Krimi Doppelband 2245 - Franklin Donovan - E-Book

Krimi Doppelband 2245 E-Book

Franklin Donovan

0,0

Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Trevellian jagt den Feuerteufel (Franklin Donovan) Trevellian und die Todesgrüße aus Sao Paolo (Franklin Donovan) »Eine Hinrichtung?« fragte Eduardo da Silva so leidenschaftslos wie ein Kellner, der die Bestellung nicht richtig verstanden hat. Der Vergleich paßte wie der Deckel auf den Sarg. Denn bei da Silva konnte man den Tod eines Menschen ordern wie in einem Restaurant ein Steak. Der Brasilianer war Profikiller. »Eine Hinrichtung, genau«, krächzte der Mann am anderen Ende der Telefonleitung haßerfüllt. »Dieser Hurensohn Archer muß sterben. Und wenn Sie so gut sind, wie Sie sein sollen…« »Ich bin der Beste«, versicherte der Brasilianer. Bescheidenheit war nicht gerade seine stärkste Eigenschaft. »Deshalb bin ich ja auch doppelt so teuer wie Ihre amerikanischen Stümper.« »Schon gut, schon gut«, wiegelte der Haßerfüllte ab. »Sie kriegen Ihr Geld. Hauptsache…« »… Hauptsache, Archer wird sterben«, unterbrach da Silva den Mann, dessen umständliche Art ihm auf die Nerven ging. »Er wird, Mister. Bis zum Ende der Woche ist Francis Archer so tot wie ein Baum ohne Wurzeln. Und die Cops werden nicht mal Verdacht schöpfen, daß er umgelegt wurde. Sie hören dann von mir.«

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 226

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Franklin Donovan

Krimi Doppelband 2245

UUID: 98c6d84e-e270-4a47-b172-212023190499
Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 2245

Copyright

​Trevellian jagte den Feuerteufel: Action Krimi

Trevellian und die Todesgrüße aus Sao Paulo: Action Krimi

Krimi Doppelband 2245

Dieser Band enthält folgende Krimis:
Trevellian jagt den Feuerteufel (Franklin Donovan)
Trevellian und die Todesgrüße aus Sao Paolo (Franklin Donovan)
»Eine Hinrichtung?« fragte Eduardo da Silva so leidenschaftslos wie ein Kellner, der die Bestellung nicht richtig verstanden hat. Der Vergleich paßte wie der Deckel auf den Sarg. Denn bei da Silva konnte man den Tod eines Menschen ordern wie in einem Restaurant ein Steak. Der Brasilianer war Profikiller.
»Eine Hinrichtung, genau«, krächzte der Mann am anderen Ende der Telefonleitung haßerfüllt. »Dieser Hurensohn Archer muß sterben. Und wenn Sie so gut sind, wie Sie sein sollen…«
»Ich bin der Beste«, versicherte der Brasilianer. Bescheidenheit war nicht gerade seine stärkste Eigenschaft. »Deshalb bin ich ja auch doppelt so teuer wie Ihre amerikanischen Stümper.«
»Schon gut, schon gut«, wiegelte der Haßerfüllte ab. »Sie kriegen Ihr Geld. Hauptsache…«

»… Hauptsache, Archer wird sterben«, unterbrach da Silva den Mann, dessen umständliche Art ihm auf die Nerven ging. »Er wird, Mister. Bis zum Ende der Woche ist Francis Archer so tot wie ein Baum ohne Wurzeln. Und die Cops werden nicht mal Verdacht schöpfen, daß er umgelegt wurde. Sie hören dann von mir.«

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER A.PANADERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

