INSELhimmelblau - Stina Jensen - E-Book
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INSELhimmelblau E-Book

Stina Jensen

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Beschreibung

Ein Roman, umwerfend wie eine Welle am Nordseestrand.

Svea mag gar nicht mehr von ihrem Bett im Haus hinterm Deich aufstehen. Seitdem Jan ausgezogen ist, starrt sie nur noch durchs Dachfenster in den Langeooger Himmel. Und der ist grau und bedeckt.
Erst als der alleinerziehende Sebastian mit seinen Kindern auftaucht und Sveas Wohnung als Notunterkunft benötigt, muss sie sich aufraffen. Plötzlich kommt Schwung ins Haus, und es dauert nicht lange, bis sie neuen Lebensmut spürt. Auch der Himmel strahlt mit einem Mal hell und blau.
Endlich findet sie sogar die Kraft, die Hinterlassenschaften ihrer Großeltern durchzusehen. Als sie dabei einen rätselhaften Fund macht, erhält ihre Welt neue Risse - doch Sebastian sichert ihr seine liebevolle Unterstützung zu. Und auch Jan meldet sich aus der Funkstille zurück ...

Die Romane der INSELfarben- und GIPFELfarben-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Die chronologische Reihenfolge der Romane:
Inselblau (Svea, Langeoog und Mallorca), Inselgrün (Wiebke, Irland), Inselgelb (Claire, Island), Inselpink (Ida, Mallorca), Inselgold (Amanda, Rügen), Gipfelblau (Annika, Zermatt), Gipfelgold (Mona, Bad Gastein), Gipfelrot (Valerie, Schottland), Inseltürkis (Terry, Sardinien), Inselrot (Sandra, Sylt), Gipfelpink (Susa, Teneriffa), INSELhimmelblau (Svea, Langeoog), Gipfelglühen (Sebastian, Allgäu)

Außerdem: »Plätzchen, Tee und Winterwünsche«, »Misteln, Schnee und Winterwunder«, »Sterne, Zimt und Winterträume«, »Muscheln, Gold und Winterglück«, »Vanille, Punsch und Winterzauber«, »Mondschein, Flan und Winterherzen«, »Engel, Blues und Winterfunkeln«, »Sommertraum mit Happy End«, »Stürmisch verliebt«

Spannung und Gefühl vor bedrückender Küstenkulisse: Die Levke-Sönkamp-Reihe – Privatermittlerin mit stolperndem Herzen: Möwentrauer, Möwenschuld, Möwenzorn

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INSELHIMMELBLAU

STINA JENSEN

SÓTANO

INHALT

Impressum

Über die Autorin

Wunsch-eBook

Das Buch

Vorwort

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

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26

27

28

29

30

31

Epilog

Nachwort

Eine persönliche Bitte

Alle Bücher von Stina Jensen

Leseprobe Gipfelglühen

Erstausgabe: April 2021

© Stina Jensen

Robert-Bosch-Straße 48

61184 Karben

[email protected]

www.stina-jensen.de

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Verfasserin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Lektorat: Ricarda Oertel www.lektorat-oertel.de

Korrektorat: Ruth Pöß www.das-kleine-korrektorat.de

Covergestaltung © Traumstoff Buchdesign by Claudia Toman

Covermotive © LightField Studios und ThomBal shutterstock.com

Das gesamte Programm von Stina Jensen findest du hier.

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STINA JENSEN schreibt Insel- und Gipfelromane, romantische Komödien und Krimis. Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm.

Meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman. Wenn sie nicht verreist, lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.

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Svea mag gar nicht mehr von ihrem Bett im Haus hinterm Deich aufstehen. Seitdem Jan ausgezogen ist, starrt sie nur noch durchs Dachfenster in den Langeooger Himmel. Und der ist grau und bedeckt.

Erst als der alleinerziehende Sebastian mit seinen Kindern auftaucht und Sveas Wohnung als Notunterkunft benötigt, muss sie sich aufraffen. Plötzlich kommt Schwung ins Haus, und es dauert nicht lange, bis sie neuen Lebensmut spürt. Auch der Himmel strahlt mit einem Mal hell und blau.

Endlich findet sie sogar die Kraft, die Hinterlassenschaften ihrer Großeltern durchzusehen. Als sie dabei einen rätselhaften Fund macht, erhält ihre Welt neue Risse – doch Sebastian sichert ihr seine liebevolle Unterstützung zu. 

Und auch Jan meldet sich aus der Funkstille zurück …

Ein Roman, umwerfend wie eine Welle am Nordseestrand.

Liebe Leserin und lieber Leser!

In INSELhimmelblau geht es mit Sveas Geschichte weiter, die einige schon aus INSELblau, dem 1. Band der INSELfarben-Reihe, kennen.

