Mariannes Befreiung - Andreas M - E-Book

Mariannes Befreiung E-Book

Andreas M

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Gregor weiß nicht mehr weiter. Seine Ehe mit Elke hat sich zu einem grauen Alptraum entwickelt, aus dem er keinen Ausweg mehr findet. Gemeinsam mit den beiden Kindern und seiner Mutter fährt er zu einem Wander- und Reiturlaub in die Kützbühler Alpen. Vielleicht kann die Atmosphäre dort dazu beitragen, daß er und seine Frau wieder zueinanderfinden. Die Eltern der jungen Julia sind bodenständig genug, Julias Freund in den Urlaub mit einzuladen. Die beiden sollen dort eine schöne Zeit miteinander verbringen können. Daß die beiden schon intim miteinander sind, stört die Eltern nicht. Im Gegenteil. Doch auch eine junge Liebe kann kompliziert werden, wenn man einander zum ersten Mal seine intimsten Wünsche und Bedürfnisse offenbar. Erst recht, wenn diese unfreiwillig offenbart werden. Marianne und Rudolf müssen einspringen, als die Situation zwischen Elke und Gregor völlig entgleist. Aus anfänglicher Sympathie und einer zunächst unfreiwilligen Patenschaft für eine beinahe gescheiterte Ehe entwickelt sich dann aber allmählich eine Freundschaft, die über das Gewohnte hinausgeht. Was auch damit zusammenhängt, daß Elke eines Abends unglücklich mitten in eine Szene hineinplatzt, mit der sie zunächst nichts anfangen kann. Daß Kathrins geheimes Doppelleben ausgerechnet von Julia entdeckt wird, hat Kathrin jedoch ihrer impulsiven und manchmal etwas leichtsinnigen Art selbst zuzuschreiben. Doch aus der Begegnung zwischen Mädchen und Frau entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Und Kathrin wäre nicht Kathrin, würde sie nicht mit der ihr eigenen Unverschämtheit in Liebesdingen versuchen, Julia und Stefan zu einer Art der Liebe zu führen, die sie selbst ebenso wie ihre Mutter aus beiden Sichten kennt: Als schwärzesten Alptraum ebenso wie als beseligende Erfüllung. Und der Alptraum ist noch nicht völlig beendet. Dunkle Schatten legen sich über Marianne und Kathrin. Ihre einstige Peinigerin kann mit der Schuld nicht leben, die sie auf sich geladen hat. In ihrer Verzweiflung begibt sie sich in eine Situation, deren Folgen nicht absehbar sind. Rudolf sieht sich gezwungen, einzugreifen um das Schlimmste abzuwenden. Er sucht einen Ausweg aus der verfahrenen Situation und macht dazu den Beteiligten einen ebenso ungewöhnlichen wie unerhörten Vorschlag ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2017

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mariannes Befreiung

Fünf SM-erotische Liebesgeschichtenin sechs Farben

 

von

 

Andreas Marckwardt

 

 

Copyright (c) Januar 2016 by Andreas Marckwardt

E-Book

 

Mariannes Befreiung ©2020 Andreas Marckwardt, All rights reserved

Weitergabe, Veröffentlichung, Abdruck, Vervielfältigung oder die elektronische Speicherung bzw. Verarbeitung in elektronischen Datenbanken (auch auszugsweise) bedürfen der ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung des Autors.

 

Umschlagbild © 2020 Andreas Marckwardt und Sklavin kyra, All rights reserved

Weitergabe, Veröffentlichung, Abdruck, Vervielfältigung oder die elektronische Speicherung bzw. Verarbeitung in elektronischen Datenbanken (auch in abgeänderter Form oder Farbgebung) bedürfen der ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung des Künstlers und seines Modells.

 

Rev05_2023_Sep_14 (letzte Überarbeitung)

 

Impressum:

Mariannes Befreiung © Copyright by

Andreas Marckwardtc/o Block ServicesStuttgarter Str. 10670736 [email protected] Rechte vorbehalten.Tag der Veröffentlichung: 05-Jan-2016

 

Bitte erlaubt mir an dieser Stelle einen Hinweis in eigener Sache.

Wer eBooks unabhängiger Autoren „kostenfrei“ herunterlädt schädigt nicht Amazon oder Thalia oder sonst einen großen Verleger, sondern er schädigt vor allem und unmittelbar den Autor. Er nimmt fremdes Eigentum zum eigenen Nutzen an sich und macht sich dadurch im besten Sinne des Wortes zum Dieb.

Wer eBooks unabhängiger Autoren auf so genannten „Piratenplattformen“ zum kostenfreien Download anbietet, schädigt ebenfalls nicht Amazon oder Thalia oder sonst einen großen Verleger, sondern vor allem und unmittelbar den Autor. Er ist ganz sicher kein Kämpfer für die Freiheit des Wortes, schon gar nicht für die Freiheit der Autoren, sondern schlicht und ergreifend ein Dieb und Hehler, der sein Geschäft mit gestohlenen Gütern betreibt und so die Urheber der Werke um die Früchte ihrer Arbeit betrügt. Weil er selbst nicht fähig ist, mit Kreativität und Anstrengung ein eigenes Werk zustande zu bringen.

Du gibst 9 Euro aus für „einen doppelten, entkoffeinierten Mokkachino ohne Zucker mit fettarmer, laktosefreier Milch,“ der binnen Sekunden aus einer Patrone gepreßt und dir liebevoll und stilecht in einem Pappbecher vor die Nase geknallt wird, auf den immerhin dein Name gekritzelt wurde? Aber die gleichen 9 Euro für ein Buch, dessen Autor sich mehr als ein Jahr Arbeit damit gemacht hat, sind dir zu viel? Hoffentlich nicht!

Denn, um ein altes Sprichwort abzuwandeln:„Charakter ist eine Zier, doch es geht auch ohne ihr.“

Allen anderen wünscht der Autor ein ungetrübtes Lesevergnügen an einem ehrlich verfaßten und genau so ehrlich erworbenen Buch! :-)

Andreas Marckwardt

 

Inhalt

Inhalt

Prolog

Svenja wird vorgeführt

Gregor scheitert im Verkehr

Software und andere Probleme

Die Bittrichs im Heumaderhof

Die Hausbergers im Gruberhof

Eine Ehe auf den Felsen

Ungelöste Software-Probleme

Stefan wird entdeckt

Kathrin wird entdeckt

Kathrins Frei-Tag

Gregor und Elke

Rudolf und Marianne werden entdeckt

Josef Steiner in Not

Elke am Abgrund

Svenja wird verkauft

Julias Verführung

Svenjas neuer Besitzer

Stefans Verführung

Unter Männern

Unter Frauen

Selenas Erwachen

Der Mann und der Jüngling

Die junge Frau und das Mädchen

Mariannes Urteil

Böse Schwiegermutter

Junge Liebe, dunkelblau

Schwarze Bekenntnisse

Alte Liebe, dunkelblau

Gregor, Elke und die Ketten der Freiheit

Scham, Erniedrigung – und ein Plan

Der Tunnel

Das Rote Haus im Elsaß

Sechs Wochen

Epilog

Weitere Bücher von Andreas Marckwardt

 

 

 

Es war einmal, in einem Hochtal in Tirol ...

 

 

 

Prolog

Wer kennt nicht den leisen Schmerz, wenn man bei seiner Lektüre am Ende eines Buches angelangt ist. Man muß sich unweigerlich verabschieden von den Helden und Heldinnen, mit denen man gelitten, gefiebert, geweint und gelacht hat. Das Stück Lebensweg, das man gemeinsam gehen durfte, muß auf der letzten Seite enden. Selbst wenn sich dort ein märchenhaftes „für immer und ewig“ findet – als Leser wird man einfach nicht mehr Teil davon sein können. Der Alltag umfängt einen wieder, der Tagtraum muß enden. So geht es, wenn man ein Buch gelesen hat. Um so mehr empfindet man den Abschiedsschmerz, wenn man ein Buch geschrieben hat. Wie eine Mutter liebt man alle seine Kinder gleich – die Guten wie die Bösen. Nun sind sie erwachsen und müssen hinaus in die Welt.

Inspiriert von der persönlichen Geschichte eines uns sehr lieben Freundespaars, wünschte sich meine Frau von mir eine Geschichte, in der unsere eigene, dominant-submissive Spielart von BDSM einen maßgeblichen Anteil an der Neubelebung und Festigung einer etwas ermüdeten Ehe spielen sollte. Und vielleicht könne ich das ja auch gleich verquicken mit einer romantischen Liebesgeschichte ähnlich der, die wir beide vor langen Jahren erleben durften.

„Mariannes Tränen“ hat ein sehr lebhaftes und freundliches Echo gefunden hat, wofür ich mich gerne noch einmal bei meinen Leserinnen und Lesern bedanken möchte. Nachdem ich im Sommer 2015 noch einmal die Gelegenheit hatte, einige Orte und Personen wiederzusehen, die in der einen oder anderen Form Pate gestanden haben für die Orte und Personen aus „Mariannes Tränen,“ beschloß ich spontan, die neue Geschichte in der gleichen Umgebung spielen zu lassen. Und zugleich die Geschichte eigenständig aufzubauen, so daß man die Vorgeschichte nicht unbedingt kennen muß.

Also habe ich, dem Wunsch meiner Frau Folge leistend, zwei neue Paare eingeführt, deren Geschichte hier vor allem erzählt werden soll. Zugleich wollte ich die „alte Geschichte“ zu einem versöhnlichen Abschluß führen. Und mir selbst sowie auch den geneigten Leserinnen und Lesern dadurch auch ein Wiedersehen ermöglichen mit den Protagonisten einer Geschichte, in der das letzte Wort einfach noch nicht gesprochen war.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Zeit beim Lesen dieses Buches. Und hoffentlich mindestens so viel Freude daran, wie mir das Schreiben bereitet hat. Für die Tip- und Textverarbeitungsfehler, die mir bei der Durchsicht entgangen sind, bitte ich dabei um gnädige Nachsicht. Wenn Sie es möchten, kontaktieren Sie mich ruhig unter der E-Mail-Adresse im Impressum. Sagen Sie mir, ob und wie Ihnen die Geschichte gefallen hat. Freundliche und höfliche Anschriften beantworte ich gerne so rasch es mir möglich ist. Und für Hinweise bin ich immer dankbar.

