Krieger des Nichts - Marcel Schmickerath - E-Book

Krieger des Nichts E-Book

Marcel Schmickerath

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Beschreibung

Der mürrische Zwerg, Bruno Bärenschmuser, trifft in einer Taverne auf einen Jungen ohne Bart mit dem Namen Kevin. Genervt nimmt er und sein Bär, Jürgen, den Jungen mit auf die Suche nach dem Meisterschurken, Zwölffinger Joe, um die Kronjuwelen des Königs zurück zu erlangen. Bruno träumt von unermesslichen Reichtum in Gestalt von Met, doch alles kommt anders, als sich die Nordmänner einmischen. Das Chaos findet einen Weg, oder wie Bruno sagen würde: "Bei deinem fusseligen Bart, ich freu mich." Ein aberwitziges Lesedrama, in dem die Krieger des Nichts die Lachmuskeln angreifen.

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Vorwort des Autors
Personen
Prolog
1. Akt
2. Akt
3. Akt
4. Akt
5. Akt
Epilog

Krieger des Nichts

Von Marcel Schmickerath

Buchbeschreibung:

Der mürrische Zwerg, Bruno Bärenschmuser, trifft in einer Taverne auf einen Jungen ohne Bart mit dem Namen Kevin. Genervt nimmt er und sein Bär, Jürgen, den Jungen mit auf die Suche nach dem Meisterschurken, Zwölffinger Joe, um die Kronjuwelen des Königs zurückzuerlangen. Bruno träumt von unermesslichen Reichtum in Gestalt von Met, doch alles kommt anders, als sich die Nordmänner einmischen. Das Chaos findet einen Weg, oder wie Bruno sagen würde: "Bei deinem fusseligen Bart, ich freu mich."

Über den Autor:

Marcel Schmickerath, geboren 1988 in Düren, studierte Mathematik und Informatik an der RWTH Aachen. 2014 erschien sein erster Roman "Die Häldengilde" im Laufe seines Studiums. 2021 erschien sein Roman "Zahlen der Magie", in dem die Welt der Zahlen mit der Fantasywelt - genannt Tunuss - verschmolz.

Obwohl man annehmen könnte, sein Hintergrund sei "trocken" und "theoretisch", erschafft Marcel Schmickerath in seinen Büchern außergewöhnliche Charaktere, die in einer fantasievollen und humorvollen Welt leben. Die Reihe "Die Reisen des Phil", basieren auf Theologie, Mythologie und Dämonologie.

Krieger des Nichts

Von Marcel Schmickerath

Marcel Schmickerath

Im Jagdfeld 17

52353 Düren

[email protected]

www.tunuss-fantasy.de

6. Auflage, 2023

© 2021 Alle Rechte vorbehalten.

Marcel Schmickerath

Im Jagdfeld 17

52353 Düren

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

[email protected]

www.tunuss-fantasy.de

ISBN: 9783753166759

Coverfotos: istock.com/tachyglossus

& istock.com/Pokki

Vorwort des Autors

Das vorliegende Werk ist als Lesedrama konzipiert worden. Ursprünglich als Hörspiel gedacht, entwickelte es rasch, nicht zuletzt durch starke und einmalige Charaktere, wie etwa den charmanten Zwerg, Bruno Bärenschmuser, der es nicht nur hasst, neue Bekanntschaften zu machen, sondern auch seine Freude darüber nicht verbergen kann, eine Eigendynamik, die auf einer der größten Bühnen des menschlichen Lebens, dem inneren Auge des Lesers, aufgeführt wird. Obwohl erste Teile bereits in früheren Zeiten geschrieben wurden, entstand der größte Teil des Stücks in einer Zeit, in der das Besuchen von Theatern, wie vieles andere auch, nicht mehr möglich oder selbstverständlich war. Dies verstärkte in mir den Wunsch, das gesamte Stück für jeden Leser fertigzustellen.