​Trevellian jagte den Feuerteufel: Action Krimi

Franklin Donovan

Police Officer Hannah Barnett gähnte.
Über dem Hudson River dämmerte der Morgen herauf. Die Wolken färbten sich hellrosa. Sie wirkten wie riesige Mengen Zuckerwatte, die sanft die Nacht hinwegschoben. Eine wilde Nacht war es gewesen. Die Nacht von Samstag auf Sonntag. Ein Rausch des Vergnügens, der gerade zu Ende gegangen war.
Die Frau in der Uniform des New York Police Department stand am Take-Away-Schalter einer Wimpy-Filiale. Hannah hatte bei dem Hamburgerbrater gerade zwei Becher Kaffee zum Mitnehmen gekauft. Für sich selbst und ihren Partner Luke Lambrini. Der schwarzgelockte Cop wartete am Steuer des Patrolcars auf sie.
Die rothaarige Polizistin fluchte, denn die Styroporbecher waren sehr heiß. Mit spitzen Fingern balancierte sie die Getränke zum Streifenwagen hinüber. In diesem Moment begannen die Glocken der Riverside Church zu läuten…
***
Hannah Barnett konnte den Klang der Glocken beinahe körperlich spüren, denn das Patrolcar stand sehr nahe des Kirchengebäudes, das sich am Rand des Riverside Park befindet.
Die Frau in der Uniform blieb plötzlich stehen, als wäre sie schockgefroren. Auf halbem Weg zwischen dem ›-Wimpy’s‹ und dem Patrolcar verharrte sie. Sie drehte sich um, und ihr Blick schweifte zur Riverside Church.
Luke Lambrini schaute ungehalten zu seiner Kollegin hinüber. Sie stand da wie eine Salzsäule, starrte zur Kirche hin und rührte sich nicht. Er wollte jetzt seinen Kaffee haben, verdammt noch mal!
Endlich bewegte sie sich wieder. Aber das ziemlich hastig.
Sie ließ die beiden Kaffeebecher auf den Gehweg fallen, während sie zu dem Streifenwagen sprintete. Hannah riß die Beifahrertür auf.
»Spinnst du?« maulte der schwarzgelockte Cop. »Der schöne Kaffee…«
»Gib Alarm, Luke!« herrschte die Rothaarige ihn an. »Die Riverside Church brennt!«
Er glotzte sie immer noch an, aber nicht mehr wie zuvor, denn seine Augen weiteten sich jetzt erschrocken, wurden groß.
»W-was hast du da gerade gesagt?« stotterte er ungläubig.
»Ich sagte, die Riverside Church brennt!« wiederholte sie erregt, und sie war ganz rot im Gesicht geworden vor Aufregung. »Gib Alarm! Los, gib Alarm, verdammt!«
Schlagartig vergaß Police Officer Lambrini die anstrengende Schicht, die hinter ihnen lag. Wie in jeder Samstagnacht hatten sie Dutzende von Volltrunkenen in die Ausnüchterungszellen des Precincts geschleift. Minderjährige Nutten aufgegriffen, mit denen sich nun die Jugendbehörde rumärgern durfte. Kleine Dealer festgenommen, die zwei Stunden später wieder auf freiem Fuß waren und vier Stunden später erneut mit ihrer tödlichen Ware an der 42nd Street herumlungerten.
Doch all das war jetzt vergessen. Die Riverside Church brannte, hatte seine Partnerin gesagt. O Gott…!
Der schwarzgelockte Cop griff zum Funkgerät und rief das Hauptquartier.
»Hier Wagen 11-5, Officer Lambrini. Melde Brand in der Riverside Church! Unser Standort ist Riverside Park Süd, direkt bei der Kirche. Erbitte Unterstützung!«
Der Kollege im Funk-Leitstand bestätigte. Er würde die Meldung sofort an das Fire Department weiterleiten.
Lambrini unterbrach die Verbindung und eilte seiner Kollegin nach, die bereits mit dem Handfeuerlöscher des Patrolcars auf die Kirche zugelaufen war.
Der Job der Cops war es jetzt, eventuelle Brandopfer in Sicherheit zu bringen. Und das verdammte Feuer in Schach zu halten, bis die Jungs vom Fire Department anrückten.
Das Geläute der Glocken war noch ohrenbetäubender, als sie sich der Kirche genähert hatten. Obwohl Officer Lambrini kein großer Kirchgänger war, wußte er doch, daß die Riverside Church mit ihren 74 Glocken das größte Glockenspiel der Welt hatte.
Das erwies sich allerdings in diesem Moment als verhängnisvoll.
Denn der Cop hörte nicht den Schuß, der auf seine Kollegin abgefjeuert wurde!
***
Police Officer Hannah Barnett stürmte durch die schwere Tür der Kirche. Sofort ätzte der scharfe Brandgeruch in ihre Nase. Gleichzeitig wunderte sie sich darüber, daß das Gotteshaus nicht abgeschlossen gewesen war.
Die Holzbänke der Riverside Church brannten wie Zunder. Das ganze Mittelschiff war bereits ein Flammenmeer. Die wertvollen Glasfenster zerbarsten.
Die Polizistin warf einen mißmutigen Blick auf den Handfeuerlöscher, den sie mit sich schleppte. Gegen diese Flammenhölle konnte sie mit dem kleinen Ding kaum etwas ausrichten, das wurde ihr schmerzhaft klar. Das war so, als wollte sie mit einem Damenschuh das Wasser des Atlantischen Ozeans ausschöpfen.
