Kant - Jörg Fauser - E-Book

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Jörg Fauser

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Beschreibung

Hezekiel Kant, Privatdetektiv (mit dem schönsten Vornamen, den je ein Detektiv hatte) und charmanter Antiheld, wird beauftragt, die Großhandelskette SPUMEX unter die Lupe zu nehmen – wird dort mit Drogen, gepantschten Weinen oder doch nur mit Gemüse Geld gemacht? –, und da er den Vorschuss bereits vor seiner Zusage verzockt hat und die Tochter des Auftraggebers scheinbar entführt wurde, lässt er sich auf das gefährliche Spiel ein.

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Jörg Fauser

Kant

Erzählung

Mit einem Nachwort von Helene Hegemann

Diogenes

Kant

Die Erste.

Es war der erste laue Abend im März, aber der Mann vor dem Hotel trug noch dunklen Mantel, Schal und Hut. Seine Brille reflektierte das Neonlicht über dem Eingang. Das Astra lag in einer Seitenstraße der Altstadt – Billardkneipen, Ramschläden, Sexshops und Secondhandboutiquen für Grenzgänger zwischen den Geschlechtern. Der Blick, den der Mann um sich warf, nachdem er Jimmy Chang seine Karte gegeben hatte, verriet, wie unbehaglich er sich fühlte.

»Dr. Eduard Kopmann, Generalvertretung der SPUMEX in der Bundesrepublik Deutschland, 8000 München-Bogenhausen.« Jimmy Chang, der Nachtportier, las so laut, dass Kant, der in der Halle saß und in einer alten Ausgabe der South China Morning Post blätterte, jedes Wort verstehen konnte. Für einen Anglo-Chinesen sprach Jimmy ein ziemlich verständliches Deutsch. »Und Sie möchten Herrn Kant in welcher Angelegenheit sprechen?«

»Privat bestimmt nicht, Menschenskind.«

Kant hob den Kopf. In diesem Satz steckte fast alles, was ihn an den Aufträgen reizte, die er manchmal übernahm: rauszufinden, wo die Verachtung in Angst umschlug. Und die Angst in Taten.

Er fing Jimmys Blick auf und nickte.

 

»SPUMEX, was ist das?«

Sie saßen im Salon auf der ersten Etage, den die Chinesen als Spielzimmer benutzten – schwere rote Samtvorhänge, schwarze Ledersessel, vergoldete Lampen und ein achteckiger, mit Filz bespannter Marmortisch. Ein Summer warnte vor ungebetenem Besuch. Hinter einer geheimen Tapetentür konnte sogar ein Roulettekessel verschwinden.

Dr. Kopmann steckte sich eine Zigarette an, ohne Kant eine anzubieten. »Eine Großhandelskette«, sagte er. »Früchte, Gemüse, Weine.«

»Interessant«, sagte Kant. »Aber ganz außerhalb meiner geschäftlichen Interessen. Von wem haben Sie meine Adresse?«

»Wir haben gemeinsame Bekannte, Herr Kant.«

Aus dem Mund Kopmanns, der seine schwere Kleidung wie einen Panzer trug, klangen auch diese Worte wie versuchte Körperverletzung.

»Ziemlich unwahrscheinlich. Ich war nur mal im Einzelhandel, und das ist auch schon lange her. Von welchen Bekannten sprechen Sie?«

»Sie haben doch diese – Freundin?«

»Verzeihung, welche Freundin?«

»Frau Hutwalker. Vanessa Hutwalker.«

Kopmann drückte seine Zigarette aus und tupf‌te sich mit dem dunklen Schal den Schweiß von der Stirn. Den Mantel hatte er anbehalten. Den Hut auch. Kant saß in einem Leinenhemd da. Die Chinesen hatten es gern warm.

»Und meine Frau …«

»… kennt Vanessa von ihrer Beauty-Farm«, ergänzte Kant den Satz. »Es geht also um Ihre Frau, Herr Kopmann.«

»Es geht um meine Frau«, sagte Kopmann, und zum ersten Mal klangen seine Worte nicht wie ein verbaler Genickschuss.

