Karolines Leiden - Andreas M - E-Book

Karolines Leiden E-Book

Andreas M

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Beschreibung

Karoline ist Studentin der Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck. Sie fällt aus allen Wolken, als ihre Magisterarbeit vom Professor als „unzureichend“ zurückgewiesen wird. Dadurch ist sie nicht mehr in der Lage, ihren Ausbildungskredit weiter zu finanzieren und den Eltern, die dafür gebürgt hatten und selbst in bescheidenen Verhältnissen leben, droht die Pfändung. Ihre Mitbewohnerin Claudia ist kaum besser dran. Die bereits promovierte Soziologin findet seit Jahren keinen dauerhaften Job und ist gerade mal wieder arbeitslos. In ihrer Verzweiflung beschließen die beiden jungen Frauen, das Angebot eines Clubs in Innsbruck wahrzunehmen, der es jungen Frauen ermöglicht, sich unter vielerlei Absicherungen für begrenzte Zeit selbst als Sklavinnen an reiche Bürger zu verkaufen. Karoline hat nur scheinbar Glück, als sie bei ihrer sehr erniedrigenden Versteigerung um einen hohen Preis für ein Jahr an eine angesehene Professorenfamilie verkauft wird. Denn ihr Besitzer auf Zeit wird ausgerechnet Julius, ältester Sohn der Familie – und ihr ehemaliger Kommilitone! Durch ihre selbstgewählte Versklavung ist sie zudem auch wehrlos den Launen Julius‘ jüngerer Schwester Patricia ausliefert, auch diese eine ehemalige Mitstudentin, ein ebenso hübsches wie verwöhntes und arrogantes Gör, zu dem Karoline noch nie ein gutes Verhältnis hatte. Für Karoline beginnt eine Zeit der Erniedrigungen und Leiden im Haus dieser nur nach außen honorigen, tatsächlich jedoch mehr als exzentrischen Familie. Während ihre Freundin, durch den Verkauf von ihr getrennt, durch eigene Leichtfertigkeit an einen Ort verbracht wird, den man mit Fug und Recht als „Hölle der Frauen“ bezeichnen kann. Karolines Situation spitzt sich weiter zu als offenkundig wird, daß sie Opfer einer perfiden Erpressung und Zeugnismanipulation wurde. Als deren Urheberin sich ausgerechnet Patricia herausstellt. Doch die war dabei nicht allein. Die Suche nach dem Unbekannten, der hinter einer Reihe perfider Erpressungen steht, entwickelt sich zu einem dramatischen Wettlauf, in dessen Verlauf Karoline, Claudia und am Ende auch Patricia immer tiefer hineingetrieben werden in ein alptraumhaftes Kaleidoskop aus Entrechtung, sadistischem Mißbrauch und sexueller Erniedrigung. Bis zur Rettung der Frauen in buchstäblich letzter Minute …

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Karolines LeidenVerkauft für ein Jahr

Eine SM-erotische Liebesgeschichte auf Umwegen

 

von

 

Andreas Marckwardt

 

 

Copyright (c) Oktober 2016 by Andreas Marckwardt

E-Book

 

Karolines Leiden - Verkauft für ein Jahr ©2016 Andreas M., All rights reserved

Weitergabe, Veröffentlichung, Abdruck, Vervielfältigung oder die elektronische Speicherung bzw. Verarbeitung in elektronischen Datenbanken (auch auszugsweise) bedürfen der ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung des Autors.

 

Umschlagbild © 2016 Andreas M. und Sklavin kyra, All rights reserved

Weitergabe, Veröffentlichung, Abdruck, Vervielfältigung oder die elektronische Speicherung bzw. Verarbeitung in elektronischen Datenbanken (auch in abgeänderter Form oder Farbgebung) bedürfen der ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung des Künstlers und seines Modells.

 

Rev13_2023_Sep_14 (letzte Überarbeitung)

 

Impressum:

Karolines Leiden - Verkauft für ein Jahr © Copyright by

Andreas Marckwardtc/o Block ServicesStuttgarter Str. 10670736 [email protected] Rechte vorbehalten.Tag der Veröffentlichung: 01-Nov-2016

 

Bitte erlaubt mir an dieser Stelle einen Hinweis in eigener Sache.

Wer eBooks unabhängiger Autoren „kostenfrei“ herunterlädt schädigt nicht Amazon oder Thalia oder sonst einen großen Verleger, sondern er schädigt vor allem und unmittelbar den Autor. Er nimmt fremdes Eigentum zum eigenen Nutzen an sich und macht sich dadurch im besten Sinne des Wortes zum Dieb.

Wer eBooks unabhängiger Autoren auf so genannten „Piratenplattformen“ zum kostenfreien Download anbietet, schädigt ebenfalls nicht Amazon oder Thalia oder sonst einen großen Verleger, sondern vor allem und unmittelbar den Autor. Er ist ganz sicher kein Kämpfer für die Freiheit des Wortes, schon gar nicht für die Freiheit der Autoren, sondern schlicht und ergreifend ein Dieb und Hehler, der sein Geschäft mit gestohlenen Gütern betreibt und so die Urheber der Werke um die Früchte ihrer Arbeit betrügt. Weil er selbst nicht fähig ist, mit Kreativität und Anstrengung ein eigenes Werk zustande zu bringen.

Du gibst 9 Euro aus für „einen doppelten, entkoffeinierten Mokkachino ohne Zucker mit fettarmer, laktosefreier Milch,“ der binnen Sekunden aus einer Patrone gepreßt und dir liebevoll und stilecht in einem Pappbecher vor die Nase geknallt wird, auf den immerhin dein Name gekritzelt wurde? Aber die gleichen 9 Euro für ein Buch, dessen Autor sich mehr als ein Jahr Arbeit damit gemacht hat, sind dir zu viel? Hoffentlich nicht!

Denn, um ein altes Sprichwort abzuwandeln:„Charakter ist eine Zier, doch es geht auch ohne ihr.“

Allen anderen wünscht der Autor ein ungetrübtes Lesevergnügen an einem ehrlich verfaßten und genau so ehrlich erworbenen Buch! :-)

Andreas Marckwardt

 

Inhalt

Inhalt

Dienerin

Abwege

Cover

Frühstück

Prousek

Rom

Demonstration

Vereinbarung

Bewerbung

Subsenior

Inspektion

Begegnung

Konfrontation

Auslieferung

Vorführung

Versteigerung

Familiengeheimnisse

Stunde Null

Auftakt

Schönheit

Bloßstellung

Urlaub

Wandlungen

Erkenntnisse

Lügen

Abstieg

Hades

Tartaros

Offenbarungen

Pläne

Burg Hohen-Georgseck

Veränderungen

Verkleidungen

Satisfaktion

Wendungen

Epilog

Liebe Leserin, lieber Leser

Weitere Bücher von Andreas Marckwardt

 

Yo sueño que estoy aquí

destas prisiones cargado,

y soñé que en otro estado

más lisonjero me vi.

¿Qué es la vida? Un frenesí.

¿Qué es la vida? Una ilusión,

una sombra, una ficción,

y el mayor bien es pequeño:

 

que toda la vida es sueño,

y los sueños,

sueños son.

 

 

 

Ich träume davon, hier zu sein

von diesen voll beladenen Gefängnissen,

und träumte, daß in einem anderen Land

mich schmeichelhaftere gesehen.

Was ist das Leben? Rausch.

Was ist das Leben? Illusion,

ein Schatten, eine Fiktion,

und das höchste Gut ist klein:

 

denn ein Traum ist alles Sein,

und die Träume selbst

sind Traum.

 

 

Pedro Calderón de la Barca

(Eigene Übersetzung aus dem Spanischen)

 

 

 

Es war einmal, in der schönen Stadt Innsbruck in Tirol ...

 

 

 

Dienerin

„Ja, wird das heute noch?“

Karoline fuhr zusammen, als sie die schneidende Kopfstimme ihres Chefs hörte. Unwillkürlich zog sie ihren Kopf ein.

„Bitte sehr um Verzeihung, Herr Direktor Berger! Ich bin sofort fertig!“

Schnell rückte sie das altmodische Häubchen zurecht und prüfte nochmal den Knoten, in dem ihr üppiges, rotblondes Haar züchtig zurückgebunden war. Hastig strich sie ihre Servierschürze glatt. Mit einem angestrengten Blick über die Schulter prüfte sie im Spiegel den korrekten Sitz der Bänder über ihrem Rücken und des Knotens auf ihren Lenden.

„Ja, dann aber bitte sofort!“ hörte sie es gleich wieder schimpfen. „Das geht so nicht, Fräulein! Die Herrschaften an Tisch sieben warten! So etwas gibt es in unserem Haus nicht!“

Manfred Berger, ein untersetzter Mann mit Glatze und Hornbrille, hielt sehr viel auf den Service in seinem Caféhaus, das zu den etablierten und traditionellen Caféhäusern Innsbrucks zählte. Und Karoline wußte, daß wartende Gäste genau das waren, was er am wenigsten mochte. Abgesehen vielleicht von Zuspätkommen, mangelhaften Umgangsformen oder unangemessener Kleidung – worunter er scheinbar alles einordnete, was nicht noch dem K&K-Hofprotokoll entsprach.

Mit gesenktem Kopf eilte Karoline an ihm vorbei und durch die Tür, die er demonstrativ offen hielt.

„Halt!“ herrschte er sie augenblicklich an.

Karoline drehte sich zu ihm um, verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken und sah in von unten heraus an. „Ja bitte, Herr Direktor?“ fragte sie unsicher.

Unversehens legte er einen Finger unter ihr Kinn, bewegte ihr Gesicht von einer Seite zur anderen und sah sie dabei prüfend an. „Gut!“ knurrte er. „Diesmal keine Smokey Eyes. Das will ich nicht noch einmal sehen!“

Karoline machte Anstalten, ihm ihr Gesicht zu entziehen. „Nein, Herr Direktor!“ versicherte sie eilig. „Es wird nicht wieder vorkommen!“

Der Direktor nahm seine Hand zurück. „Umdrehen!“ befahl er.

Unsicher wandte Karoline sich um.