Officer Barnett war keine Brandexpertin. Trotzdem erkannte sie, daß sich das Feuer in Windeseile ausbreitete. Als sie vor wenigen Minuten den Brand entdeckt hatte, da war die Feuersbrunst noch nicht so heftig gewesen, nur ein gelbliches Flackern hinter den mächtigen Kirchenfenstern, die jetzt explosionsartig zerplatzten. Nun war die ganze Riverside Church ein einziges Flammenmeer.
Dafür konnte es nur eine Erklärung geben.
Brandbeschleuniger sorgten für die rasende Ausbreitung des Feuers.
Und das wiederum bedeutete. -Brandstiftung!
Kaum war dieser Gedanke in ihrem Gehirn aufgeblitzt, als sie einen Schatten in der Sakristei verschwinden sah. Ihre langjährige Diensterfahrung sagte Hannah, daß es um diese Tageszeit wohl kaum der Küster sein konnte.
Sie ließ den Feuerlöscher fallen. Und griff reaktionsschnell zu ihrem Revolver der Marke Smith & Wesson. Sie wollte dem Verdächtigen folgen. Es hatte keinen Sinn, ihn anzurufen. Die Glocken waren einfach zu laut.
Weiß der Teufel, warum die in Betrieb sind, dachte die Polizistin. Dadurch wird doch das ganze Stadtviertel geweckt…
Sie kam nicht auf die Idee, daß dahinter eine Absicht stecken könnte.
Mit schnellen Schritten ihrer langen Beine folgte sie dem Phantom. Ihre Dienstwaffe hielt sie schußbereit in der Rechten.
In der Sakristei registrierte sie einen seltsamen Geruch. Hannah schnüffelte. Es roch nach Chemie.
Das deutete ebenfalls auf Brandstiftung hin. Das mußte der verdammte Brandbeschleuniger sein.
Wo blieb nur das Fire Department?
Da nahm sie wieder eine Bewegung wahr. Sie wirbelte herum.
Aber es war zu spät.
Hannah Barnett sah noch das Mündungsfeuer aufblitzen.
Dann hieb das Geschoß aus der 44er Magnum in ihren Körper.
Die Polizistin wurde nach hinten geschleudert wie eine Puppe…
***
Sven Magnussen war ein Riese mit blauen Augen und weißblondem Stoppelhaarschnitt.
Auch ohne seinen Namen hätte man in ihm den Sohn skandinavischer Einwanderer erkannt. Und nicht nur äußerlich folgte der bärenstarke Magnussen der Ahnenreihe seiner Familie.
Wie schon sein Urgroßvater, sein Großvater und sein Dad diente er dem New York Fire Department. Nie hatte er auch nur im Traum daran gedacht, jemals einen anderen Beruf zu ergreifen. Schon als kleiner Junge hatte er häufig die schrecklichen Wunden gesehen, die Grandpa und Dad bei ihrem Job immer wieder davongetragen hatten. Das hatte ihn aber nie abgeschreckt.
Für Magnussen waren diese Brandmale wie die Tapferkeitsmedaillen, die im Haus seiner Familie hinter Glas aufbewahrt wurden und von den Heldentaten seines Vaters und Großvaters erzählten.
Auch Sven war schon ausgezeichnet worden. Mehrmals, das letzte Mal von Bürgermeister Rudolph Giuliani persönlich.
Sein alter Herr hatte es leider nicht mehr miterleben können.
Zwei Monate vor der Pensionierung war er in einem brennenden Lagerhaus von einem herabstürzenden Balken erschlagen worden. Versicherungsbetrüger hatten das Lagerhaus abgefackelt.
Seitdem verfolgte Sven Magnussen alle Brandstifter mit einem irrsinnigen Haß.
Seine Abneigung ging noch weit über das hinaus, was jeder andere Feuerwehrmann für diese feigen Ratten empfinden mußte. Für den weißblonden Skandinavier waren Brandstifter keine Menschen. Sondern Kreaturen, die es nicht verdienten zu leben.
Auch an diesem Morgen mußte Magnussen wieder an Brandstiftung denken.
Als Captain von ›Engine 54‹ saß er im Führerhaus neben dem Fahrer des Löschzugs. Die ohrenbetäubende Sirene des roten Fahrzeugs kreischte durch den Manhattan-Morgen. Ein Patrolcar des NYPD hatte sie zur Riverside Church gerufen. Und wenn um diese Uhrzeit eine Kirche brannte, war dafür bestimmt keine umgefallene Kerze verantwortlich…
Der Anblick des lichterloh brennenden Gotteshauses war für den Captain wie ein Schock. Doch er überwand ihn schnell und konzentrierte sich sofort wieder auf die bevorstehende Aufgabe.
Schon hatte der Fahrer den Löschzug unmittelbar neben einen Hydranten abgestellt. In New York sind diese Hydranten alle grellrot gestrichen, die Straße davor muß auf jeden Fall freibleiben. Es stehen schwere Strafen darauf, vor einem Hydranten zu parken. Damit Einsätze des Fire Department nicht behindert werden.
»Absitzen!« befahl Magnussen.
