehr Gewalt und Leid hervorgebracht, als es hätte verhindert werden können, wenn man sich indes für den Weg der Liebe entschieden hätte. Liebe wird Hass und Gewalt niemals in einem einzigen Feldzug besiegen. Sicherlich wird beides den Weg der Liebe noch eine ganze Zeitlang kreuzen und behindern – und zwar so lange, bis die Liebe ihnen mit ihrer machtvollen Beständigkeit den Raum und Sinn genommen hat.
Ich nehme mir vor, für immer in einem Zustand vollkommener Liebe zu verweilen. Keiner soll mich jemals wieder ärgern und provozieren können, keiner soll mir jemals wieder einen Grund dafür liefern, ihm unfreundlich, übelwollend oder gar verachtend gegenüberzutreten und meine Liebe und Barmherzigkeit abzulegen. Nichts soll mich mehr erschüttern und aus meinem harmonischen Gleichgewicht bringen. Nichts soll mir jemals mehr meine Liebe rauben!
Ich will zukünftig ein rücksichtsvoller Mensch sein, der Verständnis und Mitgefühl für alle Menschen aufbringt, der ihnen zuhört und ihnen hilft – sofern er es kann. Ich will ein Mensch sein, der seinen Mitmenschen freundlich und wertschätzend entgegentritt und sie so annimmt, wie sie sind – auch wenn sie nicht perfekt sind und ihre Fehler haben. Ich will keinen Unterschied mehr zwischen Menschen machen und ich will auch niemanden belehren und ihm meine Meinung oder meinen Willen aufzwingen. Ich will andere Menschen verstehen, sie begleiten und gemeinsame Wege für ein Miteinander finden. Ich will alle Menschen gernhaben, ich will alle Tiere, Pflanzen und die ganze Welt ehren, ich will das Leben lieben. Ich will in meinen Mitmenschen keine Feinde mehr sehen, sondern Freunde und Gefährten, denen ich mit einer positiven und wohlwollenden Einstellung gegenübertrete. Ich will keinen Menschen mehr ablehnen oder ausgrenzen, denn alle Menschen sind auf ihre ganz spezielle Art besonders und beispielhaft.
Wenn ich mich in meinem persönlichen Umfeld meinen Nächsten gegenüber in irgendeiner Weise lieblos verhalte – sowohl in meinen Worten als auch in meinen Taten -, dann muss ich mich nicht wundern, wenn durch meine Destruktivität negative Schwingungen entstehen, die dazu beitragen, dass die Summe aller schlechten Schwingungen, die von Menschen ausgehen, immer größer wird und sich diese zu einer riesigen Welle auftürmen, die eines Tages auch über mich hereinbrechen wird. Ich habe nicht das Recht, mich über andere zu beschweren, mich über sie zu erheben, mit dem Finger auf sie zu zeigen und sie anzuklagen, wenn ich in meinem direkten Umfeld nicht selbst für ein besseres Miteinander und mehr Glück und Frieden sorgen kann. Liebe setzt nie im Großen an, sondern immer nur im Kleinsten, das jedoch seine Auswirkungen im Großen offenbart.
Ich will meinen Blick zukünftig vor allem auf die schönen Dinge des Lebens richten statt nur auf die unschönen und mich an dem Reichtum der Welt erfreuen, an ihrer Vielfältigkeit, ihren Wundern und besonderen Phänomenen. Ich will mit einer offenen und optimistischen Einstellung durchs Leben gehen, mich nicht länger von der Grobheit und Negativität meines Umfeldes herunterziehen lassen sowie das Gute und Liebenswerte, die Chancen und das Potenzial in allen Dingen sehen. Ich will damit das Negative nicht leugnen, ich will es aber auch nicht überbewerten, dramatisieren oder zum alleinigen Lebensinhalt machen. Ich muss akzeptieren, dass es Unrecht und Übel auf dieser Welt gibt, ich muss ihm aber nicht unnötig viel Aufmerksamkeit schenken.
Ich will Freude, Glück und Frieden in das Leben meiner Mitmenschen tragen und ihnen mit meiner Liebe Kraft und Zuversicht schenken, statt sie mit Egoismus, Ignoranz undGefühllosigkeit zu schwächen. Ich bin entschlossen, meinem Leben einen edlen Sinn zu geben, statt es mit Kampf, Streitigkeiten, Missgunst und Rechthaberei zu vergeuden.