„Die Bänder sitzen so einigermaßen ...“ sagte der Direktor, mehr zu sich.

Karoline spürte seine Hände auf ihrem Rücken die Bänder geraderücken. Plötzlich fühlte sie ein Wischen – beinahe einen Klaps – auf ihrem Po.

„Achten Sie darauf, daß Ihre Bekleidung sauberer ist. Auf schwarzem Stoff sieht man jedes Stäubchen”, erklärte der Direktor, „und genau das gehört da nicht hin! So, und jetzt ab! Die Herrschaften warten. Und ich erwarte absolute Höflichkeit!“ rief er ihr leise hinterher.

„Selbstverständlich, Herr Direktor!“ Mit hochrotem Kopf eilte Karoline davon.

 

Nur um gleich darauf wieder blaß zu werden. Als sie nämlich sah, wer ihre Gäste an Tisch sieben waren. Im lebhaft ausgelassenen Gespräch saßen da Patricia, Julius und Antonius – die von Kleist-Kinder. Studienkollegen von ihr, nur eben Studenten von der reichen Sorte. Ganz anders als Karoline, die als Kind aus bescheidenen Verhältnissen gezwungen war, sich ihr Studium über einen Kredit zu finanzieren und sich das Geld für alles andere mit Jobs wie diesem mühevoll nebenbei zu verdienen. Patricia und Julius waren beide hochgewachsen und hatten das gleiche, dunkelbraune Haar. Wenngleich es bei Julius bereits deutliche Geheimratsecken zeigte und seine Stirn auch schon merklich hoch war. Patricia war eine elegante, strahlende Erscheinung, mit langem, glattem Haar, einer wohlproportionierten, femininen Figur und einem sehr scharf geschnittenen, intelligent wirkenden Gesicht. Von ihrem Bruder unterschied sie sich am deutlichsten in der Augenfarbe. Während Julius’ Augen braun waren, fast schwarz sogar, waren Patricias Augen grün-braun. Was sie durch ihren Lidschatten auch noch vortrefflich zu betonen wußte. Beide waren einfach schöne Menschen, wie Karoline neidlos zugeben mußte: reich und schön. Der jüngste der drei hingegen, Antonius, fiel ein wenig aus dem Rahmen. Er wirkte kleiner als seine Geschwister, obwohl er tatsächlich seine Schwester überragte und höchstens zwei Zentimeter kleiner war als sein Bruder. Antonius war von hellem Teint, hatte einen hellblonden, wirren Haarschopf und grau-blaue Augen, die meistens viel zu ernst in die Welt blickten für einen so jungen Menschen.

Mit am Tisch saß der Rest des so genannten Hexenquartetts. Neben Patricia war da Milena, hochgewachsen, elegant und dunkel, mit stahlschwarzen Haaren, die über ihren üppigen Busen bis zu den weit geschwungenen Hüften flossen. Neben ihr kämmte die ebenfalls große Desirée gelangweilt ihr flachsblondes, langes Haar mit den Händen. Anders als Milena war Desirée gertenschlank und sichtlich durchtrainiert, bewegte sich aber meist wie in Zeitlupe, was wohl aufreizend und lasziv wirken sollte. Die rothaarige Claire war zwar genau so drahtig wie Desirée, war jedoch vom Wuchs deutlich zierlicher als ihre drei Freundinnen. Was mehr als wettgemacht wurde durch die leuchtend bernsteinbraunen Augen, die aus einem Meer von Sommersprossen heraus ein Gegenüber mühelos zu durchbohren verstanden. Das Hexenquartett war berüchtigt unter den Kommilitonen. Die Vier galten als intelligent, durchtrieben, unnahbar und in ihrem Ehrgeiz nahezu skrupellos. Keine der Vier trug jemals auch nur ein einziges Kleidungsstück am Leib, das sich normale Studenten wie Karoline je würden leisten konnten. Die Hexen verkörperten Reichtum, Status, Schönheit und vor allem anderen ein ausgeprägtes Standesbewußtsein. Daneben wirkte Antonius schon eher wie ein ganz normaler Student, in seinen abgewetzten Jeans, T-Shirt und mit dem flaumigen Kinnbart. Anders als seine Geschwister sah er immer ein wenig abgerissen aus. Julius hingegen war wie üblich das elegante Understatement in Person. Nichts an ihm war billig, und dennoch wirkte er in keinem einzigen Detail protzig. Seine Erscheinung war einfach nur erwachsen, elegant, dezent und gediegen, aber trotzdem modern. Karoline war sich sicher, daß sie allein um den Preis seiner Schuhe ein halbes Jahr hier im Caféhaus würde arbeiten müssen.

Der Großteil der lautstarken Unterhaltung wurde wieder einmal bestritten durch Konnie-von. Eigentlich Konstantin von Luedtke-Westenberg, aber alle Studenten nannten ihn nur Konnie-von, seit einmal durchgesickert war, daß sein Großvater noch ein echter Baron gewesen war. Mittelgroß, schmale Gestalt, rötlich gelocktes Haar, in der Mitte bereits schütter – er war weiß Gott kein besonders attraktiver Mann. Allerdings auch nicht unansehnlich. Und eben auch einer dieser Porsche-Studenten. Die Anzahl seiner Trophäen, also der Mädchen, die sich von seinem unverhohlen ausgestellten Reichtum hatten blenden und danach von ihm hatten ausnutzen lassen, schien seiner demonstrativ überheblichen Attitüde auch durchaus recht zu geben. Es war allen klar, daß er irgendwann eine repräsentative Schönheit heimführen würde. Er mußte nur den Moment abwarten, wo ein Luxustöchterchen entweder keine Lust mehr hatte, sich noch länger mit dem Studium abzugeben, oder sich aus anderen Gründen auf die Suche nach einem wohlsituierten Mann machen wollte. Beziehungsweise mußte: Sex gegen Status und Sicherheit – genau so schätzte Karoline ihn und die Luxuspüppchen ein, deren Nähe er gerne suchte. Und mit dieser Einschätzung war sie ihres Wissens nicht allein.

Der erste, der bemerkte, wie Karoline sich schüchtern der Runde näherte, war Karel Graf Schwarzenberg, ein Sproß alten, tschechischen Adels. Seine robuste, muskulöse Erscheinung und der kahlrasierte Schädel straften im ersten Anblick seine ganze Art Lügen. Tatsächlich war er ein durch und durch höflicher und zurückhaltender Mensch. Er war stets umgänglich, wirkte so ganz und gar nicht unnahbar und verhielt sich zu jedem Kommilitonen gleich freundlich. Allerdings nie auf kumpelhafte Weise. Und er war ein Mensch, der grundsätzlich niemals seine Contenance verlor. Sein Benehmen blieb in jeder Situation genau so korrekt wie seine gewählte Ausdrucksweise. Eine gewisse Distanz zu seinen Mitmenschen blieb immer.

„Entschuldigt bitte – habt ihr schon gewählt?“ fragte er und unterbrach dadurch mit ruhiger Autorität das laute Geplapper Konstantins. „Da kommt die Bedienung.“

Konstantin drehte den Kopf. „Ach – da schau her, die Karo!“ rief er vergnügt. „Mußt du mal wieder arbeiten, du Armes?“ fügte er mit gespielt betrübtem Unterton in seiner näselnden Stimme hinzu und grinste dann anzüglich in die Runde. „Das Dienstmädchenkostüm steht ihr doch wirklich gut, meint ihr nicht auch?“

Karoline gab sich einen Ruck und knickste vorschriftsgemäß vor den Gästen. Das Café Munsinger war ein Haus, das auf Tradition setzte. Und da gehörte der Knicks nun mal dazu. Normalerweise bereitete ihr diese Geste auch keine Probleme. Die Stammkundschaft bestand überwiegend aus ältlichen Damen und Herren, die höflich genug waren, von der vorgeschriebenen und ritualisierten Unterwürfigkeit des Dienstpersonals keine Notiz zu nehmen. Vor ihren Kommilitonen, die eigentlich nur Standesgenossen waren, fiel es ihr deutlich schwerer. Normalerweise verirrten die sich aber auch nicht in dieses Caféhaus.

Konstantin lachte. „Ach, wie süß!“ rief er belustigt. „Verlangt er das von dir?“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Direktors, der von seiner üblichen Warte aus das Geschehen im Café verfolgte. „Wobei - ich mag es ja durchaus, wenn das Personal seinen Platz kennt!“

„Grüß Gott, die Herrschaften. Womit kann ich dienen?“ fragte Karoline höflich aber betont sachlich.

Jetzt schmunzelten auch Claire und Desirée amüsiert. Während Milena laut auflachte und Karoline mit ihren Eisaugen fixierte.

„Nicht jeder von uns ist im Wohlstand geboren. Wir wollen das doch nicht vergessen,“ bemerkte Karel in seiner langsamen, böhmischen Sprechweise. „Ich möchte bitte einen Großen Braunen, Fräulein. Und dazu bitte noch ein Stück Apfelstrudel. Vielen Dank!“

„Sehr wohl, gnädiger Herr!“ bestätigte Karoline mit einem Kopfnicken.

„Wie unterwürfig ... herrlich!“ feixte Konstantin. Patricia schüttelte leise lachend den Kopf.

Mit gelangweilter Geste wandte Claire sich ihm zu. „Soso! Du magst also devote Frauen?“ fragte sie leise, mit einem lauernden Unterton in der Stimme, und blitzte ihn an.

Aber Konstantin war klug genug, nicht darauf einzugehen. „Bin ich heute auch dein gnädiger Herr, Karo?“ Mit rascher Geste ließ er die Außenseite seiner Hand an Karolines Flanke hinabgleiten, noch bevor diese ausweichen konnte. „Könnte mir ja durchaus gefallen!“

„Bitte, gnädiger Herr, ich muß Sie ganz sicher nicht an die Regeln guten Benehmens in Häusern wie diesem erinnern!“ schnappte Karoline und entzog sich seiner Berührung.

„Oh!“ rief Konstantin mit gespieltem Erstaunen. „Eine Dienerin mit Widerworten? Karolein, Karolein! Paß bloß auf; Widerworte können böse enden!“

Die Frauen am Tisch lachten amüsiert.