Und natürlich würde ich mich sehr freuen über eine öffentliche Rezension. Das tut jeder Schreiber.

 

Andreas Marckwardt

 

Svenja wird vorgeführt

„Was hast Du vor?“ Kathrin schluckte. „Mit mir, meine ich?“

Leise glitt Konrads Limousine durch die Nacht in Richtung Innsbruck. Unter ihrem Mantel trug Kathrin nichts als ihre schweren Lederfesseln an Hals, Hand- und Fußgelenken. Er hatte ihr befohlen, sich vorzubereiten gemäß einer Einladung des „MC,“ der „Masters Club,“ der seine Räumlichkeiten in einem Teil des Innsbrucker Industriereviers hatte. Aber er hatte ihr nicht mitgeteilt, was er dort mit ihr vorhatte.

„Wir sehen uns die Sklavinnen-Versteigerung an. Zwei recht junge Frauen sollen heute auf den Block.“ Er lenkte den Wagen in die Abfahrt der Autobahn. „Anschließend sind vier Sklavenvorführungen geplant.“ Er lächelte sie an und legte seine Hand auf ihr Knie. „Du wirst als vierte präsentiert werden.“ Kathrins Hals war trocken. In ihrem Unterleib breitete sich die bekannte Mischung aus Angst und Erregung aus, die sie gleichermaßen fürchtete wie liebte.

„Wie willst du …“

„Ah-ah-ah! Wie heißt das?“ fiel Konrad ihr sanft ins Wort.

„Wie wollt Ihr Eure Sklavin präsentieren?“ fragte Kathrin mit zitternder Stimme.

„Hündchen-Dressur,“ antwortete er knapp und hielt dabei vor einer Verkehrsampel. Während sie standen, prüfte er im Rückspiegel den korrekten Sitz seiner Krawatte. „Wir werden den Damen und Herren zeigen, wie man mit Leine und Hundepeitsche aus einer erwachsenen Frau ein korrekt dressiertes Hündchen macht, das auf Kommando bellt, apportiert, seinen Durst aus dem Napf löscht, kleine Kunststückchen vorführt, auf Kommando Pfötchen gibt – du kennst das ja.“ Er grinste süffisant.

„Damen auch?“ fragte sie leise. „Gemischtes Publikum, mein Gebieter?“

Konrad nickte. Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. „Allerdings!“ bestätigte er. „Aber hab bitte keine Angst, es ist kein offener Abend. Kein Sklave untersteht einem anderen Befehl als dem seines rechtmäßigen Besitzers.“ Er sah sie ernst an, und ihr wurde warm bei seinem Blick. „Und ich würde dich auch dann nicht ausliefern. Niemandem! Nie mehr! So lautet mein Versprechen, und so werde ich es halten.“

Sie faßte seine Hand und küßte sie. „Danke mein Gebieter,“ sagte sie leise. „Ich vertraue Euch und werde Euch nicht enttäuschen!“

Er fuhr einen Parkplatz an, und sie sah die dezente, violette Neonreklame. Hier hatte sie schon häufiger für ihn gelitten. Früher hatte er sie sogar gelegentlich eingetauscht gegen andere Sklavinnen, und sie mußte dann deren Herren oder Herrinnen so lange gefügig sein, bis er zufrieden war. Aber seit sie sich unter Svenjas Autorität zwei Herren hatte ausliefern müssen, die sie äußerst brutal behandelt hatten, ertrug sie fremde Berührungen nicht mehr, mochte anderen Herren noch nicht einmal mehr die Hand reichen, wenn sie Fesseln trug. Und allein der Gedanke, sich nochmal einer Frau unterwerfen zu müssen, löste in ihrem Kopf ein panisches Feuerwerk aus. Nein, sie schüttelte den Kopf, niemals wieder werde ich mich von jemand anderem schlagen oder erniedrigen lassen als von meinem Konrad. So hatten sie es einander versprochen, vor einem Jahr, als sie zitternd vor Entsetzen in seinen Armen zusammengebrochen war. Auch die Rollen hatten sie seither nicht mehr vertauscht, wie das früher noch ihr Spiel gewesen war. Seit diesem Tag war sie nur noch seine Sklavin. Und nichts anderes wollte sie mehr sein. Nur seine Sklavin. Von ihm erniedrigt, geschlagen und beschützt. Vor allem anderen jedoch: geliebt. Sie wußte, er liebte sie. Und sie selbst liebte ihn vollkommen, mit jeder Faser ihres Herzens.

Das allerdings sehr bange pochte, als er ihr die weiße Maske aufsetzte, die sie an diesem Abend als Sklavin ausweisen würde. Während er sich die schwarze Maske eines Herrn vor die Augen band. Er hieß sie aussteigen. Noch auf dem Parkplatz schloß er ihre Hände auf dem Rücken zusammen, so daß sie ihren nackten Leib nicht mehr schützen konnte. Er würde ihr einziger Schutz sein. Sie vertraute ihm, folgte brav dem Zug seiner Leine zum Eingang, wo er sich gegenüber einem Tier von Wächter als eingetragenes Mitglied auswies. Eine dunkle Schwüle empfing sie beim Eintritt. Nur das Licht war kalt. Monotone Klänge dröhnten aus der Tiefe des Kellers, in den sie hinabstiegen. Wo ein seltsames Auditorium sie erwartete: Bequeme Sessel waren in Kreisbögen aufgestellt, die hinteren Reihen gegenüber den vorderen erhöht, wie in einem Theater. Konrad zog seine Sklavin zu einem Platz in der ersten Reihe – sein Rang als VIP des Clubs berechtigte ihn dazu. Während er es sich in einem Sessel bequem machte, nahm sie, wie bereits andere Sklavinnen und Sklaven es getan hatte, ihre Position auf einer dicken, weichen Decke zu Füßen ihres Gebieters ein. Dort harrte sie angebunden der Dinge, die da kommen sollten.

Sie waren gerade rechtzeitig eingetroffen. Kaum daß sie saßen und Konrad von einem jungen Sklaven mit einem Glas Wasser bedient worden war, verklang die Musik, und unter Applaus der anwesenden Herrschaften betrat ein rot maskierter Zeremonienmeister die Bühne. Ein Sklave folgte ihm, der zwei junge Frauen an der Leine hinter sich herzog. Die beiden Frauen waren nicht maskiert. Angst und Schrecken standen der einen ins Gesicht geschrieben; die andere wirkte kühl und hoheitlich.

„Verehrte Damen, verehrte Herren,“ erhob der Zeremonienmeister seine Stimme. Augenblicklich wurde es still im Saal. „Ich darf sie recht herzlich zur heutigen Soirée begrüßen, die wir gleich mit der Versteigerung zweier frisch rekrutierter, äußerst ansprechender Sklavinnen beginnen möchten. Anschließend werden wir das Vergnügen haben, vier exquisiten Vorführungen beizuwohnen. Der junge Meister Alexander wird uns die Dressurerfolge an seiner Ehesklavin demonstrieren, die auf den schönen Namen Papillon hört. Danach wird uns die geschätzte Lady Weya Teilhabe gewähren an einer amüsanten Dressur mit drei Sklaven.

Gefolgt von einer Demonstration mit Fremdbenutzung …“ ein hörbares Raunen ging durch den Raum. Kathrin blickte ängstlich auf zu ihrem Herrn. Konrad wirkte einen kurzen Moment lang angespannt. Dann lächelte er und streichelte sanft ihren Kopf. Ergeben schmiegte sie ihr kleines Gesichtchen in seine Hand, küßte seine Handflächen und schloß für einen Moment die Augen. Als sie ihren Blick wieder zur Bühne richtete, tauschte er einen unverkennbar verärgerten Blick mit seinem Nachbarn: Damit hatte er nicht gerechnet. Fremdbenutzungen mußten normalerweise mit dem Programm vorangekündigt werden. Auch sein Nachbar wirkte leicht alarmiert. Das Weib zu seinen Füßen verriet jedoch mit keiner Geste, was in ihr vorging.

„Ich bitte um Ruhe, verehrte Herrschaften! Die betroffenen Benutzer der Sklavin Selena wurden in diesem Fall von ihrem Herrn Caius bereits lange vor dem heutigen Abend ausgewählt und halten sich hinter der Bühne bereit. Es ist also keine öffentliche, sondern eine geschlossene Fremdbenutzung. Genau gesagt: Eine Extrembenutzung. Niemand wird Sie mit dem Gebrauch der Sklavin behelligen; bitte lehnen Sie sich einfach zurück und genießen Sie die Darbietung.“

Die Ankündigung führte zu allgemeinem Raunen und zu kurzen, leisen Wortwechsel benachbarter Herrn. Jedoch kehrte auf ein Zeichen des Zeremonienmeisters sofort wieder Ruhe ein.

„Abschließend wird unser Meister Coriolan die Künste seiner Hündin Canice vorführen …“ In Kathrins Leib begann es augenblicklich zu fließen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Er würde seine Ankündigung wahr machen: Eine öffentliche Hündinnen-Vorführung! Womöglich würde er sie sogar vor allen Zuschauern ihr Geschäft verrichten heißen. Unwillkürlich machten sich ihre Augen auf die Suche nach einer sandgefüllten Schüssel. Wenigstens trug er nicht diese unsägliche Uniform, mit Schirmmütze, Reithosen, den hohen, schwarzen Stiefeln und schwarzen Rauten am Revers. Die Einladung hatte zum Glück nur Abendgarderobe vorgegeben für die Herrschaften, angeleint für die Sklaven.