»Da muss ich Ihnen aber gleich etwas dazu sagen«, unterbrach ihn Kant. »Scheidungssachen, Ehekrisen, Partnertausch, Hausfreunde und Sex-Saunas übernehme ich nicht, Herr Dr. Kopmann. So wenig wie Heiratsschwindel und betrügerischen Bankrott. Da müssten Sie sich schon an jemanden vom Bund Deutscher Detektive wenden, die haben die Hardware und die innere Einstellung.«

»Und was übernehmen Sie, Herr Kant?«

»Da halte ich es mit meinem bekannten Namensvetter aus Königsberg«, sagte Kant und griff nach seinem Zigarrenetui. »Ich übernehme alles mit einem kategorischen Imperativ.«

»Dann bin ich bei Ihnen goldrichtig«, sagte Kopmann und nahm den Hut ab.

 

Neun Uhr morgens war für Kant so abenteuerlich früh, dass er gleich wachgeblieben war. Rund um den Shakespeare-Platz Spaziergänger und Hunde, Mütter und Kinder und ein Ozongehalt in der Luft, der ihm auf den Kreislauf schlug. Um 3 nach 9 traten sie aus dem Eingang einer Jugendstilvilla. Dr. Kopmann bekam ein Küsschen, und die Frau – dunkler Pagenkopf, weißer Morgenmantel – sah zu, wie er den Benz aus der Garage holte und davonfuhr. Dann noch ein Blick auf die Blumenrabatten im Vorgarten, und sie verschwand im Haus. Kant widmete sich dem Wirtschaftsteil der FAZ.

Etwas Warmes, Trockenes auf seinem Gesicht, die Frühlingssonne, gut. Etwas Weiches, Feuchtes an seinem Bein, ein Hund, nicht so gut. Kant teilte einen Tritt aus und stellte zu spät fest, dass er ein Kind getreten hatte, das auf dem Weg zum Sandkasten an seine Wade geraten war. Gebrüll. Kindermädchen, Rentner, Voyeure, auch die Köter ergriffen Partei gegen ihn. Er flüchtete zu seinem Auto. Ein rotes Alfa-Romeo-Sportcoupé, auch das noch. Ein Mistfink warf ihm tatsächlich eine Wurstsemmel nach, ein Gurkenschnitz pappte an der Windschutzscheibe. Als er um die Ecke bog, fuhr sie gerade in einem taubengrauen Golf GTI aus der Garage. Schnüff‌lerglück.

Lisa Kopmann, 41, seit 16 Jahren verheiratet mit Dr. Eduard Kopmann, 53, eine Tochter, 15. Für ihn die zweite, für sie die erste Ehe. Ein Klassiker – im gleichen Betrieb kennengelernt, Filmbranche, Kopmann Einkäufer, Lisa Sekretärin. Nach der Heirat dann neue Gefilde, Zelluloid eher passé, Südfrüchte im Kommen, Hausse in Weinen, Bonanza in Kiwis. Von der SPUMEX geschluckt, aber Generalvertretung, Superjob, von Messe zu Fachausstellung, von Wining zu Dining, Frau zu Hause, erste Adresse, ein Kind. Lisa Kopmann, 41, was tun?

Der Alte hatte ihm leidgetan, das war es. Ein Haufen Elend unter englischem Tuch, Panzer futsch nach drei steifen Drinks. Generalvertreterleid, deutsche Männerseele ranzig wie ein Klumpen tibetanische Butter unter Höhensonne. Gegen jeden Instinkt, gegen alles bessere Wissen den Scheck mit dem Vorschuss kassiert, zwei Mille, Generalvertreter ließen sich nicht lumpen, und abgezockt worden mit einem Bubenpärchen nach allen Regeln der Blufferkunst von Max, dem Galeristen, dem nicht ein Bild seiner Sammlung mehr gehörte, nicht ein Fußbreit seiner Teppiche, nicht ein Porzellan seiner Erbschaft, nicht die Rolle, an der das Toilettenpapier hing, das ihm auch nicht mehr gehörte, geschweige denn sein Name oder seine Frau. Na und? Jedenfalls war es Kant, in aller Herrgottsfrühe, mitten auf der Straße, mitten in noch einem fragwürdigen Job.

