Yoga und die Zukunft der Menschheit - Sri Aurobindo - E-Book

Yoga und die Zukunft der Menschheit E-Book

Sri Aurobindo

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Beschreibung

Sri Aurobindo über Yoga und seine Systeme, Evolution, Supramental und die Zukunft der Menschheit. Yoga muss der Menschheit enthüllt werden, weil sie ohne ihn den nächsten Schritt in der menschlichen Entwicklung nicht machen kann. (Sri Aurobindo)Yoga muss der Menschheit enthüllt werden, weil sie ohne ihn den nächsten Schritt in der menschlichen Entwicklung nicht machen kann. (Sri Aurobindo)

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Omsriaurobindomira

Alles

Leben

ist

Yoga

“All life is Yoga.” – Sri Aurobindo

Yoga und die Zukunft der Menschheit

Sri Aurobindo

SRI AUROBINDO BHAVANBERCHTESGADENER LAND

Copyright 2020

AURO MEDIAVerlag und FachbuchhandelWilfried SchuhDeutschland

www.sriaurobindo.center

www.auro.media

ALLES LEBEN IST YOGAYoga und die Zukunft der MenschheitAuszüge aus den Werken von Sri Aurobindo1. Aufl. 2020ISBN 978-3-96387-070-5

© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:Sri Aurobindo Ashram TrustPuducherry, Indien

Blume auf dem Cover:Hibiscus rosa-sinensis. Tiefrot.Die von der Mutter gegebene spirituelle Bedeutung:Macht der ZukunftFähig sein, für die Zukunft zu arbeiten.

Anmerkung des Herausgebers

Einfache Auszüge aus den Werken Sri Aurobindos und der Mutter sollen für die Sadhana eine praktische Orientierung zu bestimmten Themen geben. Die Themen behandeln das gesamte Feld menschlicher Aktivitäten, denn wahre Spiritualität ist nicht eine Abkehr vom Leben, sondern die Kunst, das Leben zu vervollkommnen.

Die Übersetzung der Textstellen von Sri Aurobindo erfolgte aus dem ursprünglichen Englisch, während die meisten Passagen der Mutter bereits Übersetzungen aus dem Französischen waren. Fast alle Texte der Mutter wurden ihren Gesprächen, die sie mit Kindern und Erwachsenen führte, entnommen, einige ihren Schriften. Wir müssen außerdem berücksichtigen, dass die Auszüge ihrem ursprünglichen Zusammenhang entnommen wurden und dass jede Zusammenstellung ihrer Natur nach möglicherweise einen persönlichen und subjektiven Charakter hat. Es wurde jedoch der aufrichtige Versuch unternommen, der Vision Sri Aurobindos und der Mutter treu zu bleiben.

Die Textauszüge sind vom Verlag zum Teil mit Kapiteln und Überschriften versehen worden, um ihre Themen hervorzuheben. Sofern es möglich war, wurden sie in Anlehnung eines Satzes aus dem Text selbst gewählt.

Sri Aurobindo und die Mutter machen von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Wörter groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Mit dieser Großschreibung bezeichnen sie meist Begriffe aus übergeordneten Daseinsbereichen, doch auch allgemeine wie Licht, Friede, Kraft usw., wenn sie ihnen einen vom üblichen Gebrauch abweichenden Sinn zuordnen. Diese Begriffe wurden in diesem Buch kursiv hervorgehoben, um dem Leser zu einer leichteren Einfühlung in diese subtilen Unterscheidungen zu verhelfen.

Eckige Klammern bezeichnen Einfügungen des Übersetzers, die um des besseren Verständnisses willen angebracht erschienen. Einige wenige Sanskritwörter wie Sadhana, Sadhaka, Yoga usw. wurden eingedeutscht, da sie durch ihren häufigen Gebrauch bereits als Bestandteil der deutschen Sprache angesehen werden können. Alle anderen Sanskritwörter sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde.

Die kursiv geschriebenen Textpassagen vor den Worten Sri Aurobindos und der Mutter sind Fragen bzw. Antworten von Schülern oder sonstige erläuternde Texte.

„Wahre Spiritualität bedeutet nicht, dem Leben zu entsagen, sondern das Leben mit einer Göttlichen Vollkommenheit zu vollenden.“ – Die Mutter

* * *

Inhalt

TitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersI. MIT YOGA DER NÄCHSTE EVOLUTIONÄRE SCHRITTZitat1. Die Psychologie des Yoga2. Das Ziel unseres Yoga3. Das evolutionäre Ziel im Yoga4. Die Fülle des Yoga im Bedingten5. Die Voraussetzung zur integralen Erfüllung6. Sachchidananda7. Jenseits von Gut und Böse8. Das Prinzip des Bösen9. Der Mensch – Sklave oder frei?10. Yoga und die Evolution des Menschen11. AphorismenII. ALLES LEBEN IST YOGAZitat1. Leben und Yoga2. Die drei Stufen der Natur3. Das dreifache Leben4. Die Systeme des Yoga5. Die Synthese der Yoga-SystemeIII. DIE INTEGRALE UMWANDLUNGZitate1. Das Supramental und das göttliche Leben2. Das Supramental und die Menschheit3. Das Supramental in der EvolutionANHANGQuellenangaben