Ich will meinen individuellen Beitrag dazu leisten, dass die Welt ein besserer Ort wird – und wenn es nur in meinem kleinen privaten Kreis ist. Ich bin davon überzeugt, dass es letzten Endes auch mir zugutekommen wird, wenn ich mein Augenmerk mehr auf meine Mitmenschen richte, mich selbst nicht so wichtig nehme und mich in den Dienst höherer, edlerer Aufgaben stelle: Wenn ich durch meine Liebe Gutes für das Ganze stifte, von dem ich nun mal ein Teil bin, wird dieses Gute auch mir zufallen – wenn auch nicht über den kurzen, direkten Weg der egoistischen Selbstbereicherung, sondern über den langen, mühevolleren Weg der selbstlosen Fürsorge zum Wohle anderer. Mir ist klar, dass die Liebe ihre Kraft und Wunder erst über eine sehr lange Strecke entfaltet und niemals über eine Abkürzung, die man im Galopp nehmen will. Wer nur noch lieben will, braucht einen sehr langen Atem, bis seine guten Absichten allmählich Früchte zu tragen beginnen.
Wie beginne ich nun mit dem Lieben?
Was muss ich tun, um meinen ehrenwerten Vorsatz zu verwirklichen und niemals mehr mit dem Lieben aufzuhören? Oder muss dies ein Traum bleiben, der sich in unserer heutigen Gesellschaft niemals erfüllen lässt? Hänge ich meine Erwartungen zu hoch und muss ich mich damit arrangieren, dass es im Alltag immer wieder zu Enttäuschungen kommen wird, oder kann ich mich davon abgrenzen und zumindest meine eigene Welt mit Frieden und Liebe füllen, wenn dies schon der Rest der Menschheit nicht für erstrebenswert oder machbar hält? Wie kann ich verhindern, mit in das Böse hineingezogen zu werden und mich an irgendwelchen Gemeinheiten zu beteiligen? Wie kann ich meinen Mitmenschen stets mit Güte statt mit Vorurteilen und Feindseligkeit begegnen? Kann ich die Niedertracht um mich herum ausblenden und bewusst meinen eigenen Weg gehen, ohne mich von negativen Strömungen beeinflussen zu lassen? Kann ich selbst dann mit Liebe antworten, wenn mir Missgunst, Lügen, Unterstellungen, Zurechtweisungen, Gewalt und Verachtung entgegentreten? Kann ich mir ein Schutzschild zulegen und in mir gefestigt und ruhig bleiben, wenn man mich attackiert, kritisiert, beleidigt, missachtet oder ausgrenzt? Kann ich dann immer noch heiter und gelassen bleiben und alles lieben, was gerade in meinem Leben stattfindet? Kann ich trotz aller Widrigkeiten und Abwege, die das Leben zuweilen hervorbringt, in einem Zustand der Liebe bleiben und, wenn ja, was muss ich dafür tun?
Ist es überhaupt möglich, in einem lieblosen Umfeld zu lieben? Kann ich konsequent lieben, auch wenn sich alle anderen um mich herum unfreundlich und rücksichtslos verhalten? Behindern mich meine Mitmenschen und sind die widrigen Umstände dafür verantwortlich, wenn ich nicht glücklich, freundlich und liebevoll sein kann? Müssen die anderen erst bessere Menschen werden, damit auch ich ein besserer Mensch werden kann? Und wenn dem so ist: Wer von den »anderen Menschen« beginnt dann als Erster mit der Läuterung? Und ab wann ist eine ausreichende Menge von geläuterten und liebesbereiten Menschen erreicht, damit auch der Rest der Gesellschaft »umkippt« und sich dem redlichen Vorbild der Idealisten anschließt? Wie lange müsste ich auf eine Welt warten, die voll und ganz mit Liebe erfüllt ist, und wie realistisch ist die Chance, dass meine Generation dieses wunderbare Ereignis in ihrem Leben noch erfahren wird?
Müssen erst die anderen beginnen, nett, freundlich und selbstlos zu sein, damit ich dasselbe tun kann? Wie bei vielen Phänomenen stellt sich hier die Frage, was zuerst da war: die Henne oder das Ei? Müssen erst die Rahmenbedingungen für ein friedliches Gesellschaftsleben gestaltet werden und müssen erst meine Mitmenschen dazu bewegt werden, freundlicher miteinander umzugehen, damit ich endlich ungestört lieben kann? Oder muss ich bei mir beginnen? Muss ich selbst mit dem Lieben beginnen, ohne dabei auf das Verhalten meiner Mitmenschen zu achten und auf deren Einsicht und Motivation zu warten? Muss ich vielleicht der Erste sein, der den Ball ins Rollen bringt und die Liebeslawine auslöst? Und muss ich hierzu erst bei mir selbst beginnen und lernen, mich selbst zu lieben? Kann ich mich überhaupt selbst ertragen? Ich weiß, dass ich vieles in meinem Umfeld und in meinem Leben nicht ertragen kann. Doch kann ich wenigstens mich selbst ertragen oder endet hier bereits meine Liebesbereitschaft?