„… kommen wir also zum ersten Punkt des heutigen Abends,“ die Stimme des Zeremonienmeisters riß sie zurück in die Realität, „der Versteigerung zweier Damen in die Sklaverei. Unser erstes Angebot ist die rotblonde Karoline!“ Auf seinen Wink zog der maskierte Sklave die erkennbar noch sehr junge Frau vorwärts, nötigte sie dazu, auf ein Podest zu steigen und dort niederzuknien; mit weit geöffneten Schenkeln, damit alle Anwesenden ihre rosige, sauber rasierte Scham sehen konnten.

„Karoline ist Studentin der Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Gesellschaftsrecht. Ihre Masterarbeit mit dem Thema Vorsätzliche Hürden der Gleichberechtigung – über die legalisierte Diskriminierung von Frauen in Industrie und Gesellschaft …“

Weiter kam er nicht. Ein verhaltenes Gelächter ging durch den Raum. Auch der Conférencier konnte sich eines Schmunzelns nicht enthalten, bevor er wieder zu Disziplin aufrief und fortfuhr.

„Ihre Masterarbeit,“ fuhr er fort, „wurde vom Lehrstuhl als nicht ausreichend zurückgewiesen …“ Ein höhnisches Oh-je! im Publikum war die Folge dieser Eröffnung. „Und da sie ihr Studium mit Kredit finanziert hatte, befindet sie sich nun in gewissen Nöten. Mit nur einem Bachelor als Abschluß wird sie keine angemessen entlohnte Anstellung finden können. Lediglich dienende Tätigkeiten und Zuarbeiten für wirklich diplomierte Juristen würden ihr möglich sein. Nun ja, unser Haus wird ihr ebenfalls die Gelegenheit geben, zu dienen. Allerdings besser entlohnt. Und sie wird dabei sogar mit ihrem hübschen Kopf arbeiten dürfen …“

Erneut ging kurzes Gelächter durch den Raum. Die junge Frau auf der Empore hatte mittlerweile einen hochroten Kopf und hielt die Augen angestrengt geschlossen.

„Ein neuer Kredit wird ihr mit einer verpatzten Prüfung kaum gewährt werden. Also benötigt sie dreißigtausend Euro, zur Deckung aufgelaufener Verbindlichkeiten und um einen neuen Anlauf auf ihren Master wagen zu können. Daraus ergibt sich auch das Mindestgebot von dreißigtausend – nach den Regeln unseres Kreises würde der Käufer damit für sechs Monate die uneingeschränkten Rechte über sie erwerben. Sie hat jedoch wie üblich bereits im Vorfeld einer Verlängerung ihres Standes als Sklavin um je einen Monat pro fünftausend Gebot zugestimmt – es liegt also allein an Ihnen und Ihrer Großzügigkeit, wie lange sie sich der Dressur dieses Weibes widmen und sich anschließend an den Erfolgen werden erfreuen können!“ Er wies mit großzügiger Geste ins Publikum.

„Das Angebot richtet sich auf Wunsch Karolines ausschließlich an interessierte Herren. Ich eröffne also hiermit die Versteigerung. Gefordert sind dreißigtausend für sechs Monate. Wer bietet dreißigtausend?“

„Hier!“ rief prompt jemand zur Antwort. Karoline öffnete die Augen und versuchte, den Bieter ausfindig zu machen.

„Fünfunddreißig!“ erfolgte sofort ein Gegenangebot.

„Vierzig!“

„Fünfundvierzig!“ Mit schreckerfülltem Blick folgte Karolines Blick den Rufen.

„Fünfzig!“ rief ein Bieter. „Ach was,“ korrigierte er sich: „Sechzig!“

Ein kurzer Applaus beantwortete dieses großzügige Angebot.

„Bietet noch jemand mehr?“ fragte der Zeremonienmeister und blickte in die Runde. Doch es wurde kein weiteres Gebot mehr abgegeben. „Gut!“ rief er. „Dann steht das Gebot bei sechzigtausend für die Rechte auf ein Jahr, zum Ersten … zum Zweiten … und zum – Dritten! Karoline ist verkauft an den Herrn in der dritten Reihe um sechzigtausend für ein Jahr. Würden Sie sich bitte nach vorne bemühen, verehrter Herr?“

Unter Applaus erhob sich ein großer, noch recht junger Mann und begab sich zur Bühne. Karoline mußte ihren Podest verlassen, aber nur um gleich darauf vor ihrem neuen Besitzer auf die Knie gezwungen zu werden. Unter seinem Anzug war ein Corpsburschen-Band sichtbar.

„Ich gratuliere dem Herrn zum Erwerb dieser außerordentlich hübschen, kleinen Sklavin! Ich bin sicher, Sie werden viel Freude an ihr haben!“ richtete der Zeremonienmeister das Wort an den Herrn.

„Oh, da bin ich mir sicher!“ Er schaute auf das vor ihm kniende, junge Weib. „Wir waren bisher nur Kommilitonen. Allerdings verfüge ich von Hause aus über etwas andere Mittel …“

Karoline sah erschrocken auf zu ihrem Käufer.

„Und jetzt,“ er beugte sich zu ihr und streichelte ihr sanft über das rotblonde Haar, „jetzt, mein Täubchen, gehörst du mir!“

Unter der schwarzen Maske sah Karoline seine dunklen Augen aufblitzen.

„Na, dann steht dem nunmehr uneingeschränkten Vergnügen doch wirklich nichts mehr im Weg!“ rief der Conférencier sichtlich vergnügt. „Dann fügt sich das alles doch wunderbar. Ich überantworte Ihnen also hiermit unsere kleine Karoline.“ Der Zeremonienmeister übergab dem Käufer das Ende der Führleine. „Sie haben damit alle Rechte über die Sklavin erworben. Wollen Sie sie als ihren Besitz annehmen, gut für sie sorgen, sie gewissenhaft abrichten, ihre Gesundheit schützen – und uns gelegentlich an den Erfolgen ihrer Dressur teilhaben lassen?“

„Ja, ich will!“ beantwortete der Herr die Frage.

„Und du, Karoline, willst du deinen Käufer als deinen Herrn und Besitzer anerkennen, ihm deine Freiheit sowie alle Rechte über dich und deinen Leib übergeben, einschließlich des Rechts, dich zum Zweck der Dressur, der Gehorsamsbildung oder einfach nur weil es ihm gefällt zu züchtigen, so lange und so streng es ihm angemessen erscheint? Und selbstverständlich auch das Recht, dich jederzeit und auf jede Weise zu seiner Befriedigung zu benutzen, wenn es ihm nur gefällt?“

Die junge Frau zögerte einen Moment. Dann nickte sie. „Ja, ich will!“ antwortete sie laut, aber mit zitternder Stimme.

„Gut, dann ist der Kauf beschlossen. Karoline ist nun Ihr nachweisliches Eigentum für ein Jahr. Ich wünsche viel Erfolg bei ihrer Abrichtung sowie uneingeschränkte Freude an ihrem Gebrauch!“

Unter erneutem Applaus führte der junge Herr seine Neuerwerbung zu seinem Sessel, wies ihr den Platz zu seinen Füßen zu und legte ihr eine weiße Maske über das Gesicht. Ihr Brustkorb hob und senkte sich sichtbar unter ihrem heftigen Atem.

 

„Kommen wir zum zweiten Verkauf an diesem Abend!“ rief der Conférencier.

„Claudia ist eine promovierte Soziologin, derzeit jedoch ohne Anstellung und infolgedessen leider auch ohne ausreichende Mittel, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“

Die zweite Frau mußte den Podest besteigen und sich zur Schau stellen. Sie war vielleicht Mitte dreißig, von schlankem Wuchs und wenig üppig ausgestattet. Doch sie hatte einen sinnlichen Mund und große, dunkelbraune Augen, mit denen sie ohne Angst in die Runde schaute. Das schwarze Haar trug sie kinnlang.

„Claudia weiß genau, was sie verkauft,“ fuhr der Zeremonienmeister fort. „Sie war bereits während ihres Studiums drei Jahre lang die Sklavin einer Herrin, und sie steht interessierten Herren wie Damen gleichermaßen zum Angebot. Selbstverständlich ist sie bereits hinreichend dressiert und wird ihre neue Rolle mit nur wenig Eingewöhnung in die Wünsche und Gewohnheiten ihrer neuen Herrschaft übernehmen können. Claudia hat kein Mindestgebot ausgerufen, da sich ihre Verbindlichkeiten momentan noch unter der Schwelle eines Monatssoldes belaufen. Die Höchstdauer ihrer Dienstverpflichtung ist auch hier unbestimmt und hängt allein vom Gebot ihres Käufers ab!“

Nach lebhaftem Gebot wurde Claudia für fünfundvierzigtausend Euro auf neun Monate von einem schweren, graumelierten Herrn mit unübersehbarem Bauch käuflich erworben und unterwarf sich ihm noch auf der Bühne mit Fußkuß. Eine Geste, die von den Anwesenden mit anerkennendem Applaus gewürdigt wurde.

