Kunst - Sri Aurobindo - E-Book

Kunst E-Book

Sri Aurobindo

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Beschreibung

"In einem gewissen Sinn ist Spiritualität die höchste Kunst, die Kunst des Lebens; denn sie zielt darauf ab, ein Leben der Schönheit von reiner Linie und fehlerlosem Rhythmus zu schaffen, erfüllt von Stärke, von Licht erleuchtet, mit Freude pulsierend." (Sri Aurobindo) Wahre Kunst ist der Ausdruck von Schönheit in der materiellen Welt, und in einer vollkommen spirituell veränderten Welt, das heißt in einer, die die göttliche Realität vollständig zum Ausdruck bringt, muss Kunst als ein Enthüller und Lehrer dieser göttlichen Schönheit im Leben dienen. Das soll heißen, dass ein Künstler dazu fähig sein sollte, in Gemeinschaft mit dem Göttlichen zu treten und Inspirationen darüber zu empfangen, welche Form oder Formen benutzt werden sollten, um die göttliche Schönheit in der Materie auszudrücken. Und daher kann Kunst, wenn sie das tut, ein Mittel zur Verwirklichung von Schönheit und gleichzeitig ein Lehrer dafür sein, was Schönheit sein sollte. Das heißt, Kunst sollte ein Element in der Erziehung des Geschmacks der Menschen von jung und alt und eben das Lehren wahrer Schönheit, das heißt, der essenziellen Schönheit sein, denn sie drückt die göttliche Wahrheit aus. Dies ist der Daseinszweck der Kunst. Nun besteht zwischen diesem und dem, was getan wird, ein großer Unterschied, aber dies ist der wahre Daseinszweck der Kunst." (Die Mutter)

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Seitenzahl: 122

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Omsriaurobindomira

Alles

Leben

ist

Yoga

“All life is Yoga.” – Sri Aurobindo

Kunst

Sri Aurobindo | Die Mutter

SRI AUROBINDODIGITAL EDITION

Copyright 2021

AURO MEDIAVerlag und FachbuchhandelWilfried SchuhDeutschland

www.sriaurobindo.center

www.auro.media

eBook Design

SRI AUROBINDO DIGITAL EDITIONDeutschland, Berchtesgaden

ALLES LEBEN IST YOGAKunstEine Zusammenstellung aus den Werken von Sri Aurobindo und der Mutter3 Aufl. 2021ISBN 978-3-96387-019-4

© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:Sri Aurobindo Ashram TrustPuducherry, Indien

Blume auf dem Cover:Fuchsia. Verschiedene Farben.Die von der Mutter gegebene spirituelle Bedeutung:KunstLeben, um nur Schönheit auszudrücken.

Anmerkung des Herausgebers

Einfache Auszüge aus den Werken Sri Aurobindos und der Mutter sollen für die Sadhana eine praktische Orientierung zu bestimmten Themen geben. Die Themen behandeln das gesamte Feld menschlicher Aktivitäten, denn wahre Spiritualität ist nicht eine Abkehr vom Leben, sondern die Kunst, das Leben zu vervollkommnen.

Die Übersetzung der Textstellen von Sri Aurobindo erfolgte aus dem ursprünglichen Englisch, während die meisten Passagen der Mutter bereits Übersetzungen aus dem Französischen waren. Fast alle Texte der Mutter wurden ihren Gesprächen, die sie mit Kindern und Erwachsenen führte, entnommen, einige ihren Schriften. Wir müssen außerdem berücksichtigen, dass die Auszüge ihrem ursprünglichen Zusammenhang entnommen wurden und dass jede Zusammenstellung ihrer Natur nach möglicherweise einen persönlichen und subjektiven Charakter hat. Es wurde jedoch der aufrichtige Versuch unternommen, der Vision Sri Aurobindos und der Mutter treu zu bleiben.

Die Textauszüge sind vom Verlag zum Teil mit Kapiteln und Überschriften versehen worden, um ihre Themen hervorzuheben. Sofern es möglich war, wurden sie in Anlehnung eines Satzes aus dem Text selbst gewählt.

Sri Aurobindo und die Mutter machen von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Wörter groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Mit dieser Großschreibung bezeichnen sie meist Begriffe aus übergeordneten Daseinsbereichen, doch auch allgemeine wie Licht, Friede, Kraft usw., wenn sie ihnen einen vom üblichen Gebrauch abweichenden Sinn zuordnen. Diese Begriffe wurden in diesem Buch kursiv hervorgehoben, um dem Leser zu einer leichteren Einfühlung in diese subtilen Unterscheidungen zu verhelfen.

Eckige Klammern bezeichnen Einfügungen des Übersetzers, die um des besseren Verständnisses willen angebracht erschienen. Einige wenige Sanskritwörter wie Sadhana, Sadhaka, Yoga usw. wurden eingedeutscht, da sie durch ihren häufigen Gebrauch bereits als Bestandteil der deutschen Sprache angesehen werden können. Alle anderen Sanskritwörter sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde.