Lehne ich an mir selbst etwas ab, bin ich mit mir unzufrieden, genüge ich mir nicht und ärgere ich mich über meine Makel, Defizite und Schwächen? Tobt in mir ein permanenter Kampf aus Ängsten, Zweifeln, negativen Gedanken und Selbstvorwürfen? Oder nehme ich meine innere Haltung, meine innerliche Anspannung und Unausgeglichenheit gar nicht wahr, weil mein Blick zu sehr nach außen gerichtet ist und sich meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Bekämpfung äußerer Widrigkeiten und Konflikte richtet und ich mich darin verliere? Beteilige ich mich etwa an dem Unfrieden in der Welt, weil ich mich eben nicht durchgängig friedlich und freundlich verhalte, weil ich mich regelmäßig über meine Kinder, meine Nachbarn und die Politiker aufrege und mir einbilde, als Einziger den totalen Durchblick zu haben und deswegen alle anderen kritisieren und erniedrigen zu dürfen? Aggressivität äußert sich nicht nur in körperlicher Gewalt, einem zornigen Gesichtsausdruck, einer lauten Stimme, wildem Gebaren und Zerstörungswut. Sie beginnt bereits, wenn man seine Mitmenschen übersieht und missachtet, wenn man ihnen nicht zuhört, schlecht von ihnen redet und ihnen etwas unterstellt, wenn man sich fortlaufend über sie beschwert und sie beschuldigt oder wenn man sie vorsätzlich benachteiligt – sei es auch nur in der Form, sich in einer Schlange vorzudrängeln oder sich das größere Stück Kuchen zu nehmen, ohne zuvor den anderen gefragt zu haben, ob er es haben will. Es sind die vielen kleinen Unachtsamkeiten, die uns im täglichen Umgang begegnen und ärgern: Behauptungen, Anzüglichkeiten und Geschmacklosigkeiten, Übergriffe und Behinderungen, die manchmal nicht in böser Absicht erfolgen, nicht ernst gemeint oder gar nicht bewusst sind, aber bereits die Würde eines anderen verletzen können und somit einen aggressiven Akt darstellen. In vielen Fällen geschieht es nicht mit Vorsatz, ist aber dennoch lieblos. Und genau darum geht es!
Verbrechen, Korruption und Kriege sind nur die Spitze des Eisberges – die fatalen Auswirkungen der vielen kleinen täglichen Sticheleien, die wehtun, jedoch aufgrund ihrer vermeintlichen Banalität nicht thematisiert, sondern schlechterdings unterdrückt werden. Und wenn sich jemand über diese anscheinend lächerliche Form von Aggressivität beschwert, wird ihm übertriebene Empfindlichkeit unterstellt, statt seiner Empörung den ernstzunehmenden Hinweis zu entnehmen, dass man sich seinen Mitmenschen gegenüber lieblos verhalten hat und deswegen mehr über seine eigenen Defizite nachdenken sollte, als über die angebliche Hypersensibilität eines anderen zu spotten. Wenn das Befinden eines anderen nicht mehr ernst genommen wird, dann ist dies der Anfang von Gewalt und das Ende der Liebe.
Das, was sich im Äußeren in lieblosen und gewalttätigen Handlungen niederschlägt, beginnt mit negativen Gedanken und unbeherrschten Gefühlen. Die Aggressivität beginnt nicht irgendwo da draußen, sondern sie geht von jedermann aus, der üble Gedanken pflegt und sein Gefühlsleben nicht unter Kontrolle hat. Der Ursprung der Aggressivität liegt in jedem Menschen selbst begründet und nirgendwo anders. Er allein muss sich entscheiden, ob er Liebe oder Gewalt gibt und sich somit direkt oder indirekt an Frieden oder Krieg beteiligt. Der Mensch braucht nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen: Es sind nicht die anderen, die gemein sind, sondern er ist es selbst.
