Kampfhähne in der 8 b - Johannes O. Jakobi - E-Book

Kampfhähne in der 8 b E-Book

Johannes O. Jakobi

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Beschreibung

Nach den Sommerferien kommt ein neuer Schüler in die Klasse 8b. Leider reihen sich bereits an seinem ersten Schultag Fehler an Fehler, die später zu einer ganz schrecklichen Verkettung der Ereignisse führen werden. Fatalerweise verliebt sich Julian ausgerechnet in die Schwester seines größten Feindes. Die gemeinsamen Schulstunden werden nun genutzt, um sich wechselseitig immer wieder in die Haare zu kriegen. Die Lehrer merken das, zögern aber noch einzugreifen. Helen, ein wirklich schönes Mädchen, schürt noch die Auseinandersetzung zwischen den beiden Kampfhähnen. Zunehmend baut sich aus dem noch recht harmlosen Geplänkel eine echte Feindschaft auf, die später in einem Kampf auf Leben und Tod eskaliert. Noch einmal geht alles relativ glimpflich ab, und die junge Liebe findet wieder mehr Zeit füreinander. Man schmiedet Zukunftspläne für die Zeit nach dem Schulabschluss. Doch die Ruhe ist trügerisch, weil der Kampf der beiden Hähne noch nicht zu Ende ist.

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Über den Autor

Jahrgang 1948, verheiratet, von 1998 bis 2001 Aufenthalt in Namibia, lebt jetzt in Schlangenbad.

Studium der deutschen Sprache und Literatur, Politologie und Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe - Universität in Frankfurt am Main. Erstes und Zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien; 1982 Promotion zum Doktor der Philosophie. Studienrat am Gymnasium in Frankfurt am Main.

Veröffentlichungen:

Der lange Tod der Hibiskusblüte

Im Haus der Nachtkatze

Africamerone

Hommage to Africa (in der Anthologie

„Meandering Paths“)

Moderation Mord (2011)

Colour Undetermined- Farbe unbestimmt (2011)

Stories for Africa (2012)

Der E-Eater (2012)

Spiel mit mir „Ich töte dich“! (2012)

Die schönen Töchter der MORBID INVEST (2013)

Fräulein M. Ord (2013)

Ein Neuer in der

Klasse mischt alles

auf

Von

Johannes O. Jakobi

www.tredition.de

© 2013 Johannes O. Jakobi

Umschlaggestaltung: Brigitte K. Jakobi

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN: 978-3-8495-4443-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

DER LETZTE FERIENTAG

DIE NEUE SCHÜLERIN

KNIEKONTAKTE

DIE MATHE-ARBEIT

TANZSTUNDE

DER NORMALE SCHULWAHNSINN

HELEN

DIE ERSTE PARTY

PETRO EXPLODIERT

BLUE HORSE

IM LANDHEIM

DAS FINALE DUELL

OMA

VERLORENE LIEBE?

DER LETZTE FERIENTAG

„Weißt du, Marina, das muss ich dir unbedingt noch erzählen. Als ich letzte Woche … .“

Doch Inga kommt nicht mehr dazu, ihren Satz zu vollenden, denn zwei Rennräder zischen heran und bremsen hart vor den beiden Mädchen, die da im Park auf einer Bank in der Sonne sitzen und sich unterhalten. Staub und kleine Steinchen wirbeln auf.

„Hey, ihr Blödmänner! Müsst ihr denn immer den starken Mann spielen wollen? Ihr macht uns ja ganz staubig mit eurer Angeberei!“ ruft Marina ärgerlich.

Es ist Freitag, der letzte Tag der Sommerferien. Eigentlich langweilen sich die beiden Freundinnen ein wenig, sind gar nicht so ungehalten über die Störung. Ohnehin haben sie in den vergangenen Minuten fast ausschließlich über die Schule geredet, freuen sich, dass es wieder losgeht, weil sechs Wochen doch etwas öde sind, wenn man nicht wegfährt und der Himmel manchmal ziemlich grau und regnerisch ist. Mit Unterrichtsbeginn würden all die Freundinnen wieder aus dem Urlaub zurück sein und es gäbe viel zu erzählen.