Guide

CoverInhaltStart

Teil I

MIT YOGA DER NÄCHSTE EVOLUTIONÄRE SCHRITT

Sri Aurobindo

Yoga muss der Menschheit enthüllt werden, weil sie ohne ihn den nächsten Schritt in der menschlichen Entwicklung nicht machen kann. — Sri Aurobindo

* * *

Kapitel 1

Die Psychologie des Yoga

Yoga ist keine moderne Erfindung des menschlichen Geistes, sondern unser urzeitlicher und prähistorischer Besitz. Der Veda ist unser ältestes erhalten gebliebenes menschliches Dokument, und der Veda ist von einem Gesichtspunkt aus gesehen eine großartige Zusammenstellung praktischer Hinweise über Yoga. Alle Religion ist eine Blume, deren Wurzel der Yoga ist; alle Philosophie, Poesie und die Werke des Genies benutzen ihn, bewusst oder unbewusst, als ein Instrument. Wir glauben, dass Gott die Welt durch Yoga erschaffen hat und durch Yoga wird Er sie wieder in sich hineinziehen. Yogah prabhavapyayau, Yoga ist die Geburt und das Vergehen von Dingen. Wenn Srikrishna Arjuna die Größe Seiner Schöpfung offenbart und die Art und Weise, wie Er sie aus Seinem Wesen heraus durch eine Versöhnung logischer Gegensätze aufgebaut hat, sagt Er:„Pasya me yogam aishwaram“, – „Sieh Meinen göttlichen Yoga.“ Wenn wir das Wort „Yoga“ verwenden oder es hören, denken wir an das System von Patanjali, an rhythmische Atmung, an spezielle Sitzweisen, an Konzentration, an die Trance des Adepten. Aber das sind nur Einzelheiten bestimmter Systeme. Die Systeme sind aber nicht die Sache selbst, genauso wenig wie das Wasser eines Bewässerungskanals der Ganges ist. Yoga kann ohne den geringsten Gedanken an die Atmung, in jeder oder keiner Haltung, ohne jegliches Beharren auf Konzentration, im vollen Wachzustand, beim Gehen, Arbeiten, Essen, Trinken, im Gespräch mit anderen, in jeder Beschäftigung, im Schlaf, im Traum, in Zuständen der Bewusstlosigkeit, des Halbbewusstseins, des Doppelbewusstseins getan werden. Es ist kein Patentrezept oder starres System oder festgelegte Praxis, sondern eine ewige Tatsache des Prozesses, die auf der Natur des Universums selbst beruht.

Trotzdem kann der Begriff „Yoga“ in der Praxis auf besondere, klar umgrenzte Zwecke auf gewisse Anwendungen des allgemeinen Vorgangs eingeschränkt werden. Yoga fußt wesenhaft auf der Tatsache, dass wir in dieser Welt überall eins und doch getrennt sind; eins und doch getrennt in unserem Wesen, eins mit und doch getrennt von unseren Mitgeschöpfen aller Art, eins und doch getrennt von der unendlichen Existenz, die wir Gott, Natur oder Brahman nennen. Ganz allgemein ist Yoga das Vermögen, das der Seele in einem Körper zu eigen ist, um mit anderen Seelen in eine wirksame Beziehung zu treten, mit Teilen ihrer selbst hinter dem Wachbewusstsein, mit Naturkräften und Objekten in der Natur, mit der Höchsten Intelligenz, Macht und Glückseligkeit, die die Welt lenkt, entweder um dieser Vereinigung willen oder um unser manifestes Wesen, unser Wissen, unsere Fähigkeit, Kraft oder Freude zu mehren oder zu wandeln. Jedes System, das unser inneres Wesen und unser äußeres Gefüge für diese Ziele gestaltet, kann ein Yoga-System genannt werden.

* * *

Kapitel 2

Das Ziel unseres Yoga

Das Ziel unseres Yoga ist Selbst-Vollendung, nicht Selbst-Auslöschung.

Zwei Pfade bieten sich den Schritten des Yogin, Rückzug aus dem Universum und Vollendung im Universum. Das erste Ziel wird durch Askese erreicht, das zweite durch Tapasya. Das erste nimmt uns auf, wenn wir Gott im Sein verlieren; das zweite wird erlangt, wenn wir unser Sein in Gott erfüllen. Lasst unseren Pfad den der Vollendung und nicht den der Preisgabe sein. Lasst den Sieg in der Schlacht und nicht die Flucht vor allen Konflikten unser Ziel sein.