Ich kann nicht die ganze Welt verändern, aber ich kann mich selbst ändern! Es liegt nicht in meiner Macht, andere Menschen oder gar die ganze Menschheit zu missionieren. Es liegt aber durchaus im Rahmen meiner Möglichkeiten, mich selbst zu hinterfragen, mich selbst zu beobachten, mein Verhalten an ethischen Maßstäben auszurichten und es zukünftig daraufhin zu kontrollieren.
Nichts hindert mich daran, noch heute bei mir selbst zu beginnen und das Saatkorn zu säen, aus dem eine neue Gesellschaft erwachsen kann. In mir selbst liegt die Kraft. Die Liebe, die allen zugutekommen soll, wohnt in mir und nur dort kann ich ansetzen. Was dann aus meiner Liebe wird, die ich in mir trage, die ich entfalte und anderen schenke, kann ich nicht beeinflussen. Ich kann sie nur spenden und hoffen, dass sie hilft, Gutes und Besseres entstehen zu lassen. Was andere aus meiner Liebe machen, entzieht sich meiner Macht und ist deshalb für mich auch nicht maßgeblich. Ich muss mich nur dafür entscheiden, zu lieben, unabhängig davon, wohin die Liebe führt – allein im Vertrauen, dass alles gut werden wird, weil Liebe eben gut ist.
Die Sonne richtet ihr Wirken auch nicht daran aus, was die Erde oder andere Planeten aus der Energie machen, die sie spendet. Das bleibt ihnen selbst überlassen. Auch wenn diese nichts damit anzufangen wissen oder Schindluder damit treiben, hindert es sie nicht daran, ununterbrochen zu strahlen und sich ihnen mit ihrem Licht und ihrer Wärme zuzuwenden – in der Hoffnung, dass daraus eines Tages Schönheit und Vollkommenheit erwächst. Nicht das Resultat ist das Entscheidende, sondern die konsequente und pausenlose Aussendung wertvoller Gefühle, Gedanken und Taten. Liebe hat nicht den Anspruch, das Resultat zu bestimmen oder zu beeinflussen, denn sie weiß, dass dort, wo sie wirkt und angenommen wird, ohnehin nur Gutes entstehen kann – und dem Empfänger die konkrete Gestaltung selbst überlassen bleibt. Gibt man einem Baby täglich seinen Milchbrei, wird es gesünder und kräftiger werden, als würde man es den ganzen Tag nur mit Schokolade füttern. Das, was wir geben, bestimmt am Ende die Qualität des Ergebnisses.
Es ist also vielmehr meine eigene Aufgabe, zu einer Sonne zu werden, unentwegt zu strahlen und anderen mein Licht zu spenden, einerlei, was sie damit anfangen. Die Arbeit beginnt nicht damit, den dunklen Schatten zu beseitigen, der die meisten Menschen umgibt, sondern darin, das Licht in der eigenen Seele zu entzünden und darüber so viel Helligkeit zu erzeugen, dass sich fremde Schatten allmählich von allein auflösen. Es geht erst um die Entwicklung und Vervollkommnung des eigenen ICHs, dann zur Förderung des DUs und schließlich zur Gestaltung des WIRs. Wer mit dem WIR beginnt, zäumt das Pferd von hinten auf, denn das WIR besteht aus einer Vielzahl von ICHs und wenn die vielen einzelnen ICHs nicht klar und rein sind, dann kann auch das große Ganze nicht ungetrübt sein.
Ich komme also zu dem Schluss, dass ich nicht auf bessere Zeiten warten und andere für ihre Lieblosigkeit anklagen, sondern bei mir selbst beginnen werde, dass ich mir meine eigene Unvollkommenheit bewusst machen, mich allen Menschen gegenüber gleichmäßig freundlich, aufgeschlossen und nachsichtig verhalten und das Lieben vollständig erlernen will, um es dann nie wieder abzulegen. Ich will beginnen, mich selbst zu lieben, indem ich mich selbst annehme, meine Fähigkeiten und Talente, aber auch meine Fehler, Ängste und Schwächen erkenne und diese entweder akzeptiere oder – wenn sie nicht zur Liebe führen – ablege mit dem ehrbaren Ziel, meinen Nächsten genauso lieben zu wollen wie mich selbst. Ich kann von anderen schlecht erwarten, dass sie mich lieben und durchgängig freundlich zu mir sind, wenn es mir nicht einmal mir selbst gegenüber gelingt und ich schon gar nicht dasselbe für andere empfinde.
