Kaiser Joseph - Johannes Scherr - E-Book

Kaiser Joseph E-Book

Johannes Scherr

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Beschreibung

In "Kaiser Joseph" entführt uns Johannes Scherr in die faszinierende Welt des 18. Jahrhunderts, in der der Habsburger Kaiser Joseph II. als Reformator und Visionär agiert. Die Erzählung vereint historische Fiktion mit zeitgenössischen politischen und sozialen Einschätzungen, wodurch Scherr einen literarischen Stil entwickelt, der sowohl präzise als auch anschaulich ist. Die lebendige Schilderung der inneren Konflikte und der Herausforderungen, denen sich Joseph gegenübersieht, bietet eine tiefgreifende Analyse der Aufklärungsideale und deren Anwendung in der Realität, was den Roman auch in seinem historischen Kontext von besonderer Bedeutung macht. Johannes Scherr, ein herausragender Schriftsteller und Historiker des 19. Jahrhunderts, hat durch seine umfassende Bildung und sein Interesse an Geschichte einen einzigartigen Zugang zu den Lebensumständen und Motivationen Josephs II. gefunden. Als Zeitzeuge der politischen Umbrüche und kulturellen Strömungen seiner eigenen Epoche, wollte er nicht nur die Taten des Kaisers festhalten, sondern auch dessen Menschlichkeit und Konflikte, die oft im Schatten seiner politischen Entscheidungen stehen. "Kaiser Joseph" ist nicht nur ein fesselnder historischer Roman, sondern auch eine tiefgründige Reflexion über Macht, Verantwortung und den menschlichen Geist. Leser, die sich für Geschichte und die Komplexität von Herrschaft interessieren, werden in diesem Werk sowohl Einsicht als auch Anregung finden. Es ist eine Einladung, die Dissonanzen zwischen Idealen und deren Umsetzung zu erkunden. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Johannes Scherr

Kaiser Joseph

Bereicherte Ausgabe. Ein faszinierender Einblick in die Ära von Kaiser Joseph II. von Österreich
In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen
Einführung, Studien und Kommentare von Nolan Shepherd
Bearbeitet und veröffentlicht von Good Press, 2024
EAN 8596547847984

Inhaltsverzeichnis

Kaiser Joseph
Unvergessliche Zitate
Notizen

Kaiser Joseph

Hauptinhaltsverzeichnis
Cover
Titelblatt
Text
Den Deutsch-Oestreichern zur Säcularfeier von Josefs Thronbesteigung gewidmet
von Johannes Scherr.

Ich nenne Deutschland gern unser gemeinschaftliches Vaterland, weil ich es liebe und stolz darauf bin, ein Deutscher zu sein[1q].

Kaiser Josef am 13. Juli 1787 an den Koadjutor Dalberg.

Saluti publicae vixit non diu sed totus (er lebte dem Gemeinwohl, nicht lange, aber ganz).

Inschrift seines Denkmals.
1.

In der zweiten Morgenstunde vom 13. März 1741 gebar Maria Theresia, die schönste Frau ihrer Zeit und eine der besten aller Zeiten, ihren ältesten Sohn Josef, welcher nachmals als Nachfolger seines Vaters Franz Stefan von Lothringen-Toskana in der schon sehr schein- und schemenhaft gewordenen deutschen Kaiserwürde Josef der Zweite hieß.

Die Geburt des Knaben fiel mitten in die schon angehobenen Drangsale und Nöthen des östreichischen Erbfolgekrieges, in eine Zeit also, wo, wie Maria Theresia noch 31 Jahre später mit Seufzen bezeugte, „alle meine Länder angefochten wurden und gar nit wußte, wo ruhig niederkommen sollte.“ Josefs Eintritt ins Leben war demnach von Vorzeichen umgeben, welche auf Unrast, Kampf und Sorge hindeuteten, und die Vorzeichen trogen nicht. Das Dasein dieses wahrhaft erlauchten Fürsten war voll Mühsal und Bitterkeit. Er hat in seinen 49 Lebensjahren soviel Verkennung und Undank erfahren, hat eine solche Last von Mißgeschicken und Widerwärtigkeiten, Enttäuschungen und Demüthigungen zu tragen gehabt, daß einer der Dichterlinge, welche um ihn die Todtenklage erhuben, jener Mönch Eulogius Schneider[1], der nachmals zum Apostel und Opfer des französischen Jakobinerthums wurde, den unglücklichen Kaiser wohl den „Dulder Josef“ nennen durfte.