Buddha und Shankara nahmen an, die Welt sei von Grund auf falsch und elendig. Deshalb war für sie die Flucht aus der Welt die einzige Weisheit. Aber diese Welt ist Brahman, die Welt ist Gott, die Welt ist Satyam, die Welt ist Ananda. Falsch ist bloß die Fehldeutung der Welt durch unseren mentalen Egoismus; das einzige Elend ist unsere verkehrte Beziehung zu Gott in der Welt. Es gibt sonst nichts Falsches und nichts, dass Anlass gäbe zu klagen.

Gott erschuf die Welt in Sich durch Maya; die ursprüngliche, vedische Bedeutung von Maya ist jedoch nicht Illusion, sondern Weisheit, Erkenntnis, Vermögen, weite Ausdehnung des Bewusstseins. Prajna prasrta purani. Eine Allmächtige Weisheit erschuf die Welt; sie ist nicht der organisierte Missgriff eines Unendlichen Träumers. Eine allwissende Macht manifestiert sie oder hält sie in Sich oder Ihrer eigenen Wonne verborgen; sie ist keine dem freien und absoluten Brahman durch Seine eigene Unwissenheit auferlegte Fessel.

Wäre die Welt ein selbstauferlegter Alptraum Brahmans, so wäre es das natürliche und einzige Ziel unseres höchsten Strebens, daraus zu erwachen. Wäre das Leben in der Welt unwiderruflich mit Elend verbunden, dann wäre das einzige entdeckenswerte Geheimnis ein Mittel zur Flucht aus dieser Knechtschaft. Vollkommene Wahrheit im Weltdasein ist jedoch möglich, denn Gott sieht hier alle Dinge mit den Augen der Wahrheit. Vollendete Seligkeit in der Welt ist möglich, denn Gott freut sich aller Dinge im Bewusstsein unbeeinträchtigter Freiheit. Auch wir können uns dieser Wahrheit und Seligkeit erfreuen, die im Veda amrtam, Unsterblichkeit, genannt wird, wenn wir unser egoistisches Dasein abwerfen und aufgehen in vollkommener Einheit mit Seinem Wesen und somit einwilligen, die göttliche Wahrnehmung und die göttliche Freiheit zu empfangen.

Die Welt ist eine Bewegung Gottes in Seinem eigenen Sein. Wir sind die Zentren und Knotenpunkte des göttlichen Bewusstseins, die den Ablauf Seiner Bewegung zusammenfassen und tragen. Die Welt ist Sein Spiel mit Seiner eigenen selbstbewussten Freude – das Spiel dessen, der allein ist, der unendlich ist, frei und vollkommen. Wir sind die Selbstvervielfältigungen dieser bewussten Freude, die ins Sein ausgesandt wurden, um Seine Spielgefährten zu sein. Die Welt ist eine Formel, ein Rhythmus, ein System von Symbolen, durch das Gott Sich selbst Seinem eigenen Bewusstsein gegenüber zum Ausdruck bringt. Sie hat kein materielles Dasein, sondern existiert nur in Seinem Bewusstsein und als Sein Selbstausdruck. Gleich Ihm sind wir in unserem inneren Wesen Das, was zum Ausdruck kommt; in unserem äußeren Wesen aber sind wir Glieder jener Formel, Noten aus jenem Rhythmus, Symbole jenes Systems. Lasst uns Gottes Bewegung weiterführen, Sein Spiel zu Ende spielen, Seine Formel ausarbeiten, Seine Harmonie ausführen, Ihn durch uns in Seinem System zum Ausdruck bringen. Dies ist unsere Freude und unsere Erfüllung. Zu diesem Zweck sind wir, die wir über das Universum hinausreichen und es transzendieren, in die kosmische Existenz eingetreten.

Vollkommenheit gilt es zu erlangen, Harmonie zu verwirklichen. Unvollkommenheit, Begrenzung. Tod, Kummer, Unwissen, Materie sind nur die ersten Glieder der Formel – unverständlich bis wir die weiteren Glieder ausgearbeitet und die Formel neu interpretiert haben. Sie sind die anfänglichen Dissonanzen beim Stimmen der Instrumente. Aus Unvollkommenem müssen wir Vollendetes formen, aus Begrenzung die Unendlichkeit enthüllen, aus dem Tod heraus die Unsterblichkeit finden, aus Kummer die göttliche Seligkeit zurückgewinnen, aus Unwissen das göttliche Selbst-Wissen befreien, aus der Materie den Geist offenbaren. Dieses Ziel für uns und für die gesamte Menschheit zu erreichen ist das Anliegen unseres Yoga.