Die kursiv geschriebenen Textpassagen vor den Worten Sri Aurobindos und der Mutter sind Fragen bzw. Antworten von Schülern oder sonstige erläuternde Texte.

„Wahre Spiritualität bedeutet nicht, dem Leben zu entsagen, sondern das Leben mit einer Göttlichen Vollkommenheit zu vollenden.“ – Die Mutter

* * *

Inhalt

TitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersI. WORTE SRI AUROBINDOSZitat Sri Aurobindos1. Schönheit im Leben2. Das Göttliche als Schönheit3. Der unverkennbare Charakter der indischen Kunst4. Dichtung5. Schöpfung durch das WortII. WORTE DER MUTTERZitat der Mutter1. Der wahre Daseinszweck der Kunst2. Kunst und Yoga3. Das Ziel des Yogis in den Künsten4. Der inspirierte Künstler5. Keine Begrenzung für den Ausdruck des Göttlichen6. Wer ist ein Künstler?7. Was die Menschen „künstlerisch“ nennen8. Schönheit ist universal9. Moderne Kunst10. Warum ist moderne Kunst so hässlich?11. Musik12. Pilzkunst13. Wunderkinder14. Die höhere und niedere VollkommenheitANHANGQuellenangaben

Guide

CoverInhaltStart

Teil I

WORTE SRI AUROBINDOS

Sri Aurobindo

Dient Kunst nur dazu, die Natur nachzuahmen, so lasst uns alle Gemäldegalerien verbrennen und stattdessen Fotostudios haben. Doch gerade weil die Kunst enthüllt, was die Natur verbirgt, ist ein kleines Bild mehr wert als alle Juwelen der Millionäre und alle Schätze der Prinzen.Ahmst du nur die sichtbare Natur nach, bringst du einen Leichnam, ein totes Abbild oder eine Missgeburt zustande. Die Wahrheit lebt in dem, was hinter und über das Sichtbare und Greifbare hinausgeht. — Sri Aurobindo

* * *

Kapitel 1

Schönheit im Leben

Wenn wir uns vornehmlich mit der universalen Schönheit, wenn auch nur in ihren ästhetischen Formen, beschäftigen, übt das intensive Macht auf unsere Natur aus, verfeinert sie, macht sie empfindsamer und wirkt – wenn sie aufs Höchste entfaltet ist – als starke Kraft zur Aufhellung unseres Wesens.

*

Die Suche des Menschen nach Schönheit erreicht ihre höchste Intensität und ihren befriedigendsten Ausdruck in den großen schöpferischen Künsten, der Dichtung, Malerei, Bildhauerei und Architektur. Im weitesten und wahrsten Sinn des Schönen aber gibt es keine Tätigkeit der menschlichen Natur und ihres Lebens, aus dem die Schönheit ausgeschlossen werden könnte. Das Schöne vollkommen und umfassend anzuerkennen, unser ganzes Leben und Sein zu verschönern, gehört notwendigerweise zur Vollkommenheit des Individuums und der Gesellschaft. In ihrem Ursprung aber ist diese Suche nach Schönheit nicht rational. Sie kommt aus der Wurzel unseres Lebens, ist ein Trieb und ein Impuls, ein Instinkt ästhetischer Befriedigung und ein Impuls ästhetischer Schöpfung und Freude. Von den vorrationalen Teilen unseres Wesens ausgehend, zeigen dieser Trieb und Impuls zunächst viel Unvollkommenheit und Unreinheit auf, zugleich mit viel Rohheit in Erschaffung wie Bewertung. Hier greift die Vernunft ein, um zu unterscheiden, zu erleuchten, zu verbessern, um die Schwächen und Rohheiten herauszufinden, Gesetze des Ästhetischen festzulegen und unser Urteil und Schaffen durch besseren Geschmack und richtigere Erkenntnis zu reinigen. Während wir versuchen, uns selbst zu erkennen und zu bessern, scheint die Vernunft der eigentliche Gesetzgeber sowohl für den Künstler wie für den Bewunderer zu sein. Wenn sie auch nicht der Schöpfer unseres ästhetischen Triebes und Impulses ist, so ist sie doch in uns der Schöpfer eines ästhetischen Bewusstseins und dessen wachsamer Richter und Führer. Was unklar und irreführend war, macht sie selbstbewusst und in Wirkung und Genuss rational unterscheidbar.