 

***

 

Damit war die Sklavenauktion beendet, und der Conférencier kündigte die erste Vorführung an. Ein großgewachsener, schlanker Herr mit ausgeprägter Glatze über seiner Maske betrat die Bühne, gefolgt von einer hübschen, kleinen Sklavin mit langem, braunem Haar. Sie selbst trug keine Maske, so daß man ihre taubenblauen, angsterfüllten Augen sehen konnte. Als sie vor ihm niederkniete, um ihm einen lange, schwarze Peitsche zu reichen, kam bereits der erste Applaus auf. Zum einen wirkte die Geste vollkommen glaubhaft und demütig. Und zweitens wurde dabei ein wunderschönes Tattoo auf ihrem Rücken sichtbar: Ein Schmetterling, der ihren ganzen Rücken bedeckte und in den schönsten Farben leuchtete. Die Vorführung selbst währte nur knapp eine Viertelstunde. Der Herr kettete seine Sklavin hoch an, so daß sie auf ihren kleinen Füßen gerade noch stehen konnte. Dann peitschte er sie ohne Auftakt recht streng, was den Anwesenden erneut Applaus abnötigte, ertrug sie diese Tortur doch ohne einen einzigen Schmerzenslaut. Die Schreie, die ihrem Mund entfuhren, waren tonlos. Still und ergeben ertrug sie die Auspeitschung so lange, bis ihre Knie zitterten und er sie losmachte. Augenblicklich sank sie vor ihm auf die Knie, öffnete seine Hose, befreite sein ordentlich angeschwollenes Geschlecht und führte es ansatzlos so tief in ihre Kehle, daß ihre Nase sich in seinem Schamhaar vergrub. Auf diese Weise begann sie, ihren Peiniger mit dem Mund zu bedienen. Und erneut verrichtete sie ihren Dienst leise, ohne auch nur zu zucken, wenn er in ihre Kehle stieß. Sie hielt die Hände auch dann hinter ihrem Rücken und deutete nicht die mindeste Abwehr an, als er ihren Kopf in seine Hände nahm, sein Glied mehrmals bis zum Anschlag in ihre Kehle rammte und dabei laut aufstöhnte. Tränen liefen über ihre Wangen. Alles an ihr schien vollendeter Gehorsam. Lauter Applaus brandete auf. Meister Alexander bedeutete seiner Sklavin, ihn aus ihrem Mund zu entlassen. Und während er sich höflich vor dem Publikum verbeugte, küßte sie hingebungsvoll seine Hand, hob die Peitsche auf und verharrte kniend mit gesenktem Kopf, bis er ihr mit einem Fingerzeig befahl, hinter ihm die Bühne zu verlassen.

Kathrin hatte aufmerksam zugesehen. Sie liebte die kleine Papillon augenblicklich. Wegen ihres so makellosen Gehorsams und der unerschütterlichen Demut, mit der sie in der Tat so zart und leise wie ein Schmetterling allen Wünschen ihres Herrn gefolgt war. Hoffentlich würde es ihr selbst auch gelingen, bei ihrer Vorführung die zu erwartenden Erniedrigungen mit der gleichen Würde und Demut zu ertragen und ihren Herrn damit ebenso stolz zu machen.

Die zweite Vorführung dagegen wirkte auf sie eher grob und nur wenig inspirierend. Lady Weya war eine fast eins-neunzig große Herrin mit langem, feuerrot gefärbtem Haar, an dessen Ansätzen es jedoch bereits grau schimmerte. Ihre Drei-Sklaven-Nummer war angelegt im Stil einer Pferdedressur im Zirkus – etwas, worin Kathrin und Konrad schon immer den geeigneten Zeitpunkt gesehen hatten, entweder das Programm zu wechseln oder doch wenigsten zur Toilette oder zum Kühlschrank zu gehen. Wenn sonst nichts rechtes im Fernsehen kam. Besonders störend empfand Kathrin die schneidende, viel zu laute Stimme der Lady. Aber den Sklaven schien es zu gefallen. Sie konnte sehen, wie ihre Augen unter den Masken glänzten. Und der Sklave eines Herrn drei Plätze weiter hatte beim Betrachten des kleinen Sklavenzirkus mittlerweile eine Erektion bekommen, so mächtig, daß sie nachgerade schmerzhaft sein mußte. Höhepunkt der Show war eine Situation, in welcher der muskulöseste und schönste der drei Sklaven – Kathrin mußte unwillkürlich an Waldi denken – von einem Gefährten oral benutzt wurde, während der andere ihn sodomierte. Die beiden gingen dabei so lange und mit so unglaublicher Brutalität auf ihren Leidensgenossen los, bis Lady Weya laut „Aus!“ schrie und wahllos mit der Peitsche auf die drei eindrosch, bis sie schließlich voneinander abließen. Damit war die Show beendet, und Lady Weya verließ mit ihren drei Anhängseln unter höflichem Applaus die Bühne.

Die Vorbereitungen zum dritten Teil verhießen dann aber wirklich eine harte Vorführung. Zwei zierliche Sklavinnen mühten sich damit ab, ein fast zwei Quadratmeter großes Podest mit Rollen darunter auf die Bühne zu schleppen. Auf dem Podest stand nur ein grober Holzpfosten, vielleicht achtzig Zentimeter hoch, mit einer kurzen, gepolsterten Quer-Verbreiterung obenauf, sowie allerhand Fesselösen an den Seiten.

Als die Sklavin Selena hereingeführt wurde, stockte Kathrin der Atem. Eine nackte, über eins-achtzig große Frau schwebte auf High Heels mit vollendeter Eleganz auf die Bühne, wo sie sich gut einen halben Meter vor dem Pfosten mit weit gespreizten Füßen aufstellte. Die beiden Sklavenmädchen beeilten sich, ihre Füße in dieser Position am Boden des Podests fest zu ketten. Darauf beugte sich die Sklavin vor und bettete ihre Brust auf den Querbalken, so daß ihr Kopf überstand. Die Mädchen hielten sie dabei an ihrer blonden Mähne, damit sie nicht auf ihre Haare zu liegen kam. Nachdem Hals und Arme an den Pfosten gekettet waren und sie dadurch ihre angestrengte Position beizubehalten gezwungen war, konnten die anwesenden Herrschaften die gewaltigen Silikon-Brüste unter ihrem Körper hängen sehen. Ihre Rippen zeichneten sich ab, die Grube zwischen ihrem Brustkorb und den straffen Bauchmuskeln, man konnte ihren Atem gehen sehen. Details, die dem Bild der angeketteten Frau etwas Animalisches verliehen. Sie wirkte in dieser Haltung nicht mehr wie ein Mensch, sondern wie ein angekettetes, weibliches Tier, dessen Körper auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert war, was andere bestimmen würden.

Mit wachsender Panik blickte Kathrin auf zu ihrem Herrn. Konrads Kiefer mahlten angestrengt. Sie sah, wie er die Hände in die Polster des Sessels krallte. Auch er hatte sie also erkannt, so gut konnten die knappen Masken ein wohlbekanntes Gesicht auf der Bühne nicht verbergen. Da vorne auf der Bühne war gerade Svenja angekettet worden – seine eigene Mutter. Und zugleich die Zuhälterin, die seine geliebte Ehefrau einmal der erzwungenen Prostitution als Sklavin ausgeliefert hatte. Der Herr und Meister, der daneben stand und die Vorbereitungen überwachte, war niemand anderes als Josef Steiner, seit Jahren geachteter Bürgermeister ihrer Gemeinde. Der wiederum einer der zahlenden Vergewaltiger von Kathrins Mutter und Konrads Schwiegermutter gewesen war.

Kaum daß Svenja angekettet war, gab Steiner dem Zeremonienmeister ein Handzeichen. Augenblicklich ertönte eine Art Musik, ein tiefer Baß, der sein hartes Stakkato zu einsetzendem Techno-Gewitter hämmerte. Da riß der Bürgermeister Svenja die Maske vom Gesicht. Augenblicklich sprangen zwei Herren auf die Bühne, die erhobenen Glieder schon aus ihren Beinkleidern befreit, und drangen ohne zu zögern in ihr angekettetes Opfer ein; einer tief in ihren gespreizten Schoß, der andere in ihren wehrlosen Mund. Und sie fickten ihr Opfer hart, unglaublich hart! Steiner schlang einen Ledergurt um Svenjas Hüften, damit der Herr hinter ihr sie bequem daran festhalten konnte, während er ihre Vulva pfählte. Der zweite griff mit beiden Händen in ihre Mähne und zwang ihr sein Glied so tief in den Rachen, daß sie sich würgend aufbäumte und ihre Ketten spannte, während sie verzweifelt nach Luft rang. An ihrem Hals traten die Adern vor, das Gesicht war verzerrt, die Augen in heller Panik aufgerissen. Daß Steiner nun damit begann, sie ebenso regelmäßig wie lieblos mit einer Riemenpeitsche zu schlagen, ging in der Szene beinahe unter. Nach kaum einer Minute lief die Saliva aus ihrem gestopften Maul und tropfte lange Fäden ziehend vor ihr auf den Boden.

Kathrin war entsetzt. Die Szene erinnerte sie fatal an die Folter, der Svenja sie selbst vor gerade mal einem Jahr unterworfen hatte. Erst als es an ihrer Leine ruckte, bemerkte sie, daß Konrad aufgestanden war. Er stand regungslos da und starrte unverwandt auf die Folterung seiner Mutter. Aber nur so lange, bis auch Kathrin sich aufgerichtet hatte. Dem Röhren nach zu urteilen, das seinem Hals entfuhr, war einer der Beschäler gerade in ihrem Leib gekommen. Nur um sofort von einem anderen Mann ersetzt zu werden, der sein Gemächt ebenso ungnädig und brutal in das hilflos sich windende Opfer rammte wie sein Vorgänger. Svenjas Beine begannen bereits, unter der angestrengt gespreizten Position zu zittern. Begeisterter Applaus brandete auf: Das war kein devoter oder gar liebevoller Sex, das war eine echte Benutzung. Ohne jede Spur von Romantik oder gar Rücksichtnahme. Diese Frau wurde gerade auf offener Bühne bis an die Grenze der Bewußtlosigkeit vergewaltigt – und hatte sich diesem Mißbrauch freiwillig unterworfen. Konrad wandte sich zum Gehen und zog Kathrin beinahe brutal an der Leine hinter sich her. Für den fragenden Blick des Zeremonienmeisters hatte er nur ein knappes, angewidertes Kopfschütteln übrig. Dann verließen die beiden den Ort des Geschehens. Kurz bevor der zweite Mann lautstark in Svenjas Rachen kam, nur um ebenfalls postwendend durch einen anderen Beschäler ersetzt zu werden.

