Kochbuch für meine liebste Freundin - Sybil Gräfin Schönfeldt - E-Book

Kochbuch für meine liebste Freundin E-Book

Sybil Gräfin Schönfeldt

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Beschreibung

Noch einmal hat Bestsellerautorin Sybil Gräfin Schönfeldt in die Schatzkiste ihrer Kocherinnerungen gegriffen … In ihrem berührenden Kochbuch erzählt sie von Janne, der Schulfreundin aus der Vorkriegszeit in Göttingen, ihrer liebsten Freundin, die eines Morgens nicht am Gartentor steht, um sie zur Schule abzuholen. Janne, das Mädchen von nebenan, hat mit ihren Eltern Hitler-Deutschland verlassen. Später besucht sie Janne in London, die wie sie Journalistin geworden ist. Während sie selbst ZEIT-Kolumnen über Kulinarisches schreibt, lebt die andere von Fast-Food aus Dosen. Nach Hamburg zurückgekehrt, beginnt sie, ihr die schönsten Rezepte zu schicken. Ein neues Miteinander entsteht: ein Kochbuch in Briefen mit Rezepten für die liebste-Single-Freundin wie für deren Gäste.

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© Piper Verlag GmbH, München 2022Covergestaltung: zero-media.net, München, nach einem Entwurf von b3K design / Max Bartholl

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Was ist eine liebste Freundin?

Zwei Freundinnen und eine Puppe

Janne, die Erdbeeren und die Zwiebel

Reis, Reis und noch einmal Reis

»Weißt Du noch, was wir damals gegessen haben?«

Fleisch und Fisch für Gäste

»Bei allen Leuten gibt es Fleisch mit Sauce …«

Toni und die Baisers

Von Quarkkeulchen, Pas΄cha und Kulitsch

Vom Sirup-Kochen in der Waschküche

Ein Lehrbrief über den Mörser

Ein kurzer Brief zum Pflaumenkompott à la Goethe

Vom Hackfleisch

Von Beeren, Birnen und anderen süßen Köstlichkeiten

Paris bei Nacht oder Sandkekse und Aspik

Epilog mit Schwedischem Apfelkuchen

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Was ist eine liebste Freundin?

Mir scheint, sie ist einer der besten Zufälle der Kindheit. Ein Nachbarskind. Eine, die in der Schule neben einem sitzt. Man hat denselben Schulweg, liest die gleichen Bücher und denkt sich ähnliche Spiele aus. Man ist gern zusammen, auch still und schweigend. Man hat einander nicht gewählt, weiß gar nicht, dass man hätte wählen können. Sie ist einfach da. Man kennt einander bis ins Herz des Herzens hinein und weiß, dass man ihr vertrauen kann, dass die andere einen nie verraten würde.

Meine liebste Freundin hieß Marianne. Alle nannten sie Janne.

Nach Göttingen kam ich ungefähr zur selben Zeit wie Janne. Sie, weil der Vater, ein berühmter Jurist, dem Ruf der Göttinger Universität folgte. Ich, weil meine Großmutter der Ansicht war, in Göttingen gäbe es bessere Schulen als in Nassau und ich würde leichter eine Freundin finden.

Es gab also eine Zeit vor Janne: meine ersten fünf oder sechs Jahre bei der Großtante. So beginnt meine Geschichte in Nassau.

Zwei Freundinnen und eine Puppe

Meine erste Freundin war eine Puppe. Sie hieß Mita, weil sie ein Geschenk meiner Patentante Mita war, und sie war schöner als alle anderen Puppen, die ich kannte. Meine Mita hatte einen glatten, weichen Körper aus weißem Leder, nicht mit Stroh gestopft, wie man es bei den anderen Puppen immer tasten und vor allem hören konnte, wenn ihr Bauch knirschte. Der Bauch meiner Puppe Mita war stumm und vornehm. In ihren Armen und Beinen steckte sicher die schneeweiße Wolle von Lämmern, aber die Hände mit ihren zierlichen Fingern waren aus Porzellan, und die Füße steckten in Porzellanstiefeletten, wie man sie um 1880 oder 1900 auch den Kindern anzog.