Obwohl „Krieger des Nichts“ vorwiegend der Unterhaltung dient, gibt es auch ernste Hintergründe. So stoßen die Helden, während ihres Abenteuers, auf eine Pan, Aphrosiaca, welche nur in Sprichwörtern spricht, die im Deutschen üblich sind oder waren. Viele davon sind aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Generell sind Sprichwörter etwas ganz besonderes, denn sie bündeln Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte, voller Erfahrung und Wissen in nur wenigen Worten und knappen Sätzen. Und wie Aphrosiaca sagen würde: „Mit fremden Federn….“ Daher habe ich die Sprichwörter mit einem * markiert, welche im Sprichwörterlexikon von Beyer, Horst: Sprichwörterlexikon : Sprichwörter u. Sprichwörd. Ausdrücke aus dt. Sammlungen vom 16. Jh. bis zur Gegenwart / Horst u. Annelies Beyer. - 4., unveränd. Auflage. - Leipzig : Bibliographisches Institut, 1988 – 712 S. : 204 III. unter dem jeweiligen Schlagwort zu finden sind. Die hier verwendeten Sprichwörter benötigen zudem laut dem Autor keine Quellenangaben, da sie bereits alt eingesessen und die Ursprünge meist nicht mehr bekannt sind. Solche Werke, wie auch die von Wander sind mit einem enormen Aufwand betrieben worden. Ihnen gebührt nicht nur Dank, sondern auch Respekt. Dieses wichtige literarische Erbgut darf uns nicht verloren gehen, man sollte es pflegen, ehren und mehren. Einige Sätze der Pan sind nicht markiert, da diese aus der eigenen Feder entsprungen sind, doch auch hier gilt *„Andere Leute haben auch Hände“ oder anders gesagt: es ist schwer, etwas zu denken, was nicht schon einmal gedacht worden ist. Oder wie Johann Wolfgang Goethe schrieb: „Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken.“ (Quelle: Goethe, Maximen und Reflexionen. Aphorismen und Aufzeichnungen. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs hg. von Max Hecker, 1907. Aus: Wilhelm Meisters Wanderjahren, 1829. Betrachtungen im Sinne der Wanderer)

Aber genug der Worte. Vorhang auf für Brunos bislang größtes Abenteuer, sicher freut er sich bereits…

Personen

Bruno, Zwerg, Söldner und Trinker

Jürgen, Bär, Brunos Begleiter

Kevin, Mensch, Barde und Sänger

Zwölffinger Joe, Mensch, Bandit und Räuber

Carolus, Nordmann, Clanoberhaupt

Tortl, Nordmann, Sohn des Carolus

Aphrosiaca, Pan, spricht nur in Weisheiten

Hippovera, Mensch, Anführerin der Amazonen

Pelos, alter Mann, Ritter mit schwachem Gedächtnis

Chantalle, Kuh, Reittier des Pelos

Wirt, Mensch, Betreiber einer Taverne

diverse Okkultisten, Menschen, Priester des dunklen Ordens

diverse Nordmänner, Nordmänner, Lakaien Carolus

diverse Amazonen, Menschen, Jäger Hippoveras

diverse Zwerge, Zwerge, im Bergbau

diverse Elfen, Elfen, auf der Jagd

diverse schwarze Zwerge, Lakaien Gagras

Clysis, beflügelte Göttin der Tapferkeit, Tochter Attas

Duno, gefiederter Gott der Neugierde, Sohn Attas und Vater der Chaosgötter

Gagra, feuriger Gott des Frevels, Sohn Dunos

Fros, eisiger Gott der Gleichgültigkeit, Sohn Dunos

Enasa, reizende Göttin der Torheit, Tochter Dunos

Erzähler, Mensch, Erzähler oder Figur

Prolog

Irgendwo in der Dunkelheit.

Erzähler.