„Du weißt genau, daß sie sich im Service keine Vertraulichkeiten mit den Kunden erlauben darf, Konstantin. Also bitte – benimm dich, ja?“ Julius’ Zurechtweisung kam ebenso leise wie bestimmt. „Oder bist du das erste Mal in einem besseren Haus?“ Und an Karoline gewandt: „Wenn Sie mir bitte das gleiche bringen könnten wie dem Herrn!“ Er deutete auf Karel. „Danke sehr!“

„Sehr wohl, gnädiger Herr!“ bestätigte Karoline. „Ein großer Brauner und ein Stück Apfelstrudel.“

„Jetzt laß ihm doch seinen Spaß”, raunte Patricia ihm zu. „Ist doch witzig, wenn die ach so strebsame Karo uns auf einmal mit Gnädige Frau anredet. Für mich einen Cappuccino und einen Bayleys!“ befahl sie.

„Jawohl, Gnädiges Fräulein!“ bestätigte Karoline mit einem angedeuteten Knicks. Bevor ich dich Gnädige Frau nenne, friert die Hölle zu. Es gelang ihr, ihren gespielt gleichmütigen Gesichtsausdruck zu bewahren.

„Klingt aber nicht besonders devot!“ stelle Claire fest. „Für mich nur ein stilles Wasser, bitte!“

Karoline knickste.

„Manche brauchen eben eine festere Hand!,“ bemerkte Milena. „Du bringst uns beiden einen Cappuccino, hast du verstanden!“ Sie deutete mit dem Kopf kurz auf Desirée.

„Jawohl, Gnädiges Fräu...“

„Und wag es nicht, mich Fräulein zu nennen!“ zischte Milena drohend mit zusammengekniffenen Augen.

„Zwei Cappuccine, Gnädiges Fräulein!“ bestätigte Karoline scheinbar ungerührt.

„Vielleicht auch nur schlecht erzogen!“ stelle Patricia fest. „Bei dem Stall ... Rufst du bitte mal deinen Chef?“ fragte sie mit maliziösem Lächeln. „Jetzt, augenblicklich!“

„Du läßt sie jetzt augenblicklich in Ruhe, Patricia!“ antwortete Julius ruhig. „Niemand verliert seine Würde, bloß weil er arbeiten muß für sein Geld. Auch wenn er dabei andere bedienen muß. Jetzt bestellt wie es sich gehört – und laßt Karo in Ruhe ihren Job machen. Sie ist zuallererst immer noch unsere Kommilitonin.“

„Spiel dich bloß nicht so auf!“ schnappte Patricia und warf Karoline einen giftigen Blick zu. „Und spiel um Gottes Willen nicht wieder den Beschützer der Witwen und Waisen!“

„Seit wann ist es dir neu, eine schräge Rolle zu spielen?“ fragte Julius und sah seine Schwester mit spöttischem Blick von der Seite an.

„Ihr benehmt Euch gerade echt wie neureiche Ärsche!“ Antonius war sichtlich verärgert. „Danke, für mich bitte nichts, Karo. Ich denke, ich gehe gleich wieder.“

„Oh! Der Herr Salonkommunist hat gesprochen! Du glaubst also, damit bei ihr einen Stich zu machen?“ fragte Konstantin anzüglich. „Bring mir einen Espresso, Mädchen, hörst du!“ Er ließ Antonius dabei nicht aus den Augen. „Willst du sie nicht gleich bitten, Platz zu nehmen und an ihrer Stelle bedienen?“

„Sehr wohl, gnädiger Herr.“ Karoline atmete tief durch, hielt sich aber in Kontrolle. „Haben die Herrschaften sonst noch Wünsche?“

Niemand antwortete. Die Sieben schauten einander nur abwartend an. Karoline knickste, bedankte sich vorschriftsgemäß, machte kehrt und ging zur Theke. „Plebs! Geschieht ihr doch bloß recht!“ hörte sie im Weggehen Milena zischen.

 

„Was war da eben los?“ wollte Direktor Berger wissen.

„Nichts, Herr Direktor”, antwortete Karoline ruhig. „Das sind bloß Kommilitonen von mir. Die waren etwas erstaunt, mich hier zu sehen. Und haben mich spontan mit dem Vornamen angesprochen. Wie sonst auch.“

Manfred Berger erstarrte und richtete sich dann zu seiner ganzen, leider nur wenig beeindruckenden Größe auf. „Du hast hoffentlich die Form gewahrt! Keine Vertraulichkeiten mit den Gästen!“ hob er mahnend den Zeigefinger.

„Nein, Herr Direktor”, antwortete Karoline, während sie geschäftig die Sachen richtete. „Natürlich nicht. Die waren bloß erstaunt über die Anrede, gnädiger Herr und gnädige Frau.“ Karoline atmete tief durch und nahm die beiden Teller mit Kuchen auf. „Und weil ich sie gesiezt habe. Eigentlich sind wir ja per du. Ich hab’s ihnen rasch erklärt. Darf ich bitte vorbei, Herr Direktor?“

Berger trat einen Schritt zur Seite und ließ sie durch. „Vertraulichkeiten mit den Gästen – das fehlte gerade noch!“ seufzte er im entrüsteten Falsett, als Karoline zurück zum Tisch ging.

 

„Dienen – wenn ich das schon höre. Ihr seid sowas von überheblich, mit eurem bißchen Geld von Papi!“ Es war Antonius, der gerade sprach, also Karoline zum Tisch zurückkam.

„Die Apfelstrudel, wenn Sie erlauben!“ verkündete sie ruhig und stellte je einen Teller vor Julius und Karel. Die beiden verhielten sich korrekt, machten ihr unauffällig Platz, schienen sie aber ansonsten nicht zu beachten.

„Servieren ist nun aber mal nichts anderes als Lateinisch für Dienen!“ entgegnete Patricia, während sie Karoline fixierte.

„Richtig. Und nach Römischen Privatrecht konnte Freiheit manchmal ganz einfach die Entscheidung eines einzelnen über einen anderen sein”, entgegnete Julius ruhig.

Patricia warf ihm einen giftigen Blick zu. „Freiheit ist ein Geburtsrecht!“ schnappte sie.

„Das kommt allein auf den Stand der Eltern an ...“

 

Karoline eilte zurück zum Tresen, um den Kaffee zu holen. Sie konnte diese pseudo-intellektuellen Spiegelfechtereien nicht ausstehen. Schon gar nicht, wenn Leute sich über Freiheit ausließen, die von Kind auf nichts anderes kannten als den goldenen Löffel im Mund. Diese Leute wollten Juristen werden, so wie sie selbst. Anwälte, Richter – wen wollten die verteidigen? Oder richten? Und aus welchen Gründen – wenn nicht Geld?

 

„Tatsache!“ Konstantin war gerade mal wieder dabei, ins Dozieren zu verfallen, als Karoline erneut an den Tisch kam, um den Kaffee zu servieren. „Wenn ein Kind von einem Freien gezeugt und aus einer Sklavin geboren wurde, entschied allein der Vater darüber, ob das Kind frei war oder Sklave.“

„Nicht der Vater,“ korrigierte ihn Julius ruhig, während er sich etwas Zucker in den Kaffee tat. „Der Eigentümer der Sklavin hatte das zu entscheiden. Er allein.“

„Stimmt,“ gab Konstantin sogleich zu. „Hast recht.“

„Echt?“ Claire sah interessiert zu ihm, dann zu Patricia. Karoline bemerkte zu ihrem Erstaunen einen Anflug von Verlegenheit in Patricias Blick.

Milena lachte gehässig. „Aus der Sklavin?“ fragte sie amüsiert. „Wie bei Pferden? Vom Hengst – aus der Stute?“

„Oder Vom Arbeiter – aus der Bäuerin!“ antwortete ihr Desirée kichernd und ignorierte einen giftigen Blick Milenas. Konstantin prustete vor Lachen.

„Ihr seid sowas von Scheiße!“ befand Antonius und sprang auf. „Mit euch kann man wirklich nirgendwo hingehen. Arrogantes Pack!“

„Setzt dich!“ befahl Julius ruhig.

„Fick dich!“ entgegnete ihm Antonius patzig und verließ grußlos das Lokal.

Milena lachte schallend auf. „Na, Karo, wäre der nichts für dich? Ein weißer Prinz – wenn er nicht gerade schmutzige Hosen trägt. Und auf das Pferd ... wächst er ja vielleicht noch drauf! Geld hat er auch ...“

Die Hexen und Konstantin johlten und prusteten vor Vergnügen. Karel sah Karoline entschuldigend an, bevor er indigniert den Kopf schüttelte und sich seinem Kuchen widmete. Julius indes betrachtete Karoline ruhig und mit ernsten Augen. Als sei er mit den Gedanken ganz woanders.

Karoline wurde unter seinem Blick heiß und kalt. Das Geschwätz der Hexen ließ sie ja unbeeindruckt. Und Karels Benehmen war vornehm zurückhaltend wie immer. Nur Julius’ Augen, die schienen sie zu durchdringen wie ein Röntgenstrahl. Sie zögerte kurz, knickste dann und bedankte sich leise. Was aber keiner zu hören schien. Sie ging weiter zu einem anderen Tisch, an dem sich gerade eine ältere Dame niederließ. Und glaubte, es auf ihrem Hals zu spüren, wie Julius ihr hinterher sah.

 

Warum schaut er mich so an? Seltsamer Mensch!

 

Abwege

„JETZT BLEIB SCHON STEHN, DU ARSCH!“ schrie sie wütend dem Bus hinterher und blieb dann selbst atemlos stehen. Er hatte sie rennen gesehen. Ganz sicher hatte er gesehen, wie sie die hundert Meter zur Bushaltestelle gerannt war. Und kurz bevor sie einsteigen konnte, hatte er die Türen geschlossen und war ihr vor der Nase davongefahren. „Blöder Wichser!“ schimpfte Karoline aufgebracht. „Ausgerechnet heute!“

„Jaa, so saand’s!“ sagte ein anderer Wartender scheinbar ungerührt, ohne von seiner Zeitung aufzuschauen. „Gibst’ahm Oarschloch an Aamt, na werd’a zua Saau!“

Panisch schaute Karoline sich um. Ausgerechnet heute! Wie soll ich es jetzt noch rechtzeitig nach Hause schaffen? Claudia wartet bestimmt schon. Und sie verläßt sich doch auf mich. Bis zur Wohnung am Westbahnhof waren es zwar nur knapp drei Kilometer, aber fußläufig würde es viel zu lange brauchen. Außerdem war sie nach einem ganzen Tag auf den Beinen ohnehin schon ziemlich alle. Claudia warten zu lassen ging auch nicht; das war viel zu gefährlich. Was bestellt sie sich diese perversen Typen aber auch immer in ihre Wohnung! Schweren Herzens hob Karoline die Hand und winkte nach einem Taxi. Na Servus! Ein ganzer Stundenlohn samt Trinkgeld beim Teufel. Ich könnte heulen!