Wie finde ich den Weg zur Liebe? Muss ich Verbündete suchen? Muss ich mich irgendwelchen Gruppen oder Sekten anschließen? Sollte ich regelmäßig in die Kirche gehen, mir die Predigten anhören und beten? Sollte ich in ein Kloster ziehen, um endlich Ruhe und Frieden zu finden und mich von der Aggressivität und Selbstsucht der Gesellschaft abzuschirmen, um mich auf mich selbst zu besinnen und ausgiebig Innenschau zu betreiben? Oder muss ich einen Guru finden, der mich in die Kunst des Liebens einweist? Kann ich mir das Lieben auch selbst beibringen und einfach mal anfangen und probieren? Was muss ich tun, wenn ich von morgens bis abends, von montags bis sonntags, von Januar bis Dezember nur noch lieben möchte – unabhängig davon, was im Äußeren geschieht oder was mir zustößt?
Nun, ich habe mich entschlossen, es zunächst auf eigene Faust zu versuchen und zu erfahren, wohin mich mein Weg führen wird. Ich will einfach loslegen – so schwer kann es ja nicht sein – und mich im Lieben versuchen, indem ich nur noch im Gefühl der Liebe verweile, glücklich und zufrieden bin und allen Menschen sowie allen Umständen gegenüber positiv, nachsichtig und empathisch bleibe. Wenn ich alles nur noch mit Liebe betrachte und angehe, muss doch allein aus dieser Haltung heraus meine Welt eine bessere werden. Ich will den ganzen Tag Freude und Güte ausstrahlen und in jeder Situation gelassen, zuversichtlich und optimistisch bleiben. Ich will achtsam sein und nach dem Guten Ausschau halten, statt die Welt um mich herum mit negativen Gedanken und Ängsten zu verunreinigen und krank zu machen.
Sicherlich gelingt mir dieses große Vorhaben nicht von heute auf morgen. Ich werde geduldig mit mir sein müssen und gewiss kann es nicht schaden, einige vorbereitende und begleitende Maßnahmen in meinen Tagesablauf zu integrieren, damit ich mich stets in einer ausgeglichenen Grundstimmung befinde und mich durch äußere Begebenheiten nicht so leicht aus der Fassung bringen lasse. Ich muss lernen, in mir selbst zu ruhen und gefestigt zu bleiben, mir meines Zieles und meines Weges jederzeit bewusst und von meinem Vorhaben überzeugt zu sein, an meine Fähigkeiten zu glauben und mich durch nichts erschüttern zu lassen. Ich muss allen Widerständen entgegen an meinem Plan festhalten und das Lieben so sehr verinnerlichen, dass ich eines Tages nicht mehr weiß, wie es sich anfühlt, nicht zu lieben.
Es wäre vielleicht etwas zu naiv, sogleich am nächsten Tag, nachdem man zu der Erkenntnis gelangt ist, dass der Weg der Liebe der einzige Weg ist, den ein Mensch beschreiten sollte, mit dem neuen, anspruchsvollen Vorhaben zu beginnen, in der Annahme, dass man sich allein durch den edlen Wunsch wie durch ein Wunder in wenigen Tagen in einen Engel verwandeln würde. Die gute Absicht und der edle Wunsch allein dürften dafür wohl nicht ausreichen. Wenn ich zukünftig nur noch in einem Zustand der Liebe verweilen und mich nie mehr von äußeren Einflüssen aus diesem beseelten Gemütszustand herausreißen lassen will, muss ich mein Innenleben beherrschen und jeden einzelnen Moment darauf achten, in welcher Verfassung ich mich befinde, wie ich anderen Menschen entgegentrete, wie sie auf mich reagieren und was ihr Verhalten wiederum bei mir auslöst. Ich muss mir meines Befindens und der psychischen Wechselwirkungen in einer Interaktion mit anderen Personen jederzeit bewusst sein und aus diesem Grund alles registrieren und überprüfen, was in mir selbst vor sich geht, aber auch das, was sich in meinem Umfeld auf der sichtbaren und unsichtbaren Ebene abspielt. Ich brauche ein hohes Maß an Achtsamkeit, Disziplin und Selbstkontrolle, um Widerstände und Unstimmigkeiten sowohl in mir selbst als auch in meinem Umfeld unmittelbar zu erfassen und entsprechend gegenzusteuern. Meine Aufmerksamkeit mir selbst und meinem Umfeld gegenüber muss deutlich ansteigen, um mein ambitioniertes Ziel zu erreichen.