ERZÄHLER. In der Welt von Muuhdor erzählt man sich die folgende Geschichte: Am Anfang war das Nichts. Doch Nichts ist mehr als gar nichts. Und so geschah es, dass sich das Nichts teilte und sich in der endlosen Leere vermehrte. Schließlich entstand das Chaos. Unstrukturierte Anballungen von Nichts. Im Chaos wurde die Göttin Atta geboren. Sie war es, die dem Chaos Ordnung verlieh. Sie erschuf die Planeten, die Gestirne und die Sonne. Als sie ihr Werk vollendet hatte, spürte sie noch immer den kalten Hauch der Leere in sich. Strahlen der Sonne wärmten sie, doch es reichte nicht. Sie war einsam… So kam es, dass sie die drei Götter Billoa, Clysis und Duno erschuf, um sich an ihrer Gesellschaft zu laben. Billoa, ihre älteste Tochter, beschenkte sie mit unermesslicher Weisheit. Clysis ernannte sie zur Göttin der Tapferkeit. Ihren Sohn Duno, der jüngste der drei göttlichen Geschwister, segnete sie mit ihrer Neugierde, die sie einst zur Schöpfung der Sonne trieb. Duno experimentierte unentwegt mit seinen göttlichen Fähigkeiten. Er spaltete Planeten in Meteoriten, stieß sie an und schuf so die Asteroiden. Als Atta sah, was ihr Sohn mit ihrer Schöpfung anstellte, tadelte sie mit ihm. Duno hegte das erste Mal Groll gegen seine Mutter. Doch sie vergab ihrem Sohn. Sie forderte ihre Kinder auf, in einem Wettstreit ihren Kräften freien Lauf zu gewähren. So entstanden die Sterne, der Mond, Gebirge, das Meer, die Vegetation und schließlich das Leben. Atta war begeistert. Es übersteigerte ihre Vorstellungskraft. Es füllte sie mit Stolz. Sie wertete das Ergebnis als Unentschieden. Doch Duno reichte dies nicht. Als die anderen Göttinnen schliefen, ruinierte er ihre makellose Schöpfung. Er beschwor Unwetter und brodelnde Vulkane herauf. Dann, als sie sein Werk sahen, das das Ihrige so sehr erniedrigte, gerieten sie mit Duno in einen tiefen Streit. Vollkommen gedemütigt zog er sich zurück. In der Einsamkeit wuchs sein Zorn mit jedem Tag, der verging. Schließlich erschuf er in seinem Jähzorn die Unterwelt mit all ihren finsteren Kreaturen, hetzte sie gegen die Schöpfungen seiner Schwestern. Zu allem Überfluss schuf er die drei Götter Enasa, Fros und Gagra. Sie waren ihm treu ergeben. Gehorsam. Gewaltbereit. Bestialisch. Die Göttinnen mussten handeln, um ihre Schöpfung zu retten. Sie schufen die Geschöpfe des Lichts und die Magie. Ein gewaltiger Krieg brach aus. Alles endete in einem großen Knall. Attas Töchter waren geschlagen, sie selbst tief verwundet. Nur mit letzter Kraft gelang es ihr, ihren Sohn zu bannen. Als sie sah, dass kein Leben übrig geblieben war, zog sie sich trauernd und einsam zurück. Auf ewig wollte sie alleine bleiben. Nie wieder sollte etwas so Grausames geschehen. Doch eines sah sie nicht. Eine kleine Minderheit überlebte auf beiden Seiten und sie vermehrten sich…

1. Akt

1. Szene

In der Taverne „Zum bückenden Ferdinand“.

Erzähler, Bruno, Jürgen, Kevin, Wirt.

ERZÄHLER. Unsere Geschichte beginnt in der Welt von Muuhdor. Eigentlich gibt es zu Muuhdor nicht viel zu sagen. Hier und dort finden sich Ackerflächen, Wälder, Wiesen, Berge, Flüsse, Dörfer und Städte. Es gibt den kalten Norden, den Süden und die anderen beiden Himmelsrichtungen. Gut, gelegentlich greifen die dicken Nordmänner Siedlungen im Süden an. Sogar in letzter Zeit immer häufiger. Doch insgesamt ist die Welt von Muuhdor friedlich. Hier und dort spürt man die Angst vor dem Norden. Den Hass der Nordmänner. Und es riecht gelegentlich verbrannt. Wie auch in der Schenke am Wegesrand „Zum bückenden Ferdinand“. Der Wirt serviert gerade der unter einer Kutte verborgenen Begleitung eines Zwergs einen dampfenden Teller Rehgulasch.