Aber auch dies ist nur in beschränkten Grenzen wahr, oder wenn es einmal irgendwo vollkommen wahr ist, dann nur auf einer mittleren Ebene unseres ästhetischen Strebens und Wirkens. Wo die größte und mächtigste Schöpfung der Schönheit vollendet ist und Anerkennung und Freude die höchste Stufe erlangt haben, wird das Rationale immer überschritten und zurückgelassen. Die Schöpfung der Schönheit in Dichtung und Kunst fällt nicht unter die Herrschaft oder überhaupt in den Bereich der Vernunft. Der Verstand ist kein Dichter, kein Künstler, kein Schöpfer in uns. Schöpfung entsteht durch den Einstrom von Licht und Kraft aus dem Überrationalen, die, wenn sie ihr Bestes geben sollen, stets durch Schau und Inspiration wirken. Sie können den Verstand für gewisse Handlungen benutzen, aber je mehr sie sich dem Verstand unterwerfen, umso mehr verlieren sie an Macht und Kraft der Schau, umso mehr verringert sich Glanz und Wahrheit der Schönheit, die sie schaffen. Der Verstand kann Einfluss auf den Einstrom göttlicher Begeisterung in die Kräfte der Schöpfung nehmen, diesen mindern, unterdrücken oder vorsichtig beschränken. Aber hierdurch zieht er das Werk auf seine eigene niedere Ebene herunter, und diese Erniedrigung wird größer im selben Maß, wie die Einmischung des Verstandes wächst. Von sich aus vermag der Verstand nur Talent zu erlangen, auch wenn es ein großes, selbst wenn es bei genügend Hilfe von oben ein überragendes Talent ist. Das Genie aber, der wahre Schöpfer, ist in seiner Natur und Wirksamkeit immer überrational, auch wenn es die Arbeit des Verstandes auszuführen scheint. Am stärksten und echtesten ist das Genie, am erhabensten in seinem Werk, am stärksten gehalten in Kraft, Tiefe, Höhe und Schönheit seines Schaffens, wenn es am wenigsten von einer Kontrolle des reinen Verstandes berührt wird, wenn es am seltensten von den Höhen der Vision und Inspiration herabfällt in die Abhängigkeit des stets mechanischen Vorganges intellektueller Konstruktion. Künstlerische Schöpfung, die die Normen des Verstandes annimmt und in den Grenzen arbeitet, die dieser festgesetzt hat, mag groß, schön und kraftvoll sein. Denn das Genie kann auch dann noch seine Kräfte beweisen, wenn es in Fesseln arbeitet und sich weigert, alle seine Hilfsquellen zu verwenden. Aber wenn es mit Mitteln des Verstandes arbeitet, konstruiert es nur, anstatt schöpferisch zu sein. Es mag gut konstruieren, wie ein tadelloser Handwerker, aber sein Erfolg ist formal und nicht geistig, ein Erfolg der Technik und nicht eine Verkörperung der unvergänglichen Wahrheit, die die Schönheit in ihrer inneren Wirklichkeit erfasst, in ihrem göttlichen Entzücken, in ihrer Zuwendung zu der höchsten Quelle der Ekstase, Ananda.

Es gab Zeiten künstlerischen Schaffens, Zeitalter der Vernunft, in denen die rationale und intellektuelle Richtung in Dichtung und Kunst vorherrschte. Es gab sogar Nationen, die in ihren großen gestaltenden Zeiten der Kunst und Literatur die Vernunft und den Geschmack zum obersten Herrn ihres ästhetischen Schaffens machten. Bestenfalls haben diese Zeiten Werke von einer gewissen Großartigkeit geschaffen, aber es waren vor allem eine intellektuelle Großartigkeit, eine Vollkommenheit mehr technischer Art und keine Werke von höchster inspirierter und offenbarter Schönheit. Ihr Ziel war nicht die Entdeckung der tieferen Wahrheit des Schönen, sondern der Wahrheit der Ideen und der Wahrheit des Verstandes, ein kritisches und nicht ein wahrhaft schöpferisches Ziel. Ihr bestimmendes Thema war intellektuelle Kritik am Leben und an der Natur, die ergänzt wurde durch vollkommenen dichterischen Rhythmus und Ausdruck, nicht aber eine Offenbarung Gottes, des Menschen, des Lebens und der Natur in den inspirierten Formen künstlerischer Schönheit. Große Kunst aber kann nicht Genüge haben an der Darstellung der intellektuellen Wahrheit der Dinge, die immer eine oberflächliche und äußere Wahrheit ist. Sie sucht nach einer tieferen und ursprünglicheren Wahrheit, die einer reinen Sinneswahrnehmung und dem reinen Verstand entgeht, sie sucht nach der Seele in diesen, nach der unsichtbaren Wirklichkeit, die nicht diejenige der Gestalt und des Prozesses ist, sondern die Wirklichkeit ihres Geistes. Es ist diese Wirklichkeit, die die große Kunst erfasst und in Form und Gedanken ausdrückt, und zwar in einer bedeutungsvollen Form, die nicht nur getreu nachahmt oder die äußere Natur harmonisch darstellt. Der Gedanke muss zur Offenbarung werden und nicht nur eine richtige, Vernunft und Geschmack befriedigende Idee gut ausdrücken. Immer ist die Wahrheit, die die Kunst sucht, zunächst und vor allem die Wahrheit des Schönen, wieder nicht eine formale Schönheit allein oder die Schönheit der Proportion und des richtigen Prozesses, die Sinneswahrnehmung und Verstand erstreben, sondern die Seele der Schönheit. Diese Seele der Schönheit ist dem gewöhnlichen Auge und dem gewöhnlichen Verstand verborgen und offenbart sich in ihrer Fülle nur der unverschleierten Schau des Dichters und Künstlers im Menschen. Nur sie können die geheime Bedeutung des universalen Dichters und Künstlers, des göttlichen Schöpfers, erfassen, der den von ihm geschaffenen Formen als ihre Seele, ihr Geist innewohnt.