Karoline ließ sich in den Sitz sinken und beschloß, diesen seltenen, kurzen Moment von Luxus zu genießen. Wenn sie schon teuer genug dafür bezahlen mußte. Sie schloß die Augen, um das leise Gleiten der schweren Limousine besser genießen zu können. Warum auch nicht? Zu sehen gab es nichts; Innsbruck kannte sie gut genug. Karoline begann zu träumen.

Warum tut Claudia das? Okay, sie ist mal wieder pleite. Das neue iPhone war sauteuer gewesen, und auch sonst ist Claudia in Geldangelegenheiten mehr als sorglos. Aber sich deshalb schon wieder von so einem wildfremden Typen fertigmachen lassen? Und dann auch noch auf diese Weise! Schlimm genug die Vorstellung, sich von jemand bumsen zu lassen, den man nicht einmal kennt. Wo findet sie diese Figuren eigentlich jedesmal?

Und morgen früh ist sie dann wieder sowas von entspannt! Zählt erst das Geld und danach ihre Striemen. Tut dann wieder so, als sei das alles nicht mehr als ein Muskelkater nach einer längeren Wanderung.

Diese Typen ... Erst ziehen sie mich mit den Augen aus, dann machen sie Claudia fertig nach Strich und Faden. Und hinterher, wenn sie gehen, wagen sie es entweder nicht mehr, mir in die Augen zu schauen, oder sie grinsen auf diese widerliche, zufriedene ...

 

„Voilà, junges Fräulein! City-Zone sechs-zwanzig plus eins-neunzig für die ersten vier Kilometer, macht zusammen acht Euro und zehn!“ wurde sie jählings aus ihren Gedanken gerissen. Schweigend entlohnte sie den Taxilenker, ließ sich noch einen guten Abend wünschen und schloß nach drei Treppen die Tür zu der hübschen Altbauwohnung auf, die sie sich mit Claudia teilte. Einer promovierten Soziologin, mit ihren dreiunddreißig Jahren ganze elf Jahre älter als Karo und eine Frau, deren Leben eine einzige, abschüssige Schräge zu sein schien. Auf der sie zu allem Überfluß auch noch völlig unkonzentriert herumbalancierte.

 

„Oh Mann! Endlich!“ rief Claudia hörbar erleichtert. „Ich hab schon gedacht, ich müßte den wieder heim schicken!“

Karoline betrachtete ihre Freundin, und es lief ihr kalt über den Rücken. Claudia war mehr als nackt. Außer einem eindrucksvollen Make-Up trug sie lediglich schmale Stahlfesseln um Hand- und Fußgelenke und um ihren Hals.

Erschrocken schüttelte Karoline den Kopf. „Claudia – muß das wirklich sein?“

Claudia nahm Karoline in den Arm und küßte sie auf die Stirn. Sie war größer als ihre Mitbewohnerin, wenn auch nicht ganz so groß wie Patricia oder Desirée. Eine grazile, langgliedrige Schönheit mit der Eleganz eines Windspiels. Das schwarze Haar trug sie kinnlang zu einem Pagenkopf geschnitten. „Karoline, bitte nicht schon wieder. Du weißt – ab und zu brauche ich einfach einen richtigen Kerl. Und das Geld brauche ich sowieso: Ich bin nämlich total pleite. Von irgendwas muß ich die nächste Miete bezahlen.“

„Aber muß es denn ausgerechnet das sein?“ Karoline runzelte besorgt die Stirn. „Ich stehe jedesmal Todesängste aus, wenn die Typen dich so ... fertigmachen!“

Claudia warf ihren Kopf in den Nacken und lachte hell. „Siehst Du! Und ich brauche dich in der Wohnung, damit ich keine Todesängste ausstehen muß, sondern mich mit Genuß fertigmachen lassen kann. Jetzt komm aber schnell; du mußt dich noch umziehen!“ Sie versuchte, Karoline am Arm hinter sich her zu ziehen, doch die blieb wie angewurzelt stehen.

„Umziehen? Ich?“ japste sie schockiert. „Aber ... aber ... was ... du willst doch nicht etwa ...“

„Aber nein!“ Claudia faßte ihre Freundin bei beiden Schultern. „Der Typ heute ist bloß etwas schräger drauf. Er will ein Rollenspiel, will, daß ich ihm als Haustier von meiner Herrin ausgeliehen werde.“ Claudia lächelte entschuldigend. „Sorry, aber das war die einzige Möglichkeit, ihn dafür zu gewinnen. Er ist ein gutes Stück jünger als ich.“ Claudia rollte die Augen. „Und obendrein verdammt sexy. Dabei hat er offenbar auch noch mehr Geld als ich Sorgen. Und er besteht auf einer Herrin – warum auch immer ...“ Sie seufzte kurz und stupste dann Karoline mit dem Zeigefinger auf die Nase. „Nun rate mal, wer heute meine Herrin spielen darf?“

Karoline schluckte angestrengt. Ihr Hals war mit einem Mal staubtrocken. „Ich ... ich ...“ stammelt sie heiser. „Deine ... Herrin?“ Sie verzog gequält das Gesicht. „Muß das sein?“

„Jetzt komm schon!“ Claudia nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich her ins Wohnzimmer. „Du ziehst wieder das Kleine Schwarze an, dazu die Stiefel.“ Noch während sie sprach, schälte sie Karoline aus ihrer Jacke.

„Aber ... aber ... was soll ich denn da ... tun?“

„Hilf doch bitte mal mit!“ stöhnte Claudia. „Ich will mit dem Make-Up wirklich nicht ins Schwitzen geraten. Er scheint höchsten Wert auf diesen Nude Look zu legen. Hat vielleicht Angst, ich sehe ihm zu alt aus. War eine Heidenarbeit, sag ich dir! Einfach dicker drauf tun im Nutten-Look wie sonst, das wäre viel einfacher gewesen, glaub mir!“

Mechanisch begann Karoline, ihre Kleider abzulegen. „Und was ... was genau soll ich diesmal tun?“ fragte sie unsicher.

„Im Grunde nichts anderes als die letzten beiden Male auch,“ versicherte Claudia betont geschäftig. Doch auch sie schien etwas nervöser zu sein als sonst. „Du bittest ihn herein und checkst seinen Bockschein. Ich erwarte ihn in meinem Zimmer. Nur daß du mich diesmal an der Leine herausführst und ihm vorstellst. Du handelst den Preis aus – auch wie üblich.“ Sie zögerte einen kurzen Moment. „Mit einer kleinen Ausnahme vielleicht,“ erklärte sie vorsichtig.

„Und die wäre?“ Widerstrebend ließ Karoline sich in ihr Kleines Schwarzes helfen.

„Für zwei Hunnis plus darf er in meinem Mund ohne Gummi abspritzen und ich schlucke alles runter. Er darf außerdem ...“ Doch Karoline ließ sie nicht ausreden.

„Claudia!“ rief sie scharf und verzog angewidert das Gesicht.

„Ach, jetzt hab dich bitte nicht so! Ich will einfach nochmal einen Mann schlucken!“ Claudia wirkte etwas fahrig bei diesem Geständnis. „Ich brauche das wirklich ab und zu, daß mir einer im Hals abspritzt. Du kennst mich doch.“ Sie hielt einen kurzen Moment inne. „Und du hast das ja auch schon mit dir machen lassen.“

„Aber das war Rüdiger ...!“ rief Karoline ärgerlich.

„Richtig!“ erwiderte Claudia. „Das war Rüdiger! Der Schlappschwanz! Mit dem du Schluß gemacht hast, weil er dir zu lasch war, zu wenig energisch. Aber in deinem Mund kommen durfte er vorher trotzdem noch.“

„Hast du dabei auch gekniet?“ fragte sie spitz hinterher.

Einen Moment lang sahen die beiden Frauen einander böse an. Bis Claudia endlich zappelnd rief: „Och bitte, Karo! Tu es mir zuliebe; bitte-bitte! Ich brauche es ganz einfach wieder mal. Außerdem zahlt er mehr als genug dafür. Und ich bin echt sowas von abgebrannt!“

Karoline schüttelte resignierend den Kopf. Sie schwieg einen Moment, dann bückte sie sich, um ihre Kleider aufzusammeln. „Na gut”, sagte sie. „Ich mach’s.“

„Jah!“ jauchzte Claudia und nötigte ihr einen Kuß auf. „Du bist wirklich ein Schatz. Könntest du mir vielleicht noch einen zweiten, klitzekleinen Gefallen dazu tun?“ fragte sie und schürzte dabei in Kleinmädchen-Manier den Mund.

Karoline sah sie mißtrauisch an. „Aha! Kommt jetzt das Außerdem?“

„Nun ... ähm ... also ... vielleicht könntest du ...“ Claudia atmete tief durch. „Könntest du mir vielleicht vor ihm ... also während er zuschaut ... könntest du mir da zwei oder drei überziehen? Mit der Hundepeitsche? Damit ich auch ja gehorche, wenn er mich rannimmt? So als echte Drohung vielleicht? Also schon richtig kräftig?“

„Oh Gott!“ Karoline rollte die Augen und wandte sich ab, um ihre Kleider wegzubringen. Sie warf sie achtlos durch die Tür in ihr Zimmer und kam kopfschüttelnd zurück. „Claudia, warum kannst du nicht kellnern oder sonstwas machen, so wie ich?“

„Weil man sich daran arm und hungrig verdient. Das weißt du selbst am allerbesten.“

Resigniert blies Karoline durch die gespannten Lippen. „Wo du recht hast ...“ sagte sie leise und mehr zu sich selbst. Sie zögerte einen Moment, gab sich dann einen Ruck und eilte in den Flur. Eine Minute später kam sie zurück und trug hochhackige Stiefel, die ihre Waden eng umschlossen.