JÜRGEN. <knurr>

BRUNO. Beim Bart meiner Urgroßmutter! Jürgen, reiß dich zusammen. Es ist nur ein klein wenig angesengt. Das ist kein Grund für ein Theater!

WIRT. Verzeiht mir, der Herr. Ich werde ihn umgehend zurückgehen lassen.

JÜRGEN. <zustimmendes Brummen>

BRUNO. Bei Dorius, den Aufwand ist Jürgen nicht wert. Er freut sich über jede Mahlzeit, die er bekommt. Wenn er denn Mal eine bekommt. Nicht wahr, Jürgen?

JÜRGEN. <geschocktes Brummen>

BRUNO. Nein, du bekommst nichts anderes.

WIRT. Sehr wohl, der Herr.

<Tür schwingt auf, ein Glöckchen klingelt>

WIRT. Guten Abend, der Herr. Nehmen Sie doch Platz. Kann ich etwas anbieten?

KEVIN. <spricht mit schräger Stimmlage> Ein Glas Milch bitte.

WIRT. Ähm, Milch. Sie befinden sich in einer Schenke am späten Abend… Die meisten Gäste haben bereits so viel Alkohol getrunken, dass sie kaum noch gerade sitzen können, von den Toiletten möchte ich gar nicht erst sprechen...

KEVIN. Dann sollte ja noch etwas Milch übrig sein.

WIRT. Ja, der Herr. Ein Glas Milch, kommt sofort.

KEVIN. Mit Honig. Und nicht zu kalt, bitte.

JÜRGEN. <brumm?>

BRUNO. Jürgen, ich habe für diesen Brei zwei Silberlinge bezahlt. Hast du eine Ahnung, wie viel Met das sind?

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Ja ein Großes. Natürlich schmeckt er noch!

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Das Schwarze sind nur die Kräuter. Dann sortiere sie raus. Du bekommst vom Jasmin ohnehin nur Blähungen.

JÜRGEN. <knurr>

WIRT. Ihr Met, der Herr.

BRUNO. Bei Dorius, das ging aber schnell.

WIRT. Vielen Dank. Der bückende Ferdinand ist für seine Schnelligkeit bekannt…

BRUNO. Du bist kein Freund von Ironie, nicht wahr?

WIRT. Ähm, Verzeihung, der Herr. Ich bin von Geburt an allergisch gegen Ironie. Die Leute sagen, es liegt daran, dass mein Vater ein Zyniker war und meine Mutter von Geburt an gegen Ironie immun war.

BRUNO. Bei meinem Bart, quatsch mir nicht das Ohr ab. Dann sieh es als Kompliment.

WIRT. Danke, der Herr. <wendet sich ab>

JÜRGEN. <schnuppern>

BRUNO. Jürgen, lass das und iss endlich dein Gematsche!

JÜRGEN. <brumm>

ERZÄHLER. Gerade als sich der Wirt mit dem Glas Milch abwendet, stößt Jürgen den Tisch beiseite und verliert dabei die Kapuze.

JÜRGEN. <brüllt>

<Jemand ruft im Hintergrund: ein Bär!>

BRUNO. Jürgen! Du bist eine missratene Ausgeburt von einem Schwarzbären. Und ja, ich weiß, dass du ein Braunbär bist! Sieh, was du getan hast! Du hast mein ganzes Met verschüttet. Jetzt kann ich wegen dir einen Krug mehr bezahlen. Ich freu mich.

JÜRGEN. <brüllt>

BRUNO. Und den Dreck isst du trotzdem, auch wenn er jetzt auf dem Boden liegt!