 

***

 

„Konrad, ich bitte dich, fahr langsam!“ rief Kathrin irgendwann ängstlich.

Woraufhin Konrad voll in die Bremsen stieg und den Wagen mit heulenden Reifen mitten auf der nächtlichen Landstraße zum stehen brachte. Besorgt wandte sich Kathrin um und schaute durch das Heckfenster.

„Bitte, du kannst doch hier nicht so stehen bleiben!“

Langsam ließ Konrad den Wagen wieder anrollen. Sein Atem ging heftig und sein Blick war stier. Die Knöchel an seinen Händen traten weiß hervor, so fest umklammerte er das Lenkrad. „Da vorne ist eine Bushaltestelle,“ stöhnte er endlich und fuhr von der Straße.

Kathrin schaute ihren Mann besorgt an, legte die Hand auf seinen Arm. Dabei bemerkten beide, daß sie immer noch die schwere Lederfessel trug. Mit Bewegungen wie in Trance befreite Konrad sie davon. Auch die an der anderen Hand machte er los. Er schaute auf das Halsband, doch er kam nicht mehr dazu, es zu lösen. Unvermittelt riß er die Wagentür auf, stürzte nach draußen und rannte hinter den Wagen. Sekunden später hörte Kathrin sein lautes Würgen. Sie befreite sich selbst von ihrem Halsband und wollte ihm nach, aber da kam er schon wieder mit schwankenden Schritten zurück zum Wagen und stieg ein. Die Tür ließ er offen stehen. Sein Körper bäumte sich immer noch auf unter dem Reflex, den er versuchte auszuhecheln. Ein übler Geruch entkam dabei seinem Mund. Kathrin zog die Wasserflasche aus dem Halter, schraubte die Kappe ab und bot ihm zu trinken an. Mit einem heiseren „Danke!“ setzte er die Flasche an und nahm einen tiefen Zug. Er mußte laut aufstoßen und konnte dabei nur mühsam verhindern, sich nicht sofort wieder zu übergeben.

„Svenja! Oh Gott!“ flüsterte er und schüttelte dabei angestrengt den Kopf.

„Konrad, bitte!“ Kathrin stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. „Bitte, egal wie abstoßend das gerade war – sie wollte das doch freiwillig! Es war doch ihr Auftritt!“

„Das macht es nur noch schlimmer,“ stöhnte Konrad und schlug die Hände vors Gesicht.

„Ist es, weil … Ist es, weil sie deine … deine Mutter ist?“ fragte Kathrin vorsichtig.

Konrad rieb sich angestrengt das Gesicht, wischte sich Stirn und Mund ab und besah dann hilflos seine beschmierten Hände. Kathrin reichte ihm ein Papiertaschentuch. Er nickte mehrmals, während er sich die Finger abwischte, sagte aber kein Wort.

„Konrad, sie … sie …“ Kathrin suchte nach Worten. Aber was hätte sie ihm sagen sollen? Daß es doch nur gerecht sei, wenn diese Frau auf die gleiche Weise leiden müsse, zu der sie selbst Kathrin und ihre Mutter vor gerade mal einem Jahr genötigt hatte? Daß Konrad sich danach selbst von seiner Mutter losgesagt hatte, damals? Nein, das ginge nicht. Sie wußte instinktiv, daß es für solch eine Bemerkung mehr als nur der falsche Moment wäre.

„Kathrin,“ flüsterte er, „ich kann mir denken, was du jetzt sagen willst. Aber es ist …“ Er stockte, atmete tief durch. „Es ist … ich … ich hätte nie gedacht, daß sie … immer noch …“ Er ließ den Satz unvollendet.

Es war auch gar nicht nötig. Kathrin nickte. „Ich weiß,“ sagte sie leise. „Ich weiß!“

Konrad zog langsam die Tür wieder ins Schloß. Bevor ihm die Tränen die Wangen herunterliefen, es endlich aus ihm herausbrach und er laut schluchzend die Hände vors Gesicht schlug. „Mutter!“ rief er leise. „Mama! … Oh Gott!“

Kathrin löste sich aus dem Gurt, um sich weiter zu ihm hinüber beugen zu können, wurde aber von der breiten Mittelkonsole des Wagens daran gehindert, ihren Mann in den Arm zu nehmen. Sanft strich sie ihm statt dessen übers Haar. „Ach Konrad!“ rief sie leise. „Konrad, es war doch nur eine SM-Session,“ sagte sie schließlich. „Mein Gott, da haben wir beide doch schon ganz andere Sachen gemacht. Hat sie …“ Kathrin zögerte. „Hat sie denn kein … kein Recht darauf, sich auf … sich auch und eben auf ihre Weise auszutoben?“ Ihre Stimme kam leise. Unsicherheit schwang darin mit.

Konrad nahm die Hände vom Gesicht, schniefte und wischte sich den Rotz ab. Dann mußte er lachen. Doch sein Lachen war bitter und voller Schmerz. Mit bangem Blick gab Kathrin ihm ein zweites Papiertaschentuch, damit er sich die Hände abwischen konnte. Er ließ das Fenster herunter und warf die benutzten Taschentücher achtlos nach draußen. Mit leisem Sirren fuhr die Scheibe wieder hoch. „Es war … es wirkte … wie soll ich sagen …“ Angestrengt blickte er durch die Windschutzscheibe in den Scheinwerferkegel vorm Auto. „Ja,“ sagte er schließlich, “ja, es wirkte zerstörerisch. Das war kein SM, das war … das war …“ Aber ihm fiel offenbar kein Ausdruck dafür ein.

„Konny!“ rief Kathrin ihn zärtlich. „Überleg doch bitte mal – was haben wir beide denn schon so alles getrieben. Und? Sieh mich an, wirke ich irgendwie … wirke ich zerstört?“ Und als er nicht antwortete, fragte sie nochmal: „Denk allein mal an die Sache, wo ich an einen Pfosten gekettet von wer weiß wie vielen Männern angespritzt wurde – hat mich das zerstört?“ Sie rüttelte sanft an seinem Arm, als wolle sie ihn aus einem Traum wecken. „Oder was die Typen mit mir angestellt haben, wenn du einen Sklavinnen-Tausch wolltest? Konny, das ist doch nur SM. Das, was wir beide auf unsere Weise doch auch machen, seit wir zusammen sind. Das ist doch nur SM, das ist doch gar nicht … richtig!“ rief sie leise.

Konrad nickte. „Ich weiß,“ sagte er tonlos. „Ich weiß. Und doch …“

Er ließ den Motor wieder an und fuhr los. Diesmal sehr viel vorsichtiger und sanfter als seit dem Start vom Parkplatz in Innsbruck. Ruhig und gesittet fuhr er das letzte Stück nach Hause. Doch er redete kein einziges Wort mehr auf der ganzen Strecke. Und Kathrin war sogar ein wenig froh darum. Denn sie glaubte die eigenen Antworten ja selbst nicht, mit denen sie versucht hatte, ihn zu trösten. Auch als sie zu Hause angekommen waren, redeten sie nicht mehr miteinander. Schweigend erledigten beide ihre Toilette, gingen zu Bett und löschten das Licht. Kathrin fragte ihn nicht mehr, ob sie ihm noch als Frau dienen dürfe, wie es seit einem Jahr fester Brauch war. Worauf er entweder über sie kam – oder sie mit einem sanften Kuß auf die Stirn und einem liebevollen Lächeln in den Schlaf entließ. Beiden war noch lange Zeit bewußt, daß der andere wach neben ihm lag. Und beide wagten nicht, den anderen anzusprechen. Bis am frühen Morgen, als draußen schon die Dämmerung anhob, Konrad an den regelmäßigen Atemzügen seiner Frau bemerkte, daß sie wohl endlich eingeschlafen war. Doch da war er die Bilder in seinem Hirn immer noch nicht losgeworden. Müde stand er auf, wußte zuerst nicht, was er tun sollte. Schließlich nahm er seinen Tablet vom Nachttisch und ging ins Badezimmer. Er rief einen Pornostreifen auf, einer auf dem eine Frau hart und ungnädig benutzt wurde, und holte sich bei diesem Anblick einen herunter. Als er nach wenigen Minuten kam, war es beinahe schmerzhaft, so übererregt war er in diesem Moment. Müde und mit dem Gefühl, unendlich schmutzig zu sein, schleppte er sich ins Bett.

Nach wenigen Minuten übermannte auch ihn dann endlich ein unruhiger Schlaf.

 

Gregor scheitert im Verkehr

Gregor beugte sich hinüber zu seiner Frau Elke, die mit dem Rücken zu ihm auf der Seite lag und in einem Buch blätterte. Sanft küßte er ihren Hals, vorsichtig ließ er seine Hand unter ihren Arm auf die Suche nach ihren Brüsten gehen.

„Ach nein!“ Sie versuchte halbherzig, sich seinem Griff zu entziehen.

„Ich habe aber nochmal Lust auf meine Frau,“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Wie steht es mit dir?“ wollte er wissen, und schob die Hand unter ihr Nachthemd.

Elke ließ ihr Buch zufallen, schloß die Augen und ließ ihn gewähren. Als sie spürte, wie er Zugang zu ihrer Vulva suchte, drehte sie sich träge auf den Rücken. Aber sie sah ihn weder an, noch antwortete sie ihm. Sie öffnete nur leicht ihre Beine, damit er das finden konnte, was er suchte.

„Siehst Du?“ Gregor beugte sich über sie. „Du hast auch Lust. Ich kann es fühlen.“ Und als sie immer noch nicht antwortete, richtete er sich auf mit einem leisen „Komm!“ zog seine Pyjama-Jacke über den Kopf und entledigte sich seiner Hose. Dann machte er Anstalten, ihr Nachthemd hochzuziehen. Irgendwo knackte eine Naht.