 

An dem Golf konnte er, ohne aufzufallen, lange dranbleiben, von Bogenhausen bis zum Stachus im gleichmäßig fließenden Stadtverkehr. Im Parkhaus hatte Kant Glück und fand auf der gleichen Etage einen freien Platz. Ihren silbrigen Lackmantel behielt er leicht im Auge, auf der Straße war er einige Schritte hinter ihr. Guter Gang, gute Beine, sie war nicht gerade klein, die Sonne spielte mit den Silberfäden in ihrem schwarzen Kopf‌tuch. An ihrem Arm wippte eine große Ledertasche. Sie betrat ein Kaufhaus. Shopping, dachte Kant. Was für eine öde Art, sein Geld zu verdienen, was für eine öde Arie, und wenn du sie verlierst, kannst du morgen weitermachen. Kein Ehekram, eiserne Regel gebrochen, und mit dem Vorschuss frühstückte Max jetzt im Roma Champagnersorbets und Wachteleier.

Lisa Kopmann nahm hier ein Dessous in die Hand, dort ein Parfüm. Schmales Gesicht mit dunkler Brille, nervöser Mund. Angespannt. Kleptomanin, schoss es Kant durch den Kopf, der sich selbst schon beobachtet fühlte von Verkäuferinnen und Fernsehaugen. In der Ehe völlig vereist, kann nicht mehr anders, braucht den heißen Schock, wenn sie zu Hause die Beute auspackt, eine Haushaltsseife für 1,89, ein Paar Nylons für 2,95. Könntest du gleich auf die Liste setzen, an die du dich doch nicht hältst, Scheidungssachen, Heiratsschwindel und Kleptomanie, wofür braucht man Kant? Privat bestimmt nicht. Aber zwischen den Hosenanzügen in den brandneuen Trendfarben und den Hotpants à gogo sah Lisa Kopmann so aus, als brauche sie jemanden äußerst privat.

Und dann verschwand sie in einer Umkleidekabine.

Kant war gezwungen, einen kleinen Bogen zu schlagen. Bodystockings, Negligés, die neuen Tanga-Modelle, er hätte dringend eine Zigarre gebraucht, eine zweite Jugend, eine Tätigkeit, die den Geist mehr forderte als seine schmutzige Fantasie. Er kehrte zu den Umkleidekabinen zurück, widerstand den abschätzigen Blicken der Substitutinnen. Cool, Kant, das kannste doch. So lange wird’s ja nicht dauern, bis Madame anprobiert hat.

Anprobiert? Er konnte sich nicht erinnern, dass sie etwas mitgenommen hatte in die Kabine. Außer ihrer Umhängetasche. Jetzt sieh mal zu, dass nichts anbrennt. Er fand einen Anprobierspiegel, der ihm erlaubte, die Kabinen im Auge zu behalten, ohne sie direkt anzustarren.

Trotzdem hätte er die Kopmann verpasst, wenn er nicht auf ihren Gang geachtet hätte. So wie sie schritten nur Frauen, die an Hochhackige seit Jahrzehnten gewöhnt waren. Obwohl er fast schwankte, als sie schon zusammen im Aufzug nach unten fuhren. Den Lackmantel hatte sie gewendet und trug jetzt das Gold nach außen. Dazu aber hochhackige, schwarze Lederstiefel, eine blonde Lockenperücke, einen blutroten Mund. Und ein Parfüm, das sogar Kant, der Parfüms für überflüssig hielt, zum Überfluss animiert hätte.

 

»Fahren Sie dem Kollegen nach.«

Für den Alfa war keine Zeit, als Lisa Kopmanns anderes Ich in ein Taxi stieg.