Seine Boys waren ein eingespieltes Team. Schon zerrten sie die Schläuche hervor, die sich in Buchten im hinteren Teil des Löschzugs befanden. Wie alle New Yorker Löschzüge hatte auch Engine 54 eine eingebaute Pumpe seitlich im Fahrzeug, die vom Armaturenbrett in der Fahrerkabine aus bedient wurde.
Über eine Drehleiter verfügte Engine 54 nicht. Dafür gab es spezielle Fahrzeuge.
Magnussen griff nach seiner Atemschutzmaske. Bevor er sie überstreifte, sah der Captain einen schwarzgelockten Cop, der seine Mütze verloren hatte. Er trug eine offenbar verletzte Kollegin, ebenfalls in der Uniform des NYPD, aus dem brennenden Gotteshaus.
Die rothaarige Polizistin war totenbleich. Das konnte man erkennen, obwohl ihr Gesicht ganz rußig war. Sie stöhnte und preßte eine Hand auf ihre Seite. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch.
»Was ist passiert?« fragte Magnussen, der auf den Cop und seine verletzte Kollegin zugelaufen war.
»Jemand hat sie angeschossen!« rief der Police Officer. »Wenn ich das Schwein erwische…!«
»Das Schwein hat sicher auch die Kirche angesteckt!« knurrte der Captain vom Fire Department.
Dann stürmte er an der Spitze seiner Männer in die Flammenhölle…
***
Ich gähnte herzhaft, als mich mein Wecker aus dem Schlaf gerissen hatte. Es war zwar Sonntag, aber trotzdem hatte ich mir für diesen Tag einiges vorgenommen.
Zusammen mit meinem Freund und Kollegen Milo Tucker wollte ich raus nach Coney Island fahren. An den Strand, der im New Yorker Volksmund auch ›Puertoricanische Riviera‹ genannt wird.
Selbst zwei Special Agents des FBI New York haben ab und zu mal einen freien Sonntag. Und diesen hier wollten wir nutzen, um uns die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und zu checken, welcher Bikini wohl der knappste der Saison war. Vielleicht ließ sich die Trägerin ja sogar zu einem Drink einladen…
Ich ging ins.Bad und stellte auf dem Weg dorthin die Kaffeemaschine ein. Während ich mich unter den warmen Wasserstrahlen der Dusche einseifte, machte ich mir Sorgen um das elende Geräusch, das der Kaffeeautomat von sich gab. Würde er im nächsten Moment explodieren?
Doch dann wurde mir klar, daß es das Telefon war, dessen Schrillen das Gurgeln der Küchenmaschine übertönte.
Ich griff mir fluchend ein Handtuch und sprang wassertriefend auf den Apparat zu.
»Trevellian!«
»Hier Jonathan D. McKee, Jesse.«
Sofort war jeder Gedanke an puertoricanische Badenixen verflogen. Wenn der Leiter des FBI-Distrikts New York am Sonntag morgen um acht Uhr bei einem seiner Untergebenen anrief, war es Essig mit dem freien Tag.
Aber Ärger wollte in mir nicht aufsteigen. Im Gegenteil, eine gespannte Erwartung bemächtigte sich meiner. Ich kannte Mr. McKee lange genug, um zu wissen, daß er mir meine wenigen freien Tage nicht mit Bagatell-Fällen verdarb. Wenn er mich morgens am Sonntag anrief, dann mußte es sich um einen brandheißen Fall handeln.
Ein brandheißer Fall - wenn ich geahnt hätte, wie zutreffend dieser Gedanke war…
»Ja, Sir?«
»Es tut mir leid, Sie am Wochenende zu stören, Jesse. Aber wir haben einen Fall, der keinen Aufschub duldet. Bitte kommen Sie sofort ins District Office. Und bringen Sie Milo mit.«
»Selbstverständlich, Sir«, erwiderte ich. »Schon unterwegs!«
Ich legte auf und tippte dann sofort die Nummer meines Freundes und Kollegen Milo Tucker in die Tastatur.
Ich mußte es ziemlich lange klingeln lassen. Zehnmal. Zwölfmal. Aber mein Freund und Partner ging nicht ran.
»Schlafmütze!« sagte ich laut und rubbelte mich mit einer Hand trocken, während ich in der anderen weiterhin den Hörer hielt. Dann legte ich auf, denn auch nach einer guten halben Minute hatte Milo nicht abgenommen.
Ich zog mich an, rasierte mich und genehmigte mir einen Becher Kaffee und ein Schinkensandwich. Ich aß es im Stehen, durch mein Apartmentfenster auf die morgendliche Straße hinunterblickend.
Es war so ruhig. Der Sonntagmorgen ist die friedlichste Zeit der Woche in New York City. Keine Hektik, kaum Verkehr, keine Verbrechen.
Außer an diesem Tag. Sonst hätte mich Mr. McKee wohl kaum angerufen.
Ich trank den Kaffee aus und putzte mir die Zähne. Danach hieb ich meinen Zeigefinger auf die Wahlwiederholung des Telefons. Ich fand, Milos Schönheitsschlaf mußte nun zu Ende sein.
Diesmal nahm er nach dem zweiten Klingeln ab.
»Tucker!«
»Ich bin’s, altes Haus. Ganz schön schwer, dich wachzukriegen!«
»Was soll das denn?« erwiderte mein Partner entrüstet. »Ich bin schon lange auf. Ich war gerade unten beim alten Ed, um mir die Zeitung zu kaufen.«