Die künstlerische Schöpfung, die auf Vernunft und Geschmack und auf die Vollkommenheit und Reinheit der Technik besonderen Wert legt, die den Normen der Vernunft und des Geschmacks gehorsam folgt, beanspruchte für sich den Namen klassische Kunst. Aber dieser Anspruch ist ebenso wie die beiden scharfen Unterscheidungen, auf denen er beruht, von zweifelhafter Gültigkeit. Der Geist des Wirklichen, die große klassische Kunst und Dichtung soll das Universale schaffen und den individuellen Ausdruck der universalen Wahrheit und Schönheit unterordnen, genauso wie der Geist der romantischen Kunst und Dichtung jenes hervorbringen muss, was individuell ist. Dies geschieht oft mit so starker oder so lebendiger Betonung, dass das Universale, auf dem doch alle wahre romantische oder klassische Kunst ihre Formen aufbaut und ausfüllt, dadurch in den Hintergrund seiner Schöpfung gedrängt wird. In Wirklichkeit hat jede große Kunst ebenso ein klassisches und romantisches Element in sich eingeschlossen wie ein realistisches. Wir verstehen dabei unter Realismus eine besondere Darstellung der äußeren Wahrheit der Dinge, nicht die pervertierte, nach innen gerichtete Romantik des „Wirklichen“, die das Hässliche, Gemeine oder Krankhafte besonders hervorhebt und als die ganze Wahrheit des Lebens hinstellt. Welchem Typus der Kunst ein großes schöpferisches Werk zugehört, wird durch die Vorherrschaft des einen Elements bestimmt und die Unterwerfung der anderen unter seinen beherrschenden Geist. Die klassische Kunst aber arbeitet mit einer weiten Vision und Inspiration und nicht mit einem Vorgang des Verstandes. Die niedere Art klassischer Kunst und Literatur – falls sie zu Recht klassisch zu nennen ist und nicht eher, wie dies häufig der Fall ist, eine pseudo-klassische, intellektuelle Nachahmung der äußeren Form und Vorgänge der klassischen Kunst darstellt – mag Werke einer gewissen, wenn auch weniger großen Bedeutung schaffen, deren Gesichtskreis und Natur aber wesentlich unbedeutender sein wird. Denn zu dieser Unterlegenheit hat sie sich durch ihren Grundsatz der intellektuellen Konstruktion selbst verdammt. Fast immer degeneriert diese in kurzer Zeit in das Formale oder Akademische, ohne wirkliche Schönheit, ohne Leben und Kraft, befangen in der Sklaverei der Form. Dabei glaubt sie, dass alles erreicht ist, wenn eine gewisse Form eingehalten, gewisse Normen der Konstruktion befriedigt und bestimmte theoretische und technische Grundsätze und Regeln befolgt sind. So hört sie auf, Kunst zu sein, und wird zu einer kalten und mechanischen Kunstfertigkeit.

Der Vorrang in der Schaffung und Bewertung des Schönen, der dem Verstand und Geschmack zuerst und vor allem zugebilligt wird – manchmal überhaupt nur diesem allein –, entsteht aus einer mehr kritischen als schöpferischen Einstellung des Mentals. In Bezug auf das Schöpferische begeht diese Theorie einen entscheidenden Irrtum. Alles künstlerische Werk muss, um vollendet zu sein, im Akt der Schöpfung selbst das Werk einer inneren Kraft der Entscheidung sein, die ständig auswählt und verwirft, dem Grundsatz der Wahrheit und Schönheit entsprechend, der einer Harmonie, einer Proportion und einer innersten Beziehung der Formen zur Idee stets treu bleibt. Zu gleicher Zeit gibt es eine Treue der Idee zu Geist, Natur und innerem Wesen des Gegenstandes der Schönheit, der der Seele und dem Mentalen, seinem svarupa und svabhava