* * *

Kapitel 3

Das evolutionäre Ziel im Yoga

In der Katha Upanishad kommt einer dieser machtvollen und prägnanten Sätze vor, die auf kleinstem Wortraum eine Welt an Bedeutung enthalten und mit denen die Upanishaden so reich besät sind: Denn Yoga ist der Anfang und das Ende aller Dinge – yogah hi prabhavapayayau. In den Puranas wird die Bedeutung dieses Satzes unterstrichen und deutlicher herausgearbeitet: Durch Yoga schuf Gott die Welt, durch Yoga wird Er sie am Ende wieder in Sich zurücknehmen. Aber nicht nur die ursprüngliche Schöpfung und die endgültige Auflösung des Weltalls, sondern alle großen Veränderungen, alle Schöpfungen, Entfaltungen und Zerstörungen werden durch den zentralen Prozess des Yoga, tapasya, bewirkt. In dieser uralten Betrachtungsweise stellt sich Yoga dar als die effektive, vielleicht sogar als die essenzielle und eigentlich ausführende Bewegung der Natur in all ihren Prozessen. Falls dies für das allgemeine Wirken der Natur zutrifft, das heißt falls ein göttliches Wissen und ein göttlicher Wille in den Dingen dadurch zur wahren Ursache aller Kraft und Wirksamkeit wird, dass er zu Objekten in Beziehung tritt, sollte die gleiche Regel auch für das menschliche Handeln gelten. Sie sollte insbesondere für alle bewussten und willentlich angewandten Methoden jener psychologischen Disziplinen gelten, die wir Yoga-Systeme nennen. Yoga kann tatsächlich nichts anderes sein als ein vollendeter und bewusst gewordener natürlicher Prozess, der dazu bestimmt ist, Ziele rasch zu erreichen, die von der gewöhnlichen Bewegungsweise der Natur nur langsam, im säumigen Schritt einer jahrhunderte- oder gar jahrtausendelangen Evolution zuwege gebracht werden.

Es gibt hier einen scheinbaren Unterschied. Das Ziel, das uns im Yoga vorschwebt, ist Gott. Das Ziel der Natur jedoch besteht darin, die Übernatur zu verwirklichen. Doch diese beiden Ziele stehen miteinander in Einklang und entsprechen derselben Absicht. Gott und die Übernatur sind nichts weiter als der wesentliche und der formale Aspekt jener einzigen, unerreichbaren Erfüllung, auf die unsere menschliche Entwicklung in ihrer Aufwärtsbewegung ausgerichtet ist. Yoga ist für den Menschen das Emporarbeiten der von einer langsamen Evolution und weiten Rückfällen befreiten Natur, die sich in göttlichem oder menschlichem Wissen ihrer selbst bewusst wurde.

Gott ist Das, was das Ganze ist und doch weit über das Ganze hinausgeht, es transzendiert. Nichts existiert, was nicht Gott wäre, doch ist Gott weder die Summe des Existierenden noch irgendein Teil dieser Summe, außer als symbolisches Bild für Sein eigenes Bewusstsein. Anders ausgedrückt: Alles getrennt Existierende ist ein besonderes Symbol, die gesamte Summe des Existierenden ist ein allgemeines Symbol, das versucht, die unübersetzbare Existenz – Gott – in die Begriffe des Welt-Bewusstseins zu übersetzen. Es ist zu diesem Versuch bestimmt. Erfolg aber ist ihm nicht bestimmt, denn im selben Augenblick, da es Erfolg hat, hört es auf, es selbst zu sein und wird zu jenem unübersetzbaren Etwas, von dem es seinen Ausgang nahm, d. h. zu Gott. Keinem Symbol ist es bestimmt, Gott vollkommen auszudrücken, nicht einmal dem höchsten. Doch ist es das Vorrecht der höchsten Symbole, ihre gesonderte Bestimmtheit in Ihm zu verlieren, aufzuhören Symbole zu sein und im Bewusstsein zu dem zu werden, was versinnbildlicht ist. Der Mensch ist solch ein Symbol oder Eidolon Gottes. Wir sind, um die biblische Wendung zu gebrauchen, in Seinem Bilde erschaffen. Damit ist nicht ein formales Bild gemeint, sondern das Bild Seines Wesens und Seiner Persönlichkeit. Wir sind vom innersten Wesen Seiner Göttlichkeit und haben Teil am Vermögen Seiner Göttlichkeit. Wir sind nach dem Vorbild eines göttlichen Wesens und eines göttlichen Wissens geformt und tragen seinen Stempel.