„Toll! Du siehst verboten aus!“ meinte Claudia und ihre Augen glänzten dabei.

„Es ist verboten!“ entgegnete Karoline lapidar. „Sonst noch etwas ... klitzekleines, das ich wissen sollte?“

„Ähm ...“ Claudia biß sich auf die Lippen.

„Raus mit der Sprache!“

„Wir haben ausgemacht, er darf bis fünfzig gehen; für zehn pro Hieb. Also bitte nicht nervös werden, wenn’s etwas härter zur Sache geht heute.“

Karoline atmete tief durch. „Na du mußt ja wirklich total pleite sein! Aber bitte – es ist schließlich dein Hintern, auf dem du zwei Wochen lang nicht sitzen kannst.“

Claudia zuckte mit den Schultern. „Liege ich eben. Hab’ ja Zeit.“

„Okay!“ Karoline seufzte. „Wie ist jetzt meine Rolle ganz genau?“

Claudia grinste sie an. „Du vermietest deine Hündin, damit sie dir ein neues iPhone verdient. Außerdem braucht sie ab und zu ein Stück Fleisch, das du ihr nicht bieten kannst.“

„Weiß er, daß ich spiele? Oder hast du ihm weisgemacht, ich sei in Echt deine ... Herrin?“

Claudia hob die Achseln und grinste. „Ist wie beim Amerikanischen Wrestling: Alles echt!“

Karoline ging zu dem großen Sessel und ließ sich darauf nieder. Versonnen ließ sie ihre Fingerspitzen über Peitsche und Leine gleiten, die Claudia auf dem kleinen Tischchen daneben bereit gelegt hatte. „Erst mein Schmierie von Chef, dann ein Rudel neureicher Schnösel, dazu alte Tanten und Tunten, der Bus läßt mich stehen, du dich ficken und auspeitschen – Ich glaube, ich brauche nachher ein großes Glas Wein!“ seufzte sie leise. „Oder zwei. Heute ist wirklich nicht mein Tag!“

„Du Armes!“ Claudia kam zu ihr, ließ sich vor ihr auf die Knie sinken, setzte sich auf ihre Fersen und nahm Karolines Hand. „Ärger gehabt heute?“ fragte sie besorgt. „War dieser Bender ...“

„Berger”, korrigierte Karoline sie.

„Dieser Berger! War er wieder übergriffig?“

Karoline schüttelte müde den Kopf. „Nein. Der ist doch nur ein harmloser Wichser. Dem reicht’s wenn er mir ab und zu den Staub von der Uniform wischen kann. Es war nur ... auf einmal waren da die Kommilitonen aus der Fakultät. Und sie ...“

 

Die Türglocke unterbrach sie.

 

Claudia sprang auf. „Nachher!“ rief sie leise. „Schnell! Ich gehe nach nebenan und warte, bis du mich vorführst. Und vergiß bloß die Leine nicht!“ Sie rannte in ihr Zimmer, beugte sich dann aber nochmal durch die Tür. „Und die Peitsche!“ flüsterte sie laut, bevor sie leise die Tür schloß.

Unentschlossen erhob sich Karoline. Soll ich die Peitsche gleich mitnehmen?

Es schellte erneut. Diesmal länger, ungeduldiger.

Nein, die Peitsche hindert mich nur beim Klären der Formalitäten. Außerdem ist es so schon albern genug! Sie fühlte sich müde. So wie Lampenfieber plötzlich müde machen kann. Träge setzte sie sich in Bewegung, durchquerte den kurzen Flur der Wohnung und drückte die Türklinke.

 

Cover

Für einige Sekunden sahen sie einander nur an und sagten kein Wort. In beiden Gesichtern standen Überraschung und Unsicherheit.

„Nun komm schon rein!“ Karoline brach das Schweigen als erste. Sie gab die Tür frei, so daß Konstantin eintreten konnte. „Wenn du ablegen möchtest ...“ Sie wies auf die Garderobe.

„Danke, Karo!“ Konstantin von Luedtke-Westenberg schälte sich aus seinem Trenchcoat. Darunter kam ein perfekt geschnittener Tweed-Anzug zum Vorschein. Allein der Stoff mußte ein kleines Vermögen gekostet haben. Man konnte über Konnie-von ja sagen, was man wollte – er machte unbestreitbar eine gute Figur. Trotzdem er nicht besonders groß oder stark wirkte, hatte sein Auftreten doch immer eine elegante Note. Er wandte sich Karoline zu. Seinem Grinsen nach zu urteilen gewann er gerade seine Sicherheit zurück. „Ich hatte ja mit etwas Schrillem gerechnet. Aber daß ausgerechnet das devote Serviermädchen von heute vormittag die Sklavenhalterin von heute abend sein würde ...“ Er pfiff durch die Zähne und nickte anerkennend.

Karoline zögerte nur einen kurzen Moment. Dann erinnerte sie sich an eine der frühen Lektionen, die ausgerechnet der schmierige Caféhaus-Direktor ihr beigebracht hatte: Wenn Du unsicher bist vor Gästen – stell sie dir nackt auf der Toilette vor und schau ihnen auf die Stirn, nicht in die Augen; danach fällt es einfach, sich zu beherrschen und keine Gefühle zu zeigen. Im ersten Moment hatte sie es für einen seiner anzüglichen Witze gehalten. Doch es funktionierte.

„Das Leben ist voller Überraschungen.“ Sie versuchte sich an einem undurchdringlichen Blick auf das bewährte Ziel. Konstantin wich ihr nicht aus. Er vermochte auch in der verfänglichen Situation, in der er sich ganz ohne Zweifel befand, einem prüfenden Blick standzuhalten. Seine Miene blieb unerschütterlich freundlich. „Hast du deinen Test dabei?“ fragte Karoline.

„Oh – ja sicher.“ Konstantin produzierte aus der Innentasche seines Sakkos einen Umschlag und reicht ihn Karoline.

Die entnahm daraus ein Blatt Papier, faltete es auf und prüfte Datum und Angaben zur Person. „Ein Ausweis scheint mir in diesem Fall nicht notwendig”, bemerkte sie lächelnd, faltete das Blatt wieder zusammen und gab es ihm zurück. „Danke, das ist wohl alles in Ordnung!“

„Selbstverständlich!“

„Dann komm doch bitte rein!“ Karoline wies den Weg ins Wohnzimmer. Konstantin trat zur Seite und ließ sie vorausgehen. Wenn er wollte, konnte er gute Manieren haben. „Bitte, nimm Platz!“ Karoline deute auf den Sessel. „Darf ich dir etwas anbieten? Wir haben Wasser, Cola, Saft oder Weißwein.“ Sie zögerte kurz, dann lächelte sie ihn freundlich an. „Der Wein kann deinen Standards sicher nicht genügen. Aber gut gekühlt ist er immerhin trinkbar.“

„Nein, danke!“ Konstantin nickte freundlich. „Ein Glas Wasser wird ausreichen.“ Und nach einem kurzen Moment fügte er hinzu: „Ich habe schließlich einen besonderen Grund für mein Kommen.“

„Allerdings!“ Karoline richtete ihm ein Glas Wasser auf dem Glastischchen zwischen Sessel und Couch und nahm dann Platz. Die beiden schwiegen einen Moment.

 

„Sieh einer an! Unsere brave, scheue und stets so arbeitsame Karo ist also in Wahrheit eine Sklavenhalterin.“ Konstantin legte den Kopf schief und grinste sie an.

„Wie gesagt – das Leben ist voller Überraschungen.“

„Ich gebe ehrlich zu, das hätte ich nun gar nicht vermutet. Darf ich fragen, seit wann?“ wollte er wissen.

Karoline lachte leise. „Fragen darfst du natürlich alles, Konnie. Aber ich hoffe doch, du erwartest darauf jetzt nicht wirklich eine Antwort.“

„Eigentlich schon – aber sei dem, wie es sei!“ Konstantin nickte. „Ich wäre übrigens auch ganz bestimmt nie darauf gekommen, daß du eine Lesbe bist.“

Karoline deutete ein Kopfschütteln an. „Bin ich nicht.“

„Nein?“ Konstantin schien erstaunt. Er senkte den Kopf und sah sie unter den Brauen heraus an. „Aber was bist du dann?“

„Eine Sklavenhalterin.“ Karoline lächelte und nutze die entstehende Pause, um Atem und Stimme besser unter Kontrolle zu bringen. Es sollte nicht offensiv wirken, einfach nur neutral: „Konstantin, ich denke, mehr Erklärungen braucht es wirklich nicht. Ich hoffe, Du verstehst das.“

„Selbstverständlich!“ Konstantin nickte. „Aber eine Frage hätte ich vielleicht doch noch, wenn du erlaubst?“

„Bitte!“ Karoline nickte so freundlich, wie es ihr möglich war.

„Wenn du schon eine Sklavin besitzt, die du locker für einen Tausender den Abend an solvente Herren vermieten kannst, wieso fronst du dann heute morgen noch für fünf Euro siebzig Mindestlohn in diesem komischen Café?“ Er machte die Lippen schmal und seine palisanderbraunen Augen blitzten sie an. „Nicht daß du mir als devotes Serviermädchen nicht gefallen würdest.“ Er wog kurz den Kopf. „Ich weiß bloß gerade nicht, wen ich wirklich vor mir habe. Und bitte versteh – für einen Mann in meiner Situation, gerade jetzt ...“

Karoline zögerte. Diese Frage konnte sie nicht beantworten, ohne sich eine Blöße zu geben. Nicht antworten, wenn weder Lüge noch Wahrheit funktionieren!