„Laß!“ protestierte sie. „Du machst es kaputt.“ Sie hob ihr Becken, zog sich das Nachthemd über den Po, richtete dann ein wenig ihren Oberkörper auf, wobei er ihre Bauchmuskeln unter seiner Hand fühlen konnte, öffnete rasch die beiden Knöpfe vorne und zog es sich über den Kopf. Nackt ließ sie sich auf den Rücken zurücksinken, schaute ihren Mann aber nicht an, sondern blickte zu Seite und öffnete ihre Schenkel. Gregor schlug die Decke weg und kniete sich zwischen ihre Beine. Er befeuchtete zwei Finger mit Speichel und massierte damit sanft ihre Vulva. Ihr Gesicht blieb teilnahmslos, aber Gregor hatte den Eindruck, sie bewege zumindest ihre Hüften gegen seine kreisenden Bewegungen. Schnell befeuchtete er seine Finger noch einmal, rieb sich damit die Eichel ein und führte dann seinen harten Penis an ihre Schamlippen.

Elke stöhnte leise auf, als er in sie eindrang, und Gregor hielt das für einen Ausdruck von Lust. Vor seinem Auge formte sich das Bild der jungen, frisch verliebten Elke. Die ihm willig ihr schönes, weites Becken entgegenstreckte, um ihn dann gierig zu empfangen. Sie war eine große, schlanke und durchtrainierte Frau. Lange blonde Haare und friesisch blaue Augen, in denen sich der Himmel widerzuspiegeln schien, wenn sie ihn verliebt ansah. Und auch heute glaubte er zu spüren, daß sie ihm entgegenkam und seinen Rhythmus aufnahm, mit dem er nun über sie kam.

Daß Elke bloß ihren teilnahmslosen Blick zur Schlafzimmerwand richtete und seinen Bewegungen nur gerade so weit entgegenkam, daß es sie nicht unangenehm rieb, bemerkte er nicht. Und während Gregor vor seinen geschlossenen Augen sah, wie ihr Blick brach, wenn er in ihr kam, so wie früher, bevor sie das erste Kind bekommen hatten, glich ihr Stöhnen bei seinem Höhepunkt eher einem Aufatmen. Als er sich aufbäumte und heftig schnaufend „Oh, Elke!“ rief und sein Gesicht in ihre Halsbeuge vergrub, schloß sie nur kurz die Augen. Sie sagte nichts.

Seine Erektion hielt noch eine Weile, so daß er sich nicht sofort zurückziehen mochte. „War es für Dich auch schön?“ fragte er, während sein Gesicht immer noch ermattet an ihrem Hals ruhte.

„Gregor, bitte!“ Sie machte Anstalten, ihn wegzuschieben.

Gregor stützte sich auf seine Ellenbogen, um sie zu entlasten. „Bin ich dir zu schwer?“ fragte er besorgt. Obwohl diese Sorge eigentlich vollkommen unbegründet war. Genau wie Elke war Gregor sportlich und durchtrainiert. Die beiden hatten sich im Leichtathletik-Training kennengelernt. Beide waren sie Mehrkämpfer gewesen, und beide trainierten heute noch die Jugend-Mannschaften ihres Vereins.

„Das ist es nicht.“ Elke hielt ihre Augen geschlossen.

„Was dann?“ Seine Erektion ließ nach und er rutschte aus ihr heraus. Er richtete sich mühelos auf, kniete kurz zwischen ihren gespreizten Schenkeln und schwang sich dann, ohne sie zu touchieren, neben sie. „Was ist es dann?“ Er lag auf seinen Ellenbogen gestützt und seine Linke glitt über ihren straffen Bauch, suchte die Wärme ihrer kleinen Brüste.

Mit einer müden Bewegung schob sie seine Hand weg, richtete sich auf und angelte über dem Kopfkissen nach ihrem Nachthemd. „Nein, das ist es nicht,“ wiederholte sie sich, während sie die Hemdsärmel suchte. „Es ist …“ Sie streifte sich ihr Gewand über. „Ich kann das halt einfach nicht mehr.“ Für eine Sekunde saß sie da und schien nachzudenken, dann atmete sie ärgerlich aus. „Seit die Kinder da sind, kann ich das halt einfach nicht mehr.“

„Kannst nicht mehr was?“ wollte er wissen. Obwohl er sich selbst vor der Frage fürchtete. Zu oft hatte er sie in den vergangenen drei Jahren schon gestellt. Und jedesmal war das Ergebnis im besten Fall ein beleidigtes Schweigen, im schlimmsten Fall machte sie ihm eine Szene.

Elke schloß die beiden Knöpfe wieder. Mit einer energischen Bewegung schüttelte sie ihr Haar nach hinten. „Du weißt, daß ich einfach nicht mehr so viel daran habe,“ sagte sie und klang ärgerlich dabei.

Gregor ließ sich auf den Rücken fallen und bedeckte seine Augen mit einer Hand. „Nicht so viel?“ fragte er mutlos. „Oder gar nichts?“

„Wenn du so fragst – gar nichts!“ giftete Elke plötzlich.

Er ging nicht offen auf ihren Anwurf ein. Er nahm einfach nur die Hand von den Augen und ließ seinen Arm zur Seite fallen, so daß sein Handrücken schmerzhaft auf die Bettkante knallte. „Was können wir tun?“ fragte er leise, während er sich mit verzogenem Gesicht die schmerzhafte Stelle rieb.

„Was können wir tun? Was können wir tun?“ äffte sie ihn nach. „Nichts können wir tun! Wozu sollten wir? Es ist eben so! Du hast deinen Spaß, mir tut es weder so noch so – ist doch alles in bester Ordnung.“

„Ist es nicht, Elke!“ Er versuchte es mit Geduld. „Es muß doch etwas geben, was wir tun können. Wir hatten doch früher auch beide unseren Spaß dabei. Wieso soll es denn jetzt auf einmal anders sein?“

„Es ist eben so!“

„Liegt es an mir?“ Er hatte die Frage schon so oft gestellt. „Bin ich dir zuwider?“

„Nein, das ist es nicht!“ kam es kraftlos. „Es ist nur …“ Elke biß sich auf die Lippen. „Es ist … ich … ich kann mich einfach nicht mehr …“ mit einer hilflosen Geste schien sie nach Worten zu fischen. „Ich kann mich eben einfach nicht mehr darauf einlassen.“

„Gibt es denn nichts, was du dir vielleicht wünschst? Etwas … hast du denn nicht irgendwelche Vorstellungen … Wünsche … Phantasien vielleicht? Etwas das wir ausprobieren könnten?“

„Was denn für Phantasien?“ fragte sie gereizt.

„Was weiß ich!“ rief Gregor gequält. „Etwas Frivoles, Schamloses vielleicht, sexy Wäsche, Filme – was weiß ich ... Deswegen frage ich ja.“

Elke schaute nachdenklich vor sich hin. Dann schüttelte sie den Kopf.

„Ein Spiel vielleicht?“ In Gregors Stimme schwang hörbar Hilflosigkeit mit.

„Was für ein Spiel?“ schnappte Elke.

„Weiß nicht.“ Gregor Stimme wurde immer kleiner, während flüchtige Bilder vor seinem geistigen Auge vorbeihuschten. Schattenbilder. Verbotene Bilder. „Weiß nicht. Soll ich dir vielleicht mal … die Augen verbinden … oder dich von hinten … gefesselt …“ Er ließ seinen Atem durch die gespannten Lippen entweichen.

Elke wandte sich um und fixierte ihn. „Hör mal,“ sagte sie trocken, „wenn du jemand zum Porno Gucken brauchst oder um abartige Phantasien auszutauschen – dann mach das doch mit deinen Kollegen, ja!“ Dann legte sie sich mit einer ihrer gewohnt trägen Bewegungen hin, drehte ihm den Rücken zu und löschte das Licht auf ihrer Seite.

„Elke!“ rief er bittend.

„Laß mich!“

„Elke!“

Sie antwortete nicht.

Gregor unternahm keinen weiteren Versuch, sondern rollte sich in die andere Richtung und deckte sich ebenfalls zu. Und morgen ist der erste Urlaubstag! dachte er. Na, das kann ja was werden! Zwei Wochen Reiten in der Nachsaison. Rosa, seine Mutter, hatte das Hotel ausfindig gemacht: Heumaderhof, ein Vier-Sterne-Hotel mit angeschlossenem Reitbetrieb. Und sie hatte es sich auch nicht nehmen lassen, die Hälfte der nicht unbeträchtlichen Kosten zu übernehmen. Gregor kam zwar gut aus als Senior-Mitarbeiter im Engineering. Aber wirklich große Sprünge gingen mit seinem Gehalt und den Schulden auf dem Haus natürlich nicht. Seine Mutter würde sich auch um Lara und Sofia kümmern, ihre beiden Enkeltöchter. Gregor löschte das Licht auf seiner Seite und schaute in die Dunkelheit. Er hatte ein gutes Verhältnis zu Rosa. Seit dem Tod seines Vaters war das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn längst zu einer erwachsenen Freundschaft gereift. Sie sahen einander mindestens einmal die Woche, meist beim Reiten in der Halle, und tranken hinterher immer noch einen Kaffee miteinander. Dabei redeten sie miteinander; manchmal stundenlang. Ihr gegenüber konnte er seine Gefühle ausdrücken ohne das Gefühl, sich dafür genieren zu müssen. Rosa hatte die Gabe, zuzuhören und zu verstehen. Elke wußte, daß Gregor mit Rosa auch über seine Ehe redete. Aber seine Mutter schaffte es mit der ihr eigenen Souveränität dafür zu sorgen, daß Elke keine Möglichkeit fand, sie deswegen zu konfrontieren. Rosa war verständig, aber diskret und hielt sich mit Ratschlägen betont zurück. Sie mischte sich grundsätzlich nicht ein in das Leben ihres erwachsenen Sohnes. Gregor schätzte das sehr an ihr.