Ich grinste. Auch Milo gehört zu den New Yorkern, für die ein Sonntag ohne ausgiebige Zeitungslektüre am morgen kein Sonntag ist. Die ›New York Times‹ und die ›New York Tribune‹ erscheinen an diesem Tag mit kiloschweren Ausgaben. Die neuesten Geschichten über Broadway-Stars oder die Sex-Skandale der Politiker - nun, so ein Sexskandal hatte uns vor einiger Zeit ganz schön ins Schwitzen gebracht, aber Milo und ich hatten dafür gesorgt, daß nicht noch mehr pikante Details über das außereheliche Treiben unseres verehrten Präsidenten an die Öffentlichkeit gelangt war.
Echte New Yorker kaufen immer beide, sowohl die ›Times‹ als auch die ›Tribune‹. Es könnte ja der einen etwas entgangen sein, was man dann in der anderen nachlesen muß.
»Vergiß die Druckerschwärze, Milo. Das wahre Leben ruft. Papier ist geduldig, Mr. McKee nur begrenzt. Er wünscht uns zu sprechen!«
»O nein!« stöhnte mein Freund. »Willst du mir damit sagen: Vergiß die Strand-Beauties?«
»Vergiß die Strand-Beauties«, bestätigte ich. »In fünf Minuten an unserer gewohnten Ecke, okay?«
Bevor er protestieren konnte, beendete ich das Telefonat, indem ich den Hörer einfach auf den Apparat knallte. Ich verließ mein Apartment und fuhr mit dem Lift hinunter in die Tiefgarage, wo ich mich in meinen roten Sportwagen fallen ließ.
An diesem Morgen waren die Straßen von Manhattan wie leergefegt. Milo wartete schon mit flatternder Krawatte. Wie ich selbst war auch er mit einem leichten Baumwoll-Anzug bekleidet. Damit die drückende Hitze des New Yorker Sommers etwas erträglicher wurde.
»Das machst du absichtlich!« wütete Milo, nachdem er den Beifahrersitz geentert hatte.
»Was?«
»Du hast dafür gesorgt, daß wir heute einen neuen Fall kriegen, weil du geahnt hast, daß ich heute auf Coney Island das Girl meines Lebens getroffen hätte!«
Ich klopfte mit der rechten Faust scherzhaft gegen seinen Schädel. »Na klar, Alter. Deshalb habe ich irgendwelchen Gangstern den telepathischen Befehl erteilt, am heiligen Sonntag ihren kriminellen N eigungen nachzugehen.«
»Blödmann!« knurrte Milo und schaute mich grimmig an. »Weißt du schon Näheres, Jesse?«
»Nicht mehr, als auf einem weißen Blatt Papier steht. Der Chef wollte, daß wir sofort zur Federal Plaza kommen, das ist alles.«
»Dann sollten wir ihn nicht länger warten lassen.«
»Recht hast du«, stimmte ich ihm zu und fuhr den roten Flitzer wieder an.
Auf dem Broadway kamen uns mehrere Fahrzeuge vom Fire Department entgegen. Mit heulenden Sirenen jagten sie Richtung Hudson River.
Als wir auf die Kreuzung 14th Street Zufuhren, sahen wir am Union Square weitere Löschfahrzeuge aus dem Gebäude des Fire Department ausrücken. Die knallroten Wagen der Marke ›Mack‹ überholten uns.
»Da muß irgendwo ein Großbrand sein!« brüllte Milo, um das lautstarke Heulen der Sirenen zu übertönen.
»Nicht nur einer!« erwiderte ich, nachdem sich die grellen Geräusche etwas entfernt hatten. »Diese Löschzüge sind in südliche Richtung gefahren, die anderen vorhin nach Norden.«
»Mal hören, ob die Plaudertaschen im Radio schon mehr wissen.« Mit diesen Worten stellte Milo meinen FM-Empfänger ein.
»… und wie wir soeben erfahren, ist ein zweiter Brand im New York Telephone Building ausgebrochen. Es scheint, als wütete heute morgen ein Feuerteufel in Manhattan. Das Fire Department hat inzwischen den Brand in der Riverside Church unter Kontrolle. Nähere Angaben zum Feuer im New York Telephone Building liegen uns noch nicht vor. Bleiben Sie dran! Wir sind live vor Ort! Hier spricht Dorothy Carmichael, Reporterin bei WSOB!«
Es folgte der Werbeblock. Milo schaltete ab.
Ich hatte ein verdammt mulmiges Gefühl in der Magengegend. Und das lag nicht an meinem Schinkensandwich…
***
Anatol Dworkin hatte keine Hemmungen gehabt, die Polizistin in der Kirche feige über den Haufen zu schießen.
Der schwarzgekleidete Verbrecher machte sich durch einen Seitenausgang der Riverside Church aus dem Staub. An sein Opfer verschwendete er keinen weiteren Gedanken mehr.
Auf dem kleinen Privatparkplatz hinter dem Kirchengelände ließ er sich in den gestohlenen Chrysler sinken und fuhr los. Er achtete darauf, die Höchstgeschwindigkeit nicht zu überschreiten.
Der unauffällige Mittelklassewagen rollte über den Riverside Drive Richtung Norden. Dort lag die Bronx.
Dworkin sah auf seine Präzisions-Armbanduhr. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, den ersten Brandanschlag selbst durchzuziehen. In zehn Minuten würde einer seiner Komplizen im New York Telephone Building ebenfalls ein Feuerchen auflodern lassen. Und etwas später…