„Konstantin, warum willst du dir die Vorfreude auf einen entspannenden Abend verderben durch Fragen, deren Antwort ohne jeden Belang für dich wäre? Insbesondere nicht dafür, weshalb du hier bist.“ Damit lenkte sie das Thema auf den eigentlichen Zweck seines Kommens. „Deine Situation ist gerade nicht viel anders als meine. Das macht uns ...“

„Zu Verbündeten,“ ergänzte er ihren Satz. „Also auch hierauf keine Antwort?“

„Vollkommen richtig! Ich nehme an, du bist mit den Regeln für derlei Vorführungen vertraut?“

Konstantin lehnte sich zurück in den Sessel und sah zur Decke. „Keine Wunden, keine Verletzungen, keine bleibenden Male, Blut und Fäkalien sind absolut Tabu, Rot ist der Stop Code”, leierte er demonstrativ gelangweilt herunter. „Deine Sklavin hat mich ausführlich informiert.“ Er ließ eine Sekunde verstreichen und fügte dann hinzu: „Sie ist zudem nicht die erste Sklavin, die ich gebrauche.“

„Das ist erfreulich zu hören!“ log Karoline. „Es gibt noch etwas; eine weitere Regel, die ich dich gerne bitten möchte zu beachten.“

Konstantin schaute sie erstaunt an.

„Selbstverständlich steht dir alles zur Verfügung, was meine Hündin zu bieten hat, um dich an oder in ihr zu erleichtern. Aber vom Anus aus gibt es nur einen Weg bei ihr.“

„Ach – und der wäre?“

„Der zum Waschbecken!“ Karoline sah ihn ernst an. „Mach sie ruhig fertig – dazu ist sie schließlich da. Aber ich habe echt keine Lust auf eine Sklavin mit Mundgeruch.“

Konstantin lachte amüsiert. „Sicher, das ist ein valider Grund. Selbstverständlich akzeptiere ich.“

Karoline nickte. „Gut, dann will ich mein Haustierchen mal holen. Du sollst schließlich wissen, wofür du dein Geld ausgibst.“ Sie stand auf, ging ein paar Schritte in Richtung Schlafzimmer, hielt aber inne und drehte sich zu ihm um. „Sie braucht glaube ich nicht zu wissen, daß wir uns kennen, mein Herr!“

„Fair enough!“ Konstantin lehnte sich entspannt zurück und faltete die Hände in seinem Schoß. „Dann bringen Sie mir doch mal Ihr Haustierchen, gnädige Frau!“

 

„Bist du wirklich sicher, daß du da durch willst?“ Karoline war in die Hocke gegangen. Ihr Blick war besorgt. Soll ich ihr sagen, daß ich ihn kenne? Daß er wahrscheinlich ein Schwein ist? Jedenfalls soweit ich ihn kenne? Stark gegenüber Frauen, wenn er sie kaufen kann?

„Jetzt mach schon, sonst wird er mißtrauisch!“ Claudia schluckte angestrengt. Sie zitterte am ganzen Leib.

Karolines Knie knackten laut, als sie sich aufrichtete. „Nun gut. Dann komm, Hündin!“ Sanft zog sie an der Kettenleine und Claudia folgte dem Zug unmittelbar.

 

„Voilà – Ihre Sklavin für diesen Abend!“ Karoline ließ Claudia vor dem Herrn einmal im Kreis kriechen, damit er sie von allen Seiten begutachten konnte. Schließlich zog sie Claudia an der Leine so in Position, daß sie ihrem Benutzer ihren Hintern zuwandte. „Halt!“ herrschte Karoline sie an und befahl „Hündin!“

Claudia nahm Position auf allen Vieren an, spreizte die Schenkel und drückte das Kreuz durch, im ihre Vulva zu präsentieren. Sofort sauste die Hundepeitsche auf ihr Gesäß nieder. Erschrocken schrie sie leise auf.

„Knie weiter auseinander, Hündin! Das ist nicht deine kleine Votze!“ rief Karoline und versuchte dabei, ihrer Stimme einen kalten, harten Klang zu verleihen. „Die gehört heute abend allein dem gnädigen Herrn! Also zeig ihm gefälligst, wofür er bezahlt hat!“ Unverzüglich gehorchte Claudia. Weitere zweimal fuhr die Peitsche auf ihr Gesäß nieder. „Die sind fürs Meckern! Wie heißt das?“

„Danke, Herrin!“ wimmerte Claudia leise und biß sich auf die Lippen.

„Sie ist angenehm schlank!“ stellt Konstantin fest. „So, wie sie gesagt hat. Das ist gut. Mollerte mag ich nicht besonders.“

„Ich bin sicher, daß sie Ihren Ansprüchen genügen wird. Trotzdem sie ein wenig älter ist, als der Herr.“ Eine kleine Spitze konnte Karoline sich nicht verkneifen.

„Das macht gar nichts”, antwortete Konstantin ruhig. „Freiheit oder Sklaverei sind eine Frage des Standes, nicht des Alters.“ Er lachte leise. „Man kann es den Unfreien nicht oft genug in Erinnerung rufen.“

Karoline entgegnete nichts. Okay – er kann auch mit dem Florett umgehen.

„Zu Ihrer Vergütung, Gnä’Frau ...“

„Wie vereinbart – dreihundert für den Abend, und Sie dürfen sich an und in ihr vergnügen, so lange und so oft es Ihnen beliebt. In ihrem Vötzchen bestehe ich ohne Ausnahme auf dem Gebrauch eines Kondoms. Die Sklavin wird Ihnen aber gerne damit dienen. Wenn der Herr ihr Mäulchen benutzen möchte – das übrigens hervorragend dressiert ist ...“ fügte Karoline mit bedeutungsvollem Unterton hinzu.

„... Was mich bei der Hündin einer Dame nicht wirklich verwundert!“ fügte Konstantin lachend und mit leichtem Hohn in der Stimme hinzu.

„Normalerweise ebenfalls mit Kondom – aber als einmaliges Angebot wird die Sklavin gegen einen Aufpreis von zweihundert auch gerne und dankbar schlucken, was der gnädige Herr ihr anzubieten gedenkt.“

„Danke, Gnä’Frau, auf dieses Angebot möchte ich gerne zurückkommen.“

„Dann betrachten Sie es bitte als vereinbart! Wünscht der Herr die Hündin auch zu züchtigen?“

„Ja, das wünsche ich. Und zwar ausdrücklich nicht zu ihrer Bestrafung, sondern allein zu meinem Vergnügen.“

„Gut. Bis zu einem Dutzend Hiebe bei mangelnder Gefügigkeit oder fehlendem Enthusiasmus würde ich im Rahmen der üblichen Vergütung inbegriffen sehen. Sollte der Herr allein zu seinem Vergnügen darüber hinausgehen, muß ich annehmen, daß sie für eine bis zwei Wochen anderen Herrschaften nicht mehr angeboten werden kann. Wie weit gedenken der Herr zu gehen?“

„Fünfzig Hiebe. Vorzugsweise mit einer Reitgerte. Falls vorhanden.“

„Aber sicher, mein Herr. Die Sklavin wird ihnen gerne eine Gerte anbieten. Akzeptieren Sie zehn pro Hieb?“

„Angenehm!“

„Wobei ich voraussetzen muß, daß kein Blut fließen wird. Ich habe Ihr Wort als Ehrenmann, daß Sie in diesem Fall sofort abbrechen werden?“

„Sie haben selbstverständlich mein Wort, Gnä’Frau. Mir ist allein daran gelegen, die Sklavin gemäß ihres natürlichen Standes zu erniedrigen und zu gebrauchen. Selbstverständlich will ich Ihr Eigentum nicht schmälern. Wünschen Sie die Vergütung vorab zu erhalten?“ Er erhob sich.

„Aber ich bitte Sie! Sie sind ein Mann von Ehre. Natürlich vertraue ich Ihrem Wort!“

„Dann sind wir uns einig: Eintausend – und das Sklavenvötzchen gehört mir, solange ich möchte.“

„Bis Sonnenaufgang, wenn der Herr es wünscht.“

„So lange werde ich sicher nicht brauchen!“ Konstantin lachte laut. „Wünschen Gnä’Frau beim Gebrauch zugegen zu sein?“ Er legte den Kopf schief und sah Karoline prüfend an. Seinen Mund umspielte ein spöttisches Lächeln.

Karoline blieb ganz unnahbare Dame. „Im Zimmer nebenan werden Sie alles vorfinden, was Ihrer Bequemlichkeit beim Gebrauch der Sklavin dient. Ich werde derweil hier draußen meinen Angelegenheiten nachgehen und bereit sein, falls es erforderlich werden sollte. Darf ich Sie jetzt bitte noch um Ihr Mobiltelefon bitten, mein Herr?“

„Aber sicher doch!“ Konstantin faßte in die Innentasche seines Sakkos und reichte ihr sein iPhone. Im Gegenzug reichte Karoline ihm das Ende der Leine, an der sie Claudia hielt, sowie die Hundepeitsche.

„Ihre Sklavin, mein Herr. Ich wünsche viel Freude bei ihrem Gebrauch!“

„Die werde ich sicher haben!“

 

***

 

Wieder hörte Karoline die Peitsche treffen, hörte Claudias unterdrückten Aufschrei. Wieder zuckte Karoline dabei zusammen – und malte einen weiteren Strich auf ihre Liste. Seit zwei Stunden war Konstantin nun schon dabei, sich auszutoben. Zweimal hatte sie ihn brüllen gehört. Beim ersten Mal „Ich spritze dir deine Sklavenvotze so voll, daß du platzt!,“ „Schluck, du Sau!“ das zweite Mal. Danach hatte er jedesmal geröhrt wie ein wildes Tier.

Und beide Male waren Karoline Tränen in die Augen gestiegen. Doch was konnte sie tun? Es war Claudias freier Wille, wie sie selbst sagte. Und Claudia hatte ihr schon gleich beim ersten Treffen reinen Wein eingeschenkt. Damals, als Karoline sich bei ihr als Mitbewohnerin beworben hatte.

 

... „Da wäre noch etwas, das du wissen mußt.“ Claudia hält sich die Hände vor den Mund und schaut Karoline unsicher an. „Wenn wir zusammen wohnen wollen.“

„Und das wäre?“

„Du bist sehr aufmerksam, du wirkst so offen, und ich weiß auch nicht warum, aber du bist mir sympathisch, seit ich dir die Tür aufgemacht habe.“

„Danke!“ Karoline lächelt schüchtern.