»Sind Sie vom Film?«

»Das ist meine Freundin.«

»Ach so. Weil, wenn Sie vom Film wären, da gibt es jetzt feste Sätze. Wir können uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, bei der Überbeschäftigung im Taxigewerbe.«

Kant hatte sich Zigaretten schon vor Jahren abgewöhnt, aber jetzt hätte er gern eine gehabt. Zigarren brauchen ihre Gelegenheit. Und der Taxler war Nichtraucher.

»Jetzt hätten Sie ihn fast verpasst.«

»Wenn das Ihre Freundin ist, müssten Sie doch wissen, wohin es geht.«

»Gerade das nicht.«

»Verstehe. Nehmen Sie’s nicht tragisch. Die Weiber spielen gern verrückt, aber in Wirklichkeit wollen sie hart rangenommen werden. Hart rangenommen, das ist das Geheimnis. Wie Goethe sagte: Vergiss die Peitsche nicht.«

»Goethe?«

»Der Dichter, wissen S’. Goethe, Schiller. Der Schiller war eher ein Softie, aber der Goethe hat brutal durchgeblickt. Herrgott, jetzt wischt der doch bei Rot drüber, der Lump!«

»Geben Sie Gas!«

»Und wer finanziert mich, wenn mein Lappen weg ist? Sie, den erwisch ich noch vorm Stiglmaierplatz.«

Er erwischte ihn, aber auch nur, weil zwei Möbelwagen die Brienner Straße blockierten.

»Sieht so aus, als wenn Ihre Freundin gleich aussteigt.«

Was sie auch tat, Frau Kopmann, wenn sie das noch war. Ihr Gang scheuchte die Tauben auf, und die Bierfahrer, die gerade das Café Philoma belieferten, mussten ihr Fass absetzen. Der goldene Lackmantel verschwand in einem Stehausschank, der sich Playtime nannte. Kants Taxifahrer seufzte. Sein Blick sprach Bände, Goethes Gesamtausgabe, die mit der Peitsche auf dem Einband.

»Es gibt doch so viele Frauen«, sagte er und gab Kant das Wechselgeld. »Muss es denn gerade so eine sein?«

 

Kant blieb nahe beim Eingang am Tresen stehen und bestellte bei einer hübschen Dunkelhaarigen mit traurigen Augen eine Tasse Kaffee. Am Ende des Tresens würfelten zwei große Kerle in Lederjacken mit dem Wirt, einem Levantiner, der fast so viel Gold an den Fingern hatte wie im Mund.

Wenn er einen Deckel abgab, klopf‌te er auf den Tresen und sagte: »El Hamdulillah.« Wenn er einen nehmen musste, spuckte er aus und sagte: »Porca Madonna.« Die beiden Kerle sagten gar nichts und tranken Bier. Die Musiktruhe war abgeschaltet, aber das Radio lief, und Kant erfuhr, dass eine Friseuse aus Taufkirchen schon 250 Vorstellungen der Rocky Horror Picture Show gesehen hatte. Eine Menge Horror, fand Kant und probierte den Kaffee. Der Kaffee war gut. Bis auf ein lebensgroßes Poster, das ein nacktes Mädchen auf einer Harley Davidson zeigte, war das Playtime ein Stehausschank wie alle anderen – Bayern-Wimpel, Löwen-Sprüche, eine Sitzecke mit karierten Tischdecken und Plastikblumen und eine Treppe, die neben den Toiletten nach oben führte.

Keine Spur von Lisa Kopmann.

Und doch war die Frau im Goldmantel in diesem Kabuff verschwunden.

Verschwunden?

Kant bestellte eine zweite Tasse Kaffee. Bildete er sich das ein, oder machte die Bedienung dazu einen traurigen Mund? Das Würfelspiel wurde eingestellt. Der Levantiner räumte den Becher weg und schenkte sich einen Schnaps ein. Die beiden Kerle starrten über Kants Schulter nach draußen, wo das Leben weiterging. Die Zeit im Playtime schien stehenzubleiben. Also los, Kant. Die Bedienung brachte den Kaffee. Kant lächelte, wie ein Mann, der weiß, dass sein Lächeln die Welt verändern kann.