In allem, was phänomenal existiert – oder symbolisch, wie ich bei tieferem Eindringen in die Natur der Dinge eher sagen möchte –, gibt es zwei Seiten des Seins: Das Ding-an-sich und das Symbol, Selbst und Natur, res (das Ding, das ist, das Seiende) und factum (das Ding, das getan oder gemacht wurde, Getanes oder Gemachtes), unveränderliches Sein und veränderliches Werden, das Übernatürliche und das Natürliche. Jeder Zustand des Daseins birgt in sich eine Kraft, die ihn dazu treibt, sich selbst zu transzendieren. Die Materie bewegt sich darauf hin, Leben zu werden. Das Leben ringt darum, Mental zu werden. Das Mental strebt sehnsuchtsvoll danach, ideale Wahrheit zu werden. Die Wahrheit strebt dorthin auf, wo sie göttlicher und unendlicher Geist wird. Der Grund dafür ist, dass jedes Symbol ein unvollständiger Ausdruck Gottes ist und sich deshalb seiner eigenen gänzlichen Wirklichkeit entgegenstreckt, sie zu werden sucht. Es drängt darauf, sein wirkliches Selbst zu werden, indem es über sein scheinbares Selbst hinauswächst. Das Gemachte fühlt sich angezogen vom Seienden, das Werden vom Sein, das Natürliche vom Übernatürlichen, das Symbol vom Ding-an-sich, die Natur von Gott.

Die Aufwärtsbewegung ist demnach das Mittel zur Selbsterfüllung in dieser Welt, aber sie ist nicht allen Objekten auferlegt. Denn es gibt dreierlei Zustände, denen alles Veränderliche im Dasein unterworfen ist: das Aufsteigen, den Stillstand und das Abgleiten. Zwar bewegt sich die Natur in ihren niederen Zuständen im Allgemeinen nach oben, doch sucht sie die endgültige Erlösung nur für eine begrenzte Anzahl von Individuen. Nicht jede Form von Materie organisiert sich zu lebender Materie, obgleich jede Form von Materie erfüllt ist vom Geist des Lebens und von seinem heftigen Verlangen nach Befreiung und Selbstbekundung. Nicht jede Form von Leben organisiert sich zu mentalem Leben, obwohl in allen Lebensformen das Mental vorhanden ist und darauf drängt, freizukommen und sich kundzutun. Ebensowenig ist jedes mentale Wesen dazu befähigt, in sich das Leben der idealen Wahrheit herauszubilden, obwohl in jedem mentalen Wesen – im Hund, Affen und Wurm nicht minder als im Menschen – der eingekerkerte Geist der Wahrheit und des Wissens nach Freiheit und Selbstausdruck trachtet. In jedem erreichten Zustand ihres Gefüges bemüht sich die Natur zunächst darum, die natürliche Existenz ihrer Geschöpfe darin abzusichern. Erst nachdem diese vorrangige Aufgabe erfüllt ist, sucht sie durch die bestgeeigneten unter ihnen, ihren eigenen Werken zu entkommen, das von ihr Errichtete niederzureißen und etwas zustandezubringen, was darüber hinausgeht. Aber erst mit dem Menschen gelingt ihr die Entwicklung eines Typus, der in allen seinen Individuen im Prinzip dazu fähig ist, nicht nur das Natürliche, sondern auch das Übernatürliche in sich zu verwirklichen. Allerdings ist auch dies nur bedingt und mit Einschränkungen wahr.

Dennoch bleibt es wahr, dass die Aufwärtsbewegung die Hauptbewegung der Natur ist. Ein gleichbleibender Zustand ist eine geringere Errungenschaft und, falls vollkommen, eine vorübergehende Vollkommenheit. Es ist eine Vollkommenheit im Reich des Kampfes und im Stil vergänglicher Formen, eine Erfüllung im Königreich von Ashanaya Mrityu – Hunger, welcher Tod ist, Hunger, der erschafft und sich von seinen Schöpfungen nährt. Die Aufwärtsbewegung ist jene, die durch den Tod hin zur Unsterblichkeit führt und in dieser Erde des Körpers das selige und leuchtende Himmelreich verwirklicht. Das Abgleiten ist Zerstörung, Hölle, ein großes Unheil, mahati vinastih. Dies sind die drei von der Gita erwähnten gatis oder Endzustände des Werdens, uttama, madhyama und adhama, der höchste, der mittlere und der unterste Zustand, die der Menschheit zur Auswahl dargeboten sind. An jedem Einzelnen von uns liegt es, seine Wahl zu treffen. Denn so wie wir wählen, wird Gott sich in uns entfalten, und zwar in Richtung auf vorübergehende menschliche Befriedigung oder göttliche Vollendung oder Zersetzung unserer menschlichen Natur in die fruchtbaren Abfallprodukte der Natur.