„Karo – du erlaubst daß ich dich so nenne?“

Karoline nickt. „Gerne, Claudia.“

„Karo, kann ich dir vertrauen?“ Claudia Miene ist mit einem Mal besorgt. „Ich meine – kann ich dir in einer Sache vertrauen, die sehr intim ist und die unbedingt – unbedingt – unbedingt unter uns bleiben muß?“

„Ja ... äh, ja ...“ Karoline wirkt mit einem Mal verunsichert. „Du ... ich ... ich wollte hier wirklich bloß wohnen ... also ... ich meine ...“

Claudia lacht amüsiert. „Ich bin keine Lesbe – wenn es das ist, wovor du gerade Angst hast.“

„Äh ... nun ja ... was ist es dann? Von wegen intim?“ Karoline schaut sie fragend an.

„Nun, es ist so: Ich ...“ Claudia holt tief Luft. „Ich bin Gelegenheits-Masochistin.“

„Du bist was?“ Karoline schaut sie verständnislos an.

„Ich bin Gelegenheits-Masochistin. Ich brauche es hin und wieder, daß ein Macker mich nach allen Regeln der Kunst niedermacht.“

„Ähm ... du meinst ... mit Schlagen und so, und ...“ japst Karoline.

„Und allem drum und dran. Ketten, Peitschen, Ficken – ja, all das!“

„Uih!“ Karoline steht der Mund offen.

„Karo, ich bin so! Schon lange. Einmal im Quartal brauche ich es einfach. Und deshalb will ich auch keinen festen Freund.“ Sie zieht ein verächtliches Gesicht. „Oder einen Ehemann!“ Claudia rollt die Augen.

„Warum nicht?“ fragt Karoline. „Wäre das nicht viel ... sicherer?“

„Sicher ... Sicher für mich? Oder für ihn?“ Claudia schüttelt den Kopf. „Nein! Ich will das nicht für einen Typen machen, wenn es ihm gefällt. Weil er mich sowieso haben kann. Sondern für mich, wenn ich es brauche. Darum! Ich will nicht, daß sich einer einbildet, er könne mich dauerhaft behandeln wie seine Privatschlampe.“ Claudia holt tief Luft. „Deshalb hole ich mir gelegentlich einen Kerl hierher. In meine Wohnung.“

Karoline denkt einen Moment lang nach. „Du meinst, du kaufst dir die Männer?“

Claudia lacht. „Da sei Göttin vor! Es gibt genug Typen, die gerne einen Haufen Geld dafür bezahlen, daß sie einer Schlampe wie mir mal zeigen können, wo der Hammer hängt. Also – sollen sie doch bezahlen, wenn ich meinen Spaß dafür bekomme.“ Claudia grinst böse.

„Uff!“ Karoline öffnet den Mund, um etwas zu sagen. Schließt ihn dann aber wieder und bleibt sprachlos.

„Jetzt kuck nicht so entgeistert. Ich brauche das wirklich.“ Claudia zuckt mit den Schultern. „Ab und zu jedenfalls. Nur eben nicht dauernd. Ich gehöre mir! Und nicht irgendeinem perversen Spinner, so einem Priklopil!“

Karoline bläst die Luft durch ihre angespannten Lippen. „Pervers ist jetzt vielleicht ein bißchen relativ. Ich meine, ich bin ja durchaus nicht prüde. Aber das ...“

„Schockiert dich das?“ Claudia schaut Karoline ebenso hoffnungsvoll wie besorgt an.

„Nun ja, ehrlich gesagt schon.“ Karoline erwidert Claudias Blick. „Daß du dich prostituierst ... Und noch dazu für sowas ... Du bist doch eine schöne und attraktive Frau – hast du das denn wirklich so nötig?“ will sie wissen.

Claudia lacht leise und schüttelt den Kopf. „Ja, ich habe es so nötig. Frag mich nicht warum – es war glaube ich schon immer so. Ich kann mir einen Mann nur vorstellen als echten Macho, der den Gürtel aus der Hose zieht und mich vertrimmt, wenn ich nicht auf einen Pfiff hin die Beine breit oder den Mund aufmache.“ Sie seufzt. „Und gleichzeitig finde ich genau diese Typen zum Kotzen, die im Leben nichts auf die Reihe kriegen und dann ihren Frust an Frauen wie mir auslassen.“ Claudia läßt ihren Blick aus dem Fenster schweifen. „Oder noch schlimmer – an Frauen, die sich nicht wehren können ...“ Sie schweigt eine Weile, geistesabwesend, bis sie sich einen Ruck gibt und Karoline ansieht. „Ich kann’s dir nicht wirklich erklären. Aber es ist einfach das Geilste, was dir als Frau passieren kann, glaub mir!“ Sie lacht erneut und zeigt mit Daumen und Zeigefinger einer Hand einen Zentimeter. „Kein Blümchenfick vergleicht sich damit, wenn ein echter Kerl dich erst sooo klein macht und dich dann durch die Hecke zieht, bis dir Hören und Sehen vergeht!“

Karoline schweigt eine ganze Weile. „Also, die kommen dann hierher, bezahlen dich, und dann ...?“

„Ja, und dann! So in der Art.“ Claudia überlegt einen Moment. „Karo, es wäre mir lieb, wenn du bei diesen Anlässen nicht das Weite suchtest, sondern hier in der Wohnung wärst. Als mein Cover.“ Sie atmet tief durch. „Das würde mir eine große Sorge nehmen.“

„Wie? Ich soll dabei ... zusehen?“ fragt Karoline ungläubig.

„Nein, das nicht. Das wäre mir selber peinlich. Den Kerlen sowieso. Nein, ich hoffe, du könntest einfach hier in der Wohnung sein. Und ... na ja ... aufpassen halt. Covern.“

„Aufpassen ... worauf? Daß der nicht ausrastet? Claudia, schau mich an – ich bin nicht Misses Schwarzenegger! Was könnte ich gegen einen wildgewordenen Schläger schon ausrichten?“

Claudia lacht. „Keine Sorge, so sind die nicht. Es genügt, daß jemand in der Nähe ist, und sie bleiben handzahm. Wirklich!“

Karoline schüttelt ungläubig den Kopf. „Und wenn so einer dich vertrimmt und ... na ja ...“

„Durchfickt! Sag es ruhig!“

Karoline atmet durch. „Also gut – durchfickt. Woran merke ich, daß es noch das ist, was du ... brauchst? Oder eben ... mehr als das?“ Sie schaut Claudia mit großen Augen an. „Weißt du – Mädchen, katholisch und vom Lande – ich habe mit sowas nun wirklich keinerlei Erfahrung!“ Karoline weicht unwillkürlich etwas zurück, als Claudia die Hand an ihre Wange führt und ihr eine rotblonde Haarsträhne über die Schulter streicht.

„Ich mag dein Haar. Viel schöner als meine schwarze Matte.“

Karoline lächelt unsicher.

„Karo, es ist ganz einfach. Du bist das Cover – so nennt man das bei Unsereinem. Wenn ich laut ‚Rot – Rot – Rot’ rufe, machst Du die Tür auf und stehst da. Glaub mir – das wäre das Höchste, das passieren könnte. Normalerweise genügt es, daß ein Cover da ist, und die Doms reißen sich am Riemen. Es kann eigentlich nichts passieren.“ Claudia beißt sich auf die Lippen. „Du darfst bloß nicht reinstiefeln, wenn ich mal ‚Nein’ schreie, oder ‚Gnade’ oder wegen sonstwas rumheule. Es gilt nur das eine Codewort: ‚Rot – Rot – Rot’. Außer wenn ich beim Peitschen erstickte oder würgende Laute von mir gebe – weil Knebel dulde ich nicht.“ Sie grinst: „Außer einem ganz bestimmten – aber ich denke, den Unterschied kannst du dann schon hören. Außerdem,“ fügt sie rasch hinzu, „mal kurz ganz leise reinkommen und einen Blick auf die Sache werfen darf ein Cover schon. Es darf nur nicht nach Spannen aussehen.“

„Boah!“ Karoline kratzt sich am Kopf und versucht mit der üblichen, verzweifelten Geste, ihren blonden Haarwust zu ordnen. „Das ist ... starker Tobak, so am frühen Morgen“ Sie lacht verlegen. „Eigentlich wollte ich ja nur eine Bude bei einer netten Mitbewohnerin. So, als Unschuld vom Lande ...“

Die beiden lachen. „Willkommen in Innsbruck, der perversen Mitte Österreichs!“ Claudia lächelt sie an. „Du gefällst mir wirklich, Karo. Und wenn ich dir nicht vertrauen würde, hätte ich dir das alles jetzt auch gar nicht erzählt.“

 

***

 

Das erneute Aufbrüllen Konstantins riß Karoline aus ihren Erinnerungen. „Und jetzt in deinen Arsch, du Nutte!“ Aus dem Zimmer drang ein grollendes, männliches Röhren.

Donnerwetter – solch eine Virilität hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Verglichen mit diesem Julius oder dessen Bruder wirkt er ja doch fast schon schmächtig. Claudias heller Schrei ging nahtlos über in ein lautes, kehliges Stöhnen. Karoline kannte dieses Geräusch nur zu gut. Sie schüttelte ungläubig lachend den Kopf. Meine Güte – Claudia kommt gerade zum zwölften Mal. Die kann die nächsten drei Tage bestimmt nicht mehr laufen. Karoline sah auf die Uhr. Gleich elf – drei Stunden jetzt schon. Wahnsinn! Mit Rüdiger hatte ich im besten Fall zwanzig Minuten. Dann hat er abgespritzt, dabei kurz gewinselt, hat sich von mir runtergerollt und spätestens nach fünf Minuten geschnarcht. Karoline überflog ihre Strichliste – exakt fünfzig! Die Tür öffnete sich und Konstantin trat ins Wohnzimmer. Seine Kleidung saß korrekt wie immer. Nur sein Gesicht glänzte leicht verschwitzt.

„Ich muß schon sagen: Deine Sklavin ist die beste, die ich seit langem hatte!“

„Danke sehr!“ Karoline versuchte huldvoll zu klingen.