Der Brandstifter grinste zynisch.
Anatol Dworkin war so kriminell wie eine ganze Gefängniszelle voller Mafiosi. Schon im zarten Alter von neun Jahren hatte er einen Lehrer niedergestochen. Danach war er der Schule verwiesen worden. Aber Dworkin hatte sowieso keine Lust gehabt, zu lernen oder zu arbeiten. Das, wofür sich seine Mitmenschen hart knechten ließen, nahm er sich lieber mit Gewalt. Oder mit Heimtücke. Und letzteres erschien ihm auch risikoloser, was es tatsächlich auch war.
Bis er zu dieser Erkenntnis gekommen war, hatte er allerdings reichlich Lehrgeld zahlen müssen. Als Teenager war er in einer der übelsten Streetgangs der Bronx gewesen. Schlägereien und Mißhandlungen waren für ihn so selbstverständlich wie für andere Leute der Besuch im Supermarkt.
In dieser Zeit hatten sich die Cops den jungen Burschen ein paarmal gekrallt. So hatte er fast alle Besserungsanstalten und Gefängnisse New Yorks von innen kennengelernt.
Auf Riker’s Island schließlich hatte Anatol Dworkin mit Old Mac in einer Zelle eingesessen.
Old Mac - der König der Brandstifter!
Als Gewohnheitsverbrecher konnte der zahnlose Greis keine Gnade mehr von der Justiz erwarten. Vor allem nicht, nachdem bei seinem letzten Coup drei Menschen qualvoll verbrannt waren.
Dem alten, verschlagenen Kojoten hatte es allerdings geschmeichelt, nun einen jungen kriminellen Schüler zu haben, der an seinen Lippen hing…
Dworkin versank in Erinnerungen, als er den Blinker setzte, um auf den Bronx Expressway abzubiegen. Als er in den Chrysler gestiegen war, hatte er sich schnell ein kariertes Jackett über sein schwarzes Trikot gezogen. Er wollte nicht auffallen, und bisher war ihm das wohl auch gelungen.
Bisher hatten sich die Cops jedenfalls nicht auf seine Fährte gesetzt. Im Rückspiegel war keines ihrer Patrolcars zu sehen. Und im Innenspiegel glühten nur seine eigenen gnadenlosen Augen. Wie Kohlestücke glommen sie.
Die Monate mit Old Mac in der Zelle waren für Anatol Dworkin sehr ergiebig gewesen. Doch dann kam die Häftlingsrevolte vom Mai 1990. Old Macs Schädel war in die Schußlinie geraten, als ein dreifacher Mörder mit einer erbeuteten Pistole auf die Wärter losgeballert hatte.
Der König der Brandstifter war tot.
Und Anatol Dworkin trat als ›Kronprinz‹ dessen Erbe an.
Nach der Haftentlassung hatte er sich jahrelang bei Spekulanten seine Brötchen verdient, die halbverfallene Bruchbuden von ihm hatten ›entmieten‹ lassen. Eine sichere Einnahmequelle, mit der man aber keine großen Sprünge machen konnte.
Doch nun sollte diese Kleinkrämerei zu Ende sein.
Dworkin war sicher, endlich die passenden Freunde für sein ganz großes Ding gefunden zu haben.
Er linste wieder auf seine Armbanduhr. Ein verschlagenes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Bald würde das Fire Department zum dritten Einsatz in New York an diesem Sonntagmorgen ausrücken müssen…
***
Jonathan D. McKee, der Special Agent in Charge des FBI District New York, erwartete uns in seinem Büro.
Wie immer war sein Schreibtisch vorbildlich aufgeräumt, und trotz der frühen Morgenstunden wirkte unser Chef frisch und ausgeruht. Er trug einen grauen Anzug mit Weste und sah so gepflegt aus, wie wir es von ihm gewöhnt sind.
Der Ausdruck auf seinem schmalen Gesicht war ernst und angespannt. Als Leiter des FBI Field Office New York lastet eine ungeheure Verantwortung auf seinen Schultern.
Mit einer knappen Handbewegung forderte er Milo und mich auf, uns zu setzen. Wir nahmen auf den Besucherstühlen vor seinem Schreibtisch Platz.
»Sie werden auf dem Weg hierher bemerkt haben, daß das Fire Department im Großeinsatz ist«, begann er.
Ich hob die Augenbrauen. »Brandstiftung?«
»Schlimmer, Jesse. Brandstiftung in Tateinheit mit versuchtem Polizistenmord.«
Ich fühlte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Milo ging es nicht anders. Wenn ein Gangster versucht, einen von uns oder einen Kollegen vom Police Department zu killen, ist das besonders schlimm. Nicht, weil wir die besseren Menschen wären. Sondern weil wir bewaffnet und für den Kampf trainiert sind. Um wieviel niedriger muß bei so einem Kerl dann die Hemmschwelle sein, ein wehrloses Opfer anzugreifen?
»Was ist geschehen?« fragte mein Freund und Partner mit belegter Stimme.