Dies bedeutet, dass es wohl grundsätzlich einer verfeinerten Wahrnehmung sowie eines ausgeglichenen und stabilen Zustands von Geist und Körper bedarf, um jederzeit ruhig bleiben und im Herzen Liebe spüren zu können. Daher möchte ich mich in den nächsten Wochen darauf konzentrieren, ein möglichst hohes Maß an Entspanntheit und innerer Harmonie zu erlangen, um inneren und äußeren Widrigkeiten trotzen und stets gelassen, gütig und friedvoll bleiben zu können. Da ein unruhiger Geist und negative Emotionen sich auf den Körper in Form von Verspannungen auswirken und umgekehrt ein verspannter Körper einen negativen Einfluss auf die Geistestätigkeit und Gefühlswelt haben kann, möchte ich damit beginnen, meinen Körper mit geeigneten Verfahren zu entkrampfen. Das Muskelgewebe soll gelockert werden, damit die Energie frei durch den Körper fließen kann, aufgestaute Gefühle sich lösen können und keine Blockaden mehr vorhanden sind, die Kräfte binden, die ich dringend für die Aufrechterhaltung einer liebevollen Grundhaltung benötige.
Außerdem möchte ich meine erlernten Denkmuster und Glaubenssätze genauer unter die Lupe nehmen und prüfen, ob sie zu meinem inneren Wesenskern passen und meiner Seelenruhe zuträglich sind oder in Widerspruch dazu stehen und deswegen Stress in mir auslösen. Wenn mein Geist zu sehr von negativen Gedanken, Fehlannahmen, Widersprüchen und Zweifeln, anhaltenden Grübeleien und Sorgen belastet wird, führt dies zum einen auf der körperlichen Ebene erneut zu Verspannungen, die das Muskelgewebe verhärten, und zum anderen dazu, dass sich schlechte Gefühle einstellen, die mich vom Zustand der Liebe trennen. Sowohl mein Körper als auch mein Geist muss sich in einer ausgeglichenen Verfassung befinden und von jeglichen Belastungen befreit sein, damit ich meine volle Konzentration meinem Ziel widmen kann und fortan nur noch Liebe fühle.
Daher beginne ich zukünftig meinen Tag mit gymnastischen Lockerungsübungen. Ich strecke und dehne unterschiedliche Muskelpartien, damit diese wieder geschmeidiger werden und sich Verspannungen allmählich auflösen. Zudem nehme ich nun regelmäßig an einem Yoga-Kurs teil, um ein besseres Körpergefühl zu erlangen und zu meiner Mitte zu finden. Yoga ist eine gute Technik, um den achtsamen Umgang mit sich selbst zu erlernen und den Aufbau von Gelenkigkeit, die Durchblutung sowie das Zusammenspiel von Atem und Bewegung zu fördern, denn auch der Atem kann durch anhaltenden Stress aus seinem natürlichen Rhythmus geraten und die gesunde Sauerstoffzufuhr behindern. Somit trägt eine gleichmäßige Atmung zu einer gesunden Herz- und Gehirntätigkeit bei und indem ich mich bewusst auf meinen Atem konzentriere, trainiere ich gleichzeitig meine Achtsamkeit.
Zudem baue ich in meinen Alltag regelmäßig kleine Meditationen ein, um mich innerlich zu sammeln und meine Selbstwahrnehmung zu verbessern, indem ich bewusst meinen Körper fühle und meinem Innenleben nachgehe. Ich spüre nach, was in mir vorgeht: meinen Körperempfindungen, Gedanken und Gefühlen. Indem ich sie registriere, sie aber vorbeiziehen lasse und ihnen nicht anhafte, kann ich allmählich meinen Geist beruhigen. Gleichzeitig lasse ich ein Gefühl der Liebe in mir entstehen und sich ausbreiten und versuche, dieses Gefühl so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und nicht durch bedrückende oder abschweifende Gedanken aussetzen zu lassen. Hierzu stelle ich mir Menschen vor, die ich mag und denen ich liebevolle Gefühle und Gedanken entgegenbringe. Anschließend stelle ich mir in meiner Meditation Menschen vor, die ich weniger mag, gar ablehne oder verachte, um zu erfahren, ob ich auch gegenüber diesen Personen das Gefühl der Liebe halten kann oder ob es abreißt. Dabei stelle ich fest, dass es mir bei Menschen, die mir weniger sympathisch sind und nicht am Herzen liegen, schwerfällt, wohlwollende Gedanken aufrechtzuerhalten. Diese Bilder lösen eher unschöne, teilweise sogar aggressive Gefühle in mir aus, sofern ich diese Personen in unangenehmer Erinnerung habe. In diesem Fall versuche ich gegenzusteuern, indem ich mir frei erfundene positive Ereignisse mit diesen Personen ausdenke, bei denen man sich gut miteinander versteht und gemeinsam Freude erlebt. Auf diese Weise finde ich bereits nach kurzer Zeit wieder in das Gefühl der Liebe zurück und mache dabei die Erfahrung, dass ich auch für vermeintlich unfreundliche Zeitgenossen Zuneigung empfinden kann. Es ist schon interessant, wie der bloße Gedanke an eine unsympathische Person oder ein unschönes Ereignis den Fluss der Liebe unterbrechen kann und man dann alle Hände voll zu tun hat, zu einer positiven, gütigen und entspannten Einstellung zurückzufinden. Daher empfinde ich Meditationen als eine geeignete Technik, sozusagen im »Trockendock« die Wirkung widerstrebender Gedanken und Empfindungen zu testen und zu lernen, mich innerlich auszubalancieren und wieder Liebe in meinem Herzen einkehren zu lassen.