Die ganze Natur ist demnach ein Schritt hin zur Übernatur, d. h. zu etwas, das für sich selbst natürlich ist, aber übernatürlich für alles, was darunter liegt. Das Leben ist übernatürlich für die Materie, das Mental ist übernatürlich für das Leben, das Ideale Sein ist übernatürlich für das Mental, der Unendliche Geist ist übernatürlich für das ideale Sein. Wir müssen daher das Übernatürliche als unser Ziel anerkennen. Die Tendenz unserer Natur zu der unmittelbar über ihr befindlichen Übernatur ist ein Geheiß der Welt-Macht, dem Folge zu leisten und nicht mit Auflehnung oder Misstrauen zu begegnen ist. Hier hat der Glaube seine Wichtigkeit und die Religion, solange sie unverfälscht ist, ihren unschätzbaren Nutzen, denn unser natürliches Mental hat die Tendenz, in seiner Natur zu verharren, und hegt Zweifel an der Übernatur. Glaube und Religion waren Vorkehrungen der Allweisen Energie, die den natürlichen und nur mentalen Menschen an die Eingebungen der idealen Seele in ihm zu gewöhnen hatte, einer Seele, die am liebsten jetzt gleich aus dem Zwielicht in das Licht, aus dem Tappen im Dunkeln in die Wahrheit, aus den Sinnen und dem Verstand in die Schau und die direkte Erfahrung entrinnen möchte. Das Streben nach oben ist uns also auferlegt, und wir können uns ihm auf die Dauer nicht widersetzen. Früher oder später wird Gott sich unserer bemächtigen und uns diesen steilen, für unsere strauchelnden Schritte so schwierigen Hang hinauftreiben. Denn so sicher sich das Tier hin zum Menschen entwickelt und in seinen wandlungsfähigsten Arten so etwas wie einen menschlichen Charakter erlangt hat, und so sicher der Mensch, nachdem Affe und Ameise einmal erschienen waren, unweigerlich zu folgen hatte, ebenso sicher entwickelt sich der Mensch hin zur Gottheit und kommt ihr in seinen fähigeren Typen ständig näher, erlangt er selbst eine Art von Gottheit. Und es ist ebenso gewiss, dass der Mensch, nachdem das Genie und der Heilige einmal erschienen sind, zwangsläufig in sich und aus sich heraus den Übermenschen hervorbringen wird, den siddha purusha. Diese Schlussfolgerung setzt keine prophetische Gabe oder Offenbarung voraus. Sie ist die unvermeidliche Konsequenz aus allen vorausgegangenen Demonstrationen, die für uns in dem gewaltigen Laboratorium der Natur durchgeführt wurden.

Wir haben die Natur zu transzendieren und Über-Natur zu werden. Aus dem oben Gesagten geht jedoch hervor, dass dies geschehen sollte, indem wir etwas ausnutzen, was noch in der Natur eingeschlossen ist, und wir einer Entwicklungslinie folgen, die die Natur uns zu erschließen versucht. Indem wir unserer gewohnten Natur nachgeben, fallen wir sowohl von der Natur als auch von Gott ab. Indem wir die Natur transzendieren, befriedigen wir den stärksten Impuls der Natur, schöpfen wir all ihre Möglichkeiten aus und steigen auf zu Gott. Das Menschliche berührt zunächst das Göttliche und wird anschließend selbst zum Göttlichen. Aber es gibt auch jene, die die Natur abtöten wollen, um so zum Selbst zu werden. Sollen wir ihnen folgen? Nein, wie groß und erhaben ihr Pfad auch sei, wie ehrfurchtgebietend und blendend ihre Aspiration, denn es ist nicht Gottes Vorhaben mit der Menschheit und deshalb nicht unser Dharma. Mag sagen, wer will, wir hätten die geringere Wahl getroffen. Wir antworten darauf mit den Worten der Gita, sreyan svadharmo vigunah: „Besser ist das Gesetz unseres eigenen Wesens, sollte es auch geringer sein, zu gefährlich das höhere Gesetz eines anderen Wesens.“ Dem Willen Gottes in uns zu gehorchen ist ganz gewiss glückseliger, vielleicht sogar göttlicher, als sich zu den asketischen Höhen des Advaitin und zu einer unsagbaren Selbstauslöschung in einem unbestimmbaren Sein zu erheben. Uns genügt die Umarmung Krishnas und die Herrlichkeit des allmächtigen Busens Kalis. Wir haben die Natur zu transzendieren und zu besitzen, nicht sie abzutöten.