Sein Unglück begann mit seiner Erziehung[2q]. Die Folgen der hispanisch-bigoten Abmauerung Oestreichs von Deutschland, wie sie seit Ferdinand dem Zweiten habsburgischer Staatsgrundsatz gewesen, waren der Art, daß zur Zeit von Josefs Kindheit, Knaben- und Jünglingsjahren dort gar keine Erzieher vorhanden sein konnten, welche das Zeug besessen hätten, den Prinzen auf die außerordentlich schwierige Herrscherrolle, welche er dereinst übernehmen sollte, genügend, auch nur annähernd genügend vorzubereiten. Gewiß war Maria Theresia eine ebenso zärtliche und sorgsame Mutter, als sie eine Gattin war, deren Tugend, Sittsamkeit und Pflichttreue in einer Epoche, wo schamloseste Ausschweifung an den Höfen für selbstverständlich galt und die herrschende moralische Pestilenz auch in der vornehmen Frauenwelt nur allzu große Verheerungen anrichtete, niemals auch nur von einem Schatten von Verdacht gestreift wurden. Aber die Kaiserin-Königin war trotz der nicht geringen Dosis von gesundem Menschenverstand, welche sie besaß, in einen zu engen Kreis der Anschauung und des Wissens gebannt, als daß sie hinsichtlich der Erziehung und Unterrichtung ihres Sohnes hätte darüber hinausgreifen wollen oder können. So waren denn Josefs Lehrer der Mehrzahl nach Mitglieder des Jesuitenordens, und es ist ja bekannt, in welchem seellosen Formalismus die Jesuitenpädagogik von dazumal sich bewegte oder vielmehr nicht bewegte, sondern stagnirte. Die Mutter hatte ein wachsames Auge darauf, daß der Knabe körperlich nicht verzärtelt würde[3q], und er ist in Folge dessen zu einem Manne herangewachsen, welcher längere Zeit hindurch die oft übermäßigen Strapazen, die er sich zumuthete, rüstig und ohne Schädigung seiner Gesundheit zu ertragen vermochte. Allein inbetreff der Anstrengung und Uebung des Geistes ihres Sohnes huldigte Maria Theresia weniger gesunden Ansichten. Denn ihre bestimmte Willensmeinung ging dahin, daß man dem Prinzen allen Lehrstoff spielend beizubringen suchen müßte, und die genauere Befolgung dieser Maxime vonseiten der Lehrer Josefs mußte zu übeln Ergebnissen führen. Von einem gründlichen Lernen war der guten, ja theilweise glänzenden Begabung des Knaben ungeachtet keine Rede, sondern derselbe gerieth frühzeitig in eine fahrige Vielwisserei hinein, die sich gar bald zu einem hochmüthigen Herabsehen auf seine allerdings bornirten Lehrer und Erzieher aufsteifte. Er fühlte sich denselben geistig überlegen, was sollten sie ihn also noch lehren können?[4q]

Dazu kam, daß in Josefs Jünglingsjahren die so blendenden, so bestechenden, aber häufig so schiefen und falschen „neuen Ideen“ des „Zeitalters der Encyklopädisten“ wie durch die Mauern östreichischer Klöster, so auch durch die Wände der wiener Hofburg sickerten und sich mächtig genug erwiesen, den Prinzen zu einem halben oder ganzen Freigeist im Sinne der modischen „Freigeisterei“ von damals, obzwar keineswegs zu einem wirklich freien Geist zu machen. Denn in einer geräumigen Ecke von Josefs Seele hatte und behielt der rechtgläubige Katholicismus, wie er im Canisius[2] steht, bis zuletzt seinen Altar. Das scharfargwöhnische Auge von Josefs großem Gegner, Friedrich von Preußen, ersah auch hier das Richtige, wenn er von dem jungen Erzherzog urtheilte, derselbe „habe bei aller Begierde, zu lernen, nicht die Geduld gehabt, sich zu unterrichten“.

Frühzeitig erhielt demzufolge Josefs Geist ein dilettantisches Gepräge, und das war ein großes Unglück für ihn selber und für das von ihm unternommene Reformwerk. Aus diesem Dilettantismus entsprang seine Unfähigkeit, die Dinge zu sehen, wie sie sind, entsprang sein Mangel an Kenntniß der Menschen- und Völkernaturen, entsprang seine Ungeschicklichkeit in der Kunst, mit den thatsächlichen Ziffern der Politik zu rechnen. Sein edler Sinn, seine Menschenliebe und Hochherzigkeit wogen diese Mängel nicht auf[16q]. Im Gegentheil, sie verstärkten dieselben. Denn gerade aus Josefs besten Eigenschaften quoll jener einseitige Idealismus und Optimismus, welcher ihn so häufig auf den Traumfittigen einer abstrakten Humanitätsduselei über die Welt der Thatsachen hinwegfliegen ließ und zu den bedauerlichsten Mißgriffen verleitete. Die faulsten Früchte dieser Duselei zu zeitigen, war freilich der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtspflege unserer eigenen Tage vorbehalten.[1]

Zieht man die Unzulänglichkeit seiner Erziehung in Betracht, so muß die Summe von Josefs Wissen und Können immerhin eine sehr achtungswerthe genannt werden. Nur sein ganz ungewöhnlich gutes Gedächtniß, seine reichquillende Phantasie und sein leichtes Auffassungsvermögen erklären die Erwerbung dieser Summe. Als junger Mann sprach und schrieb er fertig Deutsch, Latein, Französisch und Italisch, auch Magyarisch und Czechisch redete er geläufig. Seinen geschichtlichen, seinen rechts- und staatswissenschaftlichen Kenntnissen fehlte es nicht an Umfang, wohl aber an Vertiefung. Von dem Werth und von der Würde der Wissenschaft hatte er keine klare Vorstellung und im Ganzen achtete er Gelehrsamkeit und Gelehrte gering, was sich freilich großentheils aus der Beschaffenheit damaliger Gelehrsamkeit, sowie aus der elenden Knechtschaffenheit und Feilheit von so vielen Gelehrten erklären läßt. Der Vereinigung von wirklichem, fruchtbarem Wissen und Charakterfestigkeit bezeigte er Respekt: die neuesten Hefte von Schlötzer[3]’s „Staatsanzeigen“ durften nie auf seinem Arbeitstische fehlen. Die Tagespublicistik freilich glaubte er verachten zu dürfen und das ist ihm zu nicht geringem Schaden ausgeschlagen. Denn indem er sich frühzeitig entwöhnte, ein offenes Ohr für die „öffentliche Meinung“ zu haben, gewöhnte er sich allzu sehr daran, diese auch dann geringzuachten, wann sie auf Beachtung vollwichtigen Anspruch hatte.