»Um vier Uhr sechs heute morgen meldete Police Officer Luke Lambrini einen Brand in der Riverside Church. Er und seine Partnerin Police Officer Hannah Barnett betraten die Kirche, um eventuellen Opfern zu helfen und die Flammen einzudämmen. Dabei wurde auf Off icer Barnett geschossen. Ihr Partner konnte den oder die Täter nicht mehr erwischen, weil er einige Minuten nach Officer Barnett die Kirche betrat. Das Fire Department vermutet Brandstiftung. Das Feuer wurde so gelegt, daß die Kirche fast vollständig ausbrannte. Und zwar innerhalb von Minuten.«
»Wie geht es der Kollegin?«
»Sie ist außer Lebensgefahr, Jesse. Sie wurde ins Bellevue Hospital eingeliefert. Es wird wohl noch etwas dauern, bis wir sie befragen können.«
»Wir haben Löschzüge gesehen, die nicht zum Riverside Drive fuhren«, warf Milo ein.
Mr. McKee nickte. »Um acht Uhr neunundzwanzig gab der Rauchmelder des New York Telephone Building Alarm. Inzwischen ist das Feuer dort ebenfalls unter Kontrolle. Das Fire Department hat bereits eine Spezialeinheit hingeschickt, um Beweise für eine Brandstiftung zu sichern.«
»Gibt es schon Bekenneranrufe oder etwas in der Art?«
»Nein, Jesse. Trotzdem - wir müssen mit den Ermittlungen so schnell wie möglich beginnen. Brandstiftung ist in einer so dichtbesiedelten Stadt wie New York City ein besonders teuflisches Verbrechen.«
Ich nickte. »Könnte ein Geisteskranker dahinterstecken?«
»Die Möglichkeit besteht. Die Riverside Church war bekannt für ihre Kunstschätze. Wertvolle Glasfenster aus Brügge, aus dem 16. Jahrhundert. Und eine Madonnen-Statue des Künstlers Epstein. Denken Sie an die Anschläge, die auf die Mona Lisa verübt wurden. Dazu paßt auch, daß die Glocken läuteten, während der Brandsatz gezündet wurde.«
»Die Glocken läuteten?« wiederholte ich ungläubig.
»Ja, Jesse. Kurz bevor Officer Lambrini seine Alarmmeldung abgegeben hat, begann das berühmte Glockenspiel der Riverside Church zu läuten. Der Brandstifter muß es selbst in Betrieb gesetzt haben.«
»Seltsam«, meinte Milo. »Diese feigen Ratten suchen doch sonst immer das Dunkel für ihre hinterhältigen Anschläge.«
»Das macht den Fall so außergewöhnlich«, sagte unser Chef. »Der Brandstifter hat den Mechanismus des Glockenspiels wahrscheinlich in Gang gesetzt, um auf seine Tat aufmerksam zu machen.«
»Das paßt zu einem Geisteskranken«, meinte ich.
»Oder zu einem Rechtsradikalen«, warf Milo ein. »Obwohl sich das ja nicht gegenseitig ausschließt. Im Gegenteil, die ultrarechten Brüder haben doch mit ihrem neuheidnischen Quatsch ohnehin was gegen das Christentum.«
»Wir müssen diese Möglichkeit in Betracht ziehen«, sagte Mr. McKee.
Das Telefon unterbrach unsere Besprechung.
Mr. McKee nahm den Hörer ab. Das Telefonat dauerte nur kurz. Mit unbewegtem Gesicht legte er wieder auf.
»Das war das Police Department«, erklärte er uns. »Der Feuerteufel hat wieder zugeschlagen. Diesmal brennt das Brooklyn Museum!«
***
Captain Sven Magnussen stapfte durch die glimmenden hölzernen Überreste der Kirchenbänke. Wegen dem Qualm konnte man kaum die Hand vor Augen sehen. Er hielt eine starke Taschenlampe in der Hand und leuchtete damit.
Er suchte nach Spuren oder Überresten des Brandsatzes.
Eigentlich war das der Job der Spezialisten, die schon auf dem Weg zum Einsatzort waren. Aber das war dem Captain in Moment herzlich egal. Er wollte so schnell wie möglich eine Spur finden, um diesen feigen Brandstifter zu enttarnen und schnappen zu können.
Das Feuer und die Löscharbeiten hatten eine Menge Schutt verursacht. Mit seinen schweren Stiefeln trat er auf knirschende Glassplitter. Das Wasser stand ihm bis zu den Knöcheln.
Da tauchte neben ihm eine weitere Gestalt im Asbestanzug auf. Mit der Atemschutzmaske und dem Helm der Fire Brigade wirkte der Mann wie ein Wesen aus einem drittklassigen Science-Fiction-Film.
Es war Bruce Cockburn. Ein Mann, mit dem Magnussen schon seit vier Jahren zusammenarbeitete. Sie hatten so manchen Einsatz gemeinsam überlebt.
Zwischen ihnen mußten nicht viele Worte gewechselt werden. Cockburn wußte genau, was in seinem Captain vorging.
Neben dem Eingang zur Sakristei führte eine steile Treppe in den Keller hinunter. Magnussen wollte sich vergewissern, daß auch dort unten die Flammen erstickt waren.
Er leuchtete mit der starken Taschenlampe die Treppe hinab. Die Stufen waren rutschig von dem Löschwasser.
Cockburn folgte ihm in die Gewölbe der Riverside Church.
Alle Türen standen offen. Für Magnussen ein sicheres Zeichen dafür, daß der Feuerteufel hier unten gewesen war. Und hier sein unseliges Werk begonnen hatte.