Wie auch immer außergewöhnliche Einzelne sich entscheiden mögen, was wir suchen, ist ein allgemein gangbarer Pfad zur höchsten Verwirklichung für die Menschen – denn ich schlage mit dem Yoga kein individuelles Vorgehen vor, bei dem der Rest der Menschheit keine Rolle spielt –, und da kann es keine Zweifel und kein Zögern geben. Weder die Übertreibungen der Spiritualität noch die Übertreibungen des Materialismus sind unser wahrer Weg. Jede Tendenz im Menschen, die die Natur zu leugnen sucht, wie religiös, erhaben und hehr, von welch blendender Untadeligkeit, welch ätherischem Wesen sie auch sein mag, war und wird stets zum Scheitern verurteilt sein, zu Misserfolg, Enttäuschung, Desillusionierung oder Verkehrung, weil sie ihrer Natur nach für die Masse der Menschen ein vergänglicher Impuls zu einer Übertreibung ist und weil sie sich nicht an die von Gott gestellten Bedingungen hält. Gott hat die Natur als eine Voraussetzung für Seine Selbsterfüllung im Universum geschaffen, und Er hat uns bei dieser göttlichen Selbsterfüllung zu überlegenen Werkzeugen und Helfern auf dieser Erde gemacht. Jede von Menschen ins Leben gerufene Bewegung, die uns heißt, mit unserer gewohnten Natur vorlieb zu nehmen und uns auf die Erde zu beschränken, aufzuhören, uns nach dem Empyreum in unserem Inneren zu sehnen und lieber den Tieren gleich zu leben, unseren Blick voraus auf unsere sterbliche Zukunft zu richten sowie hinab zur Erde, die wir bestellen, nicht aber hinauf zu Gott und auf unsere noch nicht erlangte Vollkommenheit – jede solche Bewegung war und wird stets zu Überdruss, Versteinerung und Stillstand oder einer plötzlichen und heftigen Reaktion der Übernatur verurteilt sein. Denn auch sie ist für die Masse der Menschen ein vergänglicher Impuls zu einer Übertreibung und läuft dem Vorhaben Gottes in uns zuwider, der in unsere Natur eingetreten ist und verborgen in ihr wohnt und der uns durch eine heimliche, instinktive und unwiderstehliche Anziehungskraft zu Sich zieht. Materialistische Bewegungen sind noch widernatürlicher, noch anomaler als die asketischen und weltverneinenden Religionen und Philosophien, denn diese führen uns zumindest aufwärts, auch wenn sie für die menschliche Natur viel zu schnell und zu weit gehen, während der Materialist unter dem Vorwand, uns zur Natur zurückzuführen, uns in Wirklichkeit gänzlich von ihr wegführt. Er vergisst oder übersieht, dass die Natur nur phänomenal Natur, tatsächlich aber Gott ist. Das göttliche Element in ihr ist das, was sie am reinsten und wahrhaftigsten ist. Alles andere ist bloße Frist und Bedingung, bloßes Verfahren und Stadium innerhalb ihrer gesamten stufenweisen Entfaltung der geheimen Gottheit. Ebenso vergisst er, dass die Natur noch in der Evolution begriffen ist und nicht schon voll evolviert, weshalb das, was wir jetzt sind, niemals ein Kriterium für das sein kann, was wir einmal sein werden. Das Übernatürliche muss schon der reinen Logik der Dinge zufolge der Zweck und das Ziel ihrer Entwicklung sein.

Deshalb müssen wir als erstes lernen, nicht in die Natur verstrickt, von ihr umgarnt oder an sie gefesselt zu sein, aber andererseits auch nicht auf sie wütend zu sein und sie abzutöten, falls wir vollendete Yogis werden und unserer göttlichen Vollkommenheit gefahrlos entgegengehen wollen. „Alle Wesen, sogar die Weisen, folgen ihrer Natur; was soll es helfen, ihr Gewalt anzutun?“ Prakrtim yanti bhutani, nigrahah kim karisyati? Dabei ist alles so nutzlos! Fühlst du dich an sie gebunden und lechzt nach Freiheit? In ihrer Hand allein befindet sich der Schlüssel, der deine Fesseln lösen wird. Steht sie zwischen dir und dem Herrn? Sie ist Sita; bete zu ihr, sie wird zur Seite treten und Ihn dir zeigen. Aber maße dir nicht an, Sita von Rama zu trennen, sie auszusetzen auf ein fernes Lanca unter Bewachung von gewaltigen Selbstkasteiungen, um Rama für dich allein zu haben in Ayodhya. Wenn du willst, so ringe mit Kali; sie mag einen guten Ringer. Aber ringe nicht lieblos oder aus bloßem Widerwillen und Hass mit ihr; denn ihr Missvergnügen ist schrecklich, und wenngleich sie die Asuras liebt, so tötet sie sie doch. Gehe lieber mit ihrer Hilfe und unter ihrem Schutz, gehe mit einem rechten Verständnis ihres Wesens und mit einem wahren und unbeugsamen Willen. Sie wird dich, auf was für Umwegen auch immer, stets sicher und aufs weiseste hinführen zu der Allseligen Persönlichkeit und der Unbeschreiblichen Gegenwart. Die Natur ist Gottes eigene Macht und führt diese Unzahl von Wesen durch die Nacht und die Einöde und die Gebiete des Feindes zu ihrem geheimen, versprochenen Erbe.