1880? 1900? Ja, Puppe Mita stammte aus der Kinderzeit meiner Patentante Mita. Sie hatte den liebreizendsten Porzellankopf mit Grübchen, großen Kulleraugen und echtem Haar. Und sie trug ein Kleid aus steifer Taftseide mit einem langen, weiten Rock, der bei jeder Bewegung knisterte. Ich liebte die Puppe Mita, aber ich spielte nicht mit ihr. Ich setzte sie auf die Treppenstufe und schaute sie an. Sie saß schweigend in ihrem starren Taft und lächelte ihr starres Puppenlächeln, aber ich wusste, dass sie alles hörte und alles verstand. Sie lachte mich nicht aus, und wenn ich bei ihr weinte, fragte sie mich nicht, warum, oder sagte, ich solle nicht so ein Theater machen. Aber vor allem: Wir hatten ein Geheimnis. Meine Mutter war die liebste Freundin von Tante Mita gewesen. Sie wohnten als Kinder nebeneinander, sie gingen in dieselbe Schule, sie luden sich später gegenseitig zur Hochzeit ein. Doch meine Mutter starb ein Jahr danach bei meiner Geburt. Ich habe sie nicht gekannt, und wenn ich später die Erwachsenen fragte: Wie war sie?, sagten sie immer nur: Sie war so lieb. Sie war so brav. Sie war so schön.

Aber wie war sie wirklich?

Die Puppe Mita wusste es, denn meine Mutter hatte mit ihr gespielt. Und da saß sie nun in ihrer ganzen Mita-Pracht, starrte mich mit ihrem Porzellanlächeln an und knisterte mit ihrem Taftkleid, und ich starrte zurück. Sie schwieg, aber ich sah den Garten, Rasen, Rabatten und Rosensträucher, einen Teetisch im Baumschatten. Die Puppe Mita saß auf einem Kinderstuhl und trug ein weißes Matrosenkleid, und auch Tante Mita und meine Mutter trugen weiße Matrosenkleider und lange schwarze Strümpfe dazu und Stiefeletten.

Einmal kam ein Onkel oder Vetter mit einem Fotoapparat zu Besuch, und die beiden kleinen Mädchen mussten sich vor die Hecke stellen, die Puppe Mita in der Mitte, und alle drei sahen so gleich aus, dass man genau hinschauen musste, um die Puppe Mita zu erkennen.

Aber wie war meine Mutter? Als ich wirklich alles wissen wollte, war ich erwachsen, meine Patentante Mita längst tot und die Puppe Mita in einem der Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg verbrannt. Kurz nach Kriegsende traf ich auf einer Gesellschaft in Hamburg einen älteren Mann, der, wie vom Donner gerührt, vor mir stehen blieb und den Namen meiner Mutter ausstieß: »Carmen! Mein Gott, wo kommst du her?«

»Carmen war meine Mutter«, antwortete ich erschrocken.

»Aber Sie sind ihr wie aus dem Gesicht geschnitten!«, sagte er und nahm meine Hand und drehte mich einmal um mich selbst, »und sie hatte einen dicken Zopf, und den hat sie sich abgeschnitten. Ihrer Puppe auch.«

»Das war die Puppe Mita«, sagte ich, »und wer sind Sie?«

Er war ein Nachbarsjunge. Die Eltern waren so befreundet wie Carmen und Mita, die beiden Puppenmütter. »… und ich habe mich in sie verliebt, aber ich war für sie noch ein Kind, und sie verliebte sich in einen anderen, aber daraus wurde nichts, und dann verliebte sie sich doch in mich, aber ich …«

»… war in Mita verliebt!«