Als Neueinsteiger:in benötigst du aber keinerlei Vorkenntnisse; beide Romane sind in sich abgeschlossen.

Ich wünsche viel Freude mit Svea auf Langeoog!

1

DAVOR

Guten Morgen, meine Schöne.«

Ein Kuss landete in meinem Nacken. Jans Bart kitzelte auf meiner Haut.

»Dir auch guten Morgen«, murmelte ich verschlafen und öffnete blinzelnd die Augen. Die Sonne schien zum Fenster herein und malte ein Muster auf unsere Bettdecke.

Jans Finger fuhr meine Wirbelsäule entlang bis zur Taille. Mit sanftem Druck brachte er mich dazu, mich auf den Rücken zu drehen. Ich wusste schon, was er wollte und lächelte.

Seine Hand wanderte zu meinem Bauch. Noch war nichts zu spüren oder zu sehen, aber bestimmt bald.

»Huhu.« Jan trommelte sachte auf die Bauchdecke. »Ist jemand zu Hause?«

Glücklich legte ich meine Hand auf seine. Vor Freude wurde mein Hals eng. Das Leben war so schön.

Endlich wieder.

2

DANACH

Geliebte Svea.

Es fällt mir nicht leicht, diese Zeilen zu schreiben, aber inzwischen bin ich an einem Punkt, an dem ich nicht mehr weiter weiß.

Ich weiß nicht, wie oft ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe. Dass ich deine Familie bin. Dass wir beide eine Zukunft haben, die wir gestalten sollten, statt regungslos in der Vergangenheit festzuhängen. Das, was verloren ist, können wir nicht zurückholen. Deine Eltern nicht, auch nicht deine Großeltern. Und erst recht nicht unser Baby. Aber wir könnten es noch einmal versuchen. Nichts spräche gegen eine neue Schwangerschaft, außer deiner Angst.

Du meinst, dass alles, was dir lieb ist, dir eines Tages genommen wird. Das ist nicht so. Warum glaubst du mir das nur nicht?

Es war keine gute Idee, nach der Fehlgeburt wieder in das Haus deines Großvaters zu ziehen, wo dich doch alles nur an Verlust erinnert. Natürlich bin ich gerne mitgekommen, das war auch die Wahrheit. Aber ich kann mit diesem Stillstand auf Dauer nicht umgehen.

Ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer werden. Ich habe gehofft, dass du dich eines Tages mit meiner Hilfe von deinem Kummer erholst. Aber jetzt, wo du auch noch die Matratze in die Mansarde geräumt hast, um von dort aus in den Himmel zu starren, bekomme ich es mit der Angst zu tun. Glaubst du wirklich, du könntest auf diese Weise allen näher sein, die du verloren hast? Was kommt als Nächstes? Ich mag gar nicht darüber nachdenken. Unzählige Male habe ich dich darum gebeten, zum Arzt zu gehen – doch du tust es nicht. Und jetzt kann ich nicht mehr. Nichts wünsche ich mir mehr, als mit dir zusammen zu sein – aber allmählich ziehst du mich mit dir in dieses Loch, in dem du feststeckst. Und das darf ich nicht zulassen. Ich ertrage dein Schweigen nicht mehr. Ich kann nicht bei einer Wattwanderung mit gutgelaunten Touristen nah daran sein, in Tränen auszubrechen, wenn jemand mich fragt, ob ich hier glücklich sei. Oder wenn mich in der Spelunke jemand fragt, wieso du nicht mehr kommst.

Ich war glücklich hier. Mit dir. Jetzt bin ich nur noch unglücklich.

Du weißt, wo du mich findest.

Ruf mich an, schreib mir. Gib mir ein Zeichen.

Und bitte, bitte versteh mich.

Dein Jan

3

Für Stunden war ich so in den Anblick des grauen Himmels über dem Dachfenster versunken, dass ich vergaß, welche Farbe die Bettdecke hatte, unter der ich lag. Erst als ich sie mir intensiv vorstellte, fiel es mir wieder ein: Sie war rosa mit gelben Tupfen. So fröhlich.

Auf meine Stimmung nahm das keinen Einfluss. Tag für Tag verharrte ich so auf der Matratze und blickte nach oben; als ob dieses Starren die Leere in mir füllen könnte. So reglos daliegend erinnerte ich mich an mein früheres Ich wie an eine Bekannte, die man aus den Augen verloren hat. Von der man nicht mal mehr weiß, welche Augenfarbe sie besaß. Ich wusste, dass es mal eine Svea gegeben hatte, die dem Hungergefühl in ihrem Magen nachgegeben hätte und aufgestanden wäre, um sich ein Brot zu schmieren. Oder um sich einen Schwung Müsli in eine Schale zu kippen und ein bisschen Obst hinein zu schnippeln. Doch selbst dazu fehlte mir die Kraft. Und das Müsli zog schon Fäden, der Joghurt im Kühlschrank war vermutlich längst mit einer Schicht Schimmel überzogen.