Dieses Jahr sind Marina und Inga nicht weggefahren, hatten beschlossen, ihr Geld zu sparen. Inga für den nächsten Tanzkurs, schicke Klamotten und Make-up, Marina für eine größere Reise nächstes Jahr in die USA zu ihrer Brieffreundin. Inga ist auch heute wieder groovy gestylt, sieht sich als coole Emo-Queen: Flipflops mit Totenkopfapplikationen, schwarze Stretch-Jeans, schwarzes Top, schwarzer Lipstick, schwarz-lackierte Finger- und Fußnägel. Marina trägt einen blau-weiß geringelten Rock wie Kylie Minogue, ein Matrosen T-Shirt und weiße Canvas Schuhe. Sie liebt alles, was mit Meer und Seefahrt zu tun hat, würde später am liebsten Kadett auf einem großen Segelschiff werden. Erst Matrose, dann Kapitän, versteht sich.

„Hast du Trauer, weil du so pechschwarz rumläufst?“ Martin Baumann muss gleich wieder jemanden anöden. Inga schlägt prompt zurück:

„Erstens laufe ich nicht herum, sondern sitze hier friedlich, und zweitens habe ich sofort Trauer, wenn ich dich sehen und mir deine doofen Sprüche anhören muss!“ Sie dreht sich zu Marina hin und bemerkt schnippisch: „Außerdem stört ihr gewaltig! Wir haben uns nämlich viel Wichtigeres zu erzählen, als uns mit euch zu langweilen.“

Das stimmt aber nur halb, gilt eigentlich nur für Martin Baumann, denn Inga freut sich sehr, Bennie, den anderen Radfahrer, zu sehen. Auf Martin kann sie gut verzichten, aber diesen anderen Jungen hätte sie liebend gerne als Freund gehabt. Er gefällt ihr, sieht gut aus, ist recht groß für seine 14 Jahre. Mit seinem hübschen Gesicht, dem energischen Mund, seinen blonden Locken und den wasserblauen Augen macht er einen äußerst sympathischen Eindruck. (Seine Stupsnase allerdings hasst er, was er aber keinem verrät). Leider aber hat Bennie nur Augen für diese Ziege von Helen. Ihr rannte er förmlich hinterher. Klar, die sah auch super aus, während Inga ihr eigenes Äußeres nicht besonders leiden mochte, deshalb auch immer schwarze Sachen trägt, um davon abzulenken.

Marina dagegen hätte beide Jungs nicht gebraucht, denn Bennie sieht sie sowieso jeden Tag, weil er ihr Bruder ist, und Martin Baumann kann sie eigentlich nicht ausstehen; sie hält ihn für ziemlich fies. Ganz im Gegensatz zu ihr, findet Martin sie unglaublich gut. Für ihn wäre es das Größte, wenn er mit Marina hätte gehen können. Das wäre es: Bennie, als sein bester Freund, und Marina, seine Traumfrau! Das wär eine family! Natürlich kann er es nicht unterlassen, sie begehrlich anzustarren, was Inga sofort bemerkt:

„Willst du sie ausziehen, oder wieso glotzt du so?“

Martin Baumann wird rot, aber ihm fällt keine patzige Antwort ein, weil er sich ertappt fühlt. Sofort kommt ihm Bennie großspurig zu Hilfe:

„Wer hier wen auszieht, das entscheiden immer noch wir! Oder willst du vielleicht gerne ausgezogen werden?“ Dabei grinst er so frech, dass es jetzt an Inga ist, feuerrot zu werden. Jetzt hat sie ein schlechtes Gewissen, denn daran hat sie durchaus schon öfter gedacht, aber natürlich nicht hier und noch dazu vor Martin Baumann.

Marina hat ebenfalls keinen Freund, obwohl sie gerne einen gehabt hätte. Dabei fällt ihr kein bestimmter Junge ein, es ist eher so ein Wunsch, manchmal einfach in den Arm genommen zu werden. Träumerisch schließt sie die Augen, beteiligt sich nicht an dem kleinen Streitgespräch. Wann würde ihr Seemann kommen? Sie küssen? Inga kämpft einsam an ihrer Front:

„Wollt ihr uns eigentlich bis übermorgen langweilen? Kostenloses Gaffen gibt’s hier nicht! Wenn schon, dann müsste ein Eis für uns drin sein. Was meinst du, Marina?“

Langsam und widerwillig kehrt die Angesprochene von ihrem Segelschiff zurück, während Martin Baumann seinem Freund Bennie signalisiert, er solle doch zustimmen. Er sieht sich bereits in der Eisdiele, lässig den Arm um Marinas Schultern gelegt. Natürlich würde er ihr das Eis spendieren, würde genaugenommen alles für sie tun. Unwillkürlich streckt er seinen Arm nach ihr aus, was Marina sofort kratzbürstig macht:

„Ne, ne, wir können uns unser Eis noch selbst bezahlen; wir sind keineswegs käuflich, mein lieber Martin! Und genau das werden wir auch jetzt machen: nämlich ohne euch ein Eis essen gehen. Also, Ciao und auf Nimmerwiedersehen!“

„Ihr könnt ja mitkommen“, fügt Inga großzügig hinzu. Wie gerne würde auch sie mit Bennie Arm in Arm sitzen und dabei Eis löffeln. Dafür würde sie sogar Martins Anwesenheit in Kauf nehmen.

In der Eisdiele LIDO DI JESSOLO ist reichlich Betrieb. Noch andere aus der Klasse sind auf die geniale Idee gekommen, Eis zu essen und vielleicht den einen oder anderen noch vor Schulbeginn wiederzusehen. Ein großes Hallo und Begrüßungsküsschen hier und da. Natürlich ist auch Helen da, und Inga hätte ihr am liebsten die Augen ausgekratzt, als sie von dieser herzlich begrüßt und geküsst wird als wären sie beide die besten Freundinnen. Helen ist aufgerüscht wie stets. Heute im weißen Mini, damit ihre langen, gebräunten Beine voll zur Geltung kommen. Ihr Top ist an den Schultern so geschnitten, dass die Träger ihres roten BHs frech in die Männerwelt hinein blitzen und locken. Helens Mutter führt einen Wäscheladen, und ihre modebewusste Tochter trägt fast jeden Tag einen anderen Spitzen-BH. Und nicht nur Inga sieht ihn, Bennie bemerkt ihn ebenfalls. Inga sieht, dass Bennie auf ihn starrt, und Helen genießt es, von Bennies Augen gestreichelt zu werden. Inga ist empört, kocht innerlich vor Wut, kann hieran im Moment jedoch nichts ändern. Marina findet die ganze Situation nur peinlich.

„Am Montag geht ja schon wieder die Penne los“, versucht Martin Baumann, in Marinas Richtung gewandt, plumpe Konversation zu betreiben.

„Diese Sommerferien sind einfach viel zu kurz“, pflichtet ihm Bennie, wenig originell, bei. Während er das sagt, sind seine Augen mit Helens Oberschenkel beschäftigt. Weil er so ungeniert schaut, sehen es auch die anderen. Helen hat dort, wo ihr Mini endet, mit Lippenstift einen zierlichen Kussmund gemalt, der seine Wirkung auf die Jungs einfach nicht verfehlen kann. Auch Luigi, der italienische Kellner, hat ihn erblickt und Helen prompt ein Spaghetti-Eis auf Kosten des Hauses gebracht. Als er Helen den Becher hinstellt, ist sein Kopf so angestrengt gesenkt, dass Bennie laut und frech fragt:

„Was ist denn dort auf dem Boden, Luigi?“ Alle lachen, Helen löffelt ihr geschenktes Eis, steht wieder mal absolut im Mittelpunkt.

„Luigi ist ein Sparbrötchen, hat ihr nur ein kleines Eis gebracht“, urteilt Martin Baumann mit Kennerblick. Bennies Augen kleben schon wieder an Helens Kussmund. Inga ist vor Wut sprachlos. Marina versucht, die Lage etwas zu entschärfen:

„Ich jedenfalls freue mich auf die Schule. Mir haben diese Ferien dicke gereicht. Nur im nächsten Jahr, dann könnte es gerne mehr sein. Dann könnte ich bei meiner Freundin Kimberley vielleicht noch eine Woche länger bleiben.“

„Alte Streberin!“ rügt da ihr Bruder Bennie. „Ihr Mädels geht doch nur in die Schule, um die Lehrer anzumachen. Lernen wollt ihr doch sowieso nichts.“

Marina kontert sofort:

„Aber du, lieber Bruder, nicht wahr? Lernen, lernen, lernen! Weil die Lehrerinnen euch einfach übersehen. Ihr seid ja auch noch Kinder. Zumindest so, wie ihr euch aufführt. Werdet erst mal erwachsen!“

Zu Martin Baumann, der sich anschickt, seinem Freund Bennie zu helfen, gewendet, meint sie ziemlich schroff:

„Ja, besonders an dich denke ich da, Martin.“

Der zieht vor, jetzt lieber den Mund zu halten.