Unter einigen durch die Flammengewalt geborstenen Heizungsrohren fand der Captain, wonach er gesucht hatte.
Eine unauffällige Schachtel, nicht größer als ein Ziegelstein.
Er deutete mit seiner behandschuhten Linken darauf und leuchtete mit der Taschenlampe auch in die Ecke, wo der Gegenstand lag. Bruce Cockburn beugte sich interessiert vor.
Der Captain hatte solche Höllenmaschinen schon gesehen. Per Fernsteuerung gezündet, verschossen diese Dinger glühende Flammen in einem Radius von bis zu hundert Yards. Eine einfache, aber sehr effektive Methode der Brandstiftung, wenn man in dem entsprechenden Gebäude noch hochentflammbare Chemikalien verteilte, wie es auch hier geschehen war…
Sven Magnussen gab seinem Mitarbeiter ein Zeichen. Die beiden Fire Fighter verließen den Keller und die Kirche, bis sie sich draußen endlich die Atemschutzmasken vom Gesicht reißen konnte/).
Gierig sogen sie die frische Luft in die Lungen.
»Wieder so ein verdammter Brandstifter, Boß!« knurrte Cockburn.
Magnussen ballte grimmig die Fäuste. »Für diesen Brand wird jemand bezahlen. Das schwöre ich dir!«
***
Anatol Dworkin schlug zu.
Seine Faust bohrte sich in den Bauch von Dan Forbes.
Der Komplize des Feuerteufels riß den Mund auf, als ob er die ganze blaugequalmte Luft des miesen Apartments an der Cypress Avenue auf einmal einatmen wollte.
Aber dann entleerte er doch lieber seinen Mageninhalt auf den uralten, ohnehin schon schmutzigen Teppichboden.
Dworkin machte weiter mit seiner Bestrafungsaktion. Gnadenlos. Er haßte es, wenn jemand versagte. Besonders, wenn dieser Jemand für ihn arbeitete.
Der selbsternannte König aller Brandstifter der Ostküste wollte den Coup seines Lebens landen. Versager konnte er dabei nicht brauchen.
Dan Forbes stöhnte auf, obwohl er ein harter Brocken war. Aber man mußte schon aus Stein sein, um die Mißhandlungen durch Dworkin wegstecken zu können. Ein anderer Mann als Forbes wäre schon längst zu den Piranhas ins New York Aquarium gesprungen. Weil er sich dort wohler gefühlt hätte.
»Du bist wirklich ein gehirnamputierter Volltrottel!« stieß Dworkin wütend hervor und verpaßte seinem Komplizen einen letzten Tritt in die Seite. »Der Plan war idiotensicher, und trotzdem vermasselst du ihn! Was hast du dir dabei gedacht?«
Forbes blickte aus blutunterlaufenen Augen auf. Wie ein Hund, der Prügel bezogen hat. Er war sich nicht sicher, ob sein Boß eine Antwort erwartete.
Und das tat er wirklich nicht. Statt dessen zeigte er auf den kleinen TV-Bildschirm in der Versandhaus-Schrankwand. Der Fernseher war auf einen lokalen Nachrichtensender eingestellt, der 24 Stunden am Tag News aus New York brachte. Je grausiger und schlimmer, desto besser.
Ein TV-Team des Senders befand sich gerade bei dem brennenden Brooklyn Museum.
»Ein Feuer nennst du das?« höhnte der Boß und trat wieder nach dem am Boden Liegenden. »Jedes Kleinkind mit einer Streichholzschachtel hätte größeren Schaden angerichtet!«
Dan Forbes öffnete den Mund, um eine Verteidigungsrede vorzubringen, schloß ihn aber sofort wieder. Es würde ihm nur noch mehr Prügel einbringen, wenn er jetzt versuchte, seine Versäumnisse zu erklären.
Dworkin zählte an den Fingern ab, was sein Komplize alles falsch gemacht hatte. »Erstens - im Erdgeschoß ist der Museumsladen. Dort hätte der Brand beginnen müssen, dann wäre das gesamte Hauptgebäude abgefackelt. Zweitens - im dritten Stock liegt der Klimbim aus der holländischen Kolonialzeit rum. Da solltest du Himie noch einen Behälter mit meiner Spezialmischung abladen. Drittens - im vierten Stock hätte ein Zeitzünder hochgehen sollen, denn dort befindet sich die amerikanische Kunstsammlung.«
Er holte wieder mit dem Fuß aus, um erneut zuzutreten, und der Mann am Boden krümmte sich bereits wieder zusammen, doch der Tritt unterblieb.
»Das Feuer hätte sich von verschiedenen Stellen her durch das ganze Gebäude gefressen, hättest du es so getan, wie ich es dir gesagt habe!« schrie der Boß. »Außerdem…«
»Die Wärter haben noch ‘ne Extrarunde gedreht«, wagte Forbes nun doch einen Einwand. »Sie hätten mich erwischt, wenn ich versucht hätte…«
»Das interessiert mich nicht!« schnappte Dworkin und unterbrach damit den Mann am Boden. »Tatsache ist: Du hast ein mieses kleines Feuerchen im Westflügel gelegt und danach sofort den Schwanz eingekniffen! Jeder Amateur mit einem Handlöschgerät hätte es löschen können!«