»Nicht gerade aufregend hier«, sagte er leise.

»Wie meinen Sie?« Sie hatte einen leichten ausländischen Akzent. Französisch?

»Dabei haben mir meine Bekannten versichert, jetzt um diese Uhrzeit sei es gerade richtig.«

»Wofür?«

»Wenn ein Mann sich amüsieren will, gibt es schon einige Möglichkeiten. In der Playtime, wenn Sie mich verstehen.«

»Möchten Sie ein Bier?«

Eher Balkan als Frankreich, auch die Augen. Von wegen traurig. Hart und gerissen.

»Unter Amüsement versteh ich ein bisschen mehr als Bier«, sagte Kant, blieb aber bei seinem Lächeln, auch als der Levantiner sich näherte. Er hatte Hängebacken und eine Menge Falten im Gesicht, aber unter seinem abgetragenen blauen Samtanzug war auch eine Menge Mann geparkt.

»Der Herr wünschen?«

»Tja, wie soll ich das sagen? Geschäftsfreunde haben mir Ihr Etablissement empfohlen. Wenn du dich ganz speziell amüsieren willst, gehst du ins Playtime. Und zwar vormittags, da wird dir vom Feinsten geboten.«

»Was vom Feinsten stellen sich der Herr denn vor?«

Kant sah ein, dass er noch weniger in der Hand hatte als gegen Max. Da konnte man auch gleich zeigen. Immerhin Dame.

»Also wissen Sie, es heißt, dass einem Mann, der was zeigen kann, hier ganz scharfe Nummern geboten werden. Zum Beispiel diese Blondine, die ich vorhin reingehn sah …«

Kant sah in diesem Augenblick etwas anderes, aber – und das passte zu diesem bescheuerten Job – er sah es zu spät, und dann war es auch schon egal. Der schwarze Ball, der an seinem Hinterkopf explodierte, schickte ihn in das Vorzimmer von Dr. Tod, und als er am Tresen entlangkippte, hörte er schon nicht mehr, wie der Levantiner den Kerl, der seinen Totschläger wegpackte, anfuhr: »Porca Madonna, Fonsi. Wenn er hin ist, wird das Madame aber gar nicht gefallen.«

 

Als Kant zu sich kam, fühlte er sich wie 144. Vom Saufen kann das aber nicht kommen, dachte er. Er bewegte vorsichtig ein paar Muskeln. Klamotten noch alle da, sogar die Schuhe. Sogar die Uhr. Er blinzelte. Was konnte ein Mann zu sich nehmen, um in einer Stunde 100 Jahre älter zu werden?

»Rolex«, sagte jemand, der ungefähr 3000 Lichtjahre entfernt war, aber eine Stimme wie ein Megafon hatte. »Rolex Seamaster, made in Hongkong. Eine Fälschung, wie der ganze Filou. Heißt er nun wirklich Kant? Das klingt doch auch nach einem Decknamen.«

Die meinen mich, dachte Kant. Müssen Bullen oder Ganoven sein. Meine Freunde wissen, dass ich keine Fälschung bin, falls ich noch welche habe.

»Fragen wir ihn doch selbst«, sagte eine Frauenstimme, die so klang, dass Kant sich sagte, wenn du die Augen aufkriegst, müsstest du ihren Anblick ertragen können.

»Wach auf, Mensch«, meldete sich das Megafon. Es gehörte dem Levantiner. Er stand neben Kant, der feststellte, dass er in einem Sessel lag. Als er sich aufrichtete, protestierte sein Schädel, aber er gab nichts darauf. Er fuhr mit der Hand an den Hinterkopf. Gepflastert. Und gefesselt hatten sie ihn auch nicht. Es ging aufwärts. Er setzte sich hin.