Wenn es mir schon in der Ruhe während einer Meditation schwerfällt, das Gefühl von Liebe durchgängig aufrechtzuerhalten, wie schnell wird mich dann erst meine Liebe verlassen, wenn ich mich im hektischen Alltag befinde, von äußeren Einflüssen und Zwängen ständig abgelenkt oder gestört und aus meiner Mitte geworfen werde? Ich stelle fest, dass ich noch sehr lange werde üben müssen, bis ich zumindest in meinen Meditationen das Gefühl der Liebe dauerhaft erhalten kann, ohne durch negative Einflüsse vom Kurs abgebracht zu werden. Zuerst muss ich lernen, in der Ruhe und Entspanntheit immerzu Liebe zu fühlen, um später die Probe im Alltag unter Hast und Betriebsamkeit zu bestehen und auch dort das Gefühl der Liebe nie mehr zu verlieren. Mit der regelmäßigen Anwendung körperorientierter und mentaler Verfahren muss ich so tiefenentspannt werden, dass mich nichts mehr aus meiner inneren Balance bringen kann.
Ungünstige Glaubenssätze und negative Denkmuster aufspüren
Des Weiteren beginne ich, negative Glaubenssätze und eingefahrene Denkmuster zu hinterfragen, die ich mir im Laufe meines Lebens aufgrund von entsprechenden Erfahrungen zugelegt, von Autoritätspersonen »eingetrichtert« bekommen oder von Vorbildern abgeschaut habe. Glaubenssätze beeinflussen, wie man über andere Menschen, über sich selbst oder über das Leben im Allgemeinen denkt, und sie bestimmen auch ganz wesentlich die eigenen Erwartungen. Da der heutige Mensch die Neigung hat, an einmal erworbenen Glaubenssätzen, Lehren und Lebensregeln festzuhalten und sie nie mehr abzulegen – auch wenn sie zum eigenen Nachteil oder zum Nachteil anderer sind –, besteht die Gefahr, dass sich als Folge ungünstige Denk- und Verhaltensmuster entwickeln, die wiederum die Gefühlswelt auf negative Weise beeinflussen. Wenn man beispielsweise der Überzeugung ist, dass einem im Leben nichts gelingt, dass man ein unfähiger Mensch ist und immer alles schiefläuft – weil einem dies vielleicht von den Eltern andauernd so vermittelt wurde –, dann wird man auch immer wieder Ereignisse in sein Leben ziehen, die diese Ansicht bestätigen - und man deswegen schlecht gelaunt ist, sich klein und wertlos fühlt und in der Folge keine Liebe mehr empfinden kann. Ein Glaubenssatz wie »Ich muss immer für andere da sein, sonst mag man mich nicht!« führt dazu, dass man sich zu sehr für andere aufopfert, sich zu sehr auf deren Vorstellungen und Bedürfnisse fixiert und seinen eigenen Bedürfnissen zu wenig Platz einräumt. In der Folge wird man ebenfalls unzufrieden sein, weil sich unterschwellig ständig der Schmerz des Verzichts meldet. Und wenn man immerzu einen Mangel spürt, wird man wohl kaum durchgängig einen Zustand der Liebe beibehalten können.
