Karl Rahner - Rudolf Hubert - E-Book

Karl Rahner E-Book

Rudolf Hubert

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Beschreibung

Wir sollten Ausschau halten nach den christlichen Heiden, d. h. nach den Menschen, die Gott nahe sind, ohne dass sie es wissen, denen aber das Licht verdeckt ist durch den Schatten, den wir werfen. Vom Aufgang und Niedergang ziehen Menschen ins Gottesreich auf Straßen, die in keiner amtlichen Karte verzeichnet sind. Wenn wir ihnen begegnen, sollten sie an uns merken können, dass die amtlichen Wege, auf denen wir ziehen, die sicheren und kürzeren sind. Herausgeber: Hans-Jürgen Sträter, Adlerstein Verlag

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Seitenzahl: 40

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

Die Frage nach dem Menschen

Das abgründigste Geheimnis menschlicher Existenz

Erlöster müssten mir die Erlösten aussehen

Quellenverzeichnis

Zum Autor

I. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein1

„Die Gefahr besteht, dass der heutige Mensch keinen Zugang zu seiner Transzendenz findet. Sein Leben ist immer weniger in eine gemeinschaftliche religiöse Grundintuition eingebettet. Unser zentrales Problem ist eine kollektive Entfremdung von Seele und Lebenswelt, die spontanes Gottvertrauen hemmt. ‚Der innerste Grund des Menschen bleibt unaufgebrochen.‘ (Alfred Delp)…Es fehlen Sammlung, Intuition, das Gemüt. Sein Geist hat sich habituell an eine ‚Maschinen – und Nützlichkeitswelt‘ veräußerlicht, die ihm den Seelengrund verschüttet: ‚Dass da ein Menschentyp geworden ist, vor dem selbst der Geist Gottes, man möchte sagen, ratlos steht und keinen Eingang findet‘. (Alfred Delp).2

Mir scheint, dass diese Kurzanalyse zutreffend wesentliche Elemente heutiger Glaubensschwierigkeit aufzählt, allerdings: Die Entfremdung zwischen Glaubens- und Lebenswirklichkeit scheint sich in gravieren-dem Ausmaß auf die kirchliche Glaubenswirklichkeit hierzulande zu beziehen.

Wenn man unvoreingenommen die Welt großer sportlicher Events betrachtet - Fußball steht dabei weit vorn an erster Stelle3 - fällt es mir schwer, davon zu reden, dass der Mensch überhaupt keinen Zugang zur Transzendenz hat oder dass er ausschließlich einer „Maschinen- und Nützlichkeitswelt“ verfallen ist.

Zum Phänomen Fußball hat Papst Benedikt / Joseph Ratzinger höchst Bedenkenswertes geschrieben in Bezug auf die „Überschreitung des Lebens“:

„Regelmäßig alle vier Jahre erweist sich die Fußballweltmeisterschaft als ein Ereignis, das hunderte Millionen von Menschen in seinen Bann schlägt. Kaum irgendein anderer Vorgang auf der Erde kann eine ähnliche Breitenwirkung erzielen… Es müsste…gefragt werden: Worin liegt die Faszination des Spiels… Natürlich kann dies alles verdorben werden durch einen Geschäftsgeist, der das Ganze dem düsteren Ernst des Geldes unterwirft und das Spiel aus einem Spiel in eine Industrie verkehrt, die eine Scheinwelt von erschreckendem Ausmaß hervorbringt. Aber selbst diese Scheinwelt könnte nicht bestehen, wenn es nicht den positiven Grund gäbe, der dem Spiel zugrunde liegt: die Vorübung des Lebens und die Überschreitung des Lebens in Richtung des verlorenen Paradieses… Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, ja die Brotwelt ist letztlich nur die Vorstufe für das eigentlich Menschliche, für die Welt der Freiheit“.4

Ähnliches wäre vielleicht zu großen Musikevents zu sagen. Und der vermutete ausschließliche Bezug auf die Haltungen des Machens und Habens steht in auffälligem Kontrast zum überwältigenden ehrenamtlichen Einsatz angesichts der Flüchtlingsproblematik hierzulande. Dass hier Nächstenliebe in einem Ausmaß eine Rolle spielt, das kaum überschätzt werden kann, ist nicht nur evident. Wenn ich die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe ernst nehme, muss ich doch auch sagen, dass Gott „im Sakrament des Bruders“ 5 (Hans Urs von Balthasar) in vielfältiger Weise erfahren wird.6

Dies alles stimmt mich grundsätzlich positiv, wenn ich über die Zukunft des Glaubens nachdenke, auch wenn ich mir durchaus größeren „Mut zum kirchlichen Christentum“7 bei der Glaubensweitergabe heute vorstellen kann. Der Hinweis von Pater Schönfeld aus o.g. Arbeitshilfe, dass die „Neuverbindung von Welterfahrung und Personmitte … der Schlüssel zum Glaubenszugang“8 ist, wird von mir nicht in Frage gestellt. Doch er korrespondiert mit der Frage, warum das Leben der meisten Menschen tatsächlich „immer weniger in eine gemeinschaftliche religiöse Grundintuition eingebettet“9 ist. Einen Fingerzeig zur Lösung der Frage gibt Dietrich Bonhoeffer:

„Etwas, was bei mir selbst und bei anderen immer wieder rätselhaft ist, ist die Vergesslichkeit... Wo ist dieses „Gedächtnis“ heute? Ist nicht der Verlust dieses „moralischen Gedächtnisses“ – scheußliches Wort! – der Grund für den Ruin aller Bindungen, der Liebe, der Ehe, der Freundschaft, der Treue? Nichts haftet, nichts sitzt fest. Alles ist kurzfristig, kurzatmig. Aber die Güter der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Schönheit, alle großen Leistungen überhaupt brauchen Zeit, Beständigkeit.“10

Es sind diese Worte Bonhoeffers, die meine Glaubenszuversicht und meine Glaubensfreude tief begründen: Gerade weil „die Güter der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Schönheit, alle großen Leistungen überhaupt Zeit, Beständigkeit“11 brauchen, wird christlicher Glaube Ausschau halten nach wahren, lebensbejahenden Glaubenszeugen. Sie gibt es, diese Vorbilder im Glauben, die authentisch sind, an denen sich Menschen heute und morgen orientieren können bei der Frage nach dem Sinn des Lebens. Glaubensväter und Glaubensmütter, die um den wahren Reichtum der Tradition kirchlichen Lebens wissen, die die „Gabe der Unterscheidung“ ebenso besitzen wie den Mut, im „Wagnis des Christen“12 die Kraft des Glaubens im Leben zu erweisen. Das ist eigentlich auch die einzige Form einer „Glaubensrechenschaft in intellektueller Redlichkeit“.

II. Die Frage nach dem Menschen

„Glaubensrechenschaft in intellektueller Redlichkeit“13- Zeit seines Lebens war genau dies das Thema von Karl Rahner gewesen. Das „freie Wort in der Kirche“14