JÜRGEN. <brüllt>

BRUNO. Jürgen!

ERZÄHLER. Der Wirt will gerade dem jungen Mann seine Milch servieren, als der Bär ihn von hinten überrennt und die Milch auf dem schmächtigen Gast landet.

KEVIN. Oh nein, meine Kleider sind ruiniert. Alles klebt und riecht nach Honig!

JÜRGEN. <knurr>

KEVIN. Ah! Was ist das für ein Ding!

JÜRGEN. <brumm> <schleckt>

KEVIN. Es frisst mich! So Hilfe!

BRUNO. Jürgen! Beim Bart der sieben Waldfeen. Habe ich dir erlaubt, diesen Milchbubi anzufallen?

JÜRGEN. <brumm> <schleckt>

KEVIN. Oh je… ich glaube, ich werde… ohnmächtig vor Schmerz…

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Jürgen!

KEVIN. Ohh… <wird ohnmächtig>

WIRT. Der Herr, ich bringe Ihnen sogleich die Rechnung. Es wird für Sie Zeit zu gehen. Die anderen Gäste werden unruhig, wenn jemand vom Stuhl fällt. Sie denken noch, das Essen sei ungenießbar.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Oho, der Herr Bär findet den Brei also wirklich ungenießbar, wie? Weißt du was? Wir gehen!

2. Szene

Vor der Taverne „Zum bückenden Ferdinand“.

Bruno, Jürgen, Kevin.

BRUNO. Das hast du gut gemacht. Endlich wieder frische Luft. Ich freu mich!

JÜRGEN. <brumm, mit vollem Mund>

BRUNO. Das ist allein deine Schuld, Jürgen. Ich hätte dich damals nie adoptieren sollen. Immer sorgst du für Ärger.

JÜRGEN. <brumm, mit vollem Mund>

BRUNO. Hast du auch nur eine Ahnung, wie viel Met ich jetzt bereits in mir haben könnte? Ich wäre gewissermaßen schon mit einem Bein in der heiligen Schmiede. Aber bei Dorius! Das ist es wert!

JÜRGEN. <brumm, mit vollem Mund>

BRUNO. Du brauchst gar nicht zu nörgeln. Für mich sah der Gulasch in Ordnung aus. Auch wenn ich kein Katzenfutter esse.

JÜRGEN. <brumm>

<etwas fällt auf den Boden>

BRUNO. Beim Bart meines Bartes, Jürgen. Was hast du jetzt schon wieder angeschleppt? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst keine Obdachlosen in den Mund nehmen? Man weiß nie, wo die überall gelegen haben.

KEVIN. Oh, mein Kopf ...

BRUNO. Was?!

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Du hast diesen Milchbubi mitgenommen?

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Nein, du darfst ihn nicht behalten.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Mir egal, ob du mit ihm rausgehst. Du bist selbst nicht stubenrein.

JÜRGEN. <brüllt>

BRUNO. Natürlich, du hattest dich nur erschreckt.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Ach. Und woher nimmst du das Geld für sein Futter? Ich gebe dir gewiss nichts für ihn.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Nein! Das ist mein letztes Wort! Du bringst ihn zurück!

JÜRGEN. <brummt enttäuscht>

KEVIN. Oh, diese Kopfschmerzen… Wo… Wo bin ich? Und wieso ist mein Nacken voller Schleim?

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Bei Dorius! Jetzt ist er auch noch wieder zu Sinnen gekommen. Ich freu mich.

KEVIN. Äh, ist das eklig.

BRUNO. Das ist feinster Bärenspeichel, Junge. Den Geruch kann man noch Tage später genießen.

KEVIN. Wie bin ich hier hergekommen? Ich war eben noch in der Schenke…

BRUNO. Per Anhalter. Eine Schar Engel ist erschienen, hat dich herausgetragen und mir einen Beutel voll Gold dagelassen. Leider habe ich den bereits versoffen und war so besoffen, dass ich schließlich wieder nüchtern wurde.