Wenn Frauke nicht gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich verhungert. Meine alte Nachbarin kam alle paar Tage zu mir herüber und stellte einen Topf mit Essen auf dem Küchentisch im Erdgeschoss ab. Nicht, weil sie mich damit versorgen wollte, sondern Opa Hannes, von dem sie immer wieder vergaß, dass es ihn schon lange nicht mehr gab. Sie wurde von Silvia betreut, einer Polin, die auch die Speisen zubereitete und der Meinung war, man sollte Frauke dieses Ritual nicht nehmen. Vermutlich ahnte sie, dass ich diese Mahlzeiten gut gebrauchen konnte. Sie war entsetzt gewesen, als Jan zurück in unsere gemeinsame Wohnung im Wiesenweg gezogen war und mich hier in Opas Haus hinterm Deich allein zurückließ. Aber was hätte er sonst tun sollen?

Dass ich als Grundschullehrerin beurlaubt war, weil mich die Fröhlichkeit der Kinder überforderte, hatte sicherlich zu seinem Entschluss beigetragen. Genauso wie die Tatsache, dass ich ihm die Spelunke – das Lokal, das ich vor einigen Jahren geerbt hatte – überschrieb, um diese Belastung loszuwerden. Zurzeit lebte ich von Erspartem.

In seinem Brief hatte Jan mich darum gebeten, seine Entscheidung zu verstehen. Und das tat ich. Wer nicht zu begreifen war, war ich.

Im Nachbarhaus stellte jemand das Radio an und holte mich damit ins Hier und Jetzt zurück. Frauke hörte gern die Schlagerparade, gerade lief »I beg your pardon. I never promised you a rosegarden. Along with the sunshine, there’s got to be a little rain sometimes.«

A little rain? Gegen den hätte ich nichts einzuwenden. Doch in meinem Leben regnete es meistens Sturzbäche. Zumindest den Rosengarten besaß ich – die Kletterrosen wucherten den Garten zu; sie rankten inzwischen sogar am Baumhaus entlang, das Opa Hannes mir gezimmert hatte, als ich noch ein Kind war und hier die Ferien verbrachte.

Vor dem Haus erklang Hufgetrappel und das Rumpeln einer Kutsche auf dem Straßenpflaster. Langeoog ist autofrei, die Pferdefuhrwerke sind ein beliebtes Transportmittel. Besonders in der Ferienzeit, so wie jetzt. Es war Juli und die Insel ausgebucht.

Das Gefährt kam mit einem lauten »Ho!« des Fahrers zum Stehen. Kurz darauf klappte am Nachbarhaus die Tür, die Musik verstummte. War das Frauke, die da rief? Jemand schloss ein Fenster.

Irgendwann später – ich war noch einmal weggenickt – klingelte es im Erdgeschoss. Ich lauschte. Bestimmt hatte sich jemand an der Tür geirrt. Ich erwartete keine Post, hatte nichts bestellt. Manchmal klingelte auch Jans Mutter Astrid, um nach mir zu sehen, doch ich wimmelte sie stets ab. So wie ich inzwischen ebenfalls zu Freunden den Kontakt abgebrochen hatte. Besorgte Mails, besonders von meiner besten Freundin Wiebke, die seit einigen Jahren auf Mallorca lebte, beantwortete ich nicht mehr.

Wieder ertönte der Gong.

Schwerfällig schälte ich mich aus dem Bett und gab acht, nicht in die herumliegenden Krümel und offenen Keksschachteln zu treten. Ich tapste die schmale Treppe hinunter, fuhr mir mit beiden Händen durchs wirre Haar und strich mein Shirt glatt.

»Hey.« Es war Sanne. Fraukes Enkelin, die nur wenig älter war als ich. Sie wohnte in Bremen und kam nicht sehr oft her. »Sorry, falls ich dich geweckt haben sollte. Ich wollte dir nur sagen, dass ich Oma abhole. Und außerdem habe ich noch eine Bitte.«

Vor dem Haus stand noch immer das Pferdefuhrwerk. Frauke saß darin und sah unglücklich zu mir herüber. Ihr Haar, das sie sonst zu einem Knoten im Nacken trug, war heute notdürftig zurückgekämmt. Silvia, ihre Betreuerin, saß neben ihr und tätschelte ihre Hand. Im Stauraum stapelten sich Koffer.