Helen, nachdem die allgemeine Aufmerksamkeit über ihren sexy Schenkel nachgelassen hat, kramt in ihrer Tasche, zieht ein kleines Fläschchen heraus. Schon wieder hängen die Blicke der anderen daran. Helen tut so, als merkte sie das gar nicht, entnimmt zwei pinkfarbene Pillen und schluckt sie mit ihrer Cola. Bennie ist äußerst interessiert:

„Was nimmst du da? Sind das Liebesperlen? Würden sie auch bei mir wirken?“

„Sie wirken noch nicht einmal bei Helen!“ Inga hat sofort nach dem Fläschchen gegriffen, liest: „Globuli D6. Das kenn ich doch von meiner Oma her. Das ist ein homöopathisches Mittel ohne jeden Nutzen. Das ist so, als würde man ein Schnapsglas voll Medizin in den Bodensee kippen und die Verdünnung anschließend trinken. Das Zeug taugt überhaupt nichts!“

„Doch!“ Helen lächelt wissend, und mit honigsüßer Stimme erklärt sie: „Diese Globuli machen schön!“

Das sitzt. Ingas Mundwinkel zucken. Wie gerne hätte sie ihre schwarzlackierten Nägel in Helens lächelndes Gesicht gekrallt. Diese jedoch fährt ungerührt fort:

„Sie machen einen reinen Teint. Ihre Wirkung ist, als ob man bei Mondenschein um Mitternacht in einem Moor baden würde. Danach ist der ganze Body total erfrischt und er prickelt.“

Bennie lauscht fasziniert, scheint sich Helen im nächtlichen Moorbade genau vorstellen zu können. Marina sieht, wie ihre Freundin Inga leidet:

„Um diese Zeit sind eigentlich nur grauselige Moorweiber unterwegs. Und du, Helen, würdest sofort mit deinen High Heels im Morast versinken. Wenn man dich dann nach tausend Jahren wiederfände, würden die Leute sicherlich von der schönen Moorleiche sprechen. Nur hättest du da nicht mehr viel davon.“

Helen stört Marinas ziemlich heftiger Angriff nicht im Mindesten. Immerhin hat sie ihr Ziel erreicht, erneut im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Sie genießt das sehr, ist eben auch ein ausgesprochen attraktives Mädchen. Wer einmal in ihre giftgrünen Augen unter den langen, dunklen Wimpern geblickt hat, der vergisst dies nicht mehr, ist ihr verfallen. Heute hat sie Luigi, den Kellner, und Bennie gelockt. Doch nun reicht es, sie hat einfach nur ihre magische Anziehungskraft ein wenig spielen lassen. Die beiden sind ihr eigentlich egal. Wen die schöne Helen wirklich betören möchte, das weiß niemand außer ihr, das geht auch keinen etwas an. Sehnsüchtig gehen Helens Gedanken allein zu der „weisen Eule“, die sie am kommenden Montag, Gott sei Dank, endlich wiedersehen wird.

„Luigi, zahlen bitte!“ Als der den Kopf schüttelt und sein übliches „Prego, Signorina“ quatscht, wirft sie ihm eine Kusshand zu und verschwindet. Bennie befreit sich nur mühsam und widerwillig aus ihrem Hexenbann. Inga atmet auf, wirft ein:

„Sofort bessere Luft hier, nicht wahr?“

Jetzt, da Helen gegangen ist, legen sich die beiden Jungs richtig ins Zeug, tun, als öde sie die Schule bereits heute an. Sämtliche Lehrer werden durchgehechelt. Martin Baumanns Lieblingsfeindin ist Frau Studienrätin Schröder. Er hasst sie aus tiefstem Herzen. Im kommenden Schuljahr sollen sie diese in Chemie bekommen. Martin brüstet sich:

„Der werde ich sofort zeigen, wer Martin Baumann ist. Die koch ich so lange in Salzsäure, bis sie sich völlig aufgelöst hat. Und dem Brecher brech ich irgendwann alle Knochen!“

Und Bennie pflicht ihm bei:

„Mich kann der auch nicht leiden. Da mach ich sofort mit!“

Doch so schnell brach man dem Oberstudienrat Brecher keine Knochen. Er ist ein starker, vierschrötiger Mann, der die „Doppelspitze“ Martin und Bennie tatsächlich auf dem Kieker hat. In Wahrheit fürchtet sich Bennie vor dem Englischlehrer, hat persönlich größte Schwierigkeiten mit ihm. Und noch in diesem Schuljahr sollten seine bösen Vorahnungen bestätigt werden.