JÜRGEN. <knurr>

KEVIN. Ah! Ein Bär! Er wollte mich fressen.

BRUNO. Nein, leider wollte er nur deine Milch. Eigentlich nur den Honig darin. Übrigens eine ausgezeichnete Kombination von jemanden, der seinen Namen vermutlich nur tanzen kann.

JÜRGEN. <brumm>

KEVIN. Richtig, meine Milch! Ich erinnere mich. Ich will auf der Stelle eine Neue.

BRUNO. Beim Bart, der in deinem Milchgesicht fehlt. Dann geh zurück und kauf dir eine!

KEVIN. Sie hat ganze zwei Silberlinge gekostet!

BRUNO. Wie schön. Dafür hättest du auch verbranntes Gulasch haben können.

JÜRGEN. <knurr>

BRUNO. Bei Dorius, ja. Es war verbrannt. Aber es war auch teuer.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Fang nicht wieder so an!

KEVIN. Gib mir das Geld, sofort!

BRUNO. Bei Dorius! Sehe ich etwa aus wie eine Hilfsorganisation für Bartlose?

KEVIN. Du hast mich verstanden. Es war dein Bär, also hast du für ihn…

BRUNO. Richtig, Junge. Also frag auch den Bären.

JÜRGEN. <knurr>

KEVIN. Er sieht gefährlich aus.

BRUNO. Ach, der will nur spielen. Bevor er dich frisst.

KEVIN. Oh, ähm… Braver Bär. Hast du vielleicht…?

JÜRGEN. <brüllt>

BRUNO. Bei Dorius! Glaubst du wirklich, er hätte genügend Silber bei sich?

KEVIN. Aber du hast doch gesagt, ich soll…

BRUNO. Nein, hat er nicht.

KEVIN. Dann schuldest du mir zwei Silberlinge!

BRUNO. Natürlich. Weißt du, wie viel Met das ist?

KEVIN. Ein Halbes?

BRUNO. Bei Dorius, dir diese Frage zu stellen war unüberlegt. Denkst du wirklich, jemand wie ich würde für jemanden wie dich auf einen Schluck Met verzichten? Ich brauche eher einen Schluck mehr, um jemanden wie dich zu ertragen.

KEVIN. In diesem besonderen Falle: Ja.

BRUNO. Bei Dorius, bist du doof!

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Ja, Jürgen. Er passt zu dir.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Nein, das heißt nicht, dass du ihn behalten darfst. Mir würde ein Beutel voller Gold stehen, aber habe ich deswegen einen dabei?

KEVIN. Dann werde ich solange mit dir reisen, bis ich meine Milch bekomme.

BRUNO. Bei Dorius! Denkst du, ich würde jemanden wie dich bis ans Ende aller Tage mit mir mitschleppen?

KEVIN. Nun…

BRUNO. Nein, sag nichts. Die Antwort lautet: Nein! Einfach nur nein!

KEVIN. Also?

BRUNO. Also was? Ich habe nein gesagt. Soll ich das etwa buchstabieren? Ich bezweifle allerdings, dass du mir dabei folgen könntest. Es sind bestimmt mehr als drei Buchstaben darin.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Bei Dorius, wie ich es liebe, überstimmt zu werden…

KEVIN. Wirklich? Ich dachte, bei euch Zwergen herrscht die Monarchie?

BRUNO. Halt einfach den Mund, Junge…

ERZÄHLER. Eine Zeitlang hielt er wirklich den Mund, bis ihm etwas einfiel:

KEVIN. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Kevin.

BRUNO. Oh, das tut mir leid.

KEVIN. Und?

BRUNO. Und es ist nicht meine Schuld?

KEVIN. Nein, ich meine, wie heißt du?

BRUNO. Hör zu Junge. Mein Name ist Bruno Bärenschmuser. Und nur, weil Jürgen dich mag, muss ich es nicht auch noch tun.

JÜRGEN. <brumm>

KEVIN. Jürgen… Das ist ein komischer Name für einen Bären.