Zwei Wochen reiten also. Oder wandern. Elke machte sich nichts aus Pferden. Mehr noch: Sie hatte Angst vor ihnen. Elke wollte wandern, Höhenmeter machen, wie sie es ausdrückte. Gregor hoffte, daß die ganz eigene Welt der Berge, das blaue Licht und die weiten Ausblicke, auch die körperliche Anstrengung und das wohlige Gefühl während der Rast, das Eis zwischen den beiden aufreißen könnten. Zumindest so weit, daß sie endlich wieder auftauchen und Luft holen könnten. Ihre Ehe war am Einfrieren und er am Ersticken.

Vielleicht würden sie in den Bergen wieder zueinanderfinden. Ohne daß es zu häßlichen Auseinandersetzen kommen würde. Hoffentlich würde mehr geschehen, als daß sie weitere zwei Wochen nur schweigend nebeneinander herlaufen würden.

 

Software und andere Probleme

„Beuren!“ die Stimme im Hörer klang rauchig, aber durchaus freundlich.

„Heumader hier. Sind Sie der Software-Beuren?“

Jörg Beuren lachte. „Ja, der bin ich, wenn Sie so wollen. Was kann ich für Sie tun?“

„Ich war mir nicht sicher wegen der Nummer. Marianne Heumader hier, vom Heumaderhof, aus der Hoch-Tannau in Tirol. Herr Beuren, ich habe hier in meinem Hotel ein ziemlich ernstes Problem. Ein Kollege hat gemeint, Sie könnten mir vielleicht helfen.“

„Hotel?“ kam nach einigen Sekunden die Gegenfrage. „Lassen Sie mich raten: HotelFair Kartenschließ-System?“

„Genau das!“ Marianne hörte ihr Gegenüber lachen. „Tut mir leid, Herr Beuren,“ rief sie darauf leicht indigniert, „aber mir ist gerade gar nicht zum Lachen zumute! Können Sie sich vorstellen, was hier gerade los ist?“

„Joh, Entschuldigung!“ Er lachte noch immer. „Ich will mich wirklich nicht lustig machen. Ich sag’ mal, ihre Türen vergessen jeden Tag pünktlich um Mitternacht ihren Code? Und die Leute kommen genau eine Minute nach dem Frühstück nicht mehr in ihre Zimmer. Richtig?“

„Richtig! Woher wissen Sie …“ Jörg Beuren lachte schon wieder. Und Marianne ärgerte sich allmählich ein wenig darüber.

„Ich nehme an, der Herr Riedinger aus Kufstein hat Ihnen geraten, sich an mich zu wenden. Arbeiten Sie auf Windows?“

„Ja, natürlich.“

„Nöh, so natürlich ist das nicht. Unix wäre für das System eigentlich besser.“ Und schob gleich darauf leise hinterher: „Unix wäre überhaupt besser!“ Er lachte dabei erneut.

„Ich hatte jetzt nicht vor, das ganze System zu wechseln,“ protestierte Marianne. Sie dachte an den Aufwand an Zeit und Geld, den es bedeutet hat, das ganze Hotel mit Klimatisierung, Steuerung des Wellness-Bereichs, der Schwimmbad-Regelung, Alarmanlage und allem anderen auf einen Zentralrechner umzustellen. Und es hatte ja auch alles ganz gut funktioniert. Bis dann ganz zuletzt dieses vermaledeite Karten-Codiersystem dazukam. „Aber wir haben hier gerade das totale Chaos,“ klagte sie aufgebracht.

„Nöh, Sie brauchen nicht auf Unix wechseln! Um Gottes Willen, das wollte ich damit nicht sagen!“ Jörg Beuren lachte abermals. „Ich kenne das Problem. Es ist nur so – das ganze HotelFair-Geraffel ist eigentlich für Unix gemacht und wurde dann auf Windows umgestrickt. Ob sich die Anwendung dort installiert, und was sie danach anstellt, ist mehr so‘ne Art Glückssache. Wenn man Pech hat, läuft das Ding hinterher so gut wie‘n Sack Nüsse. Da kann Windows nu’ nix für, das ist einfach die Applikation. Genau genommen ist es vor allem der hingekleckste Installer, der die Probleme macht. Öffnen bei Ihnen die Karten auch grundsätzlich alle Türen und nicht nur die eine welche?“

„Nein!“ rief Marianne entgeistert. Und fragte gleich darauf vorsichtig: „Kann das denn passieren?“

„Joh! So war das im Hotel von dem Riedinger. Sie sollten das vielleicht sicherheitshalber mal mit ein paar Karten ausprobieren. Und nun möchten Sie, daß ich Ihnen das System wieder richte?“

„Ja bitte,“ antwortete sie. „Dafür wollte ich Sie eigentlich beauftragen. Der Lieferant kriegt‘s nicht hin und der Hersteller …“

„… sitzt in den USA und tut so, als ginge ihn das Ganze nichts an. Ich weiß,“ nahm Jörg Beuren ihr das Wort aus dem Mund. „Und vermutlich möchten Sie das gleich, sofort, blitz, eilt und pressiert ... Ähm … Wo ist das nochmal genau …“ fragte er langsam, mehr zu sich selbst, so als würde er im Hintergrund nach etwas suchen.

Die demonstrative Lässigkeit, mit der ihr Gesprächspartner das Problem behandelte, verblüffte und verärgerte Marianne gleichermaßen. „Hoch – Tann – Au!“ wiederholte sie den Namen demonstrativ betont. „Das ist in Tirol.“

„Aaaah-ha … Tann mit zwei ‚n‘ … Hab’s gefunden. Joh, ist leider ‘ne ganze Ecke! Kann ich vor Dienstagabend unmöglich hinkommen, tut mir echt leid. Ich wohne in Mitteldeutschland, wissen Sie, Nord – hau – sen,“ erklärte er süffisant. „Das liegt in Thüringen.“

Marianne war einen Moment lang sprachlos. „Oh! Erst Dienstag! Ginge … äh … früher ginge das nicht?“ fragte sie hörbar enttäuscht.

„Nöh, Frau Heumader, früher geht das nu’ leider nicht,“ antwortete er freundlich. „Aber ich kann ziemlich sicher Ihr Problem lösen. Haben Sie ein Zimmer frei, für drei Nächte? Einen Tag werde ich brauchen, um das ganze System neu zu installieren, einen, um dann den Rest zu entwanzen. Wäre nett, wenn ich mir nicht noch irgendwo ein Zimmer suchen müßte. Nur ein Bett,“ fügte er hinzu. „Und vielleicht die Halbpension. Wellness und Reiten tu’ ich sicher nicht.“ Er lachte. „Sachen zum Reiten mit vier Beinen dran sind mir eher suspekt!“

Marianne war platt. Offensichtlich hatte er sich, während sie redeten, bereits schlau gemacht. Aber klar, dachte sie, der Typ ist Computer-Profi! Aber er hat eine Art – kein Dienstleister in Österreich würde sich jemals so aufführen!

„Kost und Logis ist kein Problem,“ versicherte sie betont geschäftig.

„Windows auch nicht,“ versicherte Jörg Beuren. Er lacht schon wieder! „Ich komme Dienstag abend, so gegen sechs, denke ich. Und nicht erschrecken – ich komme mit dem Mopped.“

„Mit dem was?“ rief sie erstaunt.

„Motorrad … Reitwagen ... oder ... wie immer ihr das in Österreich so nennt. Joh, bis dann jedenfalls, Frau Heumader. Und danke für den Auftrag!“

„Ja, danke … äh … bitte!“ stammelte sie. Da legte er schon auf.

 

***

 

„Also sowas!“ rief sie und lachte dabei kopfschüttelnd. „Sowas habe ich ja noch nie erlebt!“

„Wer war das?“ fragte Kathrin neugierig. Sie war gerade ins Büro gekommen und legte ihre Tasche ab.

„Das war dieser Computermensch, den der Herrmann mir empfohlen hat. Wegen des Schließsystems. Herrmann hat mich ja gewarnt, der sei ein wenig schräg. Aber sowas von impertinent ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Was glaubt der eigentlich …“ Sie lachte laut.

„Ist er gut?“ fragte Kathrin und blätterte dabei in ein paar Rechnungen, die sie aus dem Eingangskorb genommen hatte. Sie faltete sie zusammen, hielt sie kurz hoch, um sie ihrer Mutter zu zeigen und steckte sie dann in ihre Tasche.

„Danke! Ja, sagt zumindest der Herrmann.“

„Na also, dann paßt’s doch,“ stellte Kathrin ruhig fest. „Du willst ihn ja nicht als Empfangsdame. Es reicht, wenn er das Ding da richten kann.“ Sie zeigte mit dem Kinn auf den Bildschirm.

„Na, wollen wir’s hoffen!“ seufzte Marianne. „So ein Galama, meine Güte! Nach jedem Frühstück darf ich alle Karten gleich mal neu codieren. Apropos ...“ Sie musterte ihre Tochter mit schiefgelegtem Kopf. „Was treibt Dich eigentlich hierher? Ich hatte vor morgen gar nicht mit dir gerechnet.“

„Ach,“ Kathrin druckste sichtlich herum. „Es ist nur …“

„Es ist nur was?“ hakte Marianne nach. Sie stand auf, umarmte ihre Tochter und gab ihr den üblichen Begrüßungskuß. Als Mutter spürte sie einfach, wenn ihr Kind Sorgen hatte und reden wolle.

„Ach, es ist nur … weißt du, Konrad und ich … Also gestern abend, wir waren in Innsbruck, du weißt schon, im MC ...“ begann sie ihre Geschichte.

Marianne rollte die Augen. „Hat er dich wieder mal vorgeführt?“ fragte sie mit einem Unterton aus Verständnis und Besorgnis zugleich. „Mensch Kind, wenn euch dort mal einer erkennt!“

„Dann passiert da genau nix!“ entgegnete Kathrin trotzig und befreite sich aus der Umarmung. „Keiner macht öffentlich dicke Backen, wenn er sich da rumtreibt. Wenn etwas verschwiegen ist wie ein Grab, dann ist es der Club.“ Sie ließ sich in den Schreibtischsessel plumpsen. „Aber wenn du schon von jemanden erkennen sprichst …“ Sie holte tief Luft.