Es ist eine Sisyphusarbeit, sämtliche Glaubenssätze, die sich seit frühster Kindheit ins eigene Denken eingenistet haben, zu überprüfen und wieder abzulegen, weil sie schlechte Gefühle auslösen und daher hinderlich sind, dauerhaft in einem Zustand der Liebe zu verweilen. Wenn man immer wieder denkt, dass andere besser sind, dass man keine guten Eigenschaften besitzt, dass man nicht attraktiv, gebildet oder erfolgreich ist und am Ende doch immer scheitert, kann keine Freude, keine Zuversicht und auch keine Selbstsicherheit entstehen. Das Gefühl der Liebe wird dann immer wieder von gegenläufigen Denkmustern torpediert, die Ängste, Druck und Zweifel und damit eine negative Gefühlsspirale auslösen. Allerdings geht es bei der Bereinigung der Denkmuster nicht darum, alles rosarot zu sehen und sich eine Bilderbuchwelt auszumalen. Es geht darum, die eigenen Glaubenssätze daraufhin zu überprüfen, ob sie realistisch sind, ob sie zur eigenen Persönlichkeitsstruktur passen und ob sie sich gut anfühlen und kraftspendend sind. Ist dies nicht der Fall, darf davon ausgegangen werden, dass sie schädliche Auswirkungen auf die Psyche haben und daher durch passende Glaubenssätze ersetzt werden sollten.
Der Glaubenssatz »Ich muss immer für andere da sein« mag in der Vergangenheit zweckmäßig gewesen sein. Wenn Eltern in der Kindheit verlangen, dass ihr Kind immer für sie da ist und auf eigene Wünsche und Bedürfnisse verzichtet, um die Eltern bei ihren Anliegen zu unterstützen, hat es keine andere Wahl, als dem zu folgen, denn sonst würden ihm seine Eltern ihre Liebe entziehen. Später als Erwachsener ist dieser Glaubenssatz aber nicht mehr zweckmäßig. Das Kind kann nun als Erwachsener auch ohne die Liebe der Eltern und anderer Menschen leben und muss sich diese nicht mehr länger verdienen, indem es ständig für andere da ist und sich auch noch schlecht fühlt, wenn es ihm mit seiner Zuwendung nicht gelingt, andere zufriedenzustellen. Dieser Glaubenssatz führt dazu, dass sich die Person gar nicht selbst annehmen und lieben kann. Sie muss sich ablehnen, da sie glaubt, ein minderwertiger Mensch zu sein, der seine eigenen Bedürfnisse immer zugunsten der Bedürfnisse anderer hintanstellen muss. Diese Einstellung kann keine Freude und Liebe auslösen – sie löst im Gegenteil Trübsal aus.
Auch der Glaubenssatz »Ich muss immer perfekt sein« löst erheblichen Druck aus, fokussiert die Wahrnehmung und das Denken zu stark auf das zu erreichende Ziel und grenzt damit alles andere aus. Es geht nur darum, möglichst keinen Fehler zu machen, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen und besser als andere zu sein. Aus diesem Grund gewährt man sich und anderen keinen Spielraum, überprüft alles zigmal und konzentriert sich auf alles, was noch nicht perfekt ist. So wird man leicht pedantisch, schwarzseherisch und kritiksüchtig. Tugenden wie Nachsicht, Einfühlsamkeit und Verständnis sind bei einer solch starren Haltung hinderlich. Glück, Freude und Liebe kann eine derart zwanghafte Persönlichkeit nur in den wenigen Augenblicken erfahren, in denen sich ein Erfolg einstellt. Wenn sie keinen Erfolg hat oder das Ergebnis nicht ihren Vorstellungen entspricht, fühlt sie sich sofort schlecht und würde am liebsten alles hinwerfen. Schuld daran ist aber nicht die Tatsache, dass in dieser Person keine Liebe ist, sondern ein falscher Glaubenssatz und der damit einhergehende Zwang, unbedingt daran festhalten zu müssen und an seiner Erfüllung zu arbeiten. Dies produziert einen überzogenen Ehrgeiz, der zu Strenge und Verbissenheit führt, die es wiederum unmöglich machen, sanfte Gefühle entstehen zu lassen.
Ich gehe systematisch vor, schreibe alle meine Überzeugungen und Glaubenssätze für konkrete Lebensbereiche wie z. B. Beruf, Partnerschaft, Familie, Ernährung und Freizeit auf und prüfe, wie sie sich für mich anfühlen. Ich stelle mir die praktischen Auswirkungen dieser Glaubenssätze vor und beobachte, was sie in mir und meinem Leben auslösen. Fühlen sie sich gut oder schlecht an, sind sie