Dann geht es die weitere Reihe der Lehrer durch. Klassenlehrer Huber, die Referendarin für evangelische Religion, Sabine Krutwig, die Bennie ebenfalls sehr sexy findet die Dröllemann, JJ, ihren spleenigen Deutschlehrer, Oberstudiendirektor Dr. Brauer und den Lateinlehrer, Herrn Weise. Er ist diese „weise Eule“, von der die schöne Helen schwärmt, von dessen Klugheit und Charme sie so angezogen ist. Zu guter Letzt noch der Hausmeister „Petro“ – der mit dem großen Durst.

„Wenn man ein Streichholz an den Petro hält, dann fliegt der glatt in die Luft, so voll mit Stoff ist der“, witzelt Martin Baumann. Großes Gelächter bei den Vieren.

„Hoffentlich kommen noch ein paar knackige Mädels in diese lahme Klasse.“ Bennie kann es offenbar nicht lassen. Er meint es freilich nicht so, beabsichtigt nicht, Inga zu provozieren. Er sagt es eben so dahin. An neuen Mädchen ist er überhaupt nicht interessiert. Was er will ist klar: Helen. Mit ihr würde er liebend gerne gehen, doch diese will nicht. Denkt gar nicht daran, sich an irgendeinen der Jungs zu binden, ihm ihr Ja-Wort zu geben.

„Warum soll ich einen unglücklich machen, wenn ich tausend andere beglücken kann?“ lautet ihre Devise.

Marina hätte es gerne, wenn statt neuer Konkurrentinnen ein netter Junge in die Klasse käme. Obgleich sie wesentlich hübscher als Inga ist, hat sie ebenfalls keinen Freund. Alle sind ihr zu pubertär. Und dazu dieser nervige Martin Baumann! Das muss sie sich nun wirklich nicht antun. Aber vielleicht hat sie ja wirklich Glück mit ihrer geheimen Hoffnung? …

DIE NEUE SCHÜLERIN

Die Theodor-Fontane-Schule, Gymnasium für Jungen und Mädchen, ist ein prächtiger, alter Bau aus dem letzten Jahrhundert. Ruhig, aber doch verkehrsgünstig gelegen, weil gut erreichbar, blicken seine großen Fenster in den Stadtpark. Drinnen jedoch ist so gut wie nichts mehr aus der damaligen Zeit übrig geblieben. Alles ist modernisiert worden, sogar einen Fahrstuhl hat man installiert, damit die gehbehinderten Schülerinnen und Schüler bequemer in die oberen Etagen gelangen können.

Das ganze Schulhaus hallt wider von den vielen Stimmen der Schüler, die vom Pausenhof in großen Pulks hereinströmen. Noch sind die fünften Klassen nicht dabei; sie werden erst morgen empfangen. Früher galt die feierliche Begrüßung für alle. Man hatte sich in der Aula versammelt und schweigend den Worten des Direktors gelauscht, wenn er den Dichter Theodor Fontane wieder und wieder zitiert hatte. Heute erinnert nur noch eine bescheidene Marmorbüste gleich neben der Eingangstür an ihn. Der Schulleiter, Oberstudiendirektor Dr. Brauer, steht an der breiten Treppe im ersten Stock und blickt auf das bunte Treiben zu seinen Füßen. Er fühlt so etwas wie ein leises Heimweh nach der verlorenen Zeit, aber er wird in zwei Jahren in Pension gehen und damit ist ohnehin sein Arbeitsleben beendet.

Martin Baumann, der in irgendeiner Ecke gewartet hat, kommt jetzt auf Marina und Inga zu, die eben erst die Schule betreten.

„Hi, Marina, gut siehst du aus. Darf ich dich herzlich in unserer Schule willkommen heißen?“

„Erspar uns deine dummen Sprüche, Martin! Und vor allem, hier ist noch jemand, falls du das übersehen hast.“

Inga wehrt ab:

„Komm lass, Marina, ich bin froh, wenn ich den nicht sehen muss und er mich nicht von der Seite anquatscht! Guck mal, dort drüben sind Elke und Annette, sie haben uns gesehen, winken uns.“