„Also hat euch also doch jemand erkannt?“ wollte Marianne wissen und hockte sich auf die Tischkante.

„Nein! Wir haben jemand erkannt!“ Kathrin rieb sich angestrengt die Stirn. „Wir haben jemand erkannt, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Und es war …“ Sie blies Luft durch die gespannten Lippen. „Es war … Mein lieber Schwan!“ Sie rollte die Augen, nickte nachdenklich und sah zu ihrer Mutter auf. „Das war hart!“ erklärte sie. „Knochenhart!“

„Jetzt Moment mal!“ Marianne beugte den Kopf vor. „Also, wen habt ihr erkannt? Und wobei?“

„Svenja! Es war Svenja. Sie wurde … vorgeführt.“ Und in Mariannes Schweigen hinein erklärte sie: „Svenja wurde vom Steiner vorgeführt. In einer Nummer, die war ziemlich ähnlich dem, was sie damals … Du weißt schon … Also, was sie die zwei Perversen mit mir hat machen lassen. Nur …“ Kathrin schluckte. „Nur das, was die getrieben haben, das war nochmal eine ganze Ecke heftiger!“ Sie schüttelte erschrocken den Kopf. „Ein beinharter Gang Bang! Dagegen war das mit mir fast schon Kinderbelustigung. Kaum daß ein Typ durch war, kam auch schon der nächste, der … es … es war … das war echt gruselig!“

Marianne legte mit weit geöffnetem Mund den Kopf in den Nacken, atmete mehrmals durch und überlegte eine Weile. Siedend heiß wurde ihr die Tragweite bewußt: „Hat Konrad … hat er …“ Sie blickte Kathrin fragend an.

„Natürlich hat er!“ rief Kathrin ungehalten. „Oh Mann! Und wie er hat! Wir sind dann auch gleich abgehauen, noch bevor ich … ähm … also ... dran gewesen bin. Konny war total von der Rolle. Hat auf der Heimfahrt regelrecht gekotzt … geheult … all sowas.“ Sie rieb sich angestrengt die Stirn. „Und ich konnte so … so gar nichts tun! Überhaupt nichts!“

„Hat … hat sie euch denn gesehen? Erkannt meine ich? Oder der Steiner?“

Kathrin schüttelte energisch den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Ich bin mir da sogar ziemlich sicher. Wenn man auf der Bühne ist, sieht man die Zuschauer gar nicht. Die Lampen blenden einen viel zu sehr. Und wir beide waren außerdem maskiert.“

Marianne zuckte verstört bei der Erklärung. „Na, immerhin. Habt ihr beiden schon geredet?“

„Nein. Es ging nicht. Konrad läuft seit heute morgen rum und guckt, als hätte er ein Gesicht aus Gips. Hat vorhin eins der Zimmermädchen sowas von zusammengefaltet wegen … wegen irgendwas ... Ich hab gedacht, gleich verprügelt er sie.“ Sie schüttelte betrübt den Kopf. „Mit Konrad kann ich im Moment noch nicht darüber reden. Außerdem – mir fällt doch selbst nichts Rechtes dazu ein. Svenja … diese … diese blöde Kuh!“ Betrübt fügte sie hinzu: „Dabei würde ich ihm doch so gerne helfen. Aber ich habe einfach keine Idee, wie. Du weißt ja, für Konrad würde ich alles tun.“ Scheu blickte sie auf zu ihrer Mutter. „Ja, ich würde diese dumme Kuh immer noch am liebsten vergiften für das, was sie mir … und dir … was sie uns angetan hat. Aber …“ Sie hob die Hände, nur um sie gleich wieder hilflos in ihren Schoß sinken zu lassen. „Aber Konrad …“

Langsam stand Marianne auf, ging zum Fenster und schaute gedankenverloren hinaus. „Sie ist seine Mutter!“ sagte sie leise, mehr zu sich selbst.

„Sie ist seine Mutter!“ bestätigte Kathrin ebenso leise.

„Und das bleibt sie auch!“

Für Minuten sprachen beide kein Wort. Sollte sie Svenja vergeben? Vergeben und hoffen, daß endlich Gras über die Sache wachse? Marianne war wieder einmal hin und her gerissen. Wie jedesmal, wenn sie über das Thema nachdachte. Sie haßte es, darüber nachzudenken. Damals, als sie und Svenja nebeneinander im Stall ausgepeitscht wurden, da hatte sie für einen kostbaren Moment lang das Gefühl, die Sache sei beendet. Doch sie war es nicht. Immer wieder flammten die Bilder in ihr auf. Bilder aus der Zeit ihrer Sklaverei – ihrer echten Sklaverei. Es waren die Momente, in denen sie zu Rudolf flüchtete. In seine Arme. Er sollte sie halten. Oder sie nehmen. Manchmal wollte sie, daß er sie schlägt, fest schlägt. Und obwohl er sich normalerweise keine Vorschriften machten ließ, wann er sie wie nehmen sollte – er allein bestimmte, wann, wo und wie sie ihm gefügig zu sein hatte; und Marianne wollte das und liebte es – so hatte er sie doch ein, zweimal in diesen alptraumhaften Momenten hoch angekettet und so hart und erbarmungslos ausgepeitscht, daß sie fast die Besinnung verloren hatte. Wenn ein Moment kommt, wo du nicht mehr weiterkannst, dann werde ich dich schlagen. Ich verspreche es. So waren damals seine Worte gewesen. Und sie hatte ebenso empört wie verzweifelt gerufen: Normalerweise würde ich dir für so ein Versprechen eine runterhauen! Ja, sie liebte ihn. Auch, weil er seine Versprechen einhielt. Als sie ihn zwischen seinen Peitschenhieben einmal weinend gefragt hatte, warum sie das brauche, hatte er sie mit dem stahlgrauen Blick angesehen, den sie so fürchtete. „Weil du dich schämst!“ hatte er geantwortet. Und dann so schnell und heftig zugeschlagen, daß es ihr den Atem raubte.

Und er hatte recht. Als sie anschließend vor ihm auf dem Boden lag wie ein Häufchen Elend, gleich nachdem er ihren Mund besudelt hatte, bevor er sie dann aufhob, um sie zärtlich zu waschen und zu Bett zu bringen, da hatte sie es verstanden: Sie schämte sich tatsächlich. Sie schämte sich vor Svenja. Sie schämte sich wegen der Situationen, in die Svenja sie gebracht hatte. Schämte sich, weil sie Svenjas Peitsche, mehr noch: Svenjas Blicken ausgeliefert gewesen war, während Svenja selbst oder fremde Männer sie mißbraucht hatten. Und die Scham darüber verzehrte sie in diesen Momenten. Sie schämte sich vor dem Bürgermeister. Weil sie vor ihm hatte knien müssen. Weil sie ihm in diesem Moment wehrlos ausgeliefert gewesen und dazu gezwungen war, seine Gier zu befriedigen. Die anderen Männer waren nicht so wichtig, denn die kannte sie nicht, die würde sie nie mehr sehen müssen. Aber Svenja und Steiner – nicht einmal Rudolfs Peitsche konnte diese Scham in ihr zum Schweigen bringen. Auch nicht seine Zärtlichkeit. Seine Kunst, sie ins Bodenlose zu erniedrigen, nur um sie dann um so fürsorglicher wieder aufzufangen. All das konnte die schwelende Glut in ihr immer nur für eine Weile löschen. Doch wie ein irrlichterndes Gespenst flackerte das kalte Feuer in ihr immer wieder unvermittelt auf.

Und Konrad?

Konrad war ein lieber, ein nobler Mensch. Und sie war ihm nicht wenig dankbar wegen dessen, was er für Kathrin getan hatte. Sein Bekenntnis war eindeutig: Kathrin war seine Frau – danach kam lange, lange nichts. Aber war es recht gewesen, ihn darin zu bestärken, mit seiner Mutter so endgültig zu brechen? Er grüßte sie nicht einmal mehr, wenn er ihr auf der Straße begegnete. War das eine übertriebene Haltung? Ein ungeschickter Versuch, etwas zu verstecken, was genauso kalt und erbarmungslos in ihm schwelte wie die Scham in ihr? Was zu verstecken? Daß er seine Mutter all ihrer Verbrechen zum Trotz immer noch liebte? Eigentlich die natürlichste Sache der Welt: Ein Kind liebt seine Mutter. Ging es Konrad am Ende ganz ähnlich wie ihr selbst?

„Schämst du dich eigentlich? Vor Svenja meine ich?“ fragte Marianne plötzlich, ohne sich dabei umzuwenden.

„Wie, schämen?“ Kathrin schaute ungläubig zu ihrer Mutter. „Wozu sollte ich mich ausgerechnet vor der schämen?“ höhnte sie leise. „Ich verachte sie! Ich verachte dieses Biest, diese … diese … Drecksau aus ganzem Herzen! Meinetwegen soll sie sich doch auf der Bühne totficken lassen!“ Bitterkeit sprach aus ihr. „Nur soll sie endlich meinen Konny zufriedenlassen. Und ihn nicht immer wieder …“

Sie hielt inne, schüttelte den Kopf, Tränen stiegen ihr in die Augen. „Meine Güte!“ rief sie mit erstickter Stimme. „Wie lange soll das noch so weitergehen? Kann sie nicht endlich verschwinden und uns in Frieden lassen?“

„Ich weiß nicht,“ antwortete Marianne müde. Sie sah immer noch aus dem Fenster. „Nein, ich denke, das kann sie nicht.“ Sie wandte sich um. Plötzlich wirkte sie so energisch, wie Kathrin sie normalerweise nur als Chefin kannte: „Und wir können es auch nicht.“

„Wie, können nicht? Was meinst du mit wir können nicht? Was … was sollen wir denn in Gottes Namen tun?“