»Was ist denn mit ihr?«

»Du weißt doch, dass sie in letzter Zeit rapide abgebaut hat«, antwortete Sanne. »Silvia liegt mir schon eine ganze Weile in den Ohren, dass sie selbst dringend nach Polen muss, und jetzt wurde bei uns in Bremen endlich ein Platz für Oma in einem Pflegeheim frei.«

»Warum gebt ihr sie denn nicht hier in die Residenz?«, fragte ich. »Da würde sie wenigstens auf der Insel bleiben.« So einen alten Baum verpflanzte man doch nicht. Um das zu verhindern, war ich ja auch Opa hierher gefolgt.

»Aber sie hat hier doch niemanden mehr. In Bremen können wir sie viel öfter besuchen.«

Sie fischte einen Schlüsselanhänger aus ihrer Hosentasche. »Du weißt ja, dass wir die Dachwohnung noch immer ab und zu an Feriengäste vermieten, um Silvia zu finanzieren – sie hat sich ja auch immer um alles gekümmert. Ich hab versucht, das alles noch auf die Schnelle zu canceln, aber da ist noch eine einzige Familie, die morgen eintrifft. Ich hab es nicht übers Herz gebracht, denen so kurzfristig eine Absage zu erteilen.« Schon hielt sie mir den Schlüssel vor die Nase. »Wenn du ihnen einfach nur bei der Ankunft den hier übergeben könntest – das wäre super. Ich würde ihnen Bescheid sagen, dass sie bei dir klingeln sollen.«

Ich betrachtete den Anhänger. Eine Möwe. »Hättet ihr nicht noch diesen einen Tag mit all dem hier warten können? Ich bin nicht gerade –«

Sanne nickte nachdrücklich. »Weiß ich alles. Aber meine Praxis ist ausgebucht, ich konnte heute mit Müh und Not alles auf die Kollegen verteilen. Ich weiß, das geht jetzt Hopplahopp, aber es dreht sich ja bloß um den Schlüssel. Bei anderen Ferienwohnungen ist der Eigentümer bei Ankunft auch nicht unbedingt anwesend.« Sie drückte meinen Arm. »Bitte. Das ist doch schnell erledigt.«

Zögernd nahm ich das Bund mit dem Möwenanhänger entgegen. »Muss ich denen noch irgendwas erklären, oder –?«

»Ich mach das dann telefonisch, die sollen sich einfach bei mir melden.«

Wieder sah ich zu Frauke hinüber. Silvia hatte den Arm um sie gelegt. Meine alte Nachbarin wirkte in der Kutsche schmaler und zerbrechlicher als sonst. Vielleicht fragte sie sich, ob sie ihr Häuschen heute zum letzten Mal sah. Und ihre Rosen, die Silvia gehegt und gepflegt hatte und deren Blütentrauben an den roten Ziegelsteinen seitlich der blauen Eingangstür entlang rankten. Ein niedriger Holzzaun umrundete die Grundstücke; in den Beeten meiner Nachbarin blühten neben den Rosenstöcken auch andere Stauden, die dem stetigen, salzigen Wind strotzten. Früher sah es hier aus wie auf einer Postkarte, und bestimmt waren Opas und Fraukes Häuser in etlichen Fotoalben der Feriengäste zu finden. Inzwischen wirkte Opas Areal mehr wie ein Mahnmal dafür, was geschehen konnte, wenn man sich nicht um sein Hab und Gut kümmerte.

Ich winkte Frauke zu, doch sie schaute durch mich hindurch.

Sanne strich mir zum Abschied über den Arm, dann stieg sie zu ihrer Großmutter in die Kutsche. Silvia warf mir eine Kusshand zu. »Du musst genug essen, hörst du?«, rief sie.

Seufzend machte ich kehrt, platzierte den Schlüssel neben den Stapel ungeöffneter Post auf dem Flurschränkchen und holte aus dem Vorratsschrank die letzte Packung Kekse, die Silvia aus dem Dorflädchen für mich mitgebracht hatte. In Opas Küche nahm ich einen Schluck Wasser direkt aus dem Wasserhahn. Anschließend stieg ich die Treppe nach oben zur Mansarde, legte mich zurück auf die Matratze, starrte wieder in den grauen Himmel und dachte an Jan. Wie er alles versucht hatte, um mir zu helfen.

Ich griff zu meinem Handy und öffnete Netflix, suchte nach einer Doku über Tiere – das Einzige, was ich schauen konnte, ohne in Tränen auszubrechen – und öffnete die Kekspackung.

Jeder erholt sich von Trauer, so hieß es. Nur ich offenbar nicht.

4

Am nächsten Tag weckte mich die Stimme eines Kindes, die durch das offenstehende Dachfenster zu mir in die Mansarde drang.

---ENDE DER LESEPROBE---