„Ich fürchte, ich habe im Überschwang dann leider doch eine Regel verletzt – in ihrem Anus bin ich nämlich ohne Gummi gekommen. Tut mir wirklich leid! Wärst du mit dreihundert zusätzlich als Schadenersatz einverstanden?“

Im ersten Moment wolle Karoline ablehnen; der Anus sei im Preis inbegriffen – Claudia bezeichnete es immer als Genuß pur – die Vorschrift, ein Kondom zu verwenden, gelte nur für ihren Schoß. Aber dann dachte sie bei sich: Was soll’s – er hat Geld wie Heu, ich mußte ein Taxi bezahlen, und Claudia verbraucht Geld sowieso als wäre es Altpapier.

Also sagte sie nur „Einverstanden!“

„Angenehm! Vielen Dank!“ Konstantin zückte seine Brieftasche und zählte rasch dreizehn Hunderter ab. Er reichte Karoline das Geldbündel und sie legte es demonstrativ auf den Tisch vor sich, ohne nachzuzählen. Statt dessen nahm sie sein Mobiltelefon und gab es ihm zurück.

„Bitte! Kann ich dir ein Taxi rufen?“ fragte sie.

Konstantin lachte. „Nein, danke, ich parke gleich um die Ecke!“

Richtig - der Porsche!

„Sicher! Ich hoffe sehr, du warst mit ihren Diensten zufrieden.“

Konstantin nickte. „Außerordentlich zufrieden! Was dagegen, wenn ich wiederkäme?“

Karoline zuckte mit den Schultern. „Es ist mein Recht, sie zu vermieten. Es ist ihre Pflicht, sich dafür immer wieder neue Benutzer zu suchen.“ Sie lächelte zuckersüß. „Sie wird dich anrufen.“

„Rufen Sie nicht an – wir rufen Sie an?“ fragte Konstantin leise lächelnd.

„So in der Art, fürchte ich.“

Er lachte. „Schade. Aber wenn es so ist ... Dann darf ich mich verabschieden!“ Er faßte Karolines Hand und bot einen formvollendeten Handkuß. „Vielen Dank, gnädige Frau, daß Sie mir ihre Sklavin für einen sehr genußvollen Abend überlassen haben. Ich hoffe, ich kann mich Ihnen irgendwann einmal dafür erkenntlich zeigen.“

„Besitzen Sie denn einen hübschen, jungen Sklaven?“ fragte Karoline anzüglich.

„Wer weiß ...“ Konstantin zwinkerte ihr zu.

„Ich bringe dich zur Tür!“

„Danke, bemüh dich nicht. Ich kenne ja den Weg.“

 

Frühstück

„Danke!“ Claudia lächelte zu Karoline auf.

Die stellte die Kaffeetasse neben den Teller mit Spiegeleiern und strich ihrer Freundin sanft übers Haar. Spontan beugte sie sich zur ihr hinab und gab ihr einen Kuß auf die Wange. Durch den halb offenen Morgenmantel konnte sie die Striemen sehen, die quer über Claudias Brust und auch über ihren Bauch verliefen. „Meine Güte, hat der dich aber wirklich verprügelt!“ Es gelang ihr nicht, ihren besorgten Blick davon abzuwenden.

„Hey!“ Zärtlich faßte Claudia ihre Freundin unters Kinn und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. „Das geht schon in Ordnung. Glaub mir, ich hab’s genossen!“

Karoline lächelte unsicher. „Kannst du überhaupt noch sitzen?“

„Aber ja doch!“ Claudia zog Karo zu sich und gab ihr einen Kuß auf den Mund. „Er hat die Hiebe sehr geschickt verteilt. Er wußte mit der Peitsche umzugehen. Merkst du was?“

Fragend blickte Karoline sie an.

„Na – mein Mund; merkst du was?“

Karoline schüttelte verwundert den Kopf. „Äh ... Nein! Was soll ich merken?“

„Eben genau das – Nichts!“ Sie ließ Karoline los und wandte sich dem Frühstück zu. „Mädel – hab ich einen Hunger!“

Karoline setzte sich ihr gegenüber und sah zu, wie Claudia sich eine Gabel mit Spiegelei in den Mund schob. „Soll ich dir ein Brötchen buttern?“

„Mmmmh – du bist ein Schatz!“ seufzte Claudia mit halb vollem Mund. „Mit Orangenmarmelade, bitte!“

Karoline schnitt ein Brötchen auf, butterte eine Hälfte davon, bestrich sie dünn mit bitterer Orangenmarmelade und reichte sie über den Tisch. Claudia biß sofort gierig hinein und kaute mit wohlig geschlossenen Augen. „Mmmh – fast noch besser als wie der Typ mir gestern in den Mund gespritzt hat!“ rief sie amüsiert.

Karoline schüttelte lachend den Kopf. „Claudia, du bist echt pervers, weißt du das?“

„Und? Du hast doch selbst gesagt: Nichts! Es hat an meinem Mund keine Spuren hinterlassen.“ Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Es hat nur eine Erinnerung hinterlassen, ein Bild in meinem Kopf, weißt du.“

„Und was ... schmeckt so gut an diesem Bild?“

Claudia überlegte kauend eine Weile, bevor sie antwortete. „Schwer zu sagen. Es ist in dem Moment wie ein Rausch. Zuerst der Schmerz. Die Erniedrigung, wenn ein wildfremder Mann sich das Recht herausnimmt, dich zu schlagen. Und ihr beide merkt, wie es dich aufgeilt: Das gibt ihm erst die Macht über dich! Zum ersten Mal bin ich gekommen, als ich mir angeleint vor seinen Augen einen abfingern mußte.“

Karoline lachte leise. „Stimmt. Es war unüberhörbar.“

„Und dann ...“ Claudia lachte. „Dafür, daß er vergleichsweise schmächtig war, hatte er echt einen Riesenschwanz!“ Sie nahm eine Gabel vom Spiegelei. „Und er roch gut. Sehr gepflegt. Ein echter Gentleman, weißt du.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Noch dazu einer, der es versteht, eine im Grunde prüde und männerfeindliche Frau wie mich zu einem echten Tier zu machen. Nur noch Körper, weißt du ...“

Karoline verschluckte sich an ihrem Kaffee. „Claudia! Ich habe ja schon kapiert, daß Soziologen irgendwie schräg drauf sind, von wegen alles beschreiben - nichts werten. Aber du redest gerade über dich selbst wie ... wie ...“ Hilflos hob sie die Arme und ließ sie dann wieder sinken.

„Wie über ein Nutztier?“ fragte Claudia. „Ein Haustierchen?“

„Ja. Genau so. Das ist ... das ist ...“ Karoline suchte nach Worten

„Unerhört?“

„Ja. Unerhört. Das ist es: Unerhört!“

Nachdenklich rückte Claudia die Reste des Frühstückseis mit dem Rest des Marmeladenbrötchens auf ihre Gabel und schob sich dann Brötchen und Ei in den Mund.

„Und?“ fragte Karoline.

Claudia zuckte mit den Achseln. „Ja! Wenn es das ist, was du hören möchtest, dann kannst du es mit Fug und Recht so sehen.“ Mit einem Mal fixierte sie ihre Freundin scharf mit ihren fast schwarzen Augen. „Mach dir doch nichts vor, Karo. Wenn wir gefickt werden, sind wir Tiere. Das ist nicht Kultur, das ist nicht Kunst – das ist Natur. Wild und ungezähmt. Mal ehrlich, hast du deinen Rüdiger fallengelassen, weil er so nett, verständnisvoll und intelligent war – das war er wirklich”, fügte sie hinzu. „Und weil er absolut unpervers im Bett war?“

„Das ist überhaupt kein Vergleich!“ protestierte Karoline betroffen.

„Wieso nicht?“

„Rüdiger war ... er war ...“ Sie stockte. Was soll ich sagen?

„Er war was?“ fragte Claudia mit ungewohnter Schärfe in der Stimme. „Gescheit? Rücksichtsvoll? Ungefährlich? Gleichberechtigt?“ Sie senkte den Kopf, wie kurz vor einem Angriff. „Gleichberechtigt – ist es das? Und ungefährlich. Das ist es, richtig?“

„Er war ... angenehm!“ Karoline schluckte tapfer.

„Angenehm!“ Claudia lehnte sich zurück und lachte laut. „So angenehm, daß du ihm den Laufpaß gegeben hast?“

„So war es nicht. Wir haben ... wir haben uns eben auseinander entwickelt!“ verteidigte sich Karoline.

„Ach ja? Was soll das heißen, auseinanderentwickelt?“ Claudia sah sie an. „Hätte er von sich aus Schluß gemacht?“

Karoline schüttelte den Kopf. „Nein, vermutlich nicht,“ gab sie kleinlaut zu.

„Also hat er dich was? Bedroht? Genervt? Oder hat er dich einfach nur gelangweilt?“ Claudia sah sie prüfend an. Dann sprach sie weiter, diesmal wieder mit sanfter Stimme. „Ich meine – er war wirklich intelligent. Man konnte über alles mit ihm reden, er hörte zu, hatte seine eigenen Ansichten. Und er verstand es, zu argumentieren. Im Grunde wäre er ein idealer Chef oder Kollege.“ Sie ließ eine Sekunde verstreichen. „Also – warum hast du ihn trotzdem aufgegeben?“

Karoline schwieg. Was hätte sie antworten sollen? Daß Claudia recht hatte? Das Rüdiger sie am Ende nur noch gelangweilt hatte? Daß ihr Liebesleben ungefähr so leidenschaftlich war wie ein Wettlauf unter Faultieren?

Plötzlich sprang Claudia auf, machte ein paar schnelle Schritte in die Mitte des Wohnzimmers und warf ihren Morgenmantel ab. „Schau her!“ sagte sie. „Schau mich an!“ Sie hob die Arme und drehte sich mit Trippelschritten wie eine Ballerina zweimal um sich selbst. „Wie sehe ich aus!“

Karoline schluckte. „Wie ein Zebra!“ entfuhr es ihr spontan. „Oh bitte entschuldige!“ rief sie sofort. „Ich wollte dich wirklich nicht ...“