Die Übernatur ist also in jeglicher Hinsicht unser Ziel im Yoga: Ein natürlicher Bestandteil der Welt zu bleiben und doch die Natur im Inneren zu transzendieren, so dass wir sie sowohl innerlich als auch äußerlich frei und als Herr, svarat und samrat, besitzen und uns an ihr erfreuen mögen, Symbol zu bleiben in einer Welt der Symbolwesen und doch durch das Sinnbild das Versinnbildlichte zu erreichen, es zu verwirklichen, ein Ausdruck des Menschlichen zu bleiben, ein Mensch unter Menschen, ein lebender Körper unter lebenden Körpern, ein in dieser lebenden Materie wohnendes mentales Wesen, manus, unter anderen verkörperten mentalen Wesen, in unserem äußeren Wesen alles zu sein und zu bleiben, was wir dem Schein nach sind, und doch darüber hinauszugehen und im Körper das zu werden, was wir in unserem verborgenen Selbst in Wirklichkeit sind, nämlich Gott,Geist, höchstes und unendliches Sein, reine Seligkeit göttlicher Freude, reine Kraft göttlichen Handelns, reines Licht göttlichen Wissens. Unser ganzes sichtbares Leben hat nur einen symbolischen Wert, ist gut und notwendig als ein Werden, doch alles Werden hat Sein zu seinem Ziel und zu seiner Erfüllung, und Gott ist das einzige Sein. Göttlich zu werden in der Natur der Welt und im Symbol des Menschen ist die Vollendung, für die wir erschaffen wurden.

* * *

Kapitel 4

Die Fülle des Yoga im Bedingten

Wir sind aufgefordert, über unsere menschliche Statur hinauszuwachsen und göttlich zu werden. Um aber dies zu tun, müssen wir als erstes Gott erreichen, denn das menschliche Ego ist der geringere, unvollkommene Zustand unseres Seins, Gott ist der höhere, vollkommene Zustand. Er ist im Besitz unserer Übernatur, und ohne Seine Zustimmung ist kein effektiver Aufstieg möglich. Das Endliche kann nur unendlich werden, wenn es seiner eigenen verborgenen Unendlichkeit gewahr wird und sich von ihr angezogen oder zu ihr hingezogen fühlt. Ebensowenig kann das symbolische Wesen aus eigener Kraft die Grenzen seiner scheinbaren Natur überschreiten, es sei denn, es erblickte das Wirkliche Wesen in sich, liebte es und setzte ihm nach. Als ein besonderes Werden ist es festgelegt auf die Natur des Symbols, zu dem es wurde. Nur indem es von dem angerührt wird, was alles Werdende ist und über alles Werdende hinausgeht, kann es von der Bindung an seine eigene begrenzte Natur befreit werden. Das aber, was das Ganze ist und über das Ganze hinausgeht, ist Gott. Deshalb kann uns einzig und allein die Erkenntnis Gottes, die Liebe zu Ihm und die Besitznahme Seiner freimachen. Allein Er, der transzendent ist, kann uns dazu befähigen, uns selbst zu transzendieren. Allein Er, der allumfassend ist, kann uns über unser begrenztes So-sein ausweiten.

In dieser Notwendigkeit liegt die Berechtigung jener großen und unvergänglichen Kraft der Natur, auf die der Rationalismus zu Unrecht und irrational mit Verachtung herabschaut: die Religion. Ich spreche von Religion und nicht von einem Glaubensbekenntnis, einer Kirche oder einer Theologie, denn diese sind weniger das Wesen der Religion und nicht einmal in jedem Fall wirklich religiöse Handlungsweisen, als vielmehr bloße Formen von Religiosität. Ich spreche von jener persönlichen und intimen Religion, die eine Sache des Temperaments, des Geistes und des Lebens ist, nicht aber der Anschauungen und formalen Handlungen, und die einen Menschen leidenschaftlich und ausschließlich zu seiner eigenen Schau des Höchsten oder zu seiner eigenen Idee von etwas Höherem als ihn selbst hinzieht, dem er zu folgen oder zu dem er zu werden hat. Ohne eine inbrünstige Verehrung des Höchsten im Herzen, eine starke, aufwärtsgerichtete Sehnsucht nach Ihm im Willen oder ein ungestümes Verlangen nach Ihm im Charakter können wir nicht den Auftrieb dazu erhalten, anders zu werden als wir sind, noch die Kraft dazu, etwas so Schwieriges zu unternehmen wie das Überwinden unserer eingewurzelten menschlichen Natur. Wenn die Propheten sprachen und die Avatare herabkamen, geschah dies stets mit der einzigen Absicht, uns zu Gott zu rufen, uns zu beflügeln, dieser großen, an unsere aufstrebenden Energien gerichteten Aufforderung Folge zu leisten oder aber um etwas in der Welt vorzubereiten, das die Menschheit dem Ziel ihrer beschwerlichen, emporführenden Reise näherbringt.