BRUNO. Du solltest nicht über Namen reden… Beleidige ihn lieber nicht. Er ist der Einzige hier weit und breit, der dich in der Not retten würde. Und man weiß nie, wann einen ein wildes Tier in dieser Gegend anfällt.

JÜRGEN. <knurr>

BRUNO. Nein, ganz sicher nicht.

KEVIN. Du verstehst, was er sagt?

BRUNO. Bei Dorius, ist das so bemerkenswert? Ich verstehe dein Gesabber doch auch. Und nein, ich verstehe nicht immer, was er sagt. Manchmal nuschelt er zu viel. Sein Vater war einer dieser alleinlebenden Schwarzbären. Die bekommen einfach nicht ihre faulen Zähne auseinander.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Und ob du nuschelst. Da verstehe ich meine Großmutter durch ihren Bart besser.

KEVIN. Nun, wo gehen wir hin?

BRUNO. Wo gehe ich hin. Grammatik kannst du also auch nicht. In die nächste Schenke.

KEVIN. Dann hast du also doch Geld bei dir.

BRUNO. Nein. Das muss ich mir auf dem Weg dorthin noch verdienen.

KEVIN. Dann bist du, wie ich, ein Barde?

BRUNO. Woher wusste ich nur, dass du so etwas Dämliches machst?

KEVIN. Ist das ein Nein?

BRUNO. Oho, du lernst ja doch dazu.

KEVIN. Wie willst du dann zu Geld kommen? Doch nicht etwa stehlen?

BRUNO. Darüber habe ich schon nachgedacht. Das Problem beim Stehlen sind die ganzen Flugblätter. Die verbreiten sich wie Windpocken im Wind. Wenn man da zu langsam ist, lassen einen manche Tavernen nicht mehr hinein.

KEVIN. Dann bist du ein Kopfgeldjäger?

BRUNO. Manchmal…

KEVIN. Aha. Dann also ein Söldner.

BRUNO. Richtig. Also halte deine Augen nach einer Anschlagtafel offen. Ich habe Durst.

3. Szene

Im Dorf Ellbogen.

Erzähler, Bruno, Jürgen, Kevin.

ERZÄHLER. Am nächsten Morgen erreichten die Reisenden das kleine Dorf Ellbogen. Die Nacht war lang, der Schlaf kurz und der Durst groß.

BRUNO. <vor einem schwarzen Brett stehend> Da ist sie ja. Mal sehen… Es sollte möglichst einfache Arbeit sein. Nichts Anstrengendes oder Körperliches. Am besten Aktensortieren, sofern der Sessel bequem ist und die Akten noch etwas liegen bleiben können.

KEVIN. <zeigt mit dem Finger auf die Tafel> Da. Eine Katze vom Baum holen.

BRUNO. Zu anstrengend. Außerdem hasse ich Katzen. Die lecken ständig ihr Fell ab. Jürgen, hör auf damit!

KEVIN. Weil du eine Allergie hast?

BRUNO. Nein. Weil Jürgen sie immer frisst, bevor ich mein Geld bekomme.

JÜRGEN. <brumm>

BRUNO. Mir doch egal, wie die schmecken!

KEVIN. Aushilfe in der Schenke „Zum gebogenen Ellen“ gesucht.

BRUNO. Machst du Witze? Ich arbeite nie dort, wo ich trinke. Ah, hier: Meisterschurke gesucht. Zwölffinger Joe. Gesucht wegen Diebstahl der Kronjuwelen des Königs. Die Bezahlung ist nicht die Beste, aber immerhin gibt es eine Schlägerei.

KEVIN. Sieht gefährlich aus.

BRUNO. Bei Dorius, das sind alles nur Halbstarke. Die sind halb stark und halb schwach. Wenn sie wirklich stark genug wären, dann würden sie nicht zulassen, dass jemand in aller Ruhe ein Bild von ihnen zeichnen kann. Außerdem hätten sie ja einen anständigen Beruf, wenn sie cleverer wären.